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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950126017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895012601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895012601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-01
- Tag1895-01-26
- Monat1895-01
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Bezugs-Preis «n der Hauptexpeditton oder den im Stadt bezirk und de» Vororten errichteten Vlus- vobrstellen obgeholt: vierteljährlichst 4.50. bei zweimaliger täglicher Zustellung in- H««S 550- Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,ädrlich X 6.—. Dirrctr tägliche Krenzbandirodung tu- Ausland: monatlich 7.50. DieMorgen-AuSgabr erscheint täglich '/,7Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag« 5 Uhr. Ledartion und Expedition: Jshanne-gasse 8. Die Expedition ist Wochentag« nnunterbroche» geöfsnee »o» früh 8 bl« Abend« 7 Uhr. Morgen-Ausgabe Filialen: Ott« Me««'« Sorttm. (Alfred Haha), UniversitätSftraße 1. Laut« Lösche» Kathariueuftr. 1«, Part, und KöntgSplntz ^ nWäerMgeM Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Kandels- und Geschäftsverkehr. NnzeigemPreiS die 6 gesvalrene Petitzeile 20 Pfg. Neclamrn unter dem RedocttonSstrich l.4g»- spalten) 50 >4- vor den Familiennachrichte» (6 gespalten l 40^. Erößere Schriften laut unserem PwG» »erzeichniß. Tabellarischer und Mirnhitz »ach höherem Daris. Etztra-Beilagen (gefalzt), nnr mit de, Morgen - Aurgabe, ohne Postbesördernaa SO.-, nnt Postbeförderung ^l 1V.—. Annahmeschlvß fir Änzrizen: Abend-Ausgabe: BornnttagS 10 Uh». Margen-Auigabe: Nachmittag« 4UH«. Sonn- und Festtag« früh Nhr. Lei den Filialen und Ännahmeftella» je «dt« halbe Stunde früher. Vareigen find stets an di« Expedttt»» zu richten. ^°47. Sonnabend den 26. Januar 1895. Druck »nd Verlag von E. Polz i» LeiUig 89. JahrganK Zur gefälligen Seachlung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den SV. Januar, Vormittags nur bis '/-!> Uhr geöffnet. LxpedMoL üe8 I^elpLl^er I'aAtzdlattes. Amtliche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sitzung -er Handelskammer Montag, den 28. Januar 1895. Nachmittags 5 Uhr in deren Sitzungssaal, Neue Börse, Tr. I. Tagesordnung: 1. Registrande. 2. Wahl eines Mitgliedes. 3. Wahl eines Vertreters beim Deutschen Handelstage. 4. Berichte des Handelsgesetzgebungs»Ausschusses über u) die Verordnung des Kgl. Ministeriums des Innern, Begutachtung der Abänderungs-Vorschläge zur Eoncurs-Ordnung betr.; b) die Verordnung desselben, den Gcsetz-Entwurf zur Bekämpfung des nnlantercn Wettbewerbs betr.; e) das Ersuchen des Land-Gerichts zu Hamburg um Erstattung eines Gutachtens über das Bestehen eines Handelsgebrauchs im Handel mit zugerichteten Ranchwaaren. 5. Bericht des Zoll- und Steuer-Ausschusses über das Gesuch der Leipziger Leder-Jndustriellen, die Frage der Einführung eines Zolles ans Lucbracho-Holz betr. 6. Bericht des Kramer-Stiftungs-Ausschusses über die ander weite Bcrmiethnng einiger Geschäftsräume im Bam- bcrgcr Hof. Lhomasschule. Zu der Montag den 28. Januar, Vormittags 10 Uhr, statt findenden Feier des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers beehre ich mich hierdurch ergebenst einzuladen. Leipzig, am 26. Januar 1895. - vr. Jungmann. Städtische Fortbildungsschulen für Knaben. Am Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers findet in der I., II., III. und I V. Fortbildungsschule Vormittags '/,11 Uhr, in der gastgewerblichen Abtheilung und den Bäckerclassen der I. Fort bildungsschule am Montag, Sen 28. -. M., Nachmittags 4 Uhr ein FcstactuS statt. Zur Thciinahme an demselben beehren sich ergebenst einzuladen Leipzig, den 26. Janiiar 1895. die Direktoren. Buchdrucker-Lehranstalt. Zu der Sonnabend, den 26. Januar, Abends 7 Uhr in der Aula der III. Bürgerschule, Johannisplatz, stattsindenden Aest-Keier (Festredner: Herr Haserkor») aus Anlaß des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers gestattet sich im Namen des LehrercollegiumS hiermit alle Freunde und Gönner der Anstatt ganz ergebenst ein zuladen Leipzig, den 25. Januar 1895. Vr. O. Kraucher, Director. „Fnrstenthnm Schwar;dnrg-SonderShausen". Nutzholzversteigerung. Freitag, den 15. Februar er., von Bormittags 10 Uhr ab werden im Gaslhof „Zur Tanne" in SonderShansrn die in den Hainleiter Fürstlichen Forsten Bebra, Oberspier, Holzengel, Hagclbich, Stockhauscn und Jecha geernteten Nutzholzstämme: Nathbttchc: 1050 cbm I. El. und 450 cbm II. El., Eiche: 920 ebm, Ahorn: 48 ebw, Hainbuche: 22 edm, Esche: l5»ed»,, Linde: 13 cbm, Elsbeere: 9 cbm, Birke und 9 ebm, er: 48 rm Eichcn-Nutzscheite, 4'/s rin Hainbuchen- und Eschen Nntzscheite öffentlich meistbietend verkauft werden. Nach erfolgtem Zuschläge ist der vierte Theil des Steigerpreises sofort anzuzahlen. Die weiteren Verkaufsbedingungen werden vor Beginn der Licitation bekannt gemacht. Nummerverzcichnisse werden auf Verlangen gratis geliefert. Die Besichtigung der Hölzer kann nach vorauSqegangcner Anzeige bei den betreffenden Nevierverwaltungrn unter Führung eines sorstorts kundigen Mannes erfolgen. Sondershausen, 23. Januar 1895. Fürst«. Schwarzb. Forstamt. ferner: Holz-Verkauf. Folgende im diesseitigen Forstrevier Aleischerwer-er ringe schlagene Nutz- und Brennhölzer, als 56 eichen Rutzstücke, Stärke bis 92 cm, Länge bis 13 m. 40 rüstern Nutzstücke, Stärke bis 42 cm, Länge bis 14 w, 10 Stück schwächere Eschen, 40 rm eichen Kloben. ' l4 - - Knüppel, 97 - - Ttockholz, 24 - rüstern Knüppel, 200 - verschiedenes Hart-Neisig, sollen am Donnerstag, den 31. Januar 1895, von Bormittags 10 Uhr ad. im Aorsthanse Fletschcrwerder, beziehungsweise im Holzschlage öffentlich meistbietend unter den vor Beginn deS AuSgrbots bekannt zu machenden Bedingungen verkauft werden. Sammelplatz im Aorsthanse Aleischerwerder. Wittenberg, den 17. Januar 1895. Der Magistrat, vr. Schirmer. Concursverfahren. Ueber das Vermögen des Kürschner- Ferdinand NicherS zu Weitzenfel» ist heute Mittag 1 Uhr 5 Minuten da» LoncurS- verfahren eröffnet und der offene Arrest erlassen. Toncursverwalter: Kaufmann Otto Krancke hier. Anmrldr- und Anzrigrfrist bis zum 15. März 1895. Erste Gläubigerversammlung und Prüfungstermin am 29. März 1895, Vormittag- 11 Uhr. Weißenfels, den 24. Januar 1895. Königliche« Amtsgericht, Atthl. I. Zum Gesetzentwurf gegen Len unlauteren Wettbewerb. R. Nachdem die Reichsregierung den Gesetzentwurf zur Bekämpfung deS unlauteren Wettbewerbs zu dem anerkennens- werthen Zwecke, denselben der öffentlichen Kritik zu unter- -reiten und Verbesserungsvorschläge zu provociren, veröffent licht, die sächsische Regierung sich sogar officieU an die be rufenen Vertretungen des Handels und Gewerbes gewendet >at, mit dem Ersuchen, ihre Wünsche, deren Berücksichtigung in dem Gesetze angezeigt erscheine, vorzutragen, möchten wir vom juristisch-technischen Standpunkt aus die Aufmerksamkeit auf einen Punct hinlenken, von dessen zweckmäßiger Aus gestaltung die praktische Wirksamkeit deS Gesetzes wesentlich abhängen würde. Der Entwurf will sich zwei Mittel zur Bekämpfung der coneurreuce ckölo^als dienstbar machen. Er will die straf rechtliche Verantwortlichkeit und die cioilrechtliche Schadens ersatzpflicht construiren, erstere im Wesentlichen dort, wo ohne Rücksicht auf einen anderen bestimmten einzelnen Lrwerbsgenossrn der unredliche Mitbewerber mit unlauteren Mitteln an das Publicum sich wendet, letztere dort, wo er in verwerflicher Weise in den Kreis der durch geschäftliche Tüchtigkeit und Reellität wohlerworbenen Geschästsdeziehungen des Einzelnen eindricht. Der dieser Unterscheidung zu Grunde liegende gesetzgeberische Gedanke ist in sich richtig, weil die allgemeine Rechtsordnung in höherem Grade des pecifisch öffentlichen strafrechtlichen Schutzes bedarf als der .lebergriff in die private Rechtsspbäre des Einzelnen, dessen Abwehr sachgemäßer dem Beschädigten selbst überlassen Uriben muß. Solchen civilrechtlichen Schutzmaßregeln im Princip den erhofften Erfolg abznsprechen, wäre auch verfehlt. Denn die ranzösische Rechtsprechung ist bekanntlich des unlauteren Wett- >ewerbs gerade durch civi lrechtliche Maßnahmen, nämlich durch die Anerkennung der Schadensersatzpflicht, Herr ge worden. Faßt man aber die Grundsätze und die Richtung ins Auge, in denen unsere Civilrechtsprechung gerade in SchadenSersatzproceffen sich bewegt, so liegt die Befürchtung nahe, daß, soweit daS Civilrecht als Kampfmittel aufgerufen wird, daS Gesetz in den meisten Fällen versagen würde, wen«' hier der Entwurf nicht eine zweckgemäße Ausgestaltung erführe. Unsere Gerichte verlangen in durchgängiger und con- stanter Praxis zur Begründung eine» Schadenersatzanspruches außer dem Nachweise des Schadens an sich auch noch die Darlegung der Höhe desselben in drtaillirtester Weise. Sie Heben dem freien richterlichen Ermessen nur in den seltensten Fällen Raum und würden auch unter Geltung des neuen Gesetzes, fall» der geschädigte Erwerbsgenosse nicht zahlen mäßig und unter genauester Darlegung deS ursächlichen usammenhanges auch die Höhe deS Schadens nachweist, die -chadenSersatzpflicht zwar im Princip anerkennen, aber mangels Nachweises der Höhe des Anspruches zur Klag abweisung gelangen. Nach unserer Proceßordnung muß der Klaganspruch der Höhe nach genau fixirt sein. Würde der Kläger also z. B. 1000 »L Schadensersatz verlangen, so fragt der Richter: „Warum gerade 1000, und nicht 500, oder 10 000*6? Wenn Du mir nicht darlegen kannst, warum Du gerade 1000 ^ verlangst, weise ich Dich ab." Der §. 260 der Civilproceßordnung bestimmt zwar aus drücklich: „Ist unter den Parteien streitig, ob ein Schade ent standen ist, und wie hoch sich ein Schade oder ein zu ersetzendes Interesse belaufe, so ent scheidet hierüber daS Gericht unter Würdigung aller Umstände nach freier Ueberzeugung." Wer aber Kraft seine- Berufes unserer CivilrechtSpflege nahe steht, wird es bestätigen, daß aus übergroßer Aengst- lichkeit von dieser Befugniß, ..er aequo st bouo" zu ent scheiden, in unserer jetzigen Gerichtspraxis so gut wie gar kein Gebrauch gemacht wird. Die Gerichte fordern vielmehr durchgängig vom Kläger die Heranschaffung und Darlegung so vieler „umstände", die ihnen als Grundlage ihrer „freien" (!) Ueberzeugung dienen sollen, daß fast überall da, wo der Schade zwar auf der Hand liegt, seine Höhe sich aber schwer „sub- stanzüren" läßt, von der Anstellung de- Schadensersatzprocesies überhaupt Abstand genommen wird. Schafft das Gesetz wenigsten- für die Materie de- unlauteren Wett bewerbs hier keine Abhilfe, so kann eS leicht kommen, daß vielfach alles beim Alten bleibt. Denn eS ist, namentlich wo eS sich hier um die besseren Elemente der Handel und Gewerbe treibenden Kreise handelt, nicht Jedermann- Sache — soweit die- überhaupt zulässig ist — mit Denunciationen an die Strafgerichte heran- zutreten. Zu einem Civilproceffe würde sich der anständige Kaufmann viel leichter entschließen. Er läuft hier aber Ge fahr, zum Schaden noch den Hohn zu ernten, den Proceß zu verlieren und noch obendrein die hohen Gerichtskosten zahlen zu muffen. Deshalb möchten wir hier die Einschaltung einer pro- ceffualen Bestimmung befürworten, etwa dahin gebend, daß dem Gutachten de- Erwerbsgenoffen und dem Schätzungseide de- Kläger- größerer Raum geschaffen wird, daß insbesondere, wo das Vorhandensein der Schädigung im Princip feststeht, der Sachverständige auch dann zu vernehmen ist, wenn die Grundlagen, auf welcher sich seine Vernehmung bewegen soll, nicbt bi- in die kleinsten Detail- dargelegt sind. Eine Gefahr für den Beklasten wäre von solchen Bestimmungen nicht zu befürchten, weil dem Richter nicht die Befugniß verschränkt zu werden braucht, eine etwaige Ueberschätzung deö Schaden- auf da- angemessene Maß zurückzuführen. IM Zabr- >87» di- F°rd-iunz d-r >-an auf eine hohenzollernsche Eandida ^. ^Hrte Herr Lieb sondern sie auch k°rmell verleugn . ^ses in der „Neuen knecht nn „Vorw^ - ,,^er -versa,, . nicht, daß Z-il- ist mi, d-» Td-Ismt-n »» König« »mw-nd-Inng d-r A-«k- m dl- Deutsches Reich. ID Berlin, 25. Januar. ZumBierboycott hatte bekäntlich der ständige Mitarbeiter der socialdemokratischen „Neuen Zeit", F. Mrhrina, in Nr. 15 derselben geschrieben, daß die Braue reien eine formelle Verleugnung de- Rixdorfer BolkSversamm- lungSbeschlusseS verlangt und damit eine Forderung gestellt hätten, die ebenso eine Kriegserklärung gewesen sei, wie Fäi! ch..n g °d.r E-N°r D NUN IN der „Neuen Zeit den gegr (Lbesredacteur °/rin»ß."dU» ^ Vergleich nicht einmal mittelbar berührt habe. Dagegen muff ^ den peinlichen Vorwurf, in der „Neuen Zeit" über Tha - fachen zu schreiben, mit denen ich mich nicht vertraut gemach babe entschieden zurüchweisen. Es ist nicht rielstig- daß französische Gesandte die ablehnende Antwort des ^n'gs von Preußen auf jene Forderung nicht als Kr,egserNarimg aufgesaß hatte und die Angelegenheit für erledigt h'elt. Er sagte am Zuli 1870 Abends 6 Uhr, nach dem Bericht deS Fluge, L-Lm-- L-° R-'zi«.° -Aul di- d°° au die Ankunft deS Grasen Bismarck ,n Ems auch tur den nächsten Tag bestimmt nicht zu rechnen Graf Benedetti, sich seinerseits be, dieser Erklärung Sr. Majestät des Königs beruhigen zu wollen. .Benedetti verzichtete damit auf eine persönliche AuNenz beim Kon g, erklärte aber keineswegs die Angelegenheit für erledigt, womit er seinen Instructionen schnurstracks zuwider gebandelt hatte. An demselben 13. Juli beantwortete der sranzoji,che Minister des Auswärtigen die Frage der englischen Regierung, was er als endgiltige Beilegung der Angelegenheit zu acceptiren gesonnen sei, mit der schriftlichen Erklärung: >ous ckemauclous cku Roi äs kru8so sie lttkeuckre un I'rmco äo Uobeiuolterü äs reveulr sur la r^olutton. L'ü ls tait. Wut 1'inelckeiit est teroüo6. Und wieder an demselben Tage, Abends VrlO Uhr, also vierthalb Stunden, nachdem der fran zösische Gesandte den Conflict für beseitigt erklärt habe" Beauftragte der Minister des Auswärtigen' den f: ««>,>.fE-., Gesandten, „noch eine letzte Anstrengung beim Könige" zu machen. Hierauf telegraphirte Benedetti am 14. Juli zuruck: „Nach der Erklärung, die mir der König gestern durch einen einer Adjutanten machen ließ, konnte ich mich nicht nochmals an Se. Majestät wenden. Ich bade heute früh eine Unter- wltung mit dem Minister des Innern benutzt, um ihm auf Grund Jbrer letzten Erklärungen genau zu sagen, wie w,r uns die Bürgschaft für die Zukunft denken." Damit ist die mündliche Aeußerung Benedetti's zu dem Fürsten Radziwill, sowie dieser sie überliefert hat, hinreichend erläutert und gleichviel, wie es darum stehen mag: die französische Regierung hat die Angelegenheit mit der ablehnenden Antwort des Königs vonPreußen nie für erledigt gehalten. — Demgemäß ist es vollkommen richtig, wenn ich schrieb, daß die Politik der hiesigen Brauereien „ebenso eine Kriegs erklärung" gewesen sei, wie die Politik der französischen Regierung im Jahre 1870. In beiden Fällen wurde ein Ultimatum gestellt. Las dem Gegner eine ehrlose Handlung zumuthete und, wenn e- abgelebnt wurde, den Krieg zur Folge haben mußte. . . * Berlin, 25. Januar. Die „aufdringliche Nudität" der Justitia am Präsidentenstuhle des Reichstag-, die jüngst in der Presse von gewisser Seite gebrandmarkt wurde, ist am Mittwoch von mehreren Mitgliedern des Hauses, denen wahrscheinlich bisher die „Unmoralität" deS Bildwerks nickt ausgefallen war, in Augenschein genommen worden. Besonders bemerkt wurde es, daß zu gleicher Zeit Herr v. Bennigsen und der EentrumSabgeordnete Vr. LingenS mit dem Präsi denten v. Levetzow Bemerkungen über die Justitia aus tauschten. TaS Antlitz des bekanntlich sehr frommen Herrn LingenS, der im Reichstage als Specialist für Fragen bekannt ist, bei denen es sich um den Schutz der Sittlichkeit handelt, spiegelte absolut keine Entrüstung wieder; im Gegentheil durfte man aus dem vergnügten Lächeln deS Reichstags- Abgeordneten den Schluß ziehen, daß er die Figur für durchaus harmlos halte. Und in der That, etwas Harmloseres als diese „ausdringliche Nudität" ist kaum zu denken. Die Justitia ist oben an der Rückenlehne des PräsidentenstuhleS in Holzschnitzerei angebracht, so daß sie in ihrer matten Färbung keineswegs auffällig hervortritt. Sie präsentirt sich als eine allerdings unbekleidete weibliche Figur von etwa einem Fuß Höhe, die auf der Schulter einen Waagebalken trägt, an dem die beiden Waagschalen hängen. Sie bat also eine entfernte Aehnlichkeir mit einer harmlosen Wasser- trägerin. Es müßte schon ein moralisch sehr herunter gekommener Mensch sein, der sich durch diese Figur von den ernsten Arbeiten de- Hause- zu sündigen Gedanken ablenken ließe. Und deshalb sollte man sich zweimal besinnen, ebr man die „Nudität" entfernte. X. Berlin, 25. Januar. (Telegramm.) Da- Kaiser» paar unternahm heute Vormittag einen gemeinschaftlichen Spaziergang im Thiergarten. Auf der Rückkehr fuhr der Kaijer beim Reichskanzler vor und verweilte einiae Heit dessen Palais. Mittags 12 Uhr fand im Schlosse die feierliche Nagelung und Weihe der dem 2. Leib-Husaren- Regiment verliehenen neuen Standarte statt Nach s^d im Elisabeth - Saal des königlichen Schlosses e,ne größere Frühstückstafel statt, zu der zahlreiche Einladungen ergangen waren. Abends 8 Uhr Ü"*? Kaffrrpaar einer Einladung de- groß- britannischen BotschaftrrpaareS zum Diner folgen" -- , brüte Mittag der Nage- lung und Weihe der dem 2. Leib-Husaren-Regimrn» verliehenen ^ dn und nahm im Anschluß daran an dem Frühstück beim Kaiserpaare Theil. Der Erbprinz und die von Mein.ngen sowie der Herzog von ^N"'^°burg-G°tl)a sind heute hier eingrtroffen und haben ,m Pala.s der Kaiser,n Friedrich Wohnung genommen ^ Berlin, 25. Ianuax. Gestern fand bei dem Staats- secreta.r des Auswärtigen Amts Freiberrn von Marschau größeres Essen statt dem u. A. der österreichisch ungarische Botschafter mit Gemahlin, der spanische Bot- chafler, die Gesandten von Dänemark, Belgien, Baden und andere Mitglieder des diplomatischen EorpS beiwohnten. Berlin, 25. Januar. (Telegramm.) Der „Nordd. Allg- Ztg" zufolge hat der Reichskanzler eine Unter suchung angeorbnet, um feststellen zu lassen, wie weit die in per Presse geäußerten Besorgnisse über die bevorstehenden Hochwassergefahren, insbesondere an der Weichsel und dem Rheine, nach Lage der Verhältnisse an den Hauptstromen Preußens gerechtfertigt erscheinen. 8. Berlin, 25. Januar. (Privattelegramm.) Wie die „Ostprenß. Ztg." hört, baden in Berlin auf Anregung des Oberpräsidenten Grafen zu Stolberg Besprechungen über einen Antrag auf die Einführung von allgemeine» Staffel tarifen, insonderheit für Getreide und Vieh und für künst- iche Düngemittel, stattgefunden. B. Berlin, 25. Januar. (Privattelegramm.) Wie die „Allg. Marine- und Handels-Eorr." berichtet, besteht die Aussicht, daß auch in Vegesack (an der Unterweser) eine »eutschc Gesellschaft für Hochseefischerei ins Leben treten wird. — Aus dem stenographischen Bericht über die Rede des rin Schatzsecretairs Grafen PvsadowSky betreffs des Quebracho- zollö wird folgende Bemerkung nachträglich Hervorgeboben: „Im Uebrigen stehen die verbündeten Regierungen durchaus auf dem Standpunkt: ein Arcanum, der Landwirlhjchaft generell zu Helsen, giebt es nicht, sondern nur eine wohlwollende Tetail- arbeit von Fall zu Fall kann den Wünschen der Landwirthschast entgegenkommen; ein solcher an sich sachlich berechtigter Wunsch ist unzweifelhaft der Schutz des Schälwaldes, bei der wirthschaftlichen Bedeutung, die er namentlich sür Gebirgsgegenden hat." Der Antrag Kanitz „oder etwas Aebnliches" soll nach der Meinung seiner Dertheidiger bekanntlich ein solchesArcauum s«in. — Nachdem seit etwa einem Jahre das Aufrücken der SecondelieutenantS der Fußartillerie in das höhere Gebalt des etat-mäßigen Lieutenants lediglich nach dem Dienstalter und nicht mebr, wie früher, nach abgelegter Be- rusSprüsung zum Artillerie-Officier erfolgt, ist die gleiche Maßregel nun auch beim In gen i eur- und Pioniercorp« zur Einführung gelangt. Hie Regelung dieses AufrückepS erfolgt nach dem Stande vom 1. Januar d. I., jedoch ist damit eine Aenderung der Bestimmung, nach welcher die De- (ördenlng zum Premirrlieutenant nur nach abgelegter. Be- rufsprüsung zum Ingenieur-Officier geschehen kann, nicht verbunden. — Auch der Fürst von Waldeck begiebt sich demnächst nach Berlin. * Bromberg. 24. Januar. Der hiesige deutsch frei sinnige Verein hat sich in seiner letzten Sitzung sehr energisch gegen den neuen Verein zum Schutze des D rutscht hu ms in den Lstmarken erklärt. Die Motivirung lautet: Der neue Verein rufl nur Zwietracht zwischen Deutschen und Polen hervor und schädigt die Gewerbetreibenden und Geschäfts leute. eS habe in Folge deö Auftretens dieses neuen Vereins der Nationalitätenbaß schon merkwürdige Blüthen getrieben. Die Deutschfreisinnigen wären gute Deutsche, aber sie wollten mit den Polen nicht in Unfrieden leben. Die Freisinnigen würden daher dem neuen Verein fern bleiben, da sie sich für den Nationalitätenbader, den Fürst Bismarck von Neuem in Varzin entfacht babe, nicht erwärmen könnten. Von den klerikalen und sonstigen polenfreundlichen Blättern wird dieser Beschluß mit einer Genugthuung verzeichnet, zu deren Größe die Bedeutung des hiesigen deutschfreisinnigen Vereins im umgekehrten Verbältniß steht. Der deutschfreisinnige Verein ist ein durchaus unbedeutendes Eonventikel, dessen politischer Einfluß seit längerrr Zeit schon lediglich auf den ganz engen Kreis seiner Angehörigen beschränkt ist. * Tortmund, 24. Januar. Die königliche Regierung bat den Antrag der bischöflichen Behörde in Paderborn, für Dortmund eine Niederlassung der Franziskaner zu ge statten, genehmigt. * Köln, 24. Januar. Das Central-Wahlcomit« der Kölner Centrum-Partei hielt gestern eine stark besuchte Sitzung ab. Man beschäftigte sich u. A. mit der Kölner BiSmarck- Feier. Nach einer sehr eingehenden Erörterung der be kannten Vorgänge wurden, der „Köln. BolkSztg." zufolge, einstimmig folgende Resolutionen angenommen: 1) Das Kölner Wahlcomitö der Centrumspartei hätte eine weiter- gehende Zurückhaltung gegenüber der bevorstehenden Bi-marck-Frier von Seiten der zur Lcntrumspartei gehörigen Mitglieder des Kölner Stadtverordnetrn-Collegiums für angezeiat kracktet, wobei aber an erkannt wird, daß die Bewilligung des für die städtische Feier ver- langten Betrages nur unter Vorbehalt und unter gewissen Voraus- setzungen erfolgt ist. 2) TaS Toinits nimmt mit Genugthuung Act von der Erklärung des Stadtverordneten Karl Trimborn, daß mit dieser Bewilligung eine active Betheilizung an der Feier nicht beabsichtigt grwesni sei. 3) TaS ComitS erklärt die Angriffe, welche gegen die der CentrumSpartei angehörigen Mitglieder de« Kölner Stadtverordneten- Collegiums in einzelnen Centruin-blättern erhoben worden sind, als weit über daS Ziel hinauSschießend, mißbilligt aufs Schärfste die gegen Parteigenossen angewandte, persönlich verletzende Form dieser Angriffe und weist dieselben, soweit sie zugleich einen falschen Schein aus die Leitung der Kölner Centtum-partet za werfen geeignet find, als ungerechtfertigt entschieden zurück. Der Eiertanz, den, wie au- Vorstehendem sich ergiebt, da-Central-Wahlcomit6 der Kötner CentrumSpartei aufführt, dürste von den nationalczesinntrn Katholiken Köln- ebenso verurtheilt werden wie von der fanatischen Bonner „Deutschen Reichszeitung". * Tarmstadt, 25. Januar. (Telegramm.) Diezweite Kammer lehnte mit 29 gegen 16 Stimmen den Gesetz entwurf, betr. die Organisation de- Forstschutzrs, ab «nd nahm den Antrag auf Revision de- katholischen OrdeaS- ges ehe- gegen 14 Stimmen an. Ferner bewilligte die Kammer mit allen gegen 7 Stimmen die hausaeseNliche Dotation im Betrage von 34 286 »F für die Prinzessin Alix, die jetzige Zarin. Abgeordneter Osanu und Genossen brachten einen Antrag ein, welche die Neuorganisation der höheren hessischen Staatsbehörden bezweckt. * Tnhingen, 24. Januar. Nach einem Anschlag am schwarzen Brett der Universität haben 27 studentische Cor- porationrn (die zwei katholischen haben sich nicht he- theiligt) einstimmig beschlossen, an der für Bismarck geplanten Huldigung thrilzunrhmen.
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