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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950126027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895012602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895012602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-01
- Tag1895-01-26
- Monat1895-01
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Dtr Lrpedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet v»v ftüh 8 bä» Abend» ? Uhr. Filialen: vtt» Me««'» Sortim. «llfre» Ha-»^ Universitättstrah» 1, L-ui» Lösche. Nathartneastr. 14. vort. und Königsplatz 7. Abend-Ausgabe MMgerIagMall Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte. Handels- und Geschäftsverkehr^^ Anzeigen-PreiA Nr 6 gespaltene Petitzelle 2L> M- Reklame» »ater den, Redattionsstnch (»G« spalten) bO^, vor den Familteniiachrtchtt» (8 gespalten) 40 Vtttßere Schriften laut unserem PatG» «erzeichoiß. Tabellarischer nnd Zifferusatz nach höherem Tarif. Srtra-Vellageu (gefalzt), nur mit de. Morgen »Ausgabe, ohne Postbesord«»»- SO.—» mit Postbrsörderimg ^l 7L—. Ännatsmeschlnß für Änzeize«: Abend-Ausgabe: Vormittag» 1V Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh V,9 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je et»« halbe Stunde früher. Anreisen sind stets an die Tr-edttt«» zu richte«. Druck und Verlag von E. Pol» t» Leipzig ^ 48. Sonnabend den 26. Januar 1895. 8S. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, de» 27. Jannar, Vormittags nur bis '/»8 Uhr geöffnet. LxpeMlou i1«8 I-.ejpLiAjer ^axedlatteL. Das Tabakkeuergesetz. Der neue Entwurf eines Tabaksteuergesetzes, wie er dem Reichstage soeben zugcgangei, ist, deckt sich im Wesentlichen mit dem vorjährigen, der bekanntlich nicht verabschiedet wurde. Der officiösen „Berl. Corr." entnehmen wir über dasselbe nach stehende, tbeilweise schon vorbcr bekannte lhatsächliche Angaben: Da davon abgesehen ist, den Einzelstaaten über den jedesmaligen Betrag der Matrikularbeiträge hinaus Zuwendungen zu machen, vielmehr nur eine Balanzirung zwischen Matrikular- beiträgen und Ueberweisungen ins Auge gefaßt wird, so ist nur noch eine Erhöhung der Einnahmen aus der Tabaksteuer um 32 Millionen Mark geplant. Zu diesem Bebufe muß der Bruttoertrag der Tabakbesleuerung, der zur Zeit etwa 55 Millionen Mark beträgt, da die Berwaltungs- kosten aus 4 Millionen Mark zu schätzen sind, ans rund Ot Millionen Mark erhöht werden. Das ist bedeutend weniger als in den übrigen wichtigeren Staaten Europas. So erzielte Frankreich im Jahre k892 376,60 Millionen Francs, Italien im Jahre 1893/94 193,5 Millionen Lire, Oesterreich im Jahre 1893 85 297 Millionen Gulden, Ungarn 49 598 Millionen Gulden, Spanien im Jahre 1892/93 95 203 Millionen Pesetas. Indessen läßt sich bei der an gegebenen Steigerung des Steuerertrages das bisherige Gewichtssteuersystem nicht beibebalten, weil jede Er höhung der Gewichtssteuer, welche den geringwerthigrn Tabak gleich hoch belaste! wie den wertbvollsten, die minder- wertbigen Fabrikate überlasten und somit zun, Nachkheil der Industrie und des Fiscns einen wesentlichen Rückgang des Verbrauchs herbeisühren würde. Die Einführung des englischen Systems der Tabakbesteueruiig, nämlich die Er hebung eines hohen Eingangszolles bei gleichzeitigem Verbot des Tabakbaues im Inlande, ist mit Rücksicht auf die Aus dehnung und die Hobe wirtbschaflliche Bedeutung unseres Tabakbaues unthlintich. Ter Uebergang zum Tabakmonopol ist aus verschiedenen Gründen nicht in Aussicht zu nehmen. Es wird deshalb in dem Entwurf die Einführung der Fabrikatbestenerung in Vorschlag gebracht. Die Inlandsteuer von 45 für 100 üg fermentirten Rohtabak soll wegfallen und der Zoll für ausländischen Robtabak um den gleichen Betrag, mithin von 85 auf 40 für 100 kx, gemindert werden. Die gleiche Zvllminderung soll auch den Tabaksaucen zu Tbeil werben, da sonst die Gefahr vorliegt, daß die auf dieses Material angewiesene Kautabakfabrikation ins Zollausland gedrängt werben würde. Von den auslän bischen Ta bakfabrikaten sollte nach dem vorjährigen Entwürfe ein nur mäßig erhöhter Eingangszoll und daneben die Fabrikatsteuer erhoben werden. Von dieser Ab sicht ist im vorliegenden Entwurf wegen der Schwierigkeit, den Werth der im Auslände hergestellten Fabrikate festzustcllen, abgegangcn worden; es soll deshalb nur noch ein Eingangs- zoll von ihnen erhoben werden, welcher zum Schutz der inländischen Fabrikation und in Anbetracht des hoben Wertbes der hauptsächlich dem Luxusverbraucke dienenden ausländijchen Fabrikate für Eigarren und Eigaretten mit 900 -L, für anderen fabricirten Tabak mit 450 für 100 kz vorgeschlazen ist. Die zukünftige Steuer soll im procentualen Verhältniß zu dem Wertbe des steuerpflichtigen ObjectS bemessen wer den, damit sie den Consum nach rem Maß seiner Tragfähig keit, den wohlhabenderen Consumenten stärker, als den minder wohlhabenden treffe. Als steuerpflichtiger Werth sollen die Preise angenommen werden, zu dem der Fabri kant, der zur Ausstellung einer Factura verpflichtet werden soll, seine Erzeugnisse verkauft. Nach den von Sachverständigen gemachten Angaben be tragen die Herstellungskosten für 100 kz im Durchschnitt bei Cigarren 158,65 bei Cigaretten l64,34 ^!, bei Rauch tabak l3 .-rl, bei Kautabak 52,50 und bei Schnupftabak 7 Schon hieraus- ist ersichtlich, wie unbillig es wäre, alle Fabrikate nach einem einheitlichen Satze zu besteuern. Es erscheint vielmehr geboten, die Besteuerung der verschiedenen Tabakfabri kate angemessen abzuslusen. Die bisherige Belastung, auf den jenigen Facturawerth bezogen, der verbleibt, wenn die durch den Wegfall der inländischen Steuer und die Kürzung des Zolls ent stehende Entlastung abgezogen wird, beträgt durchschnittlich für Cigarren 15,57 v. H., für Cigaretten 10,07, Kautabak 29,58, Schnupftabak 29,12 und Rauchtabak 47,21 v. H. Nimmt man die Belastung bei Cigarren zu l an, so würde sie bei den Cigaretten 2/g, bei Kan- und Schnupftabak fast 2 und bei dem Rauchtabak 3 betragen, Der Entwurf empfiehlt, den Steuersatz für Cigarren und Cigaretten aus 25, für Rauch-, Sämupf- und Kautabak auf 40 v. H. des Factura- preiseS sestzusetzen und trägt dabei dem Umslande Rechnung, daß der Rauchtabak durch die zur Zeit bestehende GewichtS- steuer verhältnißmäßig zu bock getroffen worden ist, und daß derselbe, sowie auch der Schnupf- und Kautabak, hauptsächlich von demjenigen Publicum verbraucht wird, welches für den Tabakgennß die geringsten Mittel aufzuwenden hat. Das im Entwürfe vorgeschlagene Controlsystem ist möglichst einfach und wenig belästigend gestaltet, was sich besonders bei einer Vergleichung mit den wesentlich schweren Controlbestimmungen des Branntwein- und Zuckersteuer- gesetzcs herausstclll. Für den inländischen Pflanzer bleibt nur die Verpflichtung fortbesleben, der Steuerbehörde die bepflanzten Grundstücke anzumelden und den geernteten Tabak zur Verwiegung zu stellen. Die bisherige Feld- controle mit der Abschätzung der mindestens zur Ver wiegung zu stellenden Tabakmenge, welche nach dem vor jährigen Entwurf noch unter gewissen Umständen zulässig sein sollte, fällt ganz fort. Der wesentlichste Stützpunkt der Controle liegt in der Anordnung, daß der Robtabak- bändler sein Lager unter Mitverschluß der Steuerbehörde zu stellen bat. Die Controle der Fabrikanten bestellt im Wesentlichen in einer Buchcontrole und in periodischen Bestandsaufnahmen. Für Kleinbetriebe sind auch in dieser Beziehung noch Erleichterungen Vorbehalte». Von der im vorjährigen Entwurf vorgesehenen Ausdeh nung der steuerlichen Aufsicht aus de» Handel mit Tabak fabrikaten ist im Interesse der Vereinfachung der Controle abgesehen worden; dafür sollen, damit dem Fabrikanten die Möglichkeit verschlossen wird, zum Zweck der Steuer- defraudation in das Facturenbuch geringere Beträge als die facturirlen einzntragen, die Facturen von den Empfängern mit einem ihre Richtigkeit bestätigenden Vermerk versehen und dem Fabrikanten zur Belegung des Facttirenbuckes wieder zugestcllt werden. Daneben sollen die Händler mit Fabrikaten über die ibnen zugegangenen Facturen An- schreibungen führen und diese auf Erfordern den Steuerbeamten ni vorlegen. Im Uebrigen ,bleiben die Händler von jeder Be- chränkung und Aussicht frei. beniesten daß sie g.-L-, Äoia!.-.. °°r Vorschriften nachdrnckl.ch gefordert worden Testen ung achtet sind die vorgesehenen Strafen nicht «nmibernd ,o itrenae wie z. B. in den Vereinigten Staaten von --uucE' was eine dem Entwurf beigegebene Darstellung der or '^Nach dc^Schkiß-^und UebergangSbestimmungen ^ Ent wurfs soll den Robrabakbändlern und Fabrikanten für d am Tage des Inkrafttretens t-S G-s-tz-s rätke von Tabak, sow,e von Halb- und Ganzsadnkaten me bisherige Jnlandsteuer bezw. der Betrag oer erstattet werden. Dagegen ist d.e Erbhbung e'ner Nachsteuer von allen außerhalb der Betriebsräume der F^ befindlichen Fabrikate vorgeschlagen. Na^steueifrei sollen nur Mengen von nicht mebr als ^ K.logramm e.b , soweit sie für den eigenen Verbrauch des Besitzers ve stimmt sind. Politische Tages schau. * Leipzig, 26. Januar. Während das Plenum des Reichstags gestern in ge- ächlick>er Breite der Commission vorarbeitete, welcher die Gesetzentwürfe über die privatrechtlichen Verbaltnisie der Binnenschifffahrt und der Flößerei überwiesen werden sollen, waren die bereits eingesetzten Commisllvnen geschäftig, das ihnen überwiesene Material für die Zweiten Beralhungen im Plenum reif zu machen. Leider verlies die gestrige Sitzung der GeschäftSordnungscomniisiron fruchtlos. Der einzige Antrag, der ihr -^"1 b'e ErweiterungderDisciplinarbesugnisiedeSRe>chs- tagspräsidenten vorlag — der Antrag Pieschel-Gamp— wurde mit 7 gegen 7 Stimmen ab gelehnt, so daß die Commission, sofern sie nicht noch in zweiter Lesung über einen neuen Antrag ähnlicher Art sich zu einigen vermag, mit säst leeren Händen vo, das Plenum treten muß. Ausstchtsvoller dagegen war der Verlauf der gestrigen Litzung der „um stu r z - C o m m i s s i o n ". Während sie sich vorbehält, in zweiter Lesung sich darüber zu einigen, bis zu welcher obersten (nicht, wie in der gestern miigeibellten Auslassung der „Nationallib. Corr.« irriger Weise gesagt war, untersten) Grenze im zweite» Absatz des §. 111 Geld,trafen für die Aufforderung zur Begebung von Verbrechen vorgesehen werden sollen, ging sie gestern zu dem neu vorgeschlagenen tz. 111» über. Dieser will auch die Verherrlichung von strafbaren Hand lungen, die in der Richtung deS gewaltsamen Umsturzes liegen, unter Strafe stellen, also die Verherrlichung deS Aufruhrs, Hans- und LandsriedensbrucheS, der Bergewai- tigung, Erpressung, Bedrohung n„t Begeben eines Ver brechens, Zerstörung fremden EigenthumS, Störung von öffent lichen Verkebrsanstalten u. s. w. Die Verherrlichung — immer vorausgesetzt, daß sie öffentlich geschehen ist, also durch die Presse oder in Versammlungen, oder durch öffentlichen Anschlag u. s. w. — soll ebenso bestraft werben, wie nach tz. lll die directe Aufforderung zum Begeben solcher strafbaren Handlungen. Die in der Commission hierüber geführten Verbankluugen haben nochmals klargestcllt, daß es nicht gemeint sein kann, etwa die Ausführung von Schiller's „Tell" künftighin für. strafbar zu erklären. Der Anar chismus soll überhaupt nickt in die gute Gesellschaft unserer Claisiker kommen. Wohl aber soll ermöglicht werden, fortan gegen die Verherrlichung eines Vaillant und Caserio, wie wir sie doch selbst mit erlebt haben, strafrechtlich einzuschreiten. Allerdings ist zwischen dieser klaren Voraussetzung der An wendbarkeit und der ebenso klaren Voraussetzung der Nickt- anwendbarkeit eine flüssige Grenze, wo dem richterlichen Er messen im Einzelfall ci» gewisses Vertrauen entgegengebracht werden muß. Aber hier gilt eben der Appell des preußischen Justi,Ministers, dem Nickterstande insoweit die Interessen der öffentlichen Ordnung, wie der freiheitlichen Staatseinrichtung anzuvertrauen. Nun lagen in der gestrigen Sitzung Unler- anträge in zweierlei Richtung vor. Eine abschwächende Wirkung bezweckten ein Antrag Barth und ein CentrumS- antrag. Ersterer will dieVerberrlichung vereinfachen Erpressung und des gewalttbätigen Hausfriedensbruchs nicht für strafbar erklärt wissen, wohl aber dieVerherrlichung desZweikampfeS und der Nötbigung. In allen Fällen will er jedoch nur dann die Strafe eintreten lassen, wenn die Verherrlichung in der Absicht geschehen ist, dadurch zur Begebung der verherrlichten Tbat anzureizen. Unseres Erachtens würde dann der Richter nur in solchen Fällen bestrafen können, die auch als Auf forderung nach §. 111 /VI. 2 getroffen werden könnten. Aehnlich wollte der CentrumsaNtrag die Strafbarkeit davon abhängig macken, deß die Anpreisung der That erfolgt sei. „um zu deren Begehung anzureizen". Dagegen will ein Antrag Boltz (nat.-l,b.) zur Erhöhung der Rechts sicherheit eine erläuternde Formel auS den Motiven in den §. 111» selbst herübernehmen. Demnach würde die Strafe Denjenigen zu treffen haben, der die bezeichneten Ver brechen rc. „in einer Weise oder unter Umstanden anpreist, oder als erlaubt darstellt, die geeignet sind, Andere zur Be gebung solcher strafbaren Handlungen anzuregen". Diesen drei Aenderungsanträgen gegenüber sah sich die Regierung veranlaßt, ein erstes klärendes Wort zu sprechen, daS auch zugleich die wünschenSwerthe Entschiedenheit bekundete. StaatS- secretair Nieberding bezeichnte die beiden elfteren Anträge rundweg als unannehmbar; das Gesetz würde dann eine stumpfe Waffe; die Regierung könne die Verantwortung für die entschlossene Abwehr der Umsturzaefahr mit solchen Waffen nickt tragen, sondern wälze die Verantwortung auf Die jenigen ab, welche mit solchen schwächlichen Mitteln auSzu- kommen glaubten, lieber den Antrag Boltz lasse sich eme Verständigung wohl erzielen, wenngleich er ebenfalls die Treffsicherheit etwas abschwäche. Soweit sich beobachten ließ, bat die feste Haltung des Staatssecretairs alsbald be wirkt, daß das Centrum die Sacke sich nochmals überlegt; der CenlrumSabgeordnete Spahn kündigte bereits einen neuen Antrag an, der nur den Antrag Boltz bester formnliren, im Uebrigen dessen Gedanken aufnebmen wolle. Voraussicht lich wird demnach auch der ß. 111» von einer großen Mehr heit in einer der Regierung genehmen Form beschlossen. Die Abstimmung ist in der nächsten Sitzung, am Montag, zu gewärtigen. Daß sie nicht nach den Wünschen des Cenlrums ausfällt, dafür bat schon wider Willen ber Abg. Bebel gesorgt, der, wie wir aus einem ausführlichen Sitzungs berichte erseben, erklärte: Wenn er nur die Wahl zwischen dem §. Illa und den entsprechenden Bestimmungen deS alten SocialistengesetzrS habe, ziehe er das Letztere bei Weitem vor, denn seine Partei würde sich beim Socialisten- gesetz bester stehen. Damit gab Herr Bebel zu, daß er in seiner Partei Leute kennt, auf die der H. 111» anzuwrnden sein würde, d. h. also „Genossen", die HauS- und Land- fricdensbruch, Erpressung und Nölhigung als vcrherrlicheuS- wertoe Thaten erachten. Mit welchem Mangel an Umsicht das Material zu sammengestellt ist, das ven Regierungsvertretern in der Umsturzcommission zur Begründung der Nothwcnvigkeit und Dringlichkeit der vorgeschlagenen Verschärfung der Straf- Fettilleton. Graf Jarl. L2> Roman von Hermann Helberg. Nachdruck vkrbotkn. lFoetsetzi'.ng.k Während der langen Monate in Berlin hatte Jarl sich jede verständige Einschränkung auferlegt und, trotzig die Zäbne zusammenbeißend, nur strenge seinen Pflichten gelebt. Fast den ganzen Tag war er als Lcbrer thätig und beschäftigte sich überhaupt nur mit ernsten Dingen. Abends batte er seine Wohnung fast nie mehr verlassen und sich wie ein Kind gefreut, wenn er am Ende der Woche seine kleinen Ueberschüsse zu Dem legen konnte, was ihm noch aus dem Ruin geblieben war. Sehr viel beschäftigte er sich auch außer den Lehrstunden mit den ihm anvertrauten Schülern nnd Schülerinnen, die er namentlich in den Beamtenkreiscn, aber auch in den gut- situirten Bürgerfamilien gefunden, und deren Zahl sich durch (Lmrfeblung und in Folge Neugierde der Menge stetig ver vollständigt hatte. Ueberall trat er ernst und pflichtbeflisse» auf, hielt genau die festgesetzte Zeit deS Erscheinens inne und erhob nirgends den Anspruch einer besonderen Auszeichnung. Wo sie ibm dennoch ward, gab er sich in seiner lebhaft-an regenden Weise und erwarb sich bald ebensoviel Achtung wie Sympathie. Zu dem Adel und Militair, überhaupt zu seinen früheren Bekannten batte er ^ringere Beziehungen. Die besser Gesinnte» wollten der Peinlichkeit ausweicken, ihn, den früher Alli mworbenen, als Lebrer ihrer Kinder zu empfangen. Sic vergaßen dabei, daß Jarl auf ihr Ent gegenkommen angewiesen war. Der Durchschnitt aber streifte ihn einfach ab. Sie wollen einerseits sich nicht der mbg lichen Gefahr auSsetzen, von dem Verarmten nni Geld an gegangen zu werden, und folgten anderseits dem Gewobnheits- versahren. Mit solche» Personen, die mit dein Leben ver spielt hatten, ließ man sich eben nickt fernerein! Es konnten nur Ungelrgenheiten daraus entstehen, in keinem Falle An nehmlichkeiten! Aber Jarl batte auch Niemanden gesucht. Er wollte, daß Man ihm sich näbern sollte, nun, da das Schicksal ihm einen anderen Rock angezogen batte. Wohl gab r» manche Augenblicke für ihn, wo di« künst liche und wirkliche Sorglosigkeit völlig von ibm wich. Dann stellten sich die Vergleiche ein, die Vorstellungen über die Zukunft bemächtigten sich seiner, er empfand Sorge um Eleonorens und Schmerz um Derjenigen willen, die er liebte, und denen im Leben zur Seite zu sieben, jetzt ausgeschlossen war. Auch ergriff ihn eine befttge Cekmsuckt nach der alten Macht und der Wiedererlangung seiner Besitztbüiner. — Dock hielt namentlich das letztere Gefühl nicht lange an. Er konnte, wie er mußte, und er konnte, was er wollte! Und »och war ja auch eine Frist gegeben. Nock herrschte er auf Horst in Vertretung Testen, an den er zufolge einer vernichtenden ZufallSlanne Alles verloren batte. Jarl hatte gleich bei seinem Eintreffen auf Horst erklärt, daß der auswärts befindliche neue Besitzer noch immer schwer krank darniederliege, und daß er, Jarl, noch eine Weile sein Vertrauensmann bleibe. Infolgedessen schaltete und waltete er zum Verdruß Derer, die ihn nickt mochten oder von dem neuen Eigenlhümer eine Verbesserung ihrer Lage erwarteten, wie bisher, mit alter Souveränität. Er hatte auch dem Pastor Fuhrwerk angeboren, um Eduard vom Bahnhof ab zuholen. Es hielt demzufolge eines der Gespanne aus dem Hörster Marstall zur festgesetzten Zeit vor der Thür des Pastorats. Tessa bestieg das offene Gefährt, und als sie bereits eine Weile unterwegs war, wankte sich der Kutscher, ein treu herziger Alter, der schon seit langen Jahren aus Horst be- dienstet war, gemächlich um und sagte mit der Hand an den betreßten Cylinderbut greifend: „Herr Graf haben mir ausgetragen, gnädiges Fräulein das hier abzugeben. Bitte gehorjamst." Dabei knöpfte er die silberne» Knöpfe seines grauen Kutschermantels auf und überreichte der mühsam ihre Ver wirrung bezwingenden Tessa «in Billet. Darauf faßte der Alte wieder nach Zügel und Peitsche und ermunterte die währenddessen in ihrer Gangart etwas lässiger gewordenen beiden Braunen durch eine» schnalzenden Laut. Tessa aber entfaltete in fieberhafter Erregung den Umschlag. Sie fand die folgenden Worte: „Ihnen mitzutheilen, mein hochverehrte- Fräulein, daß ich nunmehr in den allernächsten Tagen wieder abzureisen gedenke, nachdem unerwartet Ihr Herr Verlobter nach Horst kommt, vergaß ich leider. Iw hole es aber nun rasch nach, damit gar keine un angenehmen Enttäuschungen aufkommr». Ich weiß, Eduard liebt mich nicht. Ihnen erleichtere ich durch Fernbleiben Das, was Sie in sich zu befestigen wünschen. Jedenfalls leiten nur die besten Gedanken für Sie und Ihren Verlobten, Ihren aufrichtigen Freund und Diener Adam Jarl." Immer von Neuem las Tessa die wenigen Zeilen und immer wieder überdachte sie den Inhalt. Aber zu einem Ergcbniß gelangte sie nicht. Bester Wille batte jedenfalls den Brief dictirt. Sie aber batte etwas Anderes gewünscht, obgleich sie sich mit aller Seelenkrafl dagegen wehrte. >» * » Wahrend derselben Zeit befand sich Graf Adam im Zimmer seiner Schwester Eleonore und erörterte mit ibr und Eva ein am Morgen vom Obersten Campe eingetroffenes und insbesondere die beiden Damen in höchster Weise auf regendes Schreiben. Der Oberst ironisirte in diesen Zeilen in verletzender Weise die Weigerung Atam's, sich mit ihm zu schlagen, und schloß mit den Worten: „Wie wir über die Zukunft unseres KindeS befinden, ist doch wohl allein unsere Sache. Jedenfalls lassen wir uns von Dir keine Weisungen geben. Daß übrigens der Gras von der Brede keine Lust verspüren wird, ein Mädchen zu heiratke», das so völlig jedes PietätSgefühl gegen die Ihrigen verleugnet, »nd dessen nächste Anverwandten, abgesehen von der DueUaffaire, in derartig cvmprvmittirenter Weise dem öffentlichen Gerede preiSgiebt, liegt auf der Hand. Ich sage nunmehr zum letzten Mal und ans das Be stimmteste Folgendes: Sollte Eva bis Dienstag der nächsten Woche sich nicht wieder de, uns eingefunden haben, ziehen wir definitiv unsere Hand von ihr zurück, erklären sie jeglicher Beziehungen zu uns und damit auch ihre« ErbeS verlustig. Graf Adam batte seine Meinung über den Inhalt dieses Schreibe,^ m.t kurzen Sätzen und mit der ihm eigenen er- babenen Gelassenheit erledigt. " „Wohlan! So übernehme ich ferner die Sorge für Dich' all" Form adoptiren. Also beunruhige nicht. Es wi^ noch Alle« gut werden, mein liebes ^ ^ Dir auch ,n Zukunft an nicht« gebreche» D^ b" Leonore sein. Ich werde Deinen Eltern in diesen, Sinne antworten. Daß Du durch natürti^^ Schweres zu überwinden hast, ist natürlich. Eme tiefere Natur vermag über dergleichen nickt l mit einem bloßen Seufzer hinwrgzugehen. Aber »ie d!r Dinge liegen, bleibt wirklich nichts Anderes übrib- Deine Mutter wird Dir, wie ick sie kenne, eine Hölle im Hause bereuen, wenn Du jetzt zurückkrbrst. Du würdest Dich tod- unglücklich dort fühlen und wahrscheinlich neuem Zwang aus- gesetzt sein. „Im Uebrigen: hoffe auf die Zeit. Es giebt kein Schloß, das sie nickt mit ihrem Zauberschlüssel öffnet. Deine Eltern werden dermaleinst anveis und rubiger denken! Ich weiß eS, sie werden sogar noch den ersten Schritt zu Dir thunl Verlasse Dich darauf." „Ach, niemals, niemals, lieber Adam!" stieß Eva in leidenschaftlicher Erregung heran«. Sie weinte und schluchzte herzzerreißend und war, obschon Jarl auch ferner in seiner besänftigenden Weise auf sie einsprach, weder zu beruhigen, noch zu überzeugen. „Da ihre Eltern von den HeiratbSplänen mit dem Grafen von der Brede Abstand genommen hätten", so führte sie auS, „Halle sie es für ihre Pflicht, zu ihnen zurückzukehren, ihrem Gebot sich nicht zu witersetzen. Sie dürfe auch ihrem Onkel, der es selbst nicht babe, der schon so große Opfer ihr ge bracht, nicht ferner lästig fallen." Pietät und Zartgefühl beherrschten sie allein, und obschon auch Eleonore sanft auf sie einsprach und erklärte, sie halte es für richtig, daß sie Adam folge, zumal da sie eS als selbstverständlich betrachte, daß die rücksichtsvollsten Formen angewendet, überhaupt nichts unterlasse» werde, die Gegen sätze auszugleichen, verharrte das vor eine so schwere Ent scheidung gestellte junge Mädchen völlig unentschloffen. In diesem Augenblick geschah etwas, das den Sinnen und Ge danke» aller Betheiligtrn zunächst eine ganz andere Nicktunggab. AlS Jarl eben im Begriff stand, nochmals auf sie ein zureden, erhob sich der im Zimmer anwesende Brand. Er batte schon vordem starke Spuren von Unruhe an den Tag gelegt, und näherte sich nun der Gruvpe, wimmerte und knurrte und schmiegte sich zuletzt an Gras Adam wie rm Bettelnder an. Und dann machte er sich an Eva, sprang an ikr jankend und gleichsam flehend empor und gebrauchte schließlich, gegen beide gewendet, heilig und laut mahnend, (eine Hundespracke. Kein Zweifel! Er bat, daß sie sich ver söhnen möchten; es war deutlich ersichtlich, daß er glaubte, eS sei etwas Ungleiches zwischen ibnen zu ebnen. „Geb, geh, kusch Dick, alter Junge! Es geschieht uichtS, was Dich zu altrriren braucht!" stieß Jarl gutmilthig mrz und in einem Ton heran«, als ob er zu eine« veruuust» begabtm Wesen sprechch
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