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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950207017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895020701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895020701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-02
- Tag1895-02-07
- Monat1895-02
- Jahr1895
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Vez«g-.PrelS Hanptexp^ttloa oder den t« Stadt» teitrk und de» Vororten errichteten Aut- «abestellr» abg « holt: vierteljährlich ^l 4.50, »ei jtveimaliaer täglicher Zustellung ins hant E Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,Lbrlich X . Direct» tägliche Kreuzbandirodung int Ausland: monatlich -4 7.bO. Di» Morgen-Autgab« erscheint täglich'/,? Uhr, dt» Ubend-Auegabe wocheutagt L Uhr. Nrdarttoa und ErveLitio«: Jahannetgaffe 8. Di« Expedition ist Wochentag» nnnnterbrvche» geöffnet »a» früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialen: vtt» Me««'» Torti«. (Alfred Hahn), Morgen-Ausgabe. nMerIagtblM Anzeiger. Auzeigethn-rei- die 8 gespaltene PetlÜale 20 Psg. -keclamen unter dem Red^^nssrrich (4g»> spalten) 50/H, vor den FaiHsennachrichte» (6 gespalten) 40/ Größere Schriften laut uusAtzn Preis- »erzeichniß. Tabellarischer und^jffernsttz nach höherem Tarif. Ertra-Veilagen (gefalzt), nur, «nt H« Morgen-Ausgabe, ohne PostbrfvrdernnG ^4 60.—, mrt Postbesörderung ^ 70.—. Annahmeschluß für Anzeige»; Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Margen-Ausgabr: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Erpepitl«! zu richte». Lt»i» Lösche, Kat-arineuftr. 14» patt, und König-Platz V» Organ für Politik, Localgeschichtc, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Druck «nd Verlag von E. Potz ln Leipzig «V«S. Donnerstag den 7. Februar 1895. 8S. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Der Preis für den in den städtischen Gasanstalten Koks beträgt vom Donnerstag, den 7. d. und frei Gasanstalt II: für den Hektoliter Steinkohlen-GrostkokS . . . » » - zerkleinerten Steinkohlenkoks, sogenannten Meidingerkoks 1 - » - - Stcrnkohlcn-Perlkoks . . — - - « - Braunkohlenkoks — - Steinkohlenkoks-Grus ... — - der Abnahme größer.! Mengen wird erzeugten M. an frei Gasanstalt I 1 1 - 05 - — . 70 - — - 55 - — - 25 » besonders Ter Preis bei vereinbart. Die Marken zur Koks- und Grus-Entnahme sind gegen Baar- zahlung, soweit die Vorrathe an Koks re. reichen, in den Geschäfts stellen der Gasanstalten zu erhalten. Zur größeren Bequemlichkeit des Publicums liefern die Gas anstalten den Koks auch in Leipzig frei ins Hans. Die Kosten hierfür betragen bei jeder Art 15 />> für den Hektoliter. Die Lieferung geschieht dann in plombirten Säcken. Etwaige Bestellungen »volle man entweder mündlich oder durch die Post i» den Geschäfts stellen der Gasanstalten oder in der Rechnungs- und Cassenvenoattung -er Gasanstalten, Kurprinzstrabe 14, machen. Ln Ferner haben wir folgende Koks-Niederlagen errichten lassen: Leipzig» Alcxniidcrstraßc 15. bei Herrn 1'nul Lern i/Fa. Ariidtstrnstc 13, Berlinerst, atze 15, Batrischcstratze 58, BranSvorwcrkstr. 15, 45, X. IV. kelivarLv, X. 8eliiulckt, 1'. 1*. Ilesburats, (1. 8olimi«lt, C. I. volimer, Ulbert Üöstr, - 52, - - »Zlb. Vvbrlt28«rll Xaolit., - 55, - rr. 3 ul. Ilessler, Burgftratze 20. B A. 8ulir, O. 8. 8«rnre1dor, 10, Tavidstrasze 3, - ZV. Nolbix. - 8, - X. z. (iUntder, Tösenerwcg 10, 3. 6r«88liun2, - - 20, - - ZV. Xinvleo, Tnfonrstrntze 32, - 1. ZVilli. ZVNi älx, Eutritzschcrstr. 19. Färberstrasie 2—4, .VIdert Dlileme, - (»u8t.Xö88lerXelir. Hainstraßc 11, - ^1. 8elilutlu8, Hochstraße 13, - Xon8t ZVolk, - 48, - Illoliarck Ler8el>, Körnerstratze 28, - - O. 1. Ilnkorleoro, - 34, - » X. 8oMUor, LehmnnnS-Gartcn, » Ulbert 8oliml«1t, Moltkcstratze 21» - « 08o»i- Ovoixe, - 38, - - X. .Norxen8tern, - 40, » Frau ZVMlolminv verw. LtNtrnoi', Nürnbergcrstr. 17, Peters,tcinwcg 21, Nanstadtcrstciiiw. 25 Nittcrstratze 44, -- 15, Sckenkcndorsstr. 29, Scebnrgstraße 19, Sivonienstratze 5, Steinstratze 85, Süvftratze 24, - 70, Süvplatz 8, Windmülilenwea 23, Aettzcrstratzc 17. Leipzig - Anger -Crottendorf» Lellerhaujenerstratzc 3, Leipzig-Connewitz, Bornaische- stratzc» neben Restau ration Stadt Borna, . Branvstrasrc 32, - - An» Bahnhof, - - Hermannstratze 20, - - - Karlstratze 10, - - -Eutritzsch, (Äasthof znm Anker, - . Turner,tratze 3, - - Lncrstratze 5, - Gartenstratze 5, - - Delitz,chcrstratze 45. - - -ÄohliS, Obere Bluuicn- straße 108. - -Nenreudnitz» Carola straße 6, - - -Neustadt, Sammel- bahnhof, » -Plagwitz» Gleisstraße, - - Nonnenstr. 17, > - -Reudnitz, Eilenburger- straße Ll, Salomonstist - - Wilhelmstr.11, <- - Oststraße 30, - -Schlcutzig, Köuneritz- straße 8o, - -Thonberg, Kirhweg 7, Herrn X. kledter, - 4. vnnnn, - Xurl Xiippol, - 1. ZV. 8t!>»udert, - 1'. krltrseste, - Ilelnrleli Russe, » Uerim. 8vllus1er, - Xnrt kleine, kr. kolir's Xnestk.. - I. Xraure, <- Xarl klselier, - R. Xvrvnr, » Reim. ^lt» reckt, - Ol. Altckank, - ck. 6. 8teludorn, - Xrieckrlek Her mann Xanre, Herren Strleler L vieler, Herrn ^ug-ust Xonelr, - Xrr vurxlinnsell, - I-vuls Xöeke, - - 1. v. ZV ad re, -XX. vesdarats, - - <4. OrSder, - - ZVllliel», vnnsed, Herren Cekr. Xkllx, Herrn X. Aorltr LlUIIer, - . 6. Xrttr, - - (Instar ZValtder, « » widert kelmann, «Herren vernk.XranLLOo. - Herrn Xrltr Lllrvolk, ^Idln Xokl«, llerm. Uecker, V. Llld, Hermann Lleek- sedmlckt, Lecker, Otto klelle's Xavlik., ». X. 8cl>llcktlnx, Xwll lastr, Bekanntmachung. Fräulein Sirta Fickert, welche am 2. Dcccmber 1894 zu Leipz>g-Tho»berg verstorben ist, hat dem Johannishospital allhicr ein Bermächtniß von 1500 -X letztwillig ausgesetzt. Indem wir dies hierdurch zur öffentlichen Kenntniß bringen, rusen wir in Vertretung des Johannishojpilals der Verstorbenen unseren Tank in die Ewigkeit nach. Leipzig, den 4. Februar 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ib.^ 250. Or. Gcorgi. Morche. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom 17. Juli 1889 fordern wir die Besitzer und Verwalter der in den nach- benannte» Straßen der Stadttheile Leipzig-Rcudnitz und Leipzig- Angcr-Crottcndorf gelegenen Grundstücke hierdurch auf, im Laufe dieses Jahres die vor ihren Grundstücken gelegenen Fußwege nach den sür jeden einzelnen Fall vorher rechtzeitig bei uns emzubolenden Vorschriften herzustellen, soweit dies nicht schon geschehen ist. Tabei wird noch besonders daraus hiiigewicjen, dag der Anspruch auf die übliche Entschädigung von 5 ^ pro Quadratmeter her- gestellicn Granitplatlensußwegs verloren geht, wenn in den gegen wärtig aufgerufenen Straßen die vorschriftsmäßige Herstellung der Fußwege btS ZU», Schluffe dieses Jahres nicht erfolgt ist. Leipzig, den 4. Februar 1895. ^ Ter Rath der Stadt Leipzig le 234 11r. Georgi. Verzeichniß der ausgerlifeneu Straßen: ». in Leipzig.Rcndnitz: üntzcrc Tanaiaer Stratze, Anglisten-Ltratze, Ln,sei, - Ltratze, Constanttn-«kratze, Wurzencr Stratze, Muhl-Ltratze, Wilhelm-Ltratze; b. in Leipzig-Anger-Crottendorf: Bernhard - Stratze, Rotzbach-Ltratze, Carl-Lira tze, Wilhelm-«kratze. Queck. Lekanlitmiichniig. Verkauf städtischer Baustellen in Zeitz. Das der Stadl Zeitz gehörige, nach Süden durch die Fabrik- straße, nach Norden durch die Jnundatioiisgrenze des Elsterslusjcs, nach Osten durch die nach dem städtischen Schlachthofe führende Straße und nach Westen durch ein Privatgrundstück begrenzte Bau gelände zur Bebauung mit Wohnhäusern oder Fabrikanlagen gleich gut geeignet, soll in vier einzelnen Baublocks von 54 bis 68 Ar Flächengehalt, und zwar jeder Block im Ganzen oder zur Hälfte gelheilt, öfientlich an den Beslbielenben verlaust werden. Hierzu ist Termin auf Ticiistag, den 12. März 1895, BormittagS 10 Uhr auf hiesigem Rathhaufe. Zimmer Nr. 19, festgesetzt. Bedingungen und Lageplan können daselbst gegen poslsreie Ein> sendung von 1 bezogen werden. Zuschlag erfolgt nach Entscheidung der zuständigen Anssichtsbehörde. Zeitz, den 20. Januar 1895. Der Magistrat. Br. Ilutzlioh-Auction. Freitag, den 15. Februar d. Js. sollen von Vormittags 9 Uhr a» auf dem Schlage im Roscnthaicr Forstreviere 20 Eichcn-Klötze von 34—80 cm MlUenstärke u. 2 — 8m Länge, 3 Buchen- - - 21—43 » « -2 — 7- 1 Eschen- - -23- -.8-. 11 Rüstern-- - 20—59 - - - 3 — 8 - - i Matzholder- -29- --6-- 30 Ellern- - - 19-33 - - - 6-12 - - 14 Pappeln - - 17-26- - -4 — 6- unter den im Termine aushängenden Bedingungen und der üblichen Anzahlung an den Meistbietenden an Ort und Stelle verkauft werden Zusammenkunst: Vormittags 9 Uhr am Gohliscr Dammweg und Gvhliser Wehr. Leipzig, am 4. Februar 1895. Des RathS Forstdeputatio». A. »ilälvr, ZVllkelm 8tauckte. » - Reitzenhainerstr. 22, - - - » » 88, - - -VolkmarSdorf, Eisen- bahnstr. 1l3, - » - Louisenstr. 21, « Dölitz, bei Frau Imlse 8ebmiät, Oetzsch, Hauptstraße, bei Herrn ZV. ZVeder, - Mittelstraße 37, bei Frau A. verehel. 8el>l»ckitr. Auch an diesen Stellen, an welchen der KokS ebenfalls in Plombirten Säcken gehalten wird, kann die Einnahme der lämmtlichen Koksarten zu den obenbrzcichneten Preisen geschehen. Leipzig, am 6. Februar 1895. Des Raths Deputation zn den Gasanstalten. Bekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebenen Lieferungen unseres dies jährigen Bedarfs an gußeisernen Wasscrverschlnhrohren und Schlentzendkckcln vergeben worden sind, werden die unberücksichtigt gebliebenen Be> Werber hierdurch ans ihren bczügl. Angeboten entlassen. Leipzig, am 4. Februar 1895. Iv 482. Der Rath der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Etz. Dank. der Die Sammlungen des hiesigen Comitss zur Unterstützung Nothleidenden in Sicilien und Calabrien haben: Mark 2038,10 -- Lire 3471,48 ergeben, welche dem Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten in Rom zur Vertheilung an die Bedürftigen eingejandt worden sind. Der Bmschasler Sr. Maj. des Königs von Italien in Berlin, Se. Excellenz Graf Lanza, beauftragt mich, den edlen Gebern im Namen der künigl. italien. Regierung warmen Tank sür die reich- lichcn Spenden hierdurch auszusprechen. Leipzig, 5. Februar 1895. Ter Königl. Italien. Consul. Max Krause. „Ein Weg zur Verwirklichung Les Aocialismus". Ein bemerkenswerther Vorschlag aus facialdemokratischcm Munde. Wie ein in unsrer Morgenausgabe vom 24. Januar (Nr. 43) abzedruckteS Berliner Privat-Telegramm meldete, tdeilte die „Nalioiialzritung" vom 23. Januar (Abend-Ausgabe) über eine Tags vorher in Berlin abgehaltene Arbeiterversamm lung, die, wie bas genannte Blatt bemerkte, einen eigenartigen Verlauf nahm, Folgende« mit: Ter Einberufer der Versammlung, Schlosser Wiese, führte in längerer Rede aus: „Seit länger denn 20 Jahren werde für die Idee des SocialismuS Propaganda gemacht, man Hobe Unsummen dafür geopfert, die wirthschastliche Lag« der Arbeiter sei aber dadurch noch nicht im Geringsten besser geworden. Der letzte deutsche Buch- druckerstreik habt 10 Millionen, der Berliner Bierbsycott l MilUon, die Reichstagswohl in einem Wahlkreise 25000 Xi gekostet. Man könne drein behaupten, daß die deutsche Arbeiterbewegung der letzten 30 Jahre mindestens das Doppelte der Summe den Arbeitern ge> kostet habe, die Lassave seiner Zeit zur Begründung der Productw Genosseiischaiten gefordert habe. Wenn es nun seststehe, Laß die Arbeiter nur dann ihre Ziele verwirklichen können, wenn es ihnen gelinge, die wirthschastliche Macht zu nehmerthums würden die Baukosten billiger und der Verdienst der Arbeiter größer werden. Sei erst eine Genossenschaft begründet, dann werden die anderen zweifellos Nachfolgen, und die weitere Eonscqucnz werde die Bildung von Eonsum - Genossenschaften sein." In der sich hieran schließenden Debatte erklärten die meisten Redner, die Vorschläge des Referenten seien ihnen srimpathiscti, sie bezweifeln jedoch, daß dieselben von Erfolg sein werden. Schlosser Wiese bcincrkte: „Ob er in dieser Versamm- lung Zustimmung finde oder von der gegnerischen Presse vielleicht ausgelacht werde, sei ihm vollständig gleichgiltig. Die Bildung einer Productw-Genossenschast werde jedenfalls in nächster Zeit vor- genommen werden. Und wenn erst eine begründet sei, dann werden die andere» zweifellos sehr bald Nachfolgen." Auf diese Versammlung geht Prof. vr. K. Biedermann in der „Corresponvenz des nat.-lib. Ver. für das Königreich Sachsen" näher rin, indem er auSsübrt: „In dieser Rete deS Schlossers Wiese und in der Zustimmung eines großen TheileS der Versammlung dazu ist Zweierlei bcmerkenS- werti,: 1) das Geständniß, daß trotz einer mehr als zwanzig jährigen Propaganda für die Idee des Socialismus und trotz der Aufwendung kolossaler, nach Millionen zählenden Summen (Summen, die doch zum allcrgrvßleu Theil von den Arbeitern aufgebracht wurden!) die wirthschastliche Lage der Arbeiter dadurch nicht im Geringsten besser geworden sei, 2) das Zurückgreifen aus den Lassallc'sche» Vorschlag der Bildung von Productiv- Associationen, aber ohne die Forderung von Staatshilfe, vielmehr ans dem Boden der Selbsthilfe der Arbeiter, unter Verwendung dazu der Summen, die jetzt, wie der Redner sagt, zu Zwecken aufgewendet worden sind, durch welche „die Lage der Arbeiter nicht im Geringsten verbessert wurde."" Prof. Biedermann gebt dann zu der gleichfalls im „Leipz Tagebl." (Nr. 56) schon besprochenen Flugschrift des Mainzer Soeialbemokraten Anbuth über und fährt fort: In merkwürdiger Uebereinstimmung mit jener Rede Les Schlossers Wiese hat ein anderer „Genosse", Paul Anbutb in Mainz, soeben eine Flugschrift veröffentlicht, welche denselben Titel trägt, der diesem Aufsatz vorgesetzt ist, ein Zeichen, daß die darin ausgesprochene Ansicht unter den Genossen Ver breitung findet. Der obengenannte Redner sprach die Be sürcbtung aus. „er werde vielleicht von der gegnerischen Presse ausgelacbl werden". Wenn er unter dieser „gegnerischen Presse" die Presse der „staatserhallenden Parteien" versteht, so müssen wir für unfern Theil sagen, daß wir den von ibm entwickelten Gedanken keineswegs lächerlich, vielmehr in bobem Grade wichtig und beachtenswerth finden. Denn was ist denn d"r sogen, „berechtigte Kern" des SocialismuS (eine Redensart, mit der jetzt viel Mißbrauch getrieben wird), was ist er anders, als das Bestreben, die Lage des Arbeiters zu verbessern, insbesondere den Druck, den daS Uebergewickt des Unternekmerthums auf ibn übt, nach Möglichkeit zu lindern? Als das naturgemäßeste Mittel dazu aber erscheint die Ver einiguiig der Arbeiter unter sich, die Association, zu dem Zwecke, um durch ein Zusammenschließen der materiellen und geistigen Kräfte der Eliizetnen dieselben zu befähigen, selbst Unternehmer zu werden. Die Anwendung dieses Mittels ist nicht neu; dasselbe ist versucht und erprobt worden schon vor mehr als 40 Jahren, zuerst durch jene merkwürdige Association von Arbeitern in rer kleinen Stabt Rochdale in England, die man eben darum die Pioniere (Bahnbrecher) von Rochdale genannt hat. Diese Arbeiter brachten es — obne ein ihnen von Haus aus zur Verfügung stehendes Capital — auS kleinsten Anfängen durch Sparsamkeit, Fleiß, Einigkeit und festes Zusammenhalten dahin, daß sie sich erst an kleinere, dann an größere industrielle Unternehmungen wagen konnten und zuletzt über ein Ver mögen von Millionen Mark verfügten. Aehnliche Versuche sind dann noch mehrere sowohl in England als auch in Frankreich gemacht worden und haben wenigstens theilweise guten Erfolg gehabt. In Deutschland ist dieser Weg von den Arbeitern noch wenig betreten worden, und nicht immer mit Glück. Mehrere solcher Unternehmungen sind nach nicht langer Zeit wieder eingegangen.. Zu ihrem Gelingen gehört bei den Mit gliedern eine Vereinigung eben jener Eigenschaften, durch welche die Pioniere von Rochdale ihre Erfolge erzielten. Ganz besonders schwierig ist das Verhältniß zwischen den Leitern eines solchen UnternebmenS und den ibrer Leitung unterstellten Genossen. Dasselbe erfordert aus Seite der Leiter die größte Umsicht, Uneigennützigkeit und Hingebung an die gemeinsame Sache, auf Seite der Andern ein weder Lurch Argwohn, noch durch Eisersucht gestörte« Vertrauen zu den Leitern. Vom Standpunkt der staatserhaltenden Parteien aus hätte man unseres Erachtens keinen Grund, die Bildung solcher Productiv-Associakionen der Arbeiter mit schelcn Augen an zusehen, im Gegentheil allen Grund, solche thuiilicbst zu fördern, z. B. durch Creditgewälrrung, sobald sie sich als solid und verlrauenswerth bewährten, Zuwendung von Knud scbaft und dergleichen mehr. Ob die socialdemokralischen Führer einer Entwickelung dieses AssociationswesenS „sym pathisch" gegenüberstchen möchten, scheint uns viel weniger zweifellos; denn wenn mit dessen Hilfe ein Tbeil deS Arbeiler- standeS zu einer selbstständigeren und befriedigenderen Stellung gelangte, so könnte es wohl kommen, daß derselbe Liesen praktischen Weg der Verbesserung seiner Lage der so kost spieligen und doch (wie ver Redner sagte) sür die Arbeiter so wenig wirklich ausgiebigen Propaganda, wie sie jene Führer betreiben, vorzöge." .. erringen, dann l Aeußerungen knüpft die „Leipz. Ztg." folgende sei eS Loch hohe Zeit, daß^die Arbeiter endlich einmal onsangen, I bildete Bürgerthum höchst schmeichelhafte Betrachtung: Deutsches Reich. * Leipzig, 6. Februar. Unter der Ueberschrift „Der Liberalismus und die Leipziger Zeitung" ver öffentlicht die „Corresponvenz deS Natioualliberalen Vereins für das Königreich Sachsen", die von jetzt ab unter der Leitung des in das Cecretariat deS Vereins eingetretenen Herrn HM artin erscheint, dasFolgende: „An die Demission Casimir-Periers und die dadurch bervorgerufenen für daS ge den SocialismuS in die Praxis zu übertragen, d h. sich zu Productiv-Genossenschaften zusammenzuschlicßen, um da» capita- ltsttsche Unternehmerthum zu beseitigen. Den Anfang könnten am besten di« Bauarbeiter machen. Durch Beseitigung de» Unter Tenn dieser „gebildete" Bourgeois, der in FriedenSzriten be> ständig mit dem Feuer spielt und dann, wenn es glücklich brennt, nicht müde wird, nach den Löschmannschaften zu rufen, ist schon lange keme Eigrnthümtichkeit Frankreichs mehr. Auch wir haben sie in Masse, diese friedliebenden, wohlgenährten Bürger, die beim Morgenkaffee ihr ordentliches Deputat politischen Raisonnements haben wollen, die es in ruhigen Zeiten als ihr wohlerworbenes liecht betrachten, am Stammtisch wie in Parlament und Presse der Negierung allerlei Steine in den Weg zu legen, an dem liberalen Phrasenwerk ihre herzliche Freude haben und dann, wenn der ungebildete Mob die Cvnsequenzen dieser Gewohnheit der „Gebildeten" zieht, laut und beständig nach einem festen Regiment, nach dem Staatsanwalt, nach Ausnahmegesetzen und nach einer starken Staatsgewalt rufen. Für diese große und denkfaule Masse der bürgerlichen Raisonneure giebt es keine wirksamere Cur als die, sie einmal im Stich zu lassen, die Aufgabe des Regierens, die Ausrechterhaltung der Ordnung, die sie fortdauernd selbst unter graben helfen, die Sorge um Erhaltung ihres Besitzes und die Ver antwortlichkeit sür ihr Handeln auf sie selbst abzuwälzen, sie zum Sclbstdcnken, zur Selbsthilfe zn zwingen und ihnen dadurch die Consequenzen ihres politischen Unverstandes unmittelbar vor die Augen zu führen. Wir können nicht umhin, uns zu der unergründlichen Ab neigung der „Leipziger Zeitung" gegen den Liberalismus, der sie bei jedem möglichen Anlaß nicht ohne Behagen Ausdruck giebt, eine Anmerkung zu verstatten. Uns sächsischen National- liberalen wird man, vielleicht im Gegensatz zur conservativen Partei, welche gern einmal im „Vaterland" über den Bankerott des Nationalliberalismus artikelt, das Zeugniß ausstellen müssen — und eS ist daö, wie wir wissen, von höchster Seite wiederholt geschehen — daß wir jederzeit be müht gewesen sind, den Parteifrieden zu nähren. Man wird es uns deshalb kaum verargen können, wenn wir mit diesen unseren Bestrebungen die entgegengesetzten der „Leipziger Zeitung" vergleichen. Daß das Land ein eigenes Blatt untere hält, dem es gestattet ist, „an langer Leine" politische Betrach tungen anzusteüen, Kat dann einen guten Sinn, ja hohen Werth, wenn es den objektiven Beobachter abgiebt und die politischen Vorgänge, auch die Parteitämpfe, wie der Chor in der Tragödie, in sachlicher und gerechter Weise begleitet. Wenn sich das Blatt aber darin gefällt, bei jeder Gelegenheit eine große historische und einflußreiche politische Richtung zu verunglimpfen, leistet es am Ende dem Lande und der Re gierung einen schlechten Dienst. Wir wollen uns aus diesem Anlaß eine kurze Bemerkung über den Liberalismus gestatten. Das Kind des Liberalismus ist der moderne Staat. Die Liberalen haben die Verfassung in heißem politischen Kampfe erstritten. Was wären wir aber ohne Verfassung, ohne unabhängige Gerichte, ohne das Parlament, ohne Theit- nahme an derGesetzgebung, ohne Controle über die Verwaltung? Der Liberalismus ist auch der Vater der deutschen Einheit. Die deutsche Kaiserkrone ist zwar auf dem Schlacht feldern Böhmens und Frankreichs erobert worden. Aber wer ist so naiv, zu glauben, daß ein deutsches Reich möglich ge wesen wäre, ohne daß es vorher im Herzen des deutschen Volkes Wurzel geschlagen bätte? Ohne Reichsidee kein deutsches Reich! Und die Reichöidec ist nicht von den Re gierungen, oder dem Adel, sondern von Len gebildeten Bürgertbnm genäbrt worden. Es entbehrt darum nicht der Logik, wenn man die Nolh der Zeit dem Libcrakismus in die Schuhe schiebt. Denn wer die Zeit gemacht bat, muß auch an ibrer Noth schuld sein. Man verschweigt nur das Eine, daß wir nicht minder die Fülle der Segnungen, die uns der moderne Staal und das Reich gebracht haben, dem Liberalis mus verdanken." Tie „Leipziger Zeitung" glaubt die Abwehr eines vom Zaune gebrochenen Angriffs auf den deutschen und speciell den sächsischen Liberalismus nicht rnbig binnehmen zu dürfen. Statt aber diesen Angriff zu begründen, oder auf Diejenigen cinzuschränken, gegen die er mit Recht gerichtet werden kann, leugnet si^e ihn einfach ab, behauptet trotz des oben mit- getheilten Citats, in dem die „große denkfaule Masse" unseres liberalen Bürgertbums auf gleiche Stufe mit den französischen Ministerstürzlern gestellt wird, keck und kühn, sie habe „seit Jahr und Tag jeden, auch den naheliegendsten (sio!) Anlaß zu einer Polemik vermieden", und beklagt sich ihrerseits über einen „vom Zaune gebrochenen Angriff". Eine solche Ver drehung ist einer „königl ichen " Zeitung noch unwürdiger, als jener Angriff auf das liberale Bürgerthum. Berlin, 6. Februar. Wenn die heute im Reichstag bevorstehende Erörterung (Centrumsinterpellation) über Arbeiterkammern und Berufsvercine beendet ist, sollen nach der Absicht des Präsidenten zunächst die noch zu prüfenden Wahlen auf die Tagesordnung gesetzt werden. Hierbei wird eS sich auch um die Wabl des Abg. Ban Neon (illm-Heikenheim) handeln, die nach dem Antrag der Wahl- prüsungscvmmissioii sür ungiltig erklärt werden soll. Der entscheidende Beschluß hierzu ist aber in der Commission nur mit 6 gegen 3 Stimmen gefaßt und wäre, wenn nicht zufällig alle Conservativen gefehlt hätten, höchst wahrscheinlich in ent gegengesctzter Richtung erfolgt. Dieser Beschluß ging dabin, die Verhaftung von zwei Landstreichern, denen die Social- demokralen in Geislingen das Geschäft des Stimm- zettelvertheilens übertragen batten, für „ungerechtfertigt" und mit Bezug auf die Wahl „sür erheblich" zu erachten. Folge richtig mußten die in Geislingen nicht abgegebenen wahl berechtigten Stimmen mit ins Gewicht fallen, und obwohl daselbst von 1288 Wahlberechtigten tt74 (über 9t Procent!) an der Wahl theilnabmen, mußte doch auf Ungiltigkeit er kannt werden, weit eben die Mehrheit sür Bantteon nur 8 Stimmen beträgt. Läßt man das Eine gelten, so wird das Andere unabweislich sein. Aber der Reichstag mag doch erst die grundsätzliche Entscheidung treffen, ob es auch ibm „erbeblich" scheint, wenn die Socialdemokratie vor- und nachher bestrafte Subjekte sich als Stimmzeltelvertheiler dienstbar macht und dieselben vollkommen recht- und gesetzmäßig verhaftet werden. Für „erheblich" dürste eS gewiß gelte», wenn die Verhaftung einen Unschuldigen getroffen hätte. Aber die beiden Ver dufteten waren notorisch wiederholt bestraste Land streicher, sind als solche nachher abermals verurthrill worden, haben die Strafe hingenommen und auf jedes Rechtsmittel verzichtet. Daö Amt des Stimmzettelver- thcilenS gewährt doch keine Immunität, und wenn Jemand mitten im Wahlbeircibungsgeschäst begründetermaßen verhaftet wird, ist das für die Partei, die ihn beschäftigt bat, gewiß sebr peinlich, aber es geht dock nicht an. die Folgen einer solchen Auswahl von Personen dem ganzen Wahl kreis anfzubürden. Alle anderen, seiner Zeit zur weiteren Erhebung gestellten Puncte des Protestes gegen die Wahl Bantleon'S haben nicht zu „erheblichen" Rejultaten geführt.
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