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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.02.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950211017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895021101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895021101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-02
- Tag1895-02-11
- Monat1895-02
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Februar dieses Jahres von den Erstehern avzufahren, widrigenfalls Len Bedingungen gemäß verfahren werden müßte. Leipzig, am 8. Februar 1895. De« Raths Aorstde-utation. Ein Vademecmn für Studenten. Die wichtigsten Gesetzentwürfe, die den Zweck verfolgen, schweren Mißständen abzuhelfen, sind nicht wichtiger, als gute Bücher, deren Verfasser sich die Aufgabe gestellt haben, die heranreifende Jugend, die künftigen Gesetzgeber, vor Ab wegen zu bewahren und sie tüchtig zu machen für ihren hohen Beruf als Träger der Zukunft. Besprechungen und Empfehlungen solcher Bücher verdienen daher in den Zeitungen den Ehrenplatz. Diese Ueberzeugung drängte sich uns dieser Tage besonders auf, als wir eine kleine Schrift lasen, die trotz ihres bescheidenen Umfanges eine Fülle des Guten und Beherzigenswerthen enthält, und vom segensreichsten Einfluß aus unsere akademische Jugend werden muß, wenn sie die rechte Verbreitung findet. Ähr einen eingehenden Artikel zu widmen, halten wir schon begonnen, als wir fanden, daß die „Nat.-Ztg." uns zuvorgekommen war durch den Abdruck einer Besprechung von E. Döhler, die tttlserem eignen Ur- theile so völlig entspricht, daß wir nichts Besseres thun zu können glauben, als daß wir sie hier folgen lasten. Sie lautet: Die Gefahren, denen der ins Leben hinaustretende Jüng ling ausgesetzt ist, sind in der Ziegel da am ernstesten, wo — wie dies beim jungen Studenten der Fall ist — ein plötz licher Uebergang aus der strengen Zucht des Elternhauses und dem Banne der Schule in das Reich einer beinahe fcstellosen Freiheit stattfindet. Cs ist daher nicht zu verwundern, und die Erfahrung bestätigt es, daß von all den jungen Männern, die alljährlich zur »lum runter wandern, ein nicht geringer Theil Schiffbruch leidet. Abgesehen davon, daß mancher nicht glücklich durch sein Examen steuert, sind ihrer nicht wenige, die zur Ablegung eines solchen überhaupt nicht gelangen. Auf der Schule vielleicht ganz treue und fleißige Naturen, die sich leistungsfähig erwiesen, so lange sie sich unter der Führung ihrer Lebrer befanden, verstehen sie auf der Universität, wo das schulmäßige Führen und Leiten für sie aufhört, nicht recht, wie man das eigene plan mäßige Studiren „anzudrehen" hat, beginnen schließlich „draufloSzubüffeln" und bringen es doch zu nichts Rechtem. So wird schon die vielgepriesene akademische Lernfreibeit für Viele zu einer gefährlichen Klippe, und selbst diejenigen, welche diese glücklich umschifft haben, gestehen später bereit willig ein, daß ihnen die ersten Studiensemester im Hand umdrehen verflogen sind unter einem Nippen und Naschen am großen Baume der Wissenschaft, was zwar recht angenehm und am Ende auch nicht völlig nutzlos, aber im Ganzen doch ohne Plan und Prosit gewesen ist. Ungleich viel größer als die in der akademischen Lernfrei heit begründeten Gefahren sind jene, die aus der Freiheit des StuventenlebenS überhaupt entspringen. Ihnen erliegen erfahrungsmäßig am leichtesten diejenigen jungen Leute, die vordem, in der Schule oder im Elternhause, allzu kurz ge halten wurden. Sie hauen, so bald sie sich ihre« Zügels ledig fühlen, nur allzu leicht über den Strang, wie man zu sagen pflegt, und die von ihnen einst ersehnte goldene Frei heit schlägt gerade sie unbemerkt in neue Fesseln, läßt sie dem Banne des Gambrinus verfallen, in die Schlingen lebelustiger und leichtfertiger Gesellschaft gerathen, unter da« Messer der Kehlabschneider und Wucherer laufen rc. Nur innerlich ge sunde Naturen, die sich die Hörner schnell abstoßen, winden sich auS jenen Fesseln rechtzeitig wieder frei. Unter solchen Umständen mag es manchem Vater und mancher Mutter wohl nachgefühlt werden können, wenn sich beim Abgang ihres Sobnes zur Universität in die Wehmutb der Trennung auch die Sorge um da« Schicksal ihres „Herrn Studiosus" lebhafter einschleicht. Der Gedanke, daß sie die mancherlei Anfechtungen und Versuchungen, welche in der Freiheit der Studentenzeit ihrem Sohne begegnen werden, nicht beobachten und noch viel weniger mit eigener Hand abwehren können, liegt allzu nahe, als daß solche Sorgen nicht berechtigt wären. Am geringsten werden sie da zu sein brauchen, wo daS Elternhaus dem Scheidenden mit allen Fäden ans Herz gewachsen ist, wo sich ins besondere der Vater zu dem Heranwachsenden Sobne schon vor Vesten Abgang zur Universität allgemach in daS Ver- bältniß eines älteren Freundes und erfahrenen Rathgebers zu setzen gewußt und durch Liebe, Wohlwollen und Vertrauen die unbedingte Offenheit im Herzen deS SobueS groß ge zogen hat. In diesem Falle ist auch die fernere Einwirkung des Elternhauses auf den der unmittelbaren elterlichen Auf sicht entzogenen Jüngling in wirksamer Weise noch leicht möglich; in diesem Falle wird auch der in der Ferne weilende Student ein offene- Ohr und willige« Herz für die Annahme väterlicher Mahnungen und Lehren zeigen. Solche Lehren nun finden wir in einem kürzlich erschienenen kleinen Büchlein, da« den Titel führt: „Briefe eine« Vater« an seinen Sohn Nach dessen Abgang auf die Universität" (Breslau, Sckottländer). Der ungenannie Verfasser ist offenbar eine an Jahren und Erfahrung gereifte, mit den Universität-Verhältnissen und dem Studentrnlrben Montag den 11. Februar 1895« 88. Jahrgang. völlig vertraute Persönlichkeit, ein Mann, der eine sittlich ernste, aber nicht kleinlich beengte, eine geistig freie, aber in der Freiheit Maß haltende Lebensauffassung verräth, ein Menschenfreund und ein deutscher Patriot durch und durch. Wir sind überzeugt, daß Vaterlandsliebe es gewesen ist, die ihm zu jenen Briefen die Feder in die Hand gebrückt hat; er selber läßt dies deutlich genug erkennen, wenn er im Vor worte seines Büchleins darauf Hinweis!, daß gegenwärtig in weiten Kreisen, auch der höher Gebildeten, die strengeren Begriffe von Selbstbeherrschung und Pflichterfüllung durch eine vorherrschende Neigung zu leichtem und mühelosem Lebensgenuß verdunkelt worden sind, und daß es gelte, vor diesem Zuge der Zeit das nachwachseude Gelchlecbt zu be wahren, wenn unsere Nation nicht Gefabr laufen solle, „von der Höhe wieder herabzusinken, auf welche eine günstige Wendung ihrer Geschicke und die vereinten Anstrengungen ihrer großen Männer sie gehoben haben". Daß die idealeren Richtungen des Denkens und Handelns in unserer studentischen Jugend einigermaßen ins Wanken ge kommen sind, baden berufene Kenner der U>'iversitätsverhält- niste in neuerer Zeit wiederholt bestätigt. Professoren haben in öffentlichen Vorlesungen darüber warnende Worte gesagt, und im preußischen Abgeordnetenhause ist seiner Zeit von einem hochstehenden Staatsmanne Klage geführt worden, daß der jüngere Nachwuchs der Staatsbeamtenscbast vielfach der rechten Lust und der ausdauernden Fähigkeit des Arbeitens entbehre, eine Erscheinung, die dem unmäßigen Biergenuß auf den Universitäten zugeschrieben wurde. Es ist erfreulich, daß man in studentischen Kreisen selbst den so geäußerten Bedenken und Mahnungen das Obr nicht verschließt. Wie man erfährt, haben bereits einzelne Corps (z. B. an der Leipziger Universitär) beschlossen, den Frühschoppen grundsätzlich abzn- schaffen, eine lobenSwerthe Tbat, die der Nachahmung wertb scheint. Auch ist auf die Elite der Männer, welche die Lehr stühle unserer Universitäten inne Haben, gegründete Hoffnung zu bauen, daß sie fernerhin wie bisher mit der Macht ihres geistigen und sittlichen Gewichts dafür eintreten werden, den Geist und die Lebensführung der Studenten schaft in gute Bahnen zu lenken, wo er droht, davon abzu- wcichen. Aber nicht sie allein und nicht auf jeden einzelnen ihrer Jünger werden sie dies vermögen. Ten Vorzug persön licher Berührung mit ihren Professoren w rd verhältnißmäßig immer nur ein kleiner Kreis von Stndenlen genießen können. Das ist beklagenswerth, weil gerade solcher Einfluß der günstigste ist. Doch ist an dieser Sachlage nichts zu ändern. Die Mehrzahl der jungen Leute wird ohne das verdienstvolle persönliche Geleit der Universitätslehrer ihre Wege selbst suchen müssen. Gerade aus diesem Grunde aber erscheint uns das angeführte Büchlein als eine treffliche Gabe, die wir in die Hand aller angehenden Studenten gelegt zu sehen wünschen. Daß sie dort Segen stiften werde, wird Niemand leugnen, der sie gelesen hat. Wo ein Vater in so erfahrener, herzlicher, offener Weise, mit einer so abgeklärten Heiterkeit der Seele und mit so verständnißvollem Eingehen auf die Regungen eines Studentenherzens spricht, um dem Sohne nicht allein über die weltlichen Versuchungen, sondern auch über die gerade im Jünglingsalter nicht seltenen, geistigen Anfechtungen (NietzscbeanismuS, socialdemokratische Anwandlungen u. s. w.) hinwegzubelfen, da kann die gute Wirkung nicht ausbleiben. Sie kann um so weniger aus- bleiben, als in den „Briefen" nicht ein vertrockneter „Philister" redet, der argwöhnisch und mißtrauisch auf da- herabsiebt, was in den lustigen Studentenkreisen getrieben wird, und abwehrend dazwischenspringen möchte, sondern ein noch studentisch begeistertes „altes HauS", daS seinen Sohn zum frischen, fröhlichen Genießen der Universitätszeit (z. B. in dem Capirel „Ferienreise") aufs Lebhafteste anspornt. Und weil eS sich so frei hält von aller Engherzigkeit, wird dies treffliche Buch ein ebenso willkommener Führer für den angehenden Studenten sein, wie es das beste Vademecum ist, welches ein Vater seinem vom Hause scheidenden Sohn beim Abschied in die Hand legen kann. Es ist ein Merkchen, das für die Erziehung eines einflußreichen TheileS unserer Nation, und somit für die Erziehung der letzteren selbst, werthvolle Dienste leisten würde. Sein Verfasser verdient dafür Anerkennung und Dank. Deutsches Reich. * Leipzig, 10. Februar. Bon unserem Berliner ^-Corre- spondenten wird uns geschrieben: „In dem Augenblick der Veröffentlichung der in Dresden angeregten Erklärung gegen den „Umstuizgesetzeniwurf", welche hinsichtlich der Tiefe stirer Begründung die Gegner dieses Gesetzentwurfes enttäuscht haben dürfte, hat der Rector der Berliner Universität auf einem Ttudentencommerie, ohne die „Umsturzvorlage" aus drücklich zu erwähnen, Beiträge zu ihrer Beurtbeilung geliefert. Herr Prof. Pfleiderer weicht von der Dresdner Erklärung, wie die erste Kundgebung der Kürze halber genannt sein mag, im Wesentlichen ab. Er befürchtet eine Beein trächtigung der Freiheit der Wissenschaft nicht von der geplanten Gesetzgebung, sondern von der unwissenschaft lichen Behandlung wissenschaftlicher Fragen und verkennt nicht, daß die agitatorische Verwerthung halb oder gar nicht verstandener Sätze in einer Zeit, wo so v el Brenn- und Zündstoff allenthalben ausgebäust stt, die Gesellschaft mit ernsten Gefahren bedroht. Bon der Natur der „notdw endigen freien Kritik und Aussprache" bat demnach dieser sociale Beobachter und BeUbeidiger der Freiheit der Forschung eine andere Vorstellung alS die Unterzeichner der Erklärung gegen die Umsturzvorlage. Einer Mißdeutung ist die Rede de« Berliner Rector« nicht auSgesetzt. Sie wurde gehalten bei einem Feste zur Ehrung Wagner'- und Schmollet'«, zweier Universitätslehrer, die zu den wissenschaftlichen Häuptern de- „KathetersocialiSmuS" zählen." — Soweit die Correspondenz, der wir die Rede Professor Pfleiderer'« im Nachstehenden folgen lassen: Ich bin. so etwa führte er noch der „N.«. Z." auS, Ihrer Sin- ladung, an diesem Kommerse theitzunedmen und at« Erster da« Wort zu ergreifen, recht gern gefolgt, denn ich billige durchaus den Zweck desselben, öffentlich Zeugnis abzulegrn von Ihrem unerschütter- lichen Vertrauen zu Jbren Herren Lehrern Wagner und Schmolle und von der Unaniaslbarkrtt des Rechte« der Freiheit der Wissenschaft. Da« Vertrauen zwischen Lehrern und Schülern ist ja die Grundbedingung alles .."'^^^r"reä>'?unv bMig.Ä'di'e °n unseren Untversttä.en Es'st auch nur ^ ,Len. daß Studirenden mit ihren Lehrern sich t0 t0l'o , ' selb,» sie jede Kränkung beneiden durch «agiren. Daß erlittene Kränkung empfinden »nd öffentlich dagegen re-ig insbesondere meine beiden verehrten Herren Kollegen. ^nk- diese Ovation bereiten, Ihres volle leuchtende Zierden baren Anhänglichkeit wurv.g >"'^"'^,^,noten vo . jener wahr- ihrer Wissenschaft, sondern auch als echte ^atno en des Haft conservativcn Ge,Innung, die das veionnene ^ Bestehende» nicht auS- sondern einschließt. da I s , erkannt, daß es fast beleidigend ware wollt- ch h.erub r em rr mehr verlieren. Und ebenso e.mg w r Me barüde baff ^ kd°d«'k L SF.VuliLe'Ln^aL ^ Ld^7i-L7L L LiL!Ln?",-ich LL? °i-Äo'^ LS!.' ^ dil «ttheils °,.^e..g, wirft, dann dürfen wir uns '"cht verwunL-rn wenn die Männer des praktischen Lebens an,a»geii, bedenklich zu werden und zu fragen: Wo w.ll das Alles noch hinaus. T.w Schritt von der theoretisch.» Wissenschaft zur prakl,,chrn Ugilalic'n >, immer mißlich' er kann aoer geradezu verbaiignilivoll werben IN ewer Fi. wo so ditt Brenn- und Zündstoff alltn.ha.ben au - gLs. ist, wie ' eben in der ««sengen. Darum mir gerade im Interesse der uns Allen theueren Freiheit der B-niftnichaft dringend gerathen, unS wohl vorzusehen vor den ernsten G - fahren des Dilettantismus und ,einer ^Sit°tions- und Propagandasucht auf dem so überaus heiklen Gebiele der socialen Frage. Man kann letzt hier und da die pathetische Versicherung hören, es sei für die gelammte akademische Jugend eine heilige Pflicht, sich durch eingehende Beschäftigung mit der socialen Fr ge aus ihren bürgerlichen Beruf vorzuberriten. Zu meiner Studienzeit hat man geglaubt, man könne sich aus den bürge» lichen Berns am besten durch fleißiges Fach,tnbium vorbereiten; wir schwärmten für die künftige Einheit des dentichen Bäte» landes, aber wir haben uns nie eingebildet, daß des Bäte» landes Heil von unserer politischen Weisheit abhänge. Au» wäre »S ja möglich, daß die beutige akademische Jugend die damalige so weit an politischer Reise und Urlhetlsfähig- keit überragte, naß für sie andere Gesich1SP'.'.i"-te moggedend sei» könnlen: ich kann darüber nicht «rtheilen, denn ich habe noch keine darauf zielenden Beobachtungen zu mache» Gelegenheit gehabt. Doch wie dem sein mag, einen Vorzug jedenfalls haben L>e vor uns, der damals jungen Generation, vorauS: daß Sie Das letzt als Wirklichkeit genießen dürfen, was für uns noch Gegenstand des Träumens und Lchnens war. Die Jahre werden kommen, wo «ie im praktischen Leben stehen und auch zu de» bürgerlichen Parteien werden Stellung nehmen müssen Aber dann werden Sie inzwischen auch schon Erfahrungen iin Praktische» Leben gemacht haben, die Ihr Unheil leiten können. Jetzt aber fehlen Ihnen noch alle diese E» fahrungen, darum kann kein verständiger Mensch von Ihnen erwarten, daß Sie jetzt schon mit den politischen Sorgen, die »ns Alte bedrücken, Kops und Herz beschweren sollten. Wahren Sie sich doch das goldene Vorrecht der Jugend, in ungeirüblem Idealismus sich der hohen Güter des Vaterlandes zu erfreuen, dessen Einheit und Stärke, von Ihren Vätern in schwerem Kampf errungen, noch keineswegs so festgewurzelt ist, daß sie nicht iminer noch der treuen Hingebung und Pflege seitens der Sühne und E-ckel bedürfte. Weil wir aber des Reiches Einheit im Kniser verkörpert sehen, so bitte ich Sie, Ihrer pairioti,chen Gesinnung Ausdruck zu geben, indem Sie mit mir einstimmen in den Ruf: Se. Majestät der Kaiser und König lebe hoch! lieber die nachfolgende Rede Wagner'« haben wir bereits ausführlicher berichtet. Die ebenfalls schon erwähnten An sprachen Schmoller's und Treitschke'S werden erst beute von den Berliner Blättern eingehender berücksichtigt; erst jetzt ersieht man, mit welcher Schärfe die Angriffe des Freiherrn von Stumm zurückgewiesen wurden. Professor Schmoller führte aus: Er Hobe stets dem Parteileben fern gestanden, um sich in allen national-ölonomstchen Fragen ein objectives wissenschaftliches Unheil zu wahren. Ter Redner kam des Weiteren auf den Verein für Locialpoiitik zu sprechen, in dem sich wohlmeinende Männer aller Elasten und Parteien in dem Streben nach jocialer Erkenntnis und Reform zusammenfänden. Die Socialbemokratie bezeichnet der Redner als elbischen Materialismus, den Katheder-Socialismns hingegen als ethischen Idealismus, die wissenschastliche Grundlage der Socialdemokratie sei seit 50 Jahren veraltet. Interessant war eine Epiiode, die Schmoller erzählte: Als er »inst 1875 bei einem Diner neben dem Fürsten Bismarck ,aß, habe dieser un Gespräch zu ihm bemerkt: „Ich bin ja eigentlich auch KathedersociaUst. ich habe nur bisher keine Zeit dazu gehabt!" Der Schutz der Schwachen gegen die Starken, dieses nobile okkoium der sridericionischen Zeit, müsse auch ferner alS eine der ersten Aufgaben der Staatsgewalt gelten. Der Redner ging dann auf die Angriffe ein, die seit 20 Jahren gegen die Kalhebersociaiisten gerichtet wurden. Heute wieder- holten sich die Angriffe seitens gewisser Fabrikaiilenkreiie, als ob man mit den Ja re» schlimmer und radikaler geworden sei. Die Geister sind geornwärtig erregter als sonst, gegenieilige Erbitterung habe sich stark ang>,ammelt. An dieser Steigerung der Gegensätze sei die Taktik der Führer Schuld, aber nicht blos die der «ocial- demokralie: keeeatur iurra muros et extra. Wohl haben wir rin tüchtiges, mit Recht angesehenes Fabrikantenthum. Wie Uhianv vom König, so müssen wir heute von jedem Fabrikanten fordern, daß er mit einem Tropfen demokratischen Oeles geialbt sei. Er müsse nicht blos Herrsche», sondern auch Pflicht- und Cympaihiegefühl zeigen und anerkennen die Iber de» berechtigten Aufwärtsstrebcns der unteren Elasten' häufig sei es nur der Ton in der Sprache, der die E» bltterung steigere. Möge sich die Entwickelung vollziehen in dem Geiste, in dem das preußische Rönigihum von jeher für die unter.» «las,n ringetreten ist. Die Angriffe, dir gegen die paar Professor!» gerichtet seien, gelten thaisachl.ch der ganzen Un.^rsitä und dem Unterrichtswesen. ES sei eine der srniim.«.,!/ w . artung.n des Parlamentarismus, wenn dir Führer dft Prof! so»"n! lallen Herabdrucken wollen zu einem Appendix il>rer Patrn»!»! (stürm.,cher Beifall). Die Freiheit der Univeksität, der W ffEaft M.n...ch-'M/inLML Schmoller's Hoch galt dem socialen Köniathum und der dau ^°r».en; e- wurde mft L daueruven, sich immer wiederholenden Beifall a»k- geuommen. Auch Prof, von Treitschkc trat sür d. Freiheit der Wissenschaft ein. Er sagte: . Le.sten. „Das akademische Leben", sagt. Tr.itschk? w?it" vollzieht sich in einer gewissen keuschen Stille — unberührt von Parlament und Presse. Das Katheder ist darum die freieste Stelle Deutschlands, weil es der öffentlichen Diskussion entzogen ist. Doch ist auch dafür gesorgt, daß wir keine Gehrimnißträmerei treiben. Die meisten Professoren können ja dir Tinte überhaupt nicht halten! (Große Heiteüeit.) Ihre reifen Gedanken werden sofort gedruckt. Aber wir dürfen verlangen, daß di« werdenden Bedanken, die wir in Gemeinschaft mit unjeren Schülern erst in unS selber auswirken, nicht vor der Zeit Gegenstand der öffentlichen Erörterung werden. Darum mbchie ich auch die Commilitonrn dringend bitten, diese Stille des Ka.Hebers zn wahren. Es greift jetzt die Unsitte rin, daß irgend ein h- rausgeriffkiies Wort eines Präses,ors in die Zeitung kommt. Da steckt irgend rin Anonymus hinter dem Strauch und ruft: Heraus mit der Sprache! Wer aber lange hinter dem Strauch steckt, der wird sich die Eigenschaften eines Strauchdiebes aneignen. Das ist aber Alles »och nichts gegen den Mißbrauch der Tribüne deS Parlaments. Wen» man dir Unverantwortlichkeit des Ab- geordneten unverantwortlich gebraucht, wenn man über Interna der l-.Ima mater redet, ohne sich dir Mühe zu geben, die einfachsten Thatsacheil sestzustellen, dann hört die Freiheit unserer Lehrer ans. Darum allein habe ich Las Wort ergriffen, um zu sagen, wie schmerzlich und beschämend wir es empfunden haben, daß völlig Unwissende, die gar kein Recht haben, nnlzureden, di« Interna u»screr Hochschule ans den großen Markt geworfen haben. Auf die alte ..lidertns acmflemieg?' — schloß Treilschke — lassen Eie „ns einen kräftigen Salamander reiben!" Tie Versammlung erhob sich wie Ein Mann, und daS langanbaltende Tück,erschwerten zeigte dem gefeierten Lehrer, wie seine Worte in die Herzen seiner Hörer gedrungen waren. — Der CommerS, dem die gesammte Berliner Studenten schaft eine ungewöhnlich große Tbeilnahme zuwandte, muß alS eine bedeutsame Kundgebung für die Freiheit der Wissen schaft bezeichnet werden. * Berlin, lO. Februar. Der „Vorwärts" berichtete bekanntlich über einen Vorfall in der Haupk-Cadettenanstalt m Groß-Lichterfelke. Ter Sachverhalt ist nach der „Post" in Wirklichkeit folgender: „Die sämmtlichen Cadetten htr Cadettenanstalt in Groß-Lichterfelke, die zum FäbnrichS- examen zngelassen waren und dieses, soweit die schriftlichen Arbeiten in Betracht kommen, bereits abgelegt hatten, müssen dic Prüfung noch einmal wiederholen. Bei der Durchsicht der schriftlichen Arbeiten der im Examen siebenden etwa KtlO Cavetlen stellte es sich heraus, daß etwa 16 von ihnen nicht ganz selbstständig gearbeitet hatte», vielmehr aus den Arbeiten ihrer Nachbarn das eine oder andere abgesehen batten — eine Sache, die bekanntlich trotz aller Aufsicht wobl Lei jedem schriftlichen Examen, an dem eine größere Anzahl rwn Schülern theilnimmt, verkommt. In dem vorliegenden Fall war allerdings die Abschreiderei so klar nachznwcisen, daß die PrüfungSbehörden nicht darüber sorlsehen konnten. Statt nun die betreffenden 16 „Abgefahren" vom Examen auszuschließen und da mit gleich im Anfang ihrer militairiscken Laufbahn die Folgen eines Schrilles kosten zu lassen, dessen Tragweite wohl keiner der jungen Leute vollständig ermessen hatte, beschloß die Ober-Mililair Prüsungs Comniissio«, die dafür Sorge zu tragen hat, daß die Prüfungen in formeller und materieller Hinsicht einwandfrei verlaufen, daß die sämmllichen Cadetten das Examen noch einmal ablegen sollten. In zwischen war bereits eine kleine Anzahl der Exami nanden auf Grund ihrer in jeder Hinsicht vorzüg lichen schriftlichen Arbeiten, bei denen übrigens die Benutzung unerlanbter Hilfsmittel absolut ausgeschlossen ist, von der Ablegung des mündlichen Examen« diSpen- sirt und beurlaubt worden. Nach dem Entscheid der Obrr»Militair-Prüfungs-Commission, da« erste Examen vorgekommener Formfehler halber ru annulliren, wurde es nun auch nöthig, jene schon beurlaubten Cadetten für das zweite Examen rurückznrufen. Dieses wird im Gegensätze zu früher in zwei Serien abgchalten werden. Jede Serie wird die Hälfte der Examinanden, also etwa 165, umfassen, die wiederum gleichmäßig auf die 10 Compagniezimmer der An stalt ^>ertbeilt werden, so daß auf jeden Raum nur 16 oder 17 Examinanden kommen. Wie wir kören, ist von dem Borkommniß an der Cadettenanstalt auf dem Dienstwege auch Sr. Majestät dem Kaiser Meldung gemacht worden. Se. Majestät soll sich im höchsten Grade befriedigt über den Enlscheid ausgesprochen haben, den die Ober-Militair- PrüfungS-Commission in der Angelegenheit gefällt hat." — Wie den politischen so bleibt auch den wirtschaft lichen Parteien die Erfahrung nicht erspart, daß Agitatoren, welche von dein Bestreben geleitet sind, auf ihr Publicum durch recht cffeclvolle Beweisgründe möglichst drastisch zu wirken, in der Suche nach packenden Einzelheiten die Grenzen des Zulässigen mitunter recht weit überschreiten. So ist auch der bekannte Agrarretner Herr Lutz unlängst in einer Ver- saninilnng de- Bundes der Landwirthe mit der Behauptung bervvrgetreten, daß für Rechnung der Krupp'schen An stalten Vieh in Holland angekauft werde. Die „B. P. N." können indessen auf Grund zuverlässiger Information ver sichern, daß die Dirbankäufe für die Krupp'schen Anstalten in Essen bewirkt werden. — Der württembergilche KriegSmlntster Frhr. Schott von Schottrnstein, der Wirkliche Geb. Krieg-rath v. Horton und der Oberstlieutenant Funk sind au« Stuttgart hier eingrtroffen. HH Halle. 9. Februar. Gegen 2l Anarchisten, Mit glieder des hiesigen „Communistiscben Clubs", ist ein Geheim- bundSproceß eingeleitet worden. * Raumbnr«, 10. Februar. Die vom hiesigen Ober- landeSgericht-präsidenten erlassene Verfügung, nach der die Richter den Landgericht-Präsidenten Angaben über ihr und ihrer Frauen Privatvermögen, Erbau-sichten rc., machen sollten, ist, wie da- „B. T." hört, wieder zurück gezogen worden. - . L. 6. U«« Bayern, 9. Februar. Wie der Fabrik-Aufsichts beamte für Schwaden und Neuburg mittbeilt, wird von der Firma Heinrich Gyr in Blaichach den Arbeitern bei rin- tretrnder Arbeitsunfähigkeit nach 20jähriger Dienstzeit die Halste und nach 30 jähriger drei Viertel de« im Durchschnitt wahrend dieser Zeit gehabten Lohne- vierteljährlich als Pension au-bezahlt. Wittwen und Waisen von verehe lichten Arbeitern, welche wenigstens 10 Jahre ohne Unter brechung in der Fabrik gearbeitet haben, erhalten Unter stützungen. * Au« Vlsaß-Lattzrinien, 9. Februar. Der Schluß der Etat-berathung in, Laude-Gi-schuff, bracht« eia neue«
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