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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.02.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950219015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895021901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895021901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-02
- Tag1895-02-19
- Monat1895-02
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Bei de» Filialen und Annahmestelle» je «Via Halde Stand« stütz«. Aarel^N find stet» an di» z» richten. Universität» Krähe 1, L-ui» LSsche. Kathnrinrnstr. 14, Part, «ad König-Platz 7L Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- und GeschMmkehr^^, »ruck «nb «erlag vo« L. Pol, kn Kei-r«, ^«91. DienStagtz den 19. Februar 1895. — 89. Jahrgang. AmMche Bekanntmachungen. Ausschreibung. Für den Neubau der XIII. Bürgerschule in Leipzig-Plagwitz an der Elisabeth-Allee soll -ie Lieferung der Zuggardinen vergeben werden. Di« Bedingungen und Arbeit-Verzeichnisse können von unserer Hochbau.Vrrwaltung, Rathhaus, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7 gegen porto- und bestellgrldfreie Einsendung von 50 die auch in Briefmarken erlegt werden können, brzo^n, bez. ringesehen werden. Die Stoffproben re. liegen im Baubureau, Eingang von der Amaiienstraße in Leipzig.Plagwitz, zur Ansicht aus. Die Angebote sind verschtossrn und mit der Aufschrift: XIII. Bürgerschule — Zuggardtnen versehen bis zum 26. Februar d. I. Vormittags lO Uhr an oben genannte Stelle portofrei rinzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bez. die Theilung der Arbeiten und die Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig, den 15. Februar 1895. ^ Der Rath der Stadt Leipzig. Io 725. 0r. Georgi. 0r. Stzn. Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 18. Januar 1895, den Hand arbeiter Johann Karl Helmert betreffend. Leipzig, den 12. Februar 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Armenamt. Abth. II. ^ R. IV. Abth. II, 646. Hentschel. Tchm. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. — Die Svarcaffc» Deputation. Gekanntmachung. Tie neubegründete, mit einem Gehalt von 2100 und Pensions berechtigung ausgkstattete Stelle eines 4. VancontroleurS unserer Baupolizeiabtheilung ist baldigst;n besetzen. Bautechniter, welche die staatliche BaugewerkSmeisterprüfung im Königreich Sachsen bestanden haben, wollen ihre Bewerbungen unter Beifügung von Zeugnissen und einer LebenSlausschildrrung um gehend bei uns schriftlich eiareichen. Chemnitz, den 15. Februar 1895. Der Rath der Stadt Chemnitz. Andrb, I)r., Wde. Oberbürgermeister. Oefföntliviis llanckslslsdranstait. vexino «los 85. Selmlfnkres am 22. XprII ckleses Sabres. vis keit'erenxuisse 6er livkeren ^btkellnax 6or Anstalt läroijtlbrieerOursus) dereedtiesu rium Lin^übri^-b'reivvillj^ll-Oienst. tilr .suu^ Oeuts, >veletie sieb 6en Lereelttixuoxssekein r:uw LinMtirix-b'roivillixen-viellst erworben Itndeu, ist ein raelnelssen- sebakttletier (.'ursus von ^abresäauer bei 34 I-ebrstuusten in 6er >Vocde einxeriebtet. Ilnterrickt in alle» Lveixen 6er iiLn6els- vissensebalt. kranrösiseke un6 en^Iiseiis 8praebe obligatorisch, italieuisebv uu6 spanische 8pracbe t'aeuitativ. 8ebulgeI6 240 ./l lilr 6as staki'. .4nmeI6unKen erbittet sich 6er Unterreicbnete in 6en ^Voebev- tsxen von 11—12 Okr. lleiprix, im kebruar 1895. <?arl iVoltrum, vireetor. Herr Piepmeier und seine Familie. Bon befreundeter Seite wird uns geschrieben: „Während des Frankfurter Parlaments 1848 erschien eine kleine witzig» satirische Schrift unter dem Titel: „Thaten und Meinungen des Herrn Piepmeier". Besagter Herr Piepmeier war darin geschildert als der TypuS eines Politiker-, der in seinen An sichten bin- und herschwankt, da- eine Mal „etwa- weiter nach rechts", da« andere Mal „etwas weiter nach links rückt". Herr Piepmeier ist natürlich ein „entschiedener" Feind der „Anarchie", er will diese mit allen Mitteln ferngehalten wissen; allein, als eS nun daran gehen soll, solche Mittel wirklich in Vollzug zu setzen, da packt ihn plötzlich die Angst vor der „Reaction"; er „rückt daher etwas weiter nach links" und erklärt sich nun — als „guter Liberaler" — ebenso „entschieden" dagegen, weil doch die Möglichkeit vorhanden sei, diese Mittel könnten einmal von der Reaction be nutzt werden. Das Geschlecht der Piepmeier ist nicht auSgestorben; im Gegentheil, eS grünt und blüht noch lustig fort. Eben jetzt bat man vielfach Gelegenheit, seine Bekanntschaft zu machen. Als bei der Eröffnung des Reichstag- im neuen Gebäude die socialdemokratifchen Abgeordneten sich in demonstrativer Weise von dem Hoch auf den Kaiser ausschloffen, da erscholl ein Laut der Entrüstung nicht bloS auf der Rechten der Ver sammlung, sondern auch in weiten Kreisen deS Volkes. „Daö", hieß eS, „sei unerhört; das dürfe so nicht weiter gehen, wenn nicht der Reichstag alle- Anseben verlieren solle I" Zwar den StaatSanwalt wollte man nicht sich einmischen lassen — und man that damit recht — aber um so lauter rief man nach einem scharfen DiSciplinargesetz, weiches der Reichstag sich selbst geben müsse. Nun, was Jeschah? Eine Commission saß Wochen auf Wochen beisammen, und beriech, und das schließliche Resultat ihrer Berathungen war dieses, daß sie dem Reichstag gar nichts vorschlug. Inzwischen hätte sich der Scandal von damals in veränderter Form wer weiß wie oft wiederholen können — der Präsident hätte keinerlei wirksames Mittel gehabt, den Reichstag davor zu bewahren, und er würde ein solches auch ferner nicht haben, wofern nicht da- Plenum veS Reichstag- den Fehler seiner Commission gut gemacht hätte. Und wie viel ist in dieser Angelegenheit, als der erste Eindruck vorüber war, gepiepmeiert worden! Die Einen fanden eS ganz natürlich, daß Diejenigen, welche nun einmal im Herzen Republikaner seien, sich nicht zu einer monarchischeu Kundgebung verstrhen könnten, und wenig fehlte, so hätte man Herrn Liebknecht und Genossen wegen ihre» Muthes der Urberzeugung verherrlicht. Andere drducirten, daß ein zwangs weise gebrachte- Hoch keinen Werth habe, man also von dem ganzen Vorgänge gar nicht so viel Aufheben» machen solle. Daß in einem monarchischen Staate eine absichtliche, vorbedachte, öffentliche antimonarchischr Demonstration so wenig geduldet werden kann, wie in einem republikanischen Gemeinwesen, ;. B. in Frankreich, »ine monarchische geduldet werden würde, daS schien entweder ganz vergessen zu sein, oder eine Erinnerung daran ward wohl gar als rin Verstoß gegen den Glaubens- satz von der über Allem stehenden „individuellen Freiheit" betrachtet. Nicht ander- ging eS in Sachen der Umsturzvorlage. Wie lange und von wie vielen Seiten war, seitdem von olitischrn Morden und Bombenattentaten aus verschiedenen ändern verlautete und seitdem auch in Deutschland der Anarchismus immer mehr hrrvorrutreten wagte, die ReichS- regierung um die Ergreifung entschiedener Maßregeln argen denselben gedrängt worben! Wie viel Spott und Tadel hatte Graf Eaprivi wegen seines „Muthes der Kalt blütigkeit" erdulden müssen! Endlich erscheint eine Vor lage gegen die Umsturzbestrebunge», eine Vorlage, von der aufrichtige Freunde der gesetzlichen Freiheit, aber auch der Ordnung bekennen, sie enthalte nur da» geringste Maß dessen, waS nolhwendig sei, um der von Agitatoren aller Art planmäßig geschürten Bewegung Einhalt zu tbun, die, ungehindert fortgesetzt, unser ganze» Volk zu vergiften droht. Kaum aber ist die Vorlage da, so erhebt sich in der Presse eine Piepmeierei sonder Gleichen. Da kommen die empfindsamen „Versöhnungspolitiker", welche noch immer davon träumen, eS könne gelingen, die social demokratischen Führer au- Wölfen, welche die bestehende Gesellschaft zu zerreißen drohen, in friedfertige Lämmer zu verwandeln; nur dürfe man sie um Alle- nicht durch solche Maßregeln reizen. Da kommen die unklaren Köpfe, die von einem „berechtigten Kern" der Socialdemokratie schwatzen, während doch der „berechtigte Kern", der im ver nünftigen SocialiSmu» allerdings vorhanden ist, gerade von der Socialdemokratie mit ihrem abenteuerlichen „ZukunftS- staat" höhnisch zurückarwiesen und übertrumpft wird. Da kommen die Vertreter freidenkerischer Richtungen und jammern über die „Vernichtung der Wissenschaft", als ob nicht die echte Wissenschaft, auch die freieste, von selbst eine scharfe Grenze zwischen sich und denen ziehen würde, welche durch „Beschimpfung" alle- Heiligsten und Ehrwürdigsten „den öffentlichen Frieden stören". Da kommen mit ähnlichen Klagen gewisse Schriftsteller, die unter der falschen Firma der „Kunst" an den unveräußerlichen sittlichen Grund lagen jeder Gesellschaftsordnung rütteln und dadurch indirekt, wenn auch vielleicht unabsichtlich, die Geschäfte der Socialdemokratie betreiben. Hört man diesen ChoruS durcheinander schwirrender Stimmen in der Tagespresse, so möchte man fast glauben, bei den Verhandlungen über die Umsturzvorlage im Reichs tage müßten die Orbnungsparteien wegen der von ihnen ausgegangenen Anregung und die verbündeten Regierungen wegen der Einbringung dieser Vorlage sich entschuldigen und allen denen Abbitte thun, denen sie damit Angst gemacht haben, in erster Linie der Socialdemokratie. Es war einmal ein großes, starkes und auch freiheits liebendes Volk, die Römer. Wenn bei ihnen dem Staate eine Gefahr drohte, sei eS von außen, sei es von innen, so ertönte alsbald der Ruf: Vickeant Lousule.?, ns quick ckstri- weuti capirrt res publica. DaS heißt, die höchsten Beamten sollten dafür sorgen, daß das Gemeinwesen nicht Schaden leide. Dann aber ließen diese stolzen Republikaner sich auch außerordentliche Maßregeln ruhig gefallen, ja gaben vorüber gehend selbst von ihren gewohnten Freiheiten etwas preis, um nur die Gefahr vom Vatrrlande zu wenden. Möchten wir doch in diesen! Puncte von ihnen lernen!" L. Deutsches Reich. ^.Berlin, 18. Februar. Die „Kreuzzeitnng" macht eine interessante Enthüllung. Sie erinnert den Herrn Oberst lieutenant von Egidy, der sich zu der Rufern im Streit gegen den Zweikampf gesellt hat, daß er vor einiger Zeit den Hofprediger a. D. Stöcker nicht nur zum Zweikampf herausgefordert hat, sondern auch noch nach erfolgter Ab lehnung der Forderung eine Erklärung gegen den Geforderten in der „Kreuzzeitung" veröffentlichen wollte. Also ein dem de- Herrn v. Stumm conformeS Vorgehen mit dem einzigen zu Ungunstrn deS Herrn v. Egidy sprechenden Unterschied, daß dieser einen Mann geistlichen Standes zum blutigen Waffenspiele drängen wollte. Herr v. Egidy ist ein ausgesprochener Gegner allen Kirchen- und PriesterthumS, aber er wird sich nun nicht mehr beschweren dürfen, wenn man von ihm sagt, waS man von jeher nicht Priestern, Wohl aber Pfaffen zum Vorwurfe gemacht bat: er trinkt heimlich Wein und predigt öffentlich Wasser. Der „humane" Gleichmacher und Lehrer der Gerechtigkeit und Brüderlichkeit zeigt sich hier im Lichte eine- Mannes, der mehr persönlichen Hvchmuth besitzt, als die von ihm an gegriffenen Männer, die in der Umsturzcommissivn die Un entbehrlichkeit de» Zweikampf- für gewisse Fälle behauptet haben. Diese wollen jeden Ehrenmann au- den gesellschaft lichen Kreisen, in denen man überhaupt jemals die Forde rung und Gewährung persönlicher Genugthuung mit Waffen gekannt hat, daS moralische Recht zusprechen, in äußersten Fällen se,ne Ehre aus dem Kampfplatze zu vertheidigen. Herr v. Egidy verweist sie auf da» Schöffengericht, für sich aber nimmt er jene» Recht in Anspruch. Er überhebt sich gegen über jenen Leuten mit einerlei Moral, unter denen sich StandeSgenossrn von ihm im engsten Sinne, nämlich adelige Osficierr außer Dienst, befinden, indem er ihnen als mittel alterliche Barbarei und durch nicht- entschuldbare GesetzeS- verachlung aurechnrt, wa- er selbst in einem Falle grübt hat, in dem nicht etwa jene delikatesten Dinge gespielt haben, die selbst strenge Brrurtheiler de- Zweikampfes in ihren Grund sätzrn wankend machen. * Berlin, 18. Februar. In einer Betrachtung über den Dreibund schreibt die „Franks. Ztg.": „Die Verhältnisse, die den Dreibund geschaffen haben, bestehen kort, also maß auch der Dreibund bestehen bleiben. Wenn di» Weitrreutwickelung der Dinge, namentlich in dem Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich, fortwährend eine günstige ist, dann ist es allerdings richtig, daß eine Zeit kommen wird, wo di« Loraus- sehunqen de» Dreibundes nicht ">^5 ^^"z^'"Tchicksal aller hinfällig wird. T°S Aberder menschlichen Einrichtungen, sewst d"ar>I6>elnr0!I, stin Ver- Dreibund hätte dann se.u- M.ss.°n 'rfi.ll t„n^m°n^ vra ^v. chwindrn nicht »»» beklagem Ar ?noch sich umdilde und wünschen, daß er nicht em,ach verschw ,1 zu einem °r,entwickle zu einem Ausbund oder , r. Friedensbund nller europäisch B-ainn einer wirklichen Schiedsgerichte, TaS wäre dann der b-n. und Friedens-Aera. Tie Aiffütze dazu stn ausrichtigen Freunden da» ist nicht der letzt. Grund, warum »,°U" " dem europäischen schon heute vielfach völlig entgegengesetzt ,s, "ich immer unterwerfen? Wir glauben eö nicht. ^ V. Berlin, 18. Februar. (Telegramms Der «aiser empfing gestern Abend dm Gouverneur von vstasnta, Fr« Herrn ». Schelk. (Wiederholt.) X. Berlin, 18. Februar. (Telegramm.) Der ««stk ist völlig wieder her ge stellt und U.heute d,e reg^- niäßiaru Vorträge enkgegengenommrn. — Bei der Scan er,n inde? am Mittwoch eine SoirSe statt, aus welcher vorauS- ichtlich auch getanzt werden wird. Berlin, 18. Februar. (Telegramm.) Bei der heutigen Audienz des Vorstandes de« Bunde- der Landwirthe, welcher die Minister v. Kötter und v. Hammerstein-Loxten brr- wohnten, verlas nach der Vorstellung der Vorstandsmitglieder Abgeordneter v.Ploetz die Adresse, worin der Bund als Vertreter von 200 000 deutschen Landwirthen um das Gehör des Kaiser» ür die zunehmende Nothlage der deutschen Landwirthschaft bittet. Der deutsche Bauer ringe um die Existenz, mit ihm stehe und fall, die Zukunft de- deutschen Vater landes. Deshalb erbitte der Bund für die bedrohte deutsche Landwirthschaft die Allerhöchste mächtige Hilfe. Der Kaiser nahm die Adresse entgegen und antwortete etwa folgende-: „DemBeispiele der ostpreußischrnLandwirthe, welche im Oktober vorigen Jahre- zu Mir kamen, folgend, erscheinen nun auch Sie, um Mir Ihre Wünsche vorzulragen. Ihr Empfang ist Ihnen ein Beweis, wie ernst eS Mir um daS Wohl und Wehe Meiner Bauern zu thun ist, und daß Mein Wort, daß Meine Thür jedem Ilnterthanen offen steht, keine leere Förmlichkeit ist. Im Eifer, sich selbst zu helfen und den auf der Landwirthschaft lastenden Druck allen Dolks- kreisen klar zu machen, haben sich die Mitglieder Ihres Bunde- im vorigen Äahre zu einer Agitation in Wort und Schrift verführen lassen, die, über den Rahmen de-Zulässigen hinau-gehend, Mein lände-väterliche-Herz tief kränken mußte. Am heutigen Tage jedoch haben Sie, gleichwie Meine Ostpreußen, diese- Vorgehen wieder gut gemacht. AuS der bevorstehenden Be rufung des StaatSraths, dem alle einschlägigen Fragen zur Berathung vorgelegt werden, mögen Sie ersehen, wie Ich Hilfe und Mitwirkung von Landwirthen aller Stände für die Hebung der Landwirthschaft erwarte. Mein landeö- väterlicher Rath geht deshalb dahin, die Herren mögen sich jeder sensationellen Agitation enthalten und mit Vertrauen der Arbeit des Slaat-rathS folgen. Wir wollen Gott bitten, daß diese Bemühungen zum Heile der Landwirthschaft ansschlagen und Ihnen ein gute» Iahr descheeri sein möge." Der Kaiser sprach hierauf mehrere Mitglieder der Deputation an und sprach dabei über die allgemeine Nothlage der Landwirthschaft auch in anderen Ländern, drückte die Hoffnung au-, der Staats rath werde die Wünsche der Landwirthschaft eingehend erörtern, und knüpfte hieran den Wunsch, daß die Zeiten für die Landwirthschaft wieder bessere werden möchten. (Wdh.) x Berlin, 18. Februar. (Telegramm.) Bei der heutigen Hauptversammlung des Bunde- der vandwtrlhe berichtete Abgeordneter von Ploetz über die heutige Audienz beim Naisrr und faßte die Antwort Sr. Majestät dahin zusammen: Der Kaffer wünsche, daß die Landwirthschaft zu chm Ver trauen habe. Die Versammlung nahm die Mittheilunz m,t enthusiastischen Kundgebungen aus. Ein Hoch auf den Kaiser und der Gesang de- „Heil D,r im Sieger- kranz" folgte den geschäftlichen Verhandlungen. drrltn, 18. Februar. (Telegramm.) Die „Nordd. «ug. Ztg." erklärt, die Mittheilungen einiger Blätter, daß der -atsrr sich seit einiger Zeit mit dem Studium de« See- bezüglich des Schutzes de» PrivateigentdumS beschastige und diese wichtige Zeitsrage vor fachmännischen Auditorien zu erörtern beabsichtige, entbehre jeder Be- gründung. . 18. Februar. (Privattelegramm.) Nach «tner Milche,lang der „Voss. Ztg." wird die im Juni statt- findende Erotfttung de» Rmt»-ftseeranal» zu einer Feier von Aropäffcher Bedeutung sich gestalten. Wie dem genannten Blatte mitgethellt w.rd, werben alle drutschen Fürsten und alle seefahrenden Nationen im Auftkage d.s N'E»- Koren. Er hatte ,m Kurfürstentbum Lesse» Laufbahn mit Auszeichnung durchmessen: als dasselbe iSL«'. seine Selbstständigkeit verlor, war er Mitglied d^ höchsten Gerichtshof» in Eassrl, de- dortigen Ober-Appellation-gerichtS, obgleich seine niemals verhehlte liberale und nationale Ge sinnung ihm während der Haffenpflug'schrn Periode, in den 50er Jahren, eine Strafversetzung vom Odergericht in Eassrl, dem er 185 l angehörte, nach Fulda eingetragen hatte. Nach der Annexion KurhrssenS wurde er in da» für die neuen Provinzen in Berlin errichtete Ober-Appellation-grricht und nach der Eröffnung de» Reichsgerichts in diese» berufen. Im Jahre 186? wurde er in den Reichstag und in da« Abgeordnetenhaus gewählt; in beiden Körperschaften gekörte er der national-liberalen Fraction an, und er wirkte während mehrerer Legislatur perioden verdienstvoll, namentlich bei der Lösung juristischer Aufgaben, mit. AIS er nach langer richterlicher Thätigkeit sich Krankheit halber in da- Privatleben zurückzog, nahm er seinen Wohnsitz wieder in Cassel, und von dort aus bat er im letzten Jahrzehnt eine eiftnae schrift stellerisch« Thätigkeit entwickelt, durchweg in dem Sinne, den juristischen Formalismus zu bekämpfen und die Rechtspflege in Einklang mit dem praktischen Leben zu bringen. Diesem Zwecke hatte er beispielsweise die große Arbeit eines vollständigen GegenenIwurfS zum bürgerlichen Gesetzbuche gewidmet , die in der zweiten Lesung desselben nicht ohne Wirkung geblieben ist. Er war lange ein hochgeschätzter Mit arbeiter unserer Zeitung, die ihm eine Anzahl werthvollrr Artikel verdankte. Durch eine höchst ungehörige Bemerkung eines hiesigen Blattes war, als die „National - Zeitung" im vorigen Sommer wegen einer Kritik de» Verfahren des Landgericht--Directors Brausewetter in dem Proceß gegen Adam und Genossen in einen Preßproceß verwickelt wurde, die Staatsanwaltschaft auf die Spur Bähr'S ul» des Verfassers des Artikels geleitet worden. Er hatte, wie eS sein Recht war, bei einer Vernehmung jede Aus kunft darüber verweigert; der Ehefredacteur der „National^ Zeitung" batte dann in der öffentlichen Verhandlung be merkt, ver Verfasser werde nur durch Aller und Krankheit verhindert, den Artikel persönlich zu rechtfertigen; nach diesen Vorgängen hat, wie eS nicht ander- sein konnte, Iiiemand au der Autorschaft Bähr'S gezweisrlt; wenn wir sie jetzt zu geben, so verrathrn wir daher kein Gcheimniß, aber wir halten e» für geboten, um za constatiren, daß der so bald »ach den, Proceß e,„getretene Tod Bähr'S eine Bestätigung der da mals abgegebenen Erklärung über die Gründe enthält, welche den Verfasser deS Artikels verhinderten, ihn vor Gericht zu vertreten. Es ist nicht unsere Absicht, daS Urtheil, welches bekanntlich aus 600 .L Geldstrafe lautete, bei diesem Anlaß zu kritffiren; wir geben sogar zu, daß vermöge der Complication der Um stände — der angeschuloigte Artikel beruhte auf einem Be richt über die Verhandlung gegen Adam und Genoffen, der an dem streitigen Puncte sich als unvollständig erwie- — bei einer formalen Auffassung des Falles eine Berurtheilmiz kaum auSbleiben konnte. Aber diese formale Auffassung ist cs eben, welche der Presse die Erfüllung ihrer Aufgaben erschwert. Die Möglichkeit, daß ein noth- wendiger Weise abgekürzter Bericht über eine mehr tägige Gerichtsverhandlung an einer Stelle incorrect sein konnte, war einem so erfahrenen Mann wie Bähr selbst verständlich nicht unbekannt; dennoch hielt er, der ein langes Leben im Richteramie, zuletzt in den höchsten richterlichen Stellungen, zugebracht, für nolhwendig und zulässig, aus Grund diese- Berichtes Uebelstände zu rügen; aber weder die Strafkammer, vor welcher die Sache verhandelt wurde, noch dass Reichsgericht, dessen Mitglied der Verfasser de» Artikels selbst Jahre hindurch gewesen, konnte sich zu der Auffassung dieses Richter- von dem Rechte, oder vielmehr der Pflicht der Presse erheben." (-) Berlin, 18. Februar. (Privattelegramm.) Unter Führung de- AbtheilungSchefS im Kriegsministerium, Oberst- lieutenants H. Garde, und deS Wirkt. Geh. KriegSrathS und Militair - Intendanten deS 3. ArmeecorpS O. Kr ei del besichtigten heute Vormittag die Mitglieder der Budget commffston, sowie andere Reichstagsmitglieder — im Ganzen 36 Herren — die Armee-Couservenfabrik in Haselhorst bei Spandau. Die Herren prüften, wie die „Allgemeine Fleischer-Zeitung" mittheilt, eingehend die Einrichtungen der von Herrn Direktor Klett mustergiltig geleiteten Fabrik, die in allen Abteilungen in vollem Gange war, und probirten auch die dort hergestellten Eonserven. Betrieb und Leistungen der Fabrik fanden volle Anerkennung. 8. Berlin, 18. Februar. (Privattelegramm.) Der brandendurgtschc ProvinziaUandta, ist gestern zusammen getreten. * krotoschin, 17. Februar. Die katholische Verwaltung der Thurn und TaxiS'schen Herrschaft, welche fast die Hülste des GutSareals der Kreise Krotoschin und Ostrowo umsaßt, ist schon seit Langem und wie es scheint auch mit Erfolg für die Anstellung deutscher Geistlicher und die Einführung deutschen Gottesdienstes für die katholischen Deutschen bemüht. Wir können nur wünschen, daß dieses anrrkennrnswerthe Vorgehen in weiteren Kreisen Nach- admung findet. * LreSlau, 17. Februar. Wegen Beleidigung des IudenthumS hatte sich dieser Tage vor der erften Straf kammer des hiesigen Landgerichts der frühere Herausgeber der Zntisemitischrn „Ostwacht" zu verantworten. Er hatte 'm Februar vorigen Jahre« seinen, Blatt eines der im Verlage von Th. Fritsch-Leipzig erschienenen Flugblätter bei- gelrgt. In diesem befand sich eine hebräisch und in deutscher Uebersttzung angeführte Talmud-Stelle, auf Grund deren Fritsch die Juden eine „internationale Betrügergesrllschaft" nannte. Bon dem Dertheidiger de« Angeklagten, RecblSavwalt Arndt au» Liegnitz, war als Sachverständiger der Orientalist vr. Beer geladen worden. Dieser erklärte die betreffende -balmud-Stelle für richtig übersetzt. Aus die Frage des StaatSanwalt-, ob der Talmud auch jetzt noch für dir Juden bindend sei, konnte er keine Antwort geben. Hieraus beantragte der StaatSanwalt die Vorladung de» ersten EultuSbeamten der jüdischen Gemeinde in Breslau al» Sach verständigen. Deni widersprach die Vertheidigung, da eS sich nicht um eine religiöse Frage, sondern lediglich um die richtige Uebersetzung der fraglichen Stelle handele. Der Gerichtshof beschloß jedoch, dem Anträge de» StaatSanwaltS stattzugebcn, und vertagte dir Sache.
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