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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.02.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950220016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895022001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895022001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-02
- Tag1895-02-20
- Monat1895-02
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M.; 2) ein Schmuckkästchen, darin eine goldene Halskette, aus 6 durch Granatjchnüre verbundenen Gliedern bestehend, und zwei silberne Kiligrangliederketten, je ca. '/« w lang und mit einer großen Rosette versehen, ain 12. d. M.; 3) ein Spazierstock von Rohr mit Elfenbeingriff und Silber, drahtgeflecht, ain 10. d. M.; 4) eine Mcige» rothgelb polirt, mit abzunehmendem Kinnhalter und 2 abgegriffenen Stellen, mit dazu gehörigem, mahagonibraunem Bogen mit silbernem Beschlag, in einem rothgesütterten Kasten von Nußbaumholz, vom 4. bis 8. d. M.; 5) eine Bas;-Geige» braun lackirt, mit einigen reparirten Sprüngen, vom 1. Oktober 1894 bis Januar 1895; 6) 7 weitzleincne neue Bettbezüge und Betttücher, „ä.. N." gez., Mitte vor. Monats; 7) ein granleinencS Packet, gez. „R. k'. 1", darin 12 m roth- und wcitzcarrirter und 10 m weist-, blau- und roth- carrirter Barchent, am 13. d. M.; 8) ein Kleid von schwarzem Wollstoff mit getupfter Taille und gemustertem Rock und ein braunes Stossjacket, am 12. d. M.; 9) ein Jacketanzug von grauem, gewürfeltem Stoff und ein WlNterübcrzteher vou gelbgranem Stoff, mit braunem Sammel» kragen, einer Reihe Hornknöpfe und Kettchenhenkel, am 12. d. M.; 10) ein neuer schwarzer Rockanzug — im Rock die Firma des Schneidermeisters Vollsaelc — und ein Winterüberzicber von grünlichem Stoff mit Sammetkragen, grünlichen Steinnuß- knöpfen und gewürfeltem, wollenem Futter, am 12. d. M.; 11) ein Winterüberzicber von braunem, flockigem Stoff mit einer verdeckten Reihe schwarzer Steinnußknöpfe, braunem Sammet- kragen, Bordeneinfassung, carrirtem, wollenem Schooß- und schwarzem Aermelfutter, am 14. d. M.; 18) ein Winterüberzieher von dunkelgrünen:, starken: Stoff, ebensolchem Sammetkragen, einer verdeckten Reihe schwarzer Rnövfe, grauem, carrirtem Futter und Stoffhcnkel mit der Firma: „d. Lor- waun", am 14. vor. Mts.; 13) ein Winternbcrzieher von glattem, braunem Stoff, mit schwarzem Sanimetkragcn, einer Reihe schwarzer Hornknöpse und Stoffhenkel, am 27. d. M.; 14) ein schwarzer Pelz, getragen, mit dunklem Bezug, 2 Seiten- laschen, Lederhenkel und geriesten schwarzen Hornknöpfen, am 9. d. M.; 15) ein Ballen von grauer Leinwand, mit dem Zeichen „8. 8. 7551", 27 Kilo schwer, enthaltend 4 Stücke weiß- und rothgestreisten, bez. gemusterten Kattun und 1 Stück dergl. weiß- und blaugestreisten, am 1. d. M.; 16) ein Handwagen» klein, vierrädrig, blaugestrichen, mit Kastenaussatz, eisernen Stemmleisten und eisernem Teichselgriff, vom 24. bis 25. vor. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Eriminat-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 18. Februar 1895. Das Polizetamt der Stadt Leipzig. Bretschoeider. Ml. Gefunden oder als herrenlos angcmeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 1. bis 1b. Februar 1895 folgende Gegenstände: ein Portemonnaie mit 22 e 20 3 >6 55 ^ und verschiedene dergl. mit geringeren Beträgen, eine goldene Damenuhr, eine silberne Oylindcruhr mit Kette, ei» gravirter goldener Trauring, 2 andere goldene Ringe, eine Schildkrotttorgnette mit Goldeinfassung, ein goldener Klemmer, 2 Brillen, eine Oorallen-Halskette, eine Shlips. nadel, ein Tasche» - Etui mit Scheere und Messer rc., einige Leihhausscheiue, ein Sammetpompadour mit Inhalt, 3 einzelne braune Krimmerhandschube, ein Iltis- und 2 andere Pelz kragen, einige Pelzmüffe,ein Federmuff,einFrauenschulterkragen, «in dunkelwollenes Schultertuch, ein rothcarrirter Bettüberzug, 2 Schirme, eine Anzahl Schlüssel, ein neues Hundehalsbanv mit Nickelbeschlag, ein großer Maulkorb, eine neue englische Leder- Hose, ein Flaschenkasten, 2 Packete mit Harmonikasttmmen, ein kleiner Teppich und eine Tapetenmusterkarte, 18 neue Spahnkürbe, rin großer Blechdeckel, ein Sack Gerste, ein eiserner Kinderjchlitten, 2 größere Schippen, eine Peitsche, eine Pferdedecke und 2 Säcke, eine Segeltnch-Pferdedecke, ein Gabelbaum und ein 4rädrtger Handwagen. Zur Ermittelung der Eigenthümer wird dies hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche vom October 1893 bis Januar 1894 Fundgegenstände bei uns abgegeben haben, auf. dieselben zurnckzufordern, andernfalls darüber den Rechten gemäß verfügt werden wird. Leipzig, am 18. Februar 1895. Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneidrr. Ml. OeKentlieke HandelGlokranstalt. Die ^nmeldunx vou Kandlunxsledrllore», welche» kommende Osteru in dis Ivllk- oder Xackmittag^eurso der Tebrlloxs- »dtkeiluux eintreten »ollen, erbittet sieb der Unterzeichnete am 11., 12 , 14., 15. Lliir/ Vormittag:» von I I dl» 12'/, Hin-, womüg-liok unter persülllicker Vorsteilunx äer ^U2Uineläenäen änrcd ihre Herren krivrnpale. Das Istrto Lckulreugnis» oäer di« Oensurliste des Lcditlers ist bei dieser Eelsxendoit vorsulegen. IVklbrend der gedachten 2eit werden aueli Anmeldungen kür den elizjlldrlx rsoliwissenseliaktNeden Oursus entgegen genommen, »n welchem sich ttandlungsledrUnge betkeillgeu können, die im Lesit/o des Zeugnisses kffr dls wisseusekattUehe ktzLthjßlivg: rum Linz'üdrig-k'reiwiIIigendiouste sind. Unterricht 10 stunden wöchentlich, scliulgeld 90 I-elpSig, iw V«dru»r 1895 O»rl IVolkpuw, Oireetvr. Zur Erinnerung an den Staatsminister v. Thümmel. U Der am 12. Februar infolge eines Gehirnschlags plötzlich aus der höchsten amtlichen Stellung an der Spitze des sächsischen Gesammtministeriums abberufene Staats- und Finanzminister Julius Hans von Thümmel verdient nicht nur als hervorragender Staatsmann, sondern auch als wahrer, edler Bolksfrcund im Gedächtniß der sächsischen Bevölkerung sortzuleben. Die berufensten Stimmen haben die hohen amt lichen Verdienste und menschlichen Tugenden des Dahin- geschiedeneu bei der Einsegnungsfeier, unter Mitanwesenbeit Sr. Majestät des Königs, mit Ausdrücken des wärmsten Dankes hervorgehoben. Diese Zeilen sollen eine wichtige ge meinnützige Leistung des Entschlafenen der Vergessenheit ent reißen. Es betrifft dies den Vvlkspark in der Dresdner Heide, der zwar noch in bescheidenen Anfängen begriffen, aber vielleicht berufen ist, den Namen des Staatsministers von Thümmel dereinst im Volksmunde zu erhalten, wenn ein ihm im grünen Walde gewidmeter Platz von seinem Antheile an der Gründung des Heibeparks erzählen wird. ES möge gestattet sein, über die Verhandlungen in dieser Angelegenheit Näheres zu berichten, weil bier an einem prak tischen Falle sich zeigen läßt, wie der Verstorbene die ihm anvertrautcn siscaiischen Interessen des Landes mit der Für sorge für das allgemeine Wohl weiter Volkskreise geschickt zu verbinden wußte und wie er mitten in schwerer Arbeitslast und unter Angriffen von außen unentwegt seine Menschen freundlichkeit und seinen Humor bewahrte. Der Verein Volkswohl in Dresden halte zuerst im Anfang Juli 1893 das königl. Finanzministerium gebeten, ihm zu ge statten, auf dem staatlichen Forstareal in der Nähe des Wald- schlößchenS und des Heideschlößchens einige Vorrichtungen zur Sicherung der Kinder und zur Bequemlichkeit der Erwachsenen, wie Bänke, Schutzdächer, Sand- und Spielplätze, zu errichten, um der Dresner Kinderwelt zunächst für die Sommerferien die Wohlthat eines gesicherten Waldaufenthalts zu verschaffen. DaS königl. Finanzministerium ertheilte schon am 13. Juli 1893 hierzu bereitwillig seine Geuebmigung und der Verein Volkswohl begann nach rascher Herstellung eines Waldspiel platzes im Anfang August 1893 mit der Heranziehung der erholungsbedürftigen Dresdner Kinderwelt, welche infolge eines Abkommens mit der Dresdner Straßenbahngesellschast drei mal in der Woche Mittags 1 Ubr vom Postplatz unentgelt lick» nach dem Waldpark gefahren und Abends nach 6 Uhr wieder nach dent Postplatz zurückbesördert wurde. Di« Wohl- that dieser Beförderung in den Wald wurde bis Ende August 1893 etwa 12 000 Kindern in 15 Heidefahrten zu Tbeil. Es war dies für Tausende ein Ersatz der Feriencolonien, an denen natürlich nur einige Hundert Kinder betheiligt werden können. Die Dresdner Kinderfahrten in den Heidepark hatten in der Dresdner Bevölkerung und weit darüber hinaus so viel Anklang nnd auch so erhebliche materielle Förderung gefunden, daß der Vorstand des Vereins Volkswohl sich ermuthigt fühlte, auch der Schaffung von Waldanlagen für Erwachsene zur Belebung der Freude an der Natur und zu Zwecken einer edlen Volksgeselligkeit näher zu treten und unter der Mit wirkung von erfahrenen Sachverständigen den Plan für einen förmlichen Waldpark in der Heide zu entwerfen. Der Vor stand glaubte, sich in dieser Angelegenheit persönlich an den Herrn Finanzminister von Thümmel wenden zu müssen. Derselbe empfing den Vertreter des Vereins VolkSwohl über aus gütig und war sofort bereit, die ibm überreichte Denkschrift näher zu prüfen, worin um käufliche Ueberlassung eines Waldareals von etwa 23 Hektar an den Verein Volkswohl gebeten war. Trotz der Ueberbürvung mit Arbeit während der Verhandlungen deS sächsischen Landtages gewährte der Herr Finanzminister in Vieser Angelegenheit im December 1893 mehrere Audienzen und sprach sich schon in der zweiten Besprechung geneigt aus, zwar nicht den Verkauf, aber doch die Verpachtung des von dem Verein Volkswohl erbetenen Waldareals zu befürworten. Die Pacht summe von jährlich 2000 welche manchem Mitgliete zu hoch erschien, wurde von dem Vorstande des Vereins Volks- wohl selbst offerirt, weil der hohe Werth dieses zu Bau zwecken so geeigneten Waldbodens in unmittelbarer Nähe der Stadt außer Zweifel steht. Der Vertrag drohte schließlich noch daran zu scheitern, daß daS Finanzministerium in den Packtbedingungen die Dauer des Vertrages zuerst auf 10 Jahre festgesetzt hatte. Der Verein Votkswvhl konnte sich auf eine so kurze Dauer nicht einlassen, weil er den nahen Wald der Bevölkerung für immer erhalten und verschönern will. Der Herr Finanzminister gab jedoch in dieser Hauptfrage gütig nach und bemerkte dann schließlich in seiner scherzhaften Weise: Nun kann ich zu Ihrem Verein wie Gretchen zu Faust sagen: „Ich habe schon soviel für dich gethan, daß mir zu thun fast nichts mehr übrig bleibt!" In allen Stadien der persönlichen Verhandlung über die ganze Angelegenheit zeigte sich der Finanzminister v. Thümmel ebenso gerecht wie wohlwollend. Er hob hervor, daß er in erster Linie über den Haushalt des ganzen Landes zu wachen habe und nicht zu Ungunsteil des StaatSfiscus der reichen Stadt Dresden ein Geschenk machen dürfe, da man ohnehin dem Finanzministerium vielfach eine Begünstigung der großen Städte vorwerfe. Dagegen zeigte er sich als ein warmer Freund der Volksinteresscn und aller Bestrebungen zur Förde rung edler Geselligkeit und reiner Freude an der Natur. An den Dank des Volke» für die ihm gewidmeten Bemühungen schien er nickt recht zu glauben, aber auf der anderen Seite zeigte er sich auch über Angriffe auf die den« Landtage damals gemachten finanziellen Vorlagen nicht verstimmt und erbittert. Ein freudiges Bewußtsein treu erfüllter Pflicht sprach auS seinen klaren, schönen Augen, er schien Jedem zugänglich zu sein, erledigte die Geschäfte rasch und sicher, klagte nicht über Arbeitslast und bewahrte immer gleichbleibende harmonische Stimmung und wohlthuende Heiterkeit. Es herrscht heutzutage in weiten Volkskreisen Unzufrieden heit mit den öffentlichen Zuständen und ein Gefühl deS Neides nnd der Mißgunst gegen Höbergestellte und Besser, sitnirte. Ein Mann, wie der dahingeschiedene Finanzminister von Thümmel, der die höchste Stellung im Rathe seines t König« bekleidete, hat, wie viele vor und mit ihm, den B,w-iS g.ii.s-rt, °«S g-mt. ,"chst! die schwerste Verantwortung zu ui ? ^ Arbeitslast zu bewältigen haben, auch das Her» sur Volk oft am wärmsten schlagt. Deutsches Reich. o 19 Februar. Ter Reichstag hat bekannt lich He Zulässigkeit des Ausschlusses eincS die Ordnung gröblich verletzenden Abgeordneten für die Dauer emer tz g mit der Maüaabe beschlossen, daß, „wenn wabrend der tarier der Auss'd'ließung in anderen als GeschäftsordnungS rag-n eine Abstimmung erfolgt ist, bei welcher v" Atimme de« ausgeschlossenen Mitgliedes den Ausjch ag ha ne geben können", die Abstimmung ,n der nachsteu Schu g Liederholl werden muß. Völlig klar .st d'- durch de» D uck hervoraehobene Bedingung in dieser Fassung sich bc? einer während des AuSgeschlossenseins eincS Mitglieds vorgenommenen namentlichen oder mittels ^ bewirkten materiellen Abstimmung ergiebt. d»8 ein Mi gued an der zur Beschlußfähigkeit erforderlichen Zahl ( 99 lb^ geordnete) gefehlt hat, was hat dann zu geschehen. Ein Interesse der Wähler des Ausgeschlossenen an der Wiederholung in der nächsten Sitzung ist nicht vorhanden, da die Abstimmung regelmäßig ohnehin noch einmal statt- zufinden hat. Und wie ist es zu halten, wenn d.e 2esck ust- Unfähigkeit auf einen Ausschluß zuruckgefuhrt werden kann, die Abstimmung aber einem aus dem Haufe hervorgegangenen Anträge gegolten halte, der nach ihrer ergebnißlofen Beendigung zurückgezogen worden ist? Muß dann über den nicht mehr existlrenden Antrag noch einmal abgestimmt werden. Nach dem Wortlaut der neuen Geschäftsordnungsbestimmung ist diese Frage unseres Erachtens zu bejahen. ^ Berlin. 19. Februar. In welchem Mißverhältniß innerhalb der Socialdemokratie die Förderung von Arbeiter- interessen zu der agitatorischen Wirksamkeit dieser „Arbeiter Partei" stebt, erhellt aus einer Gegenüberstellung der soeben veröffentlichten Abrechnung der sociakdemokratischen Generak- commission der Gewerkschaften Deutschlands und derjenigen der Berliner Hauptcaffe der socialbemokratlscben Partei. Die erstere bilanzirt für die Zeit vom l. März 1892 bis zum 31. December 1894, also für die Dauer von zwei Jahren neun Monaten, mit rund 72 000 ^ Die Berliner Hauptcaffe hat in dem einen Jahre 1893,94 rund 226 000-^ vereinnahmt »nd zum größten Theile zur Agitation und ;n persönlichen Ausgaben verwendet. Den Zeitunterschied in Betracht gezogen, ist es gering gerechnet, wenn man den 72 000 ^ für die gewerkschaftliche Tbätigkeit 600 000 für die politische und ihre Träger gegenüberstellt. Dabei bilden die Einnahmen und Ausgaben der Berliner Hauptcaffe nur einen kleinen Theil des socialdemokratischen Budgets. Jene Ausnahmen sind zumeist „Matricularbeiträge" der Städte und Wahlkreise, die weit größere Beträge direct für sich ver wenden. Jedenfalls sind es ungeheuere Summen, die all jährlich aufgebracht werden, und selbst wenn die Berliner Hauptcaffe sammtliche Einkünfte der Partei auswiese, würde der Aufwand für die einzige, der Hebung der ökonomischen Lage der Arbeiter zugewandte Aufgabe, die sich die Social demokratie gestellt, nicht 12 Proc. der Einnahmen betragen. * Berlin, 19. Februar. Wie vorauszusehen war, tauchen jetzt, wo die große LandwirthschaftSwocbe beginnt, allerlei neue Vorschläge zum Antrag Kanitz auf. Schon vor einigen Tagen erklärte die „Conservat. Corr.": „Den Antrag stellern kommt es gar nicht daraus an, gerade die Kanitz'scheu Vorschläge verwirklicht zu sehen. Die Hauptsache ist viel mehr, daß der durch sie zu bewirkende Effect — die Hebung der Getreidepreise — herbeigeführt wird. Erweisen sich also die Vorschläge selbst in der That als undurchführbar, so werden doch Mittel und Wege gesucht werden müssen, um den Effect auf andere Weise zu erreichen." Auch die „Kreuzztg." macht wieder einen Vorschlag zur Güte, dem man vor Wochen schon einmal in der „Dtsch. Tagesztg." be gegnet ist und der daraus hinausläuft, Rußland und Oesterreich mit der Verstaatlichung der deutschen Getreide einfuhr dadurch auszusöhnen, daß man ihnen die Zusage mache, von ihnen allein den ganzen Bedarf Deutschlands an ausländischem Getreide zu beziehen, was dann freilich einen Zollkrieg mit Nordamerika, Argentinien rc. bedeuten würde. Im Uebrigen ist dieser Vorschlag an sich schon in hohem Grave charakteristisch. Ueber ein Jahr lang bat man den Abschluß des Handelsvertrags mit Rußland mit einer wahren Verzweiflung bekämpft, weil das russische Getreide, wenn die Einfuhr desselben zu dem ermäßigten Zollsätze ge stattet wäre, Deutschland überschwemmen würde; jetzt erklärt die „Kreuzztg." wörtlich: „Wir fragen: welchen Nutzen haben Oesterreich - Ungarn und Rußland (nur diese beiden „Bertragsstaaten" kommen hier in Be- tracht) von den mit Deutschland abgeschlossenen Handelsverträgen gehabt? Gar keinen! im Gegentdeil, die Getreideausfuhr aus diesen Ländern nach Deutschland ist seit Abschluß der Verträge erheblich zurückgegangen. Rußland erstickt in seinem Getreide und muß Zu sehen, wie andere Länder, die an Deutschland nicht die geringsten handelspolitischen Concessionen gemacht haben, wie z. B. Argentinien, auS der Ermäßigung der deutschen Getreidezölle Nutzen ziehe», den deutschen Markt überschwemmen und das russische sowie das öster reichische Getreide zurückdrängen." Man will also jetzt die russischen Getreideproducenten in erster Linie begünstigen, um nur das Getreide der meist begünstigten Staaten von Deutschland fernzuhalten! Daß man m St. Petersburg auf diesen Vorschlag eingehen sollte ist nicht glaublich; jedenfalls könnte man sich dann sticht beklagen L-"" ^ entdeckte, wer der geprellte Theil wäre' D.e „Dtsch. Tagesztg." hat ja dieser Tage erst Herrn Ed' Klapper, den,^ Herausgeber von Fühling's „Landwirthschaft^ '.den r'flernmaß.gen Nachweis entnommen, daß die deutsche G-tre,deproduct,°n ,n den letzten 3 Jakren um 0 Pzo^ zugenommen hat. so daß wir für den JnlandSgebrauch ausländischem Getreide überhaupt nicht ^ es also die höchste Zeit ist der aanr m mackes" durch die Getreidespeculanten ein Znde ^PPEr ist denn auch durch den Antrag k. u'cht befriedigt. Die Durchführung desselben, behauptet er, bedeute nur, da» heutige Elend der Landwirthschaft ein für alle Mal gesetzlich ^stzulegen 89. JahrgaU und bezüglich des Roggens noch zu steigern. Denn der Roggenpreis von 167 ^ bleibe noch um 4 ^ unter dem fünfjährigen Durchschnittspreise! Die einzuführende Getreide- menge soll gesetzlich festgestellt werden, wie in Portugal, aber eine Einfuhr soll erst zulässig sein, wenn inländisches Getreide zum Preise von 250 für Weizen, 200 -L für Roggen, 190 für Braugerste, 180 für Hafer und so weiter nicht mehr zu haben ist. Damit kämen wir auf die No t h st a n d s p r e i s e des Jahres 1892 als einer dauernden Institution! Und damals (Herbst 1891) bat selbst Graf Kanitz eine zeitweilige Herabsetzung oder Aufhebung der Kornzölle im Reichstage befürwortet, während Graf Caprivi es war, der sich diesem Beginnen wiversetzte, indem er erklärte, er habe den Mulh, gegen den Strom zu schwimmen! Um die Musterkartc der Vorschläge voll zu machen, sei auch noch das Project eines strebsamen Herrn O. Tippel, Nedacteurs in Schweidnitz, erwähnt, das in Form von „Grundzügen für die Erhebung einer Reichsabgabe von innerhalb des deutschen Zoll gebietes in den Verkehr gelangenden Getreide" vorliegt. Herr Tippel will kurzerhand den gesammten Gelreidehandel — nicht bloß den Import — unter die Controle des Reiches stellen. AlleS in den Verkehr gelangende inländische wie eingeführte Getreide, besonders aber die Brodfrüchte Roggen und Weizen, haben eine Abgabe an die ReichScasse zu 'entrichten, und zwar auf Grund eines durch ka.serl. Ver ordnung wöchentlich festgesetzten Einheitspreises; nur Mengen unter 20 bleiben von der Abgabe frei. Außerdem ist aber noch ein zollamtlich abgestempelter Schlußschein für alle innerhalb des deutschen Zollgebietes abgeschlossenen abgabe pflichtigen Handelsgeschäfte in Getreide einzusühren. Theureü Brod und niedrige Getreidepreise — das wäre, ganz ab gesehen von der schweren Störung von Handel und Wandel, die Consequenz dieses wunderschönen Planes, der das Volk, (Konsumenten und Producenten, auSpoveren will zu Gunsten der ReichScasse. Da ist sogar der Vorschlag eines Brod- monopols noch besser, das billige Brod- und hohe Kornpreise anstreben will. V. Berlin, 19. Februar. Der Kaiser nahm gestern Nach mittag noch den Vortrag des Chefs des Marine-Cabinets entgegen und verblieb bis zur Abendtafel im Arbeitszimmer. Zu letzterer waren u. a. geladen: Priu; und Prinzessin Heinrich, der Großherzog von Sachsen-Weimar nnd Prinz Ernst von Sachsen-Weimar. Heute Vormittag hörte der Kaiser von 10 Ubr ab den Vortrag deS Chefs des Militair- Cabinets und nabni militairische Meldungen entgegen. Das Frühstück nahm er beim Osficiercorps deS ersten Gardc- Dragoner-Regiments ein. — Der Hof legt für den Erz herzog Alb recht die Trauer auf 14 Tage an. Aus gleichem Antasse ist auch eine Armee-Trauer angeordnet, und sowohl die auf morgen festgesetzte Soiröe bei der Kaiserin als auch der auf Dienstag anberaumte Fastnachts-Ball im Schlosse abgesagt worden. — Wie nach den „M. N. N." verlautet, hat der Kaiser beim Empfange des Vorstandes vom Bunde der Land wirt he in.dem Gespräch mit den einzelnen Herren hervor gehoben, daß er die landwirthschaftlichen Verhältnisse genau sludirt habe. In allen Ländern liege die Landwirthschaft darnieder, besonders auch in Englaud und Frankreich. Die Getreidepreise seien auch in Frankreich trotz der Getreidezölle nicht höher. Auf Einzelheiten, wie Len Antrag Kanitz, ging der Kaiser trotz der Anregung des Herrn v.Plöy nicht ein. — Am 12. d. M. ist, wie wir der „K. Z." entnehmen, im Alter von 52 Jahren der Geh. Legationsrath z. D. Ludwig v. Hirsch feld gestorben. Er hat im Reichsdienst die diplomatische Laufbahn verfolgt und in ihr sich bestens bewährt. Als deutscher Botfchafts- ralh in Konstantinopel hatte er Anfang der achtziger Jahre das Unglück zu erblinden, »nd so mußte er sich in verhältnißmäßig jungen Jahren in den Ruhestand zurückziehen. * Ans Schleswig-Holstein, 18. Februar. Da die Hul digungsfahrt der Schleswig-Holsteiner nach Friedrichsruh wegen des Gesundheitszustandes des Fürsten Bismarck noch unsicher ist, plant man, zur Feier seines 80. Geburtstages an der Mündung des Norh-Ostsee-Canals ein Gedenk- zeichen zu errichten. * Hamburg, 19. Februar. Die „Hamb. Nachr." schreiben: „Der Reichskanzler hat in der Reichstagssitzung vom 11. Februar in Bezug auf die Frage der Cvntrasignatur gesagt: was die kaiserlichen Erlasse vom Februar 1890 anlaiigt, so hat die Verantwortung dafür Fürst Bismarck. Diese Auffassung findet in der Verfassung nicht ihre Be stätigung. Art. 17 derselben bestimmt, daß kaiserliche An ordnungen zu ihrer Giltigkeit der Gegenzeichnung des Reichskanzlers bedürfen, welcher dadurch die Ver antwortlichkeit übernimmt. Also „hat" der Kanzler die Verantwortung erst dann, wenn er sie „übernommen" hat. Die Uebernahme der Verantwortung durch die Unterschrift ist zur Herstellung der Verantwortlichkeit ausdrücklich er forderlich. Der Souverain hat ja auch in Verfassungöstaaten zweifellos die Berechtigung, seine eigene Ueberzeugung über jede Frage kundzugcben und auszusprechen; aber eine ministerielle Verantwortlichkeit für die Durchführung derselben tritt dock) erst dann ein, wenn ein Minister sie durch seine Unterschrift über nimmt. Im Falle der Kundgebungen Sr. Majestät des Kaisers vom Februar 1890 liegt die Sache so, daß der damalige Reichskanzler die Rcdaclion derselben allerdings übernommen, von der Veröffentlichung aber ausdrücklich abgerathen hatte. Tb und in wie weit der „Reichöanzeiger" und seine Re daction daS Recht haben, sich der Veröffentlichung der An sichten des Monarchen dienstlich zu entziehen, ist eine Frage, deren Beantwortung uns nicht obliegt; im Princip ver neinen wir sie." * Thorn, 18. Februar. Das polnische Blatt „Gazetta TorunSka" beklagte sich kürzlich darüber, daß der Verein zur Förderung des Deutschtbums dem Slawenthum den Krieg erklärt habe. DaS Blatt versteigt sich dann weiter zn folgender Ausführung: „Wir Polen haben uns unserer Zugehörigkeit zum Slawenthum nie gerühmt; doch war es weise, uns an unsere Verwandtschaft mit Rußland in dem Augenblick zu erinnern, wo der junge Zar der polnischen Deputation erklärt hat, alle Unterthanen seien ihm gleich lieb? Wer bürgt den Deutschen dafür, daß Zar Nicola»« nicht vor der Strafe zurückschrecken wird, welche Polen für die an der Elb« wohnhaft gewesenen Slawen getroffen hat, und ob er dir west«
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