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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.02.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950225026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895022502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895022502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-02
- Tag1895-02-25
- Monat1895-02
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Vezug-.PrelS t» der tzauptrlpsdition od«r den im Stadt» t«trl und den Vororten errichteten Aus» aabestellen ab geholt: vtertrljührlich 4.öÖi vet twetmaliaer täglicher Zustellnng in« Lau« ü.L0. Durch die Post bezogen für Dentschlaud und Oesterreich: v1ertel,thrlich . Direct« täglich« Krruzbandiendung in« Ausland: monatlich 7.b0. Di« Viorge»-Au«gab« erscheint täglich '/,?Uhr, hi» Abend-Ausgabe Wochentag» b Uhr. Ne-«c1ion und Lrve-itio»: Johannesgasse 8. Die Expedition ist Wochentag» onnnterbroch«, geöffuet »o» früh 8 bi« Abend« ? Uhr. Filiale«: vtt» Me««'« Sortt». (Alfreh HahnX Universität-stratze 1, Louis Lösche. Katharineustr. I«, pari, und König-vlatz 7. Llbend-Ansgabe. WMrIagMM Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. vre v ge,püuene Pentzeile ri- Neelamea unter dem Redactionsftrich (4a«- spaUeu) bO^t, vor den Familtenuachrtchte» (Sgrspalteu) «0-4- Großer« Schriften laut unserem PreiS- »trzrichniß. Tabellarischer und Zisserusaß uach höherem Tarif. Extra-veilagen (gesalzt», nur mit de. Morgen»Ausgabe, ohne Poftbesürderuug 60.—, mit Postbesörderuag 2« 70.—. Annahmeschlnb für Anzeige»-. Abead»Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn» und Festtag» früh '/,9 Uhr. Sei de» Filiale« und Annahmestellen je rin, hall» Stunde früher. Anzeigen sind stet« -» die Grheditloa zu richten. Druck «ad verlog von L Polz tn Leipzig l«z. Montag den 25. Februar 1895. 8S. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 27,. Februar. Am Sonnabend Abend knüpfte das conservativ-agrarische .Bolk" an seine Mittheilung, Fürst Hohenlohe habe sich als Gegner des Antrags Äanitz bekannt, die ziemlich unver hüllte Aufforderung an die conservative Partei, gegen den jetzigen Reichskanzler in eine Oppositionsstellung umzu schwenken, wie sie sie gegenüber dem Grafen (5aprivi ein genommen hat. Wenig Stunden später hielt der Kaiser an die Mitglieder des brandenburgischen Proviuzial- landtags eine Ansprache, welche, mag jene Angabe über die Auffassung des Kanzlers zutreffend sein oder nicht, jeden falls über die Meinung des Monarchen keinen Zweifel mehr obwalten läßt. Die rechlsconservative Presse wird nicht ver fehlen, den „Nachweis" zu versuchen, der Kaiser könne, indem er davor warnte, die Verwirklichung von Utopien zu verlangen, nicht den Antrag Kanitz gemeint haben, denn dieser sei keine Utopie. Dem gegenüber wird man nur zu fragen haben, welche agrarische Forderung sonst hätte angedcutct werden sollen. Will aber, und auch das ist vorauszusehen, die Agitation ihre Stellung mit einem Appell an den über die Durchführbarkeit des Antrages Kanitz schlecht informirten und bester zu berathenden Monarchen halten, so ist auch dem ein Riegel vorgeschoben. Der Kaiser hat nämlich mit einer Klarheit, für die ihm nicht genug gedankt werden kann, zu erkennen gegeben, daß er das Utopische des Antrags Kanitz, wenn überhaupt in der völkerrechtlichen und techniscken Undurchführbarkeit, so doch keineswegs in diesen Rücksichten allein erblickt. Die mit einer Preisfestsetzung verbundene Verstaatlichung der Getreide einfuhr erscheint dem Monarchen als eine volkswirthschaftlich unmögliche Maßregel; „kein Stand kann beanspruchen, auf Kosten der anderen bevorzugt zu werden". Aus diesen Worten kann man mit dem schlechtesten Willen keine Bezugnahme auf die Handelsverträge oder die Schwierigkeiten einerHalbmonopolisi- rung herauShörcn, sondern nur die Betonung des Moments der Gerechtigkeit, die im Widerstreit der Interessen zu verwirk lichen, ausdrücklich als die Aufgabe deS Landesherr» bezeichnet wird. Der Kaiser verweist zugleich, ohne es ausdrücklich zu betonen, die Landwirthschaft auf die ungeheuere Gefahr, in die sie sich begiebt, wenn sie fortfährt, sich Führern anzuver- trauen, deren Vorhaben den Zusammenschluß aller anderen Stände gegen die Landwirtbschaft unvermeidlich machte. Auf welche Seite in einem solchen unter allen Umständen verderb lichen Kampfe die Regierung des Kaisers sich stellen müßte, darüber kann nach dem 23. Februar kein Zweifel mehr be stehen. Das Nein deS Monarchen beginnt erst an dem Puncte, wo daS volkswirthschaftlich Mögliche aufhört. Er bezeichnet, wie schon oft, die den Bauernstand berührenden Fragen als die vorwiegenden der Gegenwart. Daß dabei nicht allein der kleinere und mittlere ländliche Besitz ins Auge gefaßt war, versteht sich von selbst und geht überdies aus dem Umstande hervor, daß der Kaiser hinzufügte: „Ich hoffe dauernd Nützliches fürSi e zuschaffen". Im brandenburgischen Provinziallandtage sind die Kleinbesitzer schwach oder gar nicht vertreten. Im preußischen Landtage reden schon Thaten für den Ernst der Absichten deS Monarchen, und was das Reich angeht, so gehörte die ganze Demagogie der die Landwirthschaft zu Machtzweckeu mißbrauchenden Politiker dazu, um am Sonnabend in einem ihrer Organe sagen zu lassen, man befolge der Landwirthschaft gegenüber eine „lediglich hin haltende Politik", und dieses Urtheil mit folgenden Worten zu begründen: „Bis heute hat die (neue) Reichöregierung nicht einen Entwurf dem Reichstag vorgelegt, der irgendwie Abhilfe gegen dieNoth derLandwirthschaft schaffen könnte." Was, so fragen wir, haben denn die (Konservativen eingebracht oder angeregt? Die Frage internationaler Verhandlungen über die Währungs frage hat seitens der Reichsregierung eine Beantwortung ge sunden, von der sich die agrarischen Blätter ohne Ausnahme hoch befriedigt erklärten. Das Mittel aber, das sie „meinen", ist weder dem Reichstag, noch der Regierung bezeichnet worden. Der „Antrag Kanitz" ist in eine Resolution umgewandelt und selbst iu dieser Form noch nicht im Reichstag eingebracht worden. Er sckeut nach wie vor das belle Licht der Com- miffionSberalhung, wo man der Frage: „Wie denken Sie sich die Sache?" nicht ausweichcn kann. Die Reichsregierung hat nicht das Verdienst, auf den Monopolgedanken verfallen zu sein, und angetragen hat man ihr noch nichts. Die durch die Wahlen in Württemberg geschaffene Lage ist durch die Präsidentenwahl in der Zweiten Kammer mit einer Deutlichkeit zur Anschauung gebracht worden, die nichts zu wünschen übrig läßt. Zum Präsidenten wurde be kanntlich mit 51 Stimmen der Demokrat Rechtsanwalt Payer, zum Vieepräsidentcn mit 49 Stimmen der ultra- montane LandgerichtSrath Or. Kinne gewählt, da Gröber seiner Fraction sowohl im Landtag als im Reichstag zu unentbehrlich ist, als daß sie seine Aclionssreiheit irgendwie hätte beschränken mögen. Geht man davon aus, daß die beiden Stellen gemäß der Stärke der Fractionen zu besetzen sind und daß vorerst noch, der Verfassung gemäß, die bevorrechteten Mitglieder ebensogut Volksvertreter sind, wie die Gewählten, so hätte der Präsident der am 21. Februar neugebilbeten „Freien Bereinigung", welche alle 37 nicht ultramontanen und nicht demokratischen Abgeordneten mit Ausnahme des „wilden" Abgeordneten Gelert-Oehringen umschließt, der Vicepräsident aber der 31 Mann starken Volkspartei ent nommen werden müssen; das Eentrum mit 20 Mann wäre leer ausgegangen. Die Demokraten und Ultramontanen wollten aber zweierlei zeigen: erstens, daß sie die Bevorrechteten schon als moralisch todt ansehen, also sie gar nicht mehr rechnen, und zweitens, daß sie zusammen die Mehrheit auch gegen alle andern Abgeordneten besitzen und Nationalliberale und Con servative an die Wand zu drücken vermögen, „daß sie quietschen". Das ist ihnen auch gelungen, und wer der An sicht ist, daß volle Klarheit über die Lage im württembergischen Landtage nur ersprießlich ist, der kann es nur mit Freuden begrüßen, daß das demokratisch-ultramontane Cartel vor aller Welt gegründet dasteht und die „Freie Vereinigung", die den früheren Präsidenten Landgerichtsdirector Hohl aufgestellt hatte, niedergestimmt wurde. Ob das neue Cartel auch bei den von der Thronrede aufgezählten Arbeiten, namentlich der Lösung der Steuerreform und der Verfassungsdurchsicht, Zu sammenhalten wird, muß abgewartet werden. Für die Con- servativen im Reichstage und im preußischen Abgeordneten bause aber ist es überaus lehrreich, das würtiembergische Centrnm mit den Demokraten zum Kampfe bis aufs Messer gegen die Conservativen vereinigt zu sehen. Die Lage der Deutschen in Böhme» und Mähren wird durch die von Jahr zu Jahr brennendere kirchliche Frage im schlimmsten Sinne beeinflußt. Immer.seltener werden die deutschen Geistlichen in den deutschen Kirchen gemeinden; selbst solche Gemeinden, in denen auch nicht ein Tscheche lebt, erhalten vom Bischof tschechische Seelsorger. Die fast ganz tschechisch gewordenen Priesterseminare in BudweiS, Prag, Königgrätz, Brünn und Olmütz werden von den Deutschen fast ganz gemieden, und in dem zu Leitmeritz halten die tschechischen Studenten der Theologie den deutschen die Waage. Im Jahre 1894 studirten an sämmtlichen Priester seminaren Böhmens und Mährens 820 Tschechen und nur 150 Deutsche, während es nach dem Stärkeverhältniß der beiden Volksstämme ungefähr 620 Tschechen und 350 Deutsche sein sollten. Es folgt daraus, daß mit den vorhandenen deutschen Priestern nicht einmal die Hälfte aller deutschen Kaplaneien und Pfarreien besetzt werden kann. Diese Tbalsache eröffnet den deutschen Gemeinden in Böhmen und Mähren eine trostlose Zukunft; sie birgt den Keim zu unerträglichen Zuständen in sich. In Prag wurden im Vorjahre 30 Theologen zu Priestern geweiht; darunter befanden sich nur 3 Deutsche. Nicht weniger als 18 Tschechen wurden in das deutsche Sprachgebiet hinausgeschickt, B. nach Buchau, Luditz, Cbiesch, GraSlitz, Petschau und beusing. Diese tschechischen Priester kommen mit geringer Kenntniß der deutschen Sprache und großer Abneigung gegen sie am Orte ihrer Bestimmung an und betrachten als Haupt aufgabe die Verbreitung des Tschechenthums. Bei der ersten besten Gelegenheit versuchen sie, die deutsche Sprache beim Gottesdienste durch daS tchechische Idiom zu verdrängen und die Schule zu slawisircn. Biele deutsche Orte, besonders an der Sprachgrenze und in den deutschen Sprachinseln von Austerlitz, Iglau, Budweis, wurden durch den tschechischen Klerus erst zweisprachig und schließlich ganz tschechisch. Nur die Abgrenzung der Bisthümer nach nationalen Gesichtspuncten und die Errichtung rein deutscher Priesterseminare kann dem Mangel an deutschen Geistlichen abhelfen. Unbedingt müßte deutscherseits sofort wenigstens die Bildung von deutschenAbtheilungen an den Priesterseminareu in Prag, Budweis, Brünn und Olmütz gefordert werden. Mit dem Einzug deutscher Priester in die deutschen Gemeinden an der Sprachgrenze würde dem Deulschlhum fast allerwärts ein sicherer Halt gegeben werden. Die Verhandlungen Spaniens mit Marokko, zu deren Führung vor längerer Zeit ein marokkanischer Special gesandter in Madrid erschienen war, der dann daselbst von dem für irrsinnig erklärten General Fuentes bekanntlich in sehr gröblicher Weise insultirt wurde, sind nun endlich doch zu einem wie eS heHt zufriedenstellenden Abschlüsse gebracht worden. Es war in Madrid schon die Besorgniß rege geworden, daß der von dem Attentäter Fuentes hervorgcrufene Zwischenfall dem Sultan von Marokko den Vorwand zu einer Enlschädiguugssorderung bezw. zu weiterer Verschleppung der Unterhandlungen bieten könnte, wodurch die Ausführung des Vertrage« von Marrakesch bis auf unabsehbare Frist hinaus sich verzögert hätte. Indeß gelang es der Energie und dem Tacte des in den marokkanischen Angelegenheiten bestens bewährten Marschalls Martine; Campos, alle Hinoer nisse glücklich aus dem Wege zu räumen, so daß es zwischen ihm und dem marokkanischen Vertreter zu einer Ver ständigung gekommen ist. Dem Vernehmen uach hat der Vertrag von Marrakesch eine Modifikation dadurch er fahren, daß Spanien sich bezüglich mehrerer den Marokkanern anstößiger Puncte nachgiebig bewies. Dahin gehört u. A. der Verzicht auf Errichtung eines spanischen Consulates in Fez, so lange keine andere europäische Markt ein solches da selbst errichten wird; ferner wird Spanien mit der Abgren zung der neu vereinbarten neutralen Zone um Melilla so lange warten, bis der Sultan in der Lage ist, Truppen nach der Rif gegend zu schicken, welche die Ausführung des Vertrages von Marrakesch sicher stellen; endlich werden einige Erleichterungen betreffs der Abzablungsmodatitälen der den Spaniern ge schuldeten Kriegsentschädigung zugestanden. Seinerseits tritt der Sultan Abdel Aziz in alle Verpflichtungen seines Vaters den Spaniern gegenüber ein und verspricht, dafür sorgen zu wollen, daß die spanischen Küstenplätze auf marokkanischem Boden von den Kabylen unbehelligt bleiben. In Madrid ist man mit diesem Abkommen zufrieden, vorausgesetzt, daß es marokkanischerseits loyal innegebalten wird. Darüber wird ja die Zukunft alsbald Ausschluß ertheilcn. Nach den neuen, ganz bedeutenden Kriegsbewilligungeil deS japanische» Landtags zu schließen, glaubt man dort nicht an einen baldigen Erfolg der bevorstehenden Friedens Verhandlungen und rüstet sich zum Entscheidungskampf in der Mandschurei. Auf diesem Theil des Kriegsschauplatzes haben die Japaner seit dem in der Nacht vom 24. zum 25. October erfolgten Uebergange über den Ialu-Fluß nur langsam Fortschritte gemacht. Dieser geringe Er folg erklärt sich wohl zum größten Theile durch den mörderischen Winter, der gerade in diesem Jahre in der Mandschurei herrschte, dann aber auch durch die größer? jkriegstüchtigkeit der mandschurischen Truppen. General Nodzu, der die erste in der Mandschurei operirende Armee commandirt, hat den Mitte November unternommenen Versuch, auf der kürzesten Linie über daS Gebirge nach Mulden vorzurücken, bald aufgcben müssen, er war gezwungen, südwärts auszuweicheu, um Mukden über Sin-yen, Kai-phing, Hai-tscheng und Niu-tschang zu er reichen. Er ließ jedoch den General Tachimi mit der Aufgabe im Gebirge zurück, den Mothien-ling-Paß östlich zu umgeben und Mulden von Osten her zu bedrohen Im Laufe des December ist es uun General Nodzu gelungen, bis nach Hai-tscheng vorzudringen und sich dort trotz wiederholter Angriffe der Chinesen, welche in Niu- tschang und Liao-yang stehen, zu behaupten. Durch die Capi tulation von Wei-bai-wei ist ein großer Theil der dortigen Truppen der zweiten und dritten Armee disponibel ge worden, und außerdem wird iu Hiroshima bereits ein viertes japanisches Corps cingeschifft. Ein großer Theil der disponiblen und neu aufgeboteneu Truppen dürfte, sobald es nur die Eisverhältuissc des Golfes von Petschili gestatten, zgi einer neuen Landung bei Schanhai-kwan oder bei den Taku-Forts verwendet werden. Ein anderer Tbeil wird aber auch zur Verstärkung Nodzu's aufgeboten werden, der dann endlich die Defensive in Hai-tscheng, zu der er durch die WitterungSverbällnisse und durch die numerische Ueberlegcn- heit der Chinesen gezwungen ist, aufgeben und die Operation gegen Liao-yang wieder auszuuehmen im Stande sein wird. Dann wird man aber auch von General Tachimi wieder zu hören bekommen, der mit Umgehung deS Mothien-ling-Passes argen Mulden Vordringen dürfte. Schon in den erste» Märztagen pflegen sich die Eisbarren, welckve die Küsten des Petschili-Golfes und der Peiho-Mündung sperren, zu löse», und dann können die combinirten Operationen der japanischen Armee und Marine beginnen. Deutsches Reich. Berlin, 24. Februar. Mit der Einführung des Jnvaliditäts- und Altersvcrsicherungsgesetzes ist im ReichS- Versicherungsamte eine neue Abtheilung, daS RechnungS burcau, ins Leben getreten. Dasselbe hat außer den laufenden rechnerischen Arbeiten auch im Jahre 1891 wieder eine Anzahl mathematisch-statistischer Aufgaben erledigt. So hat eS auf Grund neuer Unterlagen ein Gut achten über die vom Vorstande der See-Berufsgenossenschafl geplante selbstständige Durchführung der Jnvaliditäts- und Altersversicherung der Seeleute unter gleichzeitiger Versorgung ihrer Wittwen und Waisen abgegeben und ferner auSgearbeitct: eine Denkschrift über die versicherungstechnischen Arbeiten bei Revisionen deS CapitaldeckungStarifs der Tiefbau Berufs genossenschaft.den schon erwähntenEntwursiderfür dieBeitrags- erstattungen in Verheirathungs- und Todesfällen zu erlassenden Vorschriften, betreffend die Art und Form der Rechnungsführung bei den Jnvaliditäts- und AlterSversichernngSanstalten, eine überschlägliche Berechnung desReichszuschufses zu den indem nächsten Jahre zu zahlenden Invaliden- und Altersrenten, eine FsiriHetoir Ein Lecher Lethe. 10j Nachdruck vrrboien. Roman von R. Teilet. (Fortsetzung.) Die Baronin zupfte an ihrer Halskrause. Es war ein sehr peinlicher, aber zu wichtiger Gegenstand, um ihn fallen zu kaffen. „Ich habe noch Geld von Miß Stuart in Verwahrung", sagte sie. „Aber ich schließe aus Ihrer früheren Erzählung, daß das nicht lange reichen wird. Nein, verehrte Frau, Sie thun, meiner Ansicht nach das Ihrige, und mehr als daS, wenn Sie Miß Stuart pflegen, gestatten Sie auch mir, einen kleinen Antheil an dem guten Werke zu tragen." „Es ist wirklich nicht nötbig", sagte die Baronin, und gab sich alle Mühe, energisch zu sprechen. „Bitte, bitte, gestatten Sie eS mir!" „ES ist wirklich nicht nöthig", wiederholte die Baronin, etwa- weniger energisch. „Aber wenn Sie mir einen großen Gefallen damit thäten!" „Nun, so will ich Ihnen den Willen thun", sagte die Baronin, noch immer krampfhaft an ihrer Halskrause zupfend. „Aber nöthig ist eS wirklich nicht." „Natürlich darf Miß Stuart nichts davon wissen", bemerkte ich. „Ich will eS vermeiden, daß sie sich mir zu Danke ver pflichtet glaubt. DaS könnte ihr unangenehm sein. Es ist eine Privatangelegenheit zwischen uns beiden." Die Baronin ging bereitwillig darauf ein, da eS sich der Welt gegenüber besser auSnahm, daß eine ältere Dame den Unterhalt deS Mädchens bestritt, als wenn ein junger Mann es that. Al- wir jedoch gerade so weit waren und ich mir selber zu meinem Glücke gratulirte, warf Therese — wenn auch gewiß in der besten Absicht — alles wieder um. „Aber, Tante", sagte sie, „Du scheinst ganz vergessen zu baden, was Du vr. Falck versprochen hast. Erinnerst Du Dich nicht Deines Versprechens, von ihm Alles, was für Miß Stuart nöthig sein sollte, anzunehmeu? Es schien ihm sehr viel daran zu liegen, dies Versprechen von Dir zu erhalten." Die Baronin wurde sehr verlegen. „Herr meines Lebens! Gut, daß Du mich daran erinnerst! Ich hatte es augenblicklich total vergessen." „Ich sehe nicht ein, welchen Anspruch vr. Falck machen ann, mir in dieser Sache vorgezogen zu werden", sagte ich ruhig. „Es ist sehr freundlich von Ihnen beiden", wiederholte die Baronin, „sich in dieser Weise für das Mädchen zu interessiren. Aber offen gesagt, lieber Mr. Lindley, weiß ich nicht, daß Sie mehr Anrecht auf Bevorzugung hätten, als vr. Falck. Im Gegentheil sollte ich meinen, daß daS Anerbieten von ihm. dem behandelnden Arzte, weit natürlicher sei, als von Ihnen, einem Fremden." Sie hatte Recht und ich schwieg. Im Stillen hoffte ich zuversichtlich, eS würde mich keine zu große Mühe kosten, vr. Falck zu überreden, daß er die Verantwortlichkeit, die er auf sich genommen hatte, auf meine Schultern übertrüge. Ich fand selbst, daß eS eine große Freundlichkeit von ihm war, ein derartiges Anerbieten zu machen, und erkannte dies doppelt an, daß es bloßem Mitleid entsprang, während mein Motiv ein selbstsüchtigeres war, nämlich: Liebe! 12. Capitel. Es vergingen mehrere Tage, ohne daß es mir gelang, 0r. Falck's habhaft zu werden. Er schien außerordentlich beschäftigt zu sein und war fast nie zu Hause, wenn ich bei ibm vor sprach. Endlich jedoch hatte mein Besuch den gewünschten Erfolg. Ich fand den Doctor, wie ich ihn schon einmal ge funden hatte, in seinem Laboratorium beschäftigt. „Wie ich sehe, ganz in die Wissenschaft vertieft — wie immer", sagte ich beim Hineintreten. „Nein, noch eifriger als sonst", antwortete er, nachdem er mich begrüßt hatte. Ich lachte. „Nun", sagte ich, „wie ich Sie kenne, wird Ihnen dieser Eifer keine große Mühe verursachen, wie? Die Wissenschaft ist ja nun einmal ihre Leidenschaft." Er schwieg einen Moment. Als er dann antwortete, siel eS mir auf, daß sein Ton und seine Worte rin wenig ge zwuugen klangen. „Ich bin zu der Einsicht gelangt, daß die Wissenschaft den Menschen nicht gänzlich über andere Leidenschaften erhebt", sagte er. „Sehen Sie. sagte ich Ihnen nicht. Sie seien zu jung, um ein bloßer Verstandesmensch zu sein ?" „Ich hoffe nicht, daß Sie recht behalten", sayte er. Er sprach so ernst, in so eigenem Tone, daß ich ihn etwa überrascht ansah. Ich bildete mir ein, er müsse krank sein denn sein Gesicht, obgleich eS den sonstigen energischen Ausdruck trug, war sehr blaß. Da er meinen verwunderten Blick be merkte, änderte er sofort seinen Ton. „Nun, Sie kommen sicher wieder Miß Stuart'S wegen zu mir?" „Allerdings." „Sie erholt sich, was körperliche Kraftzunahme betrifft, vorzüglich. In einigen Tagen wird sie im Stande sein, ihr Zimmer zu verlassen." „Und waS ihren Geist betrifft?" fragte ich. Er antwortete mit einer Frage: „Ist Ihnen schon etwas darüber gesagt worden?" Ja. Die Baronin und Therese erzählten mir, Miß Stuart zäbe vor, sich keiner Begebenheit, die vor ihrem Anfalle statt- iind, zu erinnern." „Sie gäbe eS vor!" rief er und zog die Augenbrauen in die Höhe. „Sie schienen zu glauben, ihre Gedächtnißschwäche sei Ver teilung", sagte ich. vr. Falck's Augen blitzten zornig. „Mir gegenüber erlaubten sie sich derartige Aeußerungen nicht", rief er. „Und glauben auch Sie das von einem so reizenden unschuldigen Mädchen wie Miß Stuart?" Er sprach so warm, daß ich ein Gefühl der Scham nicht unterdrücken konnte. „Nein", sagte ich mit eben solcher Entschiedenheit, als er gesprochen hatte, „ich glaube eS nicht. Aber da es nicht Ver teilung ist, so kann ihr Geist nicht ganz gesund sein." „Er ist gesund", antwortete er ungeduldig. „Er ist so ge- und wie der Ihre oder der meine. Es ist keinerlei geistige Störung eingetreten, aber einige bestimmte Kammern des Ge dächtnisses habe« sich geschloffen. Sie sind nicht mehr offen wie früher — wenigstens einstweilen nicht." „Wie sehr seltsam!" war Alles, WaS ich sagen konnte. „Ja, eS ist seltsam", antwortete er, „jedoch nur, wenn Sie Diese Saiten sind immer mehr oder weniger empfindlich und reagiren auf eine Willensäußerung, aber wir wiffen aus Er- - fahrung, daß sie auch eigene Lebenskraft haben. Es passirl Jedem zuweilen, daß er sich, trotz angestrengtesten Denkens, nicht eines Datums oder eines NamenS erinnern kann. Dann, nach Stunden, wenn er nicht inehr daran denkt, fällt eS ihpi plötzlich ein — zuweilen ist der Betreffende vollständig mit etwas Anderem beschäftigt oder er ist in eine Unterhaltung vertieft, die er Plötzlich unterbricht und ruft: „Da ist mir eben der Name eingefallen!" Nun, gerade diese aufgespeicherten Eindrücke des Gehirns haben im normalen Zustande eine eigene Lebenskraft. Aber im abnormen können sie völlig be täubt sein. Sie sind noch vorhanden, aber ihre Lebenskraft, ihre Empfindlichkeit sckläst, keine Willensanstrengung erregt sie." Ich hatte mit großem Interesse zugehört'. Jetzt, da vr. Falck eine kurze Pause machte, fragte ich ihn, wie man cs wiffen könne, daß diese Eindrücke nur betäubt und nicht tat sächlich zerstört seien ? ... „Weil es in mehreren Fällen erwiesen ist, daß sie auf ver wandte Eindrücke reagirtcn. Die Erklärung dafür muß folgende sein: Der verwandte Eindruck erregt das Gehirn in derselben Weise, wie es der Originaleindruck thut, und erweckt es dadurch aus seinem schlafenden Zustande. Natürlich ist das nur eine Theorie — eine unter vielen. Sie wiffen es ja selber, daß z. B. eine in der Luft hängende Stimmgabel zu tönen beginnt, wenn man den ihr innewohnenden Ton anschlägt. Nun giebt es freilich noch andere Erklärungen dasür, aber welche auch die richtige sei, die Thatsache steht fest, daß eS sehr möglich ist, daß daS Gedächtniß jahrelang schlafen kann und dann plötzlich durch einen neuen Eindruck, der alten vergessenen Eindrücken verwandt ist, erweckt wird. So lange keine Auslösung der Gekirnsubstan; eintritt, stirbt, meiner Ansicht nach, das Gedächtniß nicht. Es kann ruhig, träge, trügerisch, scheinbar schlafend werden, aber trotzdem bleibt daS Verzeichniß jede« ehemals gehegten Gedanken», dem Worte die Bedeutung von „ungewöhnlich" beilegen wollen. I jedes ehemals gesehenen Anblicks, jedes ehemals gehörten Tones, Ich habe in letzter Zeit viel über derartige Fälle nachgedacht, I jedes je erlebten Eindrucks unlöschbar in der Gehirnsubstanz ihnen viel Zeit gewidmet, und wenn e- mir gelingt, sie Ihnen I eingeschrieben. Der körperliche Phonograph kann ftumm sein, klaxzuleaen, werden Sie sehen, wie natürlich sie sind. ES I aber nur auS dem Grunde, weil der Wille seine Macht ver- ist ein Wunder, daß sie nicht häufiger Vorkommen. Sie er-1 loren hat, den Griff zu dreben. Sobald Jemand das thäte, halten eine innere Erschütterung. Da« Gehirn taumelt, wird I würden die verzeichneten Eindrücke zum Vorschein kommen.' krank, schwach, ist betäubt. Allmählich kehrt da« Bewußtsein I wieder, nicht da« Gedächtniß. Wie Sie wiffen, ist da- letztere j (Fortse-ang folgt.) die organische VorrathSkammer von Eindrücken. Jeder be wußt ausgrnommene Eindruck wird vom Gehirn aufbewahrt.
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