Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950314014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895031401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895031401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-14
- Monat1895-03
- Jahr1895
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
kt r kr »8 » ii k § r LS3S gekgt fich nun. Unmittelbar nach der Eröffnung des StaatS- rathS wurde gestern der Antrag, mit 103 Unterschriften versehen, cingedracht, die parlamentarische Action ist also gleichzeitig mit den Sitzungen des StaatSrathS eingeleitet worden. Bestimmend für dieses schroffe Verfahren war die Erkenntniß, dah der Antrag eine sachliche, leidenschaftslose Prüfung, wie ste seiner im StaatSrath harrt, nicht verträgt. Nachdem selbst der deutsche LandwirthschaftSrath die Mono- polifiruug der Getreide-Einfuhr nur in einer Form empfohlen hat, welche tue Ueberreugung von der Undurchsührbarkeit verrieth, and dies nur mit der kleinen Mehrheit von vier Stimmen, mußte alle Hoffnung schwinden, daß die Hebung der Getreide preise auf diesem Wege zu ermöglichen sei — eine Hoffnung, die die Führenden überdies niemals getheilt hatten. Es gal» also, den agitatorischen Werth deS Antrages nicht durch em Gutachten des StaatSrathS schmälern zu lassen. Nun Wird man im Lande sagen, der Antrag sei cingedracht worden, weil man sich keiner vorurtheilslosen Prüfung desselben seitens de- StaatSrathS hätte versehen dürfen, und wie die Stimmung der bäuerlichen Bevölkerung viel fach nun einmal beschaffen ist, wird eingeräumt werden müssen, daß die Berechnung, unter dem Gesichts punkte des Demagogen angesehen, wahrscheinlich richtig ist. Während der StaatSrath beräth, wird die Agi tation voraussichtlich schwächer als je einsetzen, damit daS mit Sicherheit vorauögesehene negative Gutachten die Gemüther in einer Verfassung findet, die der Erwägung, daß die vom Kaiser berufenen Personen doch nicht böswillig geurtheilt haben könnten, den Eingang versperrt. So dürften wir einer erregten Zeit entgegengeführt werden. Hoffentlich erzeugt daS Uebermaß agrarischer Agitation nicht diejenige Wirkung, die am meisten zu beklagen wäre, nämlich eine starke Reaction der gesammten nicht Landwirthschaft treiben den Bevölkerung, also eine Stimmung, die zur Mißachtung der thatsächlich vorhandenen und jede mögliche Abhilfe er heischenden Nothlage des Ackerbaues führt. * Berlin, 13. März. Die halbamtliche „Berl. Corr." bestätigt die Ernennung deS Grafen Wilhelm Bismarck zum Oberpräsidenten von Ostpreußen. Diese Nach richt wird besonders jetzt, kurz vor dem achtzigsten Geburts tage deS Fürsten Bismarck, wie auch die freisinnige „Voss. Ztg." bemerkt, in weiten Kreisen einen guten Eindruck Her vorrufen. Graf Wilhelm v. Bismarck-Schönhausen ist am I. August 1852 zu Frankfurt a. M., wo sein Vater damals preußischer Gesandter beim Bundestag war, geboren. Er kam im Frühjahr 1870 zur Universität und begann seine juristischen Studien in Bonn. Als der Krieg gegen Frankreich ausbrach, trat er zugleich mit seinem älteren Bruder Herbert auf Beförderung beim 1. Garde-Dragoner- Regiment ein, uud wurde im September 1870 Lsficier. Nach Be« endigung des Feldzuges trat er zur Reserve über und studirtr in Berlin. 1873 wurde er Referendar und 1878 nach theilweiser Be schäftigung im reichsländischen Justizdienst Gerich'sassessor. Er war Laim zwei Jahre dem Statthalter von Elsaß-Lothringen zugctheilt, und wurde im Juni 1881 Regirrungsrath und ständiger Hilfsarbeiter tu der Reichskanzlei. 1884 wurde er Geheimer Regierungsratb und Landrath des Landkreises Hanau. >889 erhielt er die Stelle eine- Regierungs-Präsidenten in Hannover. Von 1878 bis 1881 gehörte Graf Bismarck dem Reichstage für den Wahlkreis Mühl- Haufen-Langensalza-Weißensee an; er unterlag dann dem Gegen» Kandidaten der lieberalen Vereinigung Eberty. Auch Mitglied des Abgeordnetenhauses war er Anfang der 80er Jahre für den Wahl kreis Rummelsburg-Schlawe. Im Heere hat er seit 15. Juli 1889 den Rang eines MajorS ü in suite der Armee. Er ist seit 1885 vrrheirathet mit einer geborenen v. Arnim. Der Ehe sind drei Mädchen entsprossen. Die „Nordd. Allg. Ztg/' scheint übrigens darauf Hin weisen zu wollen, daß diese Ernennung aus den Vorschlag deS Staatsministeriums erfolgt sei: denn sie meldet, die Ernennung sei „von Seiner Majestät genehmigt worden". tt Berlin, 13. März. Der preußische CultuS- minister hat in einem Erlaß den Oberpräsidenten an gezeigt, daß er zum Schutze deS Publicums gegen den Ver trieb minderwerthiger, verfälschter oder gesundheitsschädlicher Zubereitungen des Diphtherieserums nach Anhörung einer Sachverständigen-Commission die staatliche Prüfung für das in den Apotheken zur Abgabe gelangende Diphtherie serum angeordnet habe. Die zu diesem Zwecke in Verbin dung mit dem Institute für Infektionskrankheiten zu Berlin errichtete Controlstatwn hat ihre Thätigkeit am 20. Februar begonnen. Bezüglich der Aufbewahrung deS Mittels in den Apotheken bat der Cultusminister besondere Bestimmungen getroffen Bei den Apothekenrevisionen soll die Befolgung der Anordnungen controlirt werden. DeS Weiteren hat der EultuSminister den Oberpräsidenten mitgetheilt, daß der Reichskanzler, um zuverlässiges Material zur Beurthei- lung der Wirksamkeit des Diphtherieserums zu gewinnen, augeregt hat, in allen größeren Krankenanstalten muerhalb des Reichsgebiets die Wahrnehmungen, weiche bei dem neuen Mittel gemacht werden, nach einheitlichen Grundsätzen zu sammenzustellen und dem kaiserlichen Gesuudheitsamle behufs entsprechender Berwerthung mitzutheilen. Der EultuSminister fordert die Oberpräsidenlen auf, die betreffende Bericht erstattung in die Wege zu leiten und ausgesüllte Fragebogen dem Gesundheitsamte in jedem Quartale zuzustellen. §§. Berlin, 13. März. (Privattelegramm.) Heute Bormittag 10 Uhr wurden die Verhandlungen des TtaatS- rath» unter Theilnahme von etwa L0 Herren fortgesetzt. Der Kaiser war bereits vor 10 Uhr erschienen, um wiederum den Vorsitz zu übernehmen. (-) Berttn, 13. März. (Telegramm.) Die PetttionS- Cammisfion deS Reichstages berieth heute die Petition, den Fürsten Bismarck zum Ehrenbürger -es deutschen Reiches zu ernennen. Es wurde beschlossen, unter Zuziehung deS RegierungScommissarS eingehend darüber zu verhandeln. (-) Berlin, 13. März. Der Antrag Kanitz wurde unter zeichnet von 59 Deutsch-Conservativen, 15 Reichsparteilern, 1 Nationalliberalen, 11 deutschsocialen Reformparteilern, 8 Polen und 9 Parteilosen. Unter letzteren befindet sich auch Graf Herbert Bismarck. L. Berlin, 13. März. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet: Der Reichstag-Präsident v. Levetzow beabsichtigt, die Oster- pause in den ReichStagSverhandlungea am 5. April beginnen zu lasten. Ob eine früher gewünschte Vertagung eintritt, dürfte von der Geschäftslage abhängen. T Berlin, 13. März. Gegenüber der Behauptung deS „vorwärts", gewisse, bei der Annahme von Handwerkern zu Militairbauten verweudete Formulare seien in Folge der Veröffentlichung deS „Vorwärts" abgeschafft worden, stellt der „ReichSanz." fest, die Formulnre seien bereits seit dem 2. Februar abgeschafft, während die Veröffentlichung des „Vorwärts" am 3. Marz erschienen sei. ö. Berlin, 13. März (Privattelegramm.) Kürst Bismarck ist gestern Abend vom Verein Berliner Künstler zum Ehrenmttglietze gewählt worden. Die Er nennung erfolgte einstimmig und unter dem Ausdruck lebhafter Begeisterung. — Den vielen Ehrungen, die zum 80. GebartStag deS Fürsten geplant werden, wird sich auch eine solche aus wassersportlichen Kreisen anschließen. ES haben sich sämmtliche Ruder- und Segelvrreine der Oder spree uud Havel auf Veranlassung de» Berliner Rudervereins von 187K zusammenaethan, um den Geburtstag deS Fürsten durch einen großen FestcommrrS zu begehen. L Berlin, 13. März. (Privattelegramm.) Zur Be förderung des «rasen Wilhelm Bismarck schreibt die „Nat.» Ztg": AlS Verwaltungsbeamter hat Gras W Bismarck sich, so viel bekannt, de» Eingreifen» in dir politischen Kämpfe enthalten, namentlich hat nicht verlautet, daß er in den Fragen, die in Ostpreußen zur Erledigung de» Ober- Präsidium- geführt haben, irgendwie Partei ergriffen hätte. Er dürfte somit zu den dort besonder» scharf zngespitzten Gegensätzen eine unbefangenere Stellung einnehmen, als etwa Herr von Heydebrand. Im Uedrigen liegt die Vermuthung nahe, daß an dieser Ernennung auch die Absicht de« Kaiser-, dem Fürsten Bismarck gerade jetzt eine Freude zu bereiten, nicht ohne Antheil war. — Die „Post" schreibt: „Man vermuthet, daß der Kaiser, um da» Andenken an den 22. März, als dem Geburtstag seines Großvater-, Kaiser Wilhelm'» I., in dielen Jahre be sonder» zu ehren, sämmtliche noch unerledigten Gesuche um Pensionen durch einen allerhöchsten Erlaß am 22. d. MtS. regeln wird. Ob dieser in Form einer CabinetS-Ordre oder in der einer GesetzeSvorlage herauSkommen wird, ist noch nicht bekannt. — Eine Abordnung des Berliner DiSmarck-Aus schusses, welche die Aufgabe hatte, den Reichskanzler zu dem am 30. d. M. stattfindenden FestcommerS einzuladen, ist am Sonnabend in der liebenswürdigsten Weise empfangen worden. — Dem Fürsten Bismarck will auch die Berliner Bäcker-Innung eine Huldigung darbringen. Es soll eine gemeinsame Fahrt nach Friedrichöruh unternommen werden, deren Zeitpunkt auf den 27. April festgesetzt worden ist. — Nachdem der Staatösecretair des Auswärtigen, Frei herr v. Marsch all, am Sonntag Vormittag im hiesigen Auswärtigen Amte mit dem englischen und dem japanischen Vertreter Besprechungen batte, unterhandelte er gestern Abend mit dem französischen Botschafter Herbette und darauf mit dem chinesischen Gesandten Ching-Ebeng. Die Vermuthung liegt nahe, daß es sich in beiden Fällen um die schwebenden japanisch - chinesischen Friedensverhandlungen ge handelt hat. — Die „StaatSbürger-Zeitung" hört auS Reichstags kreisen, daß der Ordnungsruf, den Präsident von Levetzow dem Abg. Ahlwardt jüngst nachträglich ertheilt hat, aus eine Unterredung zurllckzufüdren sei, die Herr v. Bennigsen mit dem Präsidenten im Anschluß an die Debatte gehabt hat. — Ter ..Reichsanzeiger" veröffentlicht die Anweisung des preußischen Handelsministers über die Durchführung der gewerb lichen Sonntagsruhe. Für ZeitungSdruckereien wird in Bestätigung der bisherigen nichtamtlichen Meldungen Folgendes ungeordnet: 1) Es kann die Beschäftigung von Arbeitern an allen Sonn- und Festtagen, mit Ausnahme des zweiten Weihnachts-, Oster- und PfingstseienageS, bis 6 Uhr Morgens zur Herstellung der Morgenausgabe gestattet werden. Bedingung: Nach Herstellung dieser Ausgabe muß der Betrieb bis um 6 UhrMorgens des folgender! Werktages ruhen. 2) Soweit der Vertrieb der Zeitungen nicht durch besondere Spediteure stattfindet, sondern einen Theil des Zeitungsdruckerei- betriebes bildet, können dafür die nach der Anweisung, betreffend die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe, für die Zeitungsspedition zulässigen Arbeitszeiten gewährt werden Bedingung: Beim Vertrieb der Zeitungen an Sonn» und Festtagen dürfen Personen, die bei der Herstellung der Morgen ausgabe beschäftigt gewesen sind, nicht Verwendung finden. Demgemäß fällt am Montage und an den sogenannten dritten Feiertagen die Morgenausgabe fort. — In Sachsen wird natür» licher Weise dieselbe Regelung erfolgen. — Wie der „Finanzherold" meldet, hat der „Nord deutsche Lloyd" mit argentinischen Agenten Verträge abgeschlossen, wonach dem Lloyd 50 000 tm Land für Aus wanderer überwiesen werben, die von Mai 1895 bis Mai 1890 in Argentinien eintreffen. Der Lloyd wird jeder Familie 100 b» Land zuweisen, wenn nöthig, auch Vorschüsse für die Einrichtung bis zu 2000 ^ gewähren. — Die Militair-Invaliden Berlins hielten am Montag eine Versammlung ab, in der heftige Klagen laut wurden. ES wurden zwei Resolutionen beschlossen. Nach der einen soll der Reichstag ersucht werden, die Regierung zu einer bestimmten Stellungnahme in dieser Frage aufzu fordern. Durch die zweite Resolution wird der „Verband der Militair-KriegS- und Friedensinvaliden Deutschlands" ausgesvrderk, noch vor dem 15. Juli d. I. eine Deputation an den Kaiser zu senden, um ihm die Klagen der Invaliden vorzutrageu. — Zum Gouverneur von Ostasrika soll, nach einer Mittbeiluug der „Dtsch. TageSztg", der wir hierfür die Ver antwortung überlassen, Ma;or v. Wissmann ernannt sein. — An Stelle de- verstorbenen Wirkl. Geh. Raths Unter- staatssecretairs Homeyer ist der Wirkl. Geh. Rath und Direktor im Ministerium der öffentlichen Arbeiten Schultz vom 1. März d. I. ab zum Vorsitzenden des Gerichtshofes zur Entscheidung derCompetenzcouslicte ernannt worden. — Der Kaiser hat den Herzog von Sagan, der gestern sein 84. Lebensjahr vollendete, durch eia kostbares Geschenk erfreut. Dasselbe besteht in einer Copie des bekannten Lenbach'schen Brust bildes des Monarchen. — Der Aufenlhalt des Herzogs Ernst Günther zu Schleswig-Holstein in England steht mit keinem Eheproject in Zusammenhang, sondern gilt lediglich dem Studium der eng lischen Arbeitervrrhältnisse. — Der Präsident des Abgeordnetenhauses v. Koller nimmt, wie die „Post" hört, an den Berathungen des Engeren Ausschusses des StaatsratbeS Theil. Danach scheint man die plötzliche Er- krankung des Herrn v. Köller ernster aufgesaßt zu haben, als sie in Wirklichkeit war. — Der commaudirende Admiral Freiherr v. d. Goltz hat vor- gestern zum ersten Male das Bett verlassen. Dem Rathe der Aerzte folgend, gedenkt er. sobald eS seine Kräfte gestatten, sich zur Kräftigung nach dem Süden zu begeben. * Königsberg, 12. März. Die Huldigungsfahrt der Ostpreußen zum Fürsten Bismarck soll, hiesigen Blättern zufolge, am 5. Mai stattfiuden. — Der bisherige Ober-Präsident Ostpreußens Graf Stolberg stellt mit folgendem Erlaß seine Thätigkeit ein: „Nachdem ich von des Kaisers und Königs Majestät durch Aller höchste Ordre vom 7. d. Mts. in den einstweiligen Ruhestand ver setzt worden bin, habe ich meine dienstliche Thätigkeit mit dem heutigen Tage eingestellt. Indem ich dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß bringe, drängt es mich, allen Behörden und Beamten der Provinz, mit welchen ich in amtliche Beziehung getreten bin, für das mir bewiesene Entgegenkommen und die mir bereitwilligst ge- währte Unterstützung meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen. Von den Bewohnern der Provinz nehme ich nicht Abschied, da ich derselben nach wie vor durch Grundbesitz und Wohnsitz angehöre ^ Weimar, 12. März. Herr Sam Hammer in Sonne berg lehnte eS ab, ein ReichStagSmandat anzunehmen. Die Socialdemokraten stellen den LandtagSabgrordneten Baudert auf. * Eisenach, 12. März. Die „Eisenacher Ztg." schreibt: In der heutigen „Weim. Ztg." wird in einem Berichte über die Eandidaten- rede des Justizraths vr. Eckels zu dessen Stellungnahme dem Anträge Kanitz gegenüber «. a. auch bemerkt: „Als einfacheres Mittel zur Erzielung der Preise, die für das Wohlergehen der Land- wirihschaft nöthig sind, empfahl Redner die Einführung des Brod- Monopols." Hoffentlich ist diese dem vr. Eckels imputirte Erklärung nur das Product eines bedauerlichen Mißverständnisses und nicht in der Absicht, Verwirrung anzurichteu, in die Oeffentlichkeit gebracht worden. Es ist Herrn vr. Eckels nicht in den Sinn gekom men, „die Einführung deS BrodmonopolS zu empfehlen". Er hat zur Abwehr des Antrages Kanitz als eines Setrerdemonopols ein „Brodmonopol" als von allgemeinerer Bedeutung bezeichnet und die Ungeheuerlichkeit eines solchen, ähnlich dem Körnermonopol, mit seiner Ironie vollständig abgewiesen. Die Nennung eines „BrodmonopolS" diente, wie gar nicht ander- zu verstehen war, nur zur Kennzeichnung de- Antrag- Kauttz. * Meiningen, 12. März. Ter Herzog wird sich am 20. März zum Frühjahrsausrnthalt nach Amatsi begeben. * Düsseldorf, 12. März. Fürst BiSmarck wurde mit allen gegen die ultramontanen Stimmen vom Stadtratb zum Ehrenbürger ernannt. — Hier fanden vorige Woche wiederholt Haussuchungen bei Anarchisten und Social demokraten statt. Bei einem Anarchisten wurden Soldaten brirfe und socialistische Schriften beschlagnahmt. * Bonn, 12. März. Die Stadtverordneten berirthen heute den Antrag aus Verleihung de» Ehrenbürgerrecht« an den Fürsten Bi«marck; nach Verlesung deS Antraa» gaben die klerikalen Vertreter ibre ablehnende Haltung zu Protokoll und verließen den Saal. Darauf mutzte wegen Beschluß- Unfähigkeit eine neue Sitzung anberaumt werden. (Köl. Z.) * Darmstadt, 12. März. Der Groß Herzog hat an läßlich der Geburt seiner Tochter an die Armen von Darm stadt 1000 -6 gespendet. * Metz, 12. Mär;. Anläßlich deS heutigen Geburts tages des Prinz-Regenten von Bayern waren .die Festung, die Fons und die Straßen reich mit Flaggen geschmückt. Mittag- fand Parade der hier garnisonirenben bayerischen Truppentheile stath bei welcher der commandireode General Graf von Haeseler ein dreimalige- Hurrah auf den Prinz-Regenten auSbrachte. — Ein neuer LandeSverratbS- prvceß ist seit einiger Zeit hier, wie schon kurz erwähnt, in der Vorbereitung. AuS dem ChaoS der Vermuthungen und Legenden, die darüber in Umlauf sind, läßt sich jetzt, wie der „D. TagrSztg." geschrieben wird, Folgendes heranS- schälen: In dem LandeSverratbsprocesse gegen Frau JSmert. der sich hier kürzlich in bekannter Weise abspielte, wurde auch ein hiesiger Artillerie-Untrrofficier verbastet, nachdem Frau Jsmert behauptet hatte, sie habe von diesem Zünder und Schirßlisten erhalten. Der verhaftete Unterosficirr, der bis jetzt jedes Ge- ständniß verweigert hatte, bat nun neuerdings sehr umfassende Geständnisse gemacht. Infolge letzterer fand bei dem in Montigny wohnenden Kohlenhändler Hanne eine Haussuckung statt, die damit endete, daß Hanne sofort verhaftet wurde. Zwei der „Knechte" Hanne's, die ebenfalls verhaftet werden sollten, mochten Witterung bekommen haben und sind plötzlich verschwunden. Diese „Knechte" sollen französische Osficiere gewesen sein und sich dadurch, daß sie vielfach Kohlen in die Fort» lieferten, Kenntniß von der inneren Einrichtung der letzteren verschafft haben, um diese zu Ungunsten der deutschen Heeresleitung an maßgebender französischer Stelle zu vrrrathen. Alle sonstigen Nachrichten sind bis letzt als ungenau zu bezeichnen. Oesterreich-Ungarn. * Wien, 12. März. Die „Politische Correspondenz" er fährt von unterrichteter Seite, daß von einer angeblichen Theilnahme des Kaiser- Franz Josef bei der Eröffnung des Nord-Ostseecanals in hiesigen maßgebenden Kreisen nichts bekannt sei. — Heute begann im Ministerium des Innern eineEnqukte über dieReform desPrivat- versicherungswesens unter Theilnahme der Vertreter des Ministeriums des Innern und der Justiz, sowie Sach verständiger auS dem Kreise der VersicherungSgescbäfte. Die Berathungen umsaffen die Zulassung der ausländischen Der sicherungSgesellschafren im Inlande, Ueberwachung der Ge sct'ästSgebabruua der inländischen und ausländischen Gesell schäften, die Rechnungslegung und AnSweiSleistungen, die Fondsbewabrung und insbesondere die Feststellung von Normen über die Versicherungsbetheiligung. Die Berathungen werden voraussichtlich mehrere Tage dauern. * Neutra, 12. März. Die Abgeordnetenwabl im hiesigen Bezirke wird ain 20. März stattfinden, die Auf regung nimmt zu. In Zsere kam es zu einem blutigen Zu sammenstoß, der die Entsendung von Militair dahin noth- wendig machte. * Pest, 13. März. (Telegramm.) Nach hier vor liegenden Berichten hat StaatSsecretair Cardinal Rampolla dem Cardinal Schönborn und dem »Bischof Steiner gegen über erklärt, die Curie lasse sich nicht irreführen, um die christlich-sociale Partei in Oesterreich und die Volks partei in Ungarn zu verdammen; die Curie wisse, daß beide Parteien werthvolle Reserven der Leclesia mllitans und nützliche Hilfstruppen gegen unchristliche und sectirerische An griffe wie auch gegen schwache Regierende seien. Daher werde Rom diese Parteien zur Ausdauer ermahnen und ihnen nur Einvernehmen mit den Bischöfen anempfehleu. Frankreich. * Paris, 12. März. An der Eröffnung des Nord ostsee-Canals werden dem Vernehmen nach das Panzer schiff „Hoche", der Kreuzer 1. Classe „Dupuy de Lome" und der Aviso „Cosmao" theilnehmen. „Hoche" ist ein Panzer schiff ersten Ranges der Neptunclaffe von 10 500 Tonnen Deplacement, mit einer Geschwindigkeit von ca.- 15 Knoten. „Dupuy de Lome", ein erst kürzlich in Dienst gestelltes Schiff, hat ein Deplacement von 6300 Tonnen. — In dem heutigen Ministerratbe theilte der Kriegsminister Zurlinden eine Depesche aus Majunga mit, in welcher die Ankunft der beiden ersten Transportdampfer mit der Avantgarde deS Expeditionscorps für Madagaskar gemeldet wird. Der GesundheitSznstand in Majunga, Tamatave und Diego Suarez ist ein ausgezeichneter. zwischen Rußland und Frankreich Abmachungen über diesen Gegenstand erfolgt seien, als unmöglich und unsinnig bezeichnet. (V. Ztg.) * Paris, 13. März. (Telegramm.) Eine Compagnie deS 74. Linienregiments ist heute Nachmittag von hier ab gegangen, um an der Expedition nach Madagaskar theilzunehmen. Eine große Menschenmenge begrüßte die Com pagnie mit begeisterten Zurufen auf dem Wege von der Caserne bis zum Bahnhofe. * Paris, 13. März. (Telegramm.) Nach dem im „Journal officiel" veröffentlichten stenographischen Bericht über die gestrige Kammersitzung beschäftigte sich der Berichterstatter Thomson eingehend mit Bemühungen Sr. Majestät des deutschen Kaisers, die Seemacht Deutschlands zu stärken, sowie mit der Ans forderung desselben an die RrichStagsabgeordneten, durch unge> schmälerte Bewilligung des Marinebudgets dem Fürsten Bismarck zu dessen 80. Geburtstage eine Freude zu machen, uud wies ferner auf den Bortrag des Kaisers in der Kriegsakademie hin. Thomson schloß mit der Bemerkung, daß eine mächtige deutsche Kriegsmarine nicht blos eine Gefahr für den Handel und die Colonien Frank reichs bilde, sondern auch die Offensive an den Seegrenzen ergreifen könne, da Deutschland eine entsprechende Mtlitairmacht für ge eignete Diversionen besitze. Ter Marineminister Admiral BeSnard führte anS: Ich mache hier keine detaillirte Angabe unseres Programms; ich erwähne lediglich, daß es au den Besitz von 24 diensttauglichen Panzerschiffen basirt ist, welche vier Escadres zu je sccbS Schiffen bilden. Diese Zahl ist offenbar ein Minimum, wenn man daran denkt, daß sich soeben eine neue sehr ernste und sehr wichtige Thatsache betreffs der Marin«, sowie der ihr obliegenden Küstenvertheidigung vollzogen hat: die Bereinigung der Nordseeflotte und der Ostseeflotte kann in wenigen Stunden vor sich gehen. Wenn man erwägt, daß alle deutschen Schiffe in einigen Stunden in die Nordsee einfahren können, so ergiebt sich, daß wir unserem Nordgeschwader eine Kraft und eine Cohäsion geben müssen, welche uns vollkommene Sicherheit gewährt. Belgien. * Brüssel, 12. März. Die Bürgerschaft der belgischen Großstädte veransialtrt einen großen Huldigung-zug zu Ehren deS Königs als Protest geaen die republikanischen Kundgebungen der Socialisten und Radikalen. Schweiz. * Zürich, 12. März. Die Commission de« Ständeraths für die Arbeiterfragen beantragt verschiedene Ver besserungen hinsichtlich deS Arbriterschutzrs und erwartet, der BnndeSrath werde der internationalen Regelung des Ar- beiterschutzeS fortgesetzt seine Aufmerksamkeit schenken. (M. Z.) Italien. * Rom, 12. März. Der deutsche Botschafter v. Bülow veranstaltete heute Abend einen Empfang, an welchem der Ministerpräsident CriSpi, die übrigen Minister, die Unter- staars-Secretaire, die Hofwürdenträger und da« diplomatische Corp« Iheilnahmen. Sdanie«. * E»«tr, 12. März. (Telegramm.) Da« „CarkoS Quinto" ist glatt vom Stapel gelaufen. Großbritannien. * London, 13. März. (Telegramm.) Nachdem in erster Abstimmung die von der Regierung geforderte Mann- schaftSzabl der Marine von 88 850 angenommen, wurde die weitere Debatte vertagt und alsdann die dritte Lesung der Bill, betreffend Aufhebung der die Erhebung von Zölle« seitens der australischen Colonien beschränkenden Bestimmungen, angenommen. * London, 13. März. Der „Daily Cbronicle" erklärt saS Gerücht, Nosebery beabsichtige seine Entlastung zu nehmen, für durchaus unbegründet. Norwegen. ^ Christians«» 12. März. Bei den gestrigen Wahl männerwahlen in Eker und Sigdel (Amt BuSkernd) siegten die Partei der Rechten und die Gemäßigten. Die Rechte und die Gemäßigten behalten somit die bisher inne- gehabten Sitze dieses Amtes im Storthing. Rußland. * Petersburg, 12. März. Der Kaiser, die Großfürsten und Großfürstinnen wobnten heute der Beisetzung der Leiche deS Großfürsten Alexi» Michailowitsch in der Peter PanlS-Kathedrale bei; auch daS diplomatische Corps war zu der Feierlichkeit erschienen. * Petersburg, 13. März. Heute ist ein kaiserlicher UkaS veröffentlicht worden, nach welchem der Procentsatz der jüdischen Zöglinge der Odessaer Commerzschule einzuschränken ist. DaS Verhältniß der Zahl der jüdischen Schüler zu den christlichen ist danach festzusetzen, wie erstere an dem Unterhalte der Schulen Theil nehmen. Nach diesem Verhältniß wird der Finanzminister alljährlich den Procent satz der zuzulasienden jüdischen Schüler bestimmen. * Petersburg, 13. März. (Telegramm.) DaS Marine- Amtsblatt „KronstadtSkija Wjestnik" berichtet über den Bau russischer Kriegsschiffe. In Petersburg beenden fünf vom Stapel gelaufene Panzerschiffe ihre Armirung. Ein Kanonenboot, zwei Panzerschiffe und ein Kreuzer sind im Bau und der Bau eines Schulschiffes, eines Kreuzers und eines Panzerschiffes wird vorbereitet. Ferner werden 15 Torpedo boote in Petersburg gebaut. In Nicolajew geht der Bau eines Panzerschiffes und von vier Torpedobooten der Vollendung entgegen und ist ein weiteres Panzerschiff dort im Bau. Ein Transportschiff und ein Kanonenboot werden in England und ein Minenkreuzer in Finnland hergestellk. Endlich ist der Bau eines weiteren Kanonenbootes und noch eines Transport schiffes geplant. Orient. * Belgrad, 12. März. General Horvatowitsch ist heute in Folge eines Schlaganfalles gestorben. * «Sofia, 12. März. Heute, als am 25. Jahrestage der Gründung der bulgarischen Kirche durch einen Ferman des Sultans, wurden in ganz Bulgarien Dank gottesdienste abgehalte». Dem hiesigen Gottesdienste wohnte Prinz Ferdinand und die Negierung bei. Das Amtsblatt veröffentlicht einen von dem Prinzen genehmigten Bericht des CultusministerS und deS Unterrichtsministers, der die hohe nationale Bedeutung der Gründung der bulgarischen Kirche darlegt. Der Bericht schlägt vor, zu Ehren der um die Gründung verdienten Männer ein Denkmal in der Haupt stadt durch eine nationale Subscription zu errichten. * Bukarest, 12. März. (Telegramm.) Die Besserung in dem Befinden des Prinzen Karl dauert fort, es ist jedoch noch große Schonung erforderlich. * Corfu, 12. März. (Telegramm.) Die Begrüßung der griechischen Königsfamilie mit dem Großfürsten- Thronfolger wirr überaus herzlich. Die Herrschaften be- aben sich sofort nach der Landung nach Villa MonrepoS. — as Schiff „Zarewna" ist noch nicht wieder flott geworden. Asien. * Den „Daist y News" werden aus Konstantinopel Einzel heiten über den Proceß der in Erzingbian zum Tode verurtheiltcn 24 Armenier mitgetheilt. Das einzige Ver brechen, das sie begangen hatten, war, daß sie sich ins Ge birge zurückgezogen hatten, um den bereits begonnenen OrdnungSstörungen aus dem Wege zu gehen. Von den Ver hafteten starben fünf unter der Folter. * Der „New-L)ork Herald" meldet ans Shanghai: Obgleich Li-Hung-Tschang den japanischen Bedingungen ge neigt sei, bestehe in japanischen Kreisen dennoch wenig Zu versicht für das Zustandekommen des Friedensschlusses. Die japanische Armee sei entschlossen, in Peking einzuziehen. Die Begegnung des Mikado mit Li-Hung-Tschang ist nicht unwahr scheinlich. Hauptmann Hann ecken soll binnen Kurzem nach Deutschland zurücktehren. * Der „Nowoje Wremja" wird auS Tientsin gemeldet: Gerüchtweise verlautet, die Japaner beabsichtigten, die Mandschu-Dynastie zu entthronen und auf den chinesischen Thron ihren Schützling, einen Abkömmling der Mink-Dynastie, zu setzen. Letzterer soll versprechen, den Japanern den Zutritt in das Innere Chinas für den Handelsbetrieb freizugeben; japanische Ingenieure sollen die chinesischen Eisenbahnen bauen und japanische Osficiere die chinesische Armee und Flotte ausbilden. — Dasselbe Blatt empfing ebenfalls aus Tientsin die Mittbeilung, daß Japan die Abtretung eines großen Stückes der Mandschurei bis nach Mukden und bis zur großen Mauer verlange. DaS Blatt bemerkt dazu, die Mandschurei liege in dem Bereiche der russischen Interessen. (Telegramm.) * Hiroshima, 13. März. (Telegramm.) Laut amt licher Mittheilung verlassen morgen die Abgesandten Chinas Tientsin. Afrika. * Kairo, 12. März. Die Leiche ISmail Paschas wurde heute früh von der Eisenbahnstation nach der Riga- Moschee übergeführt. Der Khedive folgte dem Sarge bis zum Opernplatze. Ueberall herrschte vollkommene Ruhe. Amerika. * Da« „Reuter'sche Bureau" meldet aus New-Vork, 11. März: Der amerikanische Dampfer „Alliance" berichtet, ein spanische- Kriegsschiff habe ihn am 8. März d. I. V Meilen von Cuba drei Mal beschossen, er sei unbeschädigt mit Volldampf davongefahren und von dem Kriegsschiffe noch 25 Meilen verfolgt worden. Gresham wurde davon in Kenntniß gesetzt. * Philadelphia, 13. März. (Telegramm.) Don den Deutsch - Amerikanern verschiedener Städte werden Vor bereitungen getroffen, um den Geburtstag des Fürsten BiSmarck zu feiern. In Philadelphia wird ein Musikfest be absichtigt, an welchem alle deutschen Gesangvereine theil- nehmen werden. Zn New-Dork wird eine Vorstellung ge plant, bei welcher Episoden aus dem Leben des Fürsten zur Darstellung gelangen sollen. Außerdem soll dem Fürsten BiSmarck ein Pocal aus massivem Silber übersandt werden. * Washington, 12. März. Wie verlautet, hat das eng lische Auswärtige Amt den englischen Botschafter Pauncefote angewiesen, über die Ereignisse in Louisiana eine Unter suchung anzustellen, da LloydS-Bureau sich beschwert hat, daß fremde Schiffe in Brand gesteckt worden seien. * Washington, l2. März. Ein Kriegsschiff der Ver einigten Staaten hat Befehl erhalten, nach La Guayra (Venezuela) abzugehrn, da wegen der Thatsache, daß Präsi dent CreSpo dem französischen Gesandten und dem belgischen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder