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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950319026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895031902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895031902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-19
- Monat1895-03
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2 4 31, 4 81, » tisso 103,75 104,5» 101.35 105,- 103.50 103,2» 103.50 103 20 103,10 . 133,50 kr I — r»1d. — arm.) Nil»!» Viscks Lct.) -Oe». '»Id«) irt« 1»«ro «1 r.-L. IltllM. IMev .rin») üiid.) U-Ix> L0o> Mer) rditr) rusr) iisrei i-r.-c L w.-k. loaix rik r.-k. re»r.) diele) ILLL) veiätt I-'»dr. >sll,u lbrix) mied) ^dsrl) -vitr) »LL«) ttsu rilceil lsrei v.-r. 134.— 43.50 80.50 155.50 134.50 115,35 187,— 180.50 80,— 330,25 185.50 155,— 334 — 107.50 343 — 71,35 ISO,— 255.50 180,— 140.50 110,75 54.— 386,— 134,— 2SH— 180,— 184,— 143,— 84,75 80.— 332.50 74,25 27.— 103,25 86,50 I 88,50 MSlll 108,75 117.75 134,15 164,35 126,40 83,50 165,85 318.75 88,10 181,70 00.- Lbrid 13?.— lbsdv de i — ler 88.25 60,31 8.77 157,75 351.— 283.— ö S17.— 3470 422.— 320.— 112.50 380 — 314 50 86,10 350.50 101,75 60,28 123,30 48,80 8,77 60,38 1,33'. deilvvoiss xe- , l-omö-rrtlsn kesö. 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Drgan für Politik, LocalgesMe, tzandels^^eschLftsverkehr^ ««zeigett'PreiS die 8 gespaltene Petitzeile 20 Psg) Vieclamen unter dem Redactionkstrich (4go» spalten) 50^, vor den Familiennachnchte, (6 gespalten) 40-ch- Srötzere Schriften laut unserem Preis- berzeichuib. Tabellarischer und Mernsutz »ach höherem Tarif. Ertr«-Beilagen lgrsalzt), nnr mit der Morgen-Ausgabe, ohne Ppstbeförderuog 60.—, mrt Poslbesörderung 70.—. Aimahmeschluß für ^nzeiM: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morge«-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn, und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen i» ein, halbe Stunde früher. Aurrigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Z» m. Dienstag den 19. März 1895 89. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 19. März. Die Eentrumsfraction des Reichstags hat, wie ein zu stimmen beißen soll, die Fraction werde sich lediglich an einer solchen Ehrung nicht bet heiligen, oder ob es heißen soll, daS Zentrum werde gegen eine Ehrung protestiren und sie zu verhindern suchen, ist weder aus dem Telegramm noch aus den Berliner Blättern ersichtlich. Aus der Sprache einer Reihe von ultramontanen Blättern kann man aber den Schluß ziehen, daS Centrum werde jede Ehrung des Fürsten durch den Reichstag zu verhindern suchen. So schreibt das klerikale „Bocholter Volksblatt", das sich auch „Amt licher Anzeiger der Bürgermeisterei Bocholt" nennt: „Die schönste und zutreffendste Ehrung hat dem Fürsten Bismarck zu seinem 80. Geburtstage die Berliner Schlächter- Innung erwiesen, indem sie ihn zu ihrem Ehrenmitgliede ernannte. Aus eine vorher an ihn gerichtete Anfrage erklärte er sich damit einverstanden, zweifellos in dein richtigen Gefühle, daß er dort an 1 einem Platze sei. In der That: zu den Schlächtern gehört der Mann, dessen Blut- und Eisenpolitik so viele Tausende — nicht Thiere, sondern Menschen — in zwei Kriegen auf die Schlachtbank geliefert hat!" Das ultramontane Blatt unterscheidet sich also in seiner Sprache nur wenig von dem socialdemokratischen „Vor wärts", der sich folgendermaßen vernehmen läßt: „Zum nationalen Narrentag rüsten sich die nationalen Narren, wie weiland die Hexen zur Walpurgissahrt auf dem Besenstiel. Sie schreien, saufen, radauen und schimpfen — schimpfen auf Alles, was den Rummel nicht mitmachen will; auf Berlin, das gottlose, das vor dem heiligen Blut- und Eisenmann sich nicht in Len Schmutz beugen will, aus Caprivi (?), der nicht so gefällig war, zu Bismarcks Ehren sich aus Depeschenfälschung und sonstige läculare Hallunkereien zu verlegen, und auf den Reichstag, Ler sich weigert, den nationalen Narrentag mitzumachen. Nun — sie werden noch lauter zu schimpfen haben. Für Gelegenheit werden wir sorgen." Die „Köln. Ztg." nimmt denn auch an, die nationalen Parteien des Reichstages würden, um Scandal zu verhüten, Ler Absicht des Centrums, eine Ehrung des Altreichskanzlers durch den Reichstag zu verhindern, durch Verzicht auf jeden Versuch einer solchen Ehrung entgegenkommen. Das rheinische Blatt schreibt nämlich: „Da man zugleich weiß, daß die Socialdemokraten jeden Versuch, eine Beglückwünschung herbeizusühren, mit Scandalscencn beantworten wollen, und da man Herrn Richter auch genugsam kennt, so stehen die Freunde einer Ehrung des Fürsten Bismarck nicht nur vor der Frage, ob sie sich im Reichstag einen förmlichen Korb holen und damit Len Reichstag vor der weit überwiegenden Mehrheit des deutschen Volkes blosstellen wollen, sondern vor der weitern Frage, ob sie den Anlaß bieten sollen, daß statt der beabsichtigten Ehrung eine schwere Beleidigung und Kränkung des Fürsten seitens zahl- reicher Mitglieder des Reichstags hcrvorgerufen wird. Keiner der Parteiführer will hierzu die Hand bieten, und so wird, wie gesagt, voraussichtlich sowohl im Reichstag wie auch im Ab geordnetenhause, wo das 95 Mann starke Centrum augenblicklich unter der Führerschaft des Herrn Peter Hauptmaiin zu stehen scheint, jede officielle Beglückwünschung des Fürsten Bismarck unterbleiben." Wir würden, wie wir schon wiederholt ausgeführt haben, ein solches kampfloses Zurückweichen der nationalen Parteien des Reichstages vor den unversöhnlichen Feinden des.Fürsten Bismarck für eine untilgbare Schmack und zugleich für einen der schwersten politischen Fehler halten. Daß Tausende und Abertausende von guten Katholiken auf ganz anderem Standpuncte dem Schmiede der deutschen Kaiser krone gegenüber stehen, ist ebenso bekannt, wie die Ehrung, die der Papst dem Beender des CulturkampfeS erwiesen hat. Dem Centrum die Nothwendigkeit zu ersparen, jenen Katholiken und dem Papste gegenüber die Grunde seines Verhaltens dar zulegen und überhaupt einmal sein ganzes „deutsches Herz" zu enthüllen, wäre eine nie wieder gut zu machende Unterlassungs sünde. Auf „religiöser" oder kirchenpolitischer Seite können jene Gründe nicht liegen; sie müssen rein p oli tisch er Natur sein, sie müssen in dem alten Hasse gegen daS durch Bismarck ge einte Reich liegen, das unter seiner protestantischen Spitze dem römischen Klerikalismus die Verwirklichung seiner Pläne in den Einzelstaaten erschwert. Zu diesem Eingeständniß bas Centrum zu zwingen und dem katholischen Volke zu zeigen, wohin es von seiner Vertretung im Reichstage geführt werden soll, ist eine Nothwendigkeit, deren Umgehung die unheilvolle Beherrschung unseres ganzen politischen Lebens durch eine reichsfeindliche Fraetion verewiben würde, deren Bewilli gungen für Neichüzwecke doch immer nur Schacherbeschäfte gewesen sind. Wir erwarten daher mit Bestimmtheit, daß die nationalen Parteien des Reichstages die Schmach und den schweren politischen Fehler eines kampflosen Zurück- weichens vor den Wünschen des Eentrums vermeiden und im Reichstage den Antrag auf eine Ehrung deS Fürsten einbringen und auf das Entschiedenste verfechten. DaS Centrum muß mit seinen Ablehnungsgründen heraus vor aller Welt, und je inniger es sich bei dieser Gelegenheit mit Welfen, Polen und Socialdemokraten berührt, um so besser für eine endliche Klärung der ganzen politischen Situation. Freilich würde, wenn Präsident v. Levetzow mit dem An träge sich identisicirt und dieser abgelehnt wird, ein Wechsel im Präsidium des Reichstags unvermeidlich sein, und da man weder von conservativer noch von nationalliberaler Seite ge neigt sein dürfte, unter solchen Umständen bei einer Neu besetzung des Präsidiums mitzuwirken, so hätte das Centrum freie Bahn, das Präsidium zu übernehmen. Aber gerade das würde zur Klärung der Situation und zur Scheidung der Geister ganz wesentlich beitragen. Erkauft sich das Centrum den Präsidentensitz durch entschiedenen Protest gegen jede Ehrung des Fürsten Bismarck und durch offenes Eingeständniß der Gründe dieses Protestes, so sprengt es selbst den „festen Thurm" seiner Wählerschaft, zwingt selbst die nach einem Bündniß mit den römischen Klerikalen lüsternen Hochconservativen zur Zerschneidung des Tafel tuches und nöchigt die verbündeten Regierungen zu einer entschiedenen Haltung, zu der sie sich bisher nicht ermannen konnten. Niemand würde eine solche Wandlung freudiger begrüßen, als Fürst Bismarck, dem schmähliches Ausweichen vor klärenden Ereignissen allzeit verhaßt war. Uebrigens ist die Scheidung der Geister bereits im Fluß. Selbst die demokratische „Frankf. Ztg.", die sich im Hasse gegen den großen Kanzler von keinem anderen Blatte übertreffen läßt, sieht ein, daß es um ihren zweifel haften Ruf als nationalgesinntes Blatt vollständig geschehen wäre, wenn sie gegen jede Ehrung Bismarcks durch den Reichs tag protestirte. Sie schreibt daher: „Wir gestehen aufrichtig, daß wir es lieber gesehen hätten, wenn der Reichstag dem Fürsten ViSmarck zn seinem 80. Geburtstage einen Glückwunsch dargebracht hätte, der sich mit einem Hinweis auf dessen Verdienste um die Wiederausrichtung des Reiches begnügt haben würde. Gegen einen in solcher Weise beschränkten Act hätte unseres Erachtens keine Partei etwas einzuwenden brauchen und wahrscheinlich auch keine etwas eingewendet.(?) Eine Zustimmung zu der inneren Politik des Fürsten Bismarck würde ja ein solcher Glückwunsch nicht im Entfernteste» bedeute»; hervor ragend überzeugungstreue und charakterfeste Politiker wie Herr vr. Lieber könnten sogar ihr Gewissen mit dem Gedanken beruhigen, daß ein solcher Wunsch im Ärnnde genommen nur ein Act der Höflichkeit sei, wie er unter wohlerzogenen Leuten bei derartigen Gelegenheiten gang und gäbe ist. Wir selbst, das mag hier offen ausgesprochen werden, würden nicht im Geringsten einen Ver- stoß gegen die demokratischen Grundsätze darin erblickt haben, w,n» »»im offsten Gegner °kr * gehört haben sie „Frankfurter Zeitung I ^HZ ^ xjn meinen, auch die schroffsten Bismarck, zu denen die MH«-,«-: L'DLS'L «W»°""^ " ^ sch °»b-ch-»d° Seilen der Äeone wie dtt gre'ßen Uberalen e»nd,Sm-brh-it sollten die nationalen Partewn ^s"des Miltcl, Las der bekannt mi bewundert von allen Zeit- von seinen StammeS- Größten, die Volke der Größten» vic nnserem der Geschichte aller Zeiten dasteht, sollten die nanonaie.. jedes Mittet, oav unterdrücken dnrch schwächlichen ;,tr Enthüllung ihrer Centrum und seine Gesinnungsgenossen zur . wahren Natur zu zwingen? und Freunde 80. Geburt fehlen^ wo eö gilt," den Mann zu feiern ernsten Winkel der Erde, b« genossen, geliebt und lstkhrt brüdern als einer im Anstande!" Das Programm für d,e Feierstcht r den 31. März Festgottesd.enst .n deutschen K.rche, den 1 April Feier in de» deutschen schulen, Kniderse,r, Oco reden Eoncerl Festspiel, Absendung einer Gratulations- DeÄche großes Feuerwerk (Schlußbild: das Niederwaldenkmal), Gesang'är Wacht am Rhein, sowie BcflaMing der H^s^ und den Schluß der Geschäfte am l.April Nachmittags vor. So echt deutsch denkt man im fernen Argentinien und m Deutschland selbst findet eine große Partei, deren ossieielles Organ den Namen „Germania" an der Stirn tragt, den bc- klagenswerthen Muth, bei der bevorstehenden Natwnalseier hämisch abseits zu stehen! Die politische Lage Ungarns hat im nunmehr glücklich abgeschlossenen Budgetdebatte ständige Klärung erfahren und die ^ t e ll u n g Cabinets Banffy kann für den Augenblick nach jeder Richtung hin als gefestigt gelten. Baron Banffy ist auS Wien, wohin er sich nach Schluß der Budgetdebatte begab, um dem Kaiser-König über die Lage Vortrag zu halten, nack' Pest zurückgekehrt und in den maßgebenden politischen Kreisen der Monarchie verschließt sich heute Niemand mehr der Erkenntniß, daß die Haltung des CablnetS an Aller höchster Stelle vollste Billigung findet. Die Idee einer Vereinigung der Ausgleichsparteien ist end- giltig aufgegeben. Im ganzen Lande sehen es die be sonneneren Elemente ein, daß hieran lediglich die Tactik des Führers der Nationalpartei Schuld ist. Graf Apponyi will von seinen auf das Heer bezüglichen, derzeit unmöglichen Aspirationen nicht abgehen, ja die wegen dieses Punctes zwischen ihm und der liberalen Partei bestehenden Gegensätze haben in der jüngsten Zeit sogar noch eine Verschärfung er fahren. Man kann das angesichts der großartigen und weit- schau-ndc» Aufgaben, die der Liberalismus in Ungarn zu lösen bat, nur bedauern. Im Bunde mit den Liberalen hätte die Nationalpartei sich rühmen können, bei den wich tigen Reformen, die demnächst bevorstehen, mitgethan zn haben. Dahin gehört in erster Linie die Consolidiriing der wirthschastlichen Verhältnisse, namentlich der im Verlauf der eine voll- des agrarischen Zuttände, durch welche der überhandnehmenden socialistischen Agitation ein wirksames Gegengewicht ge schaffen wird. Nicht minder dringend erscheint das Werk der V e r w a l t u n g s r e s o r m, wodurch eine den modernen staatlichen Anforderungen besser entsprechende Verwaltung ermöglicht wird. Diese und andere Actionen muß und wird nun die liberale Regierungspartei aus eigener Kraft durch führen. Befähigt erscheint sie hierzu nicht nur durch ibre numerische Ueberlegenheit im Reichstage, sondern vornehmlich auch durch das uneingeschränkte Vertrauen, das ihr von entaegengebrackrt wird und das ihr, mit dem Minister präsidenten Baron Banffy an der Spitze, auch für die nächste Zukunft die Herrschaft über die politische Lage zu verbürgen scheint. Darauf freilich, daß die Opposition, an welche sich die liberalen Dissidenten unter Szapary, statt zum Gros der liberalen Partei zurückzukebren, sich nnr noch enger angeschlosscu haben, dem Cabinet Banffy auf Schritt und Tritt Schwierig keiten'machen werden, um seinen Sturz herbeizusühren, muß man sich gefaßt machen. Auch die Sanetionirnng, welche die neue Volkspartei, in welcher der niedere Hetzklcrus die führende Rolle spielt, durch den Papst, zieht zu Bedenken Anlaß. In Spanien ist zu den Sorgen, welche mit dem cubanischcn Aufstand verknüpft sind und zn der Trauer über den Verlust der „Königin - Regentin", des stolzen Kriegs schiffes, mit welchem 400 Menschenleben das Grab in den Wellen fanden, nun auch noch eine Min isterkrise unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen hinzugekommen. Anlaß zu der bereits lciegrapdisch gemeldeten Demission des liberalen Cabinets Sagasta gab bekanntlich die am Sonnabend nach berüchtigtem griechischen Muster in Madrid vorgetommene Massenausschreitung von Officieren gegen die Nedaetionen der Zeitungen „El Resumen" und ,El Globo". Diese hatten sich höchst unpassende Aeußerungeu über die nach Cuba beorderten Mannschaften und Officiere erlaubt, denen sie nachsagten, sie seien dringend ver dächtig, ihrer Ausgabe mit großer Unlust elitgegenzugehen, denn es fehle ihnen einmal die royalistische Gesinnung und zweitens wären ihre Sympathien eher auf Seiten der Auf ständischen zu suchen als auf der spanischen. In den Kreisen der Osficiercorps erregte diese grobe Jnvective arge Erbitte rung, die sich in den berichteten Gewaltthätigkeiten Lust machte. Im Ministerrathe herrschten über den Vorfall, der mit Recht die gesammte öffentliche Meinung tief empörte, grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten. Die Mehrheit der Minister mit Sagasta nahm den richtigen Standpunct ein, daß die Officiere, wie ungehörig auch die Bemerkungen der von ihnen heimgesuchten Blätter gewesen sein mochten, eine arge Ungesetzlichkeit begangen hätten, die nicht ungesühnt hingehen dürfe. Der Kriegsminister dagegen nahm die Partei der Officiere, suchte ihre Handlungsweise als wohl entschuldbare That der Selbsthilfe hinzustellen und verlangte im Wider spruch mit einer Entscheidung des Obersten Gerichtshofes, daß die betr. Redactenre statt vor den Geschworenen vor dem Kriegsgericht abgeurtheitt würden. Am Sonnabend kam es in der Kammer zu einem stürmischen Austritte, als der Ueberfall der Redactionen durch vie Officiere zur Sprache gebracht wurde und der Kriegsminister zu deren Recht fertigung sich in heftigen Beschuldigungen gegen die Presse erging, die das Ansehen der Armee berabzusetzen bemüht sei. Die der Sitzung anwohnenden Zeitungsvertreter erhoben sich von ihren Sitzen und verließen geräuschvoll den Saal. Am Sonntag traten die Redactenre fast aller Madrider Zeitungen zusammen und beschlösse», vom Ministerpräsidenten Bürgschaften gegen die Wiverholung von Gewaltthätigkeiten zu verlangen, widrigenfalls ein allgemeiner Zeitungsausstand 68,10 3388,— 728,10 7850 337.— 36,37 >-2 Lnessu 85,50 338,30 35,25'!, 4»,, 36,35 s, untsrslütrt iekeit; selbst ricslllooss »uk Lssssr. Oolck- Ls pkäbr. abkttiil bsiili iLiiäel chauk 151 713 681 484 V10 i 48'!- idsrss 8>!» ll 83^ 4 0,11). , 0,08). k. kLCllStk.-L »mpksr „8cot" r Orelltrsri -vsrts UdsrsN , UbsrwoiL«" t«r. FrrriHetsir. Ein Lecher Lethe. Ü8j Roman von R. Teilet. Nachdruck vrrboten. lFortsetzung.) „Was meinst Du damit? Ich habe keinerlei Aehnlichkeit bemerkt. Seine Augen hatten einen schläfrigen, träumerischen Blick." „Er ist ein guter Schauspieler. Der Blick war an genommen. Und den Bart hat er ebenfalls als Verkleidung siehen lassen." „Willst Du wirklich damit behaupten, er sei ?" „Ja, ich will damit behaupten, daß ich ihn für Darvill in propria persona halte." ES war eine Annahme, die mich in hohem Grade be stürzte. Ich wußte kaum, was ich denken sollte. Mir war nicht die geringste Aehnlichkeit ausgefallen. Ich kannte Vaux als scharfen Beobachter, aber trotzdem konnte er sich irren. Im Ganren schien mir seine sogenannte Entdeckung ein wenig zweifelhaft zu sein. . „Bist Du fest überzeugt davon-"'fragte ich. „Wie kann ich das, da ich den Mann nie gesehen habe? Aber ich halte es für höchst wahrscheinlich. Gerade diese Handlungsweise würde ihm ähnlich sehen. Sagte ich Dir nicht, wir könnten ihn veranlassen, sich von selber zu zeigen? Freund Vulpian hat ihm einen Wink gegeben und ihm den Namen und die Adresse, die auf Deiner Karte standen, mit- getheilt. Da Darvill sich gern in eigener Person überführen will, waS Du weißt, besucht er Dich incognito. Vergiß nicht, — er hat keinen Verdacht, daß Du ihn dem Aeußeren nach kennen würdest — und in jedem Falle weiß er, daß sein AeußereS sich verändert hat. Da Du ein Künstler bist, hat er einen guten Grund dazu, Dich zu interviewen, Alles, was er über daS Bild sprach, war bloße Komödie — verlasse Dick darauf! Die Landschaft zeichnet sich wirklich nicht so auffallend aus vor den anderen Bildern in der Akademie, daß man sich auf der Stelle in sie verlieben sollte." „DaS kann ich selber nicht beurtheilen", sagte ich. „Meiner Ansicht nach ist sie ganz gut gelungen." Vaux lachte abermals. „Jedenfalls hat sie einem guten Zwecke gedient", sagt er. „Verstehst Du nun auch, warum ich unsere Verabredung in Kensington vorschützte? Ich mußte auf der Stelle eine Fabel erfinden. Ich wollte, daß er wiederkommt — und wenn er Darvill ist, so kommt er natürlich wieder, um sich die Ge schichte von Ethelren's Portrait erzählen zu lassen. Bemerktest Du sein Interesse an ihr?" „Ja. Aber warum wünschest Du, daß er wiederkommt? oder vielmehr WaS willst Du thun, wenn er wiederkommt?" „Vor allen Dingen seine Identität feststellen." „Auf welche Weise?" „Indem wir Mrs. Darvill hierher beordern. ES kann leicht zu einer Scene kommen. Nun, wir müssen unsere Messer einschließen. Ich will in meinem Atelier kein Gemetzel haben." 33. Capitel. Am folgenden Morgen erhielt ich einen Brief, der in mir noch stärkere Zweifel von Vaux' Vermuthung, als ich sie vorher schon gehabt batte, erweckte. Der Brief war von Mr. Vulpian und offenbar von einem der Schreiber des Letzteren geschrieben. Mr. Vulpian thejlte mir mit, daß er seinem Clienten von meinem Wunsche, ihn zu sprechen, Mittheilung gemacht hätte und daß Mr. Darvill mich bei seinem nächsten Aufenthalte in London, der etwa in vierzehn Tagen stattfinden würde, zu besuchen sich das Vergnügen machen würde. „Ein Widerspruch gegen Deine Theorie, Vaux", sagte ich. „Das sehe ich nicht ein. Mir flößt im Gegentheil dies merkwürdige Zusammentreffen Verdacht ein." „Welchen Zweck sollte denn wohl der Brief haben?" „Warum ist er überhaupt geschrieben? Um jeden Ver dacht von Mr. CongerS abzulenken. Der vornehme Kunst patron, der so schlau wie ein Fuchs ist, hat vielleicht Furcht bekommen, daß wir Verdacht gegen ihn hegen könnten. Um denselben zu zerstreuen, giebt er seinem Rechtsanwalt den Auftrag, ootaliouo scheint der Rechtsanwalt ein ebenso großer Schurke, als der Client zu sein — uns mitzutheilen, Darvill sei nicht in London. DaS ist natürlich der Haupt zweck des Briefes. Alles Uebrige in dem Inhalte ist Geschwätz, nichts weiter." „Du magst Recht haben", sagte ich, „aber doch scheint mir Deine Erklärung ein wenig weit hcrgeholt." rHui vivi-L, veri-L", sagte Vaux. „Ich bin fest überzeugt davon, daß ich Recht habe." Dem Ratbe Vaux' folgend, machte ich MrS. Darvill einen abermaligen Besuch. Ich fand daS arme Geschöpf in einem träumerischen, passiven Zustande, und wäre ich in einer gleichgiltigen Sache zu ihr gekommen, so würde es mir Wohl ziemlich schwer geworden sein, ihre Aufmerksamkeit zu fesseln. Aber der Name ihres Mannes entriß sie mit einem Schlage ihrer Lethargie. Ich theilte ihr unseren Plan mit, daß sie ru uns ins Atelier kommen und ihren Gatten dort empfangen sollte. Ihre Augen glänzten unheimlich und ihre großen Hände zuckten krampfhaft, während ich sprach. „Natürlich dürfen Sie ihm nichts thun", sagte ich. „Wir wollen nichts weiter, als unS überführen, daß er der richtige Mann ist. Dann aber werden wir zusammen überlegen, wie wir ihn am besten bestrafen können." Ich glaube nicht, daß sie aus meine Vorsichtsmaßregel achtete, so voll war sie von ihren eigenen Gedanken. „Glauben Sie, daß Sie ihn in seiner veränderten Gestalt — mit einem dichten Barte — erkennen würden?" fragte ich. Sie lachte verächtlich. „Vor mir kann kein Bart ihn verbergen", rief sie. Wir verabredeten, daß sie sich um halb vier Uhr in der Melburystraße einfinden und unseren Gast erwarten sollte, der seinen Besuch für 4 Uhr angesagt hatte. In ihrem Eifer vor der festgesetzten Zeit da. Ich stellte MrS. Darvill Vaux vor, der einige cynische Bemerkungen machte, welche sie jedoch nicht zu beachten geruhte. Dann kauerte sie sich in einem Sessel nieder und versank in schweigendes Brüten, bis die Kaminuhr im Zimmer Vier schlug. Bei diesem Geräusche fuhr sie zusammen. „Jetzt muß er kommen", murmelte sie zwischen den Zähnen „Ja, wenn er pünktlich ist", sagte Vaux. Aber er war nicht pünctlich. Die Uhr schlag i/,5 — ^öer unser Gast kam immer noch nicht Seffe'?aiif^ ^ ^ fuhr Mrs. Darvill von ihrem . „Sie haben mich zum Besten gehabt", rief sie, und kebrte Au-W-, w°M. um°4 Uh. hi.7!L"!_^«°u„, ...WE-B.-,. d.. „°chd.»Mch d°E.„ wurde an die Thür geklopft und der Diener brachte einen eben angekommcnen Brief ins Zimmer. Ich öffnete den Brief sofort. Er war kurz und lautete wie folgt: „Mr. CongerS empfiehlt sich Mr. Lindley bestens und bevauert, daß er nicht im Stande ist, seine Verabredung für heute Nachmittag einzuhalten. Aber er wird sich in den nächsten Tagen das Vergnügen machen, wieder bei Mr. Lindley vorzusprechen." Der Brief hatte keine Adresse, nur das Datum des Tages war angegeben. Ich las ihn erst einmal still, dann las ich ihn laut vor. „Er kommt also nicht?" fragte Mrs. Darvill mit heiserer Stimme. „Was sagst Du dazu, Vaux?" bemerkte ich. „Bitte, sei so gut »nd gieb Mrs. Darvill den Brief." Ick that es. Sie riß ibn mir eifrig aus der Hand. „Erkennen Sie die Handschrift, MrS. Darvill?" fragte Vaur. Sie machte ein enttäuschtes Gesicht. „Nein", sagte sie, „eS ist nicht seine Schrift." Ich zog aus meiner Brieftasche den Originalbrief Darvill's an Ethelren und verglich die beiden Handschriften mit ein ander. Nein, es existirte in der That keine Aehnlichkeit zwischen ihnen. „Abermals eine Widerlegung Deiner Theorie", sagte ick zu Vaux. „Abermals denke ich anders. Der Mann ist ein enorm schlauer Patron und wird sich nie, wenn er es vermeiden 'T" Eine Klemme bringen. Selbst in seinem Briefe an Miß Stuart bat er keine Adresse angegeben und nur seine Anfangsbuchstaben unterzeichnet. Wenn er uns beargwöhnt — und ich zweifle nicht daran, daß er es thnt —, wird er !>ch hüten, uns den geringsten Schlüssel zu seiner Identität zu geben. DaS Billet hat er von einer seiner Creaturen schreiben lassen — sehr wahrscheinlich von Vulpian, dessen eigener Brief von einem Schreiber geschrieben war. Ich bin mehr und mehr überzeugt davon, daß CongerS und Darvill identisch ist." „TaS ist Alles sehr scharfsichtig", sagte ick, „aber trotz dem halte ich eS für viel wahrscheinlicher, daß CongerS einfach CongerS ist, der eben verhindert ist, seine Verabredung ein zuhalten, was Jedem passiven kann." „In diesem Falle hätte er seine Adresse angegeben." , „Vielleicht will er auf solche Weise von dem Kaufe deS Bildes loskommen."
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