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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.03.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950318012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895031801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895031801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-18
- Monat1895-03
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Margea-Au-gabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eia« halbe Stunde früher. Ungeist«» sind stets an die Gstpedttiv» zu richten. U»kversitllt«sw»ßr 1. L.»«S V,N«. AaH«t»e»f1e. ich pari, und R0,tgSpk»tz D Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Truck und Verlag von E. Pol» tn Leipzig IO. den 18. März 1895. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Gekanntmachnng. Auf Grund der Bestimmung in 8-13 unsercr Sparkassen» und LeihhauSordnung vom 1. Februar 1889 kündigen wir hiermit die bei unserer Sparkasse auf die nachvrrzeichneten 2 Bücher gemacht» Einlagen zur Rückzahlung: Nummer: Betrag 1. Januar 1895: Name: Ser. ll Nr. 67682 4 36 /H. Verein Schnitzelbank. - II - 141637 18 » 15 » Leopold Bögyanskh. Die Einleger der oben erwähnten Beträge bez. deren Rechts- Nachfolger fordern wir hierdurch auf. ihre Gelder bis zum 20. April diese« Jahres bei unserer Sparcasse zurückzunehnicn. indem wir darauf Hinweisen, daß, wenn die gekündigten Einlagen bis dahin nicht abgehoben worden sind, die Verpflichtung der Sparkasse zur Verzinsung der Beträge erlischt. Hierdurch kündigen wir ferner gemäß 8- 14 unserer Spar- cassen- und Leihhausordnung vom 1. Februar 1889 die Be- trüge, welche auf die nachstehend unter T verzeichnet» Sparbücher unserer Sparcasse etngezahlt worden sind, da diese Bücher dreißig Jahre lang weder zu einer Ein- noch zu einer Rückzahlung Vorgelegen haben, zur Rückzahlung und bemerken, daß, falls bis zum Ablauf eines Jahres, vom 20. Mürz 1895 an gerechnet, deren Einlagen nebst Zinsen nicht erhoben werde», diese Bücher gänzlich erlöschen, und Las Guthaben der Sparcasse zufällt. Leipzig, am 12. März 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig. 6r. George. Vr. Pallmann. « D B e r z e i ch n t tz. Serie I. Nr. 664 Bester, Franciska, - - 1060 Tchiebler, 3 unm. Geschwister, - - 1931 Zinnuermann, Carl Gustav u.Heinr.Theod., - - 3776 Ättdrs, Carl Heinrich, - - 4417 Armcnbüchse in der Landstube zu Leipzig, . - 5497 Thienemann, H, - - 5543 Gicseckc, C. W. F., . - 8248 Jllgen, Joh. Rosine, » -> 8697 LinVncr, Jda Gottliebe, - » 8917 trlzner, Geschwister, - - 9390 Reil, Aloys, - - 10114 VngerS, Cdarlotte, - - 10178 Armencasse in Cröbern, Grast. Hohen» thalscher Antheil. - - 10351 Neitzsch, Louise, . . 10935 «nöfel, Julius, - - 11126 Hartung, Carl Anton, . - 11691 Spich, Joh. David, - - 11983 Hahncman», Joh. Ehre., - - 12363 Starke, Carl Ludw-, - - 12950 Joly, Wilhelmine, - - 12954 Lazer, Joh. Chrste., - » 13155 Kriilich, Friederike Wilh.» - « 13580 Müller» Joh. Heinr., - - 14173 Wille, Soph. Frieder., - - 14227 Schmidt, Margar. Sophie, - ° 14826 Otto, Friedr. Adolph, - - 15110 Leder» Doroth. Franziska, . - 15562 Löffler, Friedr. Wilh., - - 16081 Bergmann, Marie Sophie, -- - 16471 Grütze» Amalie Wilhelmine, « . 16545 Jäger, Eduard Earl, - - 16950 Schwabe, Christian Friedr. Aug., - - 16977 Reich, Joh. Sophie, - - 17588 Horfarth, Joh. Ehre., - - 17753 Arabitz, 4 unm. Grschw., « - 18798 Kästner, Joh. Heinr. Äug-, - - 19612 Ursin, Caroline Frieder. Amalie, - - 20057 Apitzsch, Heinrich Ernst, . - 20150 Wächtler, Wilhe. Friederike. - - 20425 Fischer, Joh. Frieder. Sophie, - . 21362 Fink, Joh. Carl, - - 28193 Büttner, Geschwister, . - 28388 «rube, Bertha Emilie, » - 28735 Heyne, Carl Friedr. Wilh., - » 29925 Pfeiffer» Gust. Beruh., - - 30894 Sack, Auge. Emilie, » » 32206 Schlamilch, Georg Maximilian, - - 32436 Felberdam, Johanne Christiane - - 33985 Pöhler, Herrmann, » - 35280 Bär, Eduard, - - 35898 Drtschmann, Wilhelmine, - - 36051 Schulze, Ferdinand Leberecht, Serie I. Nr. - - B - » M Selten, Heinrich Gustav, Lange, Johanne Rosine, ätmmermann, Anna. Bettag, Emilie Henriette, Flamme, Johanne Amalie, Albert, Louise Wilhelmine, Gdlig, Christian Wilhelm, Rttttnghansen, Joh. David Earl, Schumann, Johe. Christ», . . Steyer, oerw. Johe, Juliane, geb. Burt- yardt, Legat, Kind, Heinrich Robert, trotze» Friedr. Aug., Lamprccht, Clara und Reinhold, Winkler, Anna Hrdw., Rtedermeyer, Andreas Christoph, Seidel, Ängste. Pauline, Hedrich, Friedrich Traugott, Jacob» Ernst Eduard, Saxonia, Capital- und Pensions-Bersich.- Anstalt, Richter, Amalie Caroline, Heimbold, Friedrich Gottlob. Bekanntmachung. Von den am alten Verbindungswege zwischen dem Kuhthurme und dem Schützenhofe stehenden großen Pyramiden-Pappeln sollen 9 Stück, die im Laufe der letzten Jahre etngegangen sind, im Wege des schriftlichen Angebots zum Abschlagen verkauft werden. Bezügliche Angebote sind bis zum 23. d. Mts. auf dem Rath- Hause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 17 einzureich». Die Auswahl unter den Bietern, sowie die Entschließung über den Zuschlag bleibt Vorbehalten. Leipzig, am 14. März 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig. Ie. 993. Vr. Georgi. Ltz. - - - 36404 37058 37396 37645 38463 39593 41108 41601 44515 45345 45503 46725 47689 47908 48220 48845 50973 51086 51230 51292 52536 Die Milizsrage,in schweizerischer Seurtheilung. „Sachliche, daS ist in der Sache selbst liegende Gründe sind es nicht, die den Widerstand gegen das Milizsystem be stimmen" — sagt der „Vorwärts" vom 16. d. M. in einem Leitartikel über die socialdemokratischen Milizanträge im deutschen und französischen Parlamente. Diese Behauptung wird von einer angesehenen Zeitung der Schweiz, wo be kanntlich daS Milizsystem eingesührt »st, in die richtige Be leuchtung gerückt. Anknllpfend an die Milizdebatte des Reichstags, weist die „N. Züricher Ztg." nach, daß für Deutschland das Milizjystem ein Verderben wäre, ganz ab gesehen davon, daß der stärkste Gegner der Socialdemokratie in Deutschland immer das Heer sein werde. Das genannte Blatt führt aus: „Im französischen und im deutschen Parlamente wird gegenwärtig das Kriegsbudget berathen. Während dort eine Verstärkung deS Heerwesens verlangt wird, damit Frankreich um so bessere Aussicht habe, seine Revanche nehmen ru können, werden im deutschen Reichstage von socialdemokratischer Seite die schärfsten Angriffe gegen die deutsche Armee gerichtet. Der stärkste Gegner der Socialdemokratie in Deutschland wird immer bas Heer sein. So lange das Heer unerschüttert bleibt, haben die Socialdemokraten auch keine Hoffnung, ihren Staat aufrichten zu können. Die Discivlin des Heeres zu schwächen, Soldaten und Unterofficiere mit ihrem Geiste zu erfüllen, das ist eine ihrer schwersten und auch gefährlichsten Aufgaben; denn hier versteht die deutsche Heeresverwaltung keinen Spaß. Jede Agitation wird von den Soldaten und den Caserncn serngehalten, und wie entschieden die Verwaltung vvrzugehen entschlossen ist, beweist der Ausschluß aller Socialdemokraten aus den staatlichen Werk stätten, die für die Armee arbeiten. . . In Frankreich wird gegenwärtig ein ähnliches Gesetz vorbereitet, welches die Streiks in Armeewerkstätten und beim Eisenbahnbetrieb ganz einfach verbietet. Am besten glauben die Socialdemokraten die Macht des HeereS brechen zu können durch dessen Umwand lung in ein Milizheer. In diesem Sinne stellten sie einen Antrag. Die Debatte hierüber war kürzer, als wir erwartet hatten. . . Der Kriegsminister ließ sich auf diese Frage gar nicht ein, sondern beautwortete nur verschiedene Aussetzungen, welche die machten, so namentlich bezüglich A ^ , letzteren Punct und bezüglich des Duellwesens. Was d. °n ^«en^ ^ betrifft, betonte und wie« der KriegSmmist Duelle vor« deutschen Heere v"hältnißmaßig am w gste ^ kommen, daß diese Sitte oder U"st" ,^ A^is kr auf den SL.?« LL ImLÄ °Z- ÄN!. L.'n-r d°- «MM- d.e Militairverhältniffe eines Nachbarstaates ben'l-re.imussen. Außerdem war eS auch nickt notbig, daß er e falls noch bekämpfte; derselbe hatte so w.ekeine Aussicht Erfreulich für uns Schweizer war es nun freilich nicht, daß unsere Hceresorganisation die Kosten der Ieweissuhrnng für und wider das Milizsystem tragen mußte. Wir können es den Gegnern desselben allerdings nicht verdenken, daß sie ibre Argumente aus einer Schrift berbolten, die ein schweizerischer Officier geschrieben. In dieser Hinsicht bat die Arbeit des Herrn Major Gertsch ungeheuren Schaden angerichtet, indem sie im Auslande die Achtung vor unserer Wehrhaftigkeit gewaltig erschütterte. Zwar m°gen d,c l,ohcn, deutschen MilitairS ihre Ansicht über die Feldtuchtigkeit unseres Heeres infolge der Schrift kaum geändert haben, indem sie alles da« schon kannten, was Herr Gertsch zur Unterstützung seiner Behauptungen anfübrte. Allein im deutschen Volke selbst batte die schweizerische Armee mehr und mehr an Ansehen gewonnen, da ihre unzweifelhaft großen Fortschritte in der letzten Zeit auch anSwarts volle Anerkennung fanden. Ueber den Streit, welches System, daS deutsche oder das schweizerische, den Vorzug verdiene, wollen wir uns nicht ein lassen. Das sind militairische Fachfragen. Wir wollen uns nur auf einige Pnncte beschränken. Wir in der Schweiz halten nun jedenfalls vaS Milizsyflem für das bessere es giebt wenige Männer, welche sich anders aussprechen. Wollten wir nur das militairische Urtheil maßgebend sein lassen, so würden fick zwar die besten und die einsichtigsten Officiere in der Schwei; für ein gemischtes System erklären, für ein kleines stehendes Heer, dem sich dann für die Uebungcn und den Ernstfall die Milizen anschließen würden. Allein der demokratisch? Staatsgedanke schließt grundsätzlich jedes stehende Heer aus, d^rum wird auch bei allen militairischen Reorgani sationsfragen nie ein ernstlicher Antrag auf Einführung deS gemischten Systems gestellt werden. Ob aber daS Milizsystem auch für Deutschland passe, ist eine andere Frage. Hier gilt des Dichters Wort: „Eines schickt sich nicht für Alle". Die Schweiz mag infolge ihrer politischen Verhältnisse und ihrer geographischen Lage mit dem Milizsystem gut auskommen. Für Deutschland wäre eS sicherlich ein Verderben. Die Sicherheit und die Macht stellung Deutschlands beruht jedenfalls auf der Stärke und der Schlagfertigkeit seines Heeres. Mit dem Milizsystem würde eS größere bewaffnete Massen bekommen, aber kein schlagfertiges Heer mehr haben. Wie sich bei uns daS heutige Milizsystem im Kriege bewähren würde, das müßte sich übrigens auch erst zeigen. Daß es in großen Ländern sich nicht besonders bewährt bat, das zeigen die Vereinigten Staaten und Frankreich. Im amerikanischen Sonderbnnds- kriege siegten in den ersten beiden Jahren fortwährend die Südstaaten, weil sie seit langer Zeit sich auf den Krieg vorbereitet, die bessern Officiere und den größten Theil des stehenden Heeres für sich hatten. Die Nordstaaten fingen trotz ihrer bedeutend größeren Bevölke rungszahl und ihrem größer» Reichthum erst dann an, die Oberband zu bekommen, als ibre anfangs lose zusammen gewürfelten Haufen festern Halt bekamen und ganz den Charakter siebender Heere annahmen. In Frankreich hätten sich die Armeen, die Gambetta aus dem Boden stampfte, nach und nach ebenfalls zu brauchbaren Werkzeugen aus- bikdcn lassen, wenn ihnen die deutschen Heere Zeit dazu ge lassen hätten. Man muß aber die Beschreibung des Feld zuges der französischen Ostarmee, die jüngst Oberst Secretan herausgegeben, lesen, um zu erkennen, wie schwer es hält, junge, m der DiSciplin noch nickt befestigte Truppen gegen ein kriegsgeübtes Heer zu führen. General Bourbaki hatte dreimal so viel Soldaten als General Werder, und was für ein Ende Bourbaki's Heer genommen, weiß Jedermann in der Schweiz. , , Die Verhälinisse in Europa liegen leider nun einmal so, daß alle Staaten sich bis zum Aeußersten bewaffnen. Zu Grunde gehen sie deswegen nicht. In der Weltgeschichte ist unS kein einziger Fall bekannt, daß ein Volk untergegangen wäre, weil es die Waffen immer bereit gehalten hat. Wohl aber ist das Gegentheil bekannt. Will man ein Heer habe», so soll man ein gut ausgerüstetes »nd feldtüchtiges Heer haben; denn das Geld für ein halbgerüstetes und wenig feld tüchtiges Heer ist rein weggeworsen. Darum ist auch der Streit, ob das Milizsystem oder das stehende Heer mehr koste, ziemlich unnütz; freilich kostet das stehende Heer auf den Kopf der Bevölkerung mehr als uns z. B. unser Milizsystem. Und jedenfalls hat der einzelne Mann Deutschland größere persönliche Opfer zu bringen, als bei uns. DaS ist aber das LooS des Bürgers jedes Großstaates. Doch die Hauptsache ist, daß die Stärke und Schlagfertigkeit des deutschen Heeres wesentlich zur Erhaltung des Friedens in Europa beilragen. Dafür ist die Versicherungsprämie, die der Deutsche mit den Opfern für das Heer zu zahlen hat, nicht zu groß." Deutsches Reich. * Leipzig, ll. März. Die „Kreuzzeitung" hat uns genöthigt, in unserer „Polit. Tagesschau" vom 11. d. einen ungerechtfertigten Angriff auf den Abg. Prof. vr. Hasse zurückzuweisen, dem das Blatt vvrwarf, nicht nur gegen den konservativen Antrag aus Verbot der Iudeneinwanderung gestimmt, sondern auch durch seinen „bis zum Ungeahnten s chwächlichen Vermittelungsantrag" zur Ablehnung jenes Antrags wesentlich beigetrageu zu haben. Jetzt muß die „Kreuz zeitung" selbst eingeslehen, durch die Behauptung, Professor Vr. Hasse habe gegen den conservativen Antrag gestimmt, unserem Abgeordneten Unrecht gethan zu haben. Um aber dieses Eingesländniß abzuschwächen, betzl das „fromme" Blatt um so eifriger gegen Haffe's „schwächlichen" Vermittelungs antrag, wie gegen den Antragsteller selbst, und feuert die antisemitischen Wähler desselben an, ihm bei einer etwaigen neuen Bewerbung um das Mandat ihre Stimmen nicht nochmals zuzuwenden. Die Wirkung dieser Än- feuerung kann man ruhig abwarten, da jedenfalls der größte Theil der antisemitischen Wähler des Herrn Professors Hasse anderen und vernünftigeren Erwägungen zugänglich ist, als die Hintermänner der „Kreuz zeitung". Diese irrt daher auch in der Annahme, wir hätten ihre Angriffe auf Herrn Professor Hasse in dessen Aufträge zurückgewiesen. Hätte Professor Hasse Gewicht auf die Stimme der „Kreuzzeitung" gelegt, so würde er diese zu einer Berichtigung ihrer falschen Angabe gezwungen haben. Daraus, daß er daS nicht getha», ergiebt sich seine Ergebung in den Groll des Blattes über seinen Nichtanschluß an die Deutschconservativen oder die Antisemiten. Wenn aber die „Kreuzztg." bezüglich seiner Abstimmung über den conservativen Antrag zur Iudeneinwanderung falsche Angaben macht und daran thörichte Bemerkungen knüpft, dann, des IrrthumS überführt, nicht um Entschuldigung bittet, sondern erst recht losschimpft, so kann ein solches Gebühren dock kaum noch anständig genannt und der Einwirkung auf an- ständige Wählerkreise für fähig erachtet werden. Die Deutschconser vativen stimmten gleich Prof. Hasse für den Antrag Hasse-Arnim; da dieser abgelehnt wurde, stimmte Hasse gleich den Deutschcon servativen für den Antrag v. Hammerstein und setzte sich dadurch in einen peinlichen Widerspruch zu vielen seiner politischen Freunde. Was kann da die „Kreuz-Zeitung" noch mehr verlangen? Was berechtigt sie dazu, eine solche Haltung als die „ungeahnte Schwächlichkeit" eines Vor kämpfers des nationalen Gedankens zu bezeichnen? An die „Vortrefflichkcit seines Vermittelungsvorschlages" haben nicht nur er selbst und einige „problematische Naturen" geglaubt, sondern die Mehrzahl der beiden conservativen Fractionen und der Nationalliberalen. DaS kann ihm vorläufig genügen. FeuNletsn. Mhnensterne hinter Len Eoulissen. Plauderei von Wilhelm Anthony. (Nachdruck oder »u«iu- verboten.) Wenn man im Leben die Bekanntschaft besonders be deutender, oder wenigstens für uns bedeutender Menschen zu machen im Begriffe steht, so construirt sich unsere Einbildungs kraft vorweg von ihnen ein mehr oder minder scharf profilirteS Bild, dessen Grundzüge wir unS zusammenstellen-auS dem, waS wir von der betreffenden Persönlichkeit bisher gesehen oder gehört, empfunden oder erfahren haben. Daß dabei nachher arge Enttäuschungen unterlaufen — wer hätte das nicht selbst erfahren? Besonders leicht entsteht bei solchem Spiel der Phantasie ein Irrthum, wenn eS sich um einen Helden der Schaubühne oder einer Heroine der weltbedeutenden Bretter handelt, da wir dann dieses Bild unter dem Bann all' der trügerischen Zaubermittel des Theaters auszugestalten pflegen, deren Nimbus, wie wir annehmen, auch auf die Künstler im Leben zurückfalleu und zurückwirken müsse. Hinter den Coulissen, zu Hause, im Civilrock, fällt dieser NimbuS nur zu oft wie mürber Zunder ab; aber eS giebt auch da Ausnahmen, d. h. Künstler, die auch fern von der Illusion der Bühne, ohne Schminke und Charaktermaske, ohne theatralische Pose und Bübnenflitterglanz in un« dasselbe In teresse wecken, daS wir für sie in der Ansübung ihres Be rufe« empfanden, wenn schon ihr Bild in der Nahe meist ein ganz anderes ist, wie wir eS uns geträumt. Und von solchen liebenswürdigen Ausnahmen in der gegenwärtigen Künstler- Welt mag hier etwa« näher die Rede sein. Eine blendende Erscheinung an unserem Opernbimmel ist ohne Frage noch heute Frau Friedrich-Materna, eine Künstlerin von jenem großen Stil, den die moderne Oper, zumal der Wagner'schen Richtung, fordert, und jenen »mponirenden Mitteln, die Mühe haben, im Concertsaale der beschränkteren Akustik die gebührende Rechnung zu tragen. Man kennt die Laufbahn der in sehr bescheidenen ländlichen Verhältnissen geborenen und zuerst auf dem Dorfkirchenchor gefeierten Sängerin, die, nachdem sie dem Mnsendienst zu geschworen, zunächst als Operettensängerin in Wien die aller größte Aufmerksamkeit auf sich zog, so daß man ibr alsbald von der kaiserlichen Oper eine überaus glänzende Offerte »nachte. Man sollte glauben, ein solcher Glückswechsel hätte den THpuS der unnahbare», launenvollen und alle Welt mit souveräner Gleichgiltigkeit betrachtenden Primadonna asioluta erzeugen müssen, zumal Frau Materna (so ist ibr Familienname, ihr nunmehr verstorbener Gatte Herr Friedrich gehörte ehedem auch der Bühne an, und zwar als ein sehr eleganter Eonversationsliebhaber und Bonvivant) auch äußerlich von Mutter Natur keineswegs stiefmütterlich behandelt worden war, so daß sie eiue geborene Königin deS SalonS, eine un absehbare Schaar der vornehmsten Anbeter hätte zu ihren Füßen sehen müssen. Aber just da« Gegentheil war der Fall. Die gefrierte Primadonna mit dem stolzen Iunoprofil ist hinter den Coulissen und bei sich daheim eine der be scheidensten und ungeschminktesten Damen, die ich jemals jenseits des RubiconS der bürgerlichen Welt angetroffen habe. An» liebsten plauderte sie in dem anbeimelnden Idiom ihre« österreichischen Geburtslandes und wenn sie für sich oder ihre Freunde sang, so war gewiß ein Jodler dabei. Für Colleginnen, die ihr nicht in die Höbe folgten, sondern tief unten stehen blieben, batte sie bei zufälliger Begegnung stet« ein offenes Herz und sobald es angebracht oder nöthig war, auch eine offene Hand. In zartfühlender Weise wußte sie, de- rechten Weges stets bewußt^ anfzuspüren, wo und wie r ur,prnvri wereen »onnie. «.v y'" , »>. ,,c vuv ,u,v, Bekenntniß, daS einst eine berübmtc Naive des k. k. Bur, theaterS einem Bekannten aus alter Zeit ins Albuin schriet „Du hast mich noch ganz klein gekannt, Jetzt werde ich k. k. genannt, Bin aber für alle meine Lieben Im Herzen stets dieselbe gebliebenI" Eine andere bedeutende Sängerin der Jetztzeit, die freilü m den letzten Jahren nur noch als Gesangslehrerin thäti und die am Hofe weiland Kaiser Wilhelm's I. und d< '^fftria Augusta persona xrntr» war, Frau Desiree ArtL tbeilte mit der Wiener Eolleain die große HerrenSgüte. Au sie war aus kleinen Verhältnissen emporgestiegen zu di , .rumkränzten Höhe des Ruhmes. Ihr innerliches Vei haltmß zur Kunst hatte eine besondere Weihe; sie fühlte sie! den Ernst der künstlerischen Mission, selbst wenn diese heile, Darbietungen gebot. Es gab bei ibr kein schauspielerisch« Intnguirrn, und über ihr ganzes Wesen ging immer etwa Sonnenhelles bin, sobald sie nur ein Thema berührte, de mit der Kunst in irgend einem Zusammenhangs stand. Il «grntlich recht unschönes Gesicht, das zumal in, unter« Tbe,le etwas grobe Züge trug, wurde dann wie von Herzen tiefen ans förmlich verklärt und übte in solchen Moment, einen ganz eigenthümlichen Zauber aus. Sebr vornehn, und dabei doch einfach und schlicht Robe und Rede stellt sich ihren Intimen Frau Franzis Ellmenreich dar, deren Salondamen man mit Recht s d,e Vertreterinnen dieses Faches al« vorbildlich bezeich» bat. Die theatralischen Allüren läßt die KünMerin ,n t Alltagslebens jetzt, ist alles an ihr natürlich und wahr u die »nnere Harmonie ihres Wesen« spricht sich wenn a Urberre.zung der kemmez äe trevte l» d»r srau Ellmenreich aus der Bühne so unnachahmlich d< zustellen weiß, all das Hastende und Tastende, das die Charaktere dieser koketten Wittwen und büßenden oder nicht büßenden Magdalenen kennzeichnet, all diese Chamäleons- Naturen der reichen und armen Löwinnen des Salons haben an ihr selber keinerlei rückwirkende Kraft geübt. Freilich das abhetzende Gastspielleben mag schließlich wohl nach anderer Richtung hin Einwirkung haben; aber zur müden Virtuosiu, die sich um des Raubes willen galvanisirt (wie Friedrich Haase die materiellen Erfolge der Gastspiele nennt) wird eine so tiefangelegte Natur niemals herabsinken. Pauline Ullrich hat trotz ihres langjährigen festen Engagements in Elbflorenz freilich auch so manches erfolg reiche Gastspiel absolvirt; aber ihre Hauvtthätigkeit blieb doch immer ans Dresden beschränkt, und »hr Henn in der schönen sächsischen KönigSstadt war stets ihr liebster Auf enthalt. Aber dieses an und für sich gerade dem Schau spielerberuf so günstige feste Einwurzeln in die bürgerliche Sphäre und in die solide Beschränkung innerhalb seiner Feuermauern und unter dem wachsam eontrolirenden Auge deS lieben Nachbars bat bei dieser vortrefflichen Künstlerin keineswegs einen philiströsen Zug zu erzeugen vermocht. Das Wort von der ewigen Jugend der Kunst ist an Pauline Ullrich so drastisch wie selten zur Wahrheit geworden. Was man im bürgerlichen Jargon einen sidclen Kerl, eine ehrliche Haut und einen guten Kameraden nennt, das ist und war allzeit die ehedem weit über Berlin hinaus berühmte Soubrette des Wallner-Theaters Anna Schramm, die jetzt, da sie nach manchen Schicksalsschlägen wieder zur Kunst zurückgekehrt ist, im Berliner königlichen Schauspielhaus! als „komische Alte" noch späte, aber gediegene Erfolge erringt. Wenn Jemand, dem die Stürme deS Lebens so unbarmherzig mitgespielt haben, wie dieser allbeliebten Künstlerin, die ibr LebenSglück wie in einer Tbeaterversenkung verschwinden sah, sich so viel Humor und Rückgrat bewahrt, dann muß eS drinnen blank und sauber sein und vor Allem
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