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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950319016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895031901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895031901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-19
- Monat1895-03
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G t» oder d«, ftn S«»^ kt twetmaliaer »Lglicha «»stell,,, tnS HaM^l b^L D«ch VaHast »itz«»» ft» veulschlanb mit VÄkkulth! ukÄrftttzeltch -G G^, Litt«», «gliche KmHt«bs«»«iA t»A N«IK»dl mttuitltch 7.dO. 'LWL^WU'^ Nr-«N<» u»d Lrpetttio: AOtzM»»e»,astr S. FUialr«: vtt» «E» » Gartk«. (Attest Morgen-Ausgabe. 'nmiger.Tageblatt Anzeiger. Anzeigerr-Prei- dte Sgrspaltme Petitzeile 20 Pfg. WrelaiN»« ,»te» de» «rdackiSNSstAch («ß» spaltti») «14, vor de, FattUteauachrichtt» («,spalten) «< Größe« Gchristen laut anstrrm ,Pr«E» »erzeichAiß. Tibellarischer mck Ziff«»s^ »ach h»h««m Luch. Srlr«-Vtila,n» (gefalzt), nur mit »« Vtoroe». AuSgabe, ohne PostbesSrderung «/» SO.—, Mit Postbrfördeiun, ^l 7N—. ^nnahmtschluß für AnM-e«: Nden».Ausgabe: vormittags N) Uhr. Äloegas-MuSgabr: Stachmlttachl 4Lhr. Lona- ,»d Frsttaa« früh '/,» Uhr- V«i den AMaleu und Annahmestelle, t« et« halb« Stunde früher. «a-et,ea find stet» an dt, G^sstM-a zu richten. 8«,kS Wfthr. ItthUttiißr 14 Part. ,°d ESuka-platz T Liga» für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Druck >nrb Verlag von «. Volt tt Akftqtt ^«142. Dienstag den 19. März 1895. —«-ss«- 89. Jahrgang. Aber auch draußen in der OeffentliLkeit Amtliche Bekanntmachungen. Lekanutmachrmg. von den am alten Verbindungswege zwischen dem Kuhthurmr und dem Gchützenhof« stehenden großen Pyramiden-Puppeln sollen 9 Stück, dir im Laufe der letzten Jahre eingegangen stad, im Wege de» schriftlichen Angebot- zum Abschlagen verkauft werden. Bezügliche Angebote sind bis zum 23. p. MtS. auf dem Rath- hauir, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 17 einzureichen. Die Auswahl unter den Bietern, sowie die Entschließung über den Zuschlag bleibt Vorbehalten. Leipzig, am 14. März 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 993. vr. Grorgi. Ltz. Ausschreibung. Die Lieferung und Aufstellung einer Trntrsimalwaagr für Straßen- fuhrwerke auf dem Hofe des 2. Wasserwerkes bei Naunhof ist zu vergeben. Bedingungen können von der Geschäftsstelle für den Erweiterungsbau der städtischen Wasserwerke, Thomaskirchhof 18, II-, gegen eine Gebühr von 50 bezogen oder dort unentgeltlich ein- gesehen werden. Die Angebote sind versiegelt und versehen mit der Aufschrift: „Anaedat auf Lieferung einer venteftmalwaaae für da» 2. Wasserwerk det Raunhof" bis zum 2/. März. Vormittags 10 Uhr, bei der Nuntiatur des Rathes auf dem Rathhause ein zureichen. Leipzig, den 18. März 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Ie. 1099. vr. Georgi. Cich. Wiesenverpachtung. Folgende der Stadtgemeinde Leipzig gehörige Grundstücke in der Flur Leipzig: 1) Abth. 4 der sog. Ranstädter Viehweide, rechts vom Leutzscher Wege, von 4 Ack. 33 OK -- 2 tu» 27,46 a, 2) » 5 der Ranstädter Viehweide, rechts vom Leutzscher Wege, von 3 Ack. 218 OK -- 2 06,24 u. 3) - 11 der Ranstädter Viehweide, recht- vom Leutzscher Wege, von 5 Ack. 146 OK --- 3 di» 03,64 a, 4) » 13 der Ranstädter Viehweide, rechts von der Lindenauer Chaussee, von 2 Ack. 199 OK ---Id» 47,40 r», 5) » 14 der Ranstädter Viehweide, rechts von der Lindenauer Chaussee, von 2 «ck. 242 OK ---- 1 da 55,83 a, 6) »15 der Ranstädtrr Viehweide, rechts von der Lindenauer Chaussee, von 4 Ack. 217 OK -- 2 da 61,40 o, 7) -> 19 der Ranstädter Viehweide, einschließlich der ganzen angrenzenden Fluthrinne, von 4 Ack. 139 OK 2 da 47,00 a, 8) die sog. Stax-Wiese, Parzelle Nr. 2643 des Flurbuchs von 9 Ack. 35 OK --- 5 da 04,62 a, in der olur Leipzig-i-utritzsch: 9) Parzelle Nr. 416 des Flurbuchs, von — Ack. 127 OK — — da 23,4 », 10) Parzelle Sir. 430 des Flurbuchs, von — Ack. 178 OK---— da 32 9 a in der Flur Leutzsch: 11) Abth. 2 der sog. Franenwieseu von 7 Ack. 156 OK ---- 4 da 16,17 a Flächeninhalt sollen Donnerstag, den 2 t. März dk». Js. Vormittags 11 Uhr im alten Polizeiamtsgcbäude, ReichSstratze Nr. 3, I. Ober geschoß, 3'wmer Nr. 23, zurGras-, Heu- und Grummetnutzung mit Ausschluß jeder anderen Benutzungsweise vom laufenden Jahre an zu 1—8 auf 6 Jahr« bis mit 1900, zu 9 und 10 auf 8 Jahre bis mit 1902 und zu 11 auf 9 Jahre bis mit 1903 an den Meist bietenden verpachtet werden. Tie Berstrigerungs- und Verpachtungsbedingungtu, sowie die betreffenden Situationspläne liegen in der Geschäftsstelle unserer Orkonomie-Jllspection, Johannisplatz Nr. 10, zur Einsichtnahme aus. Leipzig, den 12. März 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 839. 879. vr. Georgi. Morche. Die städtische Sparcaste beleiht Werthpaptere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Sparcaffen-Teputation. Diebstahls-Lekannlmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: ,1) ein goldener Ring mit rothem Stein und 12 kleinen Brillanten, am 10. d^ M.; neu, blau gestreift, am Riegel, am 2) eine Snnkle Sammgarnhose, ziemlich 1 mit der Bezeichnung: „ö. »Völliger, Llersedurg 12. d. M.: Be- 3) 2 Stück Pferdedecken von grauem Segeltuch mit der zrichnuug „.7. Sctmsiäer L Oo.", am 11. d. Ni.; 4) ein Zweirad mit Pneumaticreifen, darin die Bezeichnungen üeorg vieeklre, Oolwevitr", „voroua" und ,.Aäou Sedwiät, Kiuuäelldurx ', am 13. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Criminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 18. März 189Z. Das Polizeiamt Ser Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Der Präsident der französischen Republik im Obersten Kriegsrath. Während letzthin in der französischen Kammer sich wieder einmal die Hochfluthen parlamentarischer Beredtsamkeiten über das Armeedudget und das Heerwesen ergossen, verstopfte das Staatsoberhaupt mit kurzem (Entschlüsse eine Quelle böser Verwirrung und kündigte seinen Ministern an, daß er in der Folge den Vorsitz im Obersten Kriegsrathe übernehmen werde. Eine eigentliche Neuerung wird damit keineswegs geschaffen. ES ist bekannt, daß Thiers, der stets eine besondere Vorliebe für das Kriegswesen bekundete und außerdem für seine Person wenigstens von der eigenen hervorragenden militairischen Begabung durchdrungen war, diesen Vorsitz als eine selbstverständliche Sache beansprucht und geführt hat. Sein Nachfolger Mac Mahon trat als Soldat und ehemaliger Oberbefehlshaber naturgemäß in seine Fuß- stapsen, aber unter Grevy und Carnot kam die Sache außer Hebung, wenn auch der Artikel 9 des Decretes vom 12. Mai 1888 das unbestreitbare Recht des StaatSober- Haupte- ans den Vorsitz ausspricht. Allem Anscheine nach haben die unerquicklichen Erfahrungen, die man unter der Amtsführung de- letzten KriegSm«nisterS, de- Generals Mercier, gemacht hat, neuerdings die Rückkehr zum früheren Brauche und zu der erneuten Ausübung des Rechtes, Ka der Präsident der Republik nun einmal gesetzlich besitzt und thatsächlich besitzen muß, als dringlich erscheinen lassen. Zwischen den Generalinspectoren des Heeres, die im obersten Kriegsrathe zusammensitzen, und dem genannten Kriegsminister haben bekanntlich tief einschneidende Meinungsverschiedenheiten bestanden und die obersten Führer hatten sogar die Nothwendigkeit der Beseitigung des Generals Mercier sehr deutlich durchblicken lassen. Wie nachträglich verlautet, Kälte im vorigen August General Iamont, der damalige Commandeur des 6. Armee corps und heutige Nachfolger Gallifet's als Armee-Jnspector, gelegentlich der Manöver dem kurz zuvor gewählten Präsi denten Casimir-Perier wegen verschiedener Maßregeln des Kriegsministers eindringliche Vorstellungen gemacht. Casimir- Perier wollte (wie der „Köln. Ztg." aus Paris geschrieben wird) infolge dessen damals schon den Vorsitz im Obersten Kriegsrathe übernehmen und hatte bereits seine Ankunft in Paris angekündigt. Der Ministerpräsident Dupuy scheute indessen eine so offenkundige Niederlage des Kriegsministers den Generalinspectoren gegenüber, sowie die unvermeidliche Ministerkrise so kurz nach der Vertagung der Kammer und verstand es, die Ausführung des vom StaatSoberhaupte an gekündigten Entschlusses zu hintertreibrn. Casimir-Perier soll sich aber vor und nach seinem Rücktritte unter Andern» bitter darüber beschwert haben, daß General Mercier ihn weder von seinem Vorgehen in Sachen Dreyfus, noch von den in großem Umfange vorgenommenen Beurlaubungen von Mann schaften unterrichtet habe. Augenscheinlich will sich Felix Faure derartigen vollendeten Thatsacheu in der Folge nicht ausseyen. Der oberste Kriegsrath trat in seinen Anfängen, gleich nach dem Kriege, ins Leben. Er war ein berathender Ausl schuß, der aber damals und unter Mac Mahon allzu zahl reich und daher unbehilflich war, fast und allmählich von den KriegSminifiern mehr und mehr v acklä wt wurde Gamdetta und General Campenon suchten den KriegSrath wieder zu stärken, "b.r de. ^m hausige^ Wechsel und der kurzen AmtSdauer Mmffler ge^ ^ es erst ^revcinet das durch eine durchgreifende orgamfme -ver änderuna ,n Stande zu bringen. In seiner heutigen Gestalt ha der oberste Kriegsrath als Vorsitzenden den Kr,egsmmister und a s Berichterstatter den Chef des Großen ^nerafftabes, V.ceprast^ dent ist der General, dem nn Kriegsfälle der O herbes . cirönte Keeresaruppe Zufällen soll, also gegenwärtig Genera S-W, ,Lr di.sm PI-» >»-« 3°br I-m- b' °nd,< B,s,»llung zugl-i» mi! sim-m -n!-«»" Kln-räl- Mnalieder gehören dem Rathe an ex otttcio die Generale Billot, de C00IS, de Negrier, CoW und Iamont Ar"'"' Inspectoren und für den Kriegsfall best'wmle Befehlsba . Dazu kommen die besonder- ernannten Generale EmU und Viel d'EspeuilleS, die Commandeure des 10. unv 1.7. Corps. Al- nicht stimmberechtigter «Secretair sungirt der Unterchef deS Generalsiabes, General Renouard, dAftu be sonderer Geschäftszweig das Bureau für die milltarrifchen Operationen ist. Gelegentlich werden zu den Sitzungen )k nach dem zu verhandelnden Gegenstände die Präsidenten der teckmf chen Ausschüsse zugezogen. Der oberste KriegSrath berätb alle An- aeleaenheiten von allgemeinem militairischen Interesse, die ihm der .^riegsminisler unterbreitet. Dem Minister fällt indessen die Fest setzung der Tagesordnung und die Wahl der zu behandelnden Fragen zu. ' ^ , Man sieht, daß und wie es möglich war, datz sich General Mercier vollständig auf die eigenen Füße stellte und Ver- änderungen vornabm, die nicht nur bedenklich waren, soncern der bestehenden Heeresorganisation widersprachen und in kurzer Frist rückgängig gemarkt werden mußten. Er war ein höchst eigenmächtiger Mann, der mit dem verstorbenen Von- langer eine verhänqnißvolle Unbesonnenheit und starke Neigung zur Reclame gemein hatte. Es ist in frischem Andenken, daß er am Tage des Zusammentretens der Kammern unter An drohung seines Rücktrittes dem damaligen Marineminister und heutigen StaatSoberhaupte Felix Faure die dem Marinr- ministerium zugesprochene und von diesem vorbereitete Leitung des KriegSzuges nach Madagaskar entriß. Um deS lieben Friedens willen und um dem Ministerpräsidenten die Krise zu ersparen, fügte sich Felix Faure der Gewaltthat des un gestümen Collegen, allein die nachträglichen Erwägungen darüber dürsten auch ihren Antheil an seinem neuesten Ent schluffe gehabt haben. Die öffentliche Meinung und die Presse in Frankreich haben die Kunde, daß der Präsident in der nächsten Sitzung deS Obersten Kriegsrathes den Vorsitz führen werde, durchweg beifällig ausgenommen. Gerade die Erörterungen der Kammer in der vorletzten Woche mit ihren mannigfaltigen Klagen über Mangel an Stetigkeit in der Heeresverwaltung, über eigenmächtiges Schalten und zahlreiche Uebergriffe und Uebel- stande, die sich dabei einschleichen und festsetzen, haben vielfach Beklemmung verursacht und die Nothwendigkeit nahe gelegt, das Bleibende in der Erscheinungen Flucht zu verstärken und eine einheitliche Heerespolitik gegen die Launen und Eingriffe der leider so oft wechselnden Minister zu schützen. Der Äriegsminister wird gewöhnlich hauptsächlich wegen seiner an genommenen Eignung für die Vertretung seines Tienstzweigcs im Parlament oder auch Wohl wegen seiner persönlichen Ver bindungen gewählt. Er tritt heute zum ersten Mal in den Bureaus der Heeresverwaltung und im Obersten Kriegsrathe in die Erscheinung und scheidet vielleicht nach drei oder sechs Monaten schon auf Nimmerwiedersehen. In der Zwischenzeit hat er jedoch ausgiebige Gelegenheit gehabt, nach persönlicher Neigung und Temperament Vieles zu thun und zu verhindern, waS mindestens den stetigen Fortschritt des gewaltigen Betriebes einer großen Militairmacht hemmt. Die höchsten Führer, deren gehorsamer Untergebener der General gestern war, müssen ihm heute in vielen Dingen, die er schwerlich zu übersehen vermag, gegen die bessere Ueberzeugung Gehorsam leisten und vermögen selbst ausgesprochene Mißgriffe nicht zu hindern. Die Mißstimmung, die deshalb z. B. unter General Mercier unter den obersten Führern des HeereS herrschte, kann die Interessen des Dienste« macht es einen höchst unerquicklichen Eindruck, wenn, wie damals plötzlich verlautet, der oberste Kriegsrath sei in der Ansicht einig, daß der Krieasminister je eher desto besser abgesetzt werden muffe. Republiken haben zu allen Zeiten ein gewisses Maß grundsätzlichen Mißtrauen- gegen die Männer, welike die Streitmacht des Landes in der Hand »alten. Die Bvulanger - Episode hat diese Stimmung unter den ehrlichen Republikanern verschärft, die Amts- ührung de- letzten Kriegsministers sie aufs Neue rege gemacht. , . ^ Wahrscheinlich wird da- Erscheinen deS letzigru Staats oberhauptes an der Spitze deS obersten KriegSrathes naä> außen beruhigend wirken und die Anwesenheit und Leitung eines klugen, praktischen und äußerst gewandten Geschäfts mannes, der zugleich die höchste Autorität im Staate ver- Lrpert, auch unter den höchsten Führern deS Heeres mit» unter sich woblthuend fühlbar machen. Deutsches Reich. ^ Leipzig, 18. März. Der „Deutsche Merkur", Organ für die katholische Reformbewegung, bemerkt, daß neuerdings Ultraniontane ikre Eier in fremde, meist protestantische Nester legen, und bringt als Beleg dafür eine Stelle aus dem 1. Bande des Handbuches der Geographie von Daniel (Reisland. Leipzig)- Auf Seite 216 steht im Text: „Die römische Kirche ist nicht eine Kirche, sondern die Kirche." Das ist doch eine Ungehvrigkeit sonder Gleichen, die ihre weitere Ausführung in einer Anmerkung sinket: „In neuester Zeit sind durch die Gründung von deutscb-katholischen Gemeinden (seit 1844 >m Gegensatz zu den mit Ablaßwerken verbundenen Wallfahrten nach Trier) und von altkatholischen Ge meinden, welche das durch das Concil von 1810 fest- gestellte (!) UnfehlbarkeitSdogma des Papstes nicht anerkannt haben, Spaltungen in der deutsch-katholischen Gemeinde einzetreten. Weil indessen diese abgesallenen Gemeinden nur der Negation ihre Entstehung verdankten, so sind jene wieder verschwunden und auch die Ältkatholiken, welche im deutschen Reiche einen eigenen Bischof haben, nicht zu großer Bedeutung emporgewachsen." So besorgt ein geographisches Handbuch, das sicherlich einen protestantischen Verleger hat, die Geschäfte Roms. Ter Berichterstatter im „Deutschen Merkur" bemerkt dazu: „Ist der Bearbeiter dieser neuen Auflage, vr. Bertholv Volz in Breslau, etwa römischer Katholik ? Nach diesevi Muster von geographischer Objektivität ist mir die Lust zu weiterer Bekanntschaft mit Daniel-Volzen's Geographie ver gangen." Berlin, 18. März. Die um die landwirthschaftliche KrisiS sachlich oder aus politischen Beweggründen gruppirten Fragen treten immer mehr in den Vordergrund. In der Verfolgung ihres neuerdings aufgenommrnen SvstemS, dem Staatsratb und der Regierung gegenüber das Prävenire zu spielen, haben die preußischen Eonservativen im Abgeord- nctenhause den Antrag eingebracht, die Summe von 20 Millionen Mark landwirthschaftlichen Genossen schaften zu höchstens 2Vs Procent zur Verfügung zu stellen. Die Frage gehört zum Arbeitsprogamm des Staatsraths und ist, wie allgemein bekannt war, vor Worben von der I Regierung in Angriff genommen worden. Wenn sie die Eonservativen in nicht auSgereistem Zustande zur Debatte bringen, so beweisen sie, was nicht mehr zu beweisen uöthig war, daß eS ihnen vor Allem um agitatorische Kundgebungen zu thun ist; aber dieser Umstand kann natürlich nicht hindern, daß man dem Antrag mit voller Objectivität gegenübertritl. Was hier für Preußen gefordert wird, ist in anderen Bundes staaten etwas häufig Gewährtes. Bayern, Württemberg und andere Staaten baden die Begründung oder Unterstützung Raiffeisen'scher DarlehnScassen aus öffentlichen Mitteln wiederholt ermöglicht, freilich von Fall zu Fall und nicht in der von den preußischen Eonservativen gewünschten Form einer allgemeinen Maßregel, die Ansprüche im Ein zelnen zu begründen scheint. 2m preußischen Osten liegen zedoch die Dinge auch anders als im westlichen und südlichen FerrrHeton. Aus Kamerun. Rittmeister von Stetten veröffentlicht in dem Deutschen Colonialblatt eine Beschreibung seiner Reise von Balinga nach Aola, di« er im vorigen Jahre in Begleitung mit Premierlieutenant Häring unternahm. Wir können hier nicht die Beschreibung dieser ungemein interessanten Reise ganz Wiedersehen, aber einige Stellen, die ein neues Licht auf unsere Colonie Kamerun werfen, wollen wir doch hierher setzen. Schwer wurde es dem Leiter der Expedition, vor zudringen, als er sich dem Staate Tibati näherte. So wohl in Kukuni als in Io ko wurde von Stetten gesagt, daß man ihn nickt durch das Land ziehen lassen könne, bevor er nicht in Sanserni seine Aufwartung gemacht habe. Er mußte sich also hierzu entschließen, und nach mancherlei Be schwernissen, in denen der Hunger eine große Rolle spielte, zog die Expedition in Sanserni Tibati ein. Rittmeister von Stetten erzählt: „Auf einem großen Platze am Eingänge de- Orte- er wartete unS eine unzählige Volksmenge, welche sich nun unter Schießen und dem Lärm der Trommeln, Elfenbeinhörnrr und Blechposaunen gegen uns in Bewegung setzt,. Voran an der Spitze 14 berittene Chefs, der Masordomu» de- Lamido Agia, dem wir überwiesen waren, dann eine Anzahl Be waffneter. meist mit Speer und Bogen, selten mit Gewehren, und dahinter da- neugierige Volk. Die erste Begrüßung der Chefs bestand darin, daß jeder derselben einzeln mit Geschrei und Sprerfchwingen in CarriSre auf unS Io- ritt und sein Pferd knapp »inen Schritt vor uns parirte. Jedem gelang diese- Reiterkunststück nicht, und kamen einige Male Roß und Reiter auf dem glatten Boden zu Falle, während einer den Premierlieutenant Häring buchstäblich überritt. Nun wurden wir zu der am höchsten Puncte des Platzes gelegenen Königsburg geführt, woselbst an der Eingangs pforte seines Palastes, umgeben von seinen Großen und einer vielköpfigen Schaar, Amalamu unserer harrte. Da er sich mit einem großen Turban und dem Sitam bedeckt hatte, war eS mir damals nicht möglich, sein Gesicht zu sehen, nur das konnte ich erkennen, daß seine Hautfarbe sehr hell, fast gelb war. Wie gebräuchlich, war die erste Begrüßung kurz und förmlich, und befahl er Agia, unS Hütten anzuweisen. Sanserni Tibati, das heißt KriegSlagrr von Tibati, liegt auf drei flachen Rücken, welche von einer Kuppe ausgehen, auf der sich die Alles überragende KönigSburg befindet. Der Lamido, dessen Vater vorher die Unterwerfung der Wu14S und Dommss beendet hatte, liegt hier nun schon vier Jahre im Kriege gegen den Stamm der Mandiongolos, deren Hauptstadt NgamvS kaum 1 Icm von den äußersten Kütten de- Sanserni entfernt ist. Die ganze Bauart desselben ist die eine- großen Fullahortes. Jede Familie hat für sich ihren eingezäunten Complex, innerhalb dessen sich eine Anzahl Lehm hütten befindet, und in welchem jedes freie Stück Erde zum Anbau von Korn benutzt ist. Die KönigSburg unterscheidet sich einzig dadurch von den Wohnplätzen der übrigen Großen, daß sie, von einem 5—6 m hohen Flechtzaun umgeben, den Einblick voll kommen verwehrt. Sanserni ist eben momentan der Haupt ort deS TibatireicheS und dürfte etwa 10 000 Einwohner haben, da selbstverständlich die entsprechende Anzahl Weiber und Sclaven den Kriegern folgen mußte. Durch die An sammlung so großer Mrnschenmassen ist der Ort auch momentan der HaupthandelSplatz deS Reiche-, und e- halten sich zahlreiche Hauffs- daselbst auf, welche durch den Lamido gezwungen werden, ihren Weg nach Süden über Sanserni zu nehmen. In Folge dessen ist hier auch ein bedeutender Markt. Der Marktplatz ,st ziemlich'groß und bat eine bedeutende Anzahl gedeckter Stände, in welchen die HaufsaS alle möglichen Kleinigkeiten, als meist selbst gewebte Stoffe, Fullahmützen, Perlen und Armbänder, sowie Ledersachen und Hausgeräthe feilbirten. Außerdem wir! täglich geschlachtet und ist das Fleisch in kleinen und große« Portionen hier zu kaufen, ebenso wie alle anderen Leben« mittel, als Mehl, Salz und vor Allem die so beliebten, au Durrha bereiteten und in Palmöl gebratenen Brode. Sei unserem Aufenthalt in Adamaua konnten wir auch überall reiner herrlich schmeckenden Grbirgshonig bekommen, und derselbe wa auch hier am Markte zu haben. Große Geschäfte in Tober Pferden, Rindvieh und Elfenbein werden jedoch niemal auf dem Markte, sondern stets in den Häusern abgemachl DaS hier übliche Kleingeld ist die Kaurimuschrl oder au<1 die weiße Perle, von welcher die runde fünf, die stäche eii Kauri gilt. Die herrschende Raffe im Tibatireiche sind di Fullahs, welche sich jedoch im Unterschied zu den andere« Adamauastaaten hier in der Minderzahl befinden; di Mehrzahl bilden die Ureinwohner des Lande-, die Kapullat Wenn auch die FullahS diese als tief unter sich stehen betrachten und sie verächtlich Sklaven nennen, stütz sich der Lamido doch hauptsächlich §uf sie und ha denselben auch die obersten Hofchargrn eingeräum wie speciell das Amt des Galadima, des Oberfeldherr, ein Nachkomme der alten Kapullahfürsten inne hat, währen der erste Günstling de- Lamido, Agia, ein Freigrlassen« ,st. Die FullahS bilden im Gegensätze hierzu gewiffermaß« den Großadel und stehen ihnen fast feindlich geaenübe UnS batte man zu unserem Schaden den Kapullah« übe w.esen, und dieses habsüchtige, heimtückische Gesindel hie uns von den FullahS möglichst fern, um uns lediqli . ""«nutzen zu können. Sie sind es au« welche den Lamido stet- zu neuen Krira-züqen rrire denn wahrend d,e Falluhs lieber die Früchte ihrer früheren ^ oberungen in Ruhe genießen möchten, hoffen diese Cmpo komml'nge erst aus neuen KriegSerrungcnschaften Nutzen ziehen. Bor Ngamb4 nun scheint dem TroberungSzuae allerdim rin Halt gelten zu sein. Denn während eS den kriegerisch! Horden anscheinend unschwer gelang, dir unter sich uneinigl Heidenstämme südlich des Gebirges zu unterwerfen und selbst die mächtigen Wutöfürsren in das Tributverhältniß zu zwingen, fanden sie bei den zu Tikar gehörigen Mandiongolos einen un erwarteten Widerstand. Vier Jahre liegt nun schon die ganze Macht deS TibatibäuptlingS vor dem stark befestigten Ngamb^, und deuten absolut keine Anzeichen darauf hin, daß die ihrer Kraft wohl bewußten Bewohner dieses Ortes zu Kreuze kriechen werden. Der Krieg selbst wird in echt afrikanischer Weise geführt. Er beschränkt sich auf beiden Seiten darauf, dem Gegner dann und wann in den Farmen be schäftigte Sclaven abzufangen, und bringen dann die Helden einige Köpfe nach Hause, so ist der SiegeS- jubel groß. Außerdem ziehen allwöchentlich einmal die tapferen Tibatikrieger in Haufen dicht an den, dem Sanserni nächstgelegenen Theil der Befestigungen; das KrieaSaeheul, Trommeln und Hörnerblasen und das gewaltige Schießen läßt den Unbetheiligten die größte Feldschlacht vermuthen. Das Resultat ist dann im schlimmsten Falle rin Pfeilschuß oder Speerstich, den ein übereifrig sich exponirendrr Helv aus seine Rückseite als Denkzettel erhalten hat. Im All gemeinen hofft der Tibatihäuptling, die Gegner durch Hunger zu bezwingen, doch glaube ich nicht, daß ihm dies bei den enormen Hilfsmitteln derselben je gelingen wird. Amalamu selbst ist ein hochgewachsener Mann von un gefähr 26 Jahren mit einem FullahtypuS und auffallend dellem Gesichte. Er ist das Prototyp des verschlagenen Afrikaner-; Habsucht und Grausamkeit sind seine Laupl- eigenschaften, welche, geschickt genährt durch seine Rathgeber, ihn zur verhaßtesten und gefürchtetsten Geißel von Süd- Adaniaua gemacht haben. Daß er der Morgrnffchen Expedition so freundlich begegnete, hatte lediglich den Grunv darin, daß er von dieser, die nur noch mit den spärlichsten Mitteln versehen war, nicht viel für sich erwarten konnte und mit Recht hoffte, daß bei herzlichem Entgegenkommen »hn wieder Weiße aufsuchen würden, denen gegenüber er seine trügerische Maske werde fallen lassen können. Mangels größeren Raubes
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