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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.03.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950329027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895032902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895032902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-03
- Tag1895-03-29
- Monat1895-03
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Tabellarischer und Zisfrrnstktz nach höhere« Larts Grtr««ve1lagei» (gefalzt), uar «tt dm Morgm.«lu-gabe, ohne Postbesdrdauug ^qea.«lu-^a Postbesörderuug Hl 70.- Jlmtalsmeschluß für Anzeige«: Uh «ad.Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. «orgea.Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Goa»- aud Festtags früh V,S Uhr. vkt dm Filialen und Annahmestellen j, »im halbe Stund« früh«. «tGstge» siad stets au dt, Erpaditto» zu richte». Druck «ud Drrlaq von E. Polz in Leipzig 89. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig. 29. März. Au- dem im heutigen Morgenblatte mitgrtbeilten Parla ments-Berichte unseres Berliner tztz.-Correspondenten geht hervor, daß die socialvemokratische Fraction des MrtchStagS durch die „freisinnigen" und das Centrum sich hat bewegen lassen, gestern von ihrer Absicht, durch eine Resolution das HauS zu einer Stellungnahme gegen die Depesche SeS Kaisers an den Fürsten Bismarck aufzufordern, adzusehen. Einige Berliner Blätter wollen zwar wissen, Präsident v. Buol habe die Resolution für unzulässig erklärt. Da- kann aber nicht richtig sein, da dem Präsidenten durch die Geschäftsordnung daS Recht nicht eingeräumt ist, einen von mehr als 15 Mitgliedern Unterzeichneten und mit der Eingangsformel „der Reichstag wolle beschließen" versehenen Antrag zurückzuweisen. Es muß also eine gütliche Einwirkung gewesen sein, die gestern die Social demokratie veranlaßt hat, ihr von dem „Vorwärts" angekündigtes Vorhaben auszugeben. Ob dieser Verzicht ein definitiver oder nur ein vorläufiger ist, muß sich erst noch Herausstellen. Der „Vorwärts" sagt keine Silbe darüber. Die „Genossen" im Reichstage scheinen also noch nicht schlüssig darüber zu sein, ob sie ihren Verbündeten zu Liebe ihren Antrag zurückziehen, oder nur in die Vertagung seiner Beratbung willigen wollen. Im ersteren Falle zeigt es sich, daß die Herren Singer und Genossen Wachs in den Händen des CrntrumS, der reaktionärsten aller Parteien, sind und wahrscheinlich auch am 23. März von ihrem schroffen Proteste gegen eine Beglückwünschung des Fürsten Bismarck hätten zurückgehalten werden können, wenn daS Centrum dies ernstlich versucht hätte; in letzterem Falle steht dem Reichs tage noch eine denkwürdige Sitzung bevor, in der Centrum und „Freisinnige" mit den Socialdemokraten die so einmülhig gegen den großen Kanzler gerichteten Klingen kreuzen. Heute findet im Reichstage die Berathung des Antrags Kamst statt. Bon dem Verlause und dem Charakter der Debatte giebt die gestrige Sitzung deS preußischen Ab geordnetenhauses, in welcher die deutschconservative Partei die Veröffentlichung der Verhandlungen des Staats- ratheS über jenen Antrag mit einem überaus heftigen Vor stoße gegen die Regierung beantwortete, einen Vorgeschmack. Ueber diese Sitzung wird berichtet: Auf der Tagesordnung stand eine Interpellation, betreffend die Hintanhaltung der Berfälschuny von Futter- uud Dünge- Mitteln, die vom Landwirthschaftsminister von Hammerstein in einer die Interpellanten befriedigenden Weise beantwortet wurde. Da erhob sich der Aba. v. Heydebrand und der Laja (cons.), um die von seinen Parteigenossen angeregte Frage mit der all mählich stereotyp gewordenen Bemerkung abzuthun: was nützen dergleichen Maßnahmen, wenn der Staat die Preise nicht hebt! Die Regierung müsse dies thun, wenn nicht mit dem Antrag Kanitz, so auf andere Weise. Minister v. Hammerstein erklärte, eine solche Forderung mit Entrüstung zurückweisen zu müssen, und ver- ständigle das Haus davon, daß die preußische Regierung den Antrag Kanitz im Wesentlichen aus den Gründen des Staatsrathes, als unvereinbar mit den Verträgen und als undurch führbar ablehne. Nur das Mögliche könne von der Regierung zur Hebung deS unzweifelhaften landwirthschafb lichen Nothstaades geschehen, der indessen auch in Frankreich herrsche, das seine Getreidezölle nicht festgelrgt und stark erhöht habe. Abg. v. Kröcher (cons.) wiederholt« in noch mehr auf die agitatorische Wirkung berechneten Worten, die Regierung habe die Pflicht, für besiere Preise zu sorgen und, wenn sie kein anderes Mittel kenne, die Landwirthe vor dem Bankerott zu bewahren, als der Antrag Kanitz, sich für diesen zu entscheiden. Seine Entrüstung gelte der Auffassung, daß die Vertreter des Antrags Brodvertheuerer seien. Der Landwirthschaftsmtnister stellte darauf anheim, den Kaiser zu bitten, einen Anderen mit der Aufgabe zu betrauen, durchzuführen, was ihm (dem Minister) unmöglich erscheine. Hierauf forderte Abg. v. Ploetz (cons.) in Wendungen, wie sie durch Herrn Ruprecht-Ransern in die agrarische Propaganda eingesührt worden sind, den Antrag Kanitz und bewog damit den Minister zu der Erklärung, er werde sich an der Debatte, die zwecklos sei, wenn die Vorredner nicht etwa einen besonderen Grund für sie hätten, nicht weiter betheilige». Abg. v. Poppenheim (cons.) ließ sich durch den gegebenen Hinweis auf die Getreidepreise nicht von der Behauptung znrückhalten, die Regierung habe den landwirthschaft- lichen Karren festfahren helfen und lehne es nun ab, ihn wieder flott zu machen. Abg. Sattler (nat.-lib.) unternahm es hierauf» den conservativen Ansturm zu kennzeichnen und die Herren zu fragen, ob sie denn nicht fühlten, wie verdächtig sie sich durch demselben machten. Es sei Verleumdung, von den Bauern zu sagen, sie würden Socialdemokraten werden, wenn die conservativen Forderungen nicht bewilligt würden. Es gebe eine Reihe tauglicher Mittel, mit denen der Landwirtdichast geholfen werden könne. Dem Agitations- und Sensationsbedürfniß brauche man nicht auch in diesem Hause zu genügen. Die Angriffe gegen den Minister, der nach best«» Kräften zu helfen entschlossen sei, könnten nicht tief genug bedauert werden. Die, soweit der Antrag Kanitz in Betracht kommt, bedeutsamste Erklärung gab aus dem Hause heraus der Abg. Freiherr v. Huene (Centr.) ab. Sie lief auf eine runde Ablehnung hinaus. Die Art, wie die Redner der Rechten aus getreten seien, so sprach sich der Abgeordnete aus, könne dem Vaterlande nicht zum Heile dienen. Es sei nicht zulässig, der Regierung die Pflicht auserlegen zu wollen, ein Mittel finden zu müssen, um der Noth abzuhelfen. Im Staatsrathe seien die Freunde des Gedankens einer Monopolisirung des Getreide handels ausreichend zum Worte gekommen; dennoch habe sich der Gedanke undurchführbar erwieien, die Hoffnungen, die an den Antrag Kanitz geknüpft, seien übertrieben. Er fürchte, die kleinen Bauern würden sich schwer getäuscht sühlen und den Nutzen würden einige große Händler haben ; mit dem Antrag Kanitz ginge es nicht, das müsse vor dem Lande ausge sprochen werden. Der Abg. Freiherr v. Huene griff noch ein zweites Mal, nachdem noch sein Fractionsgenosse Klose geäußert, der Antrag Kanitz sei zwar bedenklich, aber man habe nichts Besseres, in die Diskussion ein, um den Antrag Kanitz zurückzuweisen. An den erregten Debatten, mit deren Beendigung die Interpellation betr. die Futtermittelsälschung erledigt war, hatten sich auch die Abgg. Graf Limburg (cons.) und Graf Kanitz (cons.) betheiligt. Legen sich nun auch vielleicht die conservativen Anhänger des Antrags Kanitz heute im Reichstag etwas mehr Reserve auf, um der Mehrheit vom 23. März nicht allzu deutlich zu zeigen, daß die Minderheit kaum minder zerklüftet ist, als die Mehrheit, so werden doch die heutigen Debatten auch den lautesten Befürwortern einer baldigen Auflösung des Reichstags die Augen darüber öffnen, daß die wegen ihrer Stellung zum Kanitz'schen Anträge so heftig angefeindeten verbündeten Regierungen vorläufig an die Anwendung eines solchen Radikalmittels nicht denken können. Sie müßte'u ja sonst die bismarckseindliche Mehrheit bei den Neuwahlen als Verbündete gegen die hochconservativen Befürworter jenes Antrags betrachten und behandeln und kämen also durch verfrühten Appell an die Wähler wahrscheinlich vom Regen in die Traufe. Es hat nach den Brüsseler Berichten der letzten Tage den Anschein, als ob Belgien am Vorabend einer social- revotutionairen Schilderhebung stände. Außer der Meldung, daß bereits 7000 Mann zur Fabne einberufen sind und weitere Einberufungen bevorstehen, liegen uns heute folgende Nachrichten vor: * Brüssel, 28. März. Berichte der Gouverneur« der Provinzen Lüttich, Flandern und Hennegau lauten sehr beunruhigend Die Arbeiter äußern offen die Absicht, Gewaltthaten zu verüben Viele Industrielle fordern militairische Bewachung der Fabriken und Wohnungen. Man berechnet, daß in den ersten Aprlltagen in ganz Belgien 300000 Arbeiter feiern werden. * Charleroi, 28. März. Das Schiedsgericht, welches den Arbeitgebern vorgeschlagen wurde, um den Ausbruch des all gemeinen Glasarbetter-Ausstandes am 1. April zu vev hindern, ist nicht zu Stande gekommen. Es sind neue Bor besprechungen eingeleitet worden, die aber nach Lage der Dinge keinerlei Erfolg versprechen. Die Führer der Streikbewegung haben die Unbotmäßig!«!), des Reichstages hat, wie mitgetheilt, der Regierungsvorlage der Arbeitermassen und den Haß gegen die Arbeitgeber aus I zugestimmt, dem Absatz 3 des Artikels 44 der Gewerbeord- eine Höhe getrieben, daß nur der Anblick des Gewehr bei I nung folgenden Zusatz zu geben: „Ingleichen darf daS Aus Fuß, aber schußbereit dastehenden MilitairS die wüste Rotte I suchen von Bestellungen aus Waaren, soweit nicht der Bundes- noch in Schranken hält. Es ist dies eine auf die Dauer für I rath für bestimmte Waaren Ausnahmen zuläßt, nur bei Gr ein geordnetes Staatswesen schlechtweg unerträgliche Lage, I werbetreibenden geschehen, in deren Gewerbebetriebe Waaren welche Belgien nicht nur mit einer permanenten inneren Krise I der angebotenen Art Verwendung finden." Die Bersamm- bevroht, sondern ibm auch äußere Unannehmlichkeiten zu-1 lung war sich darüber euiig, daß durch diesen Zusatz alle riehen kann. Die Blätter der angrenzenden französischen I die Gewerbe auf das Schwerste in ihrer Existenz be- Departements des Nord und des PaS de Calais führen bittere I droht werden, welche für den Absatz ihrer Erzeugnisse darauf Klage über das Umsichgreifen der socialdemokratischen Pro-1 angewiesen sind, Privatkunden aufsuchen zu lassen. Es raganda jenseits der belgischen Grenzpfäble. In Paris finden I wurde gleichzeitig betont, daß der angebliche Zweck der Ge- ihre Alarmrufe ein bereilwilliges Echo; der „Matin" führt aus, I setzesänderung, die Förderung deS stehenden Gewerbes, gar die internationale Umsturzpropaganda dürfe nicht länger in I nicht erreicht werde, weil eS in vielen Fällen gerade das Belgien Experimente anstellen, welche den europäischen Frieden I stehende Gewerbe sei, das zu seinem Besteben des AufsuchenS mit Gefahr bedrohen, und meint beziehungsvoll, die Con-1 der Privatkundschaft bedürfe. Besonders lebhaft betheiligten 'tilutionSacte deS Königreichs Belgien ermächtige für ven Fall, I sich die Vertreter des Buchhandels an der Debatte. Es daß psriculum iu uiora vorbanden sei, die Garantiemächte I wurde betont, daß durch diese Gesetzgebung der grsammte um Einschreiten. Auch da« „Sivcle" findet, die belgischen I deutsche Colportagebuchhandet geradezu vernichtet werde, da Streiks nähmen einen für Europa zu stark beunruhigenden I die Waaren, auf die er Bestellungen suche, lediglich Mittel Charakter an. Gegen diese Auffassung machen nun wieder I der Bildung und Unterhaltung darstellen, die mit dem die belgischen Zeitungen mit einem Eifer Front, der an sich I Gewerbebetrieb außer Zusammenhang stehen. Aber auch vie obenöwerth erscheint, aber doch wie ein halbes Zugeständniß I Scdriftstellerwelt werde arg geschädigt, denn durch die der kritischen Situation aussieht. Den Eingangs erwähnten > Bestimmung im tz. 56, die verlangt, daß jedes Druct- militairischen Vorsichtsmaßregeln des Brüsseler Cabinets dürfte I erzeugniß, bevor es angeboten werde, behördlich ge- onach wohl zum Thcil wenigstens auch der Wunsch mit zu I nehmigt werden müsse, werde wieder eine Art von Grunde gelegen haben, dem französischen Nachbar einen Beweis I Censur eingesührt, die doch durch die Verfassung längst von dem Ernste der antisocialdemokratischenAction der belgischen I beseitigt sei. Die Versammlung beschloß, „von der Auffassung Regierung zu geben. s geleitet, daß der Artikel 7 der Gewerbenovelle, der den frag- —" I lichen Zusatz einschließt, eine schwere Schädigung aller Handels- Der Aufschwung der Aufstandsbewegung auf Cuba I und Gewerbeinteressen, insbesondere der stehenden, herbei dürfte damit in Zusammenhang stehen, daß die politische I führt", die Einsetzung einer Commission aus Vertretern Krise in Madrid eine Art zeitweiliger Anarchie an I aller betheiligten Vereinigungen, die weitere Schritte vor- den obersten Stellen in Cuba hervorgerufen hatte. Wie I bereiten soll. Mit der Berufung der Commission wurden jetzt bekannt wird, hatte der Generalgouverneur Calleja I fünf Herren unter Vorsitz des vr. Malkowsky betraut. Als sofort nach dem Rücktritt Sagasta's seine Entlastung I Geschäftsstelle der Commission wurde die Verlaashandlung eingereicht , seinem Beispiele warm die Gouverneure I Rich. Bong, Potsdamer Straße 88, bezeichnet. Mau plan: der Provinzen Havannab, Pina de Rio, Puerto Prjncipe I die schleunige Einberufung einer großen Protestversam m- und Santiago unverzüglich gefolgt. Dies mußte die Auf-1 lung, in der auch die Frage erörtert werden soll, ob es ständischen umsomehr ermuthigen, als fast eine Woche verstrich, I nicht angezeigt erscheint, sich direct an den Kaiser zu wenden, ehe man sich in Madrid zu einem festen Entschlüsse über die I Neubesetzung des GeneralcapitanatS der Antillen aufschwang. I * Berlin, 28. März. Die halbamtliche „Berl. Corr." Zur weiteren Ermuthigung gereicht den Aufständischen die I schreibt „Zum achtzigsten Geburtstage de-Fürsten wachsende Bewegung in den Vereinigten Staaten za ihren I Bismarck": 7» »E-r ,n ^cew-af-. V» o. ., ' . 'a o«- Zlg. I haben, war S.c Meinem Haufe, Meinen Vorfahren und Mw ge- zufolge, Hllfsausschüffe zur Unterfl<pung der kubanischen I sind, wird Mir und dem deutschen Volke in dankbarer, Reformpartei gleich der constitutionellen Vereinigung der! von Neuem Zeugmv ab sur die Regierung ihre bedingungslose Unterstützung angeboten hat. I die>rr Worte, d,e vor fünf Jahren Seme Maiestüt der Nur ein paar rasche zerschmetternde Schläge könnten die I Kaiser und König au den Fürsten Bismarck bei seinem Scheiden Gefahr bannen, aber eye Marschall Martinez Campos ans! von den Aemtern gerichtet hat, welche er jo laage mit unvergleich- der Insel rintreffen und zum Angriff schreiten kann, werden I lichen, Erfolge geführt hatte. Wie auch spätere Geschlechter des noch Wochen vergehen, während deren die Aufständischen leicht I Fürsten Bismarck gedenken mögen, immer wird dabei die Erinne- einen nicht mehr einzuholenden Vorsprung gewinnen können. ^ rang an jene glänzende Zeit oussteigen, mit der sein Name un trennbar verbunden ist. Heute lebt er noch unter uns als Letzter der großen Männer, die sich die Weisheit unseres alten herrlichen Kaisers und König- Wilhelm I. auserkoren hatte, als es galt, Preußen stark zu machen und Deutschland aus trauriger Zrr- sahrenheit zu Macht uud Ansehen emporzuhebrn. Er lebt unter uns, eine mächtige Persönlichkeit von höchsten Geistesanlagen, schöpferischer Willenskraft, «ine Vereinigung aller starken Eigen- schäften des Deutschen. Di« Summe der Kundgebungen ans der Mitte des deutschen Volkes, mit denen man schon seit Wochen den Fürsten Bismarck zu ehren bemüht ist, mag ihm beweisen, daß manch' bittere Feindschaft, die ihm einst in heftigem politischen Kampfe erstanden war, vrr- Deutsches Reich. § Berlin, 28. März. Zahlreiche Vertreter der von der neuen Vorlage zur Gewerbeordnung betroffenen schrift stellerischen, buchhändlerischen, industriellen und commerzrellen Vereinigungen waren gestern Abend aus Einladung eines vorbereitenden ComitSS im Saal deSHotels „Zu den vier Jahres zeiten" zu einer Vorbesprechung über die Abwehr der Vorlage versammelt. Den Vorsitz führte vr. Malkowsky, Redacteur ver Zeitschrift „Moderne Kunst", anwesend waren u. a. Mitglieder des CentralvereinS deutscher Colportagebuchhändler, deS Vereins der Fachpreffe und viele Andere. Die Gewerbeordnuugscommission FerriHrtsn. Ein Lecher Lethe. 8?1 Roman von R. Teilet. Nachdruck verboteu. (Schluß.) Nein, ich konnte sie nicht verdammen. Ich gewann eS über mich, ruhig zu bleiben, einestheilS, weil ich an Selbst beherrschung gewöhnt war, andererseits weil sie mit all ihren Vergehen immer ein Weib blieb mithin dem Geschlecht« angehörte, das mir um Ethelren's willen heilig war. «Dir Zeit verging", fuhr sie fort, „und ich verabsäumte nie eine Gelegenheit, Miß Stuart in dem Glauben, Sie hätten sie nie geliebt, zu bestärken. Ich deutete ihr an, daß Sie möglicherweise auch mich — sie aber ganz gewiß betrogen hätten. Ihre lange Abwesenheit — der Umstand, daß Sw ihr nur einmal einen kühlen Brief schrieben, erleichterte mein grau sames Vorhaben. Aber in dem Maße, als ich Miß Stuart s Hoffnungen vernichtete, wurden die meinen schwächer und schwächer. Ich hatte Sie verloren. Wie groß auch Ihre Entfremdung von Miß Stuart sein mochte, die von mir war sicherlich noch größer. Das begann so sehr an meinem Herzen zu nagen, daß ich krank wurde. Mit der Krankheit stellten sich Gewissensbisse ein, aber ich kämpfte gegen sie an. Ich wollte mein besseres Gefühl nicht den Sieg über mich davontragen lasten. Außerdem glaubte ich noch immer, daß Miß Stuart eine verhriratheteFrau und eine Betrügerin ser. DaS dünkte mich eine Art Milderung oder Rechtfertigung für mein Betragen zu sein. Bis zu Ihrer jetzigen uner warteten Rückkehr, Mr. Lindley, kämpfte ich noch immer mit mir selber — hoffte noch immer trotz aller anscheinenden Hoffnungslosigkeit. Ein derartiges Geständniß abzulegen, namentlich Ihnen gegenüber, demüthigt mich tief, aber eS is ein Theil meiner Buße, und ich will nicht davor zurückschrecken. Die letzte böse Handlungsweise, die ich beging, war, daß ich Miß Stuart die Zeitung brachte, in der ein schändlicher Artikel über Sie enthalten war. Ich borgte sie mir eigen- zu diesem Zwecke." Ich sagte kein Wort, aber ich war kaum im Stande, meinen Zorn länger zurückzuhalten, und sah sie mit einem Blicke an, der meine Gefühle sicher deutlich ausdrückte. Sie uhr fort: „Sie kamen zurück. Noch immer hätte ich meine abscheu lichen Pläne nicht aufgcgeben, wenn das Schreckliche nicht ge schehen wäre." „Welches Schreckliche?" fragte ich. „Mr. Darvill'S Ermordung." „Kannten Sie ihn denn? Wer hatte Ihnen von ihm erzählt?" „Er besuchte mich — oder vielmehr meine Tante — sofort nach seiner Ankunft in Grenzstadt. Er glaubte, Miß Stuart sei bei uns — sein Besuch galt ihr eigentlich. Ich war zu fällig allein zu Hause und sprach mit ihm. Er war sehr klug, denn er schien sofort zu erkennen, daß ich Miß Stuart haßte. Natürlich wollte ich ihm behülflich sein. Ich gab ihm ihre Adresse, in der Hoffnung, er würde seine Ansprüche geltend machen und Miß Stuart auS dem Wege schaffen. Von Anfang an machte er mir jedoch einen höchst unsympathischen Eindruck, und eine innere Stimme sagte mir, daß er Böses im Schilde führte. Ich konnte die ganze Nacht hindurch nicht schlafen und erhob mick daher sehr früh, um einen Morgenspaziergang zu machen. ES war nicht das Werk des Zufalls — es war Gottes Wille — daß ich den Weg an der Uferpromenade einschlug — davon bin ich überzeugt. Da sah ich ihn liegen — todt liegen. Ol eS war zu entsetzlich! — ich sehe seine Augen noch immer vor mir. Sie folgen mir überall, sie verfolgen mich; ich kann ihnen nicht entweichen. Sehen Sie, Mr. Lindley, wie ich noch immer zittere. Ich werde den Schreck nie in meinem Leben vergessen. ES war Gotte- Wille. Als ich nach Hause kam, sandte ich nach Pater Eckstein — er ist rin guter Mensch — und erzählte ihm Alle-. Auf seinen Rath ließ ich Miß Stuart gestern zu mir kommen. Wir sprachen lange miteinander. Ich verheimlichte ihr nicht- Sie war zornig und vor Schreck außer sich — über meine Falschheit und Schlechtigkeit. Aber sie sah ein, daß ich eine Sterbende bin, und dem Himmel sei Dank! — sie vergab mir, wie auch Sie, Mr. Lindley, mir hoffentlich vergehen werden." — „Ich sagte Ihnen, ich hätte ihr nicht- verheimlicht. Doch, eines mußte ich ihr verbergen. Ich konnte ihr — meiner Rivalin — nicht eingestehen, daß ich so tief gesunken war, einen gemeinen Diebstahl zu begehen. Ich habe aber nie etwas Anderes mit dem Gelde gethan, als es bei mir aufge hoben. Ich habe es nie berührt. Aus Furcht, ertappt zu werden, getraute ich mich nicht daran, die Banknote umzu- wechseln. O, wie schrecklich ist die Sünde, Mr. Lindley! Sie bringt keine Befriedigung, sie täuscht unS von Anfang an, man bildet sich ein, Glück zu schöpfen, und eS stellt sich heraus, daß man den Brunnen vergiftet hat." Wieder schwieg sie und steckte die Hand in die Tasche und zog einen Briefumschlag hervor, den sie mir reichte. „Bitte öffnen Sie ihn, Mr. Lindley", sagte sie. Ich that es. Der Umschlag enthielt rin Weißes Papier, in dem eine englische Zwanzigpfundnote lag. Auf dem Papier standen folgende Worte: „Der Sünde Lohn ist der Tod." „Bitte, nehmen Sie da- Geld", sagte sie, „und geben Sie es Miß Stuart zurück, aber sagen Sie ihr nicht, daß ich es gestohlen habe. Nicht wahr, diese Demüthigung werden Sie mir ersparen?" So bittere Gefühle ich auch gegen sie hegte, konnte ich ihre Bitte doch nicht abschlagen. Ihr Geschlecht, ihre Krank heit, ihr angstvoll stehender Blick — Alle« übte zusammen eine unwiderstehliche Macht auf mich auS. „Ja", sagte ich, „ich verspreche Ihnen, Ihren Wunsch zu erfüllen." Tausend Dank! Wie großmüthig und gut Sie sind! Ich da- Mei Nun", setzte sie hinzu, „habe keine gethan. Ich habe meine Bünden gebeichtet und Ihnen sowie Miß Stuart den Weg zum Glücke zu bahnen versucht. Es hat mich einen großen Kampf gekostet — ich gestehe eS ein. Ihrer Rivalin zum Erfolge helfen — sehen Sie, daS ist daS größte Opfer, das eine Frau bringen kann. Mag Gott eS mir, wenn ich vor seinem Richterstuhlr stehe, in Anrechnung bringen! Mr. Lindley, wollen Sie jetzt das Einzige thun, da- mir Er leichtrrung meines Elends geben kann?" „WaS wäre das?" fragte ich. „Mir vergeben." Gott vergebe mir selber — ich zauderte eine Weile. Die- xänkeschmiedende schlaue Mädchen hatte zahllose- Unheil an- zestiftet. Aber sie war aufrichtig bemüht, ihr Unrecht wieder zut zu machen. „Miß Stuart bat mir verziehen", wiederholte Therese, als sie mein Zögern bemerkte. Mit weiblichem Scharfblick erkannte sie sofort die richtige Stelle, an der ich zu fasten sei. „Ich will eS ebenfalls thun", sagte ich, „von ganzem Herzen, wie ich wünsche, daß Gott mir in meiner Todesstunde vergebe." Ihre Augen leuchteten auf, ihr ganzes Gesicht glühte. „Glauben Sie nicht, daß ich sie betrüge, Mr. Lindley", sagte sie. „Ich bin in der That eine Sterbende. Der Tod hat manches Gute in sich. Mein ganzes Leben war eine Last und ein Fehlgriff. Ich habe nie gewußt, was Glück ist. Jetzt zum ersten Male, da Sie mir vergeben wollen, habe ich das Grsühl, als sei ich glücklich. Nicht war. Sie werden nicht schlechter von mir denken, wenn ich noch eine Bitte an Sie richte — ich, eine Sterbende? Sie gehen jetzt fort, wir nehmen Abschied von einander für immer. Wollen Sie mir bei unserem Scheiden einen Kuß geben — nicht der Liebe, einen Kuß der Versöhnung? Dann erst kann ich glücklich sterben." Konnte ich ihr diese Bitte abschlagen? Ich zögerte nicht einen Moment. Der Tod reinigt Alle-, und der Kuß, um den mich das Weib, da- mir und Ethelren bittere- Unrecht angethan hatte, bat, war nur VaS Siegel und Pfand unserer gemeinsamen Verzeihung. Ich ergriff ihre Hände, beugte mich zu ihr herab und drückte einen Kuß auf ihre Stirn. Sie schloß die Augen und lächelte. Ein friedliche-, glück liche- Lächeln schwebte um ihren Mund, als sie jetzt meine Hand drückte. „Dank", sagte sie, „tausend Dank. Nun ist er vorüber — der Schmerz de- Lebens. Leben Sie wohll" Von Rührung und widerstreitenden Gefühlen übermannt, schlich ich mich au- dem Zimmer. 41. Capitel. Während der Zeit, da die Nachforschungen angestellt wurden oder doch in den ersten Tagen derselben, lagen Darvill'S Leiche und die seiner Frau in der Todtenhalle, in der Ethelren ehemals gelegen hatte, nebeneinander. Keiner, außer Baux
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