Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950405025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895040502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895040502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-04
- Tag1895-04-05
- Monat1895-04
- Jahr1895
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
vezugS-Prei- G» tz» Hauptexp«dttton od«r den 1« Stadt» deztrk aad den Vororten errichtet» Aut- nabestell» adgohalt: vierteljährliche»4.«d bet »wetmaliaer täglich« Zastell»,, iX HaX e» bchL Durch dt, Post d»»og» für DeatschlaX uX Oesterreich: viertel,ehrlich e» . Direct» tägliche KrenjbauoieXaag iX AXlaX: monatlich e» 7.L0. Dtel>ror^».«°tgabe erscheint »Sgltch'/,? Uhr. dt» AbeX-ÄXgab« Wochentag» b Uhr. LeLacrivn und Erpeditto,: Aohaane-gassr 8. Dieirvedi.v» ch Wochentag« vnnnterbroch» Euer x» KX » de» »b«X» 7 Uhr. Filialen: Ott» Me»«'» Sorti«. (AlsrX Hahnd. Uaivrrsitätsstrabe 1. La»«t» Lösche. Kathariueastr. 1t. vart. und KöuiXvlX Abend-Ausgabe. ttp)igtr,Tagkl>latt Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. A«-eige».PreiG die «gespaltene Petitzeile 20 Psß. Neelam», «a« X» SiXscttoXftrich (tßs» Palt») bO>ch, vor den Familieanachrichta» lbgrspalt») M-ch. Orther, Schrift» laut unsere» PrK»- verzeechXb Tabellarischer und Ziffernsstz »ach höherem Tarif. Erlra»Beilage« (gesalzt), »»r «t» d« Warqen-AXaabe. ohne Poslbesördenmg ^ SO.—, mit Poftbesörderuug 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Nbend-AXgab«: vormittag« 10 Uhr. Viorg«»-Ausgabe: Nachmittag» tUhr. Sonn- und Festtag« früh Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle, j, «ix > halbe Stund« früh«. Anieige« sind stets an die Ggpedttta» zu richten. Druck and Verlag von E. Polz i» Leipzig 175. Freitag den 5. April 1895. 89. IcchrganK Politische Tagesschau. * Leipzig, 5. April. Die von Herrn von Koller in» Leben gerufene „Berliner Korrespondenz", die so rasch bei der Hand ist, Nachrichten zu dementiren, die der preußischen Regierung oder einem Theile derselben unbequem sind, hätte jetzt die wichtigere Aufgabe, durch ein energisches Dementi die Nebel zu zerstreue», welche die ultramontane Presse über den Empfang der beiden klerikalen RcichStagS-räsidentc» durch den Kaiser, die Vorgeschichte diese» Empfanges und die Vorgänge an der Galatasel zu Ehren des Fürsten Bismarck zu breiten sucht. Was jene Presse und ihre demokratischen Helfershelfer über jenen Empfang, über seine Vorgeschichte und über die Vorgänge an jener Tafel andeulen und erzählen, wird nachgerade beleidigend für den Kaiser und kränkend für seine berufenen Rathgeber. So wird nicht nur der Anschein er weckt, als sei die Einladung des ReichslagSvräsidiumS gewisser maßen von einer Entschuldigung oder doch wenigstens von beruhigenden oder beschwichtigenden Versicherungen begleitet gewesen, sondern man wagt es sogar, die einfache Form des von dem Kaiser aus den Fürsten auszebrachten Trink spruches so zu erklären, daß in dieser Fo'"> ein Ent gegenkommen gegen die Mehrheit des R ichßlags liege, „dessen Präsidium offenbar nicht in die Lage versetzt werden sollte, den Contrast zwischen der Lage am 23. März und der Situation, in der mau sich an der Tafel de fand, allzu lebhaft zu empfinden". Za, in der „Frankfurter Leitung" begegnen wir folgender Darlegung: „Auch der Verlaus des Festmahles hat Viele über rascht, denn sehr hochstehende und milden kaiserlichen Intentionen vertraute Personen erwarteten eine längere Tischrede des Kaisers. Cs ist auch von den Gästen ein nahe hinter dem kaiserlichen Platz im Weißen Saale postirter bekannter Stenograph bemerkt worden, der offenbar dorthin nur coininandirt war, um die Tischrede des Kaiser» auszunehmen. Sr hatte keine Gelegenheit, seine Kunst zu üben, und dürfte über das kurze „Seine Durchlaucht der Herzog von Lauenburg, Fürst Bismarck Hurrah! Hurrahl Hurrahl" wahr scheinlich ebenio überrascht gewesen sein, wie die meisten Festgäste." Zn dieser Behauptung liegt eine so unwürdige Insinuation dem Kaiser gegenüber und eine so schwere Verdächtigung des Staatsmannes, auf dessen Einfluß eine derartige Concession an die vom Kaiser vorher in dem bekannten Entrüstungs telegratzim an den Fürsten Bismarck gekennzeichnete Reichstags Mehrheit zurückzuführcn sein würde, daß sie von der hoch vfficiösen „Berl. Corr." nicht ignorirt werden darf. Aller dings wird Zeder, der die Form kennt, in der bei Festlichkeiten, die an Geburtstagen deutscher Bu ndeS fürsten oder fremder Souveraine am kaiserlichen Hofe staltfinden, der Kaiser dieser hohen Häupter gedenkt, dieselbe Form wieverfinden, dieKaiser Wilhelm am l. April angewendet hat. Es ist bei solchen Festlichkeiten nicht üblich, größere Rede» zu halten, und von oiesem Brauche konnte aus ganz selbstverständlichen Gründen auch am 80. Geburtstage des Altreichskanzlers nicht ab gegangen werben, und brauchte nicht abgcgaogen zu werben, weil der Kaiser seinen ersten Kanzler mit Ehren anderer Art wahrhaft überschüttet hat. Auf die spärlichen Kenner höfischer Gepflogenheiten sind aber jene Ausstreuungen auch gar nicht berechnet, sondern auf die ungleich zahlreicheren Nicht kenn er, vor denen nicht nur diedemFürsten Bismarck erwiesenen kaiserlichen Ehren herabgesetzt, sondern auch der Kaiser des WankelmutheS bezichtigt und seine Rathgeber in das Licht von Begünstigern der ultramontanen Wiederanschlängelungsversuche gerückt werden sollen. Demselben Zwecke dient die Aus streuung, der Kaiser habe sich beim Empfang der beiden tlerikalen Präsidenten sehr huldvoll unterhalten, die Vorgänge, die zu ihrer Wahl geführt, gar nicht erwähnt und bezüglich ihrer Amtsführung sogar Wunsche ausgesprochen, aus Venen man einen gewissen Tadel gegen den früheren Präsidenten rerauslesen könnte. ZedenfallS haben die nationalen Kreise des Volkes, die in Uebereinslinimung mit ihrem Kaiser über den schmählichen Beschluß vom 23. Mär; sich entrüsteten und mit ihrem Kaiser den Ebrentag deS größten deutschen Staatsmannes feierten, ein Recht, zu verlangen, daß der artiger ultramontaner GeschichtSsälschung ein rasches Ende »ereilet Werve, und zweifellos hat auch die „Berl. Corr." infolge ihrer Beziehungen zu Herrn v. Koller ein Interesse daran, aus den Rächen des Kaisers nicht eine Beschuldigung ätzen zu lassen, deren kränkender Charakter durch die Be mühungen deS CentrumS um die „Umsturzvorlage" nicht abgemildert wird. Die „Nordd. Allg. Z t z." bringt abermals einen der Artikel, welche den Anschein erwecken können, als ob sie von der Regierung inspirirt wären, um deren Auffassung wiederzugeben, ohne daß man aber sicher ist, ob es sich in der That so verhält. Es ist dringend zu wünschen, daß man über die Stellung der gegenwärtigen Regierung zu dem Blatte, welches den Grasen Caprivi im vorige» ommer und Herbst so heillos compromittirte, Gewißheit erhalte, denn der vorliegenee Artikel besagt in Kürze, daß es ganz in der Ordnung sein würde, wenn die Regierung sich — vorbehaltlich der Erörterung von Einzelheiten — die Klerikalisiruug der „Umsturzvorlage" gefallen ließe, da sie aus andere Art die erforderlichen Bestimmungen gegen die socialdemokratische Agitation nicht erhalten könne. Zu erfahren, ob dies in der Thal die Auffassung der Regie rung ist, wäre um so wichtiger, da bekanntlich die Bestim mungen gegen den Umsturz in den Commissivnsbeschlüssen bis zur Unbedeutendheit abgeschwächt sind, während die besonderen Wünsche deS Klerikalismus einen wahren Triumph gefeiert haben. Zn demselben Artikel der „Nordd. Allg. Ztg." wird als Grund für ein Zusammengehen der Regierung mit dem Centrum auch dessen Haltung in den Fragen bezeichnet, welche jüngst den Staatsrath beschäftigten. Mil Recht weist die „National-Zeitung" dieser Auffassung gegenüber darauf hin, daß die Regierung ihre Wirtschaftspolitik auch bei Gegnern der agrarischen Agitation gar nicht schlimmer bloßstellen könnte, als wenn sie dieselbe mit Hilfe von Zu aeständnissen an den Ullramontanismus durchfübren wollte. Nur eine Regierung von hilfloser Schwäche brauchte aus der artige Absichten zu Versalien. DaS Centrum hat ausreichende eigene Gründe, Vorschläge wie den Antrag Kanitz abzulebne»; es braucht dafür so wenig bezahlt zu werben, wie die National liberalen, sofern die Negierung sich nur zulraut und eu> schlossen ist, in dem Kampfe gegen die agrarische Agitation selber etwas zu bedeuten. Bekanntlich hat der österreichische Unterrichtsminister v. MadeySki gegen den Verdacht, er habe in Sachen der -nnsbrucker Bismarckfeicr aus die dortigen Professoren einen Druck ausüben wollen, dadurch sich zu wahren gesucht, daß er im Abgeordnetenhause einen Brief deS Rectors Ür. v. Waldner verlas, in welchem dieser dem Minister das etwas sonderbare Zeugniß ausstellt, er, der Rector, habe sich auf seine eigene Autorität, nicht auf die des Ministers, den Hochschulprofessoren gegenüber gestützt. Das von kleinlichstem Strebertbum zeugende Schreiben, das bisher nur in kurzem telegraphischen Auszug vorlag, ist zu charakteristisch, als daß wir unö die Wieder gäbe des Wortlautes versagen könnten. ES lautet: „Das Abendblatt der „dienen Freien Presse" vom 21. März bringt ein Telegramm ans Innsbruck über den Rücktritt der Universitüts-Prosefforen von der Theilnahme an der Bismarck- Adresse, in welchem Eurer Excellenz insinuirt wird, mir erklärt zn haben: Wenn Sie sich weigern, so kostet es Opfer. Ich fühle mich verpflichtet, Eurer Excellenz die ergebene Mittheilung zu machen, Laß ich es in der Conserenz. in der ich die Zustimmung der betreffenden Professoren zur veröffentlichten Rücktritts-Erklärung er wirkte, geradezu für meine Pflicht erachtete, nicht die Person und Autorität Eurer Excellenz, sondern meine eigene Person und meine Autorität als Rector in den Vordergrund zu stellen. Es ist daher völlig unwahr, daß ich Eurer Excellenz die obige oder irgend eine auch nur an nähernd ähnliche Aeußerung in den Mund gelegt hätte. Ich habe ganz umgekehrt das wahrhaft gütige Entgegenkommen und außerordentliche Wohlwollen hervorgehoben, mit welchem Eure Excellenz mir die Redressirung dieser Angelegenheit ans Herz legten, und ich schreibe dir allseitig» Zustimmung der Rücktritts« Erklärung vornehmlich diesem Momente zu! Leider hat sich an die veröffentlichte Erklärung eine aufbanschende locale Zeituugsfchde geknüpft, aus deren Bode» auch die Erfindung der obigen Aeußerung aufgesprossen ist." Gegen dieses Schreiben haben die betreffenden acht Pro fessoren folgende Erklärung veröffentlicht: „Gegenüber dem Briese des ReclorS der Innsbrucker Universität, vr. v. Waldner, vom 23. März, welchen Se. Excellenz der Herr Unterrichtsininister in der Sitzung des Abgeordnetenhauses vom 30. März verlesen hat, erklären die Unterzeichneten, daß derselbe ohne ibr Wissen versaßt worden ist, und daß die in ihm ge gebene Darstellung sowohl hinsichtlich des Charakters der Zwangs lage, in welche sic bei der vom Rector erwähnten Conserenz versetzt wurden, als auch in Bezug auf die Autorität, welche sich der Rector in diesem Briese zugejchrieben hat, den Thatsachen widerspricht. — Ter Herr Unterrichtsminister wird gleichzeitig vom wahren Sachverhalte in Kennlniß gesetzt. Die Professoren: vr. Heinricher, Vr. Kaltenbrunner, vr. Freiherr v. Myrbach, vr. Roux, vr. Züsfinger, Vr. Lanlschner, vr. Pommer, vr. Fr. Stolz." Zeyt bat der Cullusminister v. MadeySki wieder das Wort, der sich der Volksvertretung gegenüber mit dem Briefe des dienstwilligen Rectors gedeckt hat. Nach ofsiciösen Meldungen wird der sranzösische Minister deS Aeußern, Hanotaux, demnächst im Senat die Auf sehen erregenden Erklärungen des cuglischc» Unterslaats- secretairs Edward Grey über etwaige Absichten Frankreichs im Niltbal rrsp. am Niger zur Sprache bringen und sich im Wesentlichen voraussichtlich folgender maßen äußern: In der Rede Sir Edward Grey's werden mit Bezug ans den Niger, sowie aus den Nil eine Thatsachen» und eine Rechtsfrage aufgeworfen. Die Thatjachensrage werde sich unschwer regeln lassen. D>e ernstere Schwierigkeit liege in der Rechtsfrage. Die Behaup tung Sir Edward Grey's, die Mächte hätten anerkannt, daß das obere Nitthal in britischen Einflußsphäre liege, sei vielleicht richtig, wa^ Italien, Deutschland unö den freien Congoslaat betrifft, k leswegs aber mit Bezug ars Frankreich, oessen Stillschweigen nicht als Zustimmung ausgelegt werden könne. Die Rechte Englands in Egypten werden noch immer diScutirt. Zudem seien die Rechte Egypiens am oberen Nil anfechtbar. Die französische Regierung werde nur diejenigen Verträge beobachten, die von ihr unterzeichnet würben, und nicht Couventione», die von anderen Staaten vereinbart wurden. Die Diplomatie der Republik halte jedoch an der Ucberzeugung fest, daß eS möglich sein werde, zwischen den beiden in sreundschastlichen Be- ziehlingeil stehenden Nachbarstaaten ein Einvernehmen über die auf geworienen Fragen herbeizuführen. D. b. mit anderen Worten, der Minister erwartet und ist überzeugt, daß England einfach seine Prätensionen aufgiebt und die Rechte Frankreichs anerkennt. Denn, um auch die Machtsrage zu berühren, die Franzosen sind England in jenen strittigen Gebieten um eine gute Strecke voraus Selbst in dem für Englands Weltmachtstellung geradezu den Schlüssel bildenden Egypten ist die britische Macktrntsaltung nur verschwindend gering; sie wird vollends gleich Null in den oberen Nilländern und speciell in dem ganzen Flußgebiete des Bahr - el - Gaza!, welches die englische Phantasie bereits durch die vom Congo aufgebrochenen fran zösischen Expeditionen bedroht sieht, giebt es gegenwärtig seinen einzigen britischen Staatsangehörigen. Frankreich hat ich dagegen an allen in Betracht kommenden Puncten militairisch so stark gemacht, daß es auf die mündlichen und mpierene» Proteste Englands keine Rücksicht zu nehmen »raucht. Sir Edward Grey hat denn auch schon den Rück zug begonnen , wenn er in der letzten Unterbaussitzung seine Aeußerung, England beanspruche den „Wasserweg des Nils in seiner Gesammtheit", dabin interpretirt» er habe nur den Nilstuß im „Allgemeinen" gemeint, und jener Ausdruck dürfe nicht als eine „specielle Definition" des Territorium» auf- gefaßt werden. Deutsches Reich. * Leipzig, 5. April. Die Adresse, die der „Alldeutsche Verband" an den Fürsten Bismarck richtete, hat fol genden Wortlaut: Sr. Durchlaucht dem Fürsten Bismarck! Ew. Durchlaucht naht sich zu Hochdcro 80. Geburtstag auch der Alldeutsche Verband in dankbarer Liebe und Verehrung. Auch wir wollen nicht zurückstchen, wenn eS gilt, den Mann zu feiern, der der gewaltige Baumeister des neuen Reiches gewesen, in dessen mächtigem Schutze unser Volk nun seit 25 Zähren in Frieden leben und wirken konnte. Auch wir wollen nicht zurückslehen, wenn es gilt, dem Manne sich dankbar zu erweisen, von dessen Thaten nach Jahrhunderten noch unsere Enkel singen und sagen werden. Der Alldeutsche Verband glaubt aber eine ganz besondere Verpflichtung ru haben, sich heute der Zahl der Glückwünscheiidei, anzuschließen, da sein Streben nur dahin geht, die Wege zu wandeln, die Ew. Durchlaucht un serem Volke gewiesen habe», da er kein höheres Ziel kennt, als jenes stolze deutsche Nationalgefühl zu pflegen und zn ver tiefen, das Ew. Durchlaucht unserem Volke wiedergegeben haben. Geruben daher Ew. Durchlaucht unseren ehr erbietigsten Glückwunsch zum 80. Geburtstag gnädigst entgegenzunehmen, sowie uns zu gestatten, Ew. Durchlaucht die Ehrenmitgliedschasl des Alldeutschen Verbände« in unwandelbarer Treue und Dankbarkeit hierdurch zu übertragen. Die Auszeichnung, die Ew. Durchlaucht dem Alldeutschen Verband durch die Annahme der Ehrenmitgliedschaft er weisen. wird ein Sporn für ihn sein, mit neuer Hingebung sich der nationalen Arbeit zu widmen. Berlin, im März 1895. Ew. Durchlaucht ehrerbietig und treu ergebener Alldeutscher Verband. DaS Präsidium. Der Geschäftsführer. Prof. Vr. Ernst Hasse, M. d. R., vr. Adolf Lehr. Graf von Arnim-MnslÄu, M. d. R., von Kardorff-Wabnitz. M. d. R., von Fischer, Erster Bürgermeister, Augsburg. * Berlin, 4. April. Zur Frage der Bismarckfeier geht dem katholischen „Westfalen" von streng katholischer >Leite nachstchenceS Schreiben zu: „Als Windtborst seine Augen geschlossen und seiner politischen Wirksamkeit entrückt war, einigten sich seine politischen Gegner an seinem Grabe und ehrten den großen Mann nnd deutschen (?) Patrioten. Nicht so die Gegner Bismarck'S. Ein großer Theil des deutschen Volkes rüstet sich, das 80. Geburtssest des greisen Einsiedlers festlich zu begehen. Für Viele ist er der Heros, sie sehen an ihm nur Heldenhaftes, nur Bewundernswertbes. Für den deutschen Katholiken knüpft sich an seine Person allerdings manch unangenehme Erinnerung. Aber ist eS Zeit, sich gerade diese zu vergegenwärtigen und diese hervorzukeoren bei einem Feste, welches man auch bei weniger bedeutenden Sterblichen freudig zu begehen pflegt? Wo viel Licht, da ist auch viel Schatten! Zch möchte mich an diesem Tage an Die Französin. bs Roman von Arthur Zapp. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) „DaS muß wahr sein, Fräulein", erklärte er ihr eines Tages in ehrlich gemeinter Begeisterung, „ein schönes Land, Zhr Vaterland. Ah la bonnöhr! Die Verpflegung! Wenn der viele gute Wein nicht gewesen wär', wir wären ja gar nicht bis Paris gekommen. Der hat einen trotz Märsche und Strapazen auf den Beinen gehalten. Marschirt haben wir dundemaßig, Fräulein!" „Konnten Sie sich dann verständlich machen, wenn Sie irgend Etwas wollten?" fragte Madeleiue, die sich gern mit dem Pommer unterhielt, denn seine zutrauliche und drollige Art zerstreute uud erbriterte sie. „Freilich, damit stand's besonders im Anfang man saul", entgegnete Thielkc gesprächig. „Wenn man Etwas verlangte, dann hieß eS immer nur: Nix komprang! Mit der Zeit aber lernte man, was man brauchte: via — paiu nnd vi — vi, wie heißt doch gleich Fleisch aut Französisch, Fräulein?" „Viancle", half Madeleine lächelnd ein. „Richtig! viktuäe. Damit kam man durch ganz Frankreich." Als er ihren Familiennamen das erste Mal hörte, zuckte es in seinen Mienen und er kraute sich nachdenklich hinter dem Ohr. „Roncourt", wiederholte er, in seinen Erinnerungen forschend. „Roncourt! Donnerwetter, wo Hab' ich doch den Namen schon mal gehört? Kommt Ihr Name oft vor in Frankreich, Fräulein?" „Nein. Zch kenne keine einzige Familie desselben Namens Sie täuschen sich Wohl, Thielke." „Nein, nein, Fräulein, partutemang nich! Roncourt — den Namen kenn' ich! Na, ich komm schon noch draus." Und jedesmal in der Folgezeit, wenn die fremdländischen Laute an sein Ohr schlugen, lief ein Zucken über Tbielke's Gesicht, seine Augen blickten starr und mit krampfhaftem Eifer kramte er in seinem Gedächtniß. „Roncourt! Wo Hab' ich doch den Namen schon mal gehört?" Acht Tage später war Madeleine's zwanzigster Geburts tag. Zn einer wehmütkigen Stimmung erwachte sie, es war ja das erste Mal, daß sie diesen Tag ohne ihr Mutter verlebte. Else hatte sich schon früher als sie erhoben und war leise in das Nebenzimmer geschlüpft. Als Madeleine ihr ein halbes Stündchen später folgen wollte, blieb sie, lebhaft überrascht, auf der Schwelle stehen. Auf dem Tisch, der in die Mitte des Zimmers gerückt war, standen in großen Vasen prächtige, duftende BlumenbouquetS. „Willst Du Dir Deine Geburtstagsgeschenke nicht an- sehen, Madeleine?" redete sie der Oberst, ihr freundlich zu lächelnd, an. Befangen schritt sie vorwärts, die Familie war voll zählig versammelt. Die Frau Oberst, der sie seit jenem stürmischen Auftritt, der sich zwischen ihnen Beiden ab gespielt, nur flüchtig ein paar Mal im Corridor begegnet war. stand neben ihrem Gatten. Mit gesenkten Augen trat Madeleine an den Tisch und betrachtete zerstreut, mit einer mehr peinlichen als freudigen Empfindung, die verschiedenen Gaben: einen kostbaren Schmuck, einige französische und deutsche Bücher nnd ein paar nützliche Kleinigkeiten für den täglichen Gebrauch. Ganz zuletzt kam sie an einen von der Guirlande, die den Tisch einsäumte, und von einem anderen Gegenstand halb verdeckten Carton, der eine Anzahl von Photographien ent hielt. Mechanisch, ahnungslos hob sie einige derselben zu ihrem Gesicht empor. Es gab ibr einen sichtbaren Ruck. WaS war das? Ihre Augen leuchteten von freudigster Ueberraschung und eine jähe Nöthe stieg ihr in die Wangen. DaS war ja der unvergeß liche. prächtige „Place de Stanislaus" und da das „Palais de Zustice" und weiter der Bahnhof von Nancy — lauter Ansichten von Nancy und Umgebung. Die Augen wurden ibr naß und instinctiv, ohne eine weitere Ueberlegung anzu stellen, wandte sie sich zu ihrem Onkel um. Er streckte ihr die Hand entgegen: „Nun, war daS eine Ueberraschung? Freut eS Dich?" Sie beugte sich, statt einer Antwort, in einer impulsiven Bewegung hernieder, um seine Hand zu küssen, aber er zog sie rasch zu sich empor und küßte sie auf die Wange. Dann wandte er sich mit ihr zum Tisch herum und sagte: „Die Bücher da, auch die französischen bescheert Dir Deine Tante." Sie verstand ihn wohl, dennoch stand sie eine Weile un entschlossen nnd zaudernd. Aber sein Blick, der bittend und zugleich vorwurfsvoll auf ihr ruhte, bezwang das innere Widerstreben und vor ihre Tante tretend, ihre Augen fest auf dem Boden, sagte sie: „Zch danke Dir, Tante, und bitte Dich um Verzeihung." Die Worte kamen gezwungen und klanglos von ihren Lippen. Kühl nnd gemessen reichte ihr die Frau Oberst die Hand. IV. Die Monate schwanden, der Herbst ging zur Neige und mit ihm MadeleineS Trauerjahr. Die dunklen Kleider, die sie bisher ausschließlich getragen, vertauschte sie jetzt mit solchen von helleren Farben, auch ihre Scheu, ihr gedrücktes Wesen begannen immer sichtbarer einer seelischen Unbefangen heit und heiteren Gemüthsstimmung Platz zu machen. Sie begann sich allmählich im Kreise ihrer deutschen Verwandten heimisch zu fühlen. Charakteristisch war ihr Verbältniß zu den einzelnen Fa milienmitgliedern. Mit Else verband sie eine fast schwesterliche Vertraulichkeit und Herzlichkeit. Auch zu dem Oberst, der stets mit der zartesten Rücksichtnahme ihre in der Vergangenheit und den ihr anerzogenen Anschauungen wurzelnde Empfindlichkeit zu schonen beflissen war, fand sie einen unbefangenen nnd natürlich herzlichen Ton. „Lasten wir ihr Zeit!" mahnte der Oberst, wenn seine Gattin gelegentlich wieder einmal die Abwesende undankbar und gemüthloS schalt. „Die Herzen lassen sich nicht mit Gewalt zwingen. Mit der Zeit findet sie ganz von selbst den Weg zu uns" Nach solchen Ermahnungen zwang sich die Frau Oberst zwar zu einem freundlichen Wesen, aber eS war doch mehr äußere Höflichkeir, die sie sich der Nichte gegenüber abnöthigte, als eine verwandtschaftliche Zuneigung. Zwischen Madeleine und Herbert herrschte ein beständiger Wechsel zwischen einem verwandtschaftlich guten Einvernehmen und bell auflodernder Feindseligkeit. Seine Galanterie und Ritterlichkeit hielten nickt immer dem aufwallenden Temperamente Stand und die Meinungs verschiedenheit, die ihn in vielen Dingen von der französisch empfindenden Cousine trennte, gelangte nicht selten in hitzigen Debatten zum Ausdruck. Anfang November fand im'Hause deS Obersten zum ersten Male nach der Familientrauer eine Ballfestlichkeit statt. Es handelte sich darum, Madeleine in die Gesellschaft einzuführen Die Erscheinung des blaffen, blonden Mädchens mit den brennenden, dunklen Augen erregte Sensation» um so mehr, als ihre Herkunft und ihre ganz eigenartigen Beziehungen zur Familie des Obersten sie an und für sich höchst interessant machten. Man flüsterte sich die abenteuerlichsten, romantischsten Commentare dazu in die Obren. Daß ihr Vater französischer Officicr gewesen und als solcher dem Obersten sogar feindlich gegenübergestanden, darin stimmten Alle überein. Einige wollten sogar wissen, daß Madeleine's Vater in einem der Ausfallgefechte vor Metz durch eine» tückischen Zufall seinen: Schwager persönlich gegenüber gestellt und von diesem durch einen Revolverschuß getödtet worden sei. Se. Excellenz der commandirende General unterhielt sich eine geranme Weile mit ihr und sagte ihr ein paar Artig keiten über ihre Vaterstadt Nancy, die er auS eigener An schauung kannte. Die Damen überhäuften sie mit Liebens würdigkeiten, und manche von ihnen suckle» sogar ihr beinahe verlerntes Französisch hervor, um sich gegen die Fremde be sonders höflich und artig zu erweisen: Die jungen Herren bewunderten sie vorläufig aus respekt voller Entfernung und tauschten mit einander ibr Uriheil aus. Alle waren derselben Ansicht: „Höchst interessant! hockst edie! Man sieht ihr auf den ersten Blick die Französin an." Madeleine war angenehm überrascht. Mit geheimem Bangen hatte sie den Abend herankommen sehen, und nun überzeugte sie sich schnell, daß ihre stillen Besorgnisse über flüssig gewesen. Man sah in ihr zwar die Fremde, die Französin, aber man schöpfte daraus nur eine Veranlassung, ihr mit um so größerer Aufmerksamkeit und Artigkeit zu begegnen. Unter den Herren, die zum größten Tbeil dem Officier- stande angehörten, befand sich ein junger Artillerielieutenant, der im Gegensatz zu seinen Kameraden von der neuen Er scheinung im Hause des Obersten fast gar keine Notiz nahm. Mit schiecht verhehlter Ungeduld wartete er, bis die Würden träger, zu denen neben dem commandirenden General und dem Regierungspräsidenten noch ein halbes Dutzend anderer Herren vom Militair und Civil zählten, sich vor den Damen des Hauses, ihrer üblichen Complimente entledigt hatten. Dann näherte er sich Else rasch, als fürchte er, eS könnte ihm Jemand zuvorkammen. Sie begegnete ihm mit einem freudigen Auf leuchten ihrer Augen. Der konventionellen Begrüßungs- Phrase ließ er sofort die Frage folgen, die ihm offenbar sehr
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite