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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189504075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-04
- Tag1895-04-07
- Monat1895-04
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1895
- Autor
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BezugS-PrelS i» H« Hanplexvedition oder den i« Stadt» beritt und de» Vororten errichteten Ans» gabrstellen abgrholt: vierteljährlich ^>4.50, bet tweimaliaer täglicher Zustellung ms Lans^süLO. Durch dir Post bezogen für Dentschland und Oesterreich: vierteliährlich >>l . Direkte tägliche Kreuzbandiendung ins Ausland: monatlich 7.50. Di« Morgen-Ausgab« erscheint täglich mitAus» nahm» nach Sonn» und Festtage» '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. aMer IllgcblaÜ Ledaction un- Lrpe-itiou: Johannes,affe 8. Die iihwedition ist Wochentag» «nnnterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialen: Otto KltNim's Tortim. (Alfres Hahn), Univrrsitätsftraße 1, LoniS Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. ^-178. Sonntag den 7. April 1895. Die nächste Nummer erscheint am Montag Abend Anzeigen für diese Nummer, welche in erweiterte»« Umfange anSgegeben wird, werden Anzeigen-Prei- die ögesvaltene Pctitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4ge- ivalren» ,'OV,, vor den Familirnnachrichten <6gripalken) 40 6)rötzere Echristen laut unserem Preis» Verzeichnis. Tabellarischer und Ziffernsotz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen»Ausgabe, ohne Postbefürderung 60.—, mit Postbrsörderuu, 70-m. Ännahmeschluß für Aiyeizea: (nur Wochentags) Abend-Ausgabe: Bormittag« 10 Uhr. Morgen. Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» se eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 8S. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Oefferüliche Sitzung -er Stadtverordneten) Mittwoch, den 1». April 18V». Abends «'/. Uhr. im Sitzungssaal« am Naschmartte. Tagesordnung: l. Bericht deS Bau», Oekonomie» und Finanzausschusses über: ». Verlaus des an der nordwestlichen Ecke deS Baublocks zwischen Carl-Tauchnitz», Wilhclm-Seyfferth». Wächter» und Grassi-Straße gelegenen Bauplatzes; b. Verkauf des am Thvmasgüßchen und der Klostergasje gelegenen Eckbauplatzes; c. Verkauf der Baulichkeiten der Grundstücke Nr. 18, 20, 22, 24 an der Universitätsstrotze und Nr. 19, 21, 23, 2ü, 27 an der Magazingasse auf Abbruch, sowie Verkauf des dort frei- werdenden BauarealS; ä. die Rathsvorlage, betr. die Verträge über Erwerbung der Pleißenburg und Erbauung von Caserne» ments in Möckernscher Flur, sowie Ausführung der baulichen Herstellungen rc. H. Bericht des Finanzausschusses über: Erhebung von 8 Ein heitssätzen vom diesjährigen ersten Einkommensteuertermin; III. Bericht des Finanz» bez. Bau» und Berfassungsausschusses über: Conto 44 und Specialbudget „Vieh» und Schlachthof" nebst Anhängen deS Haushaltplanes auf das Jahr 1895. Bekanntmachung. Die diesjährige Lstermesse wird zufolge der neueren Be» stimmungen Sonntag, den 21. April eröffnet und Sonntag, den 12. Mai geWossrn. Sie ist sür den Groß» und Kleinhandel mit Waaren aller Gattungen bestimmt, namentlich auch für Rauchwaaren, Leder, Tuche und Mannsacturwaaren. Die Mctzbörse für die Lederindnstrie wird Montag, den 22. April, Nachm. 2—4 Uhr im großen Saale der „Neuen Börse" am Blücherplatz allhier ab» gehalten. Im Anschluß hieran weisen wir schon jetzt darauf bin, daß die diesjährige Michaelismeffc Sonntag, den 25. Avgnft, die Lrdermcffe aber erst Sonntag, den 8. September, beginnt und d e Mctzbörse für die Lederindnstrie Montag, den V. Sep tember, Nachm. 2—4 Uhr stattfindet Leipzig, am 14. März 1895. Is Der Rath der Stadt Leipzig. 79. vr. Georgli. Lpe. Bekanntmachung. Herr vr. viril. Karl Albert Heinrich König, alleiniger Inhaber der Firma Vi. Heinrich König äl Eo.» in Leipzig beabsichtigt, die von ihm seit dem Jahre 1886 im Grundstücke Dufourstraße 15 in Leipzig betriebene chemische Fabrik nach dem Grundstücke Weitzenfelser Strafte in Leipjtg-Ptagwitz (Nr. 30 Abth. ö des Brand kat., Nr. 299 u. 305 des Flurbuchs und Nr. 384 des Grund buchs) zu verlege» und daselbst die Verarbeitung verschiedener Erze (z. B. Wolfram, Maugan, Cerit, Gadolinit, Thvrit, Zirkon, Titan rc.) vorzunehmen und Mctalloxyde (wie z. B. Chrom», Kupfer, und Eisenoxyd) an» zufertigen, sowie Rohprodukte durch llmkrystallisiren derselben zu reinigen. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß etwaige gegen die beabsichtigte Anlage zu erhebende Einwendungen, welche nicht auf privatrechtlichen Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen bei uns anzubringen, alle übrigen Einwendungen aber, ohne daß von deren Erledigung die Genehmigung der Anlage ab» hängig gemacht wird, zur richterlichen Entscheidung zu verweisen sind. Leipzig, am 6. April 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. VI. 1233. Or. Georgi. Kaffelt. Lekamilmachnng. ES ist festgestellt worden, daß von auswärtigen Firmen Käse und Eßfette hergestellt und auch in hiesiger Stadt in den Verkehr gebracht werden, die nach der Art ihrer Zusammensetzung als Kunft- producte betrachtet werden, müssen. . . . Insbesondere gilt dies von Käsesorten, die ans Magermilch unter Zusatz von der Milch srrniLen Fetten hergestellt sind, und von Fetten, denen Oel deigemischt ist. Das handelstreibende Publicum wird darauf hingewiesen, daß derartige Kunstproducte nur unter der Bezeichnung Kunsl^Mar garine»)Käse, Kunstfeit oder unter ähnlichem, keine» Jrrthum erregenden Namen verkauft oder seilgehalten werden dürfen, und daß Zuwiderhandlungen auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen insbesondere des Nahrungsmitt,lgejetzes vom 14. Mai 1879 bestraft werden würden. Leipzig, den 3. April 1895. Der Rath per Stabt Leipzig, vm. 1325. ör. Georgi. S I. Städtische Fortbildungsschule für Knaben (Vorkstratze 2—4.) Die Anmeldungen neu eintreteuder Schüler werden von Montag, den 2v. April, bis Freitag, den 26. April, im Zimmer 7 (Erdgeschoß) angenommen. Di« a»S hiesigen Schulen Abgrgangeneu haben sich Vormittag» von 10—12 Uhr, die von auswärts Kommenden Nachmittags von 4 — 6 Uhr zu melden. In dieser Zeit sind auch die Abmeldungen derjenigen diesigen Eonsirmanden, die nach andere» hiesigen Schulen übertreten oder nach auswärts verziehen, za bewirten. Organisation der l. Fortbildungsschule: 1) Die Claffen werden gebildet nach Gewerbe, geistiger Reife und Alte der Schüler. 2) Stach dem Lewerbe hat die Schule ». Gewerbe gru ppen classen für Bauhandwrrker, für Kunstgcwerbr und Metallarbeiter, d. Fache lassen für Bäcker, Bureaubeamtr, Fleischer, Kellner, Tapezierer, e. Classen sür ungelernte Be rufe (Arbeits- und Laufburschen). Unter den folgenden UnterrichtSgegenftönden findet nach dem Gewerbe der Schüler eine Auswahl statt: Gewerbekunde, Heimath» kund«, Deutsch, gewerbliche Buchführung, Rechnen, Geometrie, Zeichnen (geometrisches Zeichnen, Projections» und Fachzeichaen), Geographie, Geschichte, französische Sprache, Stenographie, Rund», Kanzlei- und Ztrrschrift. Dir. L. »lobstsr. Bekanntmachung. Dem seitherigen RathSreferendar Herrn Ferdinand Oswald Eichorins haben wir, nachdem er dir zur Erlangung eines selbstständigen Richteramts erforderliche Staatsprüfung mit Erfolg bestanden hat, die Stellung eines „Rathsassrffors" verliehen. Leipzig, am 6. April 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Größel. Tie Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst als ab» banden gekommen angezeigten Psandscheiue Int. ll. lltr. 48782, ,1384, '»1405, 5,330. 85817, 04755, 90530, 08335. 08330, Int. ck. Nr. 1434, 4227, 10009, 22853, 23509, 23570, 23581, 32011, 34458, 35752, 30251, 30006, 41171, 44230, 4V441, 50533, 50554, 52753, 55083, 57042, 58304, 5874», 58843, 5V311, 01400, 01S01, 07307, 74151. 74240, 74358, 75405, 75406, 78052, 70064, 70441, 89520, 8V708, 00253, 00508, 02727, 03377, 05484, 95077, S0053, Int. L. Nr. 1400S, 14010, 22352 werden hierdurch aufgefordert, sich damit unverzüglich und längstens bis zum Ablauf von 30 Tagen nach der aus jedem der Scheine bemerkten Berfallzeit bei Unterzeichneter An» talt zn melden, um ihr Recht daran zu beweisen, oder dieselben gegen Belohnung zurückzugeben, widrigenfalls, der L«ihhaus»Ord» nung gemäß, den Anzeigern die Pfänder ausgrliesert und die In» Haber der Scheine ihrer etwaigen Ansprüche daraus verlustig gehen werden. Leipzig, den 5. Avril 1895. Die Verwaltung des Leihhauses und der Sparkasse. Die städtische Sparkasse beleiht Uerthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Svarcaffen-Devntation. Sonnabend, den 20. April 18S5, von Vormittag» 10 Uhr ab sollen im hiesigen städtischen Malzhause, Hotmstädterstraße <49, eine Anzahl anSrgugttte VekleidnngS- und Ansrüftungsftücke gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Grimma, am 6. April 1895. ' 2. Königin-Husaren-Regiment Nr. IS. Städtische Gewerbeschule. Der Unterricht im Sommerhalbjahr beginnt Montag, den 22. April früh 7 Uhr. Dir öffentliche Ausstellung der Schülerarbetten findet statt vom 11. Slyril bis mit 15. April; zum Besuche der» selben beehrt sich im Namen des Lehrercollrgiums ergebenst einzuladen Leipzig den 6. April 1895. Der Direktor: Architekt P. Schuster. König!. Kangkwerkknslhulr. Eltern und Vormunder, sowie Gönner und Freunde unserer Anstalt werden hierdurch zu der Montag, den 8. April von 9—5 und Dienstag, den 9. April von 9—11 und 12—1 stattfiudrnden Ausstellung -er Schülerarbeiten, sowie öffentlichen Entlassung der Schüler Dienstag, de« 9. April, 11 Uhr ergebenst eingrladen. Leipzig, den 5. April. Das Lehrerkollegium. zur Rückblick auf die Lismarckwoche. 2. In der verflossenen Woche ist die deutsche Geschichte um ein goldene- Blatt bereichert worden. Durch die Feier deS GebuxtStageS deS Fürsten BiSmarck bat die Nation den Schein der Undankbarkeit und Mißachtung nationaler Errungenschaften, in den sie die ReikbStagsmebrheit zu bringen gedacht, glänzend vor aller Welt zerstreut. Die auswärtige Presse, welche eine unbefangene Beobachterin und Richterin der Wahrheit ist, stellt fest, daß die Reichstags Mehrheit vom 23. März in nationalen Fragen die Ver treterin einer Minderheit war, die sich in dem Strom der Begeisterung des 1. April nicht an die Oberfläche gewagt hat. Die Versuche der demokratischen und ultramontanen Blätter, nachträglich die Ehrung BiSmarck'S durch Kaiser, Fürsten und Volk zu verkleinern, sind lächerlich oder erbärm lich. Eine- der charakterlosesten und zugleich einfältigsten Blätter früher Preußens und jetzt des deutschen Reiches, die «Boss. Ztg", hat die Methode dieser Irreführung durch eine allzu plumpe Anwendung enthüllt. Man erfindet Auszeichnungen, die «erwartet" worden sein sollten und nicht erfolgt find. So die Taufe deS jüngsten Panzerschiffes auf den Namen «BiSmarck". Eine solche Taufe batte aber kein Mensch erwartet, und daß der Kaiser bei dem zu Ehren des Fürsten gegebenen Mahle de« Fürsten BiSmarck in einer Form gedacht, wie sie an Gedenktagen der be freundeten fremdländischen Monarchen üblich, ist allerdings «iue Ueberraschung gewesen, aber eine erfreuliche für die Der ehrer deS großen Kanzlers. War schon die Heranziehung der Mitglieder der kaiserlichen Familie eine bis dahiu niemals einem Unterthanen zu Theil gewordene Ehre, so wies der Trinkspruch deS Kaisers dem Gefeierten noch auffallender einen gesonderten, unter den nichtgefürsteten Deutschen ihm allein zukommenden Ehrenplatz an. Der Monarch ließ BiSmarck wie Einen hoch leben, dessen Begrüßung selbst verständlich ist und nicht motivirt zu werden braucht. Die Beweggründe der Ehrung sind aber am l. April noch einma ausgesprochen worden in dem kaiserlichen Telegramm, daS BiSmarck den Stolz des deutschen Volkes neunt und von der antinationalen Presse bei der Jnventarisirung der BiSmarck ehrungeu begreiflicher Weise nicht berücksichtigt wird. So wenig an dem M-nne, ist an dem Danke seine« Kaiser- und seines Volkes für ihn zn mäkeln. DaS d'- ..Ger schließlich erkannt, und sie versucht nun, die Feier »u ver hingehen, insoweit sie die männliche Jugend, d.e den Fürsten gehuldigt, verächtlich machen möchte und dabei vergiß, dß Herr Windtborst sich Ovationen von Un.versitatSiunglmg n, wie das Blatt sich auSdrückt, Nicht nur sehr ) aefallen lasten, sondern auch großes Gewicht «us sie gelegt bat, obwoh! es im Vergleich zu den akademischen FriedrichSruh-Fahrern immer nur eme wmz.ge Anzahl deutscher Jünglinge war, die zu dem ^n rumSführ r emporgesehen bat. Ater das ultramontane Blatt beschimpft auch die Frauen Posens, die BiSmarck ihre Verehrung bekunden wollen, indem es ihnen wegen dieses ihres Vorbabens die Zucht und Ehre der deutschen Hausfrau absprubt. Die Gatten und Brüder der also Geschmähten werden die ver wirkte Züchtigung nicht auSbleiben lasten. Für die deutsche Ulgemeinhrit aber giebt die Beschimpfung deutschgesinnter Frauen in dem Organe, dessen Haltung von den ultra- montanen Führern bestimmt wird, einen Vorgeschmack Vesten, waS sie zu erfahren hätte, wenn daS Centrum die herr- chende Partei würde, wie dies jetzt auch von manchem ruhig Beobachtenden befürchtet wird. Wir theilen diese Be- orgniß zunächst ans dem Grunde nicht, weil der Reichs« änzler die Tendenzen de« UltramontaniSmus in früherer Berufsstellung kennen gelernt haben muß, sür unsere aus wärtige Politik verantwortlich ist, die sehr bald nach dem Antritt der Herrschaft deS CentrumS im Innern Italien gegenüber eine andere werden müßte. Fürst Hohenlohe kann nicht im Zweifel darüber sein, daß der deutsche Klerikalismus an dem Gedanken einer Intervention zur Wiederherstellung der wrltlichen Machtdes Papstthums, den Bischof Ketteler dem Fürsten BiSmarck nach der Besetzung Roms durch die Italiener vorgetragen und dessen Zurückweisung zur Bildung der CentrumSpartei und den reagirenden Culturkampf geführt hat, festhält. Ein rheinisches und ein fränkisches Cenirums organ haben vor nicht langer Zeit erst daS — im Ucbrigen selbstverständliche — Fortbestehen von Plänen dieser Art durch Angriffe auf den Dreibund verrathen, und die Ver legenheit, in die die Träger der ultramontanen Politik dadurch versetzt wurden, ist noch unvergessen. Für die nach Beherrschung der deutschen Politik ringende Partei war eS peinlich, Absichten bekundet zu sehen, deren Verwirklichung daS erste und wichtigste Ziel der zur Herr schaft Gelangten sein wird und muß. Den Maßstab für die Neigung der Regierung, sich dem KlerikaliSmus zu unterwerfen oder seinen Ansprüchen zu widerstreben, bildet die Umsturzvorlage. Bei Aufhebung deS Kanzelparagraphen, an der daS Cen trum in den gegenwärtigen Zeitläuften unmöglich ein stärkeres praktisches Interesse haben kann, hätte die demonstrative Bedeutung des Ganges durch ein taudini sches Joch; weigert die Regierung diesen nicht, so stehen wir unter einem klerikalen Regiment, mag die Spitze Hohenlohe oder Hompesch oder Arrnberg beißen. Das ist klar und die Klärung begrüßen wir. Für das wenige Brauchbare und Erträgliche, was die Vorlage enthält, wird nunmehr ein Preis gefordert, den zu zahlen Liberale nicht einen Augenblick lang auch nur bedenken können. UebrigenS hat auch in dieser Frage Fürst Bismarck den Wegweiser gemacht, indem er bei dem den Rectoren der deutschen Hochschulen gegebenen Mahle auf die fernere Erhaltung der deutschen Wissenschaft in der ihr nöthigen Freiheit und Unabhängigkeit trank. Deutsches Reich. * Leipzig, 6. April. Die an Seine Majestät den Kaiser auS Anlaß des Telegramms an den Fürsten Bismarck vom 23. v. M gerichtete Dank-Adresse ist mit rund 5400 Unterschriften versehen in stattlichen, Einbande gestern an da« kaiserliche und königliche Oberhofmarschallamt in Berlin abgesandt worden. r. Leipzig, 6. April. Für die Huldigungsfahrt zum Fürsten Bismarck nach Friedrichsruh war bekanntlich von vornherein der Himmelfahrstag in Aussicht genommen Daß Leipzigs großer Ehrenbürger den Besuch seiner Leipziaer Verehrer an d.efem Tage bestimmt erwartet, geht daraus bervor dag dem ConntS der «Vereinigung der Frauen Leipzigs zur Huldigung deS Fürsten BiSmarck" folgende Zu schrift aus FriedrichSruh zugegangen ist : ?'*"""** wird sich freuen, wenn die Leipziger Damen sich der Fahrt, die die dortigen Herren am Himmelfahrtstage nach^nedrichSruh unternehmen, auschließen werden." * Berlin, ü. April. Die Ansprache, mit der Fürst Ueberreichung deS Münchener EhrenburgerbriefeS beantwortete, verdien! besondere Auf- die Münchener gerichtet, ich ^ 'EtzteS Wort an Süddrutschlanb", sagtt, der..N- Fr. Pr. zufolge, der Altreichskanzler selbst. In der Thal aÄ! N?"' ^n durch die eigentliche Veranlassung gegebenen Rahmen und wendet sich an die nationale Be völkerung Süddeutschland« überhaupt: «Wir bleiben zu- sammen, besonders wenn man uns von außen an- zreist!" Das ist der Kern der Rede, und er wird jeuseit« des NainS ein freudiges Echo begeisterter Zustimmung finden. Fürst Bismarck bat in dieser Rede kraftvoll diejenige Saite an geschlagen, die in Süddeutschland stets am lautesten erklingt: die Erinnerung an die Waffenbrüderschaft in Frankreich, an die treue Kameradschaft im Feuer von Wörth, Sedan und Paris. Das stolze Wort: „Ich war auch dabei und mit dem Blut meiner Landsleute ist das Reich auck gekittet worden" — daS lebt in Süddeutsch» and auch in den klerikalen und demokratischen Be- völkerungSschichten, die sonst an Neichsfreudigkeit nickt immer allzuviel übrig haben, in frischer Kraft fort und ist auf die nackgewachsenen Generationen vererbt worden als ,eilige Tradition. Man muß cs gesehen haben, wenn auf dein Manöverfelde unter der Inspektion „unseres Fritz" und des alten Blumentbal die Veteranen und Kriegervereine -erzuströmten, wie ihre Augen leuchteten in dem Gedanken an die kriegerischen Großtbaten deS Einigungsjabres 1870/71, und man wird dann begreifen, wie hier ein kostbarer Schatz von patriotischer Treue und Kraft im Herzen deS Volkes ruht, den die Widerwärtigkeiten und Sorgen des Alltags vielleicht verdecken können, der aber zur Stunde der Nott, blank und reich wieder zn Tage tritt. „Wir bleiben zusammen!" * Berlin, V. April. Die NeichstagSersatzwahl in Erstein-MolShein, bietet sür die Beurtbeilung der gegen wärtigen politischen Verhältnisse im Elsaß interessante Momente. Baron Zorn von Bulach erhielt 11 751 Stimmen, der Social- demokral Bohle 5400, während 540 zersplitterten nnd 687 ungiltig waren. JnSgesammt sind somit 18 378 Stimmen abgegeben worben, von denen ein ziemlich boker Procentsatz, nämlich 1227, ohne Bedeutung blieben. Es standen sich nur zwei Candidaten gegenüber, Baron Zorn von Bulach, der den Wablkreis bereits bisher im Reichstage vertreten Halle, das Mandat aber wegen seiner Ernennung zum Unter- staatssecretair für Elsaß-Lothringen niederlegen mußte, nnd der Cigarrenbändler Böble ans Slraßburg. Weder der Protfft. noch der Klerikalismus batten eigene Candidaten aufgestellt, wenigstens waren am Wahltage selbst keine solchen mehr vor banden. Als es nämlich sicher war, daß Baron Zorn die Candidatur wieder annehmeu werde, erklärten die Klerikalen, sie würden gegen ibn Niemand aufstellen, da keine Aussicht auf Erfolg vorhanden sei. Dieser Beschluß fand jedoch nickt im ganzen klerikalen Lager, besonders nickt in dessen protest- lerisckem Tbeile, Beifall, so daß es dem eingefleischten Protestler Siestermann gelang, den Abbv Delsor zur Annahme einer Gegencandidatur zu bewegen. I)r. Siestermann selbst hatte einst, im Jahre 1887, mit 16 250 Stimmen gegen Baron Zorn gesiegt, der damals nur 5730 Stimmen erhielt, und er »lochte sich der Hoffnung bingeben, Delsor und der Socialist Bohle würden so viele Stimmen auf sich vereinigen, daß Zorn wenigstens in die Stichwahl käme. Allerdings sprach das Wahlergebnis von 1893 dagegen, wo Zorn 12 918, Sieffermann 5730 und Böhle 3037 Stimmen erhalten hatten, aber Delsor war eine andere Nummer, vor Allem nicht reiner Protestler, und konnte Zulaus von den Klerikalen erhalten. Als die Candidatur DelsorS bekannt wurde, fühlten sich die Socialdemokraten stark enttäuscht; sie batten gehafft, es würden die Protestler und die Klerikalen, welche von Wahlenthaltung nichts wissen wollten, ihrem Böhle die Stimmen geben und dieser je nach Umständen den Baron Zorn schlagen, zum Mindesten aber sich für sie eine Renomniagc-Minorität ergeben. Beide Tbeile täuschten fick bitter. Delsor hielt eS, weil er sich nicht lächerlich machen wollte, für gerathen, seine Candidatur knapp vor dem Wahl tage zurückzuziehen, und Böhle erzielte, obwohl er der alleinige Gegenkandidat war, doch nur .5400 Stimmen. Da der Zuwachs von 2400 gegen 1893 wohl größtentheils auf Rechnung der Protestler und Klerikalen kommt, so ergiebt sich sür den Wahlkreis Erstein - Mölsheim folgendes erfreuliche Bild: Protest im Absterben, Klerikalismus machtlos, Social demokratie ungefährlich, der Reichsgedanke eingelebt und sieg reich. Möge es bald in der Mehrzahl der Wahlkreise von Elsaß-Lothringen so sein! * Berlin, 6. April. AuS landwirthschaftlicken Kreisen erkält die «Kol». Ztg." folgende Zuschrift: «Gestatten Sie einem Manne der Praxis, der weder Mitglied des Bundes der Landwirtbe ist, „och zu den begeisterten Anhängern des Antrags Kanitz zäblt, die Ausführung des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe, wie relativ wenige Landwirthe an hoben Ge treibe preisen mteresfirt seien, durch einige Bemerkungen auf ihreu wahren Werth zurückzusühren. Diese Behauptung deS Reichskanzlers siebt nämlich zu den Tbatsacken in einem unlösbaren Widerspruch. Indem Fürst Hohenlobe die Behauptung aufslellt, Landwirtbe mit einem Betriebe von wenigen Hektaren könnten kein Getreide verkaufen, und dann daraus folgert, diese Leute seien an niedrigen Getreide- Preisen mteresfirt, baut er seinen Schluß aus einer durchaus falschen Voraussetzung auf. Die gerennzcichiietcli landwirtb- fchastlichen Betriebe könne» nickt bloß sehr wohl Getreide verkaufen, sondern .müssen eS sogar verlaufen; und zwar liegt daS einfach daran, weil cs aus laiidwirthschaftlich- tech nischen Gründen ein Unbiug ist, auch sür den kleinsten Betrieb immer aus derselbe» Parcellc dieselbe Brobsruckt zum eigenen Verbrauch (o. h. Roggen) zu bauen: vielmehr er bauen : fordert die Fnichtsolge gebiclerisch einen Wechsel in dem Anbau, der zwar zum kleinen Tbeil auch durch Hackfrucht (Kartoffel) berbeigeführt werden kann, m der Hauptsache jedoch im Wechsel des Getreides (für Roggen, Werzen oder Hafer oder Gerste) besteht. Es kommt also sür jeden Betrieb mit mathematischer Sicherheit immer wieder daS Jahr, in welchem Getreide (Weizen, Hafer oder Gerste) zum Verkauf gebracht werden muß, weil der Anbau dieser Früchte aus culturellcn Gründen nothwendig war, es kommt also mit der selben mathematischen Sicherheit auch sür den kleinsten Betrieb immer wieder der Zeitpunct, wo die Getreidrpreise für da» Ergebniß des Betriebe» von einschneidender Bedeutung werden Ich beschäftige selbst etwa 30 Arbeiter, die sämmtlich neben bei etwa» Landwirthschaft treiben auf einem Areal von etwa *
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