aufsuggeriert, wo keine da sind. D'.- Kultur könnte zur Not auch ohne all die Sekte und Schnäpse, ohne die Haby-Bartbinde, ohne die verschiedenen Schnürleiber mit und ohne Kunstbrust, ohne „Ber liner Range" L Co., kurz, ohne alle die Nichtigkeiten vorwärts kommen, für die die Reklame „erziehen" soll. „Soweit nötig", schreibt ihr Apologet. Heißt das: soweit es die Reklamemachendsn für nötig halten? Einen andern Sinn finde ich nicht, wenn es aber diesen hat, so bedeutet es wieder: darüber, für welche Bedürfnisse das Publi kum „erzogen" werden soll, hat durch die große Kulturarbeit der Reklame abermals das Kapital zu entscheiden, das Gewinn sucht. Also besteht wahrscheinlich eins Art prästabilierter Harmonie, die allein das für den Konsumenten Nützliche auch zu dem für den Produ zenten und Händler Profitablen macht. Nützlicheres z. B. als Sekt und Schnäpse gibt es auf der Welt augenscheinlich nicht, denn bei denen lohnt sich die Reklame am besten. And nun die für uns wichtigste Eigenschaft der Reklame: sie drängt zum Schwindel. „Man kann unmöglich vom Kaufmann er warten, daß er in seinen Inseraten und sonstigen Reklamen sagt, daß seine Ware nichts Neues darstelle, im Preise und in der Güte vor Konkurrenzwaren keine Vorzüge habe und dergleichen mehr. Dann wäre ja der Inserent kein Kaufmann mehr." Lassen wir auf diese Worte Kujaths die Frage beiseite, ob eine kaufmännische Empfehlung des Eigenen notwendig eine Herabsetzung des Fremden bedeuten müsse und enthalten wir uns auch einer Betrachtung über das, wofür er als für „kaufmännische Denkungsart" im Publikum mehr Verständnis wünscht — wir könnten sonst leicht ungerecht werden, tatsächlich unge recht, denn der moderne Kaufmann arbeitet auch mit seiner Reklame sehr großen Teils unter einem ganz übermächtigen wirtschaftlichen Zwange, und zwar unter einem, der nicht nur die Handlungen gebietet, sondern auch die Auffassung der Handlungen mit Schutz gefühlen psychisch mitbestimmt. Es ist aber klar, daß durch den Kon kurrenzkampf der Empfehlende zum Abertreiben, der Absrtreibende zum Schwindeln sagen wir nur: versucht wird. Der Versuchung unterliegen viele, teils seufzend, teils lachend. Selbst das ist noch nicht gar so schlimm, da ja jeder einigermaßen Eingeweihte die Emp fehlungen von Interessenten richtig zu bewerten weiß. Aber er kann das nur, wenn er sie als solche erkennen kann. And eben weil das so ist, liegt die „Arsprungsmarke" nicht im Interesse und nicht im Willen der skrupelloseren Reklamemacher: wir haben auf ihrem Gebiet eine große Bewegung zur Verschleierung der Verfasser schaft und damit zur Täuschung der Leserwelt, als stammten die be treffenden Empfehlungen nicht von Interessenten, als seien sie ob jektive Gutachten etwa der geschäftlich unbeteiligten Redaktion. Den Rekord hat auch hier „Nord und Süd" geschaffen: es inseriert eine Selbstempfehlung im Anzeigenteil einer angesehenen Zeitschrift und druckt dann sein eigenes Inserat als Arteil jener Zeitschrift ab. Vorläufig noch weit verbreiteter ist aber die Täuschung durch be zahlte sogenannte „Eingesandt". Solange sich diese als Annoncen an bevorzugter Stelle ohne weiteres erkennen lassen, kommen sie für diesen Zusammenhang nicht in Betracht, aber die Tendenz geht dahin, dieses