Wesen zu verschleiern. Der Trennstrich zwischen redaktionellem und inseriertem Teil wird immer bescheidener, die Schriftgattung und die ganze Aufmachung der bezahlten „Eingesandt" wird dem redaktionellen Texte immer mehr angeähnelt, und schon scheute sich eine große Zeitung nicht, ihre Interessenten in Zirkularen darauf hinzuweisen, daß bei ihr derartige Inserate „vom redaktionellen Teil kaum zu unterscheiden" sind. Das große Publikum, das in der Zeitungs technik nicht Bescheid weiß, hält natürlich solche Reklamen meistens auch dann für unparteiische Empfehlungen, wenn sie statt mit deutschen Textlettern mit lateinischen oder sonst in irgendwie andrer Schrift gedruckt werden — was fortlaufend gedruckt ist, nimmt es für redak tionell. Aber auch in dem wirklich „redaktionellen" Texte, in dem, für den die Redaktion vor dem Gesetze verantwortlich ist, findet sich be kanntlich in der weit überwiegenden Mehrzahl unsrer Tageszeitungen eine ganze Gruppe von Empfehlungen, die ihrem eigentlichen Wesen nach meistens Inserate gegen Bezahlung mit Ware sind, sei es mit Rezensionsexemplaren von Büchern, sei es mit Freibilletten oder auch mit gleichzeitig laufenden eigentlichen Annoncenaufträgen: die „Waschzettel". Mitteilungen von Verfassern und Verlegern oder sonstigen Interessenten auch im redaktionellen Teile sind an sich gewiß nicht zu verwerfen, wir wünschten sie im Gegenteil viel häufiger, als sie sind, damit den Produzenten der verschiedenen Art auch hier ermöglicht werde, zu sagen, was sie wollten, und überhaupt: wie s i e ihre Leistung ansehen. Nur, daß sich auch hier die Bedingung von selbst versteht: man muß wissen, ob ein Unbeteiligter oder ein Interessent spricht. Wie man's da hält, das haben wir vom Kunst wart mit einem interessanten Versuche erprobt. Der Kunstwartverlag verschickte zu seinen Publikationen klar und deutlich mit seiner Firma oder dem Namen Georg D. W. Callwey Unterzeichnete Begleit zettel, damit jeder sehe, wessen Auffassung niedergelegt sei. Von der weit überwiegenden Mehrzahl der Zeitungen wurde diese Unterschrift einfach gestrichen. Bei vielen gewiß in der guten Absicht, die Verantwortung für das Gesagte von Redaktions wegen zu über nehmen. Bei andern, weil sie meinten, es könne als eine „Bloß stellung" unseres Verlags mißdeutet werden — wenn er sich zu seiner eignen Meinung bekannte. Ich lasse dahingestellt, ob bei einer dritten Gruppe aus Besorgnis, das „Umsichgreifen" unsrer Neuerung könne dazu führen, die Waschzettel auch sonst als das erkennen zu lassen, was sie sind, und damit die geschäftliche Ausnutzung dieses Zeitungs teils erschweren. Aber die Reklame durch Insertion ist ja durchaus nicht die einzige, die auf Täuschung ausgeht. Da haben wir den „Herausgeber"-Unfug, von dem ich kürzlich gesprochen habe. Sich mit Geld oder Ehre „Namen" für Lockschilder zu mieten, ohne daß ihre Träger ernsthaft Mitarbeiten, ist schon seit geraumer Zeit beliebt, als an das schlagendste Beispiel erinnere ich an den literarischen Ratgeber von „Nord und Süd", der auf Liliencrons ehrlichen Namen warb und in Wahrheit von den Herren Iadassohn und Friedmann geleitet wurde. Ein anderes Beispiel aus jüngster Zeit hat gutgläubig Sombart selber geliefert,