ein Wort zu sagen von der notwendigen Verbindung von Künstler, Arbeiter und Kaufmann. Denke ich mich in die Lage eines Fabrikanten, so verstehe ich, das; er auch beim besten Willen sich in der Messe mutlos fragt: ja, welches der ausgestellten Muster soll ich denn verwenden und bestellen? Ich erinnere an die Skizzen zu Tapeten. Der Geschäftsmann sagt sich: übernehme ich diese Muster, so arbeite ich einzig für meinLager, verkaufen kann ich sie nicht. 2n Wahrheit aber ist es nur gut, daß das Verhältnis von Künstler und Geschäfts mann nicht so einfach ist, das; das Erwerben eines Entwurfes allein nicht genügt. Der Fabrikant darf nicht nach dem Entwurf suchen, sondern nach dem Künstler! Der Künstler kann ohne Auftrag viel fach nur Phantasien schaffen, und gerade der Beste denkt dann nicht an bestimmte Einzelfälle, er gibt lediglich Beweise innerer Kraft und innerer Begabung. Seine Arbeit schreit aber trotzdem nach dem Kaufmann, damit sie übergeleitet werde in das wirkliche Leben. Der Kaufmann aber braucht den Künstler. Es gibt keine bessere Ehe, als die zwischen Künstler und Kaufmann. Der Kauf mann bewundert am Künstler die Leichtigkeit und den Schwung des Denkens, er sieht in ihm die Möglichkeit, Erfüllung für kaum cingestandene Absichten zu finden. Der Künstler aber bewundert am Kaufmann mit Sehnsucht die Vorteile eines geregelten Lebens. Er staunt über die Ordnung der Taschen, die eine sorgfältig verteilte Wohnung sind für eine immer richtiggehende Uhr, einen stets gut gespitzten Bleistift, ein sauberes und scharfes Messer, eine wohlassortierte Zigarrenlasche. Ein jeder sieht im andern die jen seitige Welt, jeder freut sich, Ergänzung für das zu finden, was ihm versagt ist. Aus diesem Ausgleich, aus dieser Spannung der Gegensätze aber entsteht erst, wie bei der Elektrizität, der Strom, der alle Kräfte des Lebens in sich trägt. Denn das Geheimnis des Lebens ist, daß es nicht dem Einzelnen, sondern nur der Vereinigung von Kraft lind Gegenkraft entsteigt, daß es nicht Wiederholung, sondern Erneuerung und Verjüngung will. Schwer freilich ist es für die Arbeit der Gesamtheit, daß sie sich - wie die Schale des Brunnens - organisch auf Zufluß und Erneuerung einstellt. Das kann nur geschehen durch 14