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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.04.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950409026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895040902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895040902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-04
- Tag1895-04-09
- Monat1895-04
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Ledactio» »uL Lrpr-Mon: )»tza»»e»,asf« 8. eMM i» «Meditto, ist lSocheatag« »»unterbrochen »Sffuet X« früh 8 dis «beud« 7 Uhr. Filialen: vtt« Oie«« » Esrtt«. (Alfred Hahn), llniversttäbistratze 1. Louis Lösche, Aathariueustr. 14, Part, und König-Platz 7. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigen.Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfq. Reclamen unter dem Redartionsslrich (4g«- spalten) üO.^,, vor de» Familiennachrichten sügespalten) 40^. tSroßere Schriften laut unserem Preis- verzeichnib. Tabellarischer und Zifsernsatz nach höherem Tarif. (krtra-Beilage» (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe. ohne Postbefürderung .«l 60.—, mit Posibesördrrung ^ 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentag«) Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen- Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anreisen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^181. Dienstag den 9. April 1895. 89. Jahrgang 180,80 159,— 116.80 83.80 84^ 374-,« 68.— 158 — 151.— 330,— 187,30 10830 3361« 930,— 160.80 148.70 64.80 138.70 140.40 13840 183.80 «: OrsrUt- l 188 10 156.80 138.50 138.70 145.80 98.38 88.73 8,68 153,78 385,— lvsstb. — 3668 444.65 336.— 111.50 302.80 233,— 86.30 346.28 100.88 88.75 132.30 48.421, 9,68 88.78 1,31 isILstkUä 73>« 80'« 12-«- 641« - 41 68>z 88', 35-« 96>« aeiüe — 10«'. 13', 1-«", > 301, 67.78 ISO.— >38,10 73,34 >38.— 35.63'. m — 339,30 25,38'- 4'« 38,68 1^, ras var teizeuä. 811, 91. 96« so per 32,50 3t. Uodeu »sriksa. >tk <7/4) 7/4) äer uisclsrl. ctüscks '»lupfel >ak <I«r vuiou- vavü Sa«. kk«üe» Polttische Tagesschau. * Leipzig, 9. April. In Berlin hat am 5. d. M. eine Versammlung social- demokratischer vraueretardettrr stattgefunden, deren Beschluß, die Brauereien zur Freigabe des t. Mai ausrufordern, vielleicht ohne jede weitere Folge bleibt, deren Verlauf aber schon deswegen interessant ist, weil der am 24. December beendigte Boycott des vorigen Jahres aus dem Maistreik von Brauereiböttchern hervorgegangen war. Bemerkenswerth ist vor allem der Umstand, daß in der Versammlung der Brauereiarbeiter der Erste, der die Arbeitseinstellung am „Weltfeiertag" forderte, ein Gastwirth war. Das Interesse, die Vereinigung der Proletarier aller Länder am 1. Mai möglichst augenfällig hervortrcten zu lassen, wird ihn wohl nicht geleitet haben. Bekanntlich bat der Boycott sür socialdemokratische Verkäufer einen goldenen Boden, wenn sie nicht boycottirte Waare vertreiben. Allen Rednern, mit Ausnahme eine- einzigen, der unter starkem Widerspruch die Meinung auSsprach, die Arbeiter würden froh sein, sich ihren Verdienst zu erkalten, und deshalb nicht streiken, war der Ton de« UebermutheS eigen: „Die (näm lich die Brauereien) haben genug, die sind so zaghaft geworden, daßsie niemals mehr einen Kampf mitdenAibeitern aufnehmen", oder „die sollen einmal seben!" Diese und ähnliche Redens arten zeigten deutlich, daß die sociatdemokratische Masse sich nicht als die Besiegte im vorjährigen Streik ansieht, wozu sie auch keinen Grund hat. Recht lehrreich ist auch die vor- getragenr Auffassung, daß wegen der Maifeier die weitere Arbeitsgelegenheit gar nicht entzogen werden dürfe, da nach dem Abkommen, das den Boycott beendigte, die Zu gehörigkeit zur socialdemokratischen Partei keinen Entlassung-- grund bilden solle. Man sieht, die öffentliche Erörterung der CentrumSanträge zur Umsturzvorlage hat bildend auf die socialdemokratische Dialektik eingewirkt: der Maistreik ist eine „Einrichtung" der Socialdemokratie und wie diese zu — respectiren. Wohin die Nachgiebigkeit gegen socialdemokratische politische Forderungen, wie sie bei dem Abschluß deS Boycotts hervortrat, führt, zeigt folgende Episode in derBrauereiarbeiter- versammluag. Eswurde nntaetheilt.daßeine Brauerei sich bereits erbötig gemacht habe, den 1. Mai freizugeben. Dazu bemerkte ein Theilnehmer: „Jetzt wollen wir mal bei dem Direktor dieser (namhaft gemachten) Brauerei aufragen, wie er sich zum Acht stundentage stellt. Wenn er den t. Mai freiaiebt, kannerauch die achtstündige Arbeitszeit einfvhren!" Das Beißende an di«s«m Hohn ist, daß er die Logik auf seiner Seite hat. Die Mai frier ist bekanntlich vor Allem als Demonstration für die Ein führung deS Achtstundentags gedacht. Wenn man sich mit ihr absindet, so lädt man allerdings den Schein auf sich, der Sache, der d,e Kundgebung gilt, geneigt zu sein. Der Beschluß, der schließlich gefaßt wurde, geht dahin, den Brauereien „aufzugrben", spätestens acht Tage vor dem I. Mai sich zu erklären, ob sie in die socialdemokratische Feier willigen oder nicht. Diese Erinnerung an den vorjährigen Boycott ruft eine andere wach, die seinen Abschluß betrifft. Herr Singer hat Anfang Januar öffentlich erklärt, er habe die „Kreuz zeitung" wegen Beleidigung verklagt, weil daS Blatt die Person des socialdemokratiscken Parteiführers mit gewissen Börsenspekulationen, deren „Richtigkeit" der EourSzettel als bald nach der Beendigung deS Bierverrufs darthat, in Zu sammenhang gebracht hatte. Seitdem hat man von dieser Klage nicht- mehr gehört. Wie man der „Köln. Ztg." vom Rheine schreibt, wird von mehreren Mitgliedern des großen Ausschusses für da» Bismarck-Denkmal, für welches bekanntlich über eine Million Mark im grsanimteu deutschen Vaterland« seiner Zeit ge- ammelt worden sind, der Antrag vorbereitet, daß daS Denkmal angesichts des Berliner Stabtverordnetenbeschlusses, den Altreichskanzler nicht znm 80. Geburtstage zn beglück wünschen, auf keinen Fall in Berlin errichtet werde. Vielmehr soll der Ausschuß aufgesordert werden, irgend eine geeig nete Berghöhe in Deutschland sür daS Denkmal auszuwählen. Wir können diese Abneigung gegen Berlin als den Standort eines BiSmarck-DenkmalS nur gerechtfertigt finden und er warten überdies, daß die Mebrheit des Stadtverordneten- CollegiumS, die einer Beglückwünschung de- größten deutschen Staatsmannes sich widersetzte, die Eonsequenz deS ersten Bicepräsidenten deS Reichstags sich zum Muster nimmt und auch ihrerseits gegen die Errichtung eines BiSmarck-DenkmalS in der Reichshauptstadt energisch protcstirt. Blos bei rer Enthüllung durch Fernbleiben zu demonstriren, wäre so ziel- bewußter und sleifnackigcr Männer unwürdig. IleberdieS würde man ihnen, wenn später Besudelungen des Denkmals vor kämen, nicht mit Unrecht wenigstens einen Theil der Schuld in die Schuhe schieben. Schon deshalb liegt eö ini eigenen Interesse der Herren, sich gegen ein Bismarck-Denkmal in Berlin zu wehren und für die Annahme des obenerwähnten Antrags sich kräftigst zu regen. In Herrn Professor Virchow besitzen sie ja die geeignetste Kraft, um nachzuweisen, daß die Hochburg deS deutschen Freisinns nicht durch ein Standbild Biömarck'S verunziert werden darf. Es war vorauszusehen, daß die große Colonialrede Hanotaux' im französischen Senat von den englischen Preßorganen nicht sehr beifällig begrüßt werden würbe. Der Wettkampf der engtisch-französischen Afrika-Interessen steht augenblicklich so, daß Frankreich der energisch vorgehende, England der langsam und verdrossen nachgehende Theil ist. Zn Paris bat man den Augenblick, sich am Niger und Ni zu vrmaSkiren, mit großem Geschick gewählt. England wird durch die Vorgänge in Ostasien beinahe ausschließlich in An spruch genommen; nebenbei hat e« noch einen kleinen Krieg in Tschltral zu führen, der ihm zwar durchaus keine über baS Maß seiner Leistungsfähigkeit hinausgebende Krastanstrengunc zumuthet, immerhin aber in der öffentlichen Meinung des LaudeS eine starke Abneigung gegen dir Unternehmung gleich zeitiger militairis... r Anläufe in Afrika bervorruft. Das Eabinet Rosebery ist in Folge der langwierigen Erkrankung seine« Chef« auf dem Gebiete der auswärtigen Politik etwas ins Hintertreffen gerathen; es hatte sich darauf verlassen daß seine vor etlichen Monaten unter dem Titel „englisch französisch-russische Entente" versuchte diplomatische Diversion dazu beitragen würde, die Schärfe des französischen Mitbewerbes einigermaßen zu mildern. Diese Hoffnung hat sich als trügerisch eriviesen. Die konservativen Londoner Blätter fordern von der Regierung, sie solle Hanotaux' Ver langen erfüllen und in Paris unzweideutig erklären, was sie in Afrika für England reclamire. Es hieße indessen die Gepflogenheiten liberaler englischer Cabinete schlecht kennen wollte man annehmen, daß Lord Rosebery aus diese Zu muthung ohne Weiteres eingehen werde. Tenn es ist zetm gegen eins zu wetten, daß die englischen Forderungen taö, I waS man sranzösischerseits allenfalls zugestehen möchte, weit I überholen. Und überhaupt liebt es England nicht, wenn > andere Leute seinem colonialen Thun und Treiben zu genau uachgehe». Lieber zieht es sich hinter allgemeine, zu nichts verbindende Redewendungen zurück und läßt die Zeit für sich arbeiten. Man wird deshalb die Entschiedenheit, womit in den Londoner Blätter» momentan aus Rrspectirung der englischen Interessensphären am oberen Nil und am Mittel auf des Niger seitens der Franzosen bestanden wird, einst weilen nicht z» wörtlich nehmen dürfen. Der Papst giebt seine Bemühungen, eine Bereinigung der anglikanischen sttrche mit der katholischen oder vorläufig wenigsten« eine Annäherung beider Kirchen zu Stande zu bringen, nicht auf. Um den Boden vorzubereiten, hat der Erzbischof von Westminstcr, Cardinal Bang Han, u. A. mit besonderem Eifer das der Congregation der Propaganda vor- gelegte Gesuch der englischen Bischöfe betrieben, wonach den englisck'en Katholiken die bisher verweigerte Erlaubniß zum B esuch e pr otestan t ischer Universitä ten ertbeilt werden möge. Seine Bemühungen waren von Erfolg gekrönt, denn die genannte Propaganda hat in ihrer letzten Sitzung diesem Ansuchen Folge gegeben. Das Verlangen deS Cardi- nals Baugban erhielt lebhafte Befürwortung seitens des Be richterstatters Cardinals Galimberti. Dieser machte in seiner Argumentation zur Unterstützung des Gesuches geltend, daß die Situation in England, welche seinerzeit die Fernhaltung der Katholiken von dem Besuche der protestantischen Universitäten geboten erscheinen ließ, gegenwärtig nicht mehr bestehe und daß der öffentliche Geist in dem ge nannten Lande, der früher von solcher Feindseligkeit gegen den Katholicismus erfüllt war, diesem heute durchaus nicht mehr unfreundlich gegenüber stehe. Zn dem Ge suche der englischen Bischöfe wird mit besonderem Nachdrucke auf die durch eine Enquete der letzteren sestgestellte Thatsachr dingewiesen, daß die katholischen Jünglinge, die in protestan tischen ErziebungSinstituteu ihre erste Bildung erhielten, in ihrem Glauben ebenso fest waren, wie die anderwärts er zogenen. Die Congregation derPropaganda bat nun den Beschluß gefaßt, daß den englischen Katholiken der Besuch protestan tischer Universitäten ^,per mockum oxperimeuti" zu gestatten sei. Es wurde somit einstweilen nur eine Erlaubniß au Widerruf rrtheilt, und es wird von den Erfahrungen, die man in dieser Richtung machen wird, abbängen, ob der Besuch protestantischer Hochschulen den englichen Katholiken in endgiltiger Form bewilligt wird. Der Beschluß der Con- gregation hat bereits die Gutheißung de- Papstes erhalten. Dieser wird, wie gemeldet wurde, zu Ostern eine Encyklika über die Wiedervereinigung beider Kirchen erlassen, dann aber dürfte es hoch an der Zeit sein, daß der englische Protestan tismus entscheidend Stellung nimmt gegenüber den Um garnungSversuchen Leo Xlll. Deutsches Reich. ^ Berlin, 8. April. DaS nunmehr im Ganzen ermittelte Ergebniß der Eisenacher Wahl giebt noch zu einer de sonderen Betrachtung Anlaß. Es sind in-gesammt abgegeben rund 14 000 Stimmen, davon unbedingt für den Antra) Kaniy nur rund .1000. Die Antisemiten hatten den Antra zwar mit auf ihr Wahlprogramm genommen, aber da sie ihn behutsam in der Tasche behielten, wo sie nicht direct dar nach gefragt wurden, kann man die antisemitischen Stimmen weder für noch gegen den Antrag Kanitz in Anspruch nehmen Jedenfalls sind aber alle übrigen Stimmen bewußtermaßen egen den Antrag Kanitz abgegeben. Läßt man nun die 2700 antisemitischen Stimmen ganz außer Betracht, so bleiben 8.100 Stimmen gegen und .1000 für den Antrag Kanitz bestehen. Hon den Wählern deS zweiten Reichstagswahlkreises ves Groß lerzogthnniöSachsen-Weimar-Eisenach ist also derAntraaKaintz nahezu mit Zweidrittelmehrheit abgelehnt. Die Berliner Heilung deS Bundes der Landwirtbe, welche mit allen ihren reichen Mitteln an Gelb und agitatorischen Kräften ledig- ich und ausschließlich auf den Antrag Kanitz hin, die Wählerschaft in zwei Heerlager zu spalten, bestrebt war, muß doch der Meinung gewesen sein, daß die Mehr heit sich unter ihrer Fahne sammeln werde. Dann ist die Hauptwahl allerdings ein harter Schlag sür sie, unt er dürste sie um so schwerer bedrücken, als ibr in die Stich wahl gelangter Candidat jetzt absolut nichts weiter zu bitten vermag, als immer nur denselben Antrag Kanitz, mit dem eine so große Mehrheit der Wählerschaft zwecklos brüSkirl würbe. Denn das politische GlaubenSbekenntniß des Canbi- dalen unterschied sich, wie wir bereits im Einzelnen auS- einandergesetzt haben, in nichts von dem radicalen Bekennlniß der Antisemiten und Freisinnigen, es verwirft namentlich die unentbehrlichen Hilfsmittel der ReickSsinanzreform. * Berlin, 8. April. Wie die „Post" erfäbrt, ist die Frage der Placirung der fremdländischen Geschwader und einzeln ankernden Kriegssahrzeuge bei der Eröffnung des Nordostsee - Canals in ver Hauptsache als erledigt zu betrachten. Der Hasencapitain des Kieler NeichSkriegshasens, Capitain zur See z. D. Langemak, läßt in Verbindung mit dem Oberwerft-Directvr, Capitain zur See Diderichsrn, gegen wärtig eine lange Reihe von verankerten Bojen legen, an denen die einlausenden fremden Kriegssahrzeuge festniachen werden. Die Liegestrllen der Flotten werden zwei Reiben umfassen, da einerseits eine Kiellinie trotz der Länge deSKieler HafenSvon gegen 10 km nicht ausreichen würde und man auf der andern Seite den am entferntesten von der Stadt ankernden Schiffen die Communicationsverhältnisse nach dem Znnenhafen er leichtern will. Auf diese Weise wird zwischen den beiden Doppelreihen der Geschwader ein natürliches, geschütztes Fahrwasser geschaffen werden, das den Boolsverkehr der Schiffe unter einander und von den Schiffen zum Lande möglichst erleichtern wird. Auch der Verproviantirung ver fremden Schiffe, soweit sie sich auf die Bekohlung und die Uebernahme von Frischwasser beziehen, ist man bereits nahe getreten. Die heimischen Kriegssahrzeuge werden an gewiesen werden, nach dieser Richtung hin ihre Bedürfnisse bis zu einem bestimmten Tage zu befriedigen, so daß während der eigentlichen Festtage jeder Wunsch der fremden Schiffe in erster Linie Berücksichtigung finden wird. Der ganze Ver kehr im Kieler Hasen während der Festtage in Kiel wird von einer großen Zahl von Wacht- und Polizeibooten ausgefübrt werden, zu welchen auch Torpedo-„8"-Boote berangezogen werden sollen. Diesen wird es auch Zufällen, das Fahrwasser frei zu halten und den Verkehr der Privatdampser und -Boote zu regeln. Zn ten betheiligten Kreisen sieht man mit großer Spannung der Entwickelung der ferneren Vorbereitungen zum Flottenbesuch entgegen, da seit dem Bestehen unserer Marine noch nie gleich große Anforderungen zum Empfang fremdländischer Kriegssahrzeuge an die ver schiedenen Ressorts herangetreten sind. Immerhin hat man in den letzten Jahren auf diesem Gebiet durch daS Eni senden heimischer Schiffe nach dem AuSlande bei Flotten revuen, so in Genua und bei den Eröffnungsfeierlichkeiten der Weltausstellung von Chicago im Zahre 1891, wrrthvolle Er- Fsrrilleton. Die Französin. S) Roman von Arthur Zapp. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) VI. Gaston de St. Sauveur hatte unter seinem schützenden Inkognito und durch die Vermittelung Herbert von Maren- bnrgS die Bekanntschaft einer Anzahl meist jüngerer Herren gemacht, die alle gleich entzückt waren von dem inter essanten lebhaften Pariser, der so fesselnd zu plaudern wußte und daS Deutsche so allerliebst radebrechte, daß eS schon ein Vergnügen war, ihm zuzuhören. Alle beeiferten sich, ihm gefällig zu sein, und sie Uberboten sich gegenseitig an zu- dorkommender Liebenswürdigkeit. Eine- TageS äußerte der Franzose den Wunsch, die Um gegend der Stadt kennen ru lernen. Sogleich waren einige der Herren bereit, ihm als Führer zu dienen. Lieutenant Kramer bot ihm zugleich da- eine seiner beiden Pferde an und die beiden jungen Leute verabredeten für den nächsten Vormittag einen gemeinsamen Spazierritt. Da der Franzose immer besonder- für militairische Dinge ein lebhaftes und naiv erscheinendes Interesse an den Tag gelegt hatte, obgleich er nicht daS Geringste davon verstände, weil er ja selbst, wie er wiederholt erklärte, nie Soldat ge wesen. so fiel eS dem jungen Artillerieofficier nicht auf, daß sein Begleiter die FestunaSanlagen, die sie auf seinen Wunsch umritten, mit vieler Neugier betrachtete. Dabei er götzte sich Lieutenant Kramer im Stillen über die völlige Un kermtniß militairischer Verhältnisse im Allgemeinen und forti ficatorischer Anlagen im Besonderen, die der Franzose in seinen Fragen an den Tag legte. Er bemühte sich, ihm den Unterschied zwischen den verschiedenen Festungssystemen klar zu machen und die Vorrüge der neupreußischen Befestigung, die sich vorzugsweise de- KaponnwrensystemS bediene, inS recht« Licht zu setzen. Der Franzose körte aufmerksam zu, wenn auch d,e Zwischenbemerkungen, die er ab und zu machte, be wiesen, daß ihm der Gegenstand eigentlich ganz fern lag. „Wohin führt dieser Weg da?" fragte der Franzose endlich, sein Pferd herumdrehend und den Festungsanlagen den Rücken kehrend. „Nach dem großen detachirten Fort", gab der Artillerie officier zur Antwort, der ganz warm geworden war, denn er hatte noch nie einen so liebenswürdig aufmerksamen Zu hörer Gehabt. Erläuternd fügte er hinzu: „Die Forts spielen bei der neuen Befestigung eine Haupt rolle; sie dienen dazu, dem Feinde schon im Vorterrain ent gegenzutreten und den Angriff von der Festung selbst so lange als möglich fern zu halten. Der Grundriß der Forts ist meist der einer stumpfen Lünette, mit Grabenkaponniören und Reduit, ähnlich wie bei den Festungsfronten selbst. Der Franzose richtete sich in den Steigbügeln aus und führte seinen Krimstecher, den er schon mehrfach während der Erklärungen seine- Begleiter- in Gebrauch genommen, an die Augen. „Wie?" rief er nach einer Weile stillen Schauen-, „da — da- ist ja ein Soldat! Liegt denn auch Militär da oben?" „Gewiß. Ein Detachement zur Gestellung de- nötbigen WachtdiensteS: Ein Lieutenant und dreißig Mann, die jeden Monat abgetöst werden." „Aber da- muß ja furchtbar langweilig sein", brach der Franzose in naiver Verwunderung loS. Der Artillerieoffizier lächelte. „Freilich. Abwechslung giebt'S da nicht. Dienst und noch mals Dienst. Im klebrigen führt man da oben da- reine Klosterleben. Höchstens der Besuch eine- Kameraden bringt ab und zu ein bischen Abwechslung." Zn dem Gesicht deS Zuhörenden spiegelte sich eben so viel Erstaunen wie Mitgefühl. „Das ist ja entsetzlich", äußerte er. „Inmitten aller Civilisation so gleichsam abgrschnitten von jedem Comfort und allen Genüssen de- Lebens. Wie auf eine wüste Insel verschlagen — da ist eS ja geradezu ein gute- Werk, Ihren Herrn Kameraden da oben seine Einsamkeit auf ein Stündchen vergessen zu machen." Er trieb sein Pferd mit einem Schenkeldruck auf den Kreuzweg zu. Lieutenant Kramer aber war im Nu an seiner Seite. „Pardon!" sagte er böslich, aber mit einer Miene ernster Entschiedenheit. „Es ist nur Militärpersonen gestattet, da- Fort zu betreten." „Nun ja", sagte der Franzose lächelnd, im Scherzton. „In Ihrer Begleitung! Wenn Sie die Güte haben, mich als ungefährlichen Menschen zu lrgitimiren. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich im Figaro nicht das Geringste von den Ge heimnissen deS Fort auSplaudern werde." Er trieb von Neuem sein Pferd an, während rin lauernder Blick verstohlen zu dem Offizier hinüberflog. Dieser aber griff dem Pferde de- Franzosen rasch in die Zügel. „Ich bitte", rief er noch entschiedener, im Stillen ärger lich über die Hartnäckigkeit seines Begleiters. „Die Vorschrift lautet ganz bestimmt und läßt keine Ausnahme zu." Er wandte sein Pferd und zwang so seinen Begleiter, ihm zu folgen. Der Franzose biß sich heftig auf die Lippen, zeigte aber gleich darauf wieder ein liebenswürdig lächelndes Gesicht. Er setzte sein Pferd in Galopp, als wollte er beweisen, daß ihm die Festung, die man jetzt im Rücken hatte, mit allem was dazu gehörte, im Grunde furchtbar gleichgiltig sei . . . Die Natur selbst schien mit Gaston de St. Sauveur und Madeleine Roncourt im Bunde. Kurze Zeit nach ihrem Rendezvous im Stadtpark stellte sich ein scharfer Frost ein und in wenigen Tagen überzogen sich die Gewässer mit einer festen, glatten Eisdecke. Eines Tages endlich wurde zur frohen Genugthuung der eissportlustigen jungen Welt die Eisbahn eröffnet und erwartung-freudig zog man in Hellen Schaaren zu den sogrnanmen Flußwiesen hinaus, wo sich den entzückten Augen eine weite, fast unabsehbare, spiegelblanke Fläche darbot. Als Else in Madeleine'S Begleitung die Eisbahn betrat, stürzten sogleich eine Anzahl von Herren herbei, unter ihnen Lieutenant Kramer und Gaston de St. Sauveur, um den Damen beim Anlegen der Schlittschuhe behilflich zn sein. Mit liebenswürdigem Lächeln begrüßte Else den Franzosen, dem sie wenige Tage zuvor zu Hause begegnet und von Herbert vorgestellt worden. Für Lieutenant Kramer dagegen hatte sie nur ein kurze-, kühles Kopfnicken, obgleich sie sich seit Tagen im Stillen auf diese Begegnung gefreut hatte. Ja, sie trieb die grausame Koketterie so weit, daß sie dem Franzosen ibre Schlittschuhe reichte, die dieser, galant, sich beeilte ibr anzuschnallen, während Lieutenant Kramer, Zorn und Schmerz im Herzen, Madeleine denselben Ritterdienst leistete. „Sie haben lange Zeit in Pari- gelebt, Herr Larcher?" redete Else den Franzosen an, indem sie ihm die Hand reichte, ihn dadurch einladend, sie zu geleiten. „Gewiß, länger als ein Jahrzehnt. Ich habe in Paris studirt und kenne es in und auSwenvig." ,,AH, wie ich Sie darum beneide! Ich schwärme sür Pari-!" Der Franzose lächelte verbindlich. „Sehr schmeichelhaft, gnädige- Fräulein." „Denken Sie, ich bin »war nie in Paris gewesen, dennoch aber bin ich gar nicht so unbewandert in der Topographie der schönen Stadt an der Seine. Ich weiß, daß in der Fau- bonrg St. Germain die vornehme Welt ihre Hotels bat, während Belleville das Arbeiterviertel von Paris ist. Das Bois de Bologne bedeutet sür Paris da-, was sür Berlin der Thiergarten ist und auf dem Champ de Mars finden die militärischen Paraden statt, nicht?" „Gewiß. Ich bin erstaunt. Aber gnädiges Fräulein sollten einmal persönlich alle diese Orte besuchen, die Ihre Phantasie so lebhaft anregen. Ich würde eS als einen besonderen Ver zug betrachten, dem gnädigen Fräulein in meiner Heimath als Cicerone dienen zu dürfen." „Sehr verbunden! Aber wer weiß, ob ich je in die an genehme Lage kommen werde, Sie an die Einlösung Ihres liebenswürdigen Versprechens erinnern zu können. Apropos, wie gefällt es Ihren bei unS?" „Ich bin entzückt, besonders von der bezaubernden Liebens würdigkeit der deutschen Damen." Else lächelte und mit der naiven Koketterie ihrer zwanzig Jahre entgegnete sie: „Ich darf diese Aeußerung Wohl aus das Conto der be kannten französischen Galanterie setzen?" „Aber ich bitte, gnädigste« Fräulein. Nie haben meine Worte aufrichtiger eine ehrliche Ueberzeugung wiedergegeben. Ich werde dem gnädigen Fräulein in einem meiner nächsten Figaro-Artikel den Beweis schwarz auf weiß erbringen." Else machte ein erschrecktes Gesicht. „Da muß man sich ja vor Ihnen in Acht nehmen. Aber ich rechne auf Ihre DiScretion. Nicht wahr, Sie werden mich mit meinem thörichten Geplauder vor Ihren Landsleuten nicht bloßstellen?" „Aber ich bitte sehr. Ick habe allerdings die Absicht, den Parisern an einem liebenswürdigen Beispiel zu zeigen, welch schmeichelhaftes Interesse man unS in Deutschland von schöner Seite entgegenbringt." Gaston de St. Sauveur hätte kein junger Mann sein müssen, wenn er sich nicht durch das frische und zutrauliche Wesen Else's hätte fesseln lassen und wenn seine Eitelkeit sich nicht durch ihr naives Entgegenkommen geschmeichelt gefühlt hätte. Dennoch sing er sehr bald an, zerstreut zu werden und seine Augen schauten immer wieder nach Madeleine aus, die an der Hand deS ArtillerielicutenantS zierliche Bogen in die glatte Eisdecke schnitt. Die erste schickliche Gelegenheit, die sich ihm bot, ergriff er, um sich von Else zu beurlauben und nachdem er mit Herbert und einigen anderen Herren ein paar Worte gewechselt, gab er Madeleine ein Zeichen und bald schwebte er mit ihr im pfeilschnellen Laufe dahin. Erst al« sie die Andern weit hinter sich gelassen, mäßigte er sein Tempo. (Fortsetzung folgt.)
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