Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.04.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950411019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895041101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895041101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-04
- Tag1895-04-11
- Monat1895-04
- Jahr1895
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis j» der Hanplexpeditioa od« den im Stadt bezirk mrd den Vororten errichteten A»S- oabektellen abgeholt: vierteljährlich4.50, vei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hansel 6.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierleliüdrlich ^l 6.—. TIrecte tägliche Kreuzbanbsendung in- Ausland: monatlich 7.50. Dir Morgeu-AoSgabe erscheint täglich mit Aus nahme «ach Sonn- und Festtagen '/,? Uhr, di« Abeud-Ausgabe Wochentag» 5 Uhr. UeLaction und Erveditto«: JohanneSgafle 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Filialen: Morgen-Ausgabe. nmigerIilgeblalt Anzeiger. Anzeigen Preis dle 6 gespaltene Petitzeilr 20 Pfg. Reklamen unter demRedactivnSftrich (»ge spalten) 50-4, vor de» Aamilienumhrtchtrr, (8 gespalten) Gröbere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Ziffrrnsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), »ur mst de» Morgen-Ausgabe, ohne Poftbesörderung M vO.—, mit Postbesörderung ^ ?L—. Jinnahmeschlnß fir Anzeige»: (nur Wochentag») Ab«ud-Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag» »Uhr. Bei deu Filialen und Annahmestelle« je rin» halbe Stunde früher. Anzeige« find stet» a» die Expedition zu richte». ktl« Klemm - Sortim. (Alfred Hahn), UniversitLtSstraße 1, Laut- Lösche, Katharineustr. 14, Part, und Köniasplatz 7. -Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr— Druck und Verlag von L Pvlz in Leipzig. ^-184. Donnerstag den 11. April 1895. — 89. JahrgaG - . «aen über die Sonntagsruhe können In Folge der am 1. April d. I. in Kraft getretene« gesetzlichen dest'",mttng. ^ vo» jetzt ab nicht die nach Sonn- und Feiertagen bisher ausgegebenen Morgen-Ausgaben des Lerpz g In diesem Monat falle« daher sowohl die Montag-Morgen-Ausgabe«^ "^.""Aenda^sgÄen Ausgaben vom Sonnabend, den LS. April, und Dienstag, den 1«. Aprel, aus. ^,e ^oenoauogaoe» dieser Tage erscheinen dafür in erweitertem Umfange. Amtliche Bekanntmachungen. Gekanntmachung. Wegen Reinigung bleiben die Geschäftsräume unserer Hochbau- Verwaltung Dienstag, den 1«. diese» Monat», für den Verkehr mtt dem Publicum geschlossen. Leipzig, am 8. April 1895. Der «ath der Stadt Leipzig. Id. 1482. Vr. Georgi. Ctz. Ausschreibung. Für den Neubau de» alten Gewandhauses zu Metzzwecken in Leipzig sollen Walzeisenlieseruugen und Visenconstruettonen verdungen werden. Die Anschlagsformulare nebst Bedingungen können auf unserem Bauamte, Rathhaus, 11. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8 gegen Zahlung von 2 entnommen, sowie die Zeichnungen daselbst eingesehen werden. Die Angebote find bis zum SS. April ». I. Vormittags 10 Uhr an oben genannte Stelle abzugeben. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bezw, die Theilung der Arbeiten und die Ablehnung sämmtlicher An- geböte vor. Leipzig, den 10. April 1895. ^ Der «ath der Stadt Leipzig. Id. 1601. vr. Georgt. Ctz. Bekanntmachung. Die Entlassung der im Stadtgebiete aufhältlichen confirmtrten Waiirnkinder findet . ^ Freitag, den IS. lausenden Monats. in der 3. Bezirksschule statt, wozu die Angehörigen der Kinder hierdurch eingeladen werden. Versammlung Nachmittag Punkt 2 Uhr im Waisenhause, Münz- gaffe Nr. 24. Leipzig, den 9. April 1895. Da» Armenamt. ' Hentschel. Bekanntmachung. Bei der heute in Gegenwart zweier Notare öffentlich bewirkten 42. Berloosuna von Prioritätsaktien Vit. L der Oberschlesischen Eisenbahngrsellschaft sind die in der Anlage verzeichnten Nummern gezogen worden. Dieselben werden den Besitzern zum 1. Juli >895 mit der Aufforderung gekündigt, die in den ausgeloosten Nummern verschriebenen Capitalbeträge vom 1. Juli 1895 ab gegen Quittung und Rückgabe der Aktien und der dazu gehörigen wäter zahlbar werdenden ZinSscheine Reihe IX Nr. 9 und 10 nebst An- Weisungen zur Abhebung der Zinsscheinreihe X bei der Staats- schuldrn-Tilgungscaffe, Taubenstraße Nr. 29, Hierselbst zu erheben. Die Zahlung erfolgt von 9 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags, mit Ausschluß der Sonn- und Festtage und der letzten drei Ge- schäststage jeden Monats. Die Einlösung geschieht auch bei den RegierungS-Hanptcassen und in Frankfurt a M. bei der Kreiscasie. Zu diesem Zwecke können die Effecten einer dieser Cassen schon vom 1. Juni 1895 ab ein gereicht werden, welche sie der Staatsschulden-Tilgungscaffe zur Prüfung vorzulegen hat und nach erfolgter Feststellung di« Aus zahlung vom 1. Juli 1895 ab bewirkt. Der Betrag der etwa fehlenden ZinSscheine wird vom Capital« zuriickbehalten. Mit dem 1. Juli 1895 hört die Verzinsung der ver- loosten Aetien auf. Zugleich werden die bereits früher ausgeloosten, auf der Anlage verzeichnten, noch rückständigen Aktien wiederholt und mit dem Be merken aufgerufen, daß die Verzinsung derselben mit Len Kündigungs terminen aufgehört hat. Die Staatsschulden-Tilgungscaffe kann sich in einen Schriftwechsel mit den Inhabern der Aetien über die Zahlungsleistung nicht einlaffeu. Formulare zu den Quittungen werden von sämmtlichen oben gedachten Lassen unentgeltlich verabfolgt. Berlin, den 3. April 1895. Königlich Preußische Hauptverwaltung der Staatsschulden. v. Hoffmann. Aufforderung, das amtliche Telegraphen-Wörterbuch betr. Nach einem Beschluß der Internationalen Post-Confrrenz ist für die abgekürzten Telegramme ein amtliche» Wörterbuch ringeführt worden, das vom Jahre 1898 an innerhalb Europas ausschließlich soll gebraucht werden dürfen. Mit Bezug darauf nun, daß dieses Wörter buch nur 256000 Wörter zählt, während deren Zahl m den jetzt gebräuchlichen Wörterbüchern bis zu 335000 austrigt, daß aber jene- Wörterbuch wahrscheinlich auch für den überseeischen Gebrauch eir.geführt werden soll, har die Handelskammer zu London bei «n» angefragt, ob wir uns einer Vorstellung in der Richtung anzu- schließen geneigt seien, daß dies nur nach einer geeigneten Umarbeitung und erst nach längerer Erfahrung geschehe. Dte Firmen, welche an dem überseeischen Telegraphen- Verkehr betheiltat find, werden deShald hierdurch ersncht, sich mit uns in Vernehmen zu setzen. Leipzig, den 9. April 1895. Dte SanhelSkammer. Bassenge, vr. Gensel,S. stell», vors. Evangelisch-reformirte Gemeinde. Die Eltern, deren Kinder zu Ostern 1896 in der reformirten Kirche eansirmtrt werden sollen, werdea hierdurch aufgefordert, sie Dienstag, den 16., <der Mittwoch» den 17. April 1895, zwischen S und 4 Uhr in der Saertftet (Ttzomastirchtzo 25» 1.) anzumelden und »war die Knaben bei Pastor v. Mrhlhorn, die Mädchen bet Pastor Bonhoff. Die Kinder können sich nicht selbst aameldea, aber ihr Mitkommen ist erwünscht. Leipzig, brn 9. April 1895. Evangeltsch-resarmirteS Pfarramt. Städtische Gewerbeschule. Der Unterricht im Sommerhalbjahr beginnt Montag, de« SS. April früh 7 Uhr. Die öffentliche Ausstellung der Schülerarbeiten ivdet statt vom 11. April bis mit 15. April; zum Besuche bel eihen beehrt sich im Namen deS LehrercollegiumS ergebenst rinzuladen Leipzig den 6. April 1895. Der Direftor: Architekt IP. Schuster. Gallische Sorgen und Hoffnungen. Die livländische Ritterschaft hat an den Kaiser NicolauS eine unterthänigste Denkschrift über die Schul-, Kirchen- und Sprachverhältnisse der Ostserprovinzen ge richtet. Die Ueberreichung dieser Eingabe an deu Kaiser ist durch den Commandanten des kaiserlichen Hauptquartier» General-Adjutanten v. Richter bewirkt worden, aus dessen Händen der Kaiser sie mit der Zusage eingehender Prüfung huldvoll entgegengrnommen bat. Die „B. N. N." er halten darüber au» den russischen Ostseeprovinzen folgende Mittheilung: Der 80. Geburtstag deS Fürsten Bismarck ist in den baltischen Landen mit großer Wärme gefeiert worden. Nicht nur, daß die Vereine der deutschen ReichSangebörigen in Riga, Libau, Mitau, Reval de» großen Kanzler gefeiert haben, auch die Balte« habe» i« begeistertem Ausblick zu ihm, der neben Luther und Goethe die herrlichste Verkörpe rung deutschen Wesen» ist, sich in all' den Widerwärtig keiten der ernsten Zeit zusammengefunden. Zwar verboten sich laute und öffentliche Kundgebungen bei der Nervosität der russischen leitenden Kreise von selbst, aber in geschlossenen Kreisen, im festlich geschmückten Hause oder in resrr- virten Sälen wurde manch' von Herzen kommende- Wort ge redet, manch' Glas dem Großen im Sachsenwalde geweiht. Eine solche Aufrichtung an dem größten Deutschen thut uns heute Noth; deutet doch nichts darauf hin, baß das Loos deS Baltenlandes unter dem neue» Kaiser ein besseres sein wird als unter Alexander m. So ist in den sogenannten Pastorenprocessen nicht nur kein Stillstand rin- getreten, sondern die geheime Instruction an die Präsidenten der baltischen Bezirksgerichte erneuerr worden, wonach die lutherischen Pastoren in Livland, Estland und Kurland stets schuldig gesprochen werden müßten, da die StaatSraison eS fordere. Thatsache ist ferner, daß man in Petersburg den Gedanken nicht fallen läßt, durch Aufhebung deS historisch begründeten PatronatS-RrchtS dem deutschen Element eine weitere Schädigung zuzufügen. Wohl sind sämmtliche lutherische Kirchen von den Guts herren gegründet und deren Pastorate mit Hofsland auS- gestattet worden; da aber daS PatronatSrecht den deutschen Gut-Herren die Mittel giebt, deutsche Pastoren zu berufen, so gedenkt man, die freie Wahl den Gemeinden sreizugebe», womit natürlich allen möglichen antideutschen Bestrebungen Thür und Thor geöffnet werden. Dem Einspruch der bal tischen Consistorien ist eS bisher gelungen, daS Schlimmste abzuwenden — aber auf wie lange? Und wenig Gutes endlich verbeißt eS, wenn daS officiöse Blatt de- KriegS- minister- „Sohn des Vaterlandes" eben jetzt darauf hinweist, daß jeder Pastor die russische Sprache vollständig beherrschen müsse. Will daS Blatt damit etwa andeuten, daß die Forderung der russischen Predigt eine- Tage- al» eine gesetzliche an unsere Prediger herantreten könne? Auch in der Schulfrage stehen die Dinge sehr ernst. Zwar existiren bekanntlich seit 1892 überhaupt keine deutschen Schulen in den baltischen Provinzen, weder öffentliche noch private, weder Knaben- noch Mädchenschulen. Da aber kein Schulzwang herrscht, kann eS natürlich de» Eltern, welche die Mittel dazu besitzen, nicht verboten werden, ihre Kinder privatim unterrichten zu lassen, und der russischen Schulobrig keit war eS auch kein Geheimniß, daß überall im Lande kleine Kreise und Curse existiren, in denen diplomirte Lehrer resp. Lehrerinnen unterrichten. Einige Versucht, dagegen vorru- aehen, scheiterten an dem Mangel jeglicher gesetzlichen Handhabe und seitdem im März vorigen Jahre» rin von der Schulverwaltung in Petersburg anhängig gemachter Proceß mit der Freisprechung der Dame endete, in deren Hau» in Mitau einige Kinder unterrichtet worden waren, ließ man die Privatkreise in Ruhe. Vor einigen Wochen hat nun der Curator de» Rigaischen Lehrbezirks in den GouvernementS-Zeitungea eine Erklärung veröffentlicht, in der er mit Bezug auf die „bestehenden Gesetze" (I) be hauptet, der oben charakterisirte Privatunterricht sei uuer- laubt. ES liegt auf der Hand, daß diese Veröffentlichung, die jeder legalen Basis entbehrt, lediglich em Schreckschuß ist, berechnet auf die Aeogstlichkeit de» Publi cum», weshalb zu hoffen ist, daß die Lehrer und Eltern dem in der Luft schwebenden Bffehl keine Folge leisten. Thäten sie e«, so würde die letzte Möglichkeit, der baltischen Jugend deutsche Bildung und deutschen Grift zu erhalten, schwinden — und das wäre da- Ende! In dieser ernsten Zeit hat nun die livländische Ritterschaft den lange vorbereiteten Schritt zethan, der, wollte sie ihrer Vergangenheit nicht untreu werden, arthan werden mußte: sie hat vor circa 14 Tagen eine unterthänige Supplik dem Kaiser überreicht, in der sie in würdiger Weise die Noth deS Lande- darlegt und um Abhilfe derselben bittet. Die Schrift beginnt mit der Darlegung der religiösen Noth läge, die durch die Forderung der griechischen Kirche «aß Ki-d-r Msch-b-n US kr v-lh°d°k>- fallen müssen. Daran schließt sich d.e B-"e um Wieder, NstaalUchen RÄttn, ferner d7e Petition um Anstellung^on fpÄ7n mäch^sin!" H Bittrem breg-rm-nis-tion der UniversitLt'Dorpat und endlich u-n Aufrecht- erbaltung der örtlichen Selbstverwaltung. In be sonnener Weise hat man sich hier aus den Boden de- realen Rechts und der Zweckmäßigkeit gestellt, d,e Berufung auf le bistorischen Privilegien in die zweite Reihe gestellt. ^ Es ist der Ritterschaft, der sich le.der au. Oppvr- tunitätSgründen der Adel von Kurland und Eitlaad nicht angeschloffen hat, geglückt, zur Ueberre-chung der Supplik keinen Geringer» al- den Generaiadiutanten v. Richter zu bewegen. Dieser, als Chef des ka,,erlichen Hauptquartiers und intimer Freund de- Kaiserhauses ein leuchtendes Beispiel dafür, daß man em Zuter Balte und ein treuer russischer Unterthan sein kann, erklärte sich auf Bitte der Ritterschaft bereit, die Supplik Vrm Zaren zu übergebe» und aufs Wärmste zu befürworten. Kaiser N,«lau- hat d,e Schrift denn auch entgegengenommen und auf d,e Cmpseh- lang v. Richter'« ihre eingehende Prüfung verheißen. Man erzählt sich, daß der Gouverneur von Livland, al- er von der Ritterschaft von dem geschehenen Schritt benachrichtigt wurde, sich in einer überraschend entgegenkommenden Welse wird wohl auch davon abhaugen, wie lange Dur nowo, der Minister de- Innern, noch im Amt bleibt. Er, der durch den Fall Kriwoschelu aufs Tiefste compromittirt ist, wurde nur durch die Huld der Kaiserin-Wittwe gehalten. Sollte es sich bewahrheiten, daß Graf Paul Schuwalow zu seinem Nachfolger auSersehen ist, so dürften auch d,e Balten auf einen grrechtdeukenden und wohlwollenden Freund zählen können. In sonst gut unterrichteten Kreisen wird Schuwalow'S Candidatur als verbürgt erNärt, Rußland könnte sich zu ihm nur Glück wünschen. Deutsches Reich. Leipzig. 10. April. Heute Nachmittag hielt der Vor stand des Bundes deutscher Gastwirthe und de- Sächsischen Gastwirthsverbandes unter Zuziehung der Vorstandsmitglieder de- HotelverriuS und mehrerer Arbeit geber im Gastwirt bSgewerbe, die viel Äellaerpersonal be schäftigen, in Zill'S Tunnel (Restaurant Treutler) eine Sitzung ab, in der eia außerordentlich wichtiger Gegenstand »ur Berathung staub: di« vom Reichskanzler au die fachgewerblichen Bereinigungen gesandten Fragebogen über die Arbeit-- und Lohnverhaltaisse der in Gast häusern und Schankwirthschasten beschäftigten Kellner, Kellnerinnen und Lehrlinge. Nachdem der Vor sitzende, Herr Hermann FaciuS, die Versammlung eröffnet und die Anwesenden um eine möglichst objektive Meinungskundgebung über die gestellten Fragen ersucht batte, wurden die Fragen eingehend besprochen. Darüber, daß die in Gast- und Schankwirthschasten des VereinsberirkS gegen wärtig übliche tägliche Arbeitszeit der Kellner (Oberkellner), Kellnerinnen und Lehrlinge nachtbeiliae Folgen für die Gesundheit, die Fortbildung und das Familienleben dieser Personen gehabt habe, sei der Versammlung nicht- bekannt geworden. Die gesetzliche Regelung der Arbeitszeit der Kellner (Oberkellner), Kellnerinnen und Lehrlinge erklärte die Versammlung unter gewissen Bedingungen für durchführbar. Die Mindrstdaurr der uuunterbrochenen täglichen (Nachl-)Ruhe soll für die Kellner 7, sür Lehrlinge unter 18 Jahren 8 Stunden betragen. Die Nachtruhe soll für die Lehrlinge spätestens um 12 Uhr beginnen. Als Mittagspause wurde eine halbe Stunde als ausreichend erklärt. Es empfehle sich nicht, dir Dauer der Mindestruhezeit bezw. der Arbeit-zeit für die verschiedenen Kategorien der in Gast häusern angestellten Kellner (Zimmer-, RestaurationS- u. s. w. Kellner) verschieden zu bemessen. Eine eigentliche Sonntags- Pause der Kellner, Kellnerinnen und Lehrlinge wurde ftir völlig undurchführbar erklärt. Dagegen soll ihnen monatlich 48 Stunden freie Zeit zur Erholung gewährt werdtll, wa« einer Zeit von vier freien Nachmittagen ,m Monat gleichkommt. Nach wie vor soll dem Kellnerpersonal freie Zeit zum Besuche des Gottesdienst«, gewährt werden so bald darum gebeten würde. Einstimmig erklärte die Vrr^ sammlung, daß die Mehrzahl der im Vereinsbezirk beschäs. tigten Kellner mit den ihm vom Principal gewahrten Ein- kommen ihre» dezw. ihren und ihrer Familie Unterhalt ohne Trinkgeld nicht bestreiten kann. Eingehend solldi^bei der Beantwortung der Frage durch den Vorsitzenden begründet werden. Zn dem Bestrhen der gewerbsmäßige- Stellen- """ /"L -L." «E ^2.' damtt Stellung dazu genommen »nd Commissionen für d,r socialdrmokratischr« Cassen sehr zuträgliche Verfahren der Preetzer Schuhmacher Nachahmung finde. Und da- ge« chieht denn auch. So wird der „Franks. Ztg." unter dem ). dS. M. gemeldet: „Die socialdemokratische Partei hat gestern Abend beschlossen, die Maifeier am 1. Mai abznhalreo und nicht wie früher am darauf- olgenden Sonntag. Die Frier soll gehalten werden Vormittags durch eine größere Versammlung, Abends durch einen LommerS. Jeder Genosse, der nicht an der Feier theilnehmen kann, hat 50 Pfennige an die Parteicasse zu zahlen." Dreister kann die Jagd auf die Arbeitergroschen nicht be trieben werden. K. Berlin, 10. April. Wie mitgetheilt, beabsichtigt eine Anzahl von Mitgliedern des Ausschusses für das Bismarck- Nationaldenkmalden Antrag zu stellen, mit Rücksicht auf den Beschluß der Stadtverordneten für das Denkmal einen andern Ort als Berlin, vielleicht eine geeignete Bergeshöhe zu wählen. Die „Berl. N. N." bemerken zu dieser Meldung, sie theilten die Empfindungen, aus denen dieser Gedanke bervorgegangen sei, allein es würde doch für die Stadt Berlin eine zu harte Strafe sein, wenn man sie, in deren Weichbild Hunderttausende wohnten, welche ander- als die Mehr heit der Stadtverordneten dächten, für die tactlose Gehässigkeit eine- TheileS der Letzteren büßen ließe. Der letztere Einwand wiegt, unseres Erachtens, federleicht. Berlin ist für seine Vertretung und namentlich dafür ver antwortlich, daß die Protestversammlungen gegen den elenden Beschluß der Stadtverordneten einen Verlauf genommen haben, der nicht al- eine Sühne der Versündigung wider den natio nalen Geist, der die Stadt sich schuldig gemacht hatte, an gesehen werden kann. Deffenungeachiet können wir nicht wünschen, daß der Anregung, da« Denkmal, daS die Nation er baut, außerhalb der Reichshauptstadt zu errichten, Folge gegeben werde. Berlin hat sich unwürdig gezeigt, den nationalen Mittel punkt zu bilden, aber er ist es und wird eS bleiben. DaS Denkmal aber wird nicht für daS lebende Geschlecht, sondern für alle Zukunft aufgestellt und muß dort stehen, wo die Einheit Deutschlands durch den Kaiser und centrale Reicks einrichtungen auch äußerlich erkennbar ist. Zudem hat sich Bismarck s großes Wirken, wie er selbst soeben betont hat, in Berlin abgespielt, sein Bild gehört in die ehemals preußische Hauptstadt, die er an die Spitze Deutschlands gestellt hat. Es wird deshalb kein Berliner Denkmal sein, ondern ein allgemein deutsche- und die Berliner sollen andas- elbe kein andere- Anrecht haben, als da-, sich zu schämen, wenn ie eS erblicken. Da« Einzige, was im Hinblick auf den Be- chluß der Stadtverordneten zu erwägen wäre, könnte die Frage sein, ob der Ausschuß den Kaiser nicht bitten solle, anstatt der Stadt den Schutz deS Denkmals ru übernehmen. DaS wäre um so leichter möglich, als der Platz vor dem ReichStagSaebäude, auf den eS zu stehen kommen soll, Eizen thum deS Reiches ist. Im Uebrigen wird man die Gelegen heit, Berlin für sein Verhalten zur Bismarckfeier zu züchtigen, anderswo suchen müssen und finden. (Wie aber, wenn die Mehrheit der Berliner Stadtverordneten, wie man das nach ihrem Beschlüsse bezüglich der Beglückwünschung BiSmarck's doch erwarten muß, sich mit Händen und Füßen gegen die Errichtung des Denkmals in Berlin sträubt? Aufzwinaen kann man ein Nationaldenkmal doch keiner Stadt. Wer möchte vollends die Verantwortung auf sich laden, daß Männer wie Virchow und Knörcke unter einem solchen Zwange Schaden nehmen an Leib und Seele? D. Red. d. „Leipz. Tagebl.*) * Berlin, 10. April. Die deutsche Arbeiter-Ber- sicherungSgesetzaebung findet im AuSlande mehr und mehr Beachtung. Nicht zum Mindesten ist die« der Thälig- keit und dem persönlichen Wirken de- Präsidenten des Deutschen Reichsversicherungsamtes, vr. Boediker, zu- zuschreiben. vr. Boediker nahm bekanntlich vor Kurzem, einer au« Pari, ergangenen Einladung folgend, an der Ein weihung de- ,Mus6e social" Theil. Dieses vom Grafen Chambrun mit 2 bis 3 Millionen Franc- dotirte, unter dem Ehrenpräsidium Jules Simon'S und Leon Say's stehende Institut soll die Bestrebungen fördern, die in den internatio nalen ArbeiterversicherungS-Congreffen ihren Ausdruck fanden, und sich deu Ausbau, oder, wo der Staat noch nicht dieses Gebiet der socialen Gesetzgebung in Angriff genommen hat, die Anbahnung von Maßnahmen zur Unfallverhütung, Unfallversicherung rc. zum Ziele »u setzen. Da» LilusSe social vereinigt Alle, in sich,waS auf Unfallverhütung, Fabrikhygieine und WohlfahrtSeinrichtungrn jeder Art Bezug hat. Die An wesenheit Boediker'- in Pari, gab Gelegenheit, zu beobachten, von welchem Einfluß die deutschen Mustereinrichtnnaen auf die französischen Bestrebungen ^ur Einführung der staatlichen Arbeiterversicherung sind. Noch ist man m Frankreich aus diesem Gebiete nicht über Anläufe hinausgekommen; die Frag«, ob lediglich Institute zur Unterstützung Bedürftiger, ob e,ne Arbeiterversicheruna, wir die unsere, zu schaffen sei, welche deu rechtlichen Anspruch auf Unterstützung ohne Rücksicht auf vorhandene oder mangelnde Bedürftigkeit hat. Er »heilt au. seiner Unterredung seinen Landsleuten Diele- über die deutsche sociale Gesetzgebung mit, waS uns altvertraut und bekannt ist. Don Interesse ist aber das Urtheil, welche- der Gewährsmann de- französischen Blattes, Herr Fuster, über die „Mission" Deutschland, und deren Vertretung durch den Präsidenten unsere. ReichSversicherungS- amte, ausspricht. Anknüpfend an einen im „Figaro" voran- "rgangenen Artikel, in welchem Herr de Vogü6 für jeden "reis ohne andere Hilfsmittel rin ,Minimum cke rstr»1t«7
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite