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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189504132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950413
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950413
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-04
- Tag1895-04-13
- Monat1895-04
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1895
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(«lsrep H«ßn>, llpiverfichtssstaße 1. »ath«ll»enstr. ftövigspla» 7. Anzeiger. -chM^ Organ für Politik, Localgefchichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Aa-etge«^rei- die 6gespalkme Petitzeil? 2t> Psg. Reclamen unter dein Redactionssinch («ge spalten» 50^, vor den Famiiiennachrichlea <«; gespalten» 40^. Gröbere Lktnisten laut unserem Preis« Verzeichnis;. Tabellarischer und Zisjernsatz nach höherem Tarif. -extra-Beilage» (gesalzi), nur mit der Morgen - Ausgabe. ohne Postbeförderilng ^4 60.—, mit Pvjlbtjörderung ^4 70.—. -—— Ännahmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentags) Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Mvrgen - Ansgabe: Ä!achmittagS 4 Uhr. Bei den Filialen »nd Annahmestellen je eins halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz ln Leipzig. -3>.! ^187. Sonnahssnd den 13. April 1895. 89. Jahrgang. -?ss AmMche Bekanntmachungen. Äftffftrderyng, )as amtliche Telegraphen. Wörterbuch betr. Rach einem Beschluß der Internationalen Post-Eonferrrij ist für di» abgekürzte« Telegramme «in amtliche« Wörterbuch eingesüdrt »«che«, da« po« Jabrr 18S» an innerhalb Europas ausschließlich zrnes eiagrsührl h»u Wörterbüchern b trrbuch wahrscheinlich werden soll, hat die apch süp de» überseeischen Gebrauch Handelskammer zu London bei uns ungefragt, ob wir uns einer Vorstellung in der Richtung anzu- schließe« geneigt seien, daß dies nur nach einer geeigneten Umarbeitung u«d erst «ach längerer Erfahrung geschehe. Dir Air««,, welche an de« überseeischen Telegraphen- VerkHr hejhcjljat sind, «erde» deshalb hierdurch ersucht, sich «it uns in Vernehmen ,« setzen. Die Handelskammer. Basseugr, vr. Gensel, S. stell». Bors. Der städtische Lagerhof jn Leipzig la,ert Waaren »Ner Art zu billigeu Tarifsätzen. Dir Lager schein« werdea von den meisten Bankinstituten belieben. Leipzig, den 26. April 1894. Die Deputation zu« Lagerhofe. Politische Tagesschau. * Leipzig, 13. April. Hie Klitnmg der inneren Lage, die «an vom Kanzler wechsel im vorigen Herbste erhoffte, hat bisher vergebens auf sich warten lassen; selbst die Reichstagssitzung vom 23. März mit ibren unmittelbaren Folgen hat zu einer solchen nicht r^Nrrserien nicht mevr tauge ytuapsgeschoben werden kann. Di» Frage wird einfach die sein, yh das klerikale Centrum der tonangebende Factor ,» dex Reichspolitik sein soll oder nickt. Die Art, wie diese Partei und ihre Forderungen von de» Steuermännern des neuesten CuxseS behandelt worden sind, haben die klerikale Siegeszuversicht auf das Höchste gesteigert. DaS zeigt sich besonders deutlich an den« Vorschläge der „Köln. Volksztg.", aus her Umsturzvorlage solle der Kanzelparagraph ausgeschieden werden, statt dessen aber solle eine Bestimmung hineinkommen, die besage, „daß in Anbetracht der außerordentlich wirksamen Thätig- keit der katholischen Orden gegen die Umsturzbestrebungen sämmtlicke Bestimmungen der Reichsgesetzgebung wie der einzelstaatlichen Landesgesetzgebung, welche die freie Nieder lassung und Thqtigkett dieser Orden in irgend einer Weise behindern und einengen, als aufgehoben zu er achten find". Damit find natürlich in erster Linie di« Je suiten gemeint, deren Rückkehr selbst nach Beseitigung beS ReichsgrsetzrS gegen die Jesuiten in den meisten Einzelstaaten noch landesgesetzliche Bestimmungen entgegenstchen, ebenso wie her Rückkehr anderer Orden, z. B. der Schistschwestern in Preußen, der Männerorden in Baden und Württem berg rc. Derartige übermüthia« Vorschläge müßten doch auch den Conservativen und de« Regierungen klar machen, daß di« Ceutrumspartei kein Gesetz zum Schutz gegen die revolutionäre Propaganda, sondern zum Schutz de« UltramontanismuS will. WaS unter diesen Umständen demnächst im Plenum de« Reichstag« aus der Umsturzvorlage wird, ist schwer vopauSzpsagen. Daß nicht nur die gesammte radikale Linke, sonder» auch die Naiionalliberalen für das Werk drS CeutrumS nicht stimmen können und werden, liegt klar auf der Hand. Ueber die Stellungnahme der Reichspartei ist etwas Bestimmtes bis jetzt nicht bekannt. Die Antisemiten haben sich iu der Commission sehr ablehnend verhalten. Bon der polnischen Fractjon erfährt man, daß sie argen die Borlage stimmen werde, und wenn die- der Fall, so darf man an- nehmen, daß die Elsässer diesem Beispiele folgen werden. Centrum und Conseryative verfügen zusammen mit Ein- sHluß der Welsen und einiger Wilden über höchstens 170 Stimmen. Sie würden also, selbst wenn sich sämmtliche 27 Stimmen der Reichöpartei aus ihre Seite schlügen, noch nicht einmal die zur absoluten Majorität erforderlichen 199 Stimmen aufbringen. Es wird somit allem Anscheine nach so kommen, daß entweder die Vorlage im Plenum wieder eine Umgestaltung erfährt, welche auch de» Nativualliberalen die Annahme er möglicht, oder daß das Ganze scheitert. Wenn die Regierung, wie es natürlich ist, daS Letztere vermeiden mochte, so liegt auf der Hand, daß sie ihren ganzen Einfluß aufbieten müßte, um das Centrum zum Zurückweichen zu bringen. Zst ihr daS nicht möglich, besteht das Ceutrum aus seinem in der Commission errungenen Schein, so kann sie nichts Bessere« thun, als den Versuch einer Bekämpfung der social revolutionären Bewegung auf dem Boden des gemeinen Rechts für gescheitert zu erklären. Eine solche Klärung der inneren Lage wäre eine sehr betrübende und beschämende, aber immerhin wäre sie der Fortdauer der Unklarheit schon deshalb vorzuziehen, weil sie der Regierung wie den zu posi tiver Arbeit entschlossenen Parteien den Weg zeigt, auf dem zu gedeihlicheren parlamentariscken Verhältnissen gelangt werden kann. Auf der politischen Weltdnhne werden die Ostertage auch diesmal, wie es den Anschein hat, ohne störenden Zwischenfall verlaufen. Auf dem Gebiete der internationalen Beziehungen von Cabinet zu Cabinet sind nirgends Symptome zu ent decken, welche den Schluß aus daö Vorhandensein ernsterer Meinungsverschiedenheiten gestatteten, als sie im Gange der normalen Entwickelung sich wohl hier und da gelegentlich einzustelle», aber Dank dem vorhandenen guten Willen der Beteiligten aus dem ordnungsmäßigen diplomatischen Wege auch wieder beseitigt oder doch vertagt zu werden pflegen. DaS actuelle Interesse der Mächte wendet sich zur Zeit weniger den Angelegenheiten Europa« als denen Ostasieus ru, wo die im Gange befindlichen Verhandlungen der krieg führenden Dhrile allen an den dortigen Verhältnissen interessirten europäischen Staaten die Mabnung nahe legen, rechtzeitig dafür Sorge zu tragen, daß der Friedensschluß zwischen Japan und China auf Bedingungen hin erfolge, mit denen sich auch Europa einverstanden erklären kann. Bon dieser alle Mächte ziemlich gleichmäßig berührenden Frage abgesehen, haben einzelne von ihnen ihre laufende Privatkonten, so England zur Zeit in Chitral, Frankreich in Madagaskar, Italien in Erithpea, Spanien in Cuba, deren Abwickelung aber auf den Charakter der allgemeinen Lage unseres WelttheilS keine, wenigstens keine direkte, Rückwirkung zu üben angethan er scheint. Höchstens für Spanien könnte der kubanische Aufstand, wenn seine Bewältigung nicht bald und gründ lich vor sich geht, bedenkliche Folgen nach sich ziehen und möglicherweise zu de« Verjuste der hi« jetzt noch mühsam behaupteten Stellung Spaniens als einer Colonialmacht führen. — Der gemeinsame Feind aller Cultnr und Gesittung, die sich bald zahmer, bald wilder geberkende proletarische Umsturzbewegung, arbeitet augenblicklich nur mit halber, ja mit Viertelskrast, und dürfte ebenfalls kaum eine Störung der Osterpause veranlassen. Die mißliche Geschäftsconjuuktur erinnert selbst den ver bifsensten Anhänger der socialen Revolution daran,- daß man sich nicht ungestraft gegen die Gesetze der wirthschastlichen Entwickelung auflehnt. Wo das dennoch geschehen, wie im englischen Schuhmacherstreik, bilden die Arbeiter den leidenden Theil. Am schlagendsten tritt diese Wahrnehmung in Belgien hervor, wo die Propaganda für den Generalstreik, im Fall Regierung und Kammer nicht unter daS kaudinische Joch der Forderungen der socialdemo- kratischen Parteistreber kriechen sollten, sich als ein ganz plumper agitatorischer Schwindel enthüllte, der jählings zu sammenbrach, als die Staatsautorität fest blieb. Auch in Frankreich hat die Socialdemokratie sich seit der Ueber- nahme der Präsidentschaft durch Felix Faure aller offensiven Vorstöße gegen die Republik enthalten, in der sehr richtigen Erkenntnis, daß die Massen für revolutivnaire Unternehmungen momentan nicht zu haben sind. Bei uns in Deutschland nimnit die Socialdemokratie im Hinblick ans das noch un entschiedene Loos der Umsturzvorlage eine abwartende Hal tung ein, die Zurüstungen für die „Maifeier" erscheinen recht dürftig; immerhin soll man nicht vergessen, daß daS unter der Äsche glimmende Feuer eine fortwährende Drohung varstellt, und soll sich durch die augenblicklich herrschende Stille nicht in trügerische Sicherheit einwiegen lassen. Wenn, wie oben betont wurde, bei den gegenwärtig schein bar dem Abschluß zueilenden Friedensverhandlungen zwischen Ehina und Japan, die europäische und speciell auch die deutscke Diplomatie die sehr ernst zu nehmende Aufgabe hat, das vaterländische Interesse zu betreiben, so findet diese Mahnung eine beachtenswerthe Stütze in folgender, aller dings etwas pessimistisch gefärbten, gleichwohl sehr viel Wahres enthaltenden Zuschrift an die „Köln. Ztg": „Wie weitgehend die von Japan ausgejiellten wirthschastlichen Forderungen sind, ist für jeden Kenner der Dinge in China sofort ersichtlich. Bon japanischer Seite versucht man sie u»S zwar da durch schmackhaft zu machen, daß betont wird, Japan wolle diese Forderungen nicht blos für sich, sondern für die ganze europäische Cultnr. Wenn heutzutage und voraussichtlich noch für längere Zeit Europäer auf Dampfern, wie es die japanischen Friedensforderungen ermöglichen sollen, bis ins Herz von China, zum Theil in Gebiete hinein, wo vorwiegend der Fremdenhaß blüht, Vordringen würden, »in dort industrielle Unternehmungen zu begründen oder Handel zu treiben, so würden daraus sofort die schwersten und blutigsten Unruhen im Lande ent stehen. Schon die Schwierigleite», die den europäischen Missionare» erwachsen, je mehr sie inS Innere Vordringen, beweisen das zur Genüge. Zahllose chinesische Interessen sind dort mit dem Blühen der ausschließlich mit Segel- und Rnderschisfen betriebenen Binnen schifffahrt verknüpft. Das Eindringen der Tampskraft würbe diese Interessen aufs Schwerste schädigen und damit den an gestammten Fremdenhaß erst recht entstammen. Die Europäer Würden naturgemäß bei ihrem Vordringen ins Innere immer nur vereinzelt, in geringer Zahl auftreten können, also um so mehr derartige» Gefahren ausgesetzt sein und ihnen geringeren Widerstand leisten tonnen. Die Japaner würden voraussichtlich immer in größeren Schaaren und gewissermaßen in Eolonieu Vordringen; auch sie würden wohj a»sangs mit mannia- sychen Unruhen und Gefahren zu kämpfen haben. Aber sie würden derselben weit leichter Herr werden; für sie ist die Möglichkeit eines baldigen Nebeneinanderarbeiteus neben den Chinesen nicht zu bestreiten. Ihre Betriebsamkeit und Regsam keit gegenüber der jetzt genugsam bewiesenen Lhnmacht der chinesischen Verwaltung muß sehr schnell zu einer vollständigen wirth- schaftlichen Beherrschung des ungeheuren Landes seitens Japans führen. Sv wird die ostasiattsche Cultnr ge- sschlojjeu zu einem Kampfe mit der europäischen Cultur gedrängt werden, und aus diesem Kampfe werden bei dem großen Reichthum Ostasiens an Natur schätzen und bei der Betriebsamkeit und vor Allem der Be dürfnislosigkeit seiner Bewohner schwerwiegende Gefahren für die europäische Industrie entstehe», denen wir nicht früh genug ins Auge blicken könne». Tie Bewilligung der japanischen Friedenssvrdernnge» seitens Chinas erstreckt also ihren Einfluß weit über Ostasien hinaus: sie interessirt im höchsten Grade alle handeltreibenden Mächte. Sie bedeutet die Grundlegung eines wirthschastlichen llmschw» »gs von fast unbe rechenbarer Tragweite. Es scheint uns deshalb dringend geboten, daß alle Mächte sich schleunigst klar werden über die zur Wahrung ihrer eigenen Interessen zu verwendenden Mittet und Wege." Die Mittheilungen, welche von Madrid aus über den kubanischen Aufstand verbreitet werden, lauten gegenwärtig wieder so günstig, daß man kaum begreift, weshalb die spanische Regierung, nachdem bereits einige tausend Mann nach der Antillen-Insel abgegangen sind und nachdem auch Spaniens bester Kriegümann zur Ucbernahme des Oberbefehls dorthin sich eingcschifft hat, »och die Ein berufung von 2>»00«> Reservisten anordnen zu sollen glaubte. Nach den neuesten Berichten aus Havana, die mit den in den letzten Wochen verbreiteten Alarmnach richten kaum zu vereinbaren sind, wären in der Provinz Matan- zas die Aufständischen rasch wieder zur Ruhe gebracht worden; in den Provinzen Havana, Pinal dcl Rio, Santa Clara und Puerto Principe soll der Ausruf der Führer der insnrreetivnelleii Bewegung gax leinen Widerhall gesunden haben, so daß nur in der Provinz Santiago de Cuba die Ansständischcn sort- fabren, der Regierung mit den Waffen in der Hand Wider stand zn leisten. 'Aber auch dort hat — wie versichert wird — die Schilverhebung nicht allzu viel zu bedenke», zumal seit Manuel Garcia, der Leiter der Aufständischen, im Kampfe gefallen ist und dadurch die Cinbeitlichleit der Operationen derselben verloren gegangen ist. Auch wurde bereils der Tod des als Jnsurgenteusührer gefürchteten Mulatten Ouillervm und die Entdeckung und Unschädlichmachung einer Ver schwörung gemeldet, welche die Erhebung einer anssläudischeu Streitmacht für die Ankunft Martine; Campos' vorbereileu sollte. Entspricht jene Schilderung in der That rer Sach lage, was bei der von Madrid aus in der Regel betriebenen Schönfärberei allerdings noch fraglich erscheint, so kann mau sich im Hinblick darauf, daß unmittelbar nach Martine; Campos' Abreise die von dem konservativen Eabinel anfangs verbreiteten sehr pessimistischen Berichte plötzlich den allcr- günfligsten Meldungen wichen, des Verdachtes kaum erwehren, daß cs Eanovas dcl Eastillo viellKcht nur darum zu tbun war, in guter Art über die Schwierigkeiten lüiiwegzutvinmeli, die der kurz zuvor zum Generalcapitain von Madrid er nannte, mit weitgehenden militairischen Vollmachten ausge rüstete und obenein sehr populäre Marschall ihm ans dem Gebiete der inneren Politik hätte bereiten können. Ta der Marschalt bereits auf Euba angekommeu sein dürfte, wird es sich ja bald Herausstellen, ob diese Bermmhung zutrifft. Deutsches Reich. * Berlin, 12. April. Nachdem der ehemalige Kanzler von Kamerun Leist eudgiltig durch den Spruch des Disciplinar- boss zu Leipzig aus dem Neichsdienst entlassen worden, ist in der Presse die Frage nach dem gegenwärtigen Stand der Untersuchung gegen Assessor Weh tan aufgeworfen worden. Gegen diesen wird der Vorwurf erhoben, das; er die Eingeborenen in Kamerun unmenschlich graufam be handelt und dadurch seine amtlichen Befugnisse über schritten habe. Verfehlungen aus sittlichem Gebiet hat sich Wehlan nicht zu Schulde» kommen lassen. 'Anklage ist gegen Wehlan, der seit seiner Abberufung aus Die Französin. 11j Roman von Arthur ZsPP. Nachdruck vtrtzoten. (Fortsetzung.) „Ja, Spion, Madeleine". entgeanete er mit feste« Nach druck. „Auch Spione braucht daS Bateplqnd und nichts Ehr lose« ist'«, als Spion fein Leben für eine große Sache ein- uisHen. 1870 find yiele Spione für haS Vaterland ge storben und wenn auch krjn Heldenbuch von ihnen berichtet, Du, Madeleine, solltest ihr Andersten heilig hglten und solltest in ihrem Beispiel eine Aufforderung sehen, ihnen nach- zueifern," Sie sah ihn aryß an, erstaunt, befremdet. Eine leise unbestimmte Unruhe regte fich in ihr. „WaS willst Du damit sagen?" kam «s zögernd von ihren Lippen. Er antwortete nicht. Spähend blickte er geradeaus. Sie näherten sich der Straßenecke, von der sich die Straße, in der Madeleine'- Onkel wohnte, abzwfigte. Thielke war an per Ecke stkhen gehliebrn, »m di» ihm Nachfolgenden zu erwarten. „Einen Augenblick, bitte!" sagte Gaston und löste sich von Madeleine, um auf Thielke zuzueilkn, Eifrig sprach er eine Weile auf den Diener ein; er faßte in die Tasche, reichte Thielke etwa- und deutete nach der der Straße entgegengesetzten Richtung. Madeleine sah alle dem regungslos» in einem Zustande der Erstarrung zu. Schwer lag es auf ihrer Brust, wie die Ahnung von etwa- Ungeahnten, Außerordentlichem. Erst als Gaston zu ihr znrückkehrte und ihren Arm wieder unter den seinen zog ynd sich mit ihr in Bewegung setzte, fand sie die Sprache wißder. „Was hat da« Alle« zu hrdeutrn. Gastvn?" fragte sie mit einem Gemisch von Staunen und Arrger. Cr faßte ihre Hand, die fie ihm diesmal achtlos, Wider standSloS überließ. „Madrleine", hob er ernst gn, ihr hlafseS, erwartung« volles Gesicht mit einem forschenden Blick streifend, »Dein rütteln, Deinen Patriotismus, die Liebe für Dein Vaterland in Dir aufzustacheln, eS gilt. Dir zu beweisen, daß Du nichts Unrechtes thust, wenn Du Dich mit mir verbindest, Frank reich zu dienen, als Spionin zu dienen. Ich will Dir zeigen, wo Deine Pflicht liegt, wo Du zu baffen und wo Du zu lieben hast. Ich will vom Tode Deines Vaters mit Dir sprechen." Der Blick ihrer Augen wurde groß und starr. Eine heftige Aufregung, eine fiebernde Spannung tzlübte in ihr. „Von Deinem Vater , fuhr er fort, „will ich Dir erzählen, der den Tod eines Helden starb, aber nicht in der Weise, wie Deine Mutter in pietätvoller Scheu es Dich glauben gemacht. Es ist eine fromme Lüge, daß Dein Vater als Ofsicier i» freier Schlacht M't den Waffen in der Hand gefallen. Er starb mit verbundenen Augen, wehr- und waffenlos, mit ge bundenen Händen, ermordet an einer Gartenmauer —" Sie machte eine ungestüme Bewegung, die ihm Arm und Hand entriß und blieh stehen. „Dp lügst!" rief sie. „Pst!" machte er wnrnenh und deutete auf Thielke, der recht« abgebogen war und etwa fünfzig Schritt vor ihnen sich langsam vorwärts bewegte, ab und zu verstohlen über seine Schuster zurückblickend. „Du lügst, Gaston", wiederholte sie und sah ihm mit flammenden Augen in's Gesicht, mit einer Miene voll Haß und Grquen. Er bewegte ruhig den Kopf und hielt ihren Blick mit ehernem Gesicht aus. „Es ist die Wahrheit bei meiner Soldatenehre! Mein Vater erzählt» es mir, als ich mich vor der Reise hierher von ihm verabschiedete. Er hat eS von Deiner Mutter herau«- arbracht vor langer Zeit, als er sie einst nach Deinem Vater befragte und sie sich in Widersprüche verwickelte. Er und Dein Stiefvater waren die Einzigen, die außer Deiner Mutter die Wahrheit kannten. Dir haben sie es schonungs voll geheim gehalten, damit mit der Erinnerung an den Dir tbeuren Verstorbenen nicht zu gräßliche Bilder verknüvft seien. Ich habe die Legende zerstört, ich habe sie zerstören müssen um eines großen Zweckes Willen." Sie schlug ihre Hände vor das Gesicht und stöhnte in sich hinein. Leis« faßte er ihren Arm, zog ihre Hand herunter und führte sie sanft weiter. ..Fasse Dich, Madeleine! Lang* 3aßrr liearn »wischen damals und heute. Vernarbt ist die Wunde, die sie Dir, die sie uns Allen geschlagen, aber nicht vergessen. Du weißt »un, was Deine Pflicht ist, wo Deine Feinde sind, die erbarmungslos, grausam Deinen Vater gemordet, obgleich er ihnen friedlich, ohne Waffen gegenübertrat." Sie sah verstört, fragend zu ihm auf „Dein Vater war nie Soldat", erklärte er. Sie haben ihn ergriffen, als er sich durch die feindliche Vorpostenlinie nach Metz hineinschleichen wollte. Deine Mutter war in Metz; mit anderen Frauen war sie bei der Annäherung der deutschen Truppen in die Festung geflüchtet, während Deinen Vater geschäftliche Rücksichten in seinem Wohnort, der kleinen Stadt Gorze, zurückhielten. Als ihm die Sehnsucht und die Sorge um Deine Mutter, die Deine Geburt, Maveleine, erwartete, teilte Ruhe mehr ließ, war der feindliche Ring um die Festung bereits geschlossen. Dennoch wagte Dein Vater kühn das Unmögliche. Aber nicht nur an sich und die Seinigen dachte er, auch die Noth seines Vaterlandes be kümmerte den edlen Patrioten. Wie so viele tausend Franzosen, erfüllte es wahrscheinlich auch ihn mit Schmerz und Empörung, daß eine ganze stolze Armee sich gefangen gehen, die Waffen ^ '— "" — Feind. Er hatte der deutschen Tr Punkten der Eernirung. Aber diese werthvollen Notizen ge langten leider nie in die Hände unserer Generale in Metz; als Spion ergriffen, starb dein Vater fürs Vaterland an demselben Tage, da Tu ahnungslos in der verratbenen, ver kauften Festung zum Leben kamst. Noch ist der Tod Deines Vaters ungesühnt. Madeleine, willst Du mir nickt Heistehen, seinen und den Tod vieler auf ähnliche Weise Ermordeten rächen zu helfen?" Sie drückte seine Hand mit konvulsivischem Druck. „Ich will es, morgen erhälst Du da« Gewünschte." Ihr Gefickt war noch blasser als gewöhnlick, Schmerz, Trauer und Empörung verzerrten ihre GesichtSzügc. S,e athmete schwer und heftig. Ihre Augen blickten verstört, wirr; dir Enthüllung war zu jäh und unvorbereitet auf sie eingcdrungen. Sie war nicht im Stande, über DaS, was ihr Gaston mitgetheilt, Reflexionen anzustelle». In dein Gewirr der auf sie eindringenden Empfindungen kam kein klarer Gedanke in ihr auf. Nur daS Eine war ihr gegenwärtig und folterte sie und drückte sich wie mit spitzen Stacheln in ihr Bewußtsein: nie hatten di« Augen de« Vaters liebend aas ihr geweilt, nie batte er sein Kind, sein einziges Kind an seine Brust gedrückt. Die Mutter einsam, in banger strecken sollte vor einem übermächtigen nd. Er hatte sich Aufzeichnungen gemacht über die Stellung deutschen Truppen, über ihre Starkezahl an den einzelnen Sorge um den geliebten Mann — der Vater unter de» Kugeln der Feinde zusammenbreckend: — Das war ihre Gevurtsstunde. Keine Freude hatte sie begrüßt, kein seliges Lächeln entzückter Eltern. Sorge und Tod hatten sie in das Leben geleitet . . . Ein Druck von Gaston's Arm weckte sie aus ihrem finster» Brüten. „Sei vorsichtig!" wisperte ihr seine Stimme eilfertig ins Ohr. „Lgß Dir nichts aninerten!" Sie standen vor Thielke, der ihrer wartete, denn eS dünkte ihm Zeit, nach Hause zurückzukehrcn, um keinen Verdacht zu erregen. Gaston de St. Sauveur ließ den Arm seiner Begleiterin fahren: sie reichte ihm die Hand, die er an seine Lippen zog. Er lüftete den Hut und ging. Stumm, in halber Betäubung legte Madeleine in Thielte's Begleitung die paar Schritte bjs zu de,» Hause zurüct, während der alte Bursche sick durch unablässiges Schwatzen angenehm zn machen glaubte: was für ein feiner Mann der „Herr Franzose" sei, wie nobel und wie leutselig. Zu Hause schützt sie Kopfschmerz und Ermüdung vor, um sich gleich in ihr Zimmer zurnckziehen zu können. Des Obersten freundliche Theilnabme dünkt ihr wie Hohn» der Tante höfliche, kalte Erkundigung regt sie zu stiller Er bitterung an. Herberts bedauernden Blicken begegnet sie mit eisiger Unenlvsindlichtcit. Else, die ihr folgt und ihr ein schmerzstillendes Mittel aufdrängcn will, weift stc unfreundlich zurück. Sie halte nichts von Brausepulver und anderen Medikamenten, Ruhe und Alleinsein seien die beste Medici». Damit geht sie in den kleinen Salon neben dem Schlaf zimmer, während Else schmollend zurückbleibt und sich zu Bett legt. Madeleiue aber geht ruhelos im Salon auf und ab, er hitzende Gedanken wirbeln ihr durch das ohnehin wie im Fieber glühende Hirn. Nach den ihr von Gallon de St. Sauveur gewordenen Mittheilungen malt ihr ihre erregte Phantasie die Scene der Ermordung ihre« Vaters auS. Ein Dutzend feindlicher Soldaten, die Gewehre anschlagend mit Mienen voll Haß und Grausamkeit und diesen gegenüber den wehr losen, waffenlosen, den schmählich Gefesselten. Ihr Ohr hört da« Geknatter der Flinten, kört den Todesschrei, das letzte Röcheln deS in seinem Blut am Boden Liegenden. Entsetzt, von wahnsinnigem Schmerz gefoltert, schlägt sie die Hände vor ihr Gesicht und sie stöhnt so laut, daß Else
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