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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189504168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950416
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950416
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-04
- Tag1895-04-16
- Monat1895-04
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.04.1895
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I? -- «z. »1, « S1, « 112^0 102,«, 104,75 101.35 104.80 103,10 103.30 103,10 103,2b 103,— 122.70 ld. — »» — io.) «1« .ei.) Z«» lb«> l« »rn X. aw. ,1«, tm.) ad.) >rk« u») stli) Oo.) I«r> lit») L«r) «rsi 8 >.-? aal. >m« -b. i«I«) Illn) sick» »dr. -rix) !lon> >«rt) tttr) »»») i«i» Ke» >r«i Vsd. s.-k. 123,00 43.— 00,80 78 — 1V1.7S 123.50 11»,— ISS.— 188.50 80.- 330,^- 303 »0 150.50 230.50 348A0 114.35 203.— 70— VS,SO 00.— 181,^- 305 — 187^ 142,— 162.— 108.50 VS.— 387.— 133,— 303 — 185.50 ISO,- 14».— 31».— 120,— 80.35 83.— 240.— 74,80 30,— 101.L0 110.- 11S.- lonrmottr )2,3ö (Z. )1,S0 ». )2.S0 (1. )3,V0 O. )1,7S «. 11.7V 8. )1,80 O. 11.50 6. )3.90 8. )3.S0 8. 14,— 8. 14, — 8. 10.75 8. 11,7» 8. 30.75 8. 11.50 8. 30.35 8. 10,— 8. 13.35 8. 15, — 8. 15.50 8. 10.— 8. 50.50 8. 18.- 6. 40,— 8. iO^TS 8. 10,— 8. 72,— L. OS,— Sr SS.7V L. 18.— 8. 20,-0. 10.— U. 8. 18.— L. 30,— 8. 03.— 8. 74.- 8. 41.— dry. 93^- 8. k vr» Stück. wsnt dsiiv SS,50 108.75 118,00 134,SO 105.75 185.75 130.75 82,40 107,70 215.75 186.50 80,75 »dttk 128.— t« > — 88,45 58,68 8,07 ISO,SO . 387,80 »rävestd. —. SOSO 4SI, 75 338,— 113.50 303,75 222.50 84,SO 340,— 100,80 59,07-> 13315 48,35 8,0? >2 SS,05 1,30' 121.51 IS Xnericdten ns uns ksste' > vorvisxeu i ,—, Oesterr. 07.70 3440,— 734,00 74,31 34?7— 25,75 Nn«sn —,— VezugS-PreiS -«»ptetzpedttioa od« de» im Stadt« kakk und de« Vorort»« errichteten Au«, gao^trlle« abgehott: vtrr1»liiU>rttch^l4.S0. vrt MatmaÜarr tägttcher Zustellung in« Ha«» üchO. Durch dir Post bezogen für DrutjchUmd »ad Oesterreich: viertel,adrUch L—. Direct« tägliche Kreuzbaudieuduug tu» Ansleud: «oaatltch ?chO. DieVtorg^A»»gab« erscheint täglich mit La«, »ahme N«ch Soun» »ad Festtagen '/,7 Uhr» die >b»d->»<gabe Wocheulog» L Uhr. Ne-artton «ud LrpeLitio«: Aoha»ne»gasse 8. DK Expedition ist Wochentag« uaunterbrochr« geöffuet vo» früh 8 dt» «dach» 7 Uhr. Filiale«: vtt» Me«»'» Porti«. (Alfred Hast»), LniversitätSstraß« 1, L»«t» Lösche, Kaihardeenstr. 14» pari, und KöuigSplatz 7. i>Mger.Tagcbla1l Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. ^l-18S. Dienstag den 16. April 1895. Amtliche Bekanntmachungen. Städtische Volksschulen. Die Attfnahme der mit Ostern 1895 schulpflichtig werdenden Kinder findet t» den städtische« Volksschulen Donnerstag» den 18. April, statt und zwar morgens 8 Uhr in der 28. Bezirksschule für die Knaben; morgen» 9 Uhr in der 8^ 4-. 5.» 8, 9. Bürgerschule, in der 1., 4., 7., 9., 1b.» 17., 20., 25. Bezirksschule, in der 10. und 11. Bürgerschule, sowie in der 6.» 16. und 19. Be- ztrksschule nur für Knaben; morgen» 10 Uhr in der 1. Höheren Bürgerschale für Knaben, in der 2. und 3. Höheren Bürgerschule, in der 2. 7., 12. Bürger- und der Bereinigten Freischule, in der 5-, 11., 12., 21., 26. und 27. Bezirksschule, in der 13. Bürger- und der 24. Bezirksschule nur für Knaben, in der 10. und 11. Bürgerschule, sowie in der 16., 19.» 22„ 23. Bezirksschule nur für Mädcheo; morgen» 11 Uhr i» der 8. Bürgerschule; nachmittags 2 Uhr in der 6. Bezirisschule für Mädchen und in der 10. Bezirksschule, in der 14. nnd 18. Bezirksschule nur für Knaben, in der 13. Bürger- nnd der 24. Bezirksschule nur für Mädchen; nachmittags 3 Uhr in der 1. Höheren Bürgerschule für Mädchen, in der 2., 3. und 8. Bezirksschule, iu der 22. Bezirksschule nur für Knaben, in der 14. und 18. Bezirksschule uur für Mädchen. Leipzig» den 16. April 1895. Die Direktoren der städtischen Volksschulen. Die drei berechtigten Privatschulen in Leipzig führen wie die öffentlichen Realschulen ihre Zöglinge bis zu der durch das Gesetz vom 1b. Februar 1884 für die öffentlichen wie für die privaten Realschulen vorgeschrittenen Reifeprüfung, mit deren Bestehen auch die Berechtigung zum eins, freiw. Militairdienst er langt wird. Zugleich bereiten sie für die entsprechenden Classen der öffentlichen höheren Lehranstalten vor. Zur Aufnahme in die VI. Realschul, bez. Progymnasialclasse genügt das 9. Lebensjahr, Während i» die Borschulclassen Schüler vom schulpflichtigen Alter an ausgenommen werden. Das Schuljahr beginnt Montag, den 22. April (Auf nahmeprüsung von 8 Uhr an). Die Unterzeichneten sind zur End gegennahme von Anmeldungen und zur Ertheilung jeder gewünschten Auskunft täglich (nutzer sonntags) 11—/,1 Uhr bereit. Dir. Vr. L. Lurtk, Realschule mit Elementarclassen (Quer straße 19 und Bahnhofstraße 5). Dir. vr. kr. Lotst (Teichmann-Vr. Rolh'sche Privatschulr) Real schule mit Progymnasial- und Elementarclassen (Ecke der Universitäls- und Schillerstrabe. Fernsprecher Nr. 2059). Dir. 0. Dotier. Realschule (Eentralstraße 1). Die städtische Sparkasse beleiht Werthpapiere uuler günstigen Bedingungen, Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Sparcasfen-Deputatiou. Lau-Äreal, in »ächster Nähe de» Bahnhofes aub -er Harthwal-nng schön gelegen, hat billig zu verkaufen -er Stadtrath zu Zwenkau. Die Steiermärker in Friedrichsruh. Frie-rich»ruh, 15. April. Die 80 Herren und Damen aller Stände an- Graz, darunter eine Anzahl Gcazer Studenten und eine Abordnung deutscher Studenten uns Oesterreich, in der die Burschenschaften „Germania", „Goihia", „Nordmähren" „Oberösterreich", „Ostmark", „Philadelphia". „Ravenstein" und „Teutonia" vertreten waren, trasen Mittags hier ein und nähme» auf der Terrasse des Schlosses Aufstellung. Die Studeuten waren sämmtlich iu vollem Wichs. Der Fürst erschien auf dem Baicou im schwarzeu Grhrock und Schlapphut und wurde mit Hoch- und Heilrufru empfangen, vr. von Plan» er richtete an den Fürsten folgende Ansprache: Eure Durchlaucht I „Den Pfad, den sich die Liebe bahnt, kann kein Markstein ver bauen", sagt »in schöne» Dichterwort, und zum Beweise dessen sind wir Hunderte von Meilen weit an» der grünen Steiermark im Herzen Oesterreichs hierhergekommen, dieser Liebe, der innigen Liebe und Verehrung für Sore Durchlaucht anläßlich des jüngst ver- flofsenen achtzigsten Geburtstages Ausdruck zu verleihen. Deun innige Liebe und Verehrung ist es, die uns für deu Mau» erfüllt, der ja nicht uur dem deutschen Volke eine Heimstätte geschaffen, sondern auch dem deutscheu Geiste das mächtige Gefühl seiner Eigenart gegeben hat, dem als dem heldenhaften Führer seines Volkes, der dessen Noth in allen Fragen versteht und sie zu bannen weiß, nicht nur unser Verstand den schuldigen Tribut der Be- wundernng zollt, sondern dem sich auch jede» Herz öffnen muß, das für die Größe unserer Nation empfänglich ist; innige Liebe und Verehrung ist es, die wir für den Manu empfinden, welcher unS als die Verkörperung des idealen deutschen Geistes erscheint, der in Eure Durchlaucht die uns liebwertheste Er> jchtinullg eines echten deutschen Maanes mit dem MauneSstolz auf der Etir» und der Menschenliebe im Herzen angenommen hat, die wir für den Mann empfinden, welcher die besten nnd edelsten Eigen schäften der Ratton: Treue, Einfachheit, Sittlichkeit nnd Kraft in herrlicher Weise iu sich vereinigt. Diese Eigenschaften sind es auch, dies, Dank dem''herrlichen Borbilde, mit uns deutschen Steiermärkern, ich kann wohl sagen, der beste Theil unserer Stammesgeuosseu iu Oesterreich zu de» seinen zu machen bestrebt ist: iu deutscher Treue hängen wir an unserem Herrscherhaus in guten und bösen Tagen und betrachten un» ol» die treuesten und verläßlichsten Stützen des habsburgischen Thrones; in deutscher Treue hängen wir an unserem Oesterreich in dem, wie e» durch deutsche Macht gegründet wurde, der deutsche Fleiß, die deutsche Bildung und Gesittung unserer Vorfahren ein blühendes Enlturlrbeu geschaffen haben; in deutscher Treue hängen wir aber auch an unserer Nation, an dem großen deutscheu Volke, für dessen Sicherheit und Ehre unsere Vor fahren gar oft ihr Heldenblut vergossen haben, au dem Volke, mit dem wir durch unzählbare Fäden, mit dem wir durch eine mehr al» tausendjährig« gemeinsame Geschichte verbunden sind. Treu wie die himmelstürmenden, firngekrönten Berge unseres schönen Landes, fest wie das Eisen in ihren Adern, halten wir an jener geistigen Zusammengehörigkeit mit unseren Stammesgenoffen im deutschen Reiche? fest, welche Eure Durchlaucht durch die Schaffung de» deutsch-österreichischen Bündnisses iu einer unseren Empfindungen so sehr entsprechenden Weis« zum Ausdruck brachten und unsere Gefühle, mit denen wir hierhergezogen sind, glaube ich nicht besser darlegea zu können, als mit den Worten unsere» Vater- ländischen Dichter», der da sagt: „Ob unter unS viel Meilen weit der Schienenstrang erklungen Und über mancher Grenze Pfahl sich unser Zug geschwungen, Wir sind doch in der Heimath noch, im Vaterhaus geblieben, Wo einer Mutter Kinder eins im Hoffen, Dulden, Lieben!" Li»r im A.i-„ ml, -.1-»° wir hierhergeiowmrri und biurn Eure Durchwuck . und "!> bM„d--r- W»-° ^ Wünsche dar: mögen Eure Durchlaucht dem dentsche» Botte viele Jahre erhalten bleiben!" Darauf überreichte Professor Polzer ^^^r und mit Steirer Wein gefüllt, ^uch die Stu ^ächtis »s, 'L. .Me^iue Henen! Ich danke Ihnen .für Jbrrn Besuch, fur^Jhr Hierherkommen zu diesem Zweck u"d '» dieser Zeit, u d l he n dieiem Straub, acmischt von den Blumen der Ebene, oem «aive kraut und der Alpen, ein Symbol unserer Zusammengehörig! . Man'kann wohl sagen, die Farben n^d^mir'an meinem passen zusammen. Unter allen Auszeichnungen, die mir an memrm 80. Wiegenfest erwiesen wurden, schätze ichdieftganzbeonv wraen ihrer geschichtlichen Bedeutung: ich schätze sie um so düder als dieser Besuch sich nnschiießt an eine huldreiche Begrüßung, mit der Se. Majestät Ihr Landesherr nuch beehrt hat Darin und in Ihrem Besuch vergegenwärtigen sich wir die Erinnerung an die Zeit — ich glaube, es war vor ^ Jahren, als ich von Gastein über Linz nach Wien fuhr, nur durch deutsches Land und deutsche Bevölkerung — als ich in Wien ankam ade meine Herren, wollen Sie nicht aussetzen, eS »st ein rauher Lind hier im Norden — wo ich mit einer Herzlichkeit enipiangen wurde, die mich befestigte in dem Gedanken, daß wir irgend einen Ersatz für die alten Beziehungen der Bundesgenossrnschast, die nns verbunden hatte, Herstellen mußten trotz aller Hlndermffe, du s'-h dagegenauf. ihürmtrn. Unsere Zusammengehörigkeit ist i°. wie der erste Herr Redner bemerk», Liter wir ein Jahrtausend und reicht bis in die Lagen- zeit zurück, aber auch die weitergehendrn Con eguenzen deS Bünd nisses, das wir vor l6 Jahren in Wien abschiofien; der Dreibund reicht in seinen Ursprüngen doch fast auf dieselbe zurück. Tie alte deutsche Kaijerhrrrjchast des heiligen römischen Reiches erstreckte sich ja von der Nordsee bis nach Apulien und theoretisch gehörte ganz Italien dazu — thalsachlich nicht immer— die Kampfe m d,e,cr großen Gemeinschaft blieben uns nicht erspart. Es ist ettir eigenthuiilliche Fügung des Schicksals und der göttlichen Vorsehung.daß dieses grave gewaltige Gebiet von ganz Centraleuropa, das ich eben bezeichnete, sich, nachdem »S durch Schicksalsfügungen und viele Kämpfe ge- trennt und zerrissen war, doch schließlich heutzutage wieder zu- samineugefunden hat. Unser Dreibund deckt ungefähr die alte an spruchsvolle »aiserhrrrschaft der Nachfolger Karls des Großen nach Ausionderuug von Gallien, unserem heutigen Frankreich: daß rn dieser Verbindung ein Beweis von imponderabein Verbänden und Beziehungen dieser ganzen großen Ländermasse gegeben ist, ist meine Ueberzeugung. Ich muß es den Geschichtslehrern überlassen» sie zu vertreten, wenn sie sie mit mir theilen. Ich glaube, wir werden dauernd zusammrngehören und zusammenbleibrn können mit mehr Dauer, als wir früher In Frieden mit einander gelebt haben. Wenn wir zurückblicken auf die innere Geschichte dieser großen Länder masse, welche das alte angeblich heilige römische Reich (Heiterkeit) iu sich vereinigte, so finden wir doch keinJahrhundert ohne die schwersten Kämpfe der Reichsangehörigen unter einander. Aber wir müssen uns dadurch Vicht rntmuthigen lasten, denn dieselbe Erscheinung fehlt in keinem der anderen europäischen Länder, auch in den jenigen nicht, die durch eine von Haus au» einheitliche Natio nalität auf inneren Frieden viel mehr angewiesen waren wie dieses Mosaik von Zusammensetzung, was das alte deutsche Reich war. Sehen Sie nach England, wie es im Mittelalter von Bürger kriegen erfüllt war. Sie haben im vorigen Jahrhundert mit der Schlacht von Eullodrn »io Ende gefunden und der inner« Frieden ist doch im heutigen England auch noch nicht vorhanden. Sehen Sie noch Frankreich — eine scharf und leidenschaftlich entwickelte, einheitliche Nationalität; — wir haben die letzten Bürgerkriege noch selbst vor 25 Jahren vor Pari» mit ansehen können; Gott gebe, daß e» die letzten seien. Sehen wir nach Spanien — eine stolze einheitlich« Nationalität — die inneren Kriege höre» nicht auf. Italien an sich ist davon nicht frei gewesen. Ich will jedoch die Beispiele nicht weiter aus- Anzeigerr-Preis die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklamen «ater dem Redattionsstrich (»ge spalten) 50^, vor den Famttienuachrichtril (6 gespalten) 40 ^ Größere Schriften laut unsere« Preis- verzetchniß. Tabellarischer und Zifferajatz nach höherem Tarif. Sxtr«--Beilage» (gefalzt), n»r mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrfördernug 60.—, mrt Postbeförderung ^i 70.—. Änaahrueschluß fir Auzrizein (nur Wochentag») Abeud-Au-gabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei deu Filialen nnd Annahmestelle» je ein« halbe Staude früher. Anzeige» sind stet» an die Er-e-ittan zu richten. Druck nnd Verlag von E. Polz in Leipzig. 8S. JahrganK dehnen, ich will nur daraus deduciren, daß wir Deutsche doch darum nicht an unserer einheitlichen Zukunft verzweifeln müssenH weil wir uns mitunter im Laase der letzten Jahrtausende viel mit einander gerauft haben. (Große Heiterkeit.) Ich hoffe, es wird in Zukunft nicht wieder Vorkommen (Rufe: Rein!) Ich hoffe, wir haben eine Form gefunden, iu der wir urbrueiuander leben können und die in bewußter Weise — wenigsten» von den leitenden Principieu kann ich das sagen — nicht zerbrochen and nicht be schränkt wird; dazu gehört vor Allem also unsere Einigkeit mit dem österreichisch-ungarischen Reich (Bravo!) auf die wir geichichtlich an gewiesen sind seit langen Zeiten. Und wir können in Zorn gerathen, vom Leder ziehen, aber wir kommen immer wieder zusammen, weil wir auf einander angewiesen sind und namentlich so, wie das heutige europäische StaatSgebilde ist, könne» wir gar nicht, ohne einander Treue und Freundschaft zu halten, iu eine ruhige Zukunft Europas blicken. Der einzelne Staat in Europa wird immer der Möglichkeit eiuer Coalitton ausgesetzt sein. Ein Büodniß von dem Gewicht, wie es der heutige Dreibund repräsentirt, kann immer von sich sagen mit dem alten schottischen Spruch; ,^lewo wo impune lace««it" und wird im Stande sein, sich zu wehren. Wenn mau also das Bedürfniß hat, um Anlehnung sich um- zujehcn, so liegt für uns doch die Anlehnung an Oesterretch- Üngarn näher, wie irgend eine andere. Auch auf die an Italien ind wir durch die Geschichte angewiesen. Wir haben in beiden Ländern durch das Ungeschick der gemeinsamen kaiser lichen Regierung gelitten, indem wir zerfallen sind in nicht existenz- ähige Größen unter einander. Wir mußten uns wieder zusammen- inden, wir habe» eiiigcsehen, daß das zu unserm Heile notbweudig ist. Die Basis dieses Dreibundes, der den Frieden Europas erhält, ist ja unsere Beziehung und unsere Intimität zum österreichisch- ungarischen Kaiserstaat, nnd da habe ich schon früher an unsere Stammesgeuosseu in Oesterreich das Verlangen gerichtet, dies» Ein heit, diese Freundschaft zwischen beiden großen Nachbarreichen und beiden historisch mit einander eingeiebten Nachbarlichen zu pflegen nach ihren Kräften. Je stärker der Einfluß der Deutschen in Oesterreich sein wird, desto sicherer werden die Beziehungen des deutschen Reiches zu Oesterreich sein (Rufe: Bravo! Heil!) und deshalb Sie, die Deutschen Oesterreichs, können es nicht über Ihr Gewissen und Ihr Gefühl bringen, zu treiben zum Kampfe gegen das deutsche Westreich, und ich hoffe. Sie werden es auch zum Theil über Ihr Gefühl bringen, den Frieden zwischen dem alten Ostreich und dem deutschen Westreich dadurch zu pflegen, daß Sie sich in möglichst engen und einflußreichen Beziebungen zu Ihrer ursprünglich deut schen Dynastie halten. Die Dynastie ist schließlich doch sür die auswärtigen Beziehungen eines jeden Reiches, solange sie überhaupt besteht — und Laß sie lange und dauernd besteht, wird Ihrer aller Wunsch sein — aber solange sie besteht, ist sie doch der ein- flußreichste Factor in der Wahl der auswärtigen Beziehungen. Also, meine Herren, Sie können Ihr Wohlwollen sür Ihre Stammes- enoffen im deutschen Westreich nicht wirksamer bcthätigen, als indem sie Ihre Beziehungen zur eigenen Dynastie pflegen und mehr von der Seite deS GemüthS wie von der des Verstandes und der juristischen Argumente pflegen und beurtheilen. Ich Hab« in Sr. Majestät Ihrem Kaiser, mit dem ich seit 1852 in directen geschäftlichen Beziehungen gestanden habe, wo ich zuerst preußischer Gesandter in Wien eine zeitlaug war, immer doch ein deutsches Herz und die Spuren der deutschen Abstammung gesunden. Man kann ja in Oesterreich sich nicht einer Nationalität, namentlich wenn man Ungarn mit einrechnet, ausschließlich widmen. Tie Vorsehung muh den Kamps der Nationalitäten gewollt haben, sonst wäre es ja sür ihre Ureinrichtung leicht gewesen, in der ganzen Welr oder wenigstens in Europa eine einzige Nationalität zu schaffen. Wenn nun deren viele nebeneinander wohnen, einander be- kämpfend und widersprechend, einander von Hause aus nicht liebend, wenn erst die Liebe und das Wohlwollen, die Duldung will ich lieber sagen, mit der Ueberlegung kommen muß, wenn die Nationalitäten so durcheinander geschoben werben durch den Lauf der Geschichte, wie es in Deutsch-Lesterreich, in Ungarn, bei uns in unseren Ostprovinzen Posen und Westpreußen der Fall ist, so muß man, wenn man überhaupt über die Intentionen der gött lichen Vorsehung Nachdenken will, doch darin dasselbe Privcip er- kennen, was sich in der ganzen Natur bethätigt: Ohne Kampf kein Leben. Man soll miteinander kämpfen, aber wenn man unter demftlben Landesherr« lebt, soll man mit Wohlwollen kämpfen und sachlich, und nicht Le» Kamps in Formen führen, die keinen anderen Zweck und keine, andere Wirkung haben als den Gegner zu kränken, zu ärgern» za reizen 348,75 35,33-^ 4-1« 2 torteese) ' zliosu-Xcticu Vslesu p<>7 Ilsi 122,7b I. > OM)- o,ßk). litenrev In ZcNvmi- von svport. »cd Lomlov FerriHetoir. Die Französin. Roman von Arthur Zapp. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. In der anderen Hand hält er «inen Löffel, der halb mit einer Hellen Flüssigkeit gefüllt ist. „Da! Trink', mein KindI" fordert erste gütig auf. „Gut schmeckt'« »war nicht, aber eS hilft unfehlbar. Antipyria. Ich bab's schon öfter probirt." Sie steht vor ihm, blaß und schweigend, e» ist ihr nicht möglich, den Blick seiner freundlichen Augen zu ertragen. Hastig, um ihre Berwirruna zu verbergen, schluckt sie die Medici» hinunter. Er streichelt ihr väterlich die Wangen und scherzend sagt er: „Nun, hat'S geschmeckt? Scheußlich — was? Na, nun leg' Dich hin! Paß auf, in fünf Minuten schläfst Du, daß ein Auge da» Andre nicht siebt. Gute Nacht!" Er nickt ihr lächelnd zu und geht in sein Zimmer zurück. Auch Madeleine begiebt sich ins Schlafzimmer. Gehorsam legt sie sich, wie er ihr angerathen, zn Bett- Die Stellen, wo seine Finger ihre Wangen berührt, brennen ihr. als lägen feurige Kohlen darauf. In ihrer Brust ringen die entgegengesetztesten Gefühle mit einander. Sie fühlt sich elend und unglücklich, im Zwiespalt mit sich und aller Welt. Vergeben» bemüht sie sich, die Scene, die sich soeben zwischen ihr und dem Onkel abgespielt, aus ihrem Gedäcktniß zu verbannen. Immer wieder taucht das freund liche, milde Antlitz de» Obersten vor ihrem geistigen Auge auf und weich und weicher wird ihr um» Herz. Dann zwingt sie daS tragiscde Ende ihre» unglücklichen Vater» in» Ge- dächtniß zurück, aber Zorn und Haß, die sie herbeirufrn möchte, stellen sich nicht ein. Nur zum Sterben traurig und elend ist ihr zu Muth und endlich löst sich die Spannung ihrer Nerven in einem heftigen Thränenstrom. Al» fie sich müde geweint, streckt sie sich wie yebrochrn in ihr Bett, zu matt, um gegen den Schlaf, der ihr die schwer gewordenen Lider herabdrückt, noch länger anzukämpfen. Morgen wird sie Gaston'« Wunsch erfüllen, morgen! IX. Am andern Morgen erwachte sie gestärkt, mit klarerem Kopf, in ruhigerer Gemüthsstimmung. Nur noch ein wenig dumpf war ihr zu Muthe, wie unter der Nachwirkung eines I seelischen Rausche». Sie begann mit kritischem Geiste über DaS, was ihr Gaston mitgetheilt, nachzudenken. Zweifel und Mißtrauen regten sich in ihr. Ob ihr Gaston die Wahrheit gesagt? Konnte sie ihm denn überhaupt noch glauben? Hatte er sich nicht während der kurzen Zeit seines Hierseins in so verschiedenartigem Lichte gezeigt, daß sie überhaupt nicht wußte, wo die Wahrheit bei ihm aufhörte und die Verstellung anfing? Erst hatte er sich bei ihr als ihr treu ergebener Anbeter eingesllhrt und sie glauben machen wollen, daß ihn einzig und allein seine Sehn sucht, sie wiederrusehev, nach Deutschland getrieben und nun erklärte er plötzlich, daß die Liebe nur zur Hälfte daS Motiv seiner Reise und seiner MaSke, in der er hier auftrat, ge wesen. Es lag durchaus nicht außer dem Bereich der Möglich keit, daß er moraeu sagte, er liebe sie überhaupt nicht mehr und lediglich der Wunsch, seinem Ehrgeiz zu dienen, habe ihn veranlaßt, sie aufzusuchen. Auch hinsichtlich der Wahrheit der ihr gestern Abend so überraschend mitgethrilteu Erzählung vom Tode ihres Vater» kamen ihr unter diesen bitteren Erwägungen ernstliche Be denken. Wenn sie auch daran glauben konnte, daß ihre Mutter ihr sckwnend eine so grausame Wahrheit vorenthalten, war eS annehmbar, daß er, Gaston, so lange mit dieser Mit- tbeilung, von der er sich doch offenbar eine seinen Zwecken überau» günstige Wirkung versprach, zurückaehalten hätte? Lag nicht vielmebr die Annahme nahe, daß er unter dem Zwange seiner schwierige» Lage die ganze entsetzliche Geschichte neuerdings erst erfunden hatte, um sie zu seinem willenlosen, gefüaigen Werkzeug zu macken? Ein Rest von alter Neigung in ihr sträubte sick zwar regen diese Annahme, die sie nnt tiefster Empörung, ja, mit lammendem Abscheu vor Gaston de St. Sauveur batte er- ülle« müssen, aber dennoch sagt« sie sich, daß er ja, seit er aus deutschem Boden, täglich Wahrbeit und Ehrlichkeit seinem Ehrgeiz unterordnete. Noch ein anderes Bedenken schärfte ihren Zweifel. War es glaublich, daß selbst im Kriege so grausame Dinge geschahen, daß man einen friedlichen Menschen mitleidslos über den Haufen schoß, nur weil er einem natür lichen Zuge seines Herzens folgte? Ihrem zarten Frauensinn wollte e- nicht einleuchten, daß DaS, was ihr Vater nach Gaston's Mittheilungen versucht hatte, als ein todeswürdiges Verbrechen angerechnet werden konnte und so beschloß sie über diesen Punct bei irgend Jemand, der die militairischen Gepflogenheiten kannte, Er kundigungen einzuzieben. Am leichtesten für sie war eS, Thielke zu befragen, von dem sie wußte, daß er Soldat gewesen und den Feldzug mitaemacht hatte. Der alte Bursche war in voller Thätigkeit, als ihn Madeleine aufsuchte. Der große Saal deS Hauses mußte für die GeburtStagSgesellschaft, die am anderen Tage statt finden sollte, einer gründlichen Säuberung unterzogen werden und Tbielke'S Aufgabe war eS, die hohen Fenster zu poliren und das Messingzeug zu putzen. Der alte Bursche befand sich zufällig allein im Saal, als Madeleme beremtrat. Da aber jeden Augenblick da« Mädchen da« Tbielke bei seiner Arbeit beizustehen hatte, von der Küche zurückkehren konnte, so ging sie ohne viele Umschweife sogleich auf den ihr am Herzen liegenden Gegenstand loS. „Sagen Sie mal, Tbielke", begann sie — „ich habe da soeben eine Geschichte gelesen, die im Kriege spielt. Mir ist da etwa« nicht ganz klar geworden und da wollte ich gern Ähre Anncht Horen". Thielke, der oben auf der obersten Sprosse der Stehleiter stand, drehte sich um, kam ein paar Stufen herunter und legte se,a autmüthige« Gesicht in wichtige Falten. Er fühlte sich natürlich außerordentlich geschmeichelt; e« war ihm bisher nur m dem kleinen Kellerlocal an der Ecke, in dem er einen großen The,l semer freien Zeit verbrachte, passirt. daß man ihn als militairische Autorität anerkannt«. " ''°'n Mann", fuhr Madeleine fort, k.N Wangen rotheten. „der in eine belagerte N-u ^ «Nb zwar, um sich mit seiner Frau, die schon früher m dw Festung geflüchtet ist ,u ver- einigen, Der Mann, der einem friedlichen Beruf aZaehöN und me Soldat gewesen, wird ergriffen und al« Kp.on ^ cw überhaupt denkbar, Thielke? Be- s-ch »-« Allerdings, wenn weiter nichts gegen ibn vorlaa sn buchen sehr scharf V«" und -'d sprechend, unterbrach sich, sah .ine Minute nachdenklich vor sich hin und fuhr dann fort — „wissen Sie, Fräulein, einen ähnlichen Fall Hab' ich selbst mal erlebt, siebzig, vor Metz. Wir standen auf Vorposten, da erwischten wir auch so einen, der durch wollte, einen jungen Menschen, einen hübschen Menschen, konnte kaum dreißig Jahre alt sein. Unser Herr Lieutenant, was jetzt der Herr Oberst ist, untersuchte den Kerl und fand was bei ihm — ein Buch mit allerlei Notizen. Es mußte etwa« Wichtiges gewesen sein, daS den Mann stranim belastete, denn zwei Tage später —" Thielke machte eine Kunstpause. Madeleine stand vor ihm, ihre Augen weit geöffnet, die Röthe, die noch eben auf ihren Wangen geglüht, war eiuer tiefen Bläffe gewichen. Ähre Rechte hatte sie mit instinktiver Bewegung auf daS in ungestümen Schlägen pochende Herz gepreßt. ,Zwei Tage später", schloß Thielke, den das sichtliche Interesse der jungen Dame zu echt dramatischer Kraft der Schilderung anregte — „zwei Tage später war der Spion ein todter Mann. Der Zufall wollte, daß wieder der Herr Oberst, waS dazumal mein Lieutenant war, commandirte: Legt an! Piff, Paff! Wir zielten gut. Ich stand im ersten Glied. Wie ein Baum fiel er und zappelte nicht mehr." „Den Namen Thielke?" stieß Madeleine keuchend hervor. „Der Name? Äa, so!" Wieder kraule sich Thielke hinter dem Obr. Da plötzlich ging ein freudiges Leuchten über sein Gesicht. Er ließ den Lederlappen, den er in der Reckten hielt, zu Boden fallen, eilte mit jugendlicher Leb haftigkeit die Leiter hinab und schlug sich in seinem Eifer mit der Hand klatschend auf daS Knie seines rechten Beine«. „Sehen Sie, Fräulein, ick Hab« doch immer gesagt, daß ich Äbren Namen schon mal irgendwo gehört haben muß. Ein ganze« Äahr habe ich nun darüber nachgedacht. Aber kam ich wohl drauf? Nee! Und nu kommtS über mich wie ein Blitz. Äa, damals war«, vor Metz war-, da Hab ich Ähren Namen gekört. Der Herr Oberst redete ihn an, den Spion nämlich: Ro — Ro —" „Roger —" „Roschee, ganz recht, Roscher Roncourt, sagte er und dann folgte was auf Französisch, WaS ich nicht verstand. Ge wundert hat« mich damals gleich, daß der Herr Oberst seinen Namen wußte, aber so dacht ich, er mag ihn wohl aus dem Notizbuch, das wir ihm abgenommen, erfahren haben." (Fortsetzung folgt.)
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