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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.04.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950419017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895041901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895041901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-04
- Tag1895-04-19
- Monat1895-04
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Bez«gS«PreiS I» h« Hanptexpedttton oder de» im Stadt bezirk imd de» Bororten errichteten AuS- ^dchellWah,sh,lt: vter1elji»h,lich2,4.S0. »et »wetmaltarr täglicher Zustellung in« Hau« ^l LLÜ. Dmch di« Post bezogen für Deutschland und Oesterreich r viertel,äbrltch 6.—. Direct« tägliche Kreuzbandiendung KG Auriand: msnatltch 7.Ü0. Di»Morgta-gluHgabe erscheint tttglich mit Au«, uadme nach Sonn, und Festtagen v,7 Uhr, dt» <da»»ÄL»gabr Wochentag» S Uhr. N»->kt1»n »ad Lr-edittra: AohanneSgaff« 8. Di« Lrpeditiou ist Wochentag« anunterdrochea ^Sffnet »du früh » di« Abeud» 7 Uhr. Filialen: Vit« Klemm'« S-rtim. (Mfred Hahn). Univrrfitätsstraße 1, Lont« Lösche, Katharinenstr. 14. Part, und König-plotz 7. Morgen-Ausgabe. Wger.TllgtblM Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschWmkehr. A«zeige«.PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclameu unter dem Redactionsftrich ^4u» spalten) 50>E, vor den Familienaachrichten (6 gespalten) 40/4. Großer« Schriften laut unserem Preis- verzrichniß. Tabellarischer und Ziffrrnsatz nach höherem Tarif. Extra »Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentags) Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richte». Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Amtliche Bekanntmachungen. Pokverkehr in Leipzig während -er Meßsonntage. <« de» ersten beiden Sonntagen der Vstermesfe, am 21. «nd am 28. APtil. wird der Postvirnst bei den PostanstültrN de» innere» Stadtgebiet« von Leipzig wie folgt wahrgenvMMea: l) Brief-. Geld» und Packetbrftsllung. Sonntag, den «1. April, wird in den zum Bestellbezirk det Kaiserlichen Postämter 1 und 13 (am Augustusplatz) gehörigen Stndttheilen die Bestellung der grwöhnltchen Vriessendungen. Etnschrrtbörikfr, «elddrlefe und Pastanwetsungett vor mittag« wie an Werktagen ausgeführt: Nachmittags findet nur eine um SV, Uhr beginnende Austragung auf den für den Meß» verkehr bestimmten Plätzen und Straßen statt. S-Nsttaa, den 2». April, erfolgt dle Bestellung der gr- Möhnliche« Briessrudnngktt und Einschreibbriefe während des ganzen Tage», die Bestellung der Geldbricfe und Postanweisungen aber »m des vormittags in demselben Umfange wie an Werk tagen. Nachmittag» werden die Beldbriefe uns Postanweisungen von SV, Uhr ab wie am 21. April bestellt. Dt« Packetdesteknng wird am Sonntag, den 21. April, und am Sonntag, den 28. April, Vormittag« wie an Werktagen ausaeführt. Nachmittag« findet noch eine Bestellung der Packete von 3V» Uhr ab auf den für den Meßverkehr bestimmten Plätzen statt. , L) Tienststundrn für den Verkehr mit de« Publicum. Bet dem Kaiserlichen Postamt 1 (am Augustusplatz) sind di« Schaltet u« Sonntag, den 21. April» wie an anderen Sonntagen von v Uhr Vormittags und bo« S—7 Uhr Nach mittag«. am Sonntag, den 28. April, aber von 7 Uhr Vor mittag» bi« 7 Uhr Nachmittags geöffnet. Bei den übrigen Postanstalten in Letpztg findet eine Ausdehnung de« Bestellnngs- und Schalterdienste« an de« gedachten beiden Sonntagen nicht statt. Leipzig, 17. April 1895. Ter Kaiserliche Ober-Postdireetor, Geheime Ober-Postrath. Walter. Freitag den IS. April 1895. 8S. Jahrgang. Erweiterung -es Sprechverkehrs nach Bayern. Zwischen Leipzig und den Städten Bad Kisstngen, Schwein satt und Kttzingen ist der Sprechvcrkehr eröffnet. Die Gebühr für ein gewöhnliches Gespräch bis zur Dauer von 3 Minuten beträgt zwei Mark. Leipzig, 17. April 1895. Ter Kaiserliche Vber-Poftdirector» Geheime Ober-Postrath. Walter. Bekanntmachung, de» Besuch -er hiesigen städtischen Fortbildungsschulen betreffend. Der Unterricht an den hiesigen städtischen Fortbildungsschulen für Knaben, nämlich 1) -er I. Fortbildungsschule im Gebäude der 4. Bezirksschulr an der Porkstraße für die Straßen links von der Linie an der allen Eisler — Frankfurter Thor — Weststraße — Promenade — Schillerstrabe — An der I. Bürgerschule — Augustusplatz (Westseite mit neuem Theater) — Goethestraße — Dresdner Bahnhof, sowie die Stadttheile L.-Gohlis und L--Elltritzjch; L) der 11. Fortbildungsschule im Gebäude der 8. Bezirksschule an der Scharnhorslstraßr für die Straßen rechts von der Linie Schleußiger Weg — Earl Tauchnitz-Straßr — Obst markt — Köuigsplatz — Roßplatz bis Königsstraße — Königsstraße — durch das Johannisthal nach der Liuuö- straße — Linntzstraße — Winbmühlenweg, sowie die Stadt- thril« L.-Tonnewiy und L.-Lößnig; 8) der 111. Fortbildungsschule im Gebäude der VIII. Bürger- schule in L.-Rrudnitz an der Marschallstraße für die stimmt- ltchen »inverleibten Ostvororte und den Theil All-Leipzigs innerhalb der Linie Stephan- und Königsstraßen-Ecke — Königsstraße — Roßplatz — Augustusplatz (Ostseite) — Bahnhosstraße bis zum Dresdner Bahnhof; 4) der IV. Fortbildungsschule im Gebäude der 22. Bezirksschule in L.-Lindenau an der Heinesttaße für die westlichen Bor- orte L.-Lindenau — L.-Plagwitz — L-Neuschleußig — L.< Kleinzschocher und die westlich von der Weststraße gelegenen Straßen Alt-Leipzigs, wird mit Beginn des neuen Schuljahre» wieder eröffnet. Die zu Ostern 1895 aus der Volksschule entlassenen, oder, ohne daß sie das 15. Lebensjahr vollendet und die Klasse erreicht haben, welche diesem Aller nach dem Plane der Schule entspricht, von einer höheren Schule abgegangenen hier wohnhaften Knaben sind ver- pflichtet, eine der vorgenannten Fortbildungsschulen 2 Jahre lang zu besuchen. Befreit vom Besuche der öffentlichen Fortbildungsschule sind alle diejenigen Knaben, welche eine höhere Schulanstalt besuchen oder welchr sich darüber ausweisrn können, daß st« in einer solchen gewerblichen Schule oder in einer solchen Verein-- oder Privat fortbildungsschuir, deren Unterricht vom Besuch« der öffentlichen Fortbildungsschule befreit, Ausnahme gefunden haben. Die Anmeldung der fortbildung-schulpflichtigen Knaben hat bei den betreffenden Direktoren ihres Bezirks an den von denselben öffentlich bekannt gemachten Tagen und Stunden zu rrsolgen. Diejenigen fortbildungsjchuipslichtigrn Knaben, welche sich erst im Laufe de« Schuljahres nach hier wenden, haben sich innerhalb 8 Tagen nach dem Zuzuge bet dem Direktor ihre« Bezirk« zum Besuche der Fortbildungsschule an-umetden. Bet der Anmeldung ist »in SchulrntlaffungSzeugniß oder, wenn der «nznmeldrndk bereits eine Fortbildungsschule besucht hat, rin Schulzeugniß der letzteren betjubringen. Nichtanmeldung oder verspätete Anmeldung fortbtldungSjchul- pfltchttger Knaben wird von uns dem Stadtrathe zur Bestrafung angezesgt. Leipzig, den 17. April 1895. Der Echulau-schuß «er Stadt Leipzig. i. «. Büttner. vr. Seetze« SISdtische Fortbildungsschule für Mädchen (Td»«a»ktrchd«f -4). Da« Schuljahr beginnt jür die «ruetntretenden Schülerinnen der Metten Klaffen am 22. April 8 Uhr. Die ersten Klassen baden «m 1« Ahr und diejenigen jungen Mädchen, welch« für die U>rs* «wgemetdet sind, Nachmittags t Utz» zu erscheinen. Leipzig, de» 1». «peil 1-95 Vr -gtzn. I. Realschule, N«rdstratze 37. Montag, den 3». April, früh 8 Uhr (zweite) «usunhme- »rüfung für die nachträglich angemeldetrn und die noch einmal zu prüfenden Schüler. Nachmittags 3 Uhr feierliche Ausnahme der neuen Schüler und Einführung aller in ihre Elassen. Vk. 1'. I'kalr, Dtttttor. m. Realschule. Mantag, de« 22. April findet früh 8 Uhr dir zweite Auf- nahmrprüfung und Nachmittag« 5 Uhr dir Einweisung aller neu ausgenommen«» Schüler, auch der früher geprüften, in ihre Elassen statt. Leipzig, am 18. April 1895. k. klnvker. Ausschreibung. An der Markthalle hirrselbst soll die Erneuerung des Anstriches det eisernen Fenster vergeben werden. Die Bedingungen Und Arbeit-Verzeichnisse können Von unserer Vochbau - Verwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7 >egen porto- und bestellgeldfreie Einsendung von 1 ^li, die auch n Briefmarken erlegt werden kann, bezogen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: Markthalle Kensteranstrich brtr. versehen, bis zum 30. April d. J>, Vormittags 10 Uhr, au oben genannte Stelle portofrei einzuteichen. Der Rath behält sich die Auswahl Unter den Bewerber«, bez. die Theilung der Arbeiten «nd die Ablehnung säinmtlichrr An gebote vor. Leipzig, den 16. April 1895. Ter Nath der Stadt Leipzig. Ia. 1881. vr. Tründltn. Lindner. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmenden Schleußenbaues wird die Kutritzscher Straße, ln ihrer Ausdehnung vom Eingänge zum Barackenlagerplatze bis zum Uorkplatze, für den in der Richtung von Leipzig - Eutritzsch nach der inneren Stadt zu sich bewegenden Fährverkehr »am 22. dieses Monat» ab a«f die Tauer der Arbeiten gesperrt Leipzig, am 17. April 1895. Der Nath brr Stadt Leipzig. IX. 2138. - ör. Tröndlin. Stahl. Bekanntmachung, das Troschkenwesen betreffend. Um dem, namentlich während der Messen, Neuerdings aber auch außerhalb derselben des Oefteren za Tage getretenen Mangel an Droschken an den Bahnhöfen und an gewissen Droichkrnhallestrllen abzuhelfen, hat das unterzeichnet« Polizeiamt beschlossen, nicht nur vorübergehend für die Tauer der Messen, wie es zeither schon geschehen, weitere Droschken-Nummern an Droschkenconcejsivnare zu verausgaben, sondern auch unter Ueberjchrritung der jetzigen Droschken zahl etwa darum Nachsuchenden nach Befinden dauernde Concejsion zum Droschkenbetrieb zu ertheilen. Anträge auf Zuthrilung solcher Nummern sind beim Polizeiamt, Zimmer Nr. 32. anzubringen und wird hierzu noch bemerkt, daß für die nur während der Messen zur Verwendung kommenden Droschken auch sogenannte Reserve-Wagen. welche jedoch mit dem für diese Wagen vorgeschriebenen Stempel versehen sein müssen, zur Einstellung gelangen können, während diejenigen Wagen, welche für den allgemeinen Droschkenbetrieb auch außerhalb der Messen Ver wendung finden sollen, genau den Bestimmungen in 8. 6 deS Droschken-Regulativs entsprechen müssen. Leipzig, den 16. April 1895. Da« Polizeiamt der Stadt Leipzig. 0. L.1694. Bretschnetder. Mühlner. Handel-richterliche Leka,uöm°ch«u^ ^ Auf Fol. 1S8 de« hiesigen in Deffau «ctirngesrllschaft „Deutsche ^„"/"^olaendes eingetragen worden: laut Verfügung vom hruUgen Tage Folgende» g » Mitgliedes An Stelle des am 17. S'Pt.mbtt 1894 b.r,lorvene^ ^ des Lirectoriums Bankiers Hermann ^ Gesellschaft ordentlichen Generalversammlung der Actronaire v» vom LS. März er. . «t.bkard in Berlin der Eonsul und Lonnnerzlenrath »»stav «««««»o zum Mitgtied des Lirectoriums gewählt worden. Dessau, den iS. Apr^SW rltthaltischeS ««„gericht. Der Handelsrichter. Bekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebenen Erd-, Beton- und Maurerarbeiten für den Neubau eines Metzgebände« auf dem Areale des alten Gewandhauses hier vergeben worben sind, werden die unberücksichtigt gebliebene» Bewerber hierdurch au« ihren bezügi. Angeboten entlassen. Leipzig, am 11. April 1895. Id.IE Der Nath der Stadt Leipzig. '597 Vr. Tröndlin. Etz. Bekanntmachung. Die nachbenannten Arbeiten zum Neubau her Kirche zu Kölln a/Elbe sollen in öffentlicher Submission vergeben werden. BlantetS können gegen Zahlung der Copialien für die Btankets, Erd» und Maurerarbeiten betr., . . . 4 2 - - - Zimmerarbeiten betr 4 2 - - Steinmetzarbetten betr., 4 3 ^l>, - - - Dochdeckerarbeiten betr., 4 1 ^t, 1- - - Klrmpnerarbeittn betr., 4 1 §-- - Schmiedearbeiten, incstBlitzableitung,betr.» 4 1 vom 22. April bl« 4. Mai d. I. (außer Sonntags) Born». 2— 1 Uhr. Nachm. 2—6 Uhr Kölln, Lutherplatz Id, 2 Treppen, entnommen und die Zeichnungen ebenda eingesehen werdrn. Eöllu o/Elb«, den 18. Apr»t 1895. Ter Ktrchennarftanh. Pfarrer Htckmann, Vorsitzender. Die ftä-tische Sparkasse helelht Werthpapierr unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Tie Tpareaffen-Teputgtto«. Di« Inhaber der abhanden gekommenen Sparbücher Serie I Nr. 82767, Serie U Nr. 47190, «5131. 80078. 81270. 87225, 90568, 107191, 121189. 129457. 140363. 165225, L374lb, LS7530. 242786. 242787. 24278«, 24278S. L5340S, 872617. und der von unseren Annahmestelle» gleichfalls als verloren angrzejgten Quittuogs- schein« über die Sparbücher Serie II Nr. 134294, 281051, 282064 werden hierdurch aufgefordert, sich damit binnen drei Monaten un- längsten» am 22. Juli 1895 zur Nachweisung ihrer Rechte berw. zum Zwecke der Rückgabe argen Belohnung bei Unterzeichneter An stalt zu melden, widrigenfalls der Sparcaffen-Ordnung gemäß de» angemeldeten Berlustträgrrn nach erfolgter Beeidigung ihrer Anzeigen, an Stell« der abhanden gekommenen Bücher, welch« alsdann für ungiltig zu erklären sind, neue Bücher ausgestellt bezw. hie «in gelieferten Bücher auch ohne Rückgabe der ebenfalls für «ugtttig zu erklärenden Ouittungsscheine ausgehändigt werden. Leipzig, den 18. April 1895. Tle Verwaltung de« Leihhauses nah her Spareafie. Schweinemarkt zu Liebertwolkwitz Mittwoch, de« 24. «pttl 18»». Abgabe, werden nicht erhoben. Ter Gemetvherath. D,«4 Die innerpolilische Lage. /r Di« Klärung ver innerpolitiscken Lage 'st von °E Regierungsentschließung in der Angel.genhe.t der Umsturz Vorlage abhängig, und wir sehen, was seit Vem Rücktritte de- Fürsten Bismarck von jeder wichtigen ^ch*,dung beobachten ist: eS treten m der Presse Leute mit der Ver sicherung aus, sie wüßten, was geschehen und mcht geschehen werde, und das Publicum weiß nicht, ob e« Unterrichtete oder Personen hört, die für ihre oft sehr unpol,tischen Erwägungen den Schein des Officiosenthums erborgt haben. Wir haben vorgestern einen Excurs des .Hamb. Evrr. "ber die „Lag wiedergegeben, der „aus bestunterrichtetsten und authentischsten politischen Kreisen" stammende Combinationen wiederspicgeln soll und in der Bemerkung gipfelt, die Regierung die Umsturzvorlage auch in ihrer jetzigen Gestalt für annehm bar zu erachten. Inzwischen sind ,n der „Nordd. Allg. Htg. , die gleichfalls den Anspruch erbebt, neben dem sausenden Web- stubl der Zeit al« Protokollführerin zu fungnen, zwei Artikel erschienen, von denen der eine dies« Auffassung zu bestreiten „scheint", indem sie darauf Hinweisen, daß keinerlei Kund gebungen erfolgt seien, die den Schluß rechtfertigten, daß die Regierung bereit wäre, „sämmtliche Beschlüsse der Umsturz- commisston ohne Ausnahme zu ratisiciren", und „Svmptome de- GegentheilS" bemerkt haben will. Das Erstere ist jedenfalls richtig, daS Zweite jedoch nur unter der VorauSfetzunq, daß die „Nordd. Allg. Ztg." nicht vfficiöS ist. Den» diese» Blatt bat m der vorigen Woche für die Commissionsbeschlüsse plaidirt. Wir, die nicht au» „bestunterrichteten Kreisen' schöpfen und in unsererprovinzialen Zurückgebliebenheit von „authentischsten politischen Kreisen" noch nicht einmal etwas gehört haben, sind zunächst der Meinung, daß aus die Hamburger Rede und d,e Berliner Gegenrede kein Gewicht zu legen ,st. Vorerst liegt nur ein AnhaltSpunct für die Beurtheilung der Stellung- nahm« einer einzigen Bundesregierung vor, der badischen, welche in ihrem amtlichen Organ den energischen Protest der heimischen Nationalliberalen gegen die Commissionsbeschlüsse gebilligt und zum Festbalten an dem ursprünglichen Zweck der Action, der Bekämpfung der auf den gewalt samen Umsturz hinwirkenden socialdemokratischen und anar chistischen Bestrebungen ermahnt hat. Die Darstellung des „Hamb. Corr." verdient schon deshalb keinen Glauben, weil sie eS als möglich, wo nicht als wahrscheinlich, be zeichnet, da» Centrum werde die Verleihung von Corporation- rechten an die Berufsvereine oder die Errichtung von Arbeiter kammern als Aequivalrnt für seine der Regierung zu leistenden reichspolitischen Dienste ansrhen. Solche Naivität trauen wir nicht einmal einem Berliner Gehrimrathe zu, geschweige einem StaatSmanne wie Fürst Hohenlohe, der als bayerischer Ministerpräsident besonder- günstige Gelegenheit gehabt hat, den UltramontaniömuS kennen zu lernen. Man muß völlig im Stande der Unschuld verblieben sein, um zu glauben, das Centrum könne sich belohnt fühlen durch die Erfüllung von Forderungen, dir vom Standpunct de« KlerikaliSmuS ideale sind und seinen Machtzwecken nicht dienen. Jene socialpolitischen Programm- puncte bilden vielleicht für einige Mitglieder der Partei den Gegenstand einer Liebhaberei, für da- Ganze des Centrums sind sie agitatorische Decoration. Und waS die Arbeiter- kammern angeht, so werden wir den Herren Lieber und FuSangel schwerlich Unrecht thun mit der Vermuthung, daß diese Forderung ihnen nur so lange tauglich erscheint, als die Gewährung ausgeschlossen ist. Die Handwerker, deren Gehilfen, wie oft und unwiderleglich dargethan worden ist, von der Organisation nicht ausgeschlossen werden könnten, würden es dem Centrum schlecht Dank wissen, wenn dieses ihnen Kammern gegenüberstellte, mit denen sie über die ArbritSbediugungen unterhandeln müßten. Davon abgesehen, der Ultramontanismus thut nicht» um Gotteslohn, er würde nicht Forderungen, die er für geleistete Dienste beanspruchen zu können glaubt, an die Socialpolitik crdiren. Ist e» deshalb ausgeschlossen, daß daS Hamburger Blatt die An- und Absichten der leitenden Kreise wiedergirbt, so wäre «S doch auch bedenklich, sich von der „Nordd. Allg. Ztg." in Sicherheit wiegen zu lassen. Selbst wenn das Blatt mspirirt sein sollte, hätte seine Annahme, daß die Regie rung nicht gesonnen sei, „sämmtliche Beschlüsse der Um sturzcommission ohne Ausnahme" zu acceptiren, nur wenig Boden finden können. Und WaS daS Blatt in einem späteren Artikel von den Absichten der Regierung „ver- muthet", ist in der That zu wenig. Die Wiederherstellung der Bestimmung des RegierungSentwurfS, welcher die Glori- ficirung de- Widerstande» gegen Beamte mit Strafe bedroht liegt innerhalb der ursprünglichen Zweckbestimmung der Vor-' age und würde deshalb mit Genugthuung aufzunehmen 2'"'- wa» nach der „Nordd. Allg. Zitz" d,e Regierung zu fordern entschlossen wäre. Die neue Fassung des ß. 166 welche beschimpfende Angriffe aus den Glauben an Gott und Christentbum bestraft, sowie die Bestrafung der ^"prk>1una einer Gotteslästerung soll man — immer Ztg." — für „entbehrlich", d. h. also für zulässig erachten. Bon einem Widerspruch argen die wiNens^mL '"d'e Vorlage gebrachten, die Freiheit der nach kesti?R?d" ^ bedrohenden Vorschriften wäre dem- Wir baden Grund zu der Annahme, daß diese Ber muthungen d,e Wünsche einer bestimmten Stäle innerhalb ver preußischen Regierung wlderspiegeln, di« für rin konservativ - klerikales Regiment große staatliche Opfer zu »ringen nachgerade bereit geworden zu sein scheint. Ist dem o, so gewinnt dir Angelegenheit eine noch größere, allgemein )oliliscbe Bedeutung, als sie ihr bisher beizumesirn war. DaS Zustandekommen de» Umsturzgesetzes in seiner jetzigen Gestalt ist ja nicht mehr zu befürchten, da eine Mebr- -eit für das CentrumSmachwerk selbst nach einer den Vermulhungen der „Nordd. Allg. Ztg." entsprechenden Ab änderung im Reichstage, wenn dieser überhaupt in dieser Tagung noch zu einer Abstimmung über die Vorlage zelangt, nicht rusammenzubringen ist. Aber die Ablehnung dieses reaktionären Entwurfes durch den Reichstag genügt nicht mehr, um die Besorgniß vor einer klerikal-conservativen Herrschaft zu bannen. Wenn der Reichskanzler weiterhin mit noch anderen Parteien als dem Centrum und den Con- ervativen Politik machen will, muß er in der Lage sein, gegen zewissr Beschlüsse der Umstnrzcommission, namentlich gegen die Beseitigung des Kanzelparagraphen, sich ausdrücklich zu erklären. Deutsches Reich. HH Berlin, 18. April. Die Anarchisten, die schon so mannigfache Doctrinen aufgestellt und verworfen und bald diese, bald jene Tactik als die allein richtige und zum Ziele ührende empfohlen haben, machen in dieser Hinsicht immer neue Experimente. Während von den Berliner resp. deutschen Anarchisten nach Vernichtung ihrer Presse und ihrer öffenl- ichen Organisation ein Theil sich abwartend verhält und der andere sich ans das Gründen von Productiv - und Cousum- Genossenschaften gelegt hat, suchen verschiedene im AuSlande ebende Anarchistenhauptlinge große internationale Ver bindungen revolutionairen Charakters ins Leben zu rufen. Eine Hervorraaende Rolle spielt dabei der alte italienische Putschmacher Malatesta in London, der eine „Föde ration revo lut io nairer anarchistischer Socialist en" gründen will und in England bereits einen schwachen Anhang gewonnen hat. Malatesta hat auch, entgegen allen bisherigen Grundsätzen der Anarchisten, ein Programm nebst Statuten entworfen, und da der Genannte ein hervorragender, an gesehener Anarchistenführer ist. so theilen wir die Hauptpuncte seines Programms mit. Die Mitglieder der Föderation werden durch dasselbe verpflichtet: ». Die Priucipien des anarchistischen Socialismus zu propagiren und die Nothweudigkeit einer gewaltsamen Revolution nach zuweisen; d. dem Volke die Ueberzcugung brizubringen, daß es seine Rechte selbst zu wahren hat, und es mit allgemeiner Menschenliebe und Solidarität gegenüber den Armen und Unterdrückten zu beseelen; o. die Arbeiterbewegung iin Allgemeinen zu fördern und die Arbeiter zur Organisation für die nachstehenden Zwecke anzuregen: 1) Widerstand gegenüber den Anmaßungen von Ausbeutern und Machthabern und Versuch zur Erlangung von möglichst viel Be quemlichkeit und Freiheit. 2) Antkeiliiahme an einem General streik oder einer bewaffneten Volkserhebung zum Zwecke der Niederwerfung der heutigen Institutionen, 3) Jndtehand- nahme (am Tage der Revolution) der Production und Vertheilung der Nahrungsmittel, ohne einer neuen Regierung dies anzuverirauen, Weiche hierzu ungeeignet wäre und die Revolution durch ihr Ein greifen nur im Keime ersticken müßte; ck. jede Emanckpationsbestrebung zu fördern und im Sinne des anarchistischen Socialismus auszunutzen, speciell jede Jdecn-Erwei- terung zu unterstützen, welche von anderen Individuen oder Parteien ausgehen; o. alle revolutionairen Unternehmungen so zu vergemeinschast- lichen, daß der Genera laufstaub zu Stande kommen kann, bei welchem das Volk die Regierung stürzen und alle aus- gehauften Güter an sich nehmen wird, um die neue Gesell- Ichast im Interesse Aller zu organisiren. . Nach diesem Programm soll also jeder „Genosse", wie bei den Sociakdemokraten, den Agitator spielen. Principiell wird hier der Individualismus, der Stirner'sche Egoismus und daS System kleiner Gruppen total verworfen und Vas Zu sammenfassen und Zusammenarbeiten aller proletarischen und revolutionairen Kräfte erstrebt. Die Uebernahme der Pro duction, die Vertheilung der Güter vom Beginn der Revo lution ab durch die Gesellschaft, und die Begründung dieser Vorschläge decken sich fast mit den socialdemokratischen Zielen. Nach de» Bestimmungen deS Organisationsstatuls soll jedes Mitglied der Föderation verpflichtet sein, die „Geheimnisse" derselben zu bewahren. Die Föderation wird gebildet aus Localgruppen, welche districtSweise und national organisirt sind. Jede Föderation ernennt Correspou- denlen, die mit den einzelnen Gruppen stetig zu verkehren haben. Jedes Mitglied, das an bestimmte Aufnahme bedingungen gebunden ist, hat regelmäßige Steuern zu ent richten. Die Geschäfte sollen theils öffentlich, theils geheim betrieben werden. Wie sich der Organisator bei diesem inter nationalen Bunde die Verschwiegenheit der „Genossen" über alle Vorkommnisse denkt, das ist vorläufig sein Geheimniß. — Hierbei wollen wir noch zwei andere Organisations- Vorschläge registriren. Steinte, eine Leuchte der amerika nischen Anarchisten, schlägt jetzt die Bildung eines inter nationalen RevolulionScomitvs vor; wahrscheinlich steht die Revolution wieder einmal „vor der Thür". Und ein anderer „Genosse" ist der Meinung, daß jede Gruppe zugleich RevolutionScomits sein, mit den anderen Gruppen und den Führern in Verbindung treten und eine selbst con- struirte Geheimschrift benutzen solle. Derräther sollen unter allen Umständen „unschädlich" gemacht werden. ^ Berlin, 18. April. Die Deutschconservativen halten am nächsten Sonntag wiederum einen Parteitag in und für Thüringen ab. Gewiß haben sie alle Ursache, schon jetzt, genau nach sechs Monaten, eine erste Untersuchung darüber anzustellen, was ihnen der Erfurter Parteitag (14. und 15. September 1894) an Früchten eingebracht hat und weiterhin eiuzubringen verspricht. Fraglich erscheint nur, ob sie gerade nach dieser Seite hin kritisch sich ergehen werden. In Erfurt hat Freiherr v. Manteusiel damals daS stolze Wort gesprochen: „Die conservative ist zur Zeit von allen Parteien, die socialdemokratische inbegriffen, die geschlossenste, die auf dem Plane erscheint." Und so völlig über- sseß er sich diesem Gefühl der Einheit und Stärke seiner Truppen, daß er mit herausfordernder Schärfe die unbedingte Scheidung zwischen seiner Partei der „starken, zielbewußten Leute" und den Mittelparteien, insbesondere der nalioaaUibe- raten Partei, vollzog und verkündigt«. Wie sich in der Au«
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