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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950424026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895042402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895042402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-04
- Tag1895-04-24
- Monat1895-04
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fchitßrn hikv blbtz All hoher Obrigkeitlicher Erlckubkiß. Wkkm sie nicht wüßten, daß die Regierung gern die Commission»« Beschlüsse abändern möcdte, so würden sie ihre Degen sicher lich nicht so tapfer schwingen, denn die Verderblichkeit dieser Beschlüsse leuchtete ihnen früher nicht ein; erst in den Ostrr- tagen sind sie darauf gekommen." * Berlin, 23. April. Der neuernannte deutsche Bot schafter in Petersburg Fürst Radolin hat nach kurzem Aufenthalt gestern Berlin verlassen und sich nach Petersburg begeben. In den Zeitungen war angedeutet, daß Fürst Radolin für Rußland insofern beunruhigend wirken könne, als er «in Pole sei. Hieraus eataeanen die »Hamb. Nachr." an hervorragender Stelle: „Der Fürst, früher Graf Rado- linöki, ist ja zweifellos Pole, aber ein vollständig ralliirter Pole, der allen polnisch-nationalen Bestrebungen gegen Preußen und Rußland stet» fremd und gegnerisch gegenüber ge standen hat, ähnlich wie der frühere Gesandte Graf RaczinSki, und er kann in dieser Gestalt für russische Politik unmöglich etwa» andere» als persona grat» sein. Rußland würde in hohem Maße zufrieden sein, wenn es unter seinen polnischen Millionen möglichst viel ralliirte Polen hätte, die ebenfalls auf polnisch-nationale Bestrebungen glaubwürdig Verzicht geleistet hätten. Wenn man annrhmen darf, daß rin polnischer Edelmann von der Richtung des Fürsten Radolin irgendwo mit unfreundlichen Augen angesehen wird, so könnte das nur bei seinen nach der Herstellung Polens strebenden Landsleuten der Fall sein, aber nicht bei den Russen. Wir glauben deshalb nicht an die französischen und anderen Andeutungen, daß Fürst Radolin in Petersburg mit Mißtrauen angesehen wird." — Der »Ausschuß zur Bekämpfung der Umsturzvor- läge", der die Gothaer Eingabe gegen das Gesetz verbreitet, tbeilt mit, daß ihm in sechs Wochen 30 000 Unterschriften zugegangen seien. — Nach einer genauen Durchsicht deS Protokolls der Umsturzcommission hat, der „M. Z." zufolge, sich herauS- gestellt, daß in tz. 166 die Worte »ihre Lehren" tatsäch lich, wie die „Nat.-lib. Corr." feststellte, als abgelehnt be zeichnet sind. — Nach dem „Hann. Cour." soll die Aushebung des Kanzelparagrapben in der Umsturzvorlage von der Re gierung als unzulässig erklärt worden zu sein. — Die „Hamb. Nachr." heben hervor, daß das gegen wärtige Präsidium des Reichstages auS lauter Abgeordneten besteht, die am Rhein gewählt oder dort beimisch sind. Freiherr von Buol-Berenberg, der erste Präsident, ist Mannheimer, der erste Vicepräsident Schmidt vertritt den Wahlkreis Alzey-Bingen und der zweite Vice präsident, Spahn, ist OberlandeSgerichtSrath in Bonn und vertritt den Wahlkreis Bonn. In dem neuen Präsidium sind also ausschließlich rheinische Centrums- und demokratische Wahlkreise mit Ausschluß der nationalliberalen Rheinländer vertreten, und der deutsche Reichstag befindet sich unter der Oberleitung der rheinischen Klerikodemokratie. Die Thatsache ist charakteristisch. — Wie die „Magd. Z." auS bester Quelle erfährt, hält die Regierung an der Hoffnung fest, daß die Zuckersteuer- Novelle noch in dieser Tagung dem Reichstage vorgelegt und erledigt werden kann. Auf jeden Fall werde aber bereits in den nächsten Tagen rin Nothgesetz eingebracht werden, durch da« die weitere Herabsetzung der Ausfuhrvergütungen, die am 1. August eintreten muß, aufgehoben wird. Jo der Begründung des NothgesetzeS werde die Erwartung aus gesprochen, daß das endgiltige Zuckersteuergesetz noch in dieser «ession zu Stande komme. — AuS der Pfalz wird die „Nat.-Lib. Corr." darauf aufmerksam gemacht, daß auch der erste Vorsitzende deS Bunde« der Landwirthe, Herr Abg. von Ploetz, bei der kürzlich in Neustadt a. d. H. veranstalteten Versammlung gegen die Umsturzvorlage Stellung genommen habe und zwar ausdrücklich namens deS Bundes. Ob dann die Berliner Bundesleitung für sich immer noch in Anspruch nehmen will, lediglich einer Vertretung landwirthschaftlicher Interessen zu dienen, nicht aber Politik zu treiben? Und ob die conservativen FractionSgenoffen de» Herrn von Ploetz, soweit sie Mitglieder deS Bunde« sind, auch diesen politi schen Direktiven deS Bundesvorsitzenden sich fügen werden? — Die halbamtliche „Berl. Corr." schreibt: „Die am Sonntag, den 1?. d. MtS., erfolgte Beschäftigung von Werkleuten bei dem inneren Ausbau der hiesigen Gnaden» kirche ist von den zuständigen Oberbehörden sehr entschieden gerügt und die zuständige Instanz mit aller Bestimmtheit angewiesen worden, dafür zu sorgen, daß ähnliche Vorkomm nisse unter allen Umstanden vermieden werden." — Gestern hat die Uebergabe deS alten ReichStagS- hauses an den preußischen Staat durch einen Com- missar des Reichskanzlers stattgefunden. — Der preußische Gesandte in Hamburg, v Kiderlen- Wächter, wird, dem Vernehmen der „Nordd. Allg. Ztg." nach, den Kaiser wie bei früheren Reisen so auch aus der Reise nach Süddeutschland als Vertreter deS Auswärtigen Amtes begleiten. das Bestimmteste erklärte, von dieser Annonce nichts zu wissen. Nur auf mein beharrliches Bitten — ich hatte mir nun ein mal den Spaß in den Kopf gesetzt — mit dem Hinweis auf den wohlthätigen Zweck, entschloß sich Fräulein von Radovans- vitS, mir die Karten zu legen. Sie las mir au« denselben eine Menge Prophezeiungen, von denen einige komischerweise eingetroffen sind. Der Richter unterbrach ihn mit der Frage: »Entsinnen Sie sich vielleicht jener Rede dem Wortlaut nach, welche den Anlaß zur Klage gab?" „Dem Wortlaut nach — nein —, dem Sinne nach aber sehr aut." »Also bitte! Der junge Mann bestand einen harten Kampf mit seinen Lachmuskeln; nur mühsam und stoßweise brachte er hervor: »Madame Lenormand warnte mich vor einer mir nahestehenden ältern Dame, die mit der Sanstmuth der Taube die Klug heit der Schlange verbände; die ihr zugehörige Herzdame deute auf ein junges Mädchen, mit dem sie allerhand gegen mich im Schilde führe." „Natürlich", warf Frau Elsa ein, „da» sollte so ein Seiten hieb auf Clara, meine Tochter, sein, aber so wahr ich . . „Frau Schulze, verhalten Sie sich still, bis ich Sie zum Reden auffordere!" fuhr der Richter dazwischen. »Ja, ja, lieber Gott, ich bin ja schon ruhig!" »Fahren Sie gefälligst fort, Herr Doctor!" wandte sich Herr Hagen wieder an den jungen Mann. „Das Fräulein prophezeite mir noch ein bereit» in der Luft liegendes Gewitter, da» sich über meinem Haupt entladen werden, und da» — da» traf — furchtbar ein!" konnte Oswald kaum noch vor Lachen herausbringen. »Ich verstehe nicht, wie die Klägerin dazu kam. diese An deutungen auf sich zu beziehen!" bemerkte nach kurzer Pause der Richter. Doctor Reinecke betrachtete sinnend seine glänzenden Lack stiesel, dann hob er den Kopf und äußerte etwa« verlegen . „In angeheiterter Stimmung damit herauSgeplatzt, Herr Amtsrichter, — bedauerlicherweise. Frau Schulze war an jenem denkwürdigen Abend . . ." »Abend, — nennen Sie zwei Uhr morgen»?" fiel entrüstet Frau Elsa ein. »Ich verbitte mir die ewigen Unterbrechungen l" tönte e« vom Richtertisch. »Nun, für mich war e» jedenfalls Abend", nahm Reinecke wieder da- Wort, „und Frau Schulze war ganz io der Stim- --- FKdwarschall Graf ». Dkumenthal, dkr seit Akt» fang März an einem heftigen Lungencatarrh erkrankt war, ist laut der „N. Pr. Z." wieder genesen und benutzt seit mehreren Tagen da» gute Wetter zu Spazierfahrten. — Der Kaiser hat dem russischen Geheime» Rath und Ober- Cerrmonienmrtstrr Fürsten Dolgorouky den Rothen Adler- Orden erster Clasfe, sowie dem russischen StaatSrath Kammer- jnnker Leremonirnmetster Loniar den Ürooea-Ordeo zweiter Elaste verliehen. — Der Evangelische Ober-Kirchrarath hat unter Mit wirkung des Generalsvdonalvorstandes beschlossen, die von den Ktrchengemetndeu der Landeskirche zum Pensionssond» bisher auf« zubringende Umläge von einem und einem halben Procrnt der Staats- einkommensteuer vom 1. April d. IS. ab zunächst für die beiden EtatSjahre 1895/96 und 1896/97 um «in halbe- Procent zu er mäßigen. — Der Geheime Postrath und Vortragende Rath im Reichspostamt Kobelt ist zum Geheimen Ober-Postrath ernannt worden. * Kolberg, 23. April. Für die ReichStagSwahl in Kolberg- KöSlin sollen nach der »Danz. Ztg." die Conservativen den Landrath v. Gerlach wieder fallen gelassen und als Candidaten den soeben in Eisenach durchgefallenea vr. Rösicke auf gestellt haben. * Hannover, 23. April. DaS ProvinzialwahlcomitS der nationalliberalen Partei beschloß die Einberufung einer großen Landesversammlung zum Sonntag, um gegen die Umsturzvorlage in ihrer jetzigen Gestalt energischen Protest zu erheben. * Detmold, 23. April. Im Landtage wurde eia von der Majorität in vertraulicher Sitzung beschlossener Antrag eingereicht, mit Zustimmung deS Regenten folgendes Gesetz anzunehmeu: Prinz Adolf von Schaumborg-Lippe wird als Regent bestätigt, bis die Frage wegen der Thronfolge entschieden ist. Alsdann übernimmt der durch die Entscheidung meist berechtigte Thronfolger die Regentschaft. Die Regelung hat durch einen Gerichtshof zu erfolgen. Tritt das Ableben des Fürsten Alexander ein, ohne daß eine Regelung erfolgt ist,^ so erlischt die Regent- schaft. Tritt auS diesem Grunde oder sonst eine Vacanz in der Regentschaft ein, so ernennt der Landtag einen Regenten aus der Zahl der Agnaten, bis eine Regelung erfolgt ist. Der Regent erhält 250000 aus der Domanialcasse. Die Staatsregierung erklärt sich bereit, baldmöglichst einen Act der Reichsgesetzgebung zu beantragen, durch welchen das Reichsgericht als Gerichtshof zur Erledigung der Thronstreitigkeit eingesetzt wird. — Nach 4'/,ständiger Berathung wurde der Antrag mit 15 gegen 6 Stimmen angenommen. Der Landtag wurde daraus vertagt. * Darmstadt, 23. April. Die zweiteKammer beschloß in ihrer heutigen Sitzung mit allen gegen 15 Stimmen wiederholt die von der ersten Kammer abgelehnte und von der Regierung bekämpfte Einführung der staatlichen Classenlotterie und beharrte ferner mit großer Mehrheit auf der Zulassung der Feuerbestattung im Groß herzogthum. — Die Regierung fordert 6000 für Reno vation des hessischen Kriegerdenkmals auf den Schlacht feldern bei Metz. * Halle, 23. April. Der hiesige communiftische Club hat sich in Folge deS letzten Anarchistenprocesses freiwillig aufgelöst. * Cassel, 23. April. Bei der ReichStagS-Ersatz Wahl im Wahlkreise Rintelen-HofgeiSmar erhielt, soweit bisher bekannt geworden ist, Vielhaben (Antisemit) 3060, Waechter (Socialist) 1600, Souchay (Nationalliberaler) 861, Virchow (freisinnige Volkspartei) 280 und Martin (Reichs partei) 87 Stimmen. Das Resultat auS 90 Ortschaften steht noch aus. --- Altenburg, 23. April. Der Geburtstag des Königs Albert wurde auch Heuer in unserer Stadt von verschie denen Corporationen festlich begangen. Besondere Erwäh nung verdient vaS Festcoucert de« koaigl. sächsischen Militair- vereinS, das heute Abend im »Goldenen Pfluge" stattfand Zu demselben hatten sich die Vertreter der städtischen und Staatsbehörden, das OfsiciercorpS und mehrere Vereine ein gefunden. * BreSlau, 23. April. Der Polizeipräsident erklärte grund sätzlich die Auflösung politischer Versammlungen aus dem Grunde, weil sie über die Polizeistunde hinaus dauern, für unzulässig. * Frankfurt a. M., 23. April. Wie die'„Frankfurter Zei tung" mittheilt, trifft der Kaiser morgen früh 6 Uhr 10 Min. mittels SonderruaeS in Sachsenhausen ein und fährt sofort, nachdem Maschinenwechsel stattgefunden hat, ohne Frankfurt zu berühren, nach Darmstadt weiter, um dem Großherzog einen Besuch abzustatten. Sodann begiebt er sich nach Karlsruhe und von dort mit dem Erbgroßherzog von Baden auf die Auerhahnjagd. Von Karlsruhe reist er später nach Schlitz. * Wiesbaden, 23. April. Die Rheinlande beab sichtigen, zur 25jährigen Jubelfeier der Neuerrichtung de» deutschen Reiches eine gemeinsame Feier am Niederwald denkmal am 1. September zu veranstalten. (B. T.) * Stratzburg t 23. AM. Mr Landrsausschuß nahm in dritter Lesung einstimmig daS Gesetz, betreffend die Gebäudesteuer, an. Dasselbe stellt eine Ausgleichung und eine gerechtere Vertheilung der bestehenden Gebäudesteuer her und hebt die drückende Thür- und Feustersteuer auf. DaS Gesetz bildet einen wesentlichen Fortschritt in der Steuer reform. Oesterreich-Ungar«. * Wien, 23. April. Der Minister de» Innern hat die Ein- eitung einer allgemeinen Sammlung von milden Spenden in ganz Oesterreich für die hilfsbedürftigen Bewohner von Krain angeordnet. — Die „Politische Correspondenz" erfährt von berufener Seite, daß die Meldung der Zeitungen, nach der die Explosion in der ärarischen Pulverfabrik in Blum au bei der Fabrikation von Krieqspulver stattgefunden habe, vollkommen unzutreffend ist. Die Explosion wurde vielmehr durch ein versuchsweise hergestelltes Präparat für Exercir- und Manöverzwecke hervorgerufen. * Wien, 23. April. DaS Abgeordnetenhaus hat heute dir von den Abgeordneten Grafen Hohenwart und Schwegel gestellten Anträge, betreffend eine Hilsrveranstaltung für Krain und Steiermark, einstimmig angenommen. Frankreich. * Paris, 23. April. Die Ausständigen der Omni» buSgesellschaft hielten heute Nachmittag eine Versamm lung ab, in welcher sehr heftige Reden gehalten wurden. Beim Verlassen des BersammlungslocalS wurden Drohrufe gegen diejenigen Angestellten der Gesellschaft auSgestoßeu, die sich dem Ausstande nicht angeschlossen hatten; man solle die Wagen der Gesellschaft Umstürzen. Am Boulevard Magenta kam es zwischen der Polizei und den Streikenden, welche die Fensterscheiben eines Pferdebahnwagens zertrümmerten, zu einem Zusam men st o ß. In der Nähe der Place de la RSpublique schleuderten die Streikenden Steine gegen einen Pferdebahnwagen und stürzten ihn um. Die Gardes republicaineS schritten lebhaft gegen die Ausständigen ein, welche auf den großen Boule vards wieder zusammentrafen, dort mehrere OmnibuSwagen anhielten und sich dann in der Richtung nach der Bastille zurückzogen. * Parts, 23. April. Der Centralausschuß der vereinigten Droschkenkutscher beschloß, die Kutscher auf den 25. d. M. zu einer Generalversammlung einzuberufen, um über die Frage des Generalstreikes aller im PersonentrauSport wesen in Paris Angestellten zu berathen. * Lille, 23. April. Im Rathhause zu Longwh wurde eine Dynamitbombe mit verlöschter Lunte gefunden. Drei der That verdächtige Anarchisten wurden verhaftet. Belgien. * Brüssel, 23. April. Die Regierung traf eine Verein barung mit der Kammermehrheit, wonach über die Congo- vorlage noch im Monat Mai entschieden werden soll. Eine Zweidrittel-Mehrheit für die Annahme ist gesichert. Italien. Rom, 23. April. Wie die »Tribuns" versichert, soll der italienische Gesandte in Madrid Marchese Mafsei di Boglio für Petersburg bestimmt sein; nach Madrid würde ein jüngerer Diplomat gehen Großbritannien. * London» 23. April. (Unterhaus.) Der Parlaments-Unter fecretair des Auswärtigen Grey erklärte, die genauen Bedingungen deS Friedens zwischen China und Japan feien der britischen Regierung noch nicht osficiell mitgetheilt, er könne daher über diesen Gegenstand vor der Oeffeutlichkeit keine Angabe machen. Weiter erklärte Grey, der Ort Keuz-Tong (?) liege nicht auf britischem Gebiete, aber es sei ein Platz, wo, wie mitgetheilt worden fei, erst kürzlich ein französischer Posten errichtet worden wäre. Es bestehe in keiner Weise die Absicht, englische Truppen dorthin zu senden. Der KriegSministrr Campell-Bannerman sagte, er habe keine Kenntniß. ob das Gerücht irgendwie begründet sei, daß der Herzog v. Cambridge seinen Abschied genommen habe. Der Antrag deS Schatzkanzlers Harcourt, dem früheren Sprecher Peel etoe Pension von 4000 L zu bewilligen, wnrde angenommen. Kaiz Hardie beantragte, die Pension auf 1000 L zu reduciren, fand aber keine Unterstützung. * London» 23. April. Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig, und der erste Secretair der deutschen Botschaft, Graf von Metternich, wohnten der heutigen Sitzung deS Unterhauses bet. Mreiche Haussuchungen vor, wobei zwei IngNkkM'e >8- sünf junge Damen verhaftet wurden. Die Warschauer Citadelle ist überfüllt. Orient. * Risch,23. April. Der verificationsauSschuß derSkupschtiaa hat feine Arbeiten beendet und wird der sich morgen constituirruden Skupschtina Bericht erstatten. — Die Skupschtina wird morgen 6 Candidaten für die Präsidentschaft wählen, aus welchen der König den Präsidenten und die Bicepräsidentea ernennt. Die feierliche Eröffnung der Skupschtina mit einer Thronrede findet morgen oder übermorgen statt. Aste«. * London, 24. April. (Telegramm.) Den „Times" wird auS Hongkong gemeldet: Im Norden von Formosa schwärmen Banden von Soldaten umher. 28 Personen, darunter 2 Officiere, wurden getödtet und 50 verwundet. Afrika. * Paris, 23. April. Der Kriegsminister veröffentlicht neue Nachrichten auS Madagaskar, welche mehrere wichtige Operationen gegen die Hova« melden. Die Franzosen nahmen (was im „L. T." bereits gemeldet wurde. Red.) da» Fort Ambohimarina und die kleine Batterie Mahabo. Zn dem letzteren Kampfe verloren die HovaS 8 Mann und 2 Kanonen. 4 Compagnien Infanterie und 3 Sectionen Artillerie unter dem Befehle deS Generals Me hing er nahmen am 3. April das verschanzte Lager von Miadane, daS von 3000 HovaS verlheidigt wurde. Etwa 100 Hovas wurden getödtet und viele verwundet. 3 französische TirailleurS erlitten Verwundungen. Die HovaS wurden in die Flucht geschlagen. * Ein Bericht Eugen Wolff's meldet aus Madagaskar unter dem 29. März: Hier geht das Gerücht um, daß die französische Marine daS Fort Dauphin besetzt habe, ferner hätte der Hovas-Gouverneur von Mahabo alle Häuser und Was reu der längs der Küste ansässigen französischen Kaufleute inMorondava verbrannt und die Kaufleute verjagt. Bald darauf seien die Saka- laven in dem Mena-Gebiete zur Küste gezogen und hätten die indischen Kaufleute verjagt, ihre Hauser nieder- gebrannt und sich sämmtliche Maaren angeeignet. Der Gesundheitszustand der französischen Truppen sei ein ver- bältnißmäßig sehr guter. Be, der Eroberung des Forts Mahabo seien der Gouverneur und der Vice-Gouverneur nach Antananarivo geflohen. Die Sakalaven hätten die Waffen niedergelegt und seien zu den Franzosen übergegangen. Amerika. *Rew-Hork, 23. April. Nach Meldungen aus Managua sind drei englische Kriegsschiffe in Corinto (Nica ragua) eingetroffen, wie man vermuthet, um die Erfüllung der in dem letzten englischen Ultimatum enthaltenen For derungen zu erzwingen. * London, 24. April. (Telegramm.) Den „Times" wird auS Philadelphia gemeldet: Da die Freunde Cleve - land'S eine heftige Campagne gegen die Propaganda für die Silberpr äguug in der demokratischen Partei eröffnet haben und da geglaubt wird, der Präsident beabsichtige sich ,m Jahre 1896 als demokratischer Candidat mit dem Pro gramm der Gegnerschaft gegen die freie Silberprägung auf stellen zu lassen, nimmt man an, daß beide Parteien bei dem Präsidentenwahlkampfe die Silberfrage als Wahlparole aufstellen werden und daß hierdurch die Spaltung der demo kratischen Partei herbeigeführt werde. * Havannah, 24. April. (Telegramm.) Die tele graphische Verbindung mit Mantanillo,dem Hauptquartier Marschall Martine; CampoS, ist wieder hergestellt. Martinez CampoS hat sein Hauptquartier verlassen, sein Ziel ist unbekannt. General Bosch hat die Aufständischen bei Guayabal geschlagen. 10 Rebellen wurden getödtet und viele verwundet. Die Regierung von Costa-Rica hat versprochen, auf ihrem Territorium die Bildung von Expe ditionen gegen Cuba zu verhindern. * Santiago (Chile), 23. April. Der Kriegsminister hat seine Entlassung genommen. Russland. * Petersburg, 23. April. Kaiser NicolauS II. besuchte heute in Begleitung der Großfürsten und Großfürstinnen die allrussische AuSstelluna deS Druckwesens und wurde bei feinem Eintreffen vom Finanzminister, dem Präsidenten der technischen Ge ellschaft Käst und dem Bicepräsidenten der Ausstellung Mackoff empfangen. * Krakau, 23. April. In den großen Fabrikorten Congreß- Polens Lodz und Ztrarbov wurden über 100 Arbeiter wegen socialistischer Umtriebe verhaftet und in die Citadelle zu Warschau übergeführt. In Warschau kamen Preußischer Landtag. k Berlin» 23. April. DaS Abgeordnetenhaus genehmigte heute in zweiter Lesung nach den Beschlüssen der Commission den Gesetzentwurf über dir Theilung der Genrralrommiffion für Brombrrg, bezw. Errichtung einer selbstständigen General- Commission für Ostpreußen. Desgleichen wurden alle von der Commission vorgeschlagenen Resolutionen angenommen. Um diese letzteren allein drehte sich die Debatte. Die Regierung ist indirekt darin aufgefordert, den bisherigen Weg der Ber- ordnung überall dort» wo eS sich um Grundsätze deS Verfahrens bei der RrnteogutSbildung handelt, preiSzugrben, und direct ist sie aufgefordert, im Wege der Gcsctzesnovelle demnächst den Eelbstverwaltungsorgantn, also den Kreisausschüssen, ein Mit- wirkung-recht bei der RentengutSbildung zu geben. Die ostpreußischen Conservativen machten ihre endgiltige Zustimmung zu dem heute brratheuen Gesetz geradezu davon abhängig, daß die Regierung bei der dritten Lesung di» Vorlegung eine- Gesetzentwurf» im Sinne mung, eine Moralpredigt zu halten, ich aber durchaus nicht, sie anzuhören. So gab ein Wort da» andere, und schließlich fuhr ich ärgerlich heraus: »Ach, lassen Sie mich zufrieden! Madame Lenormand hat mich schon vor Ihnen gewarnt, als einer älteren Dame, halb Taube, halb Schlange. Wir kennen den Kümmel, — am liebsten würden Sie sehen, wenn ich jeden Abend bei Ihnen drüben hockte und mit Fräulein Clara Süßholz raspelte."" »Ja, das stimmt — ganz so haben Sie gesagt", ließ sich trotz de« Verbots Frau Elsa wieder vernehmen. »Und so wa» soll ich auf mir fitzen lassen? Herr Amtsrichter, daß diese Dame mich eine Schlange genannt hat, daS Lstimire ich gar nicht; wer sich aber an meiner Tochter, meiner Clara, vergreift, der hat eü mit mir zu thun. Dann bin ich keine Schlange, sondern eine in» Herz getroffene Löwin. Meine Clara, da» gute Kind, da« keiner Fliege weh thun kann, vor der ein Jeder, vom Flickschuster unterm Dach bis zur Wäscherin im Keller in der höchsten Aestimation den Hut zieht, — Herr Amtsrichter — meiner Clara kann Keiner wa» am Zeug flicken, da ist Alle» heil und proper. Daß da« Mädchen schlank wie eine Tanne gewachsen ist, Haar wie Flachs und Augen wie Vergißmeinnicht hat, dafür kann eS nichts. Aber ein hübsche» Ding braucht mit 'nem jungen Mann nur rin Wort zu reden, und gleich geht der Klatsch loS. Meine Clara ist viel zu gebildet zum Süßholrraspel», nee, Herr Reinecke, wenn Sie jetzt auch Doctor sind: wa» wahr ist, muß wahr bleiben, dazu ist meine Tochter zu stolz. Meine Clara..." »Um Gotteswillen, Frau, halten Sie ein!" rief, halb ärgerlich, halb belustigt, der Amtsrichter, und sich dem Zeugen zuwendend, fragte er: Standen S,e ,n näherer Beziehung zu der Tochter Ihrer Wirthin?" »Durchaus nicht, Herr Amtsrichter. Auf Einladung der Frau Schulze verbrachte ich manchen Abend in Gesellschaft der beiden Damen und lernte in Fräulein Clara eine liebens würdige junge Dame kennen, die sehr anregend zu plaudern weiß." Diese» Lob ihrer Tochter übte auf Frau Schulze eine wohlthätig besänftigende Wirkung au» und versöhute fie fast ganz wieder mit O«wald. „Ja, liebenswürdig ist meine Clara und sehr gebildet", be gann Frau Elsa von Neuem, „dafür haben mein verstorbener Mann und ich ehrlich gesorgt. Elsa, sagte mein Seliger immer, unser einzige» Kind soll in dir gebildete Elasse 'rin, und da» haben w,r auch glücklich erreicht. Jetzt ist sie als reguläre Lehrerin in der neununddreißigsten Gemeindeschule angestellt und kann sich an Bildung mit jeder feinen Dame messen. Freilich, au» den Karten die Zukunft zu lesen, hat sie nicht gelernt", konnte sie sich nicht enthalten, mit einem giftigen Blick auf die Angeklagte hinzuzufügeu. Der Richter, der sich diesmal nicht die Mühe gegeben, Frau Elsa'» Redeschwall zu hemmen, fragte jetzt Oswald: „Und die Folge der Auseinandersetzung mit Frau Schulze war, daß Sie von ihr fortzogen?" »Allerdings, Herr Amtsrichter. „Worauf ich das Zimmer über zwei Monate leersteben hatte", fiel diese wieder rin, „und ich bei allem Schaden für den Spott nicht zu sorgen brauchte. Die Geschichte hatte sich natürlich im ganzen HauS 'rumgesprochen, und die Müller — was unsere Äicewirthin ist — erzählte mir mit 'nem recht niederträchtigen Gesicht, daß die Mädchen von allen Etagen mich nur noch die Taube mit dem Schlangenkopf nennen." Dieser Phantasievogel erregte die Heiterkeit der Anwesenden; auch über Ljubitza'S Züge glitt eia Lächeln, sonst aber prägte sich in denselben Abspannung und das Unbehagen au-, welche» sie bei den zutage geförderten Detail» ergriffen hatte. „Sagen Sie mal ehrlich, Frau Schulze'^sprach der Richter mit einem Anflug von Bosheit, „sollten Sie nicht selbst zur Verbreitung dieser Geschichte beigetragen haben?" »Kann schon sein, Herr Amtsrichter", klang eS mit naiver Offenheit zurück. „Ich habe sie mehr al» Einem erzählt, und die Leute sagten, daß eS ein Skandal ist, daß so was passtren kann. Und Müller, was unser Vicewirth ist — ein ausge dienter Schutzmann —, der setzte mir auseinander, daß «h der Sache gerichtlich beikommen könnte. »Sie müssen die in der Bel-Etage auf GeschäftSschädigung verklagen", meinte er; »da» Gerenne da hinauf paßt mir überhaupt schon lange nicht mehr — und dabei auch noch filzig — zu Neujahr einen lumpigen Thaler, wa» ich von der vierten kriege." DaS war nu Wasser auf meine Mühle. »Geschieht Ihnen ganz recht", sage ich nun wieder, »bei uns in Berlin kaun ja nicht« weit genug Herkommen; je dunkler die Gegend, desto feiner di- Leute. Da fragt Keiner, woher ein alleinstehende» Mäd chen, da» sich für 'ne Gold- und Gobelinstickeriu auSgirbt, die Mietbe hernimmt für 'ne Bel-Etaae nach vorn heraus. Wa» unserem» ist, der opfert seine besten Sachen für die Chambregarnisten und ist froh, wenn ihm die dunkle Berliner Stube bleibt. Aber da» macht nicht»; mit 'nem antrn Ge wissen kann man« auch so auSbalten, und ich mochte nicht wissen, um welchen Prei» gewisse Leute so fein nach vorn hinaus wohnen können. Ich sage immer zu meiner Clara ..." Ein energisches „Halt!" vom Richtertisch auS unterbrach den schier endlosen Wortschwall, und Ljubitza, deren Augen bei den nur zu verständlichen Anspielungen zornig aufgeleuchtet, sandte Herrn Hagen einen Blick zu, der deutlich die Bitte aussprach: »Gieb mir Gelegenheit, diese empörenden Ver dächtigungen zurückzuweisen." Der Amtsrichter verstand sie wohl und eine innere Stim me sagte dem gewiegten Menschenkenner, daß die häßlichen Andeutungen der Klägerin sich diesem jungen Mädchen gegen über schwerlich rechtfertigen lassen würden. In durchaus nicht freundlichem Tone richtete er daher an Elsa Schulze die Frage: „Wissen Sie auch, daß Sie soeben ehrverletzende Ver dächtigungen gegen Fräulein von Radovanovit» ausgesprochen haben? Verdächtigungen, die, falls Sie dieselben nicht be gründen, Ihnen selber eine Klage zuriehen können? Ich, der Richter, frage Sie jetzt: Haben Sie irgend einen be stimmten Anhalt für die Bermuthuna, daß Fräulein von Radovanovit» die Miethe ihrer Bel-Etage au» Mitteln be streitet, die keinen ganz lautern Ursprung haben?" Die im Grunde nicht bösartige Frau gerieth in äußerste Verlegenheit; sie fühlte, daß sie mehr gesprochen hatte, als sie verantworten konnte, und fand in ihrer Hülflostgkeit keine Antwort auf die an sie gerichtete Frage. Erst aus eia un geduldige»: Nun? — des Richter» brachte sie ängstlich stot ternd hervor: »Ich weiß nicht — ich wollte nicht» Böse» sagen — ich meinte nur so im Allgemeinen." Hagen'» Stirn umwölkte sich drohend. »Sehen Sie nun, wohin Ihre Lästerzunge Sie führt?" rief er zornig. „Aber vielleicht wünscht Fräulein von Radovanovit» selbst, daS schein bare Räthsel zu lösen", fuhr er mit einer leichten Neigung de» Hauptes gegen Ljubitza fort. Diese schien einige Augenblicke mit sich zu kämpfen, ob e» sich der Mühe lohne, noch ein Wort zu ihrer Rechtfertigung zu verlieren; al» sie aber de» Richter» freundlichen Blick erwartungsvoll auf sich ruhen sah, drängte e» sie unwillkür lich, ihm Rede zu stehen. Mit leiser Stimme, al» gelte Da-, wa» sie zu sagen hatte, ihm allein, sprach sie: »Wie sich documentarisch Nachweisen läßt, besitze ich eine IahreSreate von etwa fünftausend Mark, mit der ich al« alleinstehende Dame, wir Sie zugebrn werden, überall bequem leben kann. Wenn ich meine Fertigkeit in Handarbeiten geschäftsmäßig auSbeute, so geschieht dieH teil» um mir einen Lebenszweck zu schaffen, thril» um mit dem Erworbenen mir selbst und andern da» Dasein angenehmer zu gestalten." (Fortsetzung folgt.) he» erwähnte» M Auf nationalliberc dingS der Gedai principtrll richtig Sattler auch « einein etwaigen 1 der Rentengüter auch der Krrisau GroßbesitzeS, den, Kleiugebilde, wie fei» mag. 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