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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950425018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895042501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895042501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-04
- Tag1895-04-25
- Monat1895-04
- Jahr1895
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Größere Schriften laut uujerem Preis- verzeichnih. Tabellarischer und Zifferiffatz nach höherem Tarif. Ortrar Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbesörderung >>! 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentags) Abend-Ausgabe: BormittagS 10 Uhr. Morgen- Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Oxpe-ilion zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^ M. Donnerstag den 25. April 1895. Amtliche Bekanntmachungen. Die Beerdigung unseres verstorbenen Collegen, des Seniors der incdicinischen Facultüt, Herrn Geheimen Rcrth Professor Vr. Lcrvl Friedrich Wichelin Ludwig Comthur rc. findet Freitag, den 26. April, Nachmittags 3^ Uhr vom Trauerhause, Liebigstraße 16, aus statt. Für diejenigen Herren Collegen, welche sich am Conduct betheiligen, stehen A>agen am Trauerhause bereit. Leipzig, am 24. April 1895. Der Ueetor der Universität. vr. P. Flechsig. Zum ersten Male wieder wird jetzt Europa aufgefordert, große gemeinsame Interessen gemeinschaftlich geltend zu machen, den Gefahren vorzubeugcn, die aus einem Zusammenballen der Gebiete der gelben Rasse zum Kampfe gegen die ganze kaukasische Welt sich ergeben müsjen. Dieser Kampf wird sicherlich einmal zum Austrag kommen und er wird zu gewaltigen Umwälzungen führen. Aber noch ist (wie die „Köln. Ztg." wohl officivs ausführt) Europa in der Lage, ihn einzudämmen, ihn für übersehbare Zeit zurück- zndrängen; und die drei festländischen Mächte Rußland, Frankreich und Deutschland halten jetzt den Augenblick für gekommen, diesen Damm in Wahrnehmung ihrer gemein schaftlichen, der europäischen Interessen aufzuführen. Es ist eine alte Klage, daß Europa es seinerzeit, als eS noch möglich war, verpaßt hat, einen gleichen Schutzdamm gegenüber Amerika aufzuschütten. Europa war damals so in sich uneinig und zerfallen, es hatte mit den Sorgen und Kämpfen der engsten Gegenwart so viel zu thun, daß es für die Fragen einer weiteren Zukunft keinen Blick und kein Der- stänvniß hatte. Im Gegentheil, aus allen Gauen machte sich der Wetteifer geltend, die jugendlichen Staatengebilve im fernen Westen mit ihrem gewaltigen Reichthum an Natur schätzen zu kräftigen und zu rascher, großartiger Entwickelung zu treiben, bis.schließlich aus ihnen schwere, gefährliche Nebenbuhler für daS Mutterland erwachjen sind, die schon jetzt der heimatblichen Entwickelung schweren Schaden und große Bedrängniß bereiten. Die europäische Politik hat seinerzeit diese Gefahren nicht rechtzeitig erkannt; sie hat die Hände in den Schooß gelegt, wo sie hätte abwekren und Vorbeugen können; heute muß Europa aus eine nachdrückliche Einwirkung auf Amerika verzichten, Amerika den Amerikanern überlassen, und es ist offenkundig, daß dabei Europa nicht der gewinnende Thcil ist. Heute steht auch Ostasieu auf der gleichen Entwicklungs stufe Europa gegenüber. In noch nicht dreißigjähriger, un endlich fleißiger und erfolgreicher Entwicklung hat Japan bewiesen, daß es der berufene Führer zum Zusammenschluß der gesammten gelben Nasse ist. Es hat in einem glänzenden Feldzuge dargetban, daß es in sich die Kraft und den Willen hat, diese Führerschaft nun thatsächlich in die Hand zu nehmen. Auch in den dortigen unermeßlichen Gebieten herrscht ein großartiger Neichthum mannigfachster Naturschätze bei einer durchaus zahlreichen und völlig bedürfnißlosen, aber arbeitsamen und im wilden Hasse gegen alle Kaukasier einigen Bevölkerung. Japan will jetzt diese Schätze heben, die Be völkerung, die bisher völlig abgeschlossen war, aufrütteln, und es will das unter thunlichstem Ausschluß und unter möglichster Umgehung von Europa. Das ist der wesentlichste Charakter der bisher bekannten Friedens bedingungen. Daß der Vorbehalt der Meistbegünstigung in diesem eigenartigen Falle für die Interessen der europäischen Mächte nicht ausreichend ist, muß zugegeben werden. Gelingt es Japan, mit der politischen Vorherrschaft über die Länder und Völker der gelben Rasse gleichzeitig das wirthschaftliche Uebergewicht zu erringen, wie es der jetzige Friedensschluß anstrebt, so steht in übersehbarer Zeit das alte Europa vor Bei der Unterzeichneten Landesanstalt ist die Lieferung von 14 SV» kx gutem reinen Petroleum zu vergeben. Die An lieferung hat franco Anstalt mit 2000 ÜA am 1. September 95, 3000 - - 15. Oktober 95, 3000 « - 1. December 95, 3000 - - 15. Januar 96, 3500 - - 1. März zu erfolgen. Leere Fässer werden zuriickgcsandt. Angebote unter Beifügung des Preises bis zum 10. Mai dieses Jahres erbeten. Königliche LandeS-Anstalt Hochlvcitzschen b. Klostcrbuch, am 23. April 1895. v. Germar. Großlierzogthunl Lachsen. Rutzholzvcrsteigcrnng im Grobherzoglichen Forstrevier Allstedt. Lonnabcnv, ven 18. Mai d. I., sollen folgende Nuphölzer öffentlich meistbietend verkauft werden: 336 St. Eichenjchüfte I. El. v. 45—100 cm D. u. 2—12 m L. -- 609.83 Fm. 316 » » II. - » 19— 44 » - » 3—10 » » 99,43 » 435 - Schwellenh.IlI. - « 26— 79 - - - 3—14« - —369,36 - 58 «L?ainbuchen.Nutzst. -22— 38 - - - 3— 7 - - — 13,73 - 43 - Birken-Nutzstücke -14— 29 - - . 4— 8 - - -- 11,20 - 138 - Linden-Nutzftücke . 19— 52 - - - 3— 8 - - -- 58,46 - 26 Rm. Hainbuchen-Nutzknüppel (2 w lang) 10 - Liuoen-Nutzkuüppel - - 8 - Hasel-Nutzknüppel - - Zusammenkunft Vorm. 10 Uhr im Noth'schen Gasthof in Allstedt. Kauflustige haben sich wegen Vorzeigung der Hölzer und Erlangung der Numniervcrzeichnisje, sowie der besonderen Kuusbedingungen an die Großherzl. Forstrevierverwaltung zu Allstedt (Sachsen-Weimar) zu wenden. Weimar, den 20. April 1895. Tie Großherzl. Forstinspcction. Lteckbriefs-Erneuerung. Ter gegen den früheren Heilgehilfen Heinrich Paul Johann Mank unter dem 1. October 1890 in den Acten II. L. II. 210. 87. wegen wiederholten Betruges erlassene Steckbrief wird erneuert. Berlin, den 19. April 1895. Königliche Staatsanwaltschaft I. Der Friedensschluss von Lhimonoseki. In der europäischen Politik haben in den letzten Jahr zehnten vorwiegend verhältnißmäßig kleinliche Fragen die öffentliche Aufmerksamkeit beschäftigt; Europa batte genug mit sich selbst zu thun; die serbische, die bulgarische, die makedonische, die armenische, die marokkanische Frage waren doch im Grunde nur minderwerthigen Ranges; auch die ver schiedenen Blasen, welche die Colonialpolitik der europäischen Mächte aufgeworfen hat, konnten nie in der europäischen auswärtigen Politik eine leitende Nolle beanspruchen. Bei allen diesen Fragen bandelte es sich vorwiegend um Sonder interessen, zum größten Tbeil kleinlicher Art, bei denen die europäischen Mächte sich getrost den Luxus der gegenseitigen Bekämpfung und Befehdung gestatten konnten. derselben Gefahr auch vom Osten her, der es schon jetzt durch seine frühere Kurzsichtigkeit sich nach Westen zu auS- gesetzt hat. . „ Diese Gefahr muß alles Ernstes ins Auge gefaßt Werken. Wer nur die Gegenwart berücksichtigt, mag sich verhältniß- mäßig leicht beruhigen; es ist ja wahrscheinlich, daß Europa zunächst aus dem Friedensschluß für einige Jahre, vielleicht für einige Jahrzehnte mancker Gewinn durch reichliche ge werbliche Bestellungen, durch reichen Nutzen bringende Ver- wertbung der bcimathlichen Ersparnisse entstehen wird; und so lange diese Vortheile dauern, wird es sehr bequem sein, den Blick vor der Zukunft zu verschließen und in alter Un einigkeit die Gegenwart für Europa auszunutzen. Aber darüber muß man sich klar sein, daß die europäische gewerb liche und finanzielle Thatigkeit in jenen oslasiatischen Ländern mit uralter Eultnr ganz andere Folgen haben muß, als in Ländern mit „wilder" Bevölkerung, die erst zu kulturellen Bedürfnissen großgezogen werden soll. Hier schasst die europäische Cultur erst ganz neue, sich allmählich entwickelnde Absatzmärkte und weist sie auf eine dauernde Pflege guter Beziehungen mit dem alten Mutterlande hin. In Ostasien liegen die Dinge umgekehrt; auch hier wird sicherlich euro päischer Handel und europäisches Gewerbe neue und wichtige Bedürfnisse Wecken; aber die Betriebsamkeit, Anstelligkeit und Genügsamkeit der Bevölkerung und der verhältnißmäßig große Neichthum des Landes werden dafür sorgen, daß diese Bedürfnisse rasch im eigenen Lande gedeckt werden und nicht minder werden zahlreiche Stapelartikel dort schnell für die Ausfuhr in Gegenden hergesiellt werden, die bisher die besten Verdienstquellen des alten Europas waren. Die Gegenwart bietet dafür schon genug Beweisstücke. Vor der Naturnotwendigkeit dieser Entwicklung kann man die Augen nicht verschließen; manche sind davon derart durchdrungen, daß sie für Europa keinen Ausweg sehen, daß sie glauben, es lasse sich nichts daran ändern, wir könnten ruhig die Hände in den Schooß legen, das Verhängniß seinen Laus nehmen und cs ruhig über Europa Hereinbrechen lassen. Die leitenden Staatsmänner der drei Festlandmächte sind dieser Ueberzeugung nicht; sie wollen versuchen, den Gefahren, die sie erkannt haken, solange noch entgegenzutreten, als es Zeit ist, und zu versuchen, wie weit sie sie unschädlich machen, wie weit sie sie verhindern, wie weitste sie ausschieben können. Die Gefahren sind für die Interessen der drei Reiche, die dock sonst mannigfach auseinandergehen, so gleichmäßig, daß sich sehr leicht ein Zusammengehen zu gemeinsamer Wahrnehmung dieser Interessen bat ermöglichen lassen. Dieses gemeinsame Vorgehen ist auf alle Fälle für unü sympathischer als das bequeme Geschehenlassen, als das geduldige Sichfügen in Ereignisse, denen gegenüber man seine Ohnmacht von vornherein eingesteht. Aber dieses gemeinsame Vorgehen bat nicht minder eine erfreuliche Bedeutung für die weitere ruhige und friedliche Gestaltung unserer inneren europäischen Politik; und schon aus diesem Grunde werden wir die weitere Ent wickelung mit besonderem Interesse verfolgen. Deutsches Reich. ^ Berlin, 2l. April. Der für Eisenach wiedergewählte Abg. Cassel mann hatte noch vor dem Termine der ersten Wahl in der freisinnigen „Eisenacker Tagespost" mit voller Namensunterscbrift erklärt, daß er für das Verhalten ver Fraction der freisinnigen Volkspartei vom 23. März nicht mit verantwortlich gemackt werden dürfe, daß er vielmehr für einen Glückwunsch an Bismarck gestimmt hätte, wenn er am 23. März noch Mitglied des Reichstags gewesen wäre. Darüber wird ja nun die Auseinandersetzung zwischen ihm und der ReichötagSfraction zu erfolgen baden, denn daß das Verhalten am 23. März auch mit allen Weiterungen auf FractionSbeschluß beruhte, ist nun von der „Freis. Ztg." selbst eingeräumt. Bezüglich des Votums vom 23. März konnte cS niemals zweifelhaft sein. Aber auch die Con- sequenzen, welche sich dann ergaben, sind als Parteisache behandelt worden. Insbesondere bestätigt heute die „Frei sinnige Zeitung", daß betreffs der „Frage der Hof- Einladung" die Wege der Centrumspartei und der Frei- 89. IahrganK nnnigen Volkspartei auseinander gingen. Ursprünglich war bekanntlich versuckt worden, die Sacke so darzustellen, als hätte der Vizepräsident Schmidt-Bingen völlig freie Hand gehabt, ob er am l. April am Essen im Kaiserschlosse theil- nehmen wollte oder nicht. * Berlin, 2t. April. Es ist bereits darauf bingewiesen worden, daß allen Insinuationen vorgebeugt werden muß, die betreffs der Behandlung der lippischen Regent schafts- und Erbfolgefrage aus der nahen Verwandt schaft des Kaisers mit dem Prinzen Adolf zu Schaumburg- Lippe hergelcitet werden könnten. Wie nothwendig dies ist, ergiebt folgende Mittbeilung der „Schaumburger Ztg.": „Wie in Londoner dem Hofe nahestehenden Kreisen verlautet, hat Kaiser Wilhelm II. seiner Zeit seine Einwilligung zur Ver mählung der Prinzessin von Preußen (seiner Schwester) mit dem Prinzen Adolf von Schaumburg-Lippe nur unter der ausdrücklichen Bedingung gegeben, daß Prinz Adolf dem jetzt verstorbenen Fürsten zur Lippe succedire. In Folge dessen hat Letzterer bereits 1890 den Prinzen im Falle seines Ablebens zum Regenten ernannt." Die in Detmold erscheinende „Lippische Land es ztg", in der wir dieses Citat finden, bemerkt dazu: „Es braucht wohl nicht betont zu werden, daß die Mittheilung in der Form, wie sie gebracht ist, unmöglich den Thatsachen entsprechen kann. Se. Majestät der Kaiser wird niemals eine Bedingung gestellt haben, die er nach Lage der Sache nickt stellen konnte, lieber die Thronfolge in unserem Lande muß und wird nur nack Recht und Gerechtigkeit entschieden werden, und Se. Majestät der Kaiser würde zweifellos der Letzte sein, der aus Familienrücksichten seine Hand zu einem offenen Rechtsbruche bieten würde. Da aber Das, was in dieser Londoner Mittheilung durch den Druck an das Tages licht befördert wird, Das wiedergiebt, was man an vielen Stellen im lippischen Lande selbst, wie sonst im deutschen Reiche hören muß, wäre es gewiß an der Zeit, daß durck den „Reichsanzeiger" mit aller Entschiedenheit gegen diesen Mißbrauch des kaiserlichen NamenS eingeschritten würde. Wie wir schon gesagt haben, widerlegen sich freilich derartig thörichte und an sich unmögliche Mittheilungen, die einen be absichtigten Eingriff in die Rechte eines Bundesstaates, wie in die Rechte der gräflichen Nebenlinien in fick schließen, von selbst, aber doch nur bei dem Theile des Publikums, der nachdenkt und vie deutsche Verfassung kennt, die auck Se. Majestät der Kaiser stets aufrecht erhalten wird. Für die große Masse des Volkes aber ist eine Auslassung ves „Reichsanzeigers" außerordentlich erwünscht, damit nicht ein Gefühl der R e ch tSun sich erb eit, welches das monarckische Gefühl auf's Bedenklichste erschüttert, immer weitere Kreise ergreift." — Wir müssen diese Bemerkungen des Detmolder Blattes als vollständig begründet bezeichnen. V. Berlin, 21.April. (Telegramm.) Der Kaiser wird in Kaltenbronn nach den bisherigen Bestimmungen bis zum 27. d. M. verweilen und von dort nach Karlsruhe zurück kehren, wo seiner Ankunft am Sonnabend Vormittag gegen 10»/i Uhr entgegengesehen wird. (D Berlin, 21. April. (Telegramm.) Das Armee verordnungsblatt" veröffentlicht nachstehende ^vom L.ü.-Corre- spondenten des „Lcipz. Tageblatts" schon angekündigte) ffabinctsordrc: „Im Anschluß an Meine Ordre vom 17. Januar 1895 bestimme Ich: Das III. und IX. Armee corps nehmen an den letzten drei Uebungstagen der von Mir abzuhaltenden Manöver des Garde- und II. Armeecorpö Thcil. Die hieraus entstehenden Mehrkosten sind durch angemessene Einschränkung der diesjährigen Herbst übungen — in erster Linie bei den vier betheiligten Armee corps — zu decken. Das Kriegöministerium hat hiernach das Weitere zu veranlaßen. gez. Wilhelm. Bronsart v. Schellendorf." ^-Berlin, 21. April. (Telegramm.) Nach einer Mel dung aus Schillingsfürst ist der Reichskanzler heute nach Berlin zurückgekehrt. ^ Berlin, 21. April. (Telegramm.) Sicherem Ver nehmen nach wird die Vorlage des Magistrats an die Stadtverordneten wider die Umsturzvorlage nicht zur Verhandlung kommen, weil der Oberpräsident unter Faiirll-tsn. Zu Tasso's ZOOjährigem Todestage (25. April). Der am 11. März 1544 in Sorrento geborene Torquato Tasso, der dritte unter den großen Dichtern Italiens, war ein frühreifes Wunderkind, das schon mit drei Jahren in die Schule ging, einen ungewöhnlichen, schwermüthigen Ernst zeigte und siebenjährig bei den Jesuiten in Neapel oft des Nachts aufstand, um zu lesen und zu schreiben. Diese vor zeitige Entwickelung übte unheilvolle Wirkung auf sein künf tiges Leben aus. Die Folge davon war Reizbarkeit, Miß trauen, Menschenscheu, die endlich in offenen Wahnsinn auS- brach. Jene Eigenschaften zeigten sich bereits, als er kaum 19 Jahre zählte. Er kam als Student zu Bologna in den gerechten Verdacht, ein Schmähgedicht verfaßt zu haben. Man nahm seine Papiere in Beschlag, man verhaftete ihn. Da sich nichts Verdächtiges vorfand, wurde Tasso wieder ent lassen. Empfindlich, wie er war, wandte er sofort der Stadt den Rücken. Fraglicher ist cS, ob die Liebe zur Prinzessin Leonore von Este seinen Geist verwirrt hat. Als sie sich kennen lernten, war Leonore 29, Tasso 2l Jahre alt. Damals gefiel sich aber unser Dichter in den Fesseln einer Hofdame, Lucrezio Bendidio, an die er ein von LiebeSfreude und LiebeSleid übersprudelndes Sonett schickte. Leonore war anfangs nur seine Vertraute, seine Rathgeberin, seine Schülerin; ihr Verhältniß scheint sich aber nnt der Zeit ge ändert zu haben. Tasso ging nach Paris, er ging nach Rom, aber immer zog es ihn nach dem geliebten Ferrara, in den Dienst de« Herzogs Alfonzo zurück. Daß sich in ihm eine Leidenschaft für Leonore entwickelte, die mit der Zeit immer mehr zunahm, steht fest, ungewiß bleibt nur, ob dir Prinzessin dieselben Gefüble für ibn gebegt hat. Taffo'S Gereiztheit mögen Intriguen, wie sie an jedem Hofe spielen, gesteigert haben; die glänzenden Aus zeichnungen, die dem Dichter zu Tbeil wurden, verdrehten ihm den Kopf, kurz, innere Unruhe, schwermüthige Gemüths- stimmung überkamen ihn und hielten selbst den Geistern deS Weines, eines Getränkes, dem Tasso nicht abgeneigt war, Stand. Krankhafter Argwohn zu seiner nächsten Umgebung ergriff den Unglücklichen. Er hatte die fixe Idee, ein Ver trauter, der die Schlüssel zu seinem Zimmer besaß, habe Briefe daraus entwendet. Leonore, die dieses krankhafte Mißtrauen kannte, lud ihn ein, sie nach dem Lustschloffe Eonsandoli zu begleiten, damit er seine Grillen vergäße. Vergebens, wie auch andere Reisen! Nach Ferrara zurück gekehrt , verfeindete er sich noch obendrein mit seinem Dichternebenbuhler Guarini, mit dem er bittere, sarkastische Sonette wechselte. Da begegnete er eines Tages im Hofe oder in einem Saale des herzoglichen Palastes — also in heiligem Burgfrieden — einem Freunde, Namens Maddolo, von dem er sich verratben glaubte. Er hielt ihm seine Verleumdungen entgegen, der Freund nannte den Dichter entrüstet einen Lügner, und erhielt darauf eine Ohrfeige. Klüger als der aufgeregte Tasso entfernte sich der Geschlagene. Ob dann ein regelrechter Zweikampf oder ein Ueberfall des Beleidigten sammt seinen drei Brüdern erfolgt ist, bleibt zweifelhaft, fest steht, daß jene vier Gegner flohen und der Herzog eine Untersuchung gegen sie einleitete. Tasso erhielt nur einige Tage Zimmerarrest, das Wohlwollen seines Gönners verlor er keinen Augenblick. Eine neue Aufregung traf den nervösen Dichter. Er erfuhr, daß sein Gedicht, „Das eroberte Jerusalem", in irgend einer Stadt Italiens, die man nickt nennen konnte, gedruckt wurde. Das Gedicht war noch nicht vollendet, er hatte begonnen, es zu überarbeiten. Vieles war verbessert. Anderes weggelassen worden, er mußte fürchten, unter diesen Umständen die An hänglichkeit des PublicumS, daS Zutrauen seiner Gönner zu verlieren. Und — nur durck die Unvorsichtigkeit oder den Verratk seiner Freunde, denen er La« Manuscrivt mitgetbeilt hatte, konnte sein Werk in die Hände eines Buchdruckers gerathen sein! Der Herzog schlug sich guthmüthig ins Mittel. Er schrieb an mehrere italienische Fürsten und bat sie, den Druck zu verhindern, den Verkauf zu verbieten, die Beschlagnahme der vorhandenen Exemplare anzuordnen. Ueberall glaubte er sich verrathen, er war sogar über zeugt, daß ihm seine Diener Briefe entwendeten und dieselben feinen Feinden überlieferten, um so seinen Untergang herbei zuführen. Mit Ungeduld bestürmte er einen Bekannten, ihm einen mit den Verhältnissen in Ferrara gänzlich fremden Bedienten aus Urbino zu verschaffen. Um Taffo'S Unglück voll zu macken, wurde er von religiösen Zweifeln ergriffen. Bereits im Jahre 1575 war er zum Inquisitor nach Bologna gereist, um sein Gewissen zu erleichtern. Jetzt fiel ibm das dabei geführte Gespräch wieder ein, er wähnte damals, sich so ausge drückt zu haben, daß man seine Nechtgläubigkeit bezweifeln könne. Ruhelos irrte er umher, von allen Seiten meinte er sich durch Gift und Dolch bedroht. Vergebens stickte er Trost im Gebet, vergebens bemühten sich der Herzog, Leonore und ihre Schwester um ihn: bald brach sein Wahnsinn offen ans. Es war am Abend des 17. Juni 1577, da warf er im Zimmer der ge schiedenen Herzogin von Urbino, Luerezia, der Schwester LconorenS, ein Messer nach einem Diener, der sich ihm zu fällig genähert und dadurch seinen Argwohn erweckt hatte. Das war eine Verletzung der HauSgesetze, die sich auch ver gutmiitbige Herzog nicht bieten lassen durfte. Er ließ den unglücklichen Dichter nach einem Zimmer des Hofgebäudes in Gewahrsam bringen. Nach einigen Tagen versicherte er ihn wiederholt seiner Gnade und seiner Verzeihung, wenn er in irgend etwas ge fehlt haben sollte. Ja, noch mehr, er nahm ihn mit sich aus seinen Landsitz Belriguardo, um auf das verstörte Gemülh des Dichters wohlthätig zu wirken, vielleicht auch, um den Kranken besser beobachten zu können. Aber dieser wünschte selbst, nach dem Franziskanerkloster in Ferrara gebracht zu werden Am Abend des N. Juli 1577 kam Taffo hier an. Zwei Orden-bri-rer waren üets um ibn An den Herzog richtete er einen Brief, in dem er in unangemessenen Ausdrücken ihn aufforderte, seine Ankläger und ihre Beschuldigungen zu nennen: der Herzog sei betrogen, wenn er glaube, daß Nie mand ihn, den Dichter, anklage, daS sei eine Unwahrheit. Unmuthig über die Zumutbungen, verbot ihm der Herzog, je wieder an ihn und die Herzogin von Urbino zu schreiben. DaS steigerte ^ie Aufregung des Unglücklichen noch mehr. Neun Tage nach seiner Ankunft verließ er daS Kloster heim lich wieder, floh, ohne seine Papiere mitzunehmen, ohne Geld, ohne Führer, mit Vermeidung der Städte und der Landstraßen, dem Süden zu, vertauschte in den Abruzzen seine Kleidung mit der eines Bauern und kam endlich, einem Landstreicher ähnlich, nach Sorrento in das Haus seiner Schwester, Cornelia Sersale. Seit der frühesten Kindheit waren sie getrennt worden. Taffo traf sie allein, er über reichte ihr als ein von ihrem Bruder gesandter Bote einen Brief mit der Nachricht, daß er in Lebensgefahr schwebe. Cornelia fiel in Ohnmacht. Nun wußte er, daß sie ibn nock liebe, und gab sich ihr zu erkennen. Eine lebensgefährliche Krankheit ergriff ihn, die Schwester pflegte den Bruder mit aufopfernder Treue. Wieder genesen, verlangt es ihn, in die alten Verhältnisse zu Ferrara zurückrukehren. Er schrieb an den Herzog, an die Herzogin von Urbino, an Leonore. Aber nur Letztere gab ihm Antwort, jedoch keine ermuthigende. Da wendet er sich im November nach Rom an den Geschäfts träger und den Gesandten des Herzogs. Beide, sowie seine Gönner, Scipione Gonzaga und der Cardinal Albano, empfangen ihn freundlich, widerrathen aber seine Rückkehr nach Ferrara in der richtigen Erkenntniß, daß im alten Kreise auch seine frühere fixe Idee wieder auftauchen werde. Doch verwandte sich der Cardinal in einem Briefe unter dem 30. November beim Herzoge, daß dieser den Dichter seines Wohlwollens versichere und ihm seine Manuskripte zurückgebe. Der Herzog antwortete freundlich und an seine beiden Beamten schrieb er am 2. März 1578: „Was den Taffo anbetrifft, so mögt Ihr ihm srer hrrauSsagen, daß wir, wenn er wieder hierher zurückzukehrcn gedenkt, ihn an«
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