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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.04.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950430010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895043001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895043001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-04
- Tag1895-04-30
- Monat1895-04
- Jahr1895
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Bezugs-Preis kn der Hauptexpedition oder den im Stadt» bezirk «d de» Vororten errichteten «ns» gadesteüea abgehotk: vierteljährlich ^!4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau»^i HL0. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direct« tägliche Ltteuzbandiendung tu- Ausland: monatlich >ä 7.50. DieM»rgrn-A«-gabe erscheint täglich mit Aus» «ah«, nach Sonn» und Festtagen -/,? Uhr, die Lbeud-AuSgabe Wochentag- 5 Uhr. Ne-artion »n- Lrpe-itiou: JohanueSgasse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend- 7 Uhr. Filialen: Ott» Ale««'» Lsrttm. (Alfred Hahn). Universitätsstraße 1, Laut» Lösche, Aatharinenstr. 14, Part, und Königsplatz 7. Morgen-Ausgabe UchMcl'I>igtl>llitt Anzeiger. Lrgm!S> Mit». Lmd-K- 212. Amtliche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sitzung der Handelskammer Tonnerstag, den 2. Mai 18S5. Nachmittags V Uhr tn deren Sitzungssaal, Neue Börse, Tr. 4, I. Tagesordnung: 1. Registrande. 2. Berichte des Berfassungs» und Wahl-Ausschusses, betr. a) Ergänzung des Börsen-BorstandeS; b) Beitritt zudem Verein zum Schutz der Goldwährung; o) Theilnahme an dem Stiftungsfest des CentralvereinS für Hebung der deutschen Flutz- und Eanalschissfahrt. 8. Berichte des Handelsgesetzgebungs-Ausschusses über a) die von der Handelskammer za Halbcrstadt mitgetbeüte Eingabe, Aenderungen tm Matz- und GewtchtSwcsen betr.; b)die von der Handelskammer zu Göttingen mttgetheilte Eingabe, die Eonsumveretne betr. 4. Berichte des Zoll- und Steuer-Ausschusses über a) das Gesuch des Vereins Leipziger Kausleute, Besteuerung der Zweig niederlassungen betr.; d) das Gesuch der Firma Carl Tröger, Erhaltung der Steuerfreiheit für Spiritus zur Essig-Erzeugung betr.; e) die von den Handelskammern zu Halbcrstadt und zu Breslau mitgetheilten Eingaben, die Zuckcrstcuer betr. 5. Bericht des Metz-Ausschusses, Errichtung eines MustcrlagerS für die thüringische Industrie in Leipzig betr. Bekanntmachung. Tie Staatsetnkommenstcuer ist für das laufende Jahr mit dem in tz. 12 ves Einkommensieuergesetzes vom 2. Juli 1878 und dem Abänderungsgcsetze dazu vom 10. März 1894 festgestelltcn Normal» stenersatz und einem nach ff. 3 Abs. 2 des Finanzgesetzes vom 15. März 1894 in Verbindung mit der Verordnung des königlichen Finanzministeriums vom 3. Januar d. I. 10 Procent betragenden Zuschläge zu bezahlen. Der erste Termin ist am LO. April dieses Jahres mit der Hälfte des nach den obigen Bestimmungen sich ergebenden Steuersatzes fällig. Die Steuerpflichtigen werden deshalb aufgesordert, ihre Steuer beträge von dem genannten Tage ab dis spätestens 3 Wochen nach demselben an die betreffenden Zahlstellen unseres Stadt-Steueramtes zu entrichten. Nach Ablauf dieser Frist tritt gegen die Säumigen das vor- grschriebene BeitreibungSversabren ein. Leipzig, den 27. April 1895. Ter Nath der Stadt Leipzig. vr. Grorgi. Koch. Bekanntmachung. Di« dem Kaufmann Herrn Bernhard (klcmcns Johannes Klingcr in Leipzig ertheilte Concession zur gewerbsmäßigen Beförderung von Aus' Wanderern nach überseeischen Häfen und Abschließung hierauf bezüg- licher Verträge im Aufträge des obrigkeitlich zugelassenen Schiffs erpedicnten Eduard Jchön in Bremen ist infolge freiwilligen Verzichts des genannte» Herrn Klingcr erloschen. Leipzig, am 26. April 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig. VI. 1547. vr. Georgi. Kasselt. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine silberne Ehlindcr-Rcmontoiruhr mit Goldrand. Sekunde, Nr. 41458, Nickclkette von gewundenen Gliedern mit einem in Kork gefaßtem kleinen Gebiß, am 19. d. M.; Li 4 verschiedene silberne Armbänder, darunter ein Bcttel- armband mir der Gravirung „G. u. E. Hossmann ihrer lieben Tante", »tn silberner ttamm, ein Granatkamm, 12 grotze Taselmeffer mit schwarzen Griffen, « grotze und 4 kleine Gabeln und 2 kleine Messer, sämintlich mit dem Zeichen „I. A. Hrnckel, Solingen" in der Klinge versehen, 1 Ttzd. Tamast-Scrvicttcn. « Stück Trcll- Servtetten und eine große Tamaft-Scrvtcttc, sämintlich „M. G." gez.. 2 Ttzd. Taschentücher, „C. H " bez. „M. G." gez., ca. 40 Stück Handtücher und 2 Trell-Tischtücher, „M. G." gez.» 22 Paar baumwollene Frauenstrümpse, „C. H." gez., 1 Paar Hosen, schwarz, und graugestretst, ein grauer Kammgarn- Anzug, ein Frack mit schwarzem Ntlasfuttcr, 2 Deckbetten mit rothem Inlett, in der ersten Hälfte d. M.; 3) ca. 1V Stück Armbänder (Talmireifen) mit und ohne Steine, 6 Stück Talmi-Ringe mit weißen Steinchen, 1'/, Ttzd. feingliederige Damen-Talmt-Uhrketten, eine Anzahl Porte monnaies, gelb-, bez. braun- und schwarzledern, theilS mit Bügel, theiis mit Seitenverschluß und :k Paar graue Gummihoscn- trkger mit weißen Patentschnallen, vom 25. bis 26. d. M.; 4) ein Sommerüberzieher» fast neu, von blauem Cheviot mit schwarzem Futter, einer verdeckten Reihe Knöpfe und Stofshenkel mit der Firma „^u^ust vüoasbeil, veiprix", am 18. d. M.; 5) 7—8 Ttzd. Handtücher, weißleinen, theils mit rothen, theils mit rothen und blauen Streifen, vom 26. bis 27. d. M.; 6) ein grotzcS Deckbett mit rothen, Inlett, am 14. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bet unserer Criminai-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 29. April 1895. Ta» Poltzciamt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml. Dienstag den 30. April 1895. . qrT-oseswrs der medicinischen Die Beerdigung unseres verstorbenen Colleges des ordentlich -p Herrn Geheimen Rath vr. Lavl Thrersch, ^^^^rttchkeit in findet Mittwoch, den 1. Mai Nachmittags, die unmittelbar vorausgehen e der Peterskirche um 4 Uhr statt. ^ ^ tnnllen stellen Wagen Für diejenigen Herren College«, welche sich am Conduct bethe g von 3*/z Uhr ab am Museum (Augustusplatz) bereit. Leipzig, am 29. April 1895. Anzeigen.PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Rer kamen unter drin Rrdactionsstrich (4 ge spalten) 50^t, vor den Fumiliennachrichirn (6 gespalten) 40-H. Größere Schriften laut »nserem Preis« verzrichniß. Tabellarischer and Zifferosatz nach höherem Tarif. Ertra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbeförderung ^ 60.—, rnrt Postbeförderung ^ 70.—. ^unahmeschluß für Anzeige«: (nur Wochentags) Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittag- 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen find stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 88. Jahrgang. OetkenULeke Uavä6l8l6krav8ta1t. vlenstax. äen 7. dl»l, krUIr 7 Odr be8iuut Nie rrrelte ^uluuüiueplükuujs iu cksr vekrlinxsadtdellunx, ru veteller » ob äis bereits »nxemeläetell, sowie Nie noch Luruwsläeuäen vekr- Uuge, mit 8ekreibkeckvr versehen, pUnelUek einruünüen lmben. ^oiueiäunxen tllr Neu eloMkrlxen, raeliwisseosebuttlieliell Oursus (vetirliaxsLbtbeUuux) wsräeu im llnuke Nieser rVvetis xleiebtalls eulAe^enxevommen. vrok. HVoItrain. virector. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1885. Die Sparcasscn-Teputation. Sparkasse in der Parochie Schöneseld zu Leipzig-Reudnitz. Der Reinigung halber bleiben dir ExpeditionS-Räumr der Spar kasse. Grenzstrahe Rr. 2, Sonnabenv, den 4. Mai 1895, ge schloffen. Lodert 1-lvdert, Direktor Von dem König!. Friedensrichter Herrn ThebnS sind unS für di« Zwecke des ParochialvereinS wiederum Eühnrgrlder freundlichst zugrsandt worden, und zwar 50 nämlich von P.'/. H. 3, M. /. v. 3, St. /. T. 8, P- /. L. 3, H. /. L. ^ 5, ». Sch. ^ 5, T. 7. M. 1. H. /. G. 3. P. /. T. 5, «. -^r. ^4 1. «. /. «. 8. St.Sch. 9. Dir sprechen hierdurch unfern herzlichsten Dank aus. L^GohliS, am 27. April 1885. Ter Vorstand de» Parochtal-Verein». vr. W. Seydel, Bors., Robert Rvthtg, Schatzmeister. Socialpolitische Umschau. e. Das öffentliche Leben steht gegenwärtig in Deutschland vollständig unter dem Einfluß der Umsturzvorlage. Daß die selbe auch aus socialpolilischen Kreisen eine herbe Beurtbeilung erfahren bat, ist bekannt. Bielfach befürchtet man, daß eine derartige Gesetzgebung die gedeihliche Entwickelung dir inneren Verhältnisse des Reiches gefährden, daß sie nothwendige Socialreformen hindern werde. Selbst einzelne, voraussicht lich segensreich wirkende Bestimmungen werden im Rahmen der vom Centrum völlig umgearbeiteten Vorlage von vielen Politikern als unannehmbar erklärt. So der von der zu ständigen ReichstagScommission in zweiter Lesung an genommene Antrag des CentrumSabgeordneten vr. Rintelen, der sich gegen die immer mehr sich einbürgernden schlüpf rigen Schaustellungen richtet. Der Antrag bestimmt, daß mit Gefängniß bis zu einem Jabr und mit Geldstrafe bis 1000 ^ oder mit einer dieser Strafen belegt wird, wer öffentlich theatralische Vorstellungen, Singspiele, Gesangs- oder declamatorische Vorträge, Schaustellungen von Personen oder ähnliche Aufführungen veranstaltet oder leitet, welche durch gröbliche Verletzung des Scham- oder Sittlichkeitsgefühls Aergerniß zu erregen geeignet sind. Es soll hier nicht unter sucht werden, ob die Fassung deS Antrages eine besonders glückliche ist und ob sie nicht, wie vielfach befürchtet wird, dazu führen kann, sittlich und künstlerisch berechtigte Be strebungen, deren Kern edel und rein ist, zu unterdrücken. Aber einig ist man auch in solchen Kreisen, die eS nicht lieben, bei jedem socialen Schaden nach der Polizei zu rufen darüber, daß den Schlüpfrigkeiten in den öffentlichen Ver gnügungen auch bei unS seit einigen Jahren ein so großer Raum eingeräumt ist, daß eine energische Bekämpfung Vieser Richtung zur Nothwendigkeit wurde. Früher erbaute sich die Jugend an den Werken der deutschen Classiker. Die Aufführung eines Dramas von Schiller war für sie ein Festtag. Heute ist sie dagegen vielfach Stammgast in irgend einem höheren Tingeltangel, die, um einem „Bedürfnis abzuhelfen, in den Großstädten immer zahlreicher entstehen. Der neueste „Schlager" irgend einer ersten Kraft auS der Welt der zehnten Muse versetzt diese Jugend in Entzücken. So blöden und abstoßenden Inhaltes er auch sein möge: er wird Volks thümlich, monatelang zum Besten gegeben und von Wiß begierigen eifrig ausgeschrieben, etwa wie die Väter und Groß väter sich die Gedanken unserer Dichterheroen in ihre Taschen bücher eintrugen. Und nicht nur die Jugend findet man in jenen Singspielhallrn, Baristötheatern rc.; auch das Alter geht dort zahlreich zu Gast. Selbst deutsche Frauen und Jungfrauen erröthen nicht, wenn sie in jenen Räumen mit ihren leichtgeschürzten Künstlertrupprn und ihrer vielfach ebenso leichtgeschürzten Moral Vergnügen suchen. Aus dieser Richtung in unseren öffentlichen Lustbarkeiten droht dem deutschen Charakter eine Gefahr. DaS Vergnügen des Volkes kann nicht auf einem Sumpfboden gedeihen. In ihm wuchern jene großstädtischen Giftpflanzen, die ihrer ganzen Umgebung Gefahr bringen. Vor der Berührung mit ihnen zu warnen und zu schützen, wird in Berlin seit kurzer Zeit als eine Aufgabe der inneren Mission betrachtet. Man will dort zu der betrübenden Erfahrung gelangt sein, daß sehr viele von den 34 587 jungen Mädchen, die nach sta tistischen Feststellungen im letzten Jahre Berlin aufsuchten, um sich dort als Dienstmädchen rc. zu verdingen, schon auf den Bahnhöfen in bedenkliche Hände gerietben. Der „Verein zur Fürsorge für die weibliche Jugend" hat, um dieses zu Verbindern, seit kurzer Zeit auf den Hauptbahnhöfen einen Ueberwachungsdienst freiwilliger Helferinnen eingerichtet. Diese sollen den ankommenden fremden Mädchtn mit Rath und Tbat zur Seite stehen, um sie vor den Fährlichkenen der ersten Schritte aus dem Pflaster der Weltstadt zu bewahren Bon den Behörden wird der Verein unterstützt. Er hat sich auch an alle Landrathsämter und Polizeibehörden der sechs für den Zuzug nach Berlin besonder» in Frage kommenden Provinzen mit der Bitte um Unterstützung gewendet. Der Verein will bei diesen Behörden anrrgen, daß in die Dienst bücher aller nach Berlin wandernden Mädchen ein Zelt« mit Rathschlägen für solche, die dort eine Stelle suchen wollen, eingeklebt wird. Der für diese Mädchen besonders gefährlichen unlauteren Stellenvermittelung scheint letzt die preußische Negierung ernstlich zu Leibe gehen zu wollen. Sie läßt eine Erhebung ansteuen, um für die Brur- tbrilung der gegrnwärtigenArbeitSvermitteluna. ihrer Mißstände und der Art ihrer Verbesserung eine feste Grundlage zu ge winnen. Namentlich der Geschäftsbetrieb der gewerbsmäßigen Grsindevermiether und Stellenvrrmittler soll untersucht werden. Es ist anzugeben, wie vikle dieser Leute einen schlechten Leumund haben, und ihre Geschäftsbücher sollen sorgfältig geprüft werden. Die Mängel dieser Stellrnver Mittelung sind bekanntlich schon oft erörtert. Neben den zahl reichen ehrenwerthen Angehörigen dieses Berufes giebl eS Der Reetor -er Universität vr. P. Flechsig. solche mit bedenklichen Grundsätzen, die ^ ^Verbreche" L^'denv gew-s-n, daß man^s^ ^„2 rmittelungsst-llen :cv' kch nickst üLs?b-n, aber bei Orgamsat on b-. «" i» Mm D°-l ist s-i> -im,-» Mi, -in., W°b»"S-- Das Wohnungsamt weist jedoch nur kleine Wohnungen bis 250 Äahresmiethe nach Der PermittelungSausschuß besteht aus einem Arbeitgeber un einem Arbeitnehmer der GewerbegerichlSbeisitzer und ausemem Vorsitzenden den der Gememverath ernennt. Im Kiemen mag diese Wohnungsvermittelung hier und da günstig wirken können, auf die großen Mängel deS gegenwärtigen Wohnungs wesens und auf eine Lösung der Wohnungsfrage werden Vermittelungsstellen wie die, Nlmer keinen nennenswertben Einfluß gewinnen und daS ist auch wohl nicht beabsichtigt. Bei Untersuchungen auf diesem Gebiet wird man auch das Urtheil der deutschen Fabrikinspectoren Horen musten, die bei ihrer BerufSthätigkrit zahlreiche Erfahrungen über Arbeitsvermittelung und WohnungSverhältniffe der arbeitenden Claffen sammeln können. Daß ein weiterer Ausbau des FabrikinspectoratS, und zwar nicht nur durch die Vergrößerung der Zahl, sondern auch durch Ausdehnung der Befugnisse dieser Beamten nothwendig ist, wurde neuerd,ngs wieder von verschiedenen Socialpolitikern lebhaft betont. Ein sehr hervorragender Fachmann, der verdienstvolle österreichische Centralinspector Ministerialrath Migerka und der Schweizer Fabrikinspector Schüler haben jüngst auch die Anstellung weiblicher Fabrikinspectoren gefordert. Sie sind der Ansicht, daß eS nicht an geeigneten weiblichen Kräften fehlt, die für dieses Amt gebildet werden können. Die genannten Männer glauben, daß weibliche Inspektoren namentlich in großen Betrieben, wenn auch vorerst als Gehilfin deS Mannes, Gutes wirken können. Die preußische Regierung tbeilt, wie sich jüngst gezeigt hat, dir Ansicht nicht. In England und Amerika sind aber schon seit Jahren weibliche Fabrikinspectoren mit günstigen Erfolgen thätig. Wahrscheinlich wird Frank reich auf diesem Gebiet bald Nachfolgen. Auch dort treten ernste socialpolitische Fragen immer mehr in den Vorder grund. Man ist eifrig bemüht, sich mit ihnen auseinander zu setzen, wie auch dir von hervorragenden Franzosen bei der Einweihung des kürzlich eröffneken „Social-AmsrumS" ge haltenen Ansprachen wieder bewiesen. Da» Social-Museum soll die Fortschritte der Wohlfahrtspflege, der socialen Gesetz gebung, soweit kS möglich ist, zur anschaulichen Darstellung bringen. In ihm druckt sich derselbe Gedanken in groß artigerer Weise aus, der schon seit Jahren in der preußischen Cenkralstelle für Wohlfahrtseinrichtungen in Berlin und in dem österreichischen gewerbe-hygieinischen Museum in Wien zur Geltung kam. Deutsches Reich. * Trc-den, 29. April. (Telegramm.) Wie nunmehr > tlich mitgetheilt wird, entfielen bei derR eichstagSersay- Wahl am 25. d. M. im sechsten sächsischen Wahlkreise auf Horn (Socialdemokrat) 16 512, auf Hartwig (Antisemit) 8539 und auf Andrae (consrrvativ) 7538 Stimmen. Horn ist somit gewählt. * Berlin, 29. April. Eine angeblich soeialdemo- kratischr Denkschrift, datirt „München, den 1l. April 1885", veröffentlichen die „Preußischen Jahrbücher", die vor- auSschicken, daß daS Dokument ihnen „derselbe neckische Kobold, der so manche» denkwürdige Aktenstück ovrr Briefltin der Redaction des ..Vorwärts" zugetragrn hat, auf den Re- dactionstisch gelegt hat". Da» socialdemokratische Central- organ erklärt zwar dir Denkschrift für eine plumpe Mysti fikation, mit der dir „Prrußischrn Jahrbückirr" rringefallen l'"".- ^ immerhin ist der Inhalt des «ctenstückr-, mag der Verfasser sein wer rr will, interrssant genug, um eine Wieder- S°be zu vrrdienen. Der Verfasser führt auS: D,e Sorialdemvkratie befinde sich durchaus nicht in einer fd alanjenden Lage, daß man jagen könne „Die Zukunft aetiürt der Coc,ald»mokratie.' Vielmehr sei sie in Deutschland an einem ""Klangt wo eS der größten taktischen Geschicklichkeit M frstzusahrrn. Weder auf deni Weae der Revolution, noch durch dt« friedlich« Bermitteluna des „Nn?. meinen Wahlrechts könne sie ihrem Principe »um Eiea» helfen. Di« Macht der Sveialdemdkratie entivreckie niri,t n-- Stiminenzahl, über dir sie verfügt; völlig sichere ReiwStaarilu» r AL-V -L Frage: „War hat um trotzdem am . - — nur angelangt sein. ' E« daher die Der den Glauben an di« Bortrrfflichkeit des Bestehenden genommen und sie den Socialdemokraten in die Arme oder wenigsten» an die Seite getrieben hätten. Das sei das Bündniß zwischen Cvcial- Lemokratie und Bildung. DaS Bündniß müsse man auch in Deutsch- land zu Stande bringen. Eine scharfe Geißel jage die Gebildeten der Socialdemokratie entgegen, die Reaction. Dank der Umsturz vorlage und Herrn von Stumm hätten die Socialdemokralen im letzten Vierteljahre starke Sympathien in den höheren Llassen gewonnen. (?) Diese Treiber und Heiser müsse man sich erhalten. Tie Socialdemokratie müsse dahin streben, daß die Umsturz. Vorlage, dieses Mustergesetz, um die höchsten Kreise der Bildung, Wissenschaft, Kunst und Literatur mit dem heutigen Staats- wesen tödtlich zu verfeinden, Gesetz werde, und zwar in mög lichst klerikaler Fassung. Solche Gesetze brächten den Einzelnen wohl schwere Leiden, aber die Partei als Ganzes gewinne durch diese Leiden, das Martyrium sei eine treffliche Agitation. Bleibe der Erfolg des Gesetzes aus, so müsse der Staat auf dem Wege der Gewalt fortschreiten. Ter nächste Schritt müsse dann die Beseitigung des allgemeinen Stimmrechtes sein. Dieser Gewaltstreich würde nicht nur die socialdemokratischen, sondern auch diejenigen Prolerarier in ihren Rechten aufs schwerste kränken, die heute noch zur Regierung und den herrschenden Classen halten. Nachdem das allgemeine Stimmrecht der Socialdemokratie seine unschätzbaren Dienste für die systematische Organisation und Agitation geleistet habe, könne ihr nichts Legeres geschehen, als wenn es ihr wieder genommen würde. Die Socialdemokratie werde binnen Kurzem auf dem todten Punct an gelangt fein, wenn ihre Gegner ihr nicht durch ihre Fehler weiter Helsen. Blieben die Herrschenden kaltblütig und besonnen, so bürge nichts der Socialdemokratie für eine gute Zukunft. Mit bewußter Taktik müsse man deshalb die Gegner zu Unbesonnenheit und Fehlern reizen, dann habe man Aussicht auf endlichen Sieg. Eine Revolu tion von oben werde nicht nur die Revolution von unten legiti- miren, sondern der letzteren auch erst wahrhaft Kräfte verschaffen. Diese Revolution von oben müsse die Socialdemokratie Hervorrufen; erst müsse das klerikale Umsturzgejetz kommen, dann die Aufhebung des allgemeinen Stimmrechts, und dann sei Deutschland reif für die Revolution. Der Gedanke, daß die Annahme des Umsturzgesetzes in der vom Centrum gewünschten Fassung die Zahl der Unzufriedenen und damit die Gefolgschaft der Socialdemokratie verstärken würde, ist nicht neu und schwerlich falsch. Aber daß die Social demokratie den guten Rath, für die klerikalisirte Umsturzvorlage zu stimmen und dadurch die Unzufriedenheit zu verstärken, beherzigen werde, ist nicht anzunehmen. Die Herren lieben das Martyrium nicht mehr; eS lebt sich bequemer ohne solches. Sie werden daher gegen die Umsturzvorlage in jeder Gestalt agitiren und stimmen und sich mit der Zuversicht trösten, daß auch trotz der Ablehnung der Vorlage die Sache der Partei nicht so schlecht steht, wie der Verfasser der Denk schrift annimmt oder anzunehmen sich den Anschein giebt. * Berlin, 29. April. Die unter dem 30. März d. I. vom Kaiser genehmigten, im „Leipz. Tagebl." schon kurz erwähnten Bestimmungen über die Beschwerdeführung der Ofsiciere, SanitätS-Officiere und Beamten des Heeres sind nunmehr zur Ausgabe gelangt. Sie gliedern sich wie die im vorigen Jahre erschienene Beschwerde- schrift für Unterofficiere und Mannschaften in Bestimmungen für den Beschwerdeführer und in solche für den entscheidenden Vorgesetzten. Im Allgemeinen sind gegen die bisherigen Vor schriften nur unwesentliche Aenderungen eingetreten, namentlich ist die Frist von drei Tagen für dir Anbringung einer Be schwerde bestehen geblieben, während sie für Unterofficiere und Mannschaften auf fünf Tage erhöht worden war. Der erste Schritt der Beschwerde eines Officiers u. s. w. ist dir Wahl und Benachrichtigung eines Vermittler», jedoch ist den neuen Bestimmungen hinzugefügt worden, daß die Inanspruchnahme einer Vermittlung unzulässig ist bei Beschwerden, die eine verhängte Disciplinarstrase oder die Vollstreckung einer solchen zum Gegenstände haben oder aber sich als weitere Beschwerden darstellen, d. h. als eine Beschwerde über die getroffene Ent scheidung. Den Militair- und Civilbeamtrn des Heere» ist es bei Beschwerden gegen Militair- und VerwaltungSvvrgesrtzte frei gestellt, sich deS Weges der dienstlichen Vermittlung zu bedienen, da hierdurch dem zu verklagenden Vorgesetzten Gelegenheit geboten wird, unbewußt oder in der lleberrilung zugefügtes Unrecht sofort abzustrUrn oder auszugleichen. Außerdem ist die Bestimmung getroffen, daß Personen deö Soldatenstandes, die in Stellen von Beamten der Militairverwaltung Ver wendung finden, bezüglich ihrer aus dem Beamtenverhältnisse brrvorgehenden Beschwerden den Dienstweg für Beamte inne zuhalten haben. Gegen Beamte verhängte Ordnungsstrafen, die Gegenstand der Beschwerde geworden sind, müssen schriftlich aufgebobenwerden, wenn die Beschwerde für begründet erachtet, worden ist. Auch in die neue Beschwerdevorschrist für die Ofsiciere ist die Bestimmung ausgenommen worden, daß eine unrichtige dienstliche Anschauung an sich nicht strafbar ist, wogegen die Nichteinhaltung der für dP Anbringung der Beschwerden vorgeschriebenen Frist diSciplinarisch zu ahnden ist. Die Entscheidung über eine Beschwerde ist ihrem wesent lichen Inhalte nach schriftlich dem Beschwerdeführer sowie dem höchsten der von der Beschwerde dienstlich in Ketinlniß gesetzten Vorgesetzten desselben und dem Verklagten mitzu- theilen; bei Unterofficieren und Mannschaften findet nur eine mündliche Mittheilung an den Beschwerdeführer und den Verklagten statt. Schließlich sei noch erwähnt, daß Ofsiciere und SanitätS-Officiere deS Beurlaubtenstandes, auch während sie nicht zum Dienst einbrrufen sind, die Vorschriften der neuen Verordnung zu beachten haben. Berlin, 29. April. (Telegramm^) Der Kaiser gedenkt am Donnerstag früh von seiner Reise nach Düd- dentschland nach dem Neuen Palai» bei Potsdam zurück- zukebren. V. Berlin, 29. April. (Telegramm.) Die Krühjahrs-- brsichtigungen der Gardetruppen beginnen in dieser Woche. Berlin, 29. April. (Telegramm.) Der Kaffer bat laut dem „Reichs»»;." dem Landesdirrctvr v. Le»etzow den Kronenorden l. Classe verliehen. H Berlin, 29. April. (Telegramm.) Gegenüber den Au»fübrungen der „Kreuzzeitung" und de« Blatte» „Export", daß sämmtlicke in Marokko lebenden Deutschen gefährdet seien, da Deutschland seit der Ermordung de» Deutschen Zran; Neumann im Decembrr 1894 nickt die Zahlung einer Entschädigung von der marokkanischen Regierung er jungen habe, weist die „Nordd. Allg. Ztg." darauf hin, daß der MörderNeumann's kingrrichtet, daß seinr Helfershelfer zu lebenslänglichem Gefängnisse verurtheilt worden seien und daß der Sultan von Marokko persönlich 25,000 Frc».
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