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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.05.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950509016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895050901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895050901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-09
- Monat1895-05
- Jahr1895
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AM 1k» Ein Hhpdthekiiigdschaft erföbMte ncktütlich ällch ein Hypothekenbureau. Die HypolhekengesÜche müßten geprüft, die Objecte geschätzt werden. Das könne nicht Sache der Versicherungsanstalt sein, vielmehr müßten die Grundbesitzer zunächst unter sich für eine Organisation mit Gemein-Bürg- ichast sorgen, mit der die Anstalt eventuell verhandeln könnte. * Aretburg i. B, 7. Mai. Am Freitag fand hier eine «ationalliberale Versammlung zur Besprechung der Umsturzvorlage statt. LandgerichtSdirector Krauß erstattete Bericht über die Entstehung und bisherigen Schicksale der Vorlage. Die von ihm begründete und von der Ver sammlung angenommene Resolution hat folgenden Wort laut: „Die heutige Versammlung erklärt die sog. Umsturz gesetzvorlage in der Gestalt, die sie durch die Beschlüsse der ReichStagScommission erhalten hat, für absolut unannehmbar und erhebt entschieden Protest gegen den reactionairen Versuch de« CentrumS, die Freiheit des deutschen Geisteslebens, der Wissenschaft und Kunst durch Polizei und Strafgesetz zu ikvterdrücken " z Oesterreich-Ungar«. Zur Krise. * Wien, 7. Mai. Trotz aller Ausgleichsversuche wird es ad den Pest er politischen Kreisen als Unmöglichkeit bezeichnet, daß die liberalen Mitglieder der ungarischen Delegation mit Kalnoky beratben und ihm daSVertrauen votiren. Ueber- di«S fangt die Lage Kalnoky'S an operettenhaft zu werden, da nun die österreichischen Klerikalen beginnen, ihn al>S Radicalen anzufeinden. Kalnoky selbst faßt Leine Lage ganz richtig auf. Er sagte einem unga rischen Staatömanne: „Er könne nicht bleiben, weil dies den Schein erwecken würde, er habe mit seiner dreißigjährigen conservativen Vergangenheit gebrochen und sich mit dem ungarischen Liberalismus einverstanden erklärt, was er unter keinen Umständen möchte." Bei diesem Stande der Dinge ist Kalnoky'S längeres Verbleiben ausgeschlossen und die Anerkennung deS Monarchen nur die Brücke, um einen anständigen Abgang zu ermöglichen. — Fast ver gessen in dem Lärm ist die Person Agliardi'S. Nach dem gestern veröffentlichten Urtheil Kalnoky'S über ihn ist Agliardi'S Verbleiben in Wien ausgeschlossen, da auch Kalnoky nicht mit ihm verkehren kann. Die Ultra montanen sagen, Banffy habe eine Note nicht verlesen, die auf den Gegenstand Bezug hat, und drohen mit ihrer Ver öffentlichung. Dem gegenüber bemerken Eingeweihte, diese Veröffentlichung habe Banffy aus Rücksicht gegen Agliardi unterlaffen; wenn jedoch von anderer Seite die Veröffent lichung erfolgt, sei dies sehr erwünscht. In dieser Note theilt Banffy dem Minister des Aeußern mit, waS der Nuntius ihm (Banffy) gesprächsweise gesagt: DaS Ab geordnetenhaus müsse aufgelöst werden und zu griechisch-orientalischen Bischöfen müßten Rumänen ernannt werden. In diesem Falle würde sich erst zeigen, daß Agliardi'S Einmischungsversuche alles Maß übersteigen. (Voss. Ztg.) * Wien, 8. Mai. (Telegramm.) DaS hiesige und das Pester Amtsblatt veröffentlichen das nachfolgende Handschreiben deS Kaisers an den Grafen Kalnoky: „Indem ich Sie meines vollsten Vertrauens versichere und Ihre mir während einer langen Reihe von Jahren geleisteten treuen und erfolgreichen Dienste, auf deren Fortdauer ich Werth lege, dankbar anerkenne, finde ich mich nicht bestimmt, Ihrer am 2. d. M. gestellten Bitte um Enthebung von Ihrem Posten als gemeinsamer Minister deS Aeußern Folge zu geben." * Wien, 8. Mai. (Telegramm.) Auch die polnischen Blätter geben der Anschauung Ausdruck, daß trotz der güt lichen Beilegung der Differenzen zwischen Kalnoky und Banffy das Verbleiben des Ersteren ganz ausgeschloffen erscheine. Die klerikalen Blätter greifen Kalnoky heftig an. Die deutsche Linke hat bereits gestern über ihre Stellungnahme zur Interpellation der Klerikalen berathen. (Mgdb. Ztg.) * Pest, 8. Mai. (Telegramm.) Der „Pester Lloyd* und der ofsiciöse „Nemzet" schreiben ziemlich übereinstimmend, das Handschreiben deS Königs an den Grafen Kal noky, das einen consternirenden Eindruck gemacht habe, könne doch nur so aufgefaßt werden, daß der Monarch sich dem Tadel Kalnoky'S gegen den Nuntius Agliardi anschließe und es dem Auswärtigen Amte ermöglichen wolle, die von Ungarn verlangte Reclamation beim Vatican durch- zuführen. Die Richtigkeit dieser Auffassung werde die nächste Zukunft bestätigen, widrigenfalls es in den Delegationen zu einem Eclat kommen könne. (Frkf. Ztg.) * Pest, 8. Mai. Die Delegationen werden, wie nun als feststehend gilt, in der ersten Iuniwoche zusammentreten. * Rom, 8. Mai. (Telegramm.) Der „Offervatore Romano" bemerkt zu dem Telegramm über den Noten wechsel zwischen dem Grafen Kalnoky und dem Baron Banffy: Wir gestatten uns über die Genauigkeit deS Telegramms Vorbehalte zu machen, weil darin der Wiener Nuntius wegen der Reise nach Ungarn getadelt wird, während wir wissen, daß diese Reise nach vorauS- gegangener Keuntniß deS Krafen Kalnoky erfolgte, und daß sowohl der Minister u latere, als auch Baron Banffy den Nuntius aneiferten, die Einladung deS CardinalprimaS VaSzary, ihn zu besuchen, anzuuehmen. * Wien, 8. Mai. (Telegramm.) Einer Blättermeldung auSBrünn zufolge explodirte daselbst gestern Abend 9 Uhr im Vorgarten eines Gasthauses eine Bombe. Durch die Explosion wurde Niemand verletzt, auch kein sonstiger Schaden angerichtet. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß daS Attentat von denselben Thätern ausgeführt worden ist, welche die drei vorhergehenden Attentate verübt haben. * Pola, 8. Mai. (Telegramm.) Der Kaiser ist heute früh 7 Uhr hier eingetroffen und von dem'Erzherzoge Karl Stefan und den hier anwesenden Fürstlichkeiten em pfangen worden. Die Forts und die Schiffe im Hafen gaben Salutschüsse ab; die Bevölkerung begrüßte den Kaiser mit lebhaften Evviva-Rufen. Nachdem der Kaiser auf die An sprache deS Bürgermeisters mit huldvollen Worten gedankt batte, begab sich derselbe nach dem Excercirplatze, um die Parade über die hiesige Garnison abzuhalten. Der Kaiser bezog später Hoflager auf der Aacht „Miramar". * Triest» 8. Mai. (Telegramm.) Die in den letzten Tagen in Grado vorgekommenen Ausschreitungen wurden dadurch ver- aulaßt, daß rin Benedictioermönch, welcher den Urlaub über schritten hatte, von dem Orden zurückberufen worden war. DaS Fischervolk, welches dem Mönche Ovationen darbrachte, schrieb die Rückberufung dem Bürgermeister und dem Pfarrer zu» rottete sich vor dem Gemeindehause zusammen und bewarf die Gendarmen, das Zollhaus und die Wohnung de« Bürgermeister« mit Steinen. Die Gendarmerie wurde verstärkt und mußte von den Waffen Gebrauch machen. Neun Personen wurden verhaftet. Ein« weitere Verstärkung der Gendarmerie ist angeordnet worden. * Trieft» 8. Mat. (Telegramm.) Zur Aufrechterhaltung der anläßlich der Ernennung eines neuen Pfarrers in Berbentco bedrohten Ruhr und Ordnung ist eine Verstärkung der Gendarmerie veranlaßt worden. Belgien. * Brüssel, 8. Mai. (Telegramm.) Zweitausend Stein brecher stellten die Arbeit in den hennegauiscken Stein brüchen ein; im großen Eisenwerk von Cockerill feiern gleich falls 300 Arbeiter. Italien. * Rom, 7. Mai. Die Blätter berichten von einem Ulkfall, den der Hofzug kürzlich auf der Reise von V«ledig nach Rom hatte. Di« Untersuchung ist eingeleitet. Ein NerikäleS BMt-laßt dukchbMku, dstß der UaM «M M fällig war. DaS König-paar kam mit dem vwßeki Schrecken davon. Einzelne Hofleute erlitten Contufionen. Orient. * In Serüten ist anscheinend wieder ein Regrrru'n'gS- und Systemwechsrl in Sicht. E» liegen darüber folgende Meldungen vor: * Bel-raSer Berichte der „Neuen Freien Presse" vom 8. Mai stelle» eine neue politische Wendung in Serbien als zwar nicht sicher, aber immerhin wahrscheinlich in Aussicht. Dir wichtigste Ursache lüge im Verlauft verletzten Skupschtina-Session, insbesondere inderAb- lehnung der Anleihe durch die Fortschrittspartei, wodurch die Stellung deS gegenwärtigen Ministeriums trotz de« späteren Vertrauensvotum« der Skupschtina erschüttert und zwischen König Alexander und der Fortschrittspartei eine Entfremdung herbrigeführt worden sei. Um die dringenden, finanziellen Bedürfnisse des Landes sicherzustellen, dürste der König eine Schwenkung zu den Radi calen vornehmen, in welchem Falle die Skupschtina wieder auf gelöst und Neuwahlen ausgeschrieben werden müßten. Jedenfalls werde die bevorstehende Ankunft der Königin Natalie in Belgrad von großer Bedeutung für di» nächst« politische Zukunft Serbien« sein. (Telegramm.) * Belgrad» 8. Mai. (Telegramm.) In informirten Kreisen verlautet mit einiger Bestimmtheit, der Ministerpräsident Christitsch stehe im Begriffe, dem Könige die Demission des grsammten Cabinet« zu unterbreiten. ES gilt als nicht unwahrscheinlich, daß die Königin Natalie, welche übermorgen eintrifft, durch ein radikales oder halb radikales Ministerium empfangen werden wird. Als muthmaßlicher Ministerpräsident wird über wiegend Sava Gruitsch genannt. Als gewiß gilt, daß einige hervor- ragende Mitglieder der radicalen Partei zu dem König berufen wurden, welcher mit ihnen conserirte. Aste«. * London, 8. Mai. (Telegramm.) Wie den „Times* auS Petersburg gemeldet wird, wäre die russische Re gierung von der Antwort Japans befriedigt und betrachte den Zwischenfall als erledigt. Die militairischen Vorbereitungen bezw. die Mobilisation im äußersten Osten wären daher auf telegraphischem Wege eingestellt worden. Unsere Ehrenbürger. v-a. Leipzig hat vor Kurzem wieder zwei seiner Ehrenbürger, die Geheimräthe Ludwig und Thiersch, verloren. Der älteste noch lebende Leipziger Ehrenbürger ist Fürst Bismarck, der im nächsten Jahre zu seinem sünfundzwanzigjährigeu Leipziger Ehrenbürger jubiläum die Glückwünsche der Stadt hoffentlich bei guter Gesundheit in Empsang nehmen wird. Dir übrigen Ehrenbürger Leipzigs sollen nun hier in chronologischer Reihenfolge aufgezählt werden. Nach Einführung der sächsischen Städteordnung vom 2. Februar 1832 wurden zu Leipziger Ehrenbürgern ernannt Major von Goldacker im April 1832 und Hauptmann Adolf von Schulz im April 1833 bei ihrer Ernennung zu Eommandanten der hiesigen Communal- garde, und am 29. August 1833 Professor vr. weck. Karl Gottlob Kühn an der hiesigen Universität, wo er seit 1785 segensreich wirkte, bei seinem fünfzigjährigen Doctorjubiläum. Es folgen fünf Buchhändler, die sich um daS Zustandekommen der Buchhändler» bürse in der Ritterstraße Verdienste erworben hatten. Die Stadt ernannte sie bet der Grundsteinlegung am 26. Oktober 1834 zu Ehrenbürgern. Es waren Friedrich PertheS aus Gotha (f 18. April 1843), Karl Du ucker aus Berlin (f 15. Juli 1869), C. A. Schwetschke au« Halle, Theodor EnSlin au« Berlin (f 2. Mai 1851) und F. I. Frommaon aus Jena. Dieselbe Auszeichnung wurde dann dem Geh. Rathe vr. Friedrich Albert von Langeun (s 30. December 1868) zu Theil, der tm März 1835 sein Amt als königl. Regierung-commiffar, da« er bis zur Ein- richtuog der'Kreisdirectionen verwaltet hatte, niederlegtr, um in Dresden Erzieher des Prinzen, jetzigen Königs Albert zu werden. Im April 183« wurde Buchhändler Karl Friedrich Ernst Frommaun sen. in Jena bei seinem 50jährigen Buchhündler- jubtläum, im April des nächsten Jahres Hauptman» Johann Karl von Dallwitz bei seiner Ernennung zum Tommandanten der Communalgarde, im December 1838 der Hof- und Medicinalrath Professor Vr. Clarus nach segensreicher fünfundzwanzigjähriger Thätigkeit ol« StadtphysicuS, im Februar 1839 Hanptmann Adolf Aster, als er zum Eommandanten der Communalgarde ausrückte, im Juni 1839 Stadtrath vr. Koch, der Leipzig verließ, und im Mai 1841 Oberst v. Leonhardi bei seinem fünfzigjährigen Dienst- jubiläum, in demselben Jahre am 17. October Prof. vr. Wilhelm Traugott Krug (f 13. Januar 1842) und am 25. November der Direktor der Rathssreischule Johann Christian Dolz zu ihren fünf- zigjädrigen Magisterjubiläcn zu Ehrenbürgern ernannt. Im April 1843 schenkte der Rath das Ehrenbürgerrecht dem Generalmusikdirektor und Capellmeister Mendelssohn-Bartholdy (j- 4. November 1847) „in Anerkennung seiner ausgezeichneten Leistungen und der hohen Stelle, welche er in der musikalischen Wett einnahm, sowie des wirklichen Nutzens, welcher der Stadt aus seiner Anwesenheit er wuchs", ferner im Mai 1844 dem als Minister deS Innern nach Dresden gehenden, um Leipzig, namentlich um die Gründung der Eisenbahn nach Dresden, hochverdienten KreiSdirector vr. v. Falken- stein (f 14.Januar 1882), dem Direktor der Rathsfreischule Magister Johann Friedrich Döring zur Feier seines fünfzigjährigen Lehrer jubiläums an dieser Schule am 13. September 1844, dem aus seiner Stellung tretenden Stadtkommandanten Generalmajor Grafen von Holtzendorff im September 1848, dem Hausverwalter des Georgenhauses, Karl Benjamin Schiller, am 12. December 1851 bei seinem fünsundzwanzigjährigen, dem Obrrsörster Koch am 7. August 1852 bei seinem fünfzigjährigen Dienstjubiläum, dem Superintendenten Domherrn vr. Christian Gottlob Leberecht Großmann» dem bekannten Stifter des Gustav-Adolf.Vereins (f 29. Juni 1857), nachdem er sein Amt als Pastor an der Thomas kirche fünfundzwanzig Jahre lang verwaltet, am 31. December 1853, dem Krei«director vonBroizem im Mai 1854, als er seine Stellung verließ, dem Direktor der ersten Bürgerschule vr. Karl Vogel (f 15. November 1862) beim fünsundzwanzigjährigen Dienst jubiläum, dem Polizeidirector Stengel im August 1860 beim Scheiden aus seinem Amte» dem Galeriedirector vr. Schnorr von CarolSfeld in Dresden (f 24. Mai 1872) „wegen seiner hervorragenden Verdienste um die bildende Kunst" an einem ihm zu Ehren im Sommer 1862 zu Meißen gefeierten Feste, dem Direktor der Leipzig-Dresdner Eisenbahn, Gustav Harkort sen.» beim 25jährigen Bestehen dieser Bahn am 7. April 1864, dem Vicebüraer- meister Paul Theodor Cichorius, als er im Januar 1865 sein Amt niederlegte, und am 10. April 186? bet gleicher Gelegenheit dem Stadtrathe vr. jur. Robert Julius Voll sack (L 22. Sep tember 1888). Sodann wurden Ehrenbürger 1869 der Wirkliche Geheimrath Karl Georg v. Wächter (f 15. Januar 1880) und Vice- bürgermrister Berger, am 10. Juli 1870 Advocat und Notar August Franz Werner (f 6. April 1879), 1871 am 8. Januar Geheimer Medicinalrath Professor vr. Ernst Heinrich Weber (s 26. Januar 1878), am 28. Januar, dem Tage der Kapitulation von Parts, Graf (erst seit dem 21. März Fürst) v. Bismarck und Graf von Moltke (s 24. April 1891), am 4. Mai 1872 Heinrich BrockhauS, Berlagebuchhändler hier (f 17. November 1874), am 30. September 1874 der Bicrbürgermeister vr.jur. Martin Eduard Stephani, langjähriger Vertreter Leipzig« auf dem Reichstage (f 13- August 1885), am 8. December 1876 zu seinem fünfzigjährigen Professorenjubiläum der Geheime Hofrath Professor vr. Moritz Wilhelm Drobtsch, am 10. Juli 1878 der Banquier Wilhelm Theodor Seyfferth (s 18. Jnli 1881) und vr. Ml. Karl Lampe sen. (f 15. December 1889), am 26. Mai 1879 der Präsident de» ReichsoberhandrlSgerichts, vr. zur. Heinrich Eduard Pap« (f 12. September 1888) bei seinem Weggänge nach Berlin, am 31. December 1881 der ReichStagsabgeordnrtr, Eisrngießereibrsitzer und Stadtverorduetenvorsteher Gustav Gütz und am 10. Januar 1883 der Wirkliche Geheimerath und Präsident deS Reichsgerichts vr. jur. Martin Eduard von Simson. Weiter erhielten da« Leipziger Ehrenbürgerrecht auS Anlaß ihre« fünfzigjährigen Prosefforrniubiläum« am 3. October 1884 Professor vr. Gustav Theodor Fechuer (f 18. November 1887), der 1834 an hiesiger Universität ordentlicher Professor der Physik wurde, und am 19. October 1885 der Gehetmrrath Professor vr. ttteol., plül. et zur. Heinrich Leberecht Fleischer (f 10. Februar 1888), der am 19. October 1835 Roseamüllrr « Nachfolger al« Lehrer der orien talischen Sprachen an unserer Universität geworden war, dann am 7. April 1887 der Hofrath vr. zur. Hermann Theobald Prtschke, Rechtsanwalt und Notar (s 28. Januar 1888), au« Anlaß seine« Leipziger Ktlnfwerlln«, ndd am lrmber 1887 der KretShaoPtmanu Graf Otto Gtorg zu Münster (L 9. Februar 1893) bettu Scheiden aus seiner amtlichen Stellung in Leipzig und Uebertritt alS Hosmarschall und Wirklicher Gehrimerath nach Dresden, am 16. Februar 1888 der württembergtsche Tom- mrrzieurath und Buchhändler Gustav Adolf Kröaer tu Stuttgart, der Vorsitzende de« Börsenveretu« der deutsch«!» Buchhändler, bei Gelegenheit der Einweihung de« neuen Buchhäadlerhause«, am 29. März 1889 der Geheimerath Professor vr. Wilhelm Roscher (s 4. Juui 1894), am 18. Januar 1890 der Gehrimerath Professor vr. zur. Bernhard Windschetd (s 26. October 1892) und am 31. Januar der Geheime Hofrath Professor vr. mell. Friedrich Wilhelm Ludwig (f 23. April 1895), alle drei „iu Anerkennung ihrer hohen Verdienste um dir Universität und die Stadt Leipzig beim Abschluss« ihrer akademischen Wirksamkeit." Am 15. April 1889 wurden Ehrenbürger der Gutsbesitzer Franz Reinhard Gräse in Leipzig-Eutritzsch, am 13. Februar 1892 der Geheime Mrdtciual- rath Professor vr. weä. Rudolf Ludwig Karl Thiersch (f 28. April 1895) und am 6. November der Geheime Kirchrnrath Domcapitular Professor v. Gustav Adolf Flicke, beide „in An- erkennung ihrer hohen Verdienste um die Universität und die Stadt Leipzig und ihrer segensreichen Thätigkeit aus verschiedenen Gebieten de« öffentlichen Lebens." Der jüngste Ehrenbürger unserer Stadt ist seit dem 3. December 1894 der kaiserl. Wirkliche Gehrimerath ReichSgertchtsjenatSpräsident vr. zur. Karl August Eduard Drechs ler. Von allen diesen 57 Leipziger Ehrenbürgern leben zur Zeit nur noch acht: Fürst Bismarck, Wirklicher Geheimer Rath Drechsler, Ge heimer Kirchenrath Fricke, Gehrimerath Drobisch, Gustav Götz, Guts besitzer Gräfe, Commrrzienrath Kröner und der frühere Präsident des Reichsgerichts v. Simson. Musik. * Aus Frankfurt a. M. wurde vor Kurzem berichtet, daß die schöne Main-Stadt in Bezug auf die Zahl symphonischer Concertr in großem Stile und mit ersten Solisten selbst mit der Reich- Hauptstadt und mit Wien rivalisiren könne. Diese Angabe mag vollständig richtig sein; denn bei der Betrachtung der Verhältnisse wird sich dieselbe nicht negiren lassen. Al« Unterlage für die Darlegung des musikalischen Lebens in Frankfurt im verflossenen Winter wurden au- gegeben: 12 Museuins-Concertr mit einem Orchester von durchschnitt lich 100 bis 105 Mitgliedern, 10 Museums-Concrrte mit einem Orchester von durchschnittlich 70 bis 80 Mitgliedern, 7 Thrater- Concerte mit einem Orchester von durchschnittlich 80 bis 90 Mit- gliedern, 1 Concert deS Karlsruher Orchesters, 8 Aufführungen der beiden großen Oratorienvereine, 9 Aufführungen der verschiedenen kleineren gemischten Chöre, 2 Aufführungen des Frauenchors. 6 Loa- servatoriumS-Loncrrte, 3 Concerte der Stockhausen'schen Gesangschule, 7 Concertr der besseren Mannergesangvereine. 16 Sympbonieconcertr mit kleinerem Orchester, 15 Kammermusikabende, 28 Privatconcerle. Gewiß imponirt die stattliche Anzahl von Loncerten. In Leipzig finde» wir jedoch eine noch größere Vielgestaltigkeit. 22 Abonnements- concerte des Gewandhausconcert-Jnstitus, die akademischen Concerte, die Liszt-Bereins-Concerle, die Ausführungen des Riedel-Verein-, des Bachvereins, der Singakademie, des Conservatoriums, der ver schiedenen Gesangschulen und besseren Musikinstitute, des Lehrer- Gesangverrius, de« Mänuerchors und anderer hervorragender Männerchor-Bereinigungen, der verschiedenen Symphonie-Orchester rc. Wie hochbedeutsam die Pflege der Kammermusik in Leipzig ent wickelt ist, konnte oft mit Stolz und Freude hervorgehoben werden. Es wird nicht uninteressant sein, wenn wir gelegentlich genaue statistische Belege über die in Leipzig veranstalteten Ausführungen veröffentlichen. * Herr vr. Seidel, welcher früher am Kölner Stadttheater und an der Hamburger Bühne mit großem Erfolge im Heldrntenorfach thätig war, hat kürzlich im Prager Reuen deutschen Theater außer- ordentlichen Enthusiasmus erregt. Der Wagner-Cyklus wurde mit „Rienzi" eröffnet; den Titelhelden führte Herr vr. Seidel in so ausgezeichneter Weise durch, daß die Kritik äußerte, es sei eine herrlichere Rienzi-Lrtstung nie gehört worden. Gegenüber solch künstlerischer Ueberlegenheit konnte Herr Wallnöfer, der aus Prag scheidende Tenorist, sich nicht halten, trotz der zu seinen Gunsten in Scene gesetzten Agitationen. Für Leipzig ist diese Thatsache von besonderem Interesse, weil Herr Vr. Seidel in Leipzig geboren wurde, hier au der Universität studirte und auch hier seine Gesangs- bildung erhielt. Es ist erfreulich, daß der Künstler in seinen Lei- stungen immer höher gestiegen ist und jetzt seine Kraft sogar für das Dresdner Hoftheater begehrrn-werth erscheint; denn mit Bezug auf die Prager Erfolge des Sängers bemerkt Herr Ludwig Hartman» in der „Dresdner Zeitung": ,Zn Prag hat die Eröffnung des Ach mit „Rienzi" «ine G große Ueberraschung gebracht, die uns Dresdnern zu denken geben kann. Man erinnert sich, daß mit Herrn Gritzinger damals Herr Vr. Seidel (von Köln) um die erste Tenorstell« am hiesigen tzoftheater gostirte. vr. Seidel gefiel sehr, Alle lobten seine überlegene Bildung. Aber Gritzinger's größere Figur (Herr vr. Seidel ist schon von hoher Gestalt) und massige Stimme wurden schließlich vorgezogrn. Jetzt hat Seidel in Prag als Rienzi geradezu Triumphe gefeiert " Es wäre doch sehr interessant, den Künstler jetzt wieder einmal im Leipziger Theater zu hören, um die Steigerung iu seiner Leistungskrast kennen zu lerne». * Die Aufführungen des Rubinstein'schea „Christus" in Bremen sind von unS wiederholt erwähnt worden. Auch haben wir auf den aus sieben Vorgängen bestehenden Inhalt und auf die zur Darstellung augefertigten Dekorationen hingewiesen. DaS Bremer Stadttheater erhält im Innern ein ganz anderes Colorit; dem geistlichen Stoffe gemäß sollen alle grellen Farben ver- schwindea und die Wände, Decken rc. eine dunkle düstere Färbung er halten, wodurch die schöne Scenerie deS Morgenlande- noch mehr gehoben wird. Wir bereits bemerkt, führt die Regie Herr Professor vr. Heinrich Bulthaupt, der Dichter de« Texte», während die künstlerische Leitung in den Händen de« BreSlauer Stadtthrater- Dirrctors Herrn vr. Theodor Loewe ruht. Die Proben zu den Aufführungen nehmen den erfreulichsten Verlauf. Es wird »er- sichert, daß die Klangwirkung der verschiedenen Lhorgruppen, die in so stattlicher Zahl und mit so erlesenen Stimmen tm Bremer Stadttheater niemals gehört worden sind» eine unge- wöhulich schöne sei und schon jetzt auf die Ohrenzeugen den tiefsten Eindruck gemacht habe. Die Opserwilligkeit der Hunderte von Mit- wirkendrn, die sich, ein ehrende« Zeichen für den Bremer Kunstsinn, zu dem schwierigen Werk, auS allen BerufSclassen zusammengethau haben, wird voraussichtlich in dem vollen Gelingen de« Unter- nehmenS den schönsten Lohn finden. Vom 25. Mai bi« zum 10. Juni werden Theatrrdirectorea, Musikkritiker. Künstler und Kunstliebhaber nach Bremen reisen, um das Werk kennen zu lernen. Nicht nur auS Deutschland, sondern auch aus dem Auslande, vor nehmlich aus England und Rußland, laufen Platzbestellungen ein. Voraussichtlich werden Kaiserin Friedrich und andere Hohr fürstliche Persönlichkeiten die Darstellung der geistlichen Oper durch ihren Besuch beehren. AuS Paris wurde vor Kurzem ein interessante« Geschichtchrn mitgrtheilt, welches in vielen Zeitungen zum Ergötzen de« Publicum« erschien. Es handelte sich dabei um ein Bild, welche« der Genre maler Michael Ballet im „Salon" auf dem Marsfelde aus stellte. Dieses Bild stellte eiuen „Italienischen Dudelsackpfeifer" dar; al« Modell hatte der Maler den Genueser Schiffsarbeiter Angelo au« Albano benutzt, der sich herbeiließ, al- „melancholischer Dudel sackpfeifer" zu „posiren". Der Einsall. an dieses Bild ein romantische« Geschichtchrn zu knüpfen, war jedenfalls zur nothwendigen Reclame gar nicht übel. Der Maler Ballet hatte entdeckt, daß sein Schiffs- arbeite! Angelo Gtocati-Buonaveati eine frappante Aehnlich« keit mit Franz LiSzt besitzt. Seine Nachforschungen iu Albaoo führten zu dem glücklichen Resultate, daß er angeblich von einer Schwiegertochter (!) einer verstorbenen Bäuerin (I) Giocati-Buonaventt hörte, diese verstorbene Bäuerin sei dir Amme de» Angelo gewesen, er selbst aber sei eia Sohn der Gräfin d'Agoult, der Geliebten von Franz Liszt im Jabre 1834. Zur Bestätigung sollen zwei Briefe au« dem Briefwechsel zwischen George Sand und der Gräfin d'Agoult dienen. Namentlich wurde «in PassuS als maßgebend an geführt in einem Briefe der Gräfin d'Agoult. in welchem sie schreibt: „Leider ist Franz wieder einmal recht melancholisch. Der Gedanke, nun Vater dreier kleiner Kinder zu sein, scheint ihn zu ver stimmen . . ." Vielleicht gelingt e» dem Genrrmaler Ballet, die anderen beiden Kinder noch aufzufinden und, gestützt auf so ungemein glaubwürdige» Material, aus so eminent geführte historische Be weise (I?), rin Genrebild im großen Style herzustellen, welche« die höchst« Bewunderung der ganzen Welt erregt. Vermischtes. — Verlin, 8. Mai. Der verstorbene Generaloberst von Pape hat so manche« Interessante au« seinem Leben erzählt, von dem wir hier Einzelne« wiedergebeu wollen. In «»innere, wie dieser Unter den Linden stand im langen, blauen Rock mit der OsficierSmiitze, aus einer Pfeife rauchend; auch erinnere er sich ganz deutlich de« Brande« de« Schauspiel hauses im Jahre 1819. Oft führte er in humoristischer, kerniger Weise Episoden au« seiner Knaben- und Schul zeit an. So hatte ein Schulmeister ihn dahin be- urtheilt: „Der Junge wird entweder Räuberhauptmann oder General" Er habe die lukrative Carriöre eine« Räuber- hauptmann« nicht eingrschlagen, sondern sich mit dem General begnügt. Auch kam er gelegentlich auf seine Bekanntschaft mit dem Fürsten Bismarck zu sprechen, welcher in der Unter tertia deS Grauen Kloster« saß, als er sich iu der Obertertia befand. Nachdem seine Einstellung in da« Gardrcorp« g«- nehmigt war, wurde er eingekleidet und am 17. April 1830 in daS Palais des König« befohlen und dort in dem Zimmer parterre rechts zur Fahne vereidigt. Er sei ganz fest exercirt worden; seine Schultern seien mitunter schwarz und blau gewesen. DaS sei aber nicht anders gegangen, und schon nach Jahresfrist sei er zum Officier befördert worden. In den damaligen LebenSverhältniffen der OfficiercorpS sei Alles sehr einfach gewesen. Der größte Festlag war der Geburtstag des Königs, der 3. August. An diesem Tage hätte Jeder, selbst der ärmste Lieutenant, seine — 10 Silbergroschen für das Mittagessen aaSgeaeben. Da« Avancement war recht mäßig: 20, 22, 24 Jahre bis zum Hauptmann, und wer nach 30 Jahren Major war, der pries sich glücklich, daß er über die böseste Ecke hin weg war. DaS führte er besonder« dann an, wenn Jemand iu späteren Jahren sich über «in langsame« Avancement be klagte. Sehr gern kam er auf seine Dienstzeit im 2. Garde- Regiment zu sprechen. Als er Officier geworden, wäre da« Füsilierbataillon, bei dem er stand, gegen einen bösen, heim tückischen Feind, die Cholera, geschickt worden. Da« Bataillon sollte die Cholera an der Oder absperren. Mit 800 Mann sei daS Bataillon auSgerückt, und nach zwei Monaten nur mit 286 Mann in Neu-Ruppin eiagerückt. Da hätte daS Regiment bewiesen, daß es auch im Frieden stets Gut und Blut für das Vaterland einsetze. — Brüssel, 6. Mai. Es ist bereit« berichtet worden, daß sich in dem Kohlenbecken MonS und im Mittelb,ckea ^ HennegauS unterirdische Schwingst» ngeu und Be wegungen des Erdbodens bemerkbar gemacht haben. Diese Bewegungen dauern fort und treten besonder« auf fällig im Mitteldecken hervor. Längs de« ganzen Canal« deS Centre zeigen sich Bodensenkungen. Selbst die Brücke über den Canal auf der neuen von Bracquegnie« nach Maarage führenden Straße hat sich seit ihrer Erbauung um 0,80 m gesenkt und die beiden Steinschichten der Brücke folgen dieser sinkenden Bewegung. Man läßt jetzt bei dem Nonnen kloster in BracquegnieS Brunnen graben, um die Ursachen der Bodensenkungen klar zu stellen. Die Erscheinung ist sehr auffällig und beschäftigt lebhaft die Fachkreise. In der Brüsseler geologischen Gesellschaft hielt gestern der Geologe De Munck einen bemerkenSwerthen Vortrag über die im Mitteldecken auf einer 2200 m langen Strecke m zehn Gemeinden genau beobachteten Erdschwingungen. Man er klärt diese Bewegungen als durch den ausgedehnten Minen betrieb allein veranlaßt, aber diese Erklärung ist nicht stich haltig. Sollte der Minenbetrieb allein die Veranlassung sein, so müssen ganz kolossale Zusammenbrüche von Terraiu« erfolgt sein; nur eine vollständige Umwälzung in der Erde kann auf einer so weiten Strecke Erdschwingungen und da« in allen Gemeinden deutlich beobachtete unterirdische Getöse Hervor rufen. Dazu kommt, daß in den vier mitbetheiligten Gemeinde», in Nimy, Oburg, Casteau und ThieuvieS, überhaupt keinerlei Minenbetrieb vorhanden ist. Man müßte also aunebmen, daß diese so gleichmäßig beobachtete Schwingungserscheinung durch Zufälle, die in den Minen der sechs übrigen Ge meinden oder einzelner Gemeinden eingetretea sind, hervor- gerufen worden seien. Die Sachlage ist so ernst, daß eine genaue geologische Untersuchung des ganzen Minengebietes der Becken MonS und Centre unabweisbar erscheint. Nach eingehenden Erörterungen beschloß die Versammlung die Veranstaltung einer umfassenden Untersuchung, zu welcher staatliche Ingenieure der BergwerkSabtheilung, Mitglieder der geologischen Gesellschaft und Vertreter der Zechen zu gezogen werden sollen. Im Anschlüsse hieran verdient be sondere Erwähnung, daß in den Zechen des Becken« MonS, im sogenannten Borinage, in ganz außerordentlicher Tiefe gearbeitet wird. In der in Flönu belegenen Grube Samte» Henriette wird in einer Tiefe von 1200 m — die größte bisher erreichte Tiefe — gearbeitet. Die in solcher Tiefe herrschende Temperatur beträgt 45 Grad, ist aber durch ein künstliches Lüftungasystem auf 20 Grad herabgesetzt worden. DaS auS Manilahanf» Eisen und Stahl gefertigte Kabel, daS Lasten von 6000 dg aus der Tiefe von 1200 m herauf befördert, hat ein Gewicht von 14 310 kg. (Voff. Ztg.) --- Der Gauner Kornelius Hertz ist bekanntlich wieder kränker geworden, seitdem die Gerichte sich neuerdmgS mit ihm beschäftigen. Er ist auf den 15. Mai vor den Pariser Appellhof geladen, bei dem er Berufung gegen das Con- tumazurthecl des Pariser Zuchtpolizeigerichtes, da« auf fünf Jahre Gefängniß lautete, eingelegt hatte. Ueber die Art und Weise, wie die Vorladung dem „ewigen Sterbenden von Bournemouth" überreicht wurde, werden nunmehr folgende lustige Einzelheiten bekannt. Der französische Consul, der bei dieser Gelegenheit daS Amt eines Ge richtsvollstreckers versah, erschien im Tankerville - Hotel, wo er dem ihn empfangenden Stubenmädchen seinen Wunsch mittheilte, von Hertz empfangen zu werden. „Monsieur empfängt nicht," lautete die Antwort. — „Ich habe ihm aber ein sehr wichtige« Aktenstück zu überreichen." — „Sehr wichtig?" — „Ja. E« ist eine Vorladung auf den 15. Mai vor den Pariser Appellhof. — DaS Stuben mädchen besann sich eine Weile, ließ dann den Consul im Vorzimmer stehen und begab sich zu ihrem Dienstherrn. Sie kam zurück mit dem Bescheide, er sei schwer krank, sein Zu stand hätte sich im Laufe de« Tage« verschlimmert und ge stattete ihm nicht, Besuche zu empfangen. Der Consul über gab nun die Vorladung dem Stubenmädchen und verlangte eine Empfangsbestätigung. Die Zofe ging nochmals zu Cornelius Hertz und erklärte dann dem Consul bei ihrer Rückkehr, ihr Herr hätte ihr strengsten« verboten, irgend etwa- zu unterzeichnen. Als nun der Consul Aufklärungen verlangte, blieb da« Mädchen stumm wie ein Fisch, und er mußte sich schließlich zurückziehen, nachdem er die Vorladung der Kammerzofe übergeben hatte. Der Bericht über diese Vorgänge ist dieser Tage dem Justizministerium vom Aus wärtigen Amte in Pari« übermittelt worden. -°- New-Pork, 5. Mai. In verschiedenen Theilen deS Westen« der Vereinigten Staaten haben Wirbelstürme großen Schaden angerichtet. Die Stadt West SiouxFallS !n Süd-Dakota ist fast ganz zerstört und in Sioux-Centre daö 75 Kilometer weiter nördlich liegt, wurden 2 Schul häuser umgeweht. Eine ganze Anzahl Kinder, die gerade die Schule verließen, wurden getödtet oder verletzt. Einige wurden vom Sturme fast einen halben Kilometer weit fort- getragen. Mehrere wurden gegen einen Drahtzaun ge- chleudert und auf der Stelle getödtet. In Iowa allein iad 52 Personen dem Cyclon zum Opfer gefallen. Auch in den Orten Jreton, Orange City, Perkin«, Doon, Sbeldon, Alton, Ashton, Sibley und Lemar« machte sich der Wirbel wind fühlbar, doch strich er mehr über daS flache Land. Mehrere Personen wurden gegen Bäume geschleudert und selbst in die Zweige rmporgetragen. Der Wirbelwind war von starkem Gewitter begleitet. In St. Charles» Illinois, wurde ein Hau« umgeweht, wobei 3 Männer und 2 Frauen umkamea.
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