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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950514026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895051402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895051402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-14
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Nachdem der Reichstag am Sonnabend die politische Aufgabe der Session einer Lösung zugeführt hatte, die keine ist, hat er gestern mit der finanziellen das Gleiche ge- lhan: die Tabakstcucrvorlagc ist in allen ihren Tbeilen definitivabgelehnt worden, und damit ist die Finanzresorm gescheitert. Die Debatte nahm verhältnißmäßig geringe Zeit m Anspruch, da die Parteien sich meist auf kurze Erklärungen beschränkten und die Erklärung des Cent rums sofort die Aussichtslosigkeit aller Bemllhungen, die Vorlage zu retten, ergab. Die Rede des Reichsschatzsecretairs war daher nicht sowohl ein Rettungsversuch, als der Versuch einer Antwort auf die Frage: „Was nun?" Freilich mußte dieser Ver such bei der ganze» parlamentarischen Lage ein unzu länglicher bleiben. Was nützt eS, zu sagen, die Frage der höheren Besteuerung des Tabaks werde niemals aus der Discussion verschwinden, so lange die Finanzlage deS Reiches auf die Erschließung ergiebiger indirekter Steuer- guellen hindrättge, wenn man nicht zugleich sagen kann, mit Hilfe welcher Parteien man diese Erschließung vornehmen zu tonnen glaubt? Und hieraus eine Antwort zu geben, ist die Regierung weniger als je im Stande. Die parlamentarische Lage hat den Gipfelpunkt der Verworrenheit erreicht; Niemand weiß mehr zu sagen, was der nächste Tag bringen und was von den vielen Aufgaben, vor deren Lösung der Reichstag sich gestellt sah, noch erledigt werden kann oder scheitern wird. Unter riesen Umständen ist eS begreiflich genug, daß der „Magdeb. Ztg." aus Berlin geschrieben wird: „Die Be mühungen, den Reichstag noch bis nach Pfingsten zur Erledigung der wirthschaftlichcn Fragen zusan,menzuhalten, erweisen sich als aussichtslos; man spricht sogar davon, daß der Reichstag am nächsten Sonnabend geschlossen werden soll. Dann würden nur noch die Novelle zum Branntweinsteuer gesetz, das Zuckersteuernothgesetz und mehrere kleinere Vor lagen zur Erledigung gelangen. Die meisten Abgeordneten sinv am Sonnabend bereits wieder nach Hause gereist. Die gestrige äußerst schwache Besetzung des Sitzungssaales be weist, daß an eine Verlängerung der Tagung nickst mehr ge dacht werden kann. Bundesralh und Staatsministerium hielten gestern Sitzungen; man nimmt an, daß die Frage des Schlusses der Tagung darin zur Sprache gekommen ist." Von den „Hamb. Nachr", dem Organe des Fürsten Bismarck, wird das Scheiter» der Umsturzvorlage nicht beklagt und nicht tragisch aufgefaßt. Das Blatt theilt weder die Befürchtung, daß die Socialdemokratie von dem negativen Ausgange der Aktion gegen den Umsturz Vortheil haben, noch die Besorgniß, daß die staatliche Autorität Schaden haben werde. „Der Socialdemokratie hätte gar nichts erwünschter kommen könne», als die Annahme der Vorlage. Gefährlich wäre sie ihr weniger als jeder anderen Partei geworden, durch ihr Vorhanden sein aber würde der Weg der Ausnahmegesetzgebung gesperrt ge> ivejen sein, während er jetzt wieder osseu ist. Wir können auch nicht einmal wünschen, daß die Vorlage überhaupt nicht ein- gebracht worden wäre. So wenig wir mit ihr von Ansang an einverstanden gewesen sind, so hat ihre Berathung doch das nicht zu unterschätzende Ergebnis gehabt, den unwiderleglichen Beweis zu führe», daß auf dem Boden des gemeinen Rechts gegen den Umsturz nichts auszurichten ist. Ist die Bahn für die Ausna'hmegesetzgcbung, wenn sie erfolgen soll, auf diese Weise wieder frei und gangbar geworden, so schlagen wir das höher an als die Thatsache, daß der „erste Schritt" auf dem Wege des Vorgehens gegen den social«revolutionairen Umsturz mit einem Miß erfolge abschließt. Wir können das Bedauern der Blätter hierüber »m so weniger theilen, als jener „erste Schritt", wenn er gelungen wäre, in Bezug auf die praktische Bekämpfung der Socialdemokratie jedenfalls einen weit größeren Mißerfolg ergeben hätte, als er jetzt in Bezug auf die principielle Seite der Frag» vorlirgt. Ernstlich« Befürchtungen für die staatliche Autorität wurden aus dem fetzigen Mißerfolge nur dann entstehen können, wenn sich di« verbündeten Regierungen bet der Ablehnung der Vorlage beruhigten, wenn sie nun die Hände in den Schooß legten und der Weiterentwicklung der Socialdrmokrätie ruhig zusehrn wollten. TaS halten wir für unwahr« jchrinltch, und wenn wir auch nicht annrhmrn können, daß, wt» neulich der Abg. Gröber äußerte, dir Umsturzvorlage überhaupt nicht ernst« Haft gemeint gewesen sei, sondern nur den Zweck gehabt habe, durch ihr Scheitern den Weg für rin neues Soctal ist en ge setz frei zu machen, so hoffen wir doch andererseits, oaß, nachdem das t»iL SeSompIi der Ablehnung vorliegt, die vervündeten Regierungen die Entschlossenheit finden werden, auf dem Wege der Sptctalgesetz- gebung energisch gegen die Socialdemokratie vorzugehen. Auf die „Niederlage , welche die verbündeten Regierungen am Sonnabend erlitten haben, legen wir nicht viel Gewicht. Ob der Bruch zwischen Regierung und Centrum, der dabet eingetreten ist, Bestand und weitere Folgen hat, warten wir ab." Es ist bekannt, daß die „Hamb. Nachr." von vornherein ein neues Socialistengesetz der Umsturzvorlage vorgezozen haben, es ist also begreiflich, daß das Blatt daS Scheitern der letzteren Borlaae begrüßt und die Einbringung eines neuen Socialistengesetzes befürwortet. Es scheint aber zu vergessen, daß das Cent rum ein sehr entschiedener Gegner eines Ausnahmegesetzes ist und für ein solches nur durch sehr große Concessionen auf anderen Gebieten zu gewinnen sein würde. Und das kann doch Wohl der Wunsch des Fürsten Bismarck nicht sein, daß der Staat ein neues Socialistengesetz durch völlige Unterwerfung unter den UltramontaniSmus erkaufen möge. Oder meint er, eine solche Unterwerfung werde doch nicht ausbleiben, und soll diese Ansicht durch die offen gelassene Frage angedeutet werden, ob der zwischen Centrum und Regierung eingetretene Bruch Bestand und weitere Folgen haben werde? Zn Frankreich ist heute die parlamentaris che Session wieder eröffnet worden und man darf sich auf baldige große Redeschlachten gefaßt machen, denn im Bureau der Kammer sind die ZnterpellationSankündigungen schon zu einem stattlichen Stoße angewachsen. Der Constilpräst- dent hat übrigens der Opposition gegenüber in dieser Hin sicht daS Prävenire gespielt; er hat aus einem Bankett, das ihm anläßlich der Eröffnung der GewerbeauSstellung in Bordeaux gegeben wurde, von der bisherigen Thätigkeit und den bisherigen Erfolgen des Ministeriums ein Bild entworfen, welches sehr viel Licht und auffallend wenig Schatten enthält. Bei der fröhlich tafelndenFestversammlung fand eS den ungetheib testen Beifall; aber der stürmische Applaus, welcher im Bankett« saale laut wurde, bietet noch keine Gewähr dafür, daß die öffent liche Meinung in gleichem oder auch nur ähnlichem Sinne sich aussprecheu wird, namentlich was die Rettung deS Budgets durch neue Steuern anlangt. Schon als Hr- Ribot zur Heimkehr sich anschickte, wurde ihm auf der Straße seitens der svcialistiscken Massen ein höchst unliebsamer Empfang, der als ein Vorspiel der Vorwürfe und Angriffe gelten darf, an denen die Hochrothen „berufenen" Wortführer des „arbei« tenden Volkes" in der Kammer eS nicht fehlen lassen werden Aus die Intervention Frankreichs in Ostasien au der Seite Rußlands kam der Conseilpräsident natürlich auch als auf einen Erfolg der Friedenspolitik der Republik zu sprechen, aber mit Aengstlichkeit vermied er jede Erinnerung an die deutsche Antbeilnahme. Auch die „Kieler Frage" berührte Herr Ribot mit keiner Silbe, aber Henri Rocbefort wird schon dafür Sorge tragen, daß daS Palais Bourbon mit einer Debatte über die „Kieler Schmach", speciell über die Eventualität nicht verschont bleibt, daß rin französisches Kriegsschiff während der Kieler Tage durch den Besuch des Kaisers Wilhelm an Bord gezwungen werden könnte, die mit der Zahreszahl 1870 versehene Kaiserstandarte zu hissen, und °„g,m.Id„, Md-b-g." °z- - -?°ß7 u-'d wi-d i-U.». m --- Kammer noch ihr Echo finden. Zn einen, ganz eigenartigen Lichte läßt die "'«lischt Politik in Marokko der Umstand wahrend Londoner Blätter gelegentlich mit ßr°v-r Empha,e das Um sicbareiseu anarchischer Zustande in jenem ^.a g « „°ch Li» chr. ii-I- Mich. "L LA lünderuna eines holländi chen KauffahrerS nebst obUgaler Ermordung des Capitains durch Rifp.raten auSdrllckten der -ngl.fche Wasünschmuggel nach Marokw m hr als jemals blüht. ES liegt «»f der Hand daß, wenn schon die bloße Zuführung und der Bes tz A Waffen eine an sich gesetzlich und friedlich geartete Bevölkerung nicht zu Räubern und Mördern umwanbeln wrrd, eS^ doch Oel ms Feuer ^en^h-.bt,^°b^ emer^von se auS Arrzeigen.PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redaclivnrstrich (4ge« spalten) 50^, vor den Famiiiennachrtchtra (6 gespalten) 40 Größere Schriften laut uujerem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen«Ausgabe, ohne Postdesördttung -6 60.—, mit Pvstbesörberuug 70.--. Ännahmeschluß für Anzeige«; (nur Wochentags) Ab»nd«Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen« Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen j« ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an dt» Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 89. Jahrgang. schließlich mürbe zu machen. So geht un» heute folgende Drahtmeldung zu: »London- 14. Mai. Die „Times" melden au« Pretoria: Im Bezirke Zoutpansberg steht ein Krieg gegen die Ein- geborene» bevor. Der Oberhäuptliug Mag ata hat die rommission der Transvaal« Regierung au» seinem Zande fortgeschickt; auch der Stamm Mata lese sammelte sich an verschiedenen festen Punkten. Tie Eingeborenen sind miist mit ganz modernen Gewehren und Patronen versehen. Der Grneralcommandant Joubert wird Abtheilungen von 8000 Weißen und 18 000 eingeborenen Verbündeten unter dt» Waffen rufen. Die Regierung beräth gegenwärtig über die Lage. Man ,laubt, daß der Krieg sofort beginnen werde und ein halbe» Jahr lauern dürft». , „ Daß die Renitenz der Eingeborenen auf englische Einflüsse urückzuführen ist, braucht nicht erst gesagt zu werden, auch ist unschwer zu errathen, woher die „ganz anderen Gewehrs und Patronen" kommen. mein der verwerfn»)«.,» zuaeführt werden. ÄaS die Consequenzen dieses gewissenlosen englischen WaffenschmuggelS nach Marokko sind, haben die wiederholten Mordthaten, denen letzthin speciell zwei unserer Landsleute in Marokko zum Op er st-len, zurUbr aenüae dargethan. Zn der spanischen Deputirtenkammer ist nunmehr die Ergreifung energischer Maßregeln zur Ver hinderung des Waffenschmuggels nach Marokko angeregt worden. - Englands Absichten auf den Transvaal durften sich doch nicht so rasch realisiren lassen, als Cecil RhodeS träumt. Die beiden Boerenrepubliken — auch aus den Oranjestaat richtet sich das Begehren Englands - besitzen einen keineswegs gering zu schätzenden Rückhalt an den in ganz Südafrika, besonders auch m Capland und in der Capstadt verbreiteten und einflußreichen Stammes- genossen, sowie an den in Holland regen Sympathien für das sogenannte Asrikaanderthum; ferner stehen sie mit den Portugiesen auf freundschaftlichem Fuße, und daß hierin so leicht kein Wandel eintritt, dafür sorgt schon daS Miß trauen der portugiesischen Colonialpolitik hinsichtlich der letzten Absichten England« auf Mozambique; und endlich glaubt man in Pretoria zu wissen, daß es auch Deutschland wegen seines ostafrikanischen Besitzes nicht gleichgiltig sein könne, was aus den Bestrebungen der Boeren, sich der britischen Uebermacht zu entziehen, schließlich wird. Es ist charakteristisch, wenn englische Politiker den Standpunkt vertreten, das Trans vaal sei eine uuantitv uögligeadle, so lange man ihm mi Erfolg den Zugang zur See absperre, eS werde aber alsbald in Südafrika „Trumpf" sein, wenn es dem Präsidenten Krüger gelinge, seinem Staatswesen eine Verbindung mit der See zu sichern. Denn alsdann werde Transvaal in der Lage sein, mit den anderen im Süden und Osten Afrikas inter» essirten Mächten auf dem Gleichheitsfuße zu verhandeln und mit fremder Unterstützung eine Grenzlinie quer Lurch den schwarzen Erdtheil zu ziehen, welche den Traum Cecil RhodeS' von einer ununterbrochenen englischen Machtsphäre von Cap' stabt bis Alexandrien endgiltig vernichte. Daß behufs Ein dämmung der Expansionsbestrebungen Englands schon eine starke Agitation im Süden Afrikas besteht, tritt täglich mehr zu Tage. Als nächstes Ziel hat dieselbe sich die Ver einigung des Oranje-FreistaateS mit dem Trans vaal gesetzt. Mittlerweile sucht Cecil RhodeS die Transvaal- regierung durch allerhand Vexationen zu chicaniren und 2 Deutsches Reich» * Berlin, 14. Mai. (Telegramm.) Der Kaiser hat estern daS Enllassungsgesuch des commandirenden Admirals Freiherrn v. d. Goltz unter Stellung desselben ü la, guits ver Marine genehmigt. Gleichzeitig wurde der stellver tretende commandirende Admiral Knorr zum comman direnden Admiral ernannt. — Herr von der Goltz war bekanntlich vor einiger Zeit lebensgefährlich an Influenz» und Lungenentzündung erkrankt; er hat sich bedauerlicher Weise davon nicht so vollständig erholt, daß er das Commando der Marine wieder hätte übernebinen können. Nach der Trennung des Commandos von der Marineverwaltung war er der erste Commandant; die Verdienste, die er sich als solcher um die Ausbildung der Flotte erworben hat, sind vom Kaiser nach den vorjährigen Manövern öffentlich anerkannt worden. von der Goltz ist, wie wir der „Nat.«Z." entnehmen, ain 13. April 1838 geboren, trat 1853 alS Ladet in die Marine ein, macht» seine erste Fahrt auf der „Gefion" nach dem Mittelmeer, war dann auf der Fregatte „Thetis" in Westindien und Brasilien, wurde 1861 zum Lieutenant zur See befördert, befand sich 1862—1865 auf der „Gazelle" tu Ostasien, ward darauf zum Lapitainlieutenant und 1870 zum Corvetten-Capitain befördert. Nachdem er mehrere Jahr« im MartnemluisteriUm und als Drcrrnent in der neugebtldeten Admiralität thätig gewesen war. befehligte er 1874—1876 die „Augusta" auf einer Reise nach Südamerika und, zum Eavitain befördert, 1876 77 das Panzerschiff „Kaiser" auf den Uebungsreisen im Geschwaderverband. 1878 biS 1881 war er Oberwerftdirector in Kiel, befehligte 1882 bis 1883 daS UebungSgejchwader im Mittelnieer, ward 1883 Lontreadmiral und Befehlshaber des Geschwaders in Ostasien und darauf Direktor des Marine-Teparteinents in der Admiralität. Nachdem er dies Amt fünf Jahre verwaltet hatte, wurde er 1888 zum Vtceadmiral und Stationschef der Nordsee in Wilhelmshaven, und am 27. Januar 1889 zum commandirenden Admiral ernannt. Seit seiner schweren Erkrankung wurde Admiral von der Goltz durch den Admiral Knorr, den bisherigen Chef der Marinestation der Ostsee, vertreten, welcher der nüchstälteste Marine - Osficier ist. Admiral von der Goltz, eine richtige Seemannsfigur mit dem ge« bräunten Gesicht und dem hellblonden Vollbart, war eine in Berlin sehr bekannte Persönlichkeit geworden, die sich durch große Liebens« Würdigkeit und stete Hilfsbereitschaft auSzeichnete; namentlich für ehemalige Angehörige der Marine hatte er stets eine offene Hand. * Berlin, 13. Mai. Wie bereits gemeldet, ließ sich heule der Kaiser die von dem Fabrikanten Heisst in Berlin erfundene „Triumph - Spirituslampe" zeigen und erklären. Die „Berliner Politischen Nachrichten" berichten darüber eingehend wie folgt: „Nachdem der Kaiser von der in Gegenwart des Finanzministers, des HandelS- ministerS und des LandwirthschaftsministerS vorgenommenen Prüfung der mit Spiritus gespeisten neuen Glühlampe FruiUetsir. Die Erbin von Abbot-Caftle. 8j Original-Roman von F. Klinck-Lütetsburg. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Zum eigentlichen Nachdenken kam er erst, als er sich allein in seinem Arbeitszimmer befand. Er sah sehr ernst auS, indem er langsam auf- und abschritt. Während er noch mit einem Entschluß zu kämpfen glaubte, waren schon seine letzten Bedenken geschwunden, die ihn hätten abhalten können, einen entscheidenden Schritt zu thun. Seine Lage war zwar keine gesicherte, so lange er mit geschäftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, aber viel weniger noch eine aussichtslose. Zn ein bis zwei Zähren durste er hoffen, der drückendsten Sorgen ledig zu sein. Welche Aussichten cröffneten sich der Enkelin von Mrs. Ethel Gray? Zm günstigsten Falle würde sie, wie Doctor Donald heute angedeutet hatte, das höchst unbedeutende Vermögen der alten Dame erben, vielleicht auch die Liebe eines ManneS gewinnen. Ob dieser Mann sie mehr lieben würde als er? Lord Ruthbert überlegte Alles, und mit dem Großmuth seines Charakters mehr die Vortheiie, Weiche Lilian als seiner zärtlich geliebten Gattin zu Gute kommen würden. Er konnte ihr keine genügende Stellung bieten, aber er glaubte nicht, daß sie einen solchen großen Werth beilegen werde. Alles Andere aber würde er ihr gewähren können, vielleicht in umfangreicherem Grade als irgend ein Anderer. Es gab eine Zeit, in welcher Lord Ruthbert als einziges leitendes Motiv für alle Handlungen den Wunsch genommen hatte, das Besitzthum seiner Vorfahren in dem alten Glanze herzustellen, und einen Namen, den seine Träger nicht immer rein erhalten, von allen Schlacken zu säubern. Seine Absicht war gewiß eine lobenSwerthe, aber sie dünkte ihn doch seit kurzer Zeit nicht all der Opfer Werth, die er ihr zu bringen gevachte. Wem würde einst der Glanz zu Gute kommen, wenn eS ihm in Wirklichkeit gelingen sollte, ihn seinem Namen wieder zu verleihen? Er war nicht der Mann, der durch eine vortheilhafte Hcirath Genüge finden würde. Warum also wollte er dem starken Zuge seines Herzens widerstehen? Lord Ruthbert faßte den Entschluß, um Lilian Smith zu werben. Er dachte nicht daran, daß sie ihm ihr Herz vielleicht schon zugewendet habe. Wie wäre es möglich ewesen? Sie hatte sich ihm gegenüber stets scheu und zurück altend gezeigt, nur einige Male war er einem vollen, warmen Blick auS ihren Augen begegnet, und diese Blicke enthielten für ihn eine Hoffnung, daß es ihm vielleicht gelingen werde, ihr Herz zu gewinnen. Er ging in den Garten, um für Lilian ein Paar Rosen u holen und sie ihr am Nachmittag zu bringen. Es war eine Absicht, den Weg zu Fuß machen, da ihm daS Pferd hinderlich sein würde, und er führte sie auch auS. Auf dem Wege hatte er hinreichend Zeit, noch einmal seine Vorsätze zu prüfen, er fand, daß nichts ihn mehr in seinem Entschluß würde wankend machen können. Lord Ruthbert erhielt Einlaß, aber die Haushälterin glaubte nicht, daß es möglich sein werde, Miß Smith aus dem Krankenzimmer zu entfernen. Nur wenn Mrs. Gray eingeschlummert sei, dürfe sie wagen, dieselbe auf einige Augenblicke zu verlassen. „Vielleicht könnte ich warten, bis ein solcher Zeitpunkt eingetreten ist", entgegnete Lord Ruthbert ruhig. Dagegen ließ sich nichts einwenden, um so weniger als er die Absicht aussprach, im Garten zu warten. Zwei volle Stunden mußte er sich gedulden. Er durch wanderte den schattigen Laubgana und säst dann wieder lauschend aus einer Bank in der Nahe deS Einganges, wo er dann endlich einen leichten Schritt im Znnern hörte. Gleich darauf erschien die sehnlichst Erwartete auf der Veranda, von wo sie eilig die Treppe hinabschritt. Sie sah blaß und angegriffen auS, aber doch nicht so wie Lord Rutbbert erwartet und befürchtet haben mochte. Eine freudige Ueberraschung hatte daS Roth auf ihren Wangen hervorgezaubert. Er ging ihr entgegen, in seinen Augen fand die Freude, welche er darüber empfand, daß er sie sah, ihren Widerschein. „Gottlob, Miß Lilian, daß Sie gesund sind. Ich traf Docior Donald, er sprach von MrS. Gray'S Krankheit und daß Sie so sehr angestrengt seien", sagte er einigermaßen verwirrt bei ihrem Anblick. „Wie gütig von Zhnen, Lord Ruthbert", stammelte sie, verlegen die Rosen entgegennehmend, welche er idr darbot. Sie gab sich Mühe, die trübe Stimmung, von welcher sie beherrscht wurde, zu verbergen. Sie freut» sich über sein Kommen und war doch schmerzlich davon berührt. Sie hatte so sehnlichst gewünscht, ihm nie mehr zu begegnen. „Zch weiß, Sie lieben die Rosen, Miß Lilian. Vielleicht nehmen Sie dieselben mit in das Krankenzimmer und erfreuen sich daran. Darf ich es hoffen?" Zn ihren Augen schimmerte es feucht. „Ich weiß nicht, wie ich Zhnen danken soll, Lord Ruth bert. Sie sind immer von einer grenzenlosen Güte und Nachsicht gegen mich gewesen. Zch hoffe, daß es Zhnen nie leid sein wird." „Wie soll ich das verstehen. Miß Lilian? Ich werde mich immer unendlich glücklich schätzen, wenn Sie mir gestatten wollen, Zhnen auch ferner kleinere Aufmerksamkeiten zu erweisen." „O, bitte, thun Sie eS nicht", bat sie mit einem flehenden Ausdruck in ihren Augen, „wenigstens nicht jetzt, später, wenn — wenn" Sie vollendete nicht. Sie batte ihm gewisse Andeutungen machen wollen, irgend etwas Vorbereitendes von Dem sagen, was er nun doch bald erfahren mußte. Er deutete ihre Worte anders. „Mrs. Gray würde nichts dagegen haben, wenn ich die alte Dame nur noch einmal sprechen könnte. Miß Lilian, ist Zhnen mein Kommen nicht angenehm?" „Wie können Sie fragen?" flüsterte sie mit sanftem Vor- Wurf. „Zch möchte Sie aber trotzdem bitten, Zhre Besuche nicht zu wiederholen." Sei,, Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an. ^.Zch würde Zhre Bitte nur in einem Fall« respectiren, Miß Lilian. «agen Sie mir, daß dieselbe einer persönlichen Abneigung entspringt." „Damit würde ich eine Unwahrheit aussprechen. E- slnd andere Gründe, die mich bewegen, die Bitte aus- zusprrchen. Zhretwegen möchte ich, baß Sie Violet-Valley meiden, so lange ich noch bier bin. Es wird nicht allzulange ibm web. Harry Rulbbert batte die Üeberzeuaung lungr Mädchen etwas sehr Schwere« aus dem Her' „Sie glauben, daß Mr«. Gray sterben wird?" " , hoffe t« nicht, ihr Zustand b ich mochte sagen, ganz bedeutend." ^ „Sie wollen von hier fort?" O, Lord Ruthbert und rch hoffe — daß S,e mir vergeben werden." „Mein Gott, Lilian , was ist Zhnen? Diese Sprache! Sie sind krank, Lilian, ich sehe es Zhnen an. Diese Nacht wachen haben Ihre Gesundheit angegriffen." Sie schloß vorübergehend die Augen, ein unendlich wonniges Gefühl durchzitterte sie. Welch ein Ausdruck von Sorge und Angst lag in seinen Worten, und diese Worte galten ihr. Nie zuvor trafen gleiche Töne ihr Ohr. „Ich bin nicht krank. Sorgen Sie sich nicht meinetwegen, Lord Ruthbert." „Aber ich sorge mich Zhretwegen, Lilian — so sehr! Wie soll ich Zhnen nur sagen, was mich bewegt, wie Zhnen er klären, daß Sie mir unendlich lieb sind, und — und — daß es mich glücklich machen würde, von Zhnen zu hören — Er brach jäh ab. Von dem Augenblick überwältigt, hatte er Alles vergessen, was er reiflich erwogen und für die Zu kunft sich z'urechtgelegt. Er erkannte sich selbst nicht mehr. Wie war es möglich, daß er, der besonnene, ruhige, leiden schaftlose Mann sich zu einer wahnwitzigen Thorheit hatte hinreißen lassen? Nun sah er die Folgen. Das junge Mädchen stand vor ihm, mit beiden Händen abwehrend, wie vor etwas Furchtbarem. Kein Blutstropfen war mehr in ihrem geisterbleichen Gesicht, ihre wundervollen Augen starrten wie abwesend in das Leere. „Ob, oh! Sprechen Sie nicht weiter, Lord Ruthbert", murmelte sie kaum hörbar mit gebrochener Stimme. „Auch das noch!" Nun flackerte eS aus in ihren Augen, unruhig — wild. ES war etwas Fremdes in ihrem Blicke, das Lord Ruthbert erschreckte und ihn seine Unbesonnenheit nur noch mehr be reuen ließ. „Miß Lilian, ich wollte Sie nicht kränken, nicht verletzen. Verzeihen Sie. Zch habe Sie erschreckt. Sagen Sie mir, daß Sie mir vergeben, daß ich wiederkommen darf." „Nein — ich kann daS nicht sagen. Kommen Sie nie mehr, Lord Ruthbert. Die Stunde ist nicht fern, in welcher Sie klar sehen werden. Sie werden sagen, daß ich jetzt recht gehandelt habe." Sie sprach nur mit Anstrengung und ihre sonst so Weiche, melodische Stimme hatte einen heiseren Klang. Sie sah auch vollständig gebrochen auS und so hilfsbedürftig. Er hatte rin Gefühl, als müsse er sie in seine Arme schließen und ihr sagen, daß er ihren ganzen Kummer tbeilen und ihr eine stark» Stütze sein wolle aus immerdar. Sie aber wandte sich von ihm ab. „So grausam, Lilian", sagte er bitter. „Zch glaubt«
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