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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189505202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-20
- Monat1895-05
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.05.1895
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sr.ro soso 107,00 100,00 218,70 218,— 218,05 Oonreooti« 102.25 ü 103 — 8. 102P0 S. 105.50 S. 101/75 O. 10180 O. 101,80 S. 10280 0. 105.50 o. 10«.— 6. 10«.— 8. 100.75 8. 101.75 8. 101.50 8. 101,— 8. 101.50 8. 100.50 8 100.25 8 104, — 8. 105. — 8 105.50 8 - :06,— 8 lSI.— 6. SS,— 8. «0.— 8. .43,— 8. 50.— 8. S7.— L 02,— L 02.— 8. »7^8. 10,— S. 8. 25^ L. >»,— 8. 14.— 8. >0,— br 12,— t»8. »5,-8. > vro StUvIc. Lto. 183.80 d. 153,50 12040 83,70 SÄ» 304-3 81-!. 157,20 156.80 220.70 101,30 10V,50 334-j, 805,— 100.40 155.40 08,40 147.80 150.40 130,50 170,— »s: LrsLit- I 156^0 100,80 136,40 165,50 147,80 155/10 I SO,— >1 108,25 117,00 135,— 104LS 188,— 136,75 80.— 107 50 220,80 88,25 184,50 88,25 I ISö.- 88.17-!» ! 58,61 8,67 163.50 238,75 281.50 S 5^2.- 3640 431.25 326.50 102,— 288,— 224.50 84,80 238.50 100,90 58,60 122.— 48.37'i, 8.87^ 58,60 1,31^ 120.25 üt Ldze- > 72--» 88-i» 15-j» 67-4 45 73». bv'i. 25-1. SO-, sr —.— 103--, 15», V,o SO»/,. lllsoks Neek ts, 6,75, ixlasirt« M 7.M. ,o , Vsll L»i>ä- 2.12, «. So»! -xlsaxt« oslisür, 17.80 37.— 28,75 71.87', 85.— >5,50 !» 83,40 401,30 25,20 -»-!» 15 56 11, «kstt- loeelii »k <t«i Bezugs'Preis ß» h« H«uvtrxveditton odrr den im Stadt bezirk »ad den Bororte» errichteten Ao«- aabestevrn abgeholt: vierteljährlich ^!4.50, bei »weimaliaer täglicher Zustellung in» HouS 5.50. Durch dte Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertel,ührlich 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandleiidung tu« Au»laud: monatlich 7.-0. Die Morgen»Au«gobr erscheint täglich mit Au«, nähme nach Tonn» unv Festtagen '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag» b Uhr. Le-actio« »n- Lrpe-itio«: zahannesgasse 8. Dte Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet vo» früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Otts Klemm « s-rtim. (Alfred H«hn). Universitätsstraße 1, Laut« Lösche» Katharinenstr. 14, part. «ud Köniqsvlatz 7. ttmigerIiHMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. Fr 247. Montag den 20. Mai 1895. Mnzeigen.Preis die 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklamen unter dem NedactionSstrich (4ge- spalten) bO>4, vor den Familirnnachrichlen (6geipaltru) 40^. Größere Schritten laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffern lax- nach höherem Tarif. ArtranVeiiage« (gefalzt), nur mü der Morgen-Ausgabe. ohne Postbeförderung »> VO.—, mit Poftbefürderuug ^4 70.—. Äanahmeschlnk siir Anzeigen: (nur Wochentag«) Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je ein, halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet« an die Expedition zu richten. Druck »ud Verlag von E. Pol, in Leipzig. 88. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. GekamitmachMg. Wegen Reinigung der Geschäftsräume bleibet» di« Ttadteaffe und dte Stiftungsbuchhalterei am 22. dieses Monats geschloffen. Leipzig, den 17. Mai 18S5. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgt. C. Schulze. Bekanntmachung. Die Pflasterung der Droschkenhaitestelle auf platze mit bosfirten Steine» 2. Elafle soll a« dem Blücher an einen Unter nehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, Rathhau«, 2. Obergeschoß. Zimmer Nr. 83 aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von -0 /H, dte auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Plasterung der Droschkenhaitestelle ans dem Vlücherplatze" versehen in dem oben bezeichnet«»! Geschäftszimmer bis zum 29. d. M. S Uhr Nachm, einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote aozulehnen. Leipzig, den 17. Mai 18S5. Ic. 2166. Des RatheS der Stadt Leipzig Strabenbaudeputatton. Bekanntmachung. Die Pflasterung der Weststraße zwischen der Plagwitzer und der Frankfurter Straße mit Schlackengußsteinen 1. Classe soll au einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung. Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von -0 -H, welche auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pfiafteruua der Weftstratze" versehen in den: oben bezeichnet«! Geschäst-zimmrr sts« z«m 29. dieses Monats, 5 Uhr Nachmittag», einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 17. Mai 1895. 1°. 2167. Des RatheS der Stadt Leipzig Stratzenbaudcputatton. Bekanntmachung. Die Pflasterung der Albertstraße, zwischen der Harkortstraße und Münzgasse mit bossirten Steinen 1. Classe soll an einen Unter- uehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Unterlagen für diese Arbeit liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau«, 8. Obergeschoß, Zimmer dir. 23, au» und können dort eingesehen odrr gegen Entrichtung von 50 -H, welche auch in Briefmarken eingesendet werden können, ent nommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Albcrtstratze" versehen, in dem oben bezrichneten Geschäftszimmer bis zum 28. dsS. MtS., 5 Uhr Nachmittag-, einzureichen. Der Rath behält sich da- Recht vor, sämmtliche Angebote ab- zulehnrn. Leipzig, den 17. Mai 1895. Des RatheS der Stadt Leipzig Io. 2190. Strabenbaudeputatton. Die Rheinländer in Friedrichsruh. AriedrtchSruh, 19. Mai. Die Huldiguna«fahrt der Rhein länder, an welcher sich 750 Damen und Herren betheiligten, nahm einen würdigen Verlauf. Oberbürgermeister v. Bohlen-Remscheid feierte in einer Ansprache di« Verdienste Bismarck'». Dir Damen überreichten mit einer poetischen Ansprache einen Blumenkorb. Bon 60 Städten wurde ein Lollectiv-Ehrenbürgerbrief, von 5 Städten wurden besondere Ehrenbürgerbriefe überreicht. Außerdem stiftete die Stadt Solingen einen künstlerisch ausgesübrten Kürassier-Pallasch, Remscheid einen Eichenklotz mit Ambos und Schiniedegeräthen. Fürst BiSmarck hielt nach der Ansprache des Oberbürgermeister» v. Bohlen folgende Rede: ..Meine Herren l Ihr heutiger Besuch veranlaßt mich zum Rück blick auf meine Beziehungen zu Ihrer engeren Heimath, zum Rhein land«, wie sie sich für mich ai« altpreußischen Junker und Beamten naturgemäß herausgebildrt haben. Ich habe im Jahre 1836 eine "eit lang die rheinische Stadt Aachen bewohnt als 20,ährigrr leferendar, angezogen und in meinen dienstlichen Leistungen gestört durch die Annehmlichkeiten des Aufenthalts. (Heilerkeit.) Man lebte dort damals — in Aachen, der ersten Station der Europa reisenden von Norden nach Süden — für Jemand, der aus der hinter- vommerschen Einsamkeit dorthin kam, in einer ich will nur sagen verführerischen Weise (Heiterkeit). Angenehm sowohl der Durchreisenden wie Einheimischen wegen. Aber unsere deutschen Interessen und Beziehungen vergegenwärtigten sich mir damals in einer Thatsache, die mir immer in Erinnerung geblieben ist: daß einer meiner dortigen Freunde, einer alten und vornehmen rhei nischen deutschen Familie angehörig, mir sagte: „Ich reise morgen nach Deutschland" (Heiterkeit), er wollte damit sagen, daß er westfälische Verwandte besuchen wollte und über den Rhein gehe. Es war also doch noch im Jahre 1836 nach 21 Jahren der äußerliche Eindruck geblieben, daß die deutsche Grenze am Rhein lag. Dieser Herr war durchaus nicht politisch, durchaus kein Franzosenfreund, in keiner Weise, es war eine urdeutsche ehrliche Natur und der Name seiner Nachkommen figurirt noch heute in unserer germanischen Reichsvertretung. DaS war im Jahre 1836. Nachher im Jahre 1847 kam ich zuerst wieder mit unseren rheinischen Landsleuten in näbere politische Be ziehung, es war im Bereinigten Landtag, und da kann ich nur sagen, daß ich den Eindruck hatte, daß diese unsere rheinischen Freunde — man hatte damals keine Eisenbahn, man kam so oft und so rasch nicht zusammen — doch nicht immer so unangenehm überrascht waren, bei uns in Berlin auch Mensche» zu finden, mit denen sich leben ließ (Heiterkeit), und ihre Erwar tungen in Bezug auf Livilisation, Bildung, landschaftliche Be ziehungen waren ohne Zweifel übertroffen. Ich kann hier nicht eingehen auf manche einzelne Wunderlichkeiten, die ich zur Charakteristik der damaligen Ausfassung ansührrn könnte. Man glaubte, daß Berlin befestigt würde im Innern — die Werder'« scheu Mühlen wurden im mittelalterlichen Burgstil ausgebaut — und da habe ich mit einem der älteren und angesehenen Rheinländer von der Schloßzinne aus das gesehen und der sagte mir: „DaS wird ein Zwing-Uri, nehmen Sie sich in Acht" (Heiterkeit), und ich hatte Mühe, seine Anschauungen, die sich an diesen Zinnenbau knüpften, auf die mittelalterlichen Bauphantasien unseres damaligen Herrn zurückzusühren. Er glaubte mir nicht vollständig, wir gingen kopfschüttelnd die Treppe wieder herunter Dann kamen 1848 die Barrikaden und die stürmischen Land tage, und erst die eigentlich haben in der Verschmelzung von West und Ost einen erheblichen Fortschritt markirt. Ich kann nur sagen: Da haben sich die Parteistellungen ausnahmsweise einmal nützlich erwiesen (Heiterkeit), unsere Fractionen der verschiedensten Richtungen fanden in den Rheinischen Sympathien und umgekehrt, sie fanden sich zusammen, und es war nach den vereinigten Landtagssitzungen bis 1850 nach her mir nicht mehr zweiselbast, daß wir desselben Stammes und derselben deutschen Natur und Zugehörigkeit waren. Erst damals begann also eine vollständige Verschmelzung, aber es blieb immer doch noch Bruchstückwesen zwischen Berlin und Köln, es lagen weile Gebiete, die anderen politischen Richtungen folgten, zwischen un«. Die volle Verschmelzung hat doch nicht ohne Biut und Eisen vor sich gehen können (Zustimmung, sowohl daß wir untereinander durch ein GotteS-Urtheil entscheiden !legen "^"Anfich günstiger, gebende sein sollt», als auch, und daS war Püter,eyr o u zusammenhalten (Bravo), dann Nt d Leiten angegriffen, uns"!».- Wenae Dinge schenken, wir würden ste gar uM nehmen unserer Landsleute, um zu erobern. Eroberung l egt vem oeui,m P°lM,'"wik Mau^ west«" "dtt würden sich wehren wie die Bären, wenn sie "u L. g g griffen werden (Heiterkeit), aber sn werden ebensowenig wie die Bären erobern wollen (Stürmische Heiterkeit). Meine Herren, ich bin sehr glücklich. g«ade Sie vom Rhem heute bier zu leben, es vervollständigt mir das Bild, das ich tu den letzten W°L gehabt habe, 'das mich hier die, Angehörigen unserer industriellen und stäbtisch ausgebildeten vo^ugswei,e de- sucht haben, au» dem Königreich Sachsen, - Schlesien; dazu gehört die Rheinprovmz. Das Gebiet der Wupp, r und der Ruhr hat in unserer Jndu„rie vielleicht »och schwereres Gewicht ai» irgend ein Andere»; da waren dre Brrnnpuncte nmerer Industrie, die schon vor der Herstellung drS deutschen ReicheS 'ch und ihrer deutschen Arbeit Anerkennung in allen o Welttheilen erobert hatten. Die Gegenden von Elberfeld, Jierlohn, von Rh-ydt, von Remscheid, ich brauche sie nicht zu nennen, ich sehe ihre Pro- ducte hier neben mir, mit denen Sie mich beehrt haben. Daß auch Sie dir Serie der Besuch« der industriellen und städtischen Bevölke rung, die mir in den letzten Wochen zu Thril geworden sind, ver vollständigen durch diese» schwerwiegende Mitglied: die Rheinland«, da« macht mir große Freude. Ich war ursprünglich nach meinen Geburt«- und Anitsverhältuissen kaum berufen, mir, gerade m,r die Liebe des städtischen Vürgerwrsens, der Industrie, zu erwerben: ich war vielmehr im Verdacht, ein Agrarier, ein Reaclivnair zu sein. Nun, wenn ich wirklich unter meinen Landsleuten für einen sogenannten wilden Agrarier gelte, so glaube ich nickt, das; Schlesien, Sachsen, Westfalen, die Rhrinlande und namentlich die stadtilche Bevölkerung mich dafür halten. Es ist ja noch niemals dagrwesen, daß einem ehemaligen Minister in Anerkennung dessen, was er im Dienste geleistet hat, Hunderte von deutschen städtischen Bürgerrechten verliehen worden, große und kleine, und das hat für mich etwas Ueberwältigende« wie eine un- verdiente Ehre (Rufe: Nein, nein); ich kann sie mir persönlich nicht zurechnen (Rufe: Doch), das, was ich mit Anderen zusammen, mit dem alten Kaiser, mit der Armee zusammen und mit der deutschen nationalen Gesinnung zusammen erkämpft habe, das wird schließlich in mir, weil ich länger lebe wie die meisten meiner Mitarbeiter, anerkannt und geehrt, und ich streiche eS, aber in Bescheidenheit, ein und lege es zu den Acten meiner früher ausgeschiedenen Mit arbeiter. (Heiterkeit.) Ich habe schon vor zehn Jahren, wie ich 70 Jadre alt wurde und mein bOjähriges Dirnstjubiläum feierte, Ehrungen erfahren von hoher Stelle und von meinen Mitbürgern in Berlin, für die ich nicht im ganzen Umfange das Gefühl des rechtmäßigen Besitzers hatte, aber das alle- ist ja weit überholt» nachdem ich aus dem Dienste ausgeschirden bin. Nachdem ich der für die meisten unserer Landsleute nicht gerade gewinnenden Eigen schaft eines vreußischen Minister» entkleidet bin (Heiterkeit), da habe ich, möchte ich sagen, noch mehr Glück in der Popularität gehabt. (Heiterkeit.) Ein noch regierender Minister, wenn er wirklich erheblich populair wird, so ist e» ja immer sehr zweifelhaft, ob er eS nicht auf Kosten seiner amtlichen Pflichten wird. (Heiterkeit.) Ich glaube, ich kann mich von diesem Verdacht sreisprechrn, ich habe, so lange ch im Dienste war, immer den Ernst eines Wachthundes an der Kette gehabt und habe gebissen, was ich beißen mußte. (Heiterkeit und stürmischer Beifall.) Nun ich mich frei bewege, kann ich mich nach meinen rein menschlichen Gefühlen und Empfindungen aussprechen und brauche nicht Alle» zu billigen, nicht einmal da-, was ich früher vertreten habe. (Heiterkeit.) Denn so ganz frei in seinen Bewegungen ist auch ein sogenannter allmächtiger Minister niemals, es sind die verschiedenartigsten Ein- lüste, ganz abgesehen von den College,,, die einen berechtigten Einfluß laben, aber eS sind andere Einflüsse beiderlei Geschlechts (Heiterkeit), die ihm sonst die freie Bewegung hindern, und so gestehe ich offen: ich habe keine Verpflichtung, mich zu jeder Handlung zu bekennen, die ich vor 20 Jahren und länger als Minister geleistet ,abe. Ich habe damals immer zwischen verschiedenen Uebeln, Vie ich wählen mußte, das kleinere gewählt und mein Jveal habe ich nie verfolgen können, ich fürchte ich wäre auf slaatSanwalt- liche Abwege gerochen. (Heiterkeit.) Und so, meine Herren, wiederhole ich meinen Dank für Ihre Begrüßung, für Ihren Besuch. Mich befällt eine gewisse Sorge, daß ich in eine Schwäche de» Alters, in Gesprächigkeit verfalle. Rufe: Nein!) Gestatten Sie mir, daß ich meinen herzlichen Dank, meine dankbare Erinnerung an den früheren Aufenthalt in Ihrer engeren Heimath aussprecke. Nicht nur früher sondern auch später — ich bi» von Frankfurt aus sehr viel, oit an einem Tage, bis nach Köln ge langt und zurück — habe ich am Rhein verkehrt und habe stets Annehm lichkeiten gehabt mit Ihrer — ich sage es ohne Vorwurf, sondern als Anerkennung — leichtlebigen Natur zu verkehren, und ganz be sonder- wohlthuend ist für unsere ostdeutschen Gewohnheiten der Verkehr mit den rheinischen Frauen, sie sind lustiger wie bei uns und Gott erhalte es so; mag nun die Lustigkeit ihren Ursprung in dem leichten Gewächs der Weinberge oder in dem natürlichen leichten Blut oder in dem besseren Klima haben. Aber ich kann nur wiederholen, meine Erinnerungen an den rheinischen Aufenthalt, ebenso wie die meiner lieben Frau stets bi- an ihr Ende waren, sind immer wohlthuend unv haben immer da- Gefühl von Heimweh nach dem Leben am Rhein. Es ist ja ein altes Lied „Gehe nicht an den Rhein" — aber ich bin doch gern dageweien, und bin leider zu alt, um die Erinnerungen iu vatura auszufrischen. (Widerspruch.) Aber von ganzem Herzen bringe ich Ihnen doch noch ein Hoch aus auf die rheinischen Frauen, die ich hier vertreten sede. Sie leben hoch!" Nach einem Rundgange unter den Rheinländern jagte der Fürst: „Nochmals, meine Herrschaften, meinen herzlichen Dank für den freundlichen Besuch und für die freundlichen Begrüßungen, die Sie mir im Einzelnen gewährt haben. Ich würde gern mit jedem Einzelnen vo» Ihnen mich,au»g-sprochrn haben, wenn meine Körper- kräste in meinem Alter e« mir erlaubten. So bitte ich Sie, vorlirh zu nehmen mit meinem herzlichsten Dank für Ihre gelammte Be grüßung, und insbesondere die Damen, und für da- prächtige Geschenk, daS Sie mir in Gestalt der Handwerkszeuge und des Amboses und des Obelisken überbracht haben. Wenn man die Handwerkszeuge onfoßt, so machen sie einem durch ihre Wucht in der Hand Lust, sie zu ver wenden — wenn ich nur ge>chickt dazu wäre. Bei Ihnen zu Hause ist das Geschick vorhanden, und mögen diese Werkzeuge aus unab sehbare Zeiten hin die Blüthe Ihrer Heimath begründen in ihren Ergebnissen! Ich danke Ihnen herzlich." Politische Tagesschau. * Leipzig, 20. Mai. In Folge der Parteilichkeit, die neuerdings wiederholt im Reichstag bei der Beschlußfassung über die Giltig keit von Wahlen zu Tage getreten, ist der schon früher ge machte Vorschlag, diese Beschlußfassung einem Gerichtshof zu übertragen, wieder angeregt worden. Die „Freis. Ztg." meinte darauf, wo irgend in der Welt der Volksvertrerung eine selbstständige Bedeutung beigemessen werde, da erackle man eS für selbstverständlich, daß die Volksvertretung über Feuilleton. Die Erbin von Abbot-Caftle. 18s Original-Roman von F. Klinck-Lütetsburg. Nachdruck dnboten. (Fortsetzung.) Zehnte» Capitel. Lord Ruthbert trat erst an dem darauffolgenden Tage seine schon beabsichtigte Reise nach Abbot-Castle an. Noch einmal hatte er Alles erwogen, Alles geprüft, kaum ein Glied fehlte an der Kette von Combinationrn, die zu einem richtigen Schluß geführt hatten. Es war an einem naßkalten, unfreundlichen Herbsttage, als der Wagen, der ihn zunächst nach dem Torfe bringen sollte, von welchem die Besitzung des alten Sir Lionel etwa eine halbe Stunde weit entfernt lag, vor eine», kleinen WirthS- Hanse hielt, in welchem Lord Ruthbert die Nacht würde ver bringen müssen. Schon seit Tagen wogte der Nebel über Berg und Thal, nur seiten sich lichtend, und wenn Abbot-Castle überhaupt noch finsterer und unheimlicher von halber Höhe herabblicken konnte wie immer, dann war dir- in den Tagen der Fall, wo eS schwärzlich wie der Grund und Boden, auf welchem eS sich erhob, von den grauen, schattenhaften Nrbelgestalten, welche eS umwogten, sich abhob. DaS alte, verwittert« Gemäuer, welches viele Jahrhunderte batte kommen und gehen sehen, obne daß eine verbessernde Hand die Risse zu beseitigen nöthig erachtet, sab nicht aus, als ob eS bewohn bare Räume in seinem Innern entbalten konnte, man war weit eher geneigt, eS für eine Ruine anzusehen, die nicht einmal ein menschlicher Fuß mehr zu betreten wagen würde, aus Furcht von einem Einsturz bedroht zu werden. Dort hatte Mary Connor bis vor etwa zwei Jahren ge lebt, dort verbrachte sie ihre Kindheit, einen Theil de« Jung frauenalterS. Mit den Dorfbewohnern war sie kaum in Be rührung getreten. Der alte Sir Lionel Connor war nickt weniger bockmllthig als geizig. Er hätte niemals gelitten, daß seine Enkelin mit den Dorfbewohnern sich gemein ge macht. Nur der verstorbene Rector, welcher mit dem Unter richt deS einsamen Kinde» betraut gewesen war, hatte eS ge- gejehen, und von ihm hätte man auch etwas über dasselbe erfahren können, wenn man ein Interesse daran gehabt und vor allen Dingen, wenn man hätte ahnen können, daß das Kind ein ganz verdorbener Charakter gewesen wäre. So erzählte der Wirth am Abend desselben Tages, als Lord Ruthbert bei ibm Absteigequartier genommen batte. Er war nicht auf vornehmen Besuch eingerichtet, Jahrzehnte waren vergangen, ohne daß jemals in dieser abgeschiedenen Gegend nur ein Unterkommen für die Nacht gesucht worden wäre. Seine Herrlichkeit zeigte sich zum Glück gar nicht stolz, sondern uahm mit der einzigen Gaststube vorlieb, in welcher sich der männliche Tbeil des Dorfes allabendlich zu versammeln pflegte, und schon jetzt an einem langen Tische Platz genommen batte. „Ja, was hätte bei einer solchen Erziehungsweise herauS- kommen sollen?" meinte ein alter Bauer, den Wirth unter brechend. „Die Mutter so und der Großvater anders. Die arme Frau ist vor Kummer in die Grube gefahren, und der Alte? Nun, ich -denke, er wird eS nicht sehr lange mehr macken. Er ist stumpfsinnig geworden und verbringt seine Zeit damit, sein Geld zu zählen." „Sir Lionel Connor bat Geld?" fragte Lord Rutbbert unwillkürlich, da dessen Armuth, die ihm nicht gestattet haben sollte, für seine Enkelin zu sorgen, seiner Zeit hinreichend besprochen worden war. „Geld?" riefen drei, vier Stimmen zugleich. „Es girbt nicht viele Lords, die sich mit ibm messen können", fügte der erste Sprecher hinzu. Ein Anderer vervollständigte: „Wir haben ihm manches Mal seine Einnahmen nach- gerechnet, e» sind viele Hunderttausende im Jabre, während er nicht so viel Schillinge auSqiebt. Dabei hat er seine Enkelin und Erbin in dir Stadt geschickt, damit sie ihren Lebensunterhalt verdiene und auf eigenen Füßen sieben lerne, weil er nicht wollte, daß e« in fremde Hänve komme. Nun wird eS doch in fremde Hände kommen. Alle«, was er noch hat thun können, ist gewesen, daß er ihr ein schöne« Grab hat errichten lassen. ES sind schon Fremde gekommen. eS sich anzusehen, aber — du lieber Gott! Ich frage Sie, wa» ist es, wenn man den Namen Mary Connor mit goldenen Buchstaben aus schwarzem Marmor liest? Jeder weiß, wer Mary Connor ist, deren Bestrafung, als sie ibren irdischen Richtern entronnen war, die in ihrer Kurzsichtigkeit sie nicht hatten verdammen wollen, der Himmel selbst über nommen hatte." Lord Rutbbert machte keine Gegenäußerung, er hielt eS unter seiner Würde, sie der Dummheit und Gehässigkeit gegenüber zu vertbeidigen. Man erinnerte sich kaum, Mary Connor jemals geseben zu haben, man wußte nichts von ihr, aber kein Zweifel an ihrer Schuld, kein mildes Urtheil wurde laut. Er zog sich in daS kleine Zimmer zurück, welches ibm die Wirtbin eingeräumt. Es enthielt nur einen Tisch, ein paar Stühle und einen Schrank, aber ein gutes, reinliches Bett. Harry Ruthbert war außerordentlich ermüdet, selbst die Er regungen der letzten Tage ließen ihn ein vorübergedendeS Ver gessen wünschen. Es war zuviel auf ihn ringestürmt. Aber eS war eine entjetzliche Luft in dem engen niederen Raume, dessen Decke er mit der auSgestrrckten Hand berühren konnte. Er öffnete das Fenster, um dem wallenden Nebel freien Einzug zu gestatten. Indem er stand und ibn begierig einaibmete, hörte er in der Ferne vielstimmiges Eulengeschrei. ES kam unzweifehaft von Abbot-Castle herüber. Lord Ruthbert schlief bis in den bellen Morgen hinein. Sonnenstrahlen fielen durch da« offene Fenster auf sein Bett. Der Wind hatte sich aufgemacht und den Nebel zertbeilt. Er erhob sich rasch, um sich anzukleiden. Der traumlose lange Schlaf batte ibn wunderbar erquickt, nicht« von der Unruhe und Unsicherheit der letzten Tage war mehr an ihm. Ein ernster Wille mußte zum Siege führen. Erst gegen Mittag begab er sich nach Abbot-Castle. Sein Herz klopste etwa«, al« er den kurzen, steilen steinigen Weg b,nan,chr,t». Auch heute sab da« alte Schloß nicht freund- Ucker aus, viel Hunderte von krächzenden Döble» umkreisten das alte Gemäuer, da« ibnen eine willkommene Heimatb bot Er kam ungehindert in den Schloßhof. ,n welchem er einen Knecht beschäftigt fand, einen alten, unansehnlichen Wagen unter Dach zu schaffen. Die Thür.n, durch welche er daS Fuhrwerk lenkte, hingen kaum noch in ivrea Angeln, durch zablreicke, 'erbrochene Fenster- scheiben in dem großen Rundbau konnten Sturm und Regen freien Einzug finden. Harry Rutbbert mußte an se.ne eigene B.styung denken, d7. er vor nicht ganz langer Abbotaufgefunden. Auch aus ^ ! "Ord' v'-l zu retten sein, wenn tüchtige ^ Mimen Rettung-Werk in Angriff s''"" Beschäftigung ein, als sein Blick dem Fremden brgignete, und in demselben laa ein welcher und Neugierde I verneth. Es war ein ältlicher Mann, der zetzt näher kam Lord Rutbbert nach der Ursache zu fragen, die ihn nach Abbot- Castle führen könne. „Ich möchte Sir Lionel Connor sprechen." Ter Mann schüttelte ungläubig mit dem Kopfe. „Was könnten Sie von Sir Connor wollen? Er ist ein alter Mann, der nicht mehr ganz klar in seinem Kopfe ist", sagte er. „Ich muß trotzdem mit ihm Zusammentreffen, denn ich habe ibm sehr Wichtiges mitzutheilen. An wen wende ich mich? Sie können mich nicht zu Sir Connor führen?" „O, ich kann r« schon." Er musterte den Fremden von Kopf bi« zu Füßen. „Gehören Sie zu dem Advocaten — Sie wissen doch der— der Schuld ist, daß unsere Miß unter den Eisenbahnzug ge kommen ist?" fragte er argwöhnisch. „Nein, dazu gehöre ich nicht", gab Lord Rutbbert in der sehr richtigen Auflassung zurück, daß diese Zusicherung ibm Tbor und Tbür öffnen werde. „Dann kommen Sie. Sagen Sie auch nichts von Mr. Primrose. Sir Connor gträtb gleich in eine unheim liche Wuth, wenn er nur den Namen hört, dann können Sie nichts mehr mit ihm anfangen." Indem er so sprach, begann er eine schmale, kleine steinerne Wendeltreppe binanzusteigen und winkte Lord Rutbbert. ihm zu folgen. Abbot Castle sab im Innern keines wegs so unheimlich und verfallen au«, wie von außen, wenigstens nicht der Tbeil desselben, durch welchen Lord Rutbbert jetzt kam. Es mußten noch in neuerer Zeit Ver besserungen darin dorgenommen sein. Die schönen Tküren von Eichenbolz, die auf eine große Zimmerreibe deuteten, an welchen man vorüber kam, waren in neuer, dunkler Politur, der Stuck an der Decke deS langgestreckten Corridors war nirgends abgebröckelt, auch bemerkte man einen Geruch von frischer Farbe. „Eure Herrlichkeit wollen bier einen Augenblick sich ge dulden",sagleLord Rutbbert'SBcgleiter, am Ende res CorridorS steben bleibend. „Sir Lionel Connor liebt nicht überrascht zu werden, es ist auch möglich, daß er noch nickt aufgestanden ist, da er mit seiner Zeit nichts anzufangen weiß." Unmittelbar nach dem Eintritt de- ManneS durch die letzte der Tbüren börte Lord Ruthbert eine kreischende, weinerliche Stimme, die gleich in e,n Schluchzen überging und einer Frau zugehörig sein konnte. Dann wurde die 4-bür wieder geöffnet, und ein kleiner Mann erschien auf der Schwelle.
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