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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.05.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950522013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895052201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895052201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-22
- Monat1895-05
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SS72 mehr al» LandtagScandidat aufgestellt werden. Die An hänger des vr. Nuedt und diejenigen DreeSbach's einigten sich auf die Kandidatur von Geis. Oesterreich-Ungarn. * Wien, LI. Mai. (Telegramm.) Der Minister des Aeußern Graf Goluchowski nahm heute Bormittag die Vorstellung der Beamten des Ministeriums des Aeußern entgegen, welche von dem Sectionschef Freiherr» v. Pasetti geführt wurden. Goluchowski drückte, die Ansprache Pasetti'S erwidernd, den Schmerz der An- wesenden über das Scheiden Kalnoky's aus und betonte die Größe des Verlustes des hochverdienten, klugen und umsichtigen Mannes. Er habe den sehnlichsten Wunsch, im Sinne und im Geiste seines Vorgängers zu arbeiten und rechne dabei aus die volle Unterstützung seiner Mitarbeiter. * Wien, 2t. Mai. (Telegramm.) Graf Goluchowski übernimmt heute die Führung der Geschäfte. Er wird ein Rundschreiben an die auswärtigen Missionen erlassen. — Allgemeine Zustimmung findet ein Erlaß deS Iustiz- rninisterS an die Obergerichtspräsidenten, worin die Auf merksamkeit auf den eingerissenen Uebelstand gelenkt wird, 'daß Richter und Parteienvertreter unnöthig das Privat- und Familienleben von Angeklagten und Zeugen in die Verhandlung zerren. Der Erlaß fordert weiter auf, Richter, die nicht die Eignung zur Leitung eines Strafprocesses besitzen, fernzuhalten. (Mgdb. Ztg.) c. Frankreich. * Paris, 21. Mai. (Telegramm.) Der Minister rath beschloß einen Credit zu verlangen, um anläßlich der feit dem Kriege von 1870 verflossenen 25 Jahre für die gefallenen Soldaten in Paris ein Denkmal zu errichten. * Paris, 21. Mai. (Telegramm.) Einer der von der Gesellschaft nicht wieder angenommenen Führer des OmnibuSbedicnsteten-AusstandeS hat sich mit Kohlen- gaö getödtet. Der Fall veranlaßte heftige Angriffe auf die Gesellschaft. * Paris, 21. Mai. (Telegramm.) Die Kieler Feier beschäftigte gestern die Kammer und den Stadtrath. In der Kammer erklärte Ribot aus eine Anfrage Hubbard's über die Flagge mit der Jahreszahl 1870, er wolle auf eine Frage dieser Art nur mitSchweigen antworten. JmSeine- Generalrath erhob Basset Einspruch gegen die Entsen- düng französischer Schiffe nach Kiel und drückte Elsaß. Lothringen seine unerschütterliche Anhänglichkeit aus. „Die Politik", Lief er, „mag Schwankungen ausgesetzt sein. Unsere Herzen aber bleiben sich immer gleich." Marsoulan beantragte eine Tagesordnung, durch die der Seine-Generalrath gegen jede Betheiligung an der Kieler Feier Einspruch erhebt. Harri er verlangte, daß der Gencralrath am Tage der Feier den Elsaß-Lothringern seine vaterländischen Sympa» thien ausdrücke. Der Seinepräfect widersetzte sich bestimmt allen derartigen Anträgen. Dies veranlaßte einen Lärmauftritt. Marfoulan rief dem Präfecten zu: „Herr Poubelle, Sie sind 1870 Artillerist gewesen und Ihre Tapferkeit hat Ihnen die Kriegs- rhrenmünze erworben. In dem Augenblicke, wo man unsere Fahne be- sudeln wird, können Sie nicht vergessen, daß Sie ein tapferer Soldat gewesen sind." Poubelle erwiderte, hier sei er Präfect und gestatte keinen Tadel der Regierungshandlungen. Der General- rath beschloß den Uebergang zur einfachen Tages- ordnung, worauf Marsoulan bitter ausrief: „Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß Sie 1900 den deutschen Kaiser mit großem Gepränge im Stadthause empfangen werden." (Boss. Ztg.) Großbritannien. * London, 21. Mai. (Telegramm.) Das schottische Parlamentsmitglied Mac Gregor verließ heute, indem es sich durch die jüngsten Antworten Harcourt's, welcher sich weigerte, eine cndgiltige Zusicherung bezüglich der Vorlage über die Unterstützung der schottischen Kleingüter zu machen, für unbefriedigt erklärte, das Haus unter Niederlegung seines Mandates. — Die „Morning Post" sagt: Selbst die Anhänger der Regierung glauben, daß die Regierung nicht viele Wochen mehr leben wird. Rußland. * Petersburg, 20. Mai. Die „Mosk. Wjed." versuchten eö wiederholt, nach franrösischem Muster das gemeinsame er folgreiche Vorgehen Rußlands und Frankreichs im Osten als eine Gewähr deS Friedens und der Sicherheit zu betonen mit dem Hinzufügen, diese Ziele habe sogar Deutsch land begriffen, denn wenn die Deutschen irgend welches Ränkespiel von Frankreich oder Rußland gefürchtet hätten, würden sie sich gehütet haben mit beiden gemeinsame Sache zu machen. Diese Darstellung der Sachlage ist bekanntlich falsch. Die anfänglichen Verhandlungen wegen des Eingreifens im fernen Osten fanden allein zwischen Rußland und Deutsch land statt, und erst als diese Verhandlungen zu greifbaren Ergebnissen gediehen waren, wurde Frankreich aufgefordert, beizutreten. Hier wird davon gesprochen, daß nicht allein für die Russen, sondern auch für Deutschland eine Kohle nstation im Osten vortheilhaft wäre. Man nennt die Insel Quel Part, südlich von Korea, hebt jedoch hervor, daß Deutschland derartige Wünsche nicht ausgesprochen hat. * Das Wachsthum der Bevölkerung in Russisch-Polen ist seit 1816 ein sehr bedeutendes gewesen; in diesem Jahre zählte Congrcßpolen nur 2 718 007 Einwohner, 1888 aber 8 255 088. Nach dem religiösen Bekenntniß gab eS 1888 6 222 175 Katholiken, 1 176 155 Israeliten, 448 286 Pro testanten, 404 228 russische Orthodoxe und russische Sectirer, 3444 Mennoniten, Mohamedaner rc. Im Allgemeinen entsprechen die römischen Katholiken den Polen, die Protestanten den Deutschen, obwohl es auch Ausnahmen giebt. Protestantisch sind z. B. die polnisch sprechenden Masuren, deren Zahl sich auf mehr als 20 000 belaufen mag; zur römisch-katholischen Kircke bekennen sich auch zahlreiche Deutsche. Besonders stark ist das deutsche Element in den westlichen Gouvernements Kalisch, Suwalki, Warschau, Plotzt und Petrikau vertreten. Hier wohnen un gefähr 400 000 Deutsche, während in den östlichen Bezirken etwa 45 000 Deutsche ansässig sind. Reindeutsche und überwiegend deutsche Ortschaften giebt es in Russisch- Polen ungefähr 300: außerdem bilden die Deutschen noch in etwa 120 anderen Orten r/» bis V» der Bevölkerung. Orient. * Bukarest, 21. Mai. (Telegramm.) Die Wahlen zum Generalrathe haben gestern begonnen. Die Opposition hielt sich fern. Sämmtliche conservative Listen drangen durch. Die Zahl der für die conservativen Candidaten abgegebenen Stimmen überstieg bedeutend die Majorität der eingeschriebenen Wähler. * Belgrad, 20. Mai. Wie verlautet, bat die Regierung in den letzten Tagen nach verschiedenen Richtungen Fühler auSgestreckt, damit sie erfahre, ob sich im Falle der Coupon kürzung die betreffenden Regierungen für die Gläubiger ernstlich einsetzen werden. Die übereinstimmende Antwort soll dahin gehen, daß ein ähnlicher Schritt schon deshalb nicht gleichgiltig ausgenommen würde, weil Serbien bei gutem Willen im Stande sei, seinen Verpflichtungen nachzukommen. — Sowohl die radikalen als die liberalen Fachmänner, die der Finanzminister in den neueingesetzten Finanz-Beirath berief, haben abgelehnt. * Belgrad, 2l. Mai. (Telegramm.) Die hiesigen Blätter widmen dem Grafen Kalnoky sympathische Nach ruf« und geben dem Wunsche Ausdruck, daß sein Nach folger, Graf Goluchowski, Serbien gegenüber die gleiche Politik befolgen werde. Die Gerüchte, nach denen der Finanzminister Popowitsch oder das ganze Cabinet ihre Demission eingereicht hätten, ist völlig unbegründet. ^V. Wien, 21. Mai. (Privattelegramm.) Die „Neue Freie Presse" meldet auS Sofia, der bulgarische Exarch theilte mit, daß die Bemühungen, die Ernennung noch einiger Bischöfe für Macedonien zu erlangen, aussichtslos seien. Die daraufbezüglichen Verhandlungen mit der Pforte blieben zwecklos. Asien * Peking, 21. Mai. (Telegramm.) Durch einen Erlaß des Kaisers von China sind gestern alle chinesischen Beamten, sowohl die militairischen als auch die Civil- beamten, mit dem Gouverneur an der Spitze von Formosa zurückberufen worden. * Vokohama, 21. Mai. (Telegramm.) Meldung des „Reuter'schen BureauS": Nach einem Telegramm aus Söul vom gestrigen Tage ist die Lage dort kritisch. Der Premier minister Kim Hong-Iip hak sein Amt niedergelegt. Der Minister deS Innern bat die Vertreter der fremden Mächte um ihre Unterstützung ersucht. — Die Residenz Taiwankun's, des Vaters deS Königs und früheren Regenten, welcher der Führer der Partei ist, die gegen Japan und gegen die Reformen ankämpft, wird von der Polizei scharf überwacht. " London, 21. Mai. (Telegramm.) Die Zeitung „Daily Telegraph" erfährt, daß der Mikado von Japan beabsichtige, Korea mit japanischen Truppen besetzt zu halten, bis eS in der Lage sei, seine Angelegenheiten selber zn verwalten, sein Heer auszubilden und seine Unabhängigkeit zu wahren. Auf die Halbinsel Liatong habe Japan ver zichtet, aber einem Drucke der Mächte bezüglich Koreas könne es nicht nachgeben. Afrika. * Vor einigen Tagen kam bekanntlich aus Tanger die Meldung, daß auf der nach Marrakesch führenden Straße wieder ein euro päischer Reisender, und zwar ein Franzose, überfallen worden sei. Die „Correspondencia" in Madrid meldet dagegen, daß der überfallene Reisende ein Deutscher Namens Tarx oder Marx sei, der als Vertreter einer Zuckerfabrik in Marokko reise. Nähere Nachrichten liegen noch nicht vor. * Oberstlieutenant Monteil, der aus Befehl der Re- gierung seine Expedition gegen Samory im schwarzen Erdtheil unterbrechen und den Heimweg antreten mußte, befindet sich gegen wärtig in Bordeaux. Er will sich dort noch etwa 14 Tage aufhalten, um eine im Kampfe mit den Schwarzen erhaltene Beinwunde zu pflegen, die ihn zwingt, an Krücken zu gehen. Das verletzte Bein ist jetzt gekrümmt und steif. Durch die „Agence Havas" läßt Monteil die Gerüchte dementiren, die über den Miß erfolg seiner Operationen verbreitet worden sind. Auch berichtigt er die Angabe, der Befehl der Regierung habe ihn 300 Kilometer landeinwärts erreicht, durch die Versicherung, es müsse 500 Kilo meter heißen. Unmittelbar bevor er den Befehl empfangen, habe er übrigens mit Samory selbst — nicht mit seinen Banden — Unterhandlungen angeknüpft, die zum Ziele geführt haben würden, wenn es ihm vergönnt gewesen wäre, den Feldzug fortzusetzen. Daß Mißerfolge mit Erfolgen abgcwechselt hätten, sei unter den schwierigen Umständen nur natürlich. Die Freunde Monteil's in der Pariser Presse beklagen mit ihm, daß er die Unterhandlungen abbrechen und dem Major Codrelier die Leitung der Operationen in dem Augenblick übertragen mußte, da er die beste Aussicht hatte, den Negerkönig zur Anerkennung des französischen Protectorats zu zwingen. Codrelier hat bekanntlich den Vormarsch auf Kong ein gestellt und nur in Kodiokofi und Satama zum Schutze der Elfen beinküste einige Truppen zurückgelasjen. Amerika. * Retv-Vork, 20. Mai. Der Kreuzer „Columbia" ist zur Theilnahme an den Kieler Festen von hier abgegangen. Militairisches. * Die „Post" theilt die Dienstordnung für die Melde reiter-Detachements mit. Wir heben daraus folgende Be stimmungen hervor: Die Meldereiter-Detachements haben die Aufgabe, für die höheren Commandostäbe und die Truppentheile der Infanterie Hilssorgane für Befehlsübermittelung und Meldewesen heran zubilden, welche — mit allen Verhältnissen bei der Infanterie ver- traut — dieser auch die Handhabe bieten sollen, sich jederzeit in Bezug aus Sicherung und Aufklärung zur Noth selber helfen zu können. Außerdem sollen die Meldereiter-Detachements die Cavallerie von der Gestellung der Stabswachen, wie auch möglichst von der Gestellung solcher Ordonnanzen entlasten, welche gemäß Felddienst- Ordnung 489,2 angesordert werden. Die Meldereiter-Detachements werden nach dem Ärmeecorps, zu welchem sie gehören, benannt, z. B.: „Meldereiter-Tet. des XV. Armeecorps". Sie führen diese Be zeichnung auf den Dienstsiegeln und Stempeln. Tie Gemeinen der Meldereiter-Detachements führen die Bezeichnung: „Meldereiter". Die Stärke jedes Meldereiter-Detachements beträgt: 1 Rittmeister und Tetachements-Chef, 1 Premier-, 2 Secondelieutenants, 1 Wachtmeister, 1 Vicewachtmeister, 4 Sergeanten, 6 Unterofficiere, 2 Capitulanten, 20 Gefreite, 74 Gemeine, 108 Pferde (ausschließlich Officierspferde). Das Meldereiter-Detachement wird einem Cavallerie-Regiment — in der Regel am Sitz des Generalcommandos oder eines Divisions- stabes — angegliedert und diesem in allen disciplinaren und öko nomischen Fragen unterstellt. Die Unterofficiere ergänzen sich durch Versetzung und Annahme von Capitulanten rc. Die Melde- reiter-Tetachementsbilden selbstständig recrutirendeTruppen- theile mit dreijährigerDienstzeit. FürdieMeldereiter-Detache- ments sind Recruten auszuwählen, welche mit der Wartung von Pferden vertraut, ihrem Berufe, sowie ihrer körperlichen und geistigen Be fähigung nach für den Dienst der Meldereiter besonders geeignet erscheinen, untadelhafte Führung, scharfes Sehvermögen, Kenntniß der deutschen Sprache und Fertigkeit im Lesen und Schreiben sind weitere Vorbedingungen. Einjährig-Freiwillige werden den Meldereiter-Detachements nicht überwiesen. Als Ziel der Friedensausbildung ist hinzustellen, daß jeder einzelne Melde- reiter sein Pferd unbedingt beherrscht, dasselbe sachgemäß — auch bei leichten Erkrankungen — behandelt, schneidig und dabei findig im Gelände reitet, sich mit und ohne Karte gut orientirt, richtig und schnell beobachtet und das von ihm Erkannte in kurzer und klarer Form an die richtige Persönlichkeit meldet. Hiernach erstreckt sich die Ausbildung der Meldereiter auf drei Hauptpunkte: 1) Körperliche und Reitausbildung des Mannes, 2) Dressur der Pferde, 3) theoretischer Unterricht und praktische Hebungen im Gelände. Für die körperliche Ausbildung wird betont, daß nur Werth auf die Einzelausbildung zu legen ist, alle Exercirbewegungen im geschlossenen Trupp dagegen in Fortfall kommen, nur die Marsch, colonne zu Zweien und zu Vieren ist zu üben. Von einer Aus- bildung mit der Lanze ist völlig abzusehen. Der theoretische Unterricht findet möglich täglich statt und zwar sowohl in der Caserne wie im Gelände. Die „Felddienst-Ordnung" bietet hierfür die Grundlage. Hand in Hand mit dem theoretischen Unterricht geht die praktische Ausbildung im Gelände. Diese zu steigern, sind Einzelaufträge und Dauerritte, sowie namentlich die nach den Anordnungen des General-Commandos zu regelnde häufige Theil- nähme an den Felddienst-Uebungen der Infanterie vorzugsweise geeignet. Mit Beginn der größeren Uebungen erfolgt die ständige Heber- Weisung der Meldereiter auf die Stäbe rc. AlS ungefährer Anhalt diene folgende Eintheiluug: Es erhält Generalkommando und Divi sion je 4 bez. 5, jeder Brigadestab 4, jedes Jnfanterie-Regiment 8 und jedes Jäger-Bataillon 2 Meldereiter. Im Abschnitt über daS Beurlaubtenverhältniß wird u. A. bestimmt, daß die Meldereiter in den Landwehrstammrollen und Standesnachweijen als solche besonders zu führen sind, und daß über die Verwendung des Beurlaubtenstandes der Meldereiter durch den Mobilmachungsplan besondere Bestimmungen ergehen. Unter den der Dienstordnung beigesügten besonderen Bestimmungen sind diejenigen über den Zusammentritt der Meldereiter-Detache- ments hervorzuheben. Danach erfolgt der Zusammentritt am 1. Juni 18S5. Lunft und Wissenschaft. * Ein werthvoller Fund, bestehend i» einer bemalten Tafel, ist soeben bei den Ausgrabungen der griechischen archäologischen Ge- sellschaft in ElensiS gemacht worden. Aus den bisherigen Unter suchungen geht hervor, daß dir Tafel die Darstellung einer Feier der Eleusinien giebt. Zu bemerken ist dabei, daß die ursprüng- lichen Farben, mit denen die einzelnen Figuren und Gegenstände bemalt worden sind, noch vortrefflich erhalte» sind. Man darf an- nehmen, daß eine genauere Untersuchung dieses überaus interessanten Fundes Aufklärung über die Art der Mysterienseier in Eleusis zu gewähren im Stande ist. * Jena, 20. Mai. Der Besuch unserer Universität ist in diesem Semester recht stark. Bis zum heutigen Tage beträgt die Zahl der immatriculirten Studireoden 725. Eine so hohe Zahl hat die thüringer Hochschule seit vielen Jahren nicht erreicht. Im Sommersemester des vorigen Jahres betrug der Bestand der Jm- matriculirten 674. Zu den 725 Immatriculirten kommen noch etwa 40 Hörer. * Böttingen, 20. Mai. Die Gesammtzahl der in diesem Semester hier immatriculirten Studenten beträgt 879 (gegen 807 im letzten Winter und 792 im Sommersemester 1894). Dazu kommt noch eine Reihe von Hospitanten. * Studium der Leprose. Im Juli dieses JahreS bezieht sich wiederuni im Aufträge der dänischen Regierung eine Commission unter Führung des vr. meä. Ehlers-Kopenhagen zum Studium der Lepra nach Island. An dieser werden die bekannten Island- forscher vr. meä. Karl Großmann-Liverpool und vr. meä. O. Cahn- Heim-Tresden theilnehmc», welche bereits im März dieses Jahres zum Besten eines in Reykjawik zu gründenden Hospitales für Leprose in Kopenhagen drei Vorträge gehalten haben. Man beab sichtigt diesmal, in noch gänzlich unbekannte Theile der Insel vor zudringen, um daselbst wissenschaftliche Forschungen anzuslellen. X-n. Der bisherige Privatdocent Vr. Gerhard Seeliger in München, der mit Beginn des Wintersemesters die ordentliche Pro- fessur für historische Hilfswissenschaften übernehmen wird» die, im Vorjahre neu begründet, seit dein Hinscheiden Professor Arndt's ver waist ist, übt seit dem Jahre 1887 seine akademische Lehrthätigkeit aus. Damals habilitirte er sich bei der philosophischen Facultät der Münchener Universität mit einer Arbeit: „Erzkanzler und Reichs- kanzleien. Ein Beitrag zur Geschichte des Deutschen Reiches", die er 1889 in erweiterter Form herausgab. Gleich dieser Arbeit und seiner 1885 erschienenen Erstlingsarbeit, einer verwaltungsgeschicht lichen Untersuchung über „das Deutsche Hosmeisteramt im späteren Mittelalter", erstrecken sich auch seine späteren Forschungen wesentlich auf die deutsche Verfassungsgeschichte des Mittel alters. Hierher gehört auch die 1893 erichienene Schrift über „die Capitularien der Carolinger." Sie knüpft an die Lehre an, die Voretius im Anschluß an seine Ausgabe der carolingischen Capitularien ausgestellt hat. Mch ihm zerfallen sie in drei Gruppen, in capitularia legibus aääeuäa, per se seribeuäa und in cspitulari» mis8orum. Die elfteren sollen gleich den Volksrechten von unbeschränkter Tauer sein und aus der Uebereinstimmung von Reichstag und Pro vinzialversammlung hervorgeben. Die anderen, vom König und seinen Großen ausgehend, sind wandelbar. Die dritten endlich, Vorschriften für die Königsbolen, sind nur für den einzelnen Fall berechnet. Seeliger hält diese Lehre für verfehlt und führt den Gegenbeweis. Er weist nach, daß König und Reichstag die alleinigen Schöpfer der Gesetze seien und die dreifache Geltungsdauer derselben nicht festgehalten werden könne. Gegenstand und Zeit seien viel mehr Ausflüsse des augenblicklichen Bedürfnisses. Gesetzgebung und Verwaltung sind in fränkischer Zeit nicht streng geschieden, Ueber- sichten über frühere und gleichzeitige Gesetze nicht vorhanden. Be rufung aus ältere findet daher selten statt. Der Inhalt der Capitularien ist äußerst mannigfaltig und Lurch eine Treitheilung nicht erschöpft. Eine Reihe weiterer Abhandlungen hat Seeliger in den „Mit theilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung", im „Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde" und an anderen Orten veröffentlicht. Sie betreffen u. A. „Ruprechts Register", die älteste Ordnung der deutschen Reichskanzlei 1494, Äammernotariat und archivalischen Nachlaß Heinrich's VII., die Registerführung am deutschen Königshof bis 1493; kleinere Arbeiten gelten dem Mainzer Drucker Franz Behem aus Meißen und den „Fabeln von der Begründung der schweizerischen Eidgenossenschaft". Seeliger's Vorlesungen in München behandelten die „Deutsche Ver- sassungsgeschichte von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart" und „Urkundrnlehre". Außerdem hielt er historische Uebungen ab. Professor Seeliger, der gegenwärtig im Alter von 3b Jahren steht, ist Oesterreicher von Geburt; er ist in Biala, an der Grenze von Oesterreichisch-Schlesien und Galizien, geboren. * Paris, 21. Mai. In der Akademie der Wissenschaften hielt gestern Marey eine äußerst warme Denkrede auf Professor Ludwig weiland in Leipzig. (Voss. Ztg.) Entscheidungen -es Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) V. Leipzig» 21. Mai. (Beschimpfung des — Klingel beutels, einer Einrichtung der katholischen Kirche.) Vom Landgericht Glatz ist am 20. Februar der Bauergutsbesitzer Karl Kl alte zu 3 Tagen Gefängniß verurtheilt worden, weil er in einer Gastwirthschast von dem „verfluchten Klingelbeutel" ge- sprachen hatte. — Auf seine Revision hob heute der 4. Straf senat des Reichsgerichts das Urtheil auf und verwies die Sache an das Landgerichts Neiße. Der Angeklagte hatte in der Haupt verhandlung geltend gemacht, er sei betrunken gewesen. Das Land gericht batte dem Eiuwande keine Beachtung geschenkt, weil der Angeklagte nicht habe behaupten können, daß er sinnlos betrunken gewesen sei. Das Reichsgericht war der Ansicht, daß der Einwand ungenügend gewürdigt und auf alle Fälle für die Frage, ob sich der Angeklagte der Tragweite der Aeußerung bewußt war, von Bedeutung gewesen sei. Nicht festgestellt sei, daß der Angeklagte sich auch bewußt war, daß er einen Gebrauch der Kirche mit seiner Aeußerung treffe. Zu erwägen wird auch noch die Frage sein, ob überhaupt eine Beschimpfung vorliegt. Lader, Sommerfrischen und Reisen. 8 Carl Stangen's Reise-Bureau, Berlin IV., Mohren- straße 10, giebt für die von ihm geplanten Nordlandfahrten auch Einzeln-Fahrscheinhefte aus, so daß cs den Reisenden freisteht, in den verschiedenen Orten beliebige Zeit zu verweilen, nur für die Touristen-Tampfer müssen die Fahrkarten auf einen bestimmten Tag ausgestellt sein. Jetzt sind auch die Programme für den Besuch des Nordostsee-Canals erschienen. Carl Stangen's Bureau hat für diesen Zweck Einrichtungen getroffen, welche die Beiwohnung an den Feierlichkeiten der Eröffnung des Canals ohne sehr großen Kostenaufwand nach Belieben entweder in Gesellschaft oder auch selbstständig und mit einem Couponheft, das alle Bequemlichkeiten garantirt, versehen, ermöglichen. Vermischtes. --- Berlin, 20. Mai. Der „Schülerkrieg" hat in Charlottenburg zu einem sehr bedauerlichen Vorfälle geführt. Hier sind es die Schüler deS Realgymnasiums in der Schillerstraße und die der Gemeindeschule in der Ioachims- thaler Straße, die seit langer Zeit in Fehde liegen. Prüge leien sind dabei an der Tagesordnung. Zur Partei der Realgymnasiasten gehörte auch der zehnjährige Sohn des Prof. Höring in Berlin, zur Partei der Gemeindeschüler der ebenso alte Theodor Eichler. Diese beiden Gegner trafen sich heute Morgen auf dem Wege nach der Schule. Der Gym nasiast wollte Wohl die Gelegenheit wahrnebmen, für früher erhaltene Schläge sich Genugthuung zu verschaffen. Er rief dem Eichler zu: „Du, jetzt kann ich Dich ja mal verhauen." Dabei soll er seinem Gegner auch einen leichten Hieb versetzt haben. Der Gemeindeschüler aber gerieth darüber in solche Wuth, daß er auf der Stelle ein Messer aus der Tasche zog und eS dem Gymnasiasten einen Zoll unter dem Herzen in den Leib stieß. Der Schwerverletzte, der einen starken Blut verlust erlitt, wurde in die Wohnung seiner Eltern getragen. Den jugendlichen Messerhelden überlieferte der Rector der Gemeindeschule der Charlottenburger Criminalpolizei. — Berlin, 20. Mai. In Zehlendorf ist am 18. d. M. die Frau Geh. Medicinalrath Lina Ehrenberg im 83. Lebensjahre gestorben, Wittwe des Naturforschers Ehren berg und Tochter des Generalauditeurs FricciuS, der in der Schlacht bei Leipzig als Führer der ostpreußischen Land wehr bei dem Sturm auf das Grimmaische Thor sich auS- zeicknete. Frau Ehrenberg wird hier auf dem alten Marien kirchhof neben dem Grabe ihres Gatten bestattet werden, dessen 100. Geburtstag am IS. April d. I. gefeiert wurde. ---- Schretbgelegenheit auf den Bahnhöfen. Den Nestau« rationS-Pächtern auf den Bahnhöfen der preußischen Staats- eisenbahnen ist vor Kurzem seitens der Eisenbahnverwaltung aufgegeben worden, dafür zu sorgen, daß sie den Reisenden jederzeit Schreibutensilien (Papier, Couverts, Feder und Tinte), sowie Freimarken, Postkarten rc. zur Verfügung stellen, gegen Zahlung von 10 für einen Briefbogen nebst Um schlag und Benutzung deS Schreibzeugs. Diese sehr dankenS- wertbe Bestimmung ist veranlaßt worden durch Klagen und Beschwerden darüber, daß die Reisenden, wenn sie unterwegs dringliche Meldungen absenden wollten, auf den meisten Bahnhöfen nicht einmal Postkarten, geschweige denn Schreib material erhalten konnten, und daher besonders bei nur kurzem Aufenthalt auf den Stationen ganz außer Stande waren, die beabsichtigten Mittheilungen zur Post zu geben. ---- BreSlau, 21. Mai. Der seit Jahresfrist flüchtige Lieutenant von Skrzebenki vom 14. Infanterie-Regiment in Metz, wurde auf Requisition dieses Regiments in Löwen berg, wo er unter dem Pseudonym „Hans de Borne" bei einer Theater-Gesellschaft thätig war, verhaftet. Der Flüchtige wurde dem Bezirks-Commando zu Lauban ein geliefert. (R. L.-A.) ---- Meuselwitz, 20. Mai. Hier findet vom 8.—17. Juni eine Ausstellung für Landwirthschaft undGewerbe statt. In Verbindung mit dieser Ausstellung ist für Sonnabend, den 15. Juni, eine Ausstellung von Hunden aller Rassen geplant, welche durch die äußerst günstige Lage der Stadt als Centralpunct verschiedener Eisenbahnen sich voraussichtlich einer regen Betheiligung erfreuen wird. Zahlreiche Ehren preise sind bereits gestiftet, und dürste allen Hundeliebhabern eine Betheiligung und Besuch der Ausstellung zu empfehlen sein. Programme und Anmeldeformulare sind durch daS Comitsmitglied Herrn Kaufmann Max Zipp in Meuselwitz zu beziehen. — Nürnberg, 19. Mai. Kaum daß die Nonnencala- mität überwunden ist, fallen abermals ausgedehnte Wal dungen Bayerns einem Massen-Raupenfraß zum Opfer. Der Schauplatz der Verheerungen ist diesmal hauptsächlich der bekannte Nürnberger Neichswald, der sich östlich von Nürnberg nach Norden und Süden hin ausdehnt und von den Bahnlinien nach Bayreuth, nach Amberg und nach Rcgensburg durchzogen ist. Die Fraßgebiete kennzeichnen sich durch die rothbraune Färbung, in welcher die Baumkronen dieser Bestände dem Auge erscheinen. Außer dem Reichswald sind vom Kiefernspanner noch bedroht die angrenzenden Wal dungen der Forstämter Schwabach, Allersberg, Heideck, Peters gemünd, sowie die dazwischen liegenden Gemeinde- und Privat waldungen, insbesondere das Gebiet des Freiherrn v. Faber. Das gesammte vom Kiefernspanner befallene Waldgebiet wird auf etwa 40 000 Hektar Staatswaldungen und 10 000 Hektar Privatwaldungen angegeben. Davon sind in den Staatswaldungen rund 5100 Hektar, von den Privatwaldungen rund 1600 Hektar völlig kahlgefressen, wovon voraussichtlich circa 4000 Hektar mit im Ganzen circa 600 000 Ster ein geschlagen werden müssen. DaS ganze Gebiet ist fast reiner Föhrenwald, auf Diluvialsand stockend. Dieser sandige und großentheils moorige Boden gestattet mit Ausnahme einer Beimischung der Fichte eine größere Variation in den Holz arten nicht. Von Nürnberg aus erreicht man das Haupt fraßgebiet am leichtesten von Station Dutzendteich aus, welchen Weg auch der Berichterstatter einschlug, als er, angeregt durch den traurigen Anblick, der sich vom Schmausenbuck auS ihm vorgestern bot, gestern einen großen Theil des Lorenzer WaldeS besichtigte. ----- Tolcbo, 21. Mai. (Telegramm.) Gestern Abend fand hier ein Erdbeben statt, durch welches das Gefängniß erheblich und mehrere Privalhäuser leicht beschädigt wurden. Schwächezustände. Herr vr. Laux in Oldenburg jchreibt: „Ich habe vr. Hommel's Hämatogen*) zuerst bei einem zweijährigen Kinde wegen hochgradiger Blutarmut und ihrer Folgeerscheinungen (Ohnmachtsanfüllcii, völlig darniederliegender Nahrungsaufnahme) angewandt. Ter (Srfolg befriedigte mich so sehr, daß ich nicht allein in diesem Falle mit Verordnung von Hämatogen sortsuhr, sondern bereits in circa sechs weiteren Fällen (Dyspepsia, Reconvalescenz nach Diphtherie, Masern, Scharlach) dasselbe angewandt habe. Stets hatte ich den gleichen befriedigenden Erfolg gehabt, den ich in erster Linie der mächtig appetitanregenden Wirkung Ihres Präparates zuschreibe." *) LoneentrirteS gereinigtes Hämoglobin. Hämoglobin ist die natürliche organische Eisen-Manganverbindung der Nahrungs mittel. Depots in allen Apotheken. Man verlange ausdrücklich „Vr. weck. Hommel's Hämatogen". sind die Klagen über Kopfschmerz und ebenso mannigfaltig die Art des Leidens. Ob der Schmerz drückend, reißend, bohrend, stechend oder ganz un bestimmt, bei ollen diesen Beschwerden hat sich das von den Farb werken in Höchst a. M. dargestellte, in den Apotheken aller Länder erhältliche Migränin, in richtiger Dosis-Gabe, zur rechten Zeit und in echter Beschaffenheit als rasch, sicher, angenehm und unschäd lich wirkendes Mittel bewährt. Aerztliches Recept, auf Migränin- Höchst lautend, schützt vor Fälschung. slenl-, l.ebiAiielüi-Mtei'- u. Ländern besorgt gut rill»» I»vII8vIIUkL und schnell das als streng reell und sehr leistungsfähig bekannte ^ katsntbursau Laost, lleiprix.
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