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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189505247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950524
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950524
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-24
- Monat1895-05
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.05.1895
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Bezugs-Preis d» der Hauptexpeditton oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlichst 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung i»S Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^l 6.—. Dirrcte tägliche Kreuzbandsendung inS Ausland: monatlich 7.50. Die Morgen-AuSgabe erscheinttäglichmit Aus- nähme nach Sonn- und Festtag,„ '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentag- 5 Uhr. Uedartion und Expedition: JohanneSgafse 8. tlpZger und TagMalt Filialen: Ltts Mcmm » Sortim. (Alfred Hahn). Universitätsstraße 1, LauiS Lösche, Aatharinenstr. 14, Part, und Sönigsplatz 7. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte/tzandelsUcschästsverkehr. Elnzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4ge- spalten) 50»z, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichntß. Tabellarischer und Zissernsatz nach höheren! Tarif. Ipxtra »Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesördernng »t 60.—, mit Postbesörderuug .al 70.-». Annahmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentags) Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^ 253. Freitag den 24. Mai 1895 89. IahrgaG Amtliche Bekanntmachungen. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1885. Die Sparcassen-Deputatton. Lismarcksahrt der Leipziger. VH. Die Hinfahrt. * Leipzig, 24. Mai. Nun liegt sie hinter uns, die langersehnte Huldigungs fahrt; über Erwarten glücklich ist sie verlaufen und hat allen Theilnehmern einen Schatz erhebender Erinnerung zurück- gelassen. Was der 23. März dein großen Einiger der deutschen Stämme ^ Leide gethan, die Leipziger Bismarckfahrer und alle ihre Mitbürger, die ihnen im Geiste folgten, haben es an ihrem Theile am 23. Mai gut zu machen versucht in FriedrichSruh durch Beweise treuer deutscher Dankbarkeit und festes Gelöbniß. Der erste Theil der Fahrt war, wenigstens für die In sasien des zweiten Extrazuges, der am wenigsten erfreuliche. Kurz vor Halle konnten aufmerksame Beobachter bemerken, daß eine Störung eingetreten sei. In Halle selbst stellte sich heraus, daß ein Wagen, der eine Beschädigung erlitten hatte, ausgewechselt werden mußte. Wodurch der Schaden ent standen war und welchen Umfang er angenommen, wird erst noch festgestellt werden muffen. Jedenfalls war er ebenso wenig, wie der durch ibn verursachte Aufenthalt geeignet, die festlicheStimmung der Zuginsaffen wesentlich zu beeinträchtigen. Erst als kurz vor Cöthen ein scharfer Ton, wie er beim Zer reißen einer Kette vernehmbar wird, eine abermalige Störung ankündigte, wurden da und dort einige besorgte Stimmen laut. Als sich aber herausstellte, daß auch diese Beschädigung keine gefahrdrohende war, kehrte die gehobene Stimmung rasch zurück und hielt auch vor, als die Auswechselung eines zweiten Wagens abermals einen längeren Aufenthalt nöthig machte. Nur konnte man vielfach die Bemerkung hören, daß, wenn einem mit Berlinern gefüllten Zuge auf einer sächsischen Staatsbahn binnen kurzer Frist zwei ähnliche Mißgeschicke widerfahren wären, ganz andere Aeußerungen des Unmutbes laut geworden sein würden. Mit diesen beiden Zwischenfällen war aber auch die Geduldsprobe der Insassen des zweiten Zuges zu Ende. Mußte auch in Magdeburg die verspätete Mittags pause abgekürzt werben, so erregte dies eher Befriedigung, als Murren, da die Hoffnung sich belebte, doch noch vor 10 Uhr nach Hamburg zu gelangen und den Commers bei Sagehiel nicht versäumen zu müssen. Diese Hoffnung wurde denn auch erfüllt; gegen 9^ Uhr traf der zweite Zug in Hamburg ein, das der erste mit ganz geringer Verspätung ohne Zwischenfall schon glücklich erreicht hatte. Der Commers bei Sagebiel. Hamburg, 22. Mai. Da infolge des verspäteten Eintreffens des zweiten Extra zuges aus Leipzig der Beginn des Commerscs in dem großen Saale des Sagebiel'scben Etablissements sich wesentlich ver zögerte, so gehörte besonders ans Seiten der Damen eine große Elasticität des Geistes dazu, um den nach ungefähr neunstündiger staubiger Eisenbahnfahrt folgenden Commers gut besucht werden und so fröhlich verlaufen zu lassen, wie er ihatsächlich von zehn Uhr bis nach Mitternacht verlief. Die langen Tafeln des riesigen Saales waren bald bis auf den letzten Platz besetzt, und außerdem standen noch alle Gänge voll, denn nicht nur die Leipziger Bismarckfahrer waren vollzählig erschienen, es war auch mancher sächsische LandSmann, der in der Hansastadt sein dauerndes Heim aufgeschlagen hat, ge kommen, um alte landsmannschastliche Beziehungen zu er neuern, mancher geborene Hamburger oder andere Nord deutsche auch, den mit dem einen oder andern der Leipziger Gäste freundschaftliche oder geschäftliche Beziehungen ver knüpften. Da gab'S so manche fröhliche Begrüßungen, so manches überraschende Wiedersehen und plötzliche Wieder- erkennen; von Abspannung und Müdigkeit war bei den Leipzigern niäits zu merken. Solche fröhliche Leute wünschen wir Hamburger uns hier recht oft! Die Leitung des Commerses lag in den Händen der Herren Oberlehrer Geyer und vr. HansVoigt. Letzterer führte in sehr gewandter Weise daS Präsidium und eröffnete den Commers — nach dem Vortrag einiger Musikstücke durch die unübertreffliche Capelle der 107er unter Leitung des Musildirectorö Herr« Walther— mit folgender Ansprache: Hochgeehrte Festgenossen! Leipziger BiSmarclsahrer und verehrte Freunde aus Hamburg! Im Namen und im Aufträge des Haupt- ausjchusses unserer Huldigungssahrt heiße ich Sie herzlich will kommen und eröffne hiermit die Vorfeier der Leipziger Huldigungsfahrt. In starker Zahl haben wir uns zusammen gefunden, und es ist wohl noch nicht vorgekommen, daß von einem einzigen städtischen Gemeinwesen, abgesehen von Hamburg, jo zahlreiche Verehrer des Fürsten Bismarck nach Friedrichsruh gewallsahrtet sind. Männer der verschiedensten Stände und Beruss- arten haben sich vereinigt mit einer großen Schaar Leipziger Frauen. Und wir wollen wünschen, daß Liese Berührng nicht ohne Folgen bleiben, daß wir Alle dieser Stunde auch fernerhin gedenken werben, wir wollen nicht einen Keil treiben lassen zwischen den Mittel stand und die oberen Zehntausend. Wir Alle fühlen uns eins in der Verehrung des Fürsten Bismarck. Und was ist es, was uns hierher geführt hat? Wir wollen ihm, dem Ehrenbürger unserer Stadt, unsere Huldigung darbringen, ihm, von dem mit so treffenden Worten gesagt worden: „Erst ver> spottet, dann befehdet, viel geschmäht in allen Landen, hat er dennoch hohen Muthes aufrecht stets und fest gestanden, dann gehaßt und dann gefürchtet, dann verehrt, geliebt, bewundert, also steht er, eine Säule, überragend sein Jahrhundert." — Und meine Damen und Herren, in dieser Verehrung sichten wir uns eins mit dem erlauchten Schirmherr» des deutschen Reiches, Kaiser Wilhelm II. Wohl Jeder erinnert sich des Ausathmens, das durch die deutschen Lande ging, als, einem großmüthigen Ent- schlusse folgend, Kaiser Wilhelm dem Baumeister des deutschen Reiches, dem Fürsten Bismarck zur Versöhnung die Hand reichte, und als nach dem Beschlüsse des Reichstags vom 23. März Kaiser Wilhelm jenes denkwürdige Wort sprach, das aus- drückle, was das Herz jedes Deutschen erfüllte angesichts des Majoritätsbeschlusses, dem Fürsten Bismarck den Geburtagsgruß zu verjagen. Neben unserem Kaiser aber gedenken wir nnseres Königs Albert, der mit Recht bezeichnet wird als Grundpfeiler und Eckstein des deutschen Reiches, der nicht nur einst im glorreichen Kriege an erster Stelle gestanden, sondern auch, als er den Thron der Väter bestiegen, es stets für seine erste Aufgabe gehalten, mitzuwirken an der Befestigung von Thron und Reich. Wir können darum nicht besser unsere Feier einleiten, als indem wir ein Hoch ausbringen auf diese beiden erlauchten Monarchen! Mit lautem Jubel stimmte die Festversammlung ein in das Hoch aus den deutschen Kaiser und den König von Sachsen, und stehend wurde darauf von allen Anwesenden unter Orchesterbegleitung die deutsche Nationalhymne ge sungen. Ein aus ca. 30 Herren bestehender Sängerchor krackte nunmehr in stimmungsvollem Vortrag MendelSsohn'S Lied „An die Deutschen in Lyon" zu Gehör. Dann ergriff Herr Oberlehrer Geyer das Wort zu . m;«n,-,rck-I Erscheinen verhindert sei, erschien dieser, mit Hockrufen und Bemerkungen an die ^ I einem Tusch begrüßt, im Saale. In seiner Vertretung hatte ^RErkunaen die notwendig geworden waren dEsI Cturmh'öfel eine Reibe von Pwgrammänd-rung-n d-e ans ^on.n.-n, die also lautete: Fürsten Bismarck bei dem geplanten Actus vo I Hochverehrte Fahrtgenossen! Als wir . , . ^Enoiiimen werben sollten. ^ I burtslaaSseier des Fürsten Bismarck begingen und ich im Hinblick .^rr G-° r "heilte der Versammlung m.t dast che Fabn des geliebten Mannes di- Hoffnung im Austrage des GesammlausfchMstS '' aussprach. Laß er auch zu uns kommen möchte nach der Stadt, in ^ sei um die nothlgen T or-1^,, Kauen einst auch so viel deutsches Blut für die deutsche Zukunft FriedrichSrub g-w ,,,,-ana am Himmelsabrtstage^ zu I ist, da erregte dieser Wunsch unermeßlichen Jubel, und wir bereitungen 1" rem , ,, r.g Fürsten BiSmarck, Herr I ' der festlichen Stunde entgegen, die ihn, den Einzigen, uns treffen. Der Schwiegerfoyn v . empfangen I Gingen sollte. Diese Stunde kam nicht. Wir wissen, warum. Die Last Gras zu Rantzau, vave ^ ^ben lassen,! der Jahre legte sich lähmend auch auf diese gewaltigsten Schwingen, und sich genaue Auskunft über alles ^ p v Fürsten I Aber das sind dieselben Jahre, die dem deutschen Volke die Schwingen dann aber unter HmweiS aus ras ick > der Dankbarkeit wachsen ließen, so daß es herbei eilt aus Süd und und Lessen Schvnuiigsbedursligtelt den > ywrd. aus Ost und West, um seinem größlen Kanzler den Zoll """ " - - ----- - - » - " w <- ve des perru, - . - t,arrul,rina,n. — W-,ch ein .-Rai,ii>i-I MI- -6 ni- aeivrochen daß außer Ver Redc d e - ^ ' seines Dankes darzubrmge». — Welch ein Echan,prel, nne es me Rvoieisor Wislicenus alle übrigen Ans, rach > ^ ^ ^,-^jchte einer Nation dagewese» ijt und schwerlich wieder .. sollten So schmerzlich dies auch lur.^Ijejn wird, daß alle Stamme eines Volkes zu ihrem Einiger pilgern sein n öae die nun auf die in Auöslcht gewe,ene I Dank zujanchzen! Und welch ein Schauspiel, wie Einzelnen sein mog^, ^ „^gebrachten spenden j Geschichte »och nie gezeigt hat noch zeigen wird, daß dieser hohe Ehre, dem verzichten > ^-wattige Mail» mit ungetrübter geistiger Frische einem jeden dieser nnl e.ner wohlgesetztcm R Ve u c ^hchendigerweise ^amme zu künden weiß, was ihm tiel das Herz bewegt, müßten, so sei den Berl,aun>jfen a, g.pe »je lieber-1 Da haben wir Leipziger auch nicht dahinten bleiben wollen; auch Rechnung zu tragen, und er, mcvn», ? Gesundheit l wir wollten dem Fürsten, so viel an uns ist, zeige», was eine zeuauna. Laß die Rücksichtnahme aus die .i, ., I wirkliche Volksvertretung ist. — Als wir heute über den des Fürsten Allen so am Herzen läge, casi Reocr o »gewaltigen Strom führe», in den die sinkende Abendsonne golden Wendigkeit der getroffenen Maßregel einsehen werde. ^ j istnabta'uchte, ist da nicht Manchem von uns Las in breitem Strome Und mir fiel dabei jenes Dichterwort ein: In schmalem Bett schlich unser Leben Verrinnend, wie ein Bach im Sand, Ta hast Tu, was gebrach, gegeben: De» Glauben an ein Vaterland. MN,...,»!., '..stimmende Ruse von allen Seiten des Saaleö dahinraiischciide Leben nnseres Bismarck vor die Seele getreten, wie Allgemein zuflim vom Abendsonneiischeiiie deutscher Daiikbarkeit vergoldet wird, ehe « K-i i>°d° -u- k'ch NN- sreunvlichstein Dank, abgelehnt. Bezüglich des Ei». psanaeS habe Graf Rantzau daun noch einig- -Heilungen g!geben, die dahin gingen, laß bei dem Rundgaiig , durch die Reihen der Huldigenden Je cr r st ^ I Ig, und nicht blos den Glauben an ein Vaterland, sondern doch Platze bleiben möge, daniil kein beangsiigent . ' . I eigentlich dieses Vaterland selbst. Ist nicht Bismarck es gewesen, Schieben entstände. Die Arrangements seien, wie o der die hundert Quellen, Bäche, Flüsse particularen Lebens bemerkte (und, wie jeder Theilnehmer heute erfahren yai, mn > ^aiiiiiicngesaßt hat zu jenem gewaltigen nationalen Strome, auf vollem Recht), derartig getroffen und der Raum zur uns- > unser deutsches Staatsschiff mit vollen Segeln einherfuhr? stelluna der einzelnen Gruppen so günstig, das jeder I u„d „och Eins. Ist es nicht wie ein Sinnbild, Laß der greise Einrelne fick versichert Hallen könne, daß er des Fürsten I Staatsmann sei» Heim, wo wir ihn aufjuchen dürfen, an dem nur ansicktia werden, sondern auch jedes Wort I breitesten Strome Teutschlands ausgejchlagen hat, der an deutscher i-G-m M, ,,be „erstehen werde Der Fürst wünsche, daß! Küste mündet? Darf der Pilot dieses Schiffes, muß er nicht immer d n ^ den, dieses Leuchtfeuer im Auge behalten, das vor Klippen und Ge äste ihm zugebachlen ^peud>.n bere ) y. . Kiiiterm I fuhren warnt? Nun, auf diesen Pharus am Meere des deutschen Empfang der Leipziger oder siuher aus den ^ . I Lebens lassen Sie uns unsere Gläser erheben am Vorabend des Herrenhause ausgestellt werden sollten, damit er si y » der uns Auge in Auge dem Größten aller Deutschen gegen- besichligen und, falls es ihm beliebe, in seiner Ansprache varau, > wird, und lassen sie, was unser Herz bewegt, ausklingen Bezug nehmen könne. „In vier Wochen", so äußerte sich Gras I ^ Msi Unser BiSmarck lebe hoch! Rantzau, „hat mein Schwiegervater zwanzig Deputationen I ^jcht enden wollten die Hochrufe, die den Saal durch- empsangen, da ist es zu begreifen, daß die einzelnen Empsange > und als sie endlich nach minutenlanger Dauer jetzt nicht zu lang ausgedehnt werden dürfen. Man muß Ru -» erhallt waren, erklang aus Aller Kehlen kraftvoll: „Deutsch- sichl auf die80 2abre nehmen." weshalb, so fuhr Herr Geyer sort, Deutschland über Alles." können also außer der des Herrn Pros. WiSlicenus keine I ^ch kurzer Weile ergriff Herr Chesredacteur vr. Küch- weiteren Ansprachen stattsuiden uud ^ie Depulationen bleiben I ^ Wort, um etwa das Folgende ausznsühren: blöder ^'eim frühstück an I 3«! Festeseicrn find wir Deutschen allezeit groß gewesen. Auf und Zustimmung.)^ ^Eie ' , , I wie vielen Festen hat man das deutsche Reich vor ieiner Wieder der fürstlichen ^asel lheilnehmenden Herren ist o I ^burt begeistert gefeiert und wie wenig haben doch alle diese Feste Hauptausschuß mit Genehmigung des Grasen Rantzau so I ^ Errichtung des heißersehnten Zieles beigelragen. Erst mußte der getroffen, daß thunlichst alle einzelnen Gruppen der BiSmarck- > große Mann kommen, zu dem wir pilgern, che die Begeisterung zur fahrer vertreten sind. Redner schloß mit der Aufforderung I Dhat wurde und die geeinte Nation aus den Trümniern der zu einem „Hurrah, daß die Huldigungssahrt glänzend, schön und I napoleonischen Herrschaft die deutsche Kaiserkrone auf König Wil- trefflich verlaufen möge", und „Hurrah!" und „Bravo!" erscholl l Helms greises Haupt drücken konnte. Und wieder folgten Feste auf es von allenSeiten zur Bestätigung, daßdieLeipziger, Männlein Feste. Alljährlich am Sedantage wurde begeistert der Recke gc- wie Weiblein, einig in dem Lunsche waren, an ihrem Theil wie,-n, der so Großes an uns gethan. Aber trotz dieser Feste und -in b-itraaen ru wollen rum besten Verlaus des iBegeisterung konnte ein Reichstag gewählt werden, der « s ^beitragen zu wollen zum vesien weitaus ocs Erretter aus elender Zersplitterung an seinem 80. Ge- LUsmara-Fesies. ^ ^ . .1 burtstage Tank und Glückwunsch verweigerte- Nun folgen wieder Ais Herr Dr. Voigt daraus dem Bedauern Ausdruck I ^ste auf Feste, um diese Schmach zu sühnen. Halb Deutschland gab, daß Herr Reichstagsabgeordneter Pros. Or. Hasse, der I pilgert zum Sachsenwalde, um seinem Bismarck zu sagen, daß die die Festrede des Abends übernommen hatte, am rechtzeitigen I große Mehrheit der Nation von heißem Tank erfüllt in seinem Lager 161 FeiriHetsn. Die Erbin von Äbbot-Cassle. Original-Roman von F. Klinck-Lütetsburg. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) Der alte Herr aber schien durch diese Antwort immer noch nicht befriedigt, sondern fuhr in seinen Fragen fort: „Wie beurtheilen Sie die Beweggründe, welche sie an daS Krankenlager des Grafen Saunders eilen ließen?" „Sie waren ihres großmüthigen Charakters würdig." Sir Lionel Connor schüttelte das Haupt. „Ich verurtheile sie. Sie folgte einer unwürdigen Liebe zu einem Elenden, wie ihre Mutter einer solchen gefolgt ist", sagte er finster. „Nein, Mylord, ihre Beweggründe waren anderer Natur, ich glaube sie ganz zu verstehen. O, wie sehr wünschte ich, daß Sie Ihre Enkelin ganz kennen lernen möchten. Nie gab es ein reineres Herz, me eine edlere Seele." Sir Lionel'S Augen leuchteten, aber er senkte die Lider herab, als wolle er den Freudenblitz in ihnen verbergen. „Sie sind ein warmer Anwalt, Sir", sagte er mit leiser, zitternder Stimme. Lord Ruthbert aber beschäftigte sich mit der Möglichkeit, ob nicht Mary nach Abbot-Castle gebracht werden könne. Der Gedanke an die erste Begegnung mit Sir Lionel mußte sie im Keime ersticken, wenigstens würde die äußerste Vorsicht bei der Durchführung einer solchen Absicht beobachtet werden müssen. Das junge, selbst so hilfsbedürftige Mädchen allein mit dem geisteskranken Mann war ein Gedanke, der ihm un erträglich war. Außerdem schien Sir Lionel nicht einmal eine Begegnung zu wünschen; nur am vorhergebenden Tage batte er den Wunsch, die Enkelin zu sehen, ausgesprochen, heute war er nicht wieder darauf zurückgekommen. „Es ist in diesem Falle nicht schwer, Anwalt zu sein. Das Gute vertheidigt sich selbst", entgegnete er auf die Worte de- alten Herrn. „Denkt sie gleich gut von Ikmen?" forschte dieser weiter. „Ich hoffe es, Mylord. Sie sieht in niir den treuen Freund und Beschützer." „Wollen Sie es bleiben?" „So lange Miß Connor meinem Schutze sich nicht ent zieht - ja." „Auf Manneswort?" „Auf Manneswort." „Und Sie denken daran, den Namen Connor rein zu waschen?" „Es wird mir eine Lebensaufgabe sein, dies furchtbare Geheimniß zu ergründen. Niemand soll das Recht haben, Miß Connor'S Namen nur mit einem Achselzucken auszu sprechen." Zwölftes Capitcl. Spät, nach Einbruch der Dunkelheit war Lord Ruthbert in das Wirthshaus im Dorfe zurückgekehrt, zu spät, um nock an eine Abreise für den Tag denken zu können, sie würbe zwecklos gewesen sein. Der Aufenthalt in dem kleinen, engen Raum dünkte ihn am heutigen Tage um Vieles erträglicher. Er fühlte sich durch die Zusammenkunft mit Sir Lionel Connor erleichtert, wenn er sich auch sagte, daß sie einen Theil seiner schönsten Träume und Hoffnungen in eine Gefahr gebracht. Wenn Mary Connor eine der reichsten Erbinnen des Landes war, so würde er auf lange Zeit hinaus nicht daran denken können, sein sehnsüchtiges Verlangen, sie an sein Herz zu ziehen, zu stillen. Sie würde ihm sogar in einem Falle in veränderten VermögenSverbältniffen, wie Sir Lionel sie angedeutet, un erreichbar bleiben müssen: wenn es ibm nicht gelang, den Schleier des unseligen Geheimnisses zu lüften, das sich ihr so verderblich erwiesen. Dennoch fühlte er sich befriedigt, er müßte nicht der selbst lose Charakter gewesen sein, welcher er war, wenn ihn nicht der Gedanke beglückt hätte, daß er für Mary der Ueber- bringer sehr guter glückbringender Nachrichten sein würde. Nicht nur daS Bewußtsein, daß sie reich und un abhängig sein würde, versetzte ihn in eine frohe Stimmung, mehr noch die Zuversicht, daß eS ihm gelingen werde, sie mit dem Manne auSzusöhnen, der vielleicht fehl gegangen war und nicht überall die rechten Mittel erwählt hatte, um seine Absichten burchzuführen, der aber doch die Seinen geliebt und durch die Entfremdung von ihnen schwer gelitten hatte. Die mit Sir Lionel Connor getroffenen Vereinbarungen gingen dahin, daß er Mary bewegen solle, dem Großvater zu schreiben. Von diesem Schreiben wollte derselbe eine Begegnung abhängig machen, das heißt eine vorübergehende. Der alte Herr wünschte nicht, daß die Enkelin früher oder später dauernd nach Abbot-Castle zurückkebren solle, da seine Uhr abgelausen sei und er die letzten Tage seines Lebens allein verbringen wolle. Lord Ruthbert sollte aber nicht seine Heimkehr beschleunigen, sondern diejenigen Schritte thun, die er für nothwendig erachtete, um eine Wiederaufnahme des gegen Mary Connor gerichteten Berfahrens herbeizuführen. Sir Lionel war nur schwer zu bewegen gewesen, seine Zustimmung zu einem solchen Vorgehen zu geben. Er versprach sich keinen Erfolg, und nur Lord Nuthbert's überzeugender Beredtsamkeit war es gelungen, einen Schimmer von Hoffnung in dem Herzen des alten Herrn zu erwecken, der dann allerdings übermächtig auf diesen wirkte und ihn gefährlich erregte. Harry Ruthbert hatte sich frübzeitig zum Schlafen nieder gelegt und war alsbald in einen träumerischen Zustand ge sunken, welcher nicht selten dem Schlaf vorherzugeben pflegt. Seine Seele beschäftigte sich noch immer mit Sir Lionel Connor und bangen und hoffnungsvollen Zweifeln, welche die wiederholte Begegnung mit dem alten Herrn in ihm geweckt. Er war selbst überzeugt, als er jetzt plötzlich den Namen „Sir Lionel Connor" anssprechen hörte, daß eine Sinnes täuschung ihn gefangen halte. „Ihr krieyt s bezahlt, Schuft von einem Kerl, so glaubt's doch nur!" tönte eS an Lord Ruthbert'S Ohr. „Ibr l-abt doch zum Mindesten einen Gaul im Stall, ich will ihn Euch bezahlen, wenn ich ihn zu Schanden reite." „Erst das Geld, Jim", entgegnete die Stimme des Wirthes m,t der ihm eigenen Bedächtigkeit. „Ibr kvnnt'S mir nicht verdenken. Wenn Sir Connor das Zeitliche segnen sollte wer bezahlt mir meinen Gaul, frage ich Euch? Erben ^t t?"*^ ""d wer soll's Herausrücken — etwa der Den Worten des Wirtbes folgte ein kurzes, höhnisches Auflachen In demselben Augenblick war Harry Ruthbert "" mit zitternden Hiinden nach -inrn Kleidern, wahrend draußen der Streit mit erhöhteren Stimmen fortgesetzt wurde, obwobl er den Inhalt nicht m-br n-'-o^ konnte. Nun wurde eS draußen still ein Zu enffernen. Lord Ruthbert riß daS Fenste/au^ ^ ^^ Jemand von Abbot-Castle?" ri-k l,' Das Roß wurde gezügelt e* hinaus Lionel Connor erkrankt?" „Ja, Sir." ^ir wollen in die Stadt oder wo sonst hin? So sprechen Sie doch, Mann", drängte Lord Ruthbert un geduldig. „Ich will den Doctor holen, aber was soll uns der Doctor allein. Sir Connor schreit nach dem Notar — es ist schreck lich anzuhören und der verfluchte Wirlh will seinen Gaul nicht bergeben." „Warten Sie einen Augenblick." Das Fenster schlug zu, Lord Ruthbert stand, wie sich be sinnend, er war in der Thal verwirrt. Wie eine Sturmsluth brachen die Gedanken und schlimmen Befürchtungen über ihn herein und raubten ihm vorübergehend die Kraft deö Handelns. Dock in der Thal — nur vorübergebend. Im nächsten Augenblick hatte er sich gefaßt und verließ sein Zimmer. Er eilte durch die Gaststube, an dem im höchsten Grade ver wunderten Wirth vorüber, ins Freie hinaus. Die Nacht war dunkel und sternenloS. Als Lord Nuth- bcrt hinaustrat, konnte er buchstäblich nicht die Hand vor den Augen sehen. „Wo sind Sie, Mann?" „Hier!" tönte es dicht neben ihm zurück. „Bitte, sprechen Sie, was ist auf Abbot-Castle geschehen? Sir Connor ist erkrankt und verlangt nach einem Arzte und einem Notar?" „Nur nach einem Notar, aber — verdammt will ich sein — wenn hier nicht ein Doctor mehr auörichten kann. Kriege ich keine Hilfe, so geht'S mit dem alten Herrn zu Ende. Ich hole den Doctor." „Wo wohnt der Notar?" fragte Lord Ruthbert. "Au der Stadt giebt's ein halbes Dutzend, Sire." „Reitet Ihr nicht in die Stadt?" „Gott soll mich behüten, den Doctor haben wir dichter bei, er wohnt keine halbe Stunde von hier." „So reitet zum Doctor, und sagt Sir Connor, daß der Rotar Nachkommen wurde, Lord Ruthbert werde ihn zur Stelle schaffen, habt Ibr gehört?" „Der Notar soll Zeugen mitbringen, Sir Lionel hat's ausdrücklich verlangt, er sagt, der Notar allein nütze nicht." „Vorwärts. Mann, besorgt den Doctor und vergeßt nicht, Sir Lionel mitzutheilen, waS ich Euch gesagt babe. Macht Eure Sache gut, eS soll Euer Schade nicht sein." „Wert s auSrichten, Sir, macht Ihr daS Andere." Der Reiter jagte davon in die dunkle Nackt hinaus. Lord Ruthbert kehrte in die Gaststube zurück. Am liebsten würde er selbst den ihm gewordenen Auftrag auSgerichtet
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