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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.05.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950525028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895052502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895052502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-25
- Monat1895-05
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3760 Deutsches Reich. <5 Berlin, 24. Mai. Der Abg. Möller-Dortmund hat bekanntlich beute zu Beginn der Sitzung sein Mandat nieder- grlegt. Der von der Wahlprüfungscommission gefaßte, aus Un- gittigkeit seine« Mandats lautende Beschluß steht zwar, so lange nicht über alle beanstandeten Puncte genaue Erhebungen ge pflogen sind, auf schwächsten Füßen. Richtig wäre e« daher gewesen, den Beschluß im Plenum des Reichstags nochmals zu beleuchten und womöglich rückgängig zu machen, jedenfalls aber nach dem Beispiel der anderen Parteien (Casselmann- Eisenach, Greiß-Köln, Meist-Remscheid, König-Witten u. s. w.) e« auf die Entscheidung im Plenum ankommen zu lassen. Nur mußte zu einer Aussprache darüber einige Heit gewährt sein. Das Präsidium hat aber schon durch die Placirung der Wahlprüsung an die letzte Stelle der heutigen Tages ordnung bewiesen, daß die Präsidialparteien weder eine Aus sprache wünschen, noch weniger sich belehren lasten, sondern daß sie lediglich ein nationalliberales Mandat cassiren wollten. Mindestens sollte ihnen dieses Vergnügen — erspart bleiben. * Berlin, 24. Mai. Der BundeSrath hat in seiner heutigen Sitzung dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der Personen des Soldatenstandes des Reichsheers und der kaiserlichen Marine von, Feldwebel abwärts, in der vom Reichstag beschlossenen Fassung, ferner dem Antrag der Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen, sowie für Handel und Verkehr, betreffend die Verwendung steuerfreien Branntweins zur Herstellung von Parfümerien, Kopf-, Mund- und Zahn wassern, dem Entwurf eines Regulativs über de» zollamtlichen Verschluß der die Elbe und ihre Nebenflüsse befahrenden Schiffe nebst AudführungSvorschriften und endlich einer Vorlage, betr. den ZollverwaltungSkosten-Etat für Preußen, die Zustim mung ertheilt De» zuständigen Ausschüssen überwiesen wurden der NcickstagSbeschluß zu der ReichshauöhaltS-Uebersicht für 1893/84, der Bericht der Reichsschuldencommission über die Verwaltung des Schuldenwesens des Norddeutschen Bundes bezw. des Reichs und der ihrer Beaufsichtigung unterstellte» Fonds u. s. w. und die Beschlüsse des LandeS- ausschusses zu dem Entwurf eines Gesetzes für Elsaß-Lothringen über die Sparkassen. Von dem Reichstagsbeschlusse zu dem Entwurf eines Tabaksteuergesetzes wurde Kenntniß genommen und außerdem über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt. Die Gesetzentwürfe, betr. die Eontrole deS NeichShauSbaltS, des Landest,anSbalts von Elsaß-Lothringen und des Haus halts der Schutzgebiete für das EtatSjahr 1894/95, über die Ausführung des mit Oesterreich-Ungarn abgeschlossenen Zoll- cartels, wegen Abänderung des Gesetzes vom 23. Mai 1873, betr. die Gründung und Verwaltung deS Reichsinvaliden- sonds, und wegen Abänderung des Gesetzes vom 1. Juli 1872, betr. die Gebühren und Kosten bei den Eonsulaten deS deutschen Reichs, werden zur Allerhöchsten Vollziehung vor- gelegt werden. * Berlin, 24. Mai. Daß der preußische Laodwirth- schastsminister auf den Besuch Westpreußens nur vier Tage verwendet und in dieser Zeit noch den Weichseldurchstich und andere vorwiegend mit Staatsgeldern ausgeführte Werke besichtigt, muß in den Kreisen der westpreußischen Agrarier zu sehr absprechenden Aeußerunzen Anlaß gegeben haben. Nur so ist eine Bekanntmachung zu versieben, die Herr von Puttkam er-Plauth in dem westpreußischen Blakte des Bundes der Landwirthe erläßt. Es heißt darin: „Ich bin der Meinung, Laß die Provinz dem Herrn Minister dafür Dank schuldet, daß er seine erste größere Dienstreise zu uns macht, und wir dürfen hoffen, daß nicht allein für Westpreußrn, sondern für die gesammte Landwirthschaft des Ostens aus dieser Reise erheblicher Nutzen sich ergeben wird. Eine abfällige Kritik der Ministerreise, noch ehe sie ersolgt ist und noch bevor man überhaupt weiß, wohin der Herr Minister gehen wird, öffent lich zu üben, das hatte ich für einen politischen Fehler ersten Range«. Durch solche Kundgebungen scheinen Diejenigen Recht zu behalten, die bis zum Ueberdruß versichern, daß es gewissen Kreisen nur daraus anlommt, die Unzufriedenheit zu vergrößern und derselben stets neue Nahrung zuzuführen. Daß die vier Tage, so weit wie möglich, dazu auegenutzt werden, dem Herrn Minister Gutes und Schlechtes. Verbessertes und der Verbesserung Be dürftiges zn zeigen, dafür bürgt die Führung unseres Herrn Ober- präsidcnten, der iu den wenigen Jahren seiner Amtsführung sich »ine umfassende Kenntniß der Provinz angreignrt Hot. Alles natürlich ist in vier Tagen nicht zu besichtigen, auch können wir schwerlich beanspruchen, daß der vielbeschäftigte Minister, der gerade jetzt mit schwerwiegenden Vorlagen im Interesse der Landwirthschaft beschäftigt ist (Spiritus, Zucker, Margarine), sich mehrere Wochen der Bereisung unserer Provinz widmen sollte. Daß in erster Linie diejenigen Werke besichtigt werden, die vorwiegend mit Staatsgeldern ausgeführt sind ... ist doch wohl selbstverständlich." Die „gewissen Kreise" werden wohl trotz dieser ver ständigen Ermahnung fortfahren, „die Unzufriedenheit zu vergrößern". — Im Reichstage ist heute noch das vierzehnte Ver zeichniß der eingegangenen Petitionen erschienen. In einer Reihe von Gesucken wird um die Ablehnung der Um sturzvorlage gebeten. Auch zur Branntweiusteuernovelle sind zahlreiche Gesuche eingelaufen. — Dem Reichstage ist der Bericht der Reichs schulden com Mission zugegangen. Aus ihm ergiebt sich, daß bis zum Ende deS EtatsjahreS 1893/94 anCrediten Dienstleistungen, welche sie selbst im Laufe der Zeit freiwillig «schnallen Richtungen hin im Nutzen deS Hausstandes aus gedehnt hatte. Auch eine andere Befürchtung MrS. Gray'S erwie« sich als eine grundlose. Lord Ruthbert hatte nur zwei Mal in einem Zeitraum von sechs Wochen von der ihm ertheilten Erlaubniß, nach Violet-Valley zu kommen, Gebrauch gemacht, und das war ackt Tage nach Sir Lionel's Begräbniß gewesen und dann noch einmal zwei Wochen später. Seitdem hatte er sich nicht wieder sehen lassen. Nur der alte Bob war einige Male in der Cottage gewesen, um von Miß Connor eine Antwort auf irgend eine brieflick an sie gerichtete An frage zu holen, dann lag daS alte Haus so still und ab geschieden wie nur je zuvor unter den beschneiten Bäumen, das zu betreten oder zu verlassen Niemand Veranlassung haben mochte. Für die Bewohner der Cottage war die Welt nicht vor handen und sie ahnten nicht, wie sehr die Welt sich mit ihnen beschäftigte. Man erinnerte sich in verschiedenen Kreisen nicht, daß jemals eine Neuigkeit eine gleiche oder ähnliche Sensation hervorgerufen batte, als die Nachricht von dem Tode deS alten Sir Lionel Connor, an welche sich zahl lose unglaubliche und doch verbürgte Mittheilungen knüpften. Was war die gegen Miß Mary Connor erhobene Anklage auf Mord, waS waren die zahlreichen Anschuldigungen ge wesen, mit welchen man dieselbe aufrecht zu erhalten ver sucht, im Vergleich zu der Möglichkeit, daß man in diesem Mädchen eines der reichsten des Lande» erblicken würde? Und dieses Mädchen lebte! Freilich mußte dieses Gerücht mit besonderer Vorsicht ausgenommen werden, mochte eS auch noch so beglaubigt erscheinen. ES klang Alles so wunderbar und doch waren die Thatsachen so leicht zu erklären. ES war wirklich im höchsten Grade interessant, Näheres über die seltsame Angelegenheit zu erfahren und man konnte sich kaum darüber wundern, daß «in Jeder danach fragte und etwas davon hören wollte. In Abbot-Castle hatte man bis wenige Tage vor dem Tode des alten Herrn nichts von dem Auf enthaltsort der Erbin gewußt, ja dieselbe, wie Alle eS gr- than, für todt gehalten. Auf dem zu dem Schlöffe gehörigen Kirchhofe hatte Sir Lionel Connor seiner todtgeglaubten Enkelin sogar «in prächtiges Denkmal errichten lasten, welches mit goldenen Lettern Mary Connor'S Geburt-- und Todestag verzelchnrte. Selbstverständlich würde die Erbin, welche ja auch als «ine große Schönheit bekannt geworden war und nebenbei — IS84 288 721,88 uk bewilligt Ware». Durch Veräußerung von Schuldverschreibungen waren davon bis zu demselben Zeitpunkte 1 816 389 546,43^ beschafft, so daß am I. April 1894 ein Gesammlcredit noch im Betrage von 137 879 175,45^ offen war. — Die Anfrage de- Abg. Rintelen, betreffend die Er- theilung deS katbolischen Religionsunterricht- in den Volksschulen, wird erst nach der Rückkcbr deS CultuSministerS aus Karlsbad im Abgeordnetenhaufe zur Verhandlung kommen. — Die Zölle und Verbrauchssteuern haben im ersten Monat deS neuen Rechnungsjahres 1895/96 (April 1895) im Ganzen 5,91 Millionen mehr erbracht, als im April 1894. Den Löwenantheil hieran haben die Zölle mit einem Mehr- ertrag von 5,19 Millionen. Die Zölle haben für 1894/95 rund 361,23 Millionen erbracht und sind für 1895/96 auf einen Ertrag von nur 347,61 Millionen, also um 13,62 Millionen niedriger veranschlagt. Da der erste Monat schon 5,19 Millionen mehr erbrachte, ist jedenfalls ein Vorsprung ge wonnen, der etwaige Rückschläge im Lause des Jahre- leichter zu überwinden gestattet. — Der Bericht der Commission des Reichstags zur Vor- berathung de- Antrages auf Kündigung deS argentinischen Handelsvertrages ist heute noch festgestellt worden. — In Berliner diplomatischen Kreisen verlautet, daß der griechische Ministerpräsident Delyannis die wegen Geldmangels auf gehobenen griechischen Gesandtschaften in Berlin, Paris und London zum Sommer neu besetzen werde. Herr RangabS ist für Berlin, Herr Nicolas Delyannis, Neffe deS Ministerpräsidenten, für Paris, Herr GcnnadioS für London bestimmt. — Der Reichstags.Präsidrnt Frhr. v. Buol-Berenberg vollendet am heutigen Tage (24. Mai) sein 51. Lebensjahr. — Das Mitglied des Herrenhauses Frhr. Rudolf Heinrich von Buddenbrock, Kammerherr und RechtSritter des Johanniterordens, ist gestorben. — Der bisherige OberverwaltungSgerichtsrakh Loh aus zu Berlin wurde zum Senatspräsideuten des Oberverwaltungsgerichts ernannt. * Schwerin, 24. Mai. Frau Bruhn, welche wegen deS bei dem Begräbnisse ihre- Kindes auf dem Kirchhofe zu Dassow gesprochenen Gebets von dem Polizeiamt in Strafe genommen war, wurde beute von dem Schöffengerichte zu GreveSmühlen freigesprochen. * Hamburg, 24. Mai. Der „Hamburger Börsenhalle" zufolge inspicirt der Reichskanzler am 4. und 5. Juni den Nordostsee-Canal. * Posen, 23. Mai. Dem „Geselligen" wird geschrieben: Ein Beispiel zur Deutschen Hetze liefert folgender Fall. Im December 1893 wurde bei der hiesigen Regierung eine Beschwerde über den deutschen Lehrer B. in KurSdorf ein gereicht, in welcher B. beschuldigt wurde, eine Magd Abends auf der Dorfslraße in unsittlicher Absicht überfallen zu haben, einen unkirchlichen Lebenswandel zu führen. Gebrauche der Kirche zu verspotten und die Zeit im Wirthsbause mit Bier trinken, Kartenspielen und Zotenreißen zu verthun. Nach einem eingehenden gerichtlichen Ermittelungsverfahren, in welchem alle vorgebrachten Beschuldigungen als ungegründet sich erwiesen, beschäftigte sich die hiesige Strafkammer mit dieser Angelegenheit. Die Magd wurde wegen verleumde rischer Beleidigung zu vier Monaten Gesängniß verurtheilt. Die Unterzeichner der Beschwerde, welchen der Schutz des tz. 193 des Strafgesetzbuches zugebilligt wurde, erhielten Geldstrafen, einer in Höhe von 100 die anderen von je 30 ^ Der zu 100 ^ Strafe verurtheilte Angeklagte ist der katholische OrtSpfarrer deutschen Namens und polnischer Gesinnung. * Hannover, 24. Mai. In der Wohnung des freisinnigen Nedacteurs Schoeler hat auf richterliche Anordnung eine Haussuchung und Beschlagnahme des Manuskripts und der Vorgefundenen Exemplare der Broschüre: „Mili tärische Schreckensbilder in Frirdenszeiten", Theil 2, „Ein Jahr Arbeitssoldat", stattgesunden. * Bad Ncundorf, 23. Mai. Zur Besichtigung der Domäne Rodenberg und der dortigen Einrichtung eines elektrischen Betriebes traf der Minister Frhr. v. Hammer stein-Loxten inBegleitung deSMioisterialdirectors vr.Michelli, sowie dreier Vortragender Räthe aus dem landwirthschaft- lichen Ministerium, des Herrn OberregierungSrathS Schönian auS Cassel und deS Prof. 0r. Budde gestern Morgen 9 Uhr auf dem hiesigen Bahnhof ein und fuhr von hier nach Domäne Rodenberg. Nachdem eine Besichtigung der vorhandenen Wasserkraft, sowie der Felder und der Gebäude stattgefunden hatte, wurde die Anlage eingehend besprochen. DaS Ergebniß der Verhandlungen war, daß der Minister seine Zustimmung zu der Ausführung deS elektrischen Betriebes gab, der die Beleuchtung, das Dreschen, das Pflügen und den Betrieb ver schiedener kleiner Maschinen besorgen soll: die Einrichtung wird auf Kosten des Fiscus gemacht. Die Vorarbeiten sollen sofort in Angriff genommen werden. * Vassel, 24. Mai. Die Reichstagsersatzwahl in Waldeck-Pyrmont ist auf den 9. Juli anberaumt. National- liberaler Candidat ist bekanntlich wieder vr. Böttcher. * Gstha, 2». Mai. Der Landtag beschloß, daß die Beiträge zur Kranken-, Unfall-, JnvaliditätS- und Feuer versicherung vom steuerbarem Einkommen abziehbar sein sollen. (M. Z.) * Mainz, 24. Mai. Die Dachdeckermeister lehnten die Forderung der ausständigen Gehilfen einstimmig ab. * Karlsruhe. 23. Mai. In Baden hat sich seit Juni 1894 eine evangelisch-sociale Landesvereinigung gebildet, die sociale Gedanken auf Grundlage deS christlichen Bewußtseins in weitere Kreise zu tragen beabsichtigt. Nach oben will sie solche Gedanken in die Kreise der Besitzenden und einflußreichen Beamten tragen, die noch zum Theil iu Gleickgiltigkeit, zum Theil ohne Verständniß und darum mit abweisender Haltung der von der arbeitenden Bevölkerung zur Hebung ihrer Lage und ihrer Geltung begonnenen socialen Bewegung gegenüberstehen; nach unten möchte sie Halt, Bil dung, Belehrung, nüchterne Besonnenheit, aber auch Hoffnung sowie innere und äußere Kräftigung bieten. Der Vereinigung gehören Vertreter aller Stände an, von den ca. 400 evan gelischen Geistlichen deS Landes jetzt schon über 100. * Kretburg t. v., 24. Mai. Graf von Caprivi ist gestern, der „Post" zufolge, zum Besuche seines früheren Ad- futanten v. Ebmeyer hier eingetroffen und reiste heute Vor mittag mit dem nach Frankfurt gehenden Schnellzuge weiter. Oesterreich - Ungar«. * Wien, 24. Mai. Der Kaiser empfing heute Nach mittag unter dem üblichen Ceremoniell den neuernannten russischen Botschafter Grafen Kapnist, welcher nach Ueberreichung seiner Creditive das Botschaftspersonal vorstellte. * Pest, 24. Mai. DaS Abgeordnetenhaus nahm heute drbattetoS den Gesetzentwurf, betreffend die provisorische Regelung der Handelsbeziehungen mit Spanien an. Der Präsident theilte sodann mit, daß das Haus heute seine letzte meritorische Sitzung abhalte und Anfang nächster Woche in die Sommerfrrirn eintreten werde. * Pest, 24. Mai. Der Justizausschuß deS Abgeordneten hauses nahm einstimmig die Vereinbarung des Uuterrichrsaus« jchusses an, nach welchem er dem vom Magnatenhause angenommenen Wortlaut des Gesetzentwurfs über die Recrption der Juden beislimmt. Ebenso stimmt er der Verfügung des MagnatenhausrS bezüglich deS nicht angenommenen Paragraphen 2 des Gesetzentwurfs über die freie Religion-Übung (Uebertritt zum Judrnthum) bei. Die Unterrichts- und Justizminister äußerten sich zustimmend. Frankreich. * Paris, 24. Mai. Der Kriegsminister und der Minister des Auswärtigen empfingen heute den Sin- daco von Magenta, Brocca, welcher eine Einladung zur Enthüllung des Mac Mahon - Denkmals überbrachte. Die Minister beschlossen, zu der Feier eine Deputation zu ent senden. * Paris, 24. Mai. Die Budgetcommission der De- putirtenkammer nahm heute mit 1? gegen 10 Stimmen einen Antrag Krantz an, in welchem als erforderlich hingeftellt wird, sofort neue Ersparnisse ausfindig zu machen, statt zu neuen Steuern zu greifen. Ferner wird ausgesprochen, daß man im Einvernehmen mit der Regierung Vorgehen wolle. Sodann wurde einstimmig ein Antrag Cavaignac angenommen, in welchem erklärt wird, obgleich die Commission entschlossen sei, alle für die LandeSvertheidigung noth- wendigen Opfer zu bringen, erachte sie eS dock für möglich, dem Kriegsminister die für 1896 verlangten Effectivbestände nur dann zu bewilligen, wenn die in dem ersteren Beschluß verlangten Ersparnisse realisirt werden. Belgien. * Brüssel, 24. Mai. In Erwiderung auf eine Anfrage, ob die Regierung geneigt sei, im Verein mit Deutschland Unterhandlungen über die Zuckerfrage aufzunehmen, er klärte der Finanzminister, er hoffe, daß demnächst eine Con- serenz zusammentreten werde, um sich mit dieser Frage zu beschäftigen. * Lhalerot, 25. Mai. (Telegramm.) Die seit dem 1. April er. ausständigen Glasarbeiter haben die Oefen wieder angezündet. Am 1. Juni er. soll die Arbeit allgemein wieder ausgenommen werden. Spanien. * Madrid, 24. Mai. In der Deputirteakammer bat ein Abgeordneter um Auskunft über einen im deutschen Reichstage eingebrachten Antrag auf Verdoppelung der Sätze des Zoll tarifs gegenüber den Ländern, welche keinen Handelsvertrag mit Deutschland haben. Der Fiuanzminister antwortete, der Antrag sei von privater Seite ausgrgangen. Großbritannien. * London, 25. Mai. (Telegramm.) Ein Memorandum, welches die Ansichten der großen Mehrheit der maßgebenden Lon doner Kaufleute uud Bankiers in Bezug auf die Gold währ u n g enthält, ist an den Schatzkanzler Harcourt gesandt worden. Zn den Unterzeichnern desselben gehören die Firmen: Frühling L Göschen, Hambro L Söhne, Kleinworth L Söhne, Gebr. Ralli und Schweden L Comp. Das Memorandum besteht auf der Nothweudigkeit, die Goldwährung beizubehalten. Es wie Lady Wilkie, die Dame, bei welcher Mary Connor gelebt und die nicht an eine Schuld ihrer Hausgenossin hatte glauben wollen, obwohl auch ihre Aussagen schwer belastend für dieselbe gewesen waren — vorziigliche Eigenschaften im geselligen Verkehr entwickelt haben sollte — nun auch noch eine glänzende Partie machen. Es würde sich schon ein Mann finden, der den Schatten, welcher ihren Namen verdunkelte, vor dem Glanz de- blendenden Goldes nicht sehen würde, und die Besprochene hatte alle Aussicht, noch eine- Tages in der vornehmen Welt eine Rolle zu spielen. Gegen diese letzteren Vermuthungen machten andere Stimmen sich geltend. Hier befand sich eine Lücke, welche die kühnsten Combinationen nicht auszufüllen vermochten, eS wurde sogar gesagt, daß der verstorbene Sir Lionel Connor letztwillig über die Hand seiner Enkelin ver fügt habe. Lord Harry Ruthbert war für die Ver waltung des unermeßlichen Vermögen- bestimmt. Er wies diese Nachricht sich als zutreffend, dann lag die Entwickelung dieser Angelegenheit ganz klar zu Tage. Lord Ruthbert'- Person wurde in den Vordergrund gerückt. Er war in den vornehmen geselligen Kreisen nur dem Namen nach bekannt, aber seine Familie war eine hochaugesehene gewesen, bevor einige Glieder die Stellung derselben gefährdet hatten. Er selbst sollte auf Ruthbert- Hall in der Nähe der MrS. Gray leben, welche Miß Connor bei sich ausgenommen batte. Diese und ähnliche Gerüchte durchschwirrten, unmittelbar, nachdem daS Testament des verstorbenen Sir Lionel Connor eröffnet worden war, die Luft. Daß sie znm Theil auf Wahrheit beruhten, konnte man bald in Erfahrung bringen. Lord Ruthbert wurde öffentlich in den Zeitungen als Der jenige genannt, den der verstorbene Sir Lionel für die Ver waltung des großen Vermögens seiner Enkelin bestimmt batte, obwohl diese in einem Alter war, das eine solche Vormundschaft als überflüssig erscheinen lasten konnte. Daß unter diesen Umständen die Ruhe von Violet-Valley nicht auf längere Zeit gewahrt bleiben konnte, war wohl selbstverständlich. Es gab Formalitäten zu erledigen, zu welchen Mary Connor'S Erscheinen unumgänglich nothwendig war. Harry Ruthbert batte sie nach Kräften geschont, jede Begegnung mit ihr würde ikm fortan die größte Pein bereiten. DaS waren gewiß Gründe, die ihn der Cottage so lange fern bleiben ließen, wie nur irgend möglich. Er sab sich ganz unerwartet in eine qualvolle Lage versetzt, die er vor der Testaments-Eröffnung nicht «inen Augenblick in Er wägung gezogen hatte, obwohl ein letztes Schreiben Sir Lionel's, daS er durch seinen Anwalt an ihn hatte richten lassen, ihm die Sorge für Mary Connor besonders dringend anS Herz legte. Er würde auch ohne dieses Schreiben ihr Beschützer geblieben sein und sie hätte ihn gewiß als solchen betrachtet — da- Testament wirkte nur zersetzend, nicht fördernd. Die Wiederbegegnung mit dem jungen Mädchen gestaltete sich ruhiger, als er selbst erwartet. Eine von beiden Seiten beobachtete Zurückhaltung, welche das Ergebniß reiflicher Ueberlegung war, die ernste Veranlassung des Zusammen treffens, die Wichtigkeit der zu besprechenden Angelegenheiten mußte die persönlichen Gefühle zurückvrängen. Nur ein einziges Mal wurde Mary von ihren Gefühlen über wältigt, als Harry Ruthbert ihr sagte, daß Sir Lionel Connor ihn mit der Verwaltung ihres Vermögens betraut und in dem Testament die Hoffnung ausgedrückt habe, daß sie in allen ernsten Fragen ihres Leben- ihn zu Rathe ziehen möge. Durch die Erfüllung dieser Hoffnung werde sie dem Verstorbenen am besten beweisen können, daß sie mit ihm versöhnt sei und nicht ferner in einem Groll verharre, der ihm daS Leben schwerer gemacht, als sie wohl gedacht. Harry Ruthbert glaubte sich deS schwersten Auftrages seines Lebens entledigt zu haben, als er denselben auSgerichtet. Während er gesprochen, hatte er Mary Connor nicht anzusehen gewagt. Nun aber schluchzte sie auf. „Oh, Lord Ruthbert, wie niedrig müssen Sie von mir denken! Wo finde ich Worte, Ihnen zu sagen, was ich in diesem Augenblick empfinde? Wenn irgend etwas in der Welt mich überzeugen könnte, daß ich Sir Lionel vollkommen falsch beurtheilt habe, so ist es seine liebevolle Fürsorge, mit welcher er mein Schicksal in die Hände eines MannrS legt, von dem ich weiß, daß er der beste, edelste Mensch von der Welt ist." Sie war vor ihm nirdergesunken und hatte ihren Kopf auf sein Knie gelegt. Harry Rutbbert aber saß starr und regungslos, sein Gesicht war geisterbleich und seine Augen blickten beinahe finster auf die Knieende. „Stehen Sie auf, Miß Connor", sagte er mit einer über mäßigen Anstrengung, indem er seinen Arm um ihren Leib schlang und sie emporhob, um sie an den von ihr verlassenen Platz zurückzugeleiten. Seme Stimme batte einen unnatürlichen rauhen Klang. ^,Jch danke Ihnen für da- Vertrauen, welche» Sie mir ent heb auert die wachsend« «gltatloa »» Gunsten b«S sogen« «kNkfi BimetalllsmuS und girbt der Hoffnung Ausdruck, daß die englische Regierung unbedingt ihre Unterstützung zu irgend welcher Aendrrung de- Geldsystrm« Englands verweigern würde. * Laudon, 24. Mai. Bei der Parlamentsersatz» Wahl in Croydon au Stelle de» konservativen Herbert, welcher Peer geworden ist, wurde der frübere Minister Ritchie (conservativ) gewählt. Ein Gegenkandidat war nicht aufgestellt. * London» 24. Mai. Di« Finanz-Bill wurde heute vom Unterhaus«, daS sich als Ausschuß coustituirt hatte, nach zweitägiger Debatte unverändert angenommen. Die beantragten Amendement- wurden mit großen Mehrheiten abgelehnt. * Portsmouth, 24. Mai. Schahatzada Khan, der Sohn de» Emir- von Afghanistan, landete hier heute Vor mittag, unter den Salutschüssen der Kriegsschiffe und der Batterien begrüßt und von den Spitzen der See-, Militair- und Civilbehörden empfangen. Darauf fand bei Southsea eine Truppenschau über 6000 Mann statt. Nach deren Be endigung frühstückte Schabatzada Khan im Regierungsgebäude und reiste dann mittels SonderzugeS nach London ab. * Kirkwall (Orkney-Inseln), 24. Mai. Prinz Heinrich von Preußen kam gestern inBegleitung mehrerer Officiere und deS deutschen ConsulS Cowper von dem deutschen Manöver-Geschwader hier an Land und besuchte die berühmten „Standing StoneS" von Slennis. Der Prinz wurde von der Bevölkerung ehrerbietigst begrüßt. Dicker Nebel hängt über den Inseln. Orient. * Athen» 24. Mai. Die Kammer wird am Montag ohne Thronrede eröffnet werden. — Unter den bevorstehenden De. förderungrn in der Armee wird sich auch di« des Kronprinzen zum DivisionS.General befinden. * Tost«, 24. Mai. Stambulow erschien vorgestern vor dem Untersuchungsrichter, von dem er aufgefordrrt war, sich über die Aussage des früheren Polizeipräfrcten RadoSlawow zu äußern. Derselbe war von dem ehemaligen Minister Zenow angeklagt, diesen widerrechtlich verhaftet zu haben und hätte RadoSlawow erklärt, daß er die Brrhastung Zenow's im Auftrag Stambulow's ausgeführt habe. Die Gegenüberstellung von RadoSlawow und Stambulow fand im Bureau des Polizeivräfectea statt. Stambulow gab zu, zahlreiche Personen inS Gesängniß geschickt zu haben, ver- sicherte jedoch, daß er bezüglich Zanow'S keinen derartigen Befehl ertheilt habe. * Nach einer Meldung der „Köln. Ztg." au- Sofia vom 24. Mai ist daS Verlangen Stambulow'» nach einem Paß zur Reise ins Ausland abermals abgeschlagen worden. Die Grenz. Polizei-Behörden sind angewiesen worden, Stambulow an dem Ueberschreiten der Grenze zu verhindern. Asien, * London, 24. Mai. Wie der „Pall Mall Gazette" aus Shanghai telegraphirt wird, ruft dort die Meldung große Aufregung hervor, daß die Russen Kirin in der Mandschurei besetzt und so den Rückzug eine- großen japanischen TruppentheileS abgeschnittea haben. Die volle Bedeutung der russischen Action sei noch nicht be kannt, doch werde befürchtet, dies könne der Beginn weiterer Complicationen sein. Nach Formosa gehen täglich be deutende Truppenkörper und Munition. (Wir machen hinter die Sensationsmeldung der „Pall Mall Gazette" «in großes Fragezeichen. D. Red.) Afrika. * Berlin, 24. Mai. Der Viceconsul Graf Marcus v. Pfeil, welcher im März von hier abreiste, um daS bis herige Wahlconsulat zu Lourenzo-Marqnes an der Dela- gaobai in ein Berufsconsulat umzuwandeln, ist nach brief lichen Mittheilungen auö Südafrika an seinem Bestimmungs orte eingetroffen und hat seine THLtigkeit dort begonnen. Zur Zeit der Eröffnungfeier für die Eisenbahn Lourenzo MarqueS nach Pretoria Mitte Juni wird also das Reich dort durch einen BerufSbeamten vertreten sein. Vor allem aber ist eS von Bedeutung, daß Deutschland jetzt, dadieSpannung zwischen den Engländern und Buren immer größer wird und ein neuer Streit um die südlich an da- Portugiesische angrenzendes Gebiete (Amatongaland) entstanden ist, au dem Anfangspunkte der Eisenbahn ein Berufsamt errichtet hat und so in klarer Weise zu erkennen giebt, daß eS an den Vorgängen ist Südostafrika größeren Antheil als früher nimmt und sich nach allen Richtungen hin auf dem Laufenden zu erhalten sucht. * Paris, 24. Mai. Nach einer Meldung au- Majunga wird General DucheSne demnächst aufbrechen, um zu der Brigade Matzin ger zu stoßen. Drei sakalavische Häupt linge haben dem General schnftlicb ihre demnächstige Unter stützung zugesagt. Die Beschaffung von Fahrzeugen für die Beförderung der Truppen zu Wasser schreitet rüstig vorwärts. Amerika. * New-Vark, 24. Mai. Ein Telegramm aus Colon meldet: Es verlautet, daß die französische Gesellschaft den Paaama-Taual an ein amerikanisches Syndtcat zu verkaufen suche. gegenbringeu und werde immerdar bemüht sein, mich desselben würdig zu zeigen." Sie sah erschreckt zu ihm auf. Wie ein eisiger Wind strich es über ihr volles, warmes Herz, daS von ihm so ganz erfüllt war, daß es für nichts mehr Raum hatte. Thranen drängten sich in ihre Augen, nur mit Müde vermochte sie dieselben zurückzuhalten. Aber dann war sie stiller und ruhiger al- zuvor. Nie wieder wollte sie ihm verrathen, WaS in ihrer Seele voraing. Sie war überzeugt, daß seine Gefühle für sie eine Veränderung erfahren hatten, und sie täuschte sich Wohl nicht darüber, wenn sie der Meinung war, daß Lord Ruthbert'- Zusammentreffen mit Sir Lionel die selbe bewirkt habe. Zwei Tage später kam Lord Ruthbert in Begleitung des Rechtsanwaltes Primrose, auf dessen Kommen Ersterer sie bereits vorbereitet hatte. Es war ein entsetzlicher Augen blick, als sie diesem Manne gegenüber stand, der einst in schlimmen Tagen ihre einzige Stütze gewesen war. Ihr Blick flog wie hilfesuchend zu Lord Ruthbert hinüber, eS lag ein Ausdruck in ihm, der auch auf einen ihr ganz fern stehenden Menschen eine große Wirkung auSgeubt haben würde, wie viel mehr aus ihn, dessen Herz von Liebe und Mitleid erfüllt war. „Miß Connor, beruhigen Sie sich", sagte er mit einem weichen milden Klang seiner Stimme, den sie in der letzten Zeit nie mehr an ihm wahrgenommen, indem er ihr näher trat. „Es giebt nichts in der Welt, da» Sie noch in Schrecken und Unruhe versetzen könnte, auch Mr. Primrose wird uns behilflich sein, die Steine hinwegzuräumen, welche Ihrem Glück noch hinderlich zu sein vermöchten." „Gestatten Sie mir, Ihnen Lord Ruthbert'» Worte zu bestätigen", sagte der Rechtsanwalt, welcher sich sogleich bereit gezeigt hatte, Alle» zu thun, was in seinen Kräften stand, die Sache seiner ehemaligen Clientin auf» Neue zu vertreten, nachdem er die Ueberzeugung gewonnen hatte, daß sie in der That ganz unschuldig war, entweder weil er Lord Ruthbert'» Schilderungen Glauben geschenkt, oder weil e« ihm ganz un möglich dünkte, daß ein junge», schöueS, liebeuSwürdigeS uud enorm reiches Mädchen wirklich sich soweit hatte verirre» können, wie Mary Connor grthan habe» sollte. (Fortsetzung folgt.)
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