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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950531013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895053101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895053101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-05
- Tag1895-05-31
- Monat1895-05
- Jahr1895
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Reklamen unter dem RedactionSstrich (4 ge spalten) 50 vor den Familiennachrichtea (6 gespalten) 40 Gröbere Schriften laut unserem Preis« verzrichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra «Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen. Ausgabe, ohne Poslbefvrdernna 60.—, mit Postbeförderung 70.-^. Älluahmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentags) Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige« find stets an die Expedition zu richten. Druck uud Verlag von E. Polz in Leipzig. 264. s« Freitag den 3l. Mai 1895. Für Gnnl 89. IahrganK kann dar Leipziger Tageblatt durch alle Postanstalten des deutschen Reicher und Oesterreich-Ungarns zum Preise ^ gliche Zeitungsspediteure, In Leipzig abannirt man siir 1 «s mit Bringcrlahn 2 ^ und nehmen zu diesen Preisen Bestellungen entgegen ,amm-e. - die Hauptexpedition: Johannesgasse », „ e die Filialen: Katharineristratze 14, Köuigsplatz V und Unrversrt s v sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arridtstraste 35 Herr L. 0. Littet, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraße 1 Herr ^Iieoä. keter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr kerm. Ne88ke, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Straße (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr Otto LranL, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraße 15 Herr Lssuarä üetLer, Colonialwaarenhandlung, Marfchnerstraße 0 Herr kriul 8ellre1der, Drogengeschäft, Nüruberger Straße 45 Herr Ll. L. Aldreeiit, Colonialwaarenhandlung, ^ . , Zeitzer Straße 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlung, ^ 8oüett. Eisenbahnstraße 1, in Anger-Crottendorf Herr Lodert Oreiner, Zweinaundorfer Strafe 18, rn Neustadt Herr Straße 7 a, ° C°,.n-Witz Frau klselier, H-rmannstraße SS. 1. Etage, - Pl-gw.« Herr A. «rut/m.u.n. . - Eutritzsch Herr ködert Alliier, Buchhandlung. D-litzscher Straße S, - Reudnch Herr Mü§„acichäft, Leipziger Straße 6 . Gohlis Herr Kob. Litner, Buchhandlung. Lindenthaler Straße s. - . - "b^:.graste - Lmdena« Herr .ril,. klust»er, Augusteustraße IS. - Thonberg Herr L. kulltni», Rerpeuyamer slr°s° bs. in Volkmarsdorf Herr 0. 4. Laumrmn, Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.) Peterskirchhof ^ Herr Blasen, Colonialwaarenhandlung, ÜiaÄttch-G-sst « H°" ^rlestr.' klseker, Colomalwaar-,,Handlung «-»«Ldter Steinweg L Herr 0. kuxeimnnn. E° °n,°lwaar-nhandlung. SMiNensttatze S Herr stnl. 8«UU,nl.»en. Celan,alwaarenhandlung. öerr L vlttrleli, Cigarrenhandlung, Mstrahe »2 <Eck-Berliner Straße) Herr t>. Velins. Colonialwaarenhandlung, Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. DaS 15. Stück des diesjährigen Reichsgesetzblattes ist bei uns eingegangen und wird bis zum 22. Juni d. I«. aus dem RatbhauSsaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe rntbält: Nr. 2227. Gesetz, betreffend die Feststellung eine- Nachtrags znm Reichshaushalts.Etat für das Etatsjahr 1895/96. Born 15. Mai 1895. Nr. 2228. Bekanntmachung, betreffend die Ausführung de- Gesetze- über die Prüfung der Läufe und Verschlüsse der Hand« feuerwaffen vom 19. Mai 1891. Vom 8. Mai 1895. Leipzig, den 27. Mai 1895. Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir be. schlossen, die Baufluchtlinien der Nonnen-Straße in Leipzig-Plagwitz zwischen Jahn- und Karl-Heine-Straße im Anschluß an die zur Zeit bereits thatsächlich eingehattenen Baufluchtlinien nach Maßgabe des „„ 1. V. 7159 ZU-7078 ^rulegen. Der Plan liegt bei unserer Tiefbau-Verwaltung (Rathhaus, 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 23) vier Wochen lang, vom Ablause des Tages nach der Ausgabe der diese Bekanntmachung enthaltenden Amtsbläner an gerechnet, zu Jedermanns Einsicht aus. Widersprüche gegen den Plan sind innerhalb dieser Frist schrift- lich bei uns anzubringen. Nach Ablauf der Frist eingebrachte Widersprüche werden als veriäumt betrachtet und haben keinen Anspruch auf Berücksichtigung. Leipzig, den 27. Mai 1895. Ie. 2344 790 Der Rath -er Stadt Leipzig. vr. Georgi. Bis. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir be- schlossen, die Baufluchtlinie der Zschocher'schcn Straffe in Leipzig- Plagwitz auf der Strecke zwischen Carl-Heine« und Markranstädtcr Straße im Anschluß an die zur Zeit bereits thatsächlich eingebaltencn D V 7760 Baufluchtlinien nach Maßgabe des Planes jjH 7077 k-stzulegen. Der Plan liegt bei unserer Tiesbau-Berwaltung (Rathhaus, 2. Stock werk, Zimmer Nr. 23) vier Wochen lang, vom Ablauf des Tages nach der Ausgabe der diese Bekanntmachung enthaltenden Amts- blätter an gerechnet, zu Jedermanns Einsicht aus. Widersprüche gegen den Plan sind innerhalb dieser Frist schrift lich bei unS anzubringen. Nach Ablauf der Frist eingebrachte Widersprüche werden als versäumt betrachtet und haben keinen An- spruch auf Berücksichtigung. Leipzig, den 27. Mai 1895. 2345. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 791. vr. Georgi. Bis. Bekanntmachung Die Herstellung von ca. 250 lfd. Meter Hiniptschlcnse von 40 cm im Lichten weiten Thonrohren in der Stötteritzcr Straffe in L.-Reureuduitz, von der Mühlstraße bis zur Marienstraße in L.-Thonbera, soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Zeichnung für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Berwaltung, Ra.thhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Ztr. 23 auS und können dort Angesehen oder gegen Entrichtung von 50 -H, die auch in Briefmarken eingelendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schleuse in der Stötteritzcr Straffe" versehen in dem obeiibezeichneten Geschäftszimmer bis zum 6. Juni dieses Jahres, 5 Uhr Nachmittags tinzureichen. Der Rath behält sich daS Recht vor, sämmtliche Angebote ab- zulehnen. Leipzig, den 28. Mai 1895. Des RathcS der Stadt Leipzig Io. 2368. Straffenbaudeputatio». Bekanntmachung. Die Herstellung von ca. 255 lfd. Meter Haupischlkuse von 40 cm im Lichten weiten Tbonrobren in der Allee-Straffe und der Straße auf der östlichen Seite des Marktplatzes in L.-Neu- stadt soll an einen Unternehmer veidüngen werden. Die Bedingungen und Zeichnung für diese Arbeiten liegen in unserer Tiesbau-Berwaltung, RathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 aus und können dort eingejehen oder gegen Entrichtung von 50 die auch in Briesmarken eingesendet werden können, ent nommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Tchlcusenbau in Letpzig-Rcustadt" versehen in dem oben bezeichneten Geschäftszimmer bis zum 6. Juni d. IS. 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 28. Mai 1895. De« Rathe« der Stadt Leipzig Io. 2369. Stratzenbaudeputation. Oie städtische Sparkasse beleiht Wrrthpapicre unter günstigen Bedingungen. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir be- schlossen, für die den Herren Theodor Schwarz und Willy von Lim,„ermann hier gehörige Parcelle Nr. 365 des Flurbuchs für Leipzig-Gohli- die Slraßcnfluchtlinien nach Maßgabe des Planes L. kt. ä.. 7037 sestzulegen. Der Plan liegt bei unserer Tiesbau-Berwaltung (Rathhaus 2. Stockwerk Zimmer Nr. 23) vier Wochen lang, vom Ablaufe des Tages nach der Ausgabe der diese Bekanntmachung enthaltenden Amtsblätter an gerechnet, zn Jedermanns Einsicht au«. Widersprüche gegen den Plan sind innerhalb dieser Frist schrift. sich bei uns anzubringen. Nach Ablauf der Frist eingebrachte Widersprüche werden als versäumt betrachtet und haben keinen Anspruch aus Berücksichtigung. Leipzig, den 27. Mai 1895. . Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 789 vr. Georgi. Bt». Aufruf. Am Mittwoch, den 15. d. M. Abend- in der 7. Stunde sind in dem Weißwaarengeschäfte von Robert Weniger hier, Hohrstraße 48, zwei Kindrrschürzen entwendet worden. Der Verdacht richtet sich g-gen ein zur bezeichneten Zeit in dem Laden als Käufer anwesendes Ehepaar, welches dabei von anderen als Käufer anwesenden Personen beobachtet worden sein soll. An Letztgenannte ergeht hiermit da- Ersuchen, von Dem, waS sie etwa von vem bezeichneten Vorfälle bemerkt haben, ungesäumt der Unterzeichneten Stelle Mittheilnng zu machen. Königliche Staatsanwaltschaft Leipzig. Der Amtsanwalt I. A.: Löwe, Res. Nbt. Erneuert wird die unterm 14. Juni vorigen Jahres erlassene Bekanntmachung, den Schlaffer Karl Bernhard Andrich auS Niederlößnitz betreffend, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 15. Mai !895. Der Rath Ser Stadt Leipzig. Armenamt, Abth. LI. tOL.II.362o. Hentschel. Röber. Bekanntmachung. Infolge Neuconstituirung besteht der Borstand der unterzeich, neten Ortskrankencasse auS folgenden Herren: 1) Vr. Willmar Schwabe, Leipzig, Querstraße 5, als Bor- sitzenden, 2) dem Unterzeichneten, Leipzig, Nordstraße 26, IV., als stell- vertr. Vorsitzenden, 3) Max Arthur Michel, L.-Volkmarsdorf, Kirchstraße 31, als Schriftführer, 4) Paul Felix Ulrich, Leipzig, Körnerstraffe 22, Hof I., als stellvertr. Schriftführer, b) Julius Gustav Hermann Blüthner, i. F. Otto Meißner L Eo., Leipzig, Nicolaistraße 3. 6) Eugen Grimm, t. Fa. H. Sperling, Leipzig, Täubchen weg 3. 7) Julius Mäser, L.-Reudnitz, Senefelderstraße 6, 8) Richard Schultz, Leipzig, Mozartstraße 13, 9) William Steinmetz, i. Fa. Täschner L To., Leipzig, Thomaskirchhof 12. 10) Franz Robert Blei, L -Neuschönefeld, Tlarastr. 28. 11) Earl August Johann Buhl, Leipzig, Glockenstr. 15, III., 12) Carl Friedrich Burkhardt, L.-Reudnitz, Brommestr.8.IV., 13) HermannO-waldFrenzel,L.-Lindenau,GundorirrStr.19, 14) Ebregott Heinrich Haserkorn, L.-Bolkmarsdorf,Nataiien- § LT* 3 N straße 22, 15) Ernst August Friedrich Garibaldi Gustav Hohn, Stünz, Grenzftr. 1,11.. 16) Woldemar Ferdinand Hugo Herling, Leipzig, Arndt- straße 38, IV., 17) Friedrich Wilhelm Nitschke, L.«Reudnitz, Berastr. 15, 18) Gustav Wilhelm Radünzel, Leipzig, Bayerische Str. 34. Die Ortskrankencasse fungirt für ihren Tassenbezirk als Organ der Invalidität-» und Altersversicherung für das reich Sachsen. Las Bureau befindet sich Leipzig, Nicolaikirchbos 2. Bevollmächtigter und Bureauvorstrher: Herr Berwaltungs-Dirrctor TlrmrnS Uhlmonn. Leipzig, am 30. Mai 1895. Die Ortskrankencasse sür Leipzig und Umgegend Albert Conrad, stellvertr. Vorsivender. tönig- Verstcherung gegen Arbeitslosigkeit. L Der Fall der Umsturzvorlage hat in den Kreisen, die trotz aller schillernden Verheißungen der Socialdemokratie unsere Staats- und Gesellschaftsordnung in ihren Grund lagen, ihrem Aufbau und hauptsächlichster! Wirthschafls- principien für die zuverlässigste Trägerin alles menschlichen Culturfortschritles halten, ein beunruhigende« Gefühl der Leere rurückgelassen. das Gefühl, da- der moderne Staat mit seinen Mitteln, sich der Socialdemokratie zu erwehren, am Ende angelangt sei. Dies um so mehr, als sich die Hüter der gegenwärtigen staatlichen Ordnung in Parteien gespalten zeigen, von denen Angesicht« der sie trennenden, grundsätzlich verschiedenen politischen Anschauungen eine Einigung über die Wahl der Milte! zur Bekämpfung des gemeinsamen Feindes im Allgemeinen nicht sich erboffen läßt. Wir sehen trotzdem die Niederhaltung der Gefahr für gewiß an, aber nur dann, wenn der Staat den Willen und die Kraft zeigt, in den Babnen zur Hebung der wirtbschaftlicben Lage des vierten Standes fortzufchreilen. Denn die Znrück- drangung der staatsfeindlichen Strömungen mit äußeren Machtmitteln, mögen sie in Ausnahmegesetzen oder einer Verschärfung des gemeinen Strafrechtes ihren gesetzgeberischen Ausdruck finden, dürfen immer nur auf einen beschränkten Erfolg rechnen. Ebensowenig verspricht der von anderer Seite empfoblene „Kampf mit geistigen Waffen" allein oder auch in Verbindung mit Repressivmaßregeln einen nennens- wertben Erfolg. Wenn auch die Wahrheit der Feind deS Jrrthums ist, so lehrt doch die Geschichte hinreichend, daß die Aufklärung allein sich häufig nicht als taugliches Mittel zur Verhütung politischer Explosionen erwiesen hat, auS dem einfachen Grunde, weil eS gerade daS Wesen des Fanatis mus ausmacht, daß er sich Vernunftgründen unzugänglich erweist. UeberdieS entbehren gerade die Volkskreise, die der Socialdemokratie anbeimgesallen sind oder ihr anheimzufallen droben, zum überwiegenden Tbeile derjenigen geistigen DiSciplin und logischen Schulung, die allein der besseren Be lehrung den Erfolg gewäbrleistet. Im Kampfe gegen einen Bebel hat sich der Angriff nicht dahin zu richten, wo die Symptome und äußeren Krankheitserscheinungen hervortreten, sondern dortkin, wo die Wurzeln seiner Existenzbedingungen und seiner Ausdeh- nungskraft liegen. Diese liegen bei der Socialdrmokratie aber weniger auf politischem als auf specisisch socialem Gebiete. Hier fließen die Quellen einer Unzufriedenheit, die der Social- demokratie den Boden bereiten und befruchten. Diese Quelle zu verstopfen, halten wir für das zweckdienlichste Kampf mittel, wie denn auch in den letzten Jahren das Problem der wirthschaftlichen Hebung deS Arbeiterstandes, seine thun lichste Sicherung vor Noth und Entbehrungen die besten Geister unserer Zeit mit einer noch nicht dagewesenen Nach- Halligkeit beschäftigt. Wir haben hier, nachdem der Versuch de« Staates, den Arbeiter gegen die Noth als Folge von Krankheit, Alter und Unfall zu schützen, im Wesentlichen als geglückt betrachtet werden kann, die Versickerung gegen Arbeitslosigkeit im Auge. Der Gedanke ist nicht neu und durch die tbatsäckiichen Ver hältnisse, wie sie sich nun einmal namentlich durch die Ent wickelung unserer Industrie herausgrbildet haben, eigentlich von selbst gegeben. Die nie zu einem Stillstand kommenden geschäftlichen Eonjuncturen haben zur notbwendigen Folge, daß die Industrie ,n nicht rastender Aus- und Abbeweguna Arbeiter anzieht und abstößt und dadurch in Zeiten des lttiedergangeS namentlich in den großen Städten und Jn- dustriecentren ein Heer von Arbeitslosen der Nolh und der öffentlichen Armenpflege und Wohlthätigkeit überläßt. ^ ^on die Schweiz, insbesondere die b-n -lLeg gewiesen auf welchem diesem Uebel durch staatliche Maßnahmen gesteuert werden kann. Man hat dort bereits im Frühjahr ,893 eine in den Oraa- -ingefügte und den städti- losiakeft unterstellte Versicherungsanstalt gegen Arbeit«- ^ "k!cht-l. die nach dem von ihr berauSqeaebenen GeschafrSbericht für das Jahr bis zum April 1894 die Probe auf ,bre praktische Durchführbarkeit in ermuthiaender Weise nackwÄ?^' ^rsicherungScasse ist mit einem Arbeit«- ».-^^'!"L''S..^s-tzt....ein- Einrichtung, die auf rung nicht arbeitsscheuen Individuen, sondern nur unver schuldet in Arbeitslosigkeit Geratenen zu Gute kommt, auf der anderen Seite die Versicherungsanstalt in sehr erheblicher Weise entlastet, weil, wer Arbeit erkält, der Unterstützung nicht bedarf. Die erforderlichen Capitalien wurden durch monat liche Beiträge der versicherten Arbeiter in Höbe von 40 Cen times. durch Beiträge der Arbeitgeber, durch freiwillige Gaben von Privaten und Zuschüsse der Gemeinde aufgebracht. Die Unterstützung wirb nur in den Monaten December, Januar und Februar gewäbrt, als denjenigen Monaten, in denen die Arbeitslosigkeit alljährlich mit besonders harten Wirkungen wiederkehrt. Es waren in dem ersten Geschäftsjahr 404 Arbeiter versichert, von denen sich 216 als arbeitslos meldeten. Von diesen erhielten 50 zeitweise Beschäftigung, während 166 Mann Tagegelder erhielten und zwar 1,50 Franken und Verbeirathete 2 Franken. Der niedrigste Gesammtbezug betrug pro Mann 50 Centimes, der höchste 105 Franken. Das Recht zum Bezüge der Tagegelder ist an die Pflicht täglicher Meldung und der Annahme etwa nachgewicsener Arbeit und vorgängige sechsmonatige Zugehörigkeit als bei tragendes Mitglied gebunden. Zur Mittheilung weiterer Details mangelt hier der Raum. Erwägt man, welche beträchtliche Summen der öffentlichen Wohlthätigkeit bei der Unmöglichkeit der Prüfung des Bedürf nisses und der Würdigkeit durch den Privatmann verloren geben; erwägt man, daß diese sehr erheblichen Capitalien zum großen Tbeil oer Versicherungsanstalt zufließen würben; daß die coinmunale Armenpflege durch die Versicherung stark entlastet und dadurch zu erheblichen Beisteuern befähigt werben würde, so erscheint die Aufbringung der erforderlichen Capitalien unter Hinzurechnung der Mitgliederdeiträge aus diesen Ein nahmequellen sehr wohl angängig. Selbstverständlich müßte auch in Deutschland die Versicherung in den Rahmen der Gemeindeverwaltung eingefügt werden, da sonst die unerläß liche Uebersicht über das Menschenmaterial und die Arbeits gelegenheiten verloren gehen und eine einigermaßen zuverlässige Vorausberechnung der erforderlichen Einnahmen und Aus gaben unmöglich würde. Wir verkennen bei alledem nicht die Gefahr, daß die Arbeitslosenversicherung leicht ein noch stärkeres Zusammen- strömen der Arbeiter in den großen Städten und damit eine sür diese finanziell unerträgliche Last zur Folge haben kann. Hiergegen ließen sich aber, neben der erforderlichen sechs monatigen Zugehörigkeit zu den einzelnen Versicherungs anstalten, nach dem von dem Gesetze über den Unterstütziings- wohnsitz gegebenen Vorbilde in der Weise Cautelen treffen, daß ein Rückgriff auf die Gemeinde eröffnet wird, in der der Arbeilslose gewisse Zeit hindurch in Arbeit gestanden hat. Wie die Arbeitslosenversicherung auch im Einzelnen ausgestaltet werden mag, sie wird die Krönung unserer svcialpolitischen Gesetzgebung und befähigt sein, Hunderttausende mit der heutigen Gesellschaftsänverung aus- u,söhnen und sie vor der Zugehörigkeit zur socialistischen Partei reiten. Für wie gefährlich die Socialdemokralie solche Culturarbeit für ihre eigene Existenz hält, mag man aus der von ihr unseren übrigen socialpolitischen Gesetzen gegenüber stets beobachteten feindseligen Haltung abnehmen. «ie fühlt es, daß Alles, was die Unzufriedenheit vermindert, ihr den Boden unter den Füßen wanken macht. Deutsches Reich. Berlin, 30. Mai. Daß die Leistungsunfähigkeit des Reichstages, wie sie in der letzten Tagung hervorgetreten ist, vornehmlich auf seiner Zusammensetzung beruht, »st eine in die Augen springende Thatsache. AngesichkS eines so außerordentlichen Mißerfolges, wie der eben erlebte, erklärt sich aber daS Bestreben, nach hindernden Momenten im regelmäßigen Geschäftsbetrieb des Parlaments zu suchen. Dabei wird daS Auge zuerst auf die Commissionen gelenkt. Es mag dahingestellt bleiben, ob von der CommissionSberathung nicht überhaupt ein stärkerer Gebrauch als nothwendig ge macht wird. Jedenfalls giebt der Umstand, daß eine Reihe von Commissionen mit ihren Arbeiten zu spät oder gar nicht fertig geworden sind, zu denken. ES ist dies auch der Justiz- commission, in die der Streit politischer oder wirtbschaft- licher Gegensätze nicht gedrungen war, widerfahren, und gerade diese- Ergebniß legt die Frage nahe, ob die Com missionen des Reichstages nicht zu vielköpfig gebildet werden. Von den zehn wichtigen Ausschüssen, die außer der Budgetcommission in gesetzt waren, zählten der verflossenen Session nieder- fünf je 28, vier je 21 und
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