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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.06.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950601019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895060101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895060101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-06
- Tag1895-06-01
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LV30 insofern, als Rückerstattungen auf di« «ul diesem yond« geleisteten Vorschüsse unter d»e ReichSeiunahme» in den Etat gestellt werden. Im Etat 1895/96 ist diese Einnahme mit einer halben Million angesetzt. Nur zwei der damals ge gründeten Fonds werden voraussichtlich dauerud bestehen bleiben. ES sind der Kriegsschatz in Höhe von 120 Millionen, der in gemünztem Golde im IuliuSthurm in Spandau liegt, und de» ReichSinvalidenfondS. Der letztere Fonds war nach > em Gesetze vom 22. Mai 1873 mit 561 Millionen dotirt. Nach der Bilanz vom 27. November 1884 belief sich sein Aktivbestand noch auf 442,8 Millionen, denen aber, wie bekannt, der Capitalwerth der Verbindlich keiten jetzt nahezu gleichkommt. * Berlin, 3t. Mai. Die ultramontane ..HeinSberzer Zeitung", welche daS officielle Organ der CentrumS- partei des Kreises Heinsberg ist und ein Sonntagsblatt „Leo XIII." führt, leistet sich in der Bekämpfung des PreußenthumS und vor Allem de- Gründer- de» Deutschen Reiches, des Fürsten Bismarck, Angriffe, wie sie schamloser kein socialdemokratisches Blatt bringt. Am 25. Mai leitete sie ihre Nummer mit einem frommen Lied an die Jungfrau Maria ein. „Hilf siegen", schließt dieses „Marienspende" betitelte Gebet, „daß wir nach dem Erdenstreit in den Himmel fliegen". Dann kommt das Schreiben de- Papstes Leo XIII. an alle christlichen Gläubigen, betreffend Gebete am Pfingstfeste. Hier wird „Frömmigkeit in den Hand lungen", „Gebetöübungen", „Hebung der Frömmigkeit" und „brüderliche Liede" empfohlen, damit die Nationen, welche „die Kirche schon längst mit großer Sehnsucht zu sich zurück ruft, zum katholischen Glauben bekehrt werden". Diese „Gebetsübung" und „brüderliche Liebe" bethätigt das Blatt dann gleich im politischen Theil durch eine schmähsüchtige Darstellung der Huldigungsfahrt der Rheinländer nach Friedrichsruh. Die „Rb.-Westf. Ztg." hebt folgende Stellen heraus: „Die Fahrt nahm den bei diesen „Pilgerfahrten" üblichen Verlauf. 60 Städte überreichten einen „Sammel- Ehrenbürgerbrief", 5 Städte besondere Ehrenbürgerbriefe. So recht, „die Masse muß es bringen"; weil es doch gar zu Kläglich auSseben würde, wenn die Namen jener wirklich rheinischen Städte bekannt würden, welche den Fürsten BiSmarck nicht zum Ehrenbürger haben wollten, überreicht man demselben einen „Eollectivehrenbürgerbrief"! „Wat ick mir dafor koofe!" wiro der alte Nörgeler wohl gedacht haben, als ihm die „Collection" überreicht wurde, welche zum weitaus größten Tl,c,le aus protestantischen Kreisen des Rheinlandes stammt. Ein echter unv zumal katholischer Rheinländer hat sich an der „Huldigungsfahrt" nicht betheiligt. Ob dem „Realpolitiker" nicht ein reelles Geschenk in Silber oder Gold lieber gewesen wäre, als das Häufchen Papier und Leder, welches die „Eollectivadresse" ausmachte?" — Den Schluß bildet folgender von „brüderlichster Liebe" ein gegebener Wunsch, daß der 80 jährige Altreichskanzler bald daS Zeitliche segnen möge: „Ueber allen Gipfeln Ist Ruh'; In allen Wipfeln Spürest du Raum einen Hauch; Im Schlosse nur päppelt der Alte. Hoffentlich balde Schweiget er auch!" Wenn die Ultramontanen sich im Parlament demnächst wieder als die Hüter des ChristenthumS, der Monarchie und Autorität und als allein siegreiche Bekämpfer des Umsturzes aufspielen, wäre eS zweckmäßig, ihnen die schamlosen Zeilen eines ultramontanen Eaplan-BlatleS vorzulesen. V. Berlin, 3l. Mai. (Telegramm.) Der Kaiser stieg kurz nach 9>/° Ubr zu Pferde und ritt mit Gefolge nach Potsdam, um daselbst im Lustgarten die Frühjahrsparade über die in Potsdam und Umgegend garnisonirenden Truppen abzuhalten, bei welcher die drei ältesten königliche» Prinzen bei der Leibcompagnie dcL 1. Garde-RegimentS zu Fuß ein getreten waren. Nach der Parade fand im Stadtschlosse ein Frühstück statt, zu dem zahlreiche Einladungen ergangen waren. Den heutigen Abend gedenkt der Kaiser mit der Kaiserin, die der Truppenparade beiwohnte, und seinen Gästen auf der Pfaueninsel zuzubringen. — Der Graf von Flandern gedenkt, sich morgen Mittag von den Majestäten im Neuen Palais zu verabschieden und zunächst noch einen Tag mit feinem Sohne, dem Prinzen Albert von Belgien, in Berlin zu verbleiben. --- Berlin, 31. Mai. (Telegramm.) Wie der „Reichs anzeiger" melvet, hat der Kaiser den Philosophen Herbert Spencer in London, den Numismatiker Imvof-Blumer in Winterthur und den Physiker van t'Hoff in Amsterdam zu ausländischen Rittern de- Ordens paar 1e msrite ernannt. 8. Berlin, 31. Mai. (Privattelegramm.) „Sine Wehrordnung für die Reichsdeutschen in den Ostmärker»" betitelt sich eine Flugschrift von Karl Pröll» welche in 14 Fragen und klaren, volksthümlich gefaßten Antworten die Nothwendigkeit der gemeinsamen Bertheidigung des Deutsch- thumS in den Ost marken darlegt: Im Schlußcapitel ergeht dringend an jeden einigermaßen selbstständigen Deutschen in den Ostmarken, namentlich in den am meisten bedrohten Provinzen und Westpreußen die Aufforderung, sich dem Verein zum Schutz des Deutschthums anzuschließen und als dessen Mitglied für die weitere Ausbreitung thatig zu sein. — Im Jahre 1894 waren in den 13 preußischen Ober- landeSgerichtsbezirken 18 110 SchiedSmänner vorhanden (1893: 18 0K2); die Zahl der bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten im Ganzen betrug 20 167 (1893: 21 777); bei 13 801 dieser Sachen wurde ein Sübnetermin abgehalten, zu welchem beide Theile erschienen (1893: 14 897), und 10 415 wurden bei dieser Gelegenheit durch Vergleich erledigt (1893: 11 114). Die Zahl der Rechtsstreitigkeiten wegen Beleidigung und Körperverletzung betrug im Ganzen 192 200 (1893: 189 474); die Zahl derjenigen, in denen beide Theile zur Sühnever Handlung erschienen, 104 989 (1893: 105 085), und von diesen wurden durch Sühneversuch mit Erfolg erledigt 62 435 (1893: 62 959). — Die Fischereivereinigungen ln de» Häfen Kolbergermüude, Rügenwaldermünde, Stolpmünde und Leba haben mit ihren 77, -um grögten Theil unter staatlicher Beihilfe beschafften Hochseefischer booten im Jahre 1894 gefangen: 33 450 Stiegen Heringe, 3836 Stiegen Dorsche, 154 838 Stiegen Flunder und 3923 Stück Lachse. * tkaffek, 31. Mai. (Telegramm.) Waldecksche Zeitungen melden, daß auch der bekannte Oberstlieutenant von Egidy bei der ReichStagSwahl im Fürstenthum candi diren werde. * Köln, 31. Mai. (Telegramm.) Amtliche» Wahl resultat der am 27. d. M. im Wahlkreise Köln Stadt statt- gehabten Reichstagsstichwahl. Abgegeben wurden 20410 Stimmen, davon erhielt Adolf Greiß. LandgerichtSrath in Köln (Centrum) 12 495, Vr. Franz Lütgenau, Redactrur in Dortmund (Socialdemokrat) 7915 Stimmen. Gewählt ist somit LandgerichtSrath Adolf Greiß (Centrum.) * An» Hessen» 30. Mai. Wie bereit« früher mitgetheilt, wurde über das Vermögen de» verstorbenen ultramontanen Führer» Kämmerer in Lastet (gegenüber von Mainz) der LoncurS ver hängt. Während der letzten Tage sind neue Betrügereien Kämmerer'» an» Licht gekommen. Tr hat z. B. zahlreiche kleine Leute durch Hypotheken- rc. Geschäfte um Tausende von Mark hintergangen. Man kann sich denken, wie da» anf die klerikalen Eiferer wirkt. Kämmerer, der die verschiedensten Ehrenämter und Vertrauensposten beneidete, betete bei den Processionen immer am lautesten. Und so kam «S, daß, als er starb, da» Wehklagen über Len Braven gar rührend war. Sa 30 Fahnen von Vereinen rc. wurden in seinem Leichenzuge getragen, in dem sich alle hessische» ultramontanea Land- tagSabgeordnetrn befanden. Ja, der Vorsitzende de» LandrSauSschusfeS der LeatrumSpartri schilderte ihn in einer Red« am Grabe al» einen Manu, Le« man nachetfer» müsse, (v. Z.) - «schnffsntznrr, 81. Mai. (Telegramm.) Na» amt- sicher Feststellung wurden bei der am 27. d. M. in dem Wahl kreise Aschaffenburg.Miltenberg stattgehabten Reichstags- Nachwahl 16 609 Stimme» abgegeben. Hiervon erhielt ÜboriuS G ersten b erg er, katholischer Pfarrer in Laufach Centrum), 10 442 Stimmen, Ernst Schulz, MagistratSrath in Aschaffenburg (nationalliberal), 1l20 Stimmen, Bürger meister Eduard Deckelm ann in Obernburg (Volkspartei) 3451 Stimmen, Holzhändler Reinhold OpificiuS in Bockenhein, (Social,st) 1592 Stimmen. Gerstenbergrr ist somit gewählt. * Nürnberg, 30. Mai. Eine Arbeiterversammlung beschloß, auf die Benutzung de« städtischen Arbeitsamtes wegen der die Arbeiterschaft angeblich kränkenden Be stimmungen zu verzichten, und gegen die Eröffnung des Ai»tS zu protestiren. (Hoffentlich ist dieser die Arbeiter selbst am schwersten schädigende Beschluß ein Schlag ins Wasser. Red. d. „8. T.") * Stuttgart, 30. Mai. In der Zweiten Kammer ging bei der Generaldebatte über den Eisenbahnetat der Commissionsberichterstatter vr. Kiene auf die Frage einer Reform des TarifwesenS ein. Die Commission habe sich nicht veranlaßt gesehen, Stellung zu der Frage zu nehmen. Er bestreite, daß eine Verbilligung der Tarife zu einer bedeutenden BerkehrShebung führen werde, zumal da auch die* Bedingungen, insbesondere für den Durchgangs verkehr, in Württemberg ungünstig seien. Eine allgemeine Tarif- Herabsetzung könne deshalb schon von der Volksvertretung nicht verantwortet werden, wenn auch daS fiskalische Interesse nicht allein maßgebend sein dürfe. Der Referent geht sodann aus die Nothwendigkeit einer zweckmäßigen Organisation des Per- sonen- und Güterverkehrs ein; gegenwärtig hätten die Groß- und Zwischenhändler die meisten Vortheile. Im Interesse der unteren Schichten der Bevölkerung sei eine Verbilligung des Nah verkehrs zu fordern. Es sei anzuerkennen, daß eine ganze Reihe von Concessionen und Erleichterungen (Einstellung von Wagen 3. Classe in die Schnellzüge, Fahrpreisermäßigungen, Rücksahrts- und Abonnementskarten rc.) bewilligt sind. Die Verbilligung der Sonntagskarten, die theilweise gewünscht werde, sei nicht in Einklang zu bringen mit dem berechtigten Wunsche, dem Eisenbahnpersonat die nöthige Sonntagsruhe zu schaffen. Mit Abschaffung der I. Classe könne Württemberg nicht selbstständig Vorgehen. Dagegen sei empfehlenswerth die Einführung der Kilomet erbillets. I»r Anschlüsse hieran führte Ministerpräsident v. Mitt nacht auS: Der Etat hat sich seit 1891/92 wieder gehoben, im Jahre 1894,95 trat dann, aber lediglich in Folge der schlechten Witterungs- Verhältnisse, ein Rückgang ei». Ueber den Personenverkehr bemerkte der Minister: Landcskarten (die 14 Tage auf allen Bahnen Württembergs giltig sind und 45,30 und 20 .XL kosten) wurden gelüst 13494 mit 227 000 ^ll Einnahmen; an Fahrscheinbüchern (zwischen zwei Stationen) wurden 31 456 für 266 (XXI ^l> gelöst. ES sei somit das finanzielle Ergebnis mindestens nicht ungünstig; ganz dasselbe sei mit den Retourkarten der Fall. Im preußischen Abgeordnctenhause sei von maßgebender Seite be- hauptet worden, die Erfahrungen mit den 10 tägigen Retourbillets seien nicht ermuthigend wegen der Mißbräuche. Er könne diese Behauptung nicht bestätigen; zahlreich vorgenommcne Revisionen ergeben, daß in Württemberg von Mißbräuchen nicht gesprochen werden könne. Alles dies seien aber nur Erleichterungen, keine wirkliche Reform. Ueber eine solche herrsche doch keine klare Vorstellung, man sage, gerade die geringen Einnahmen lassen eine Tarifresorm nothwendig erscheinen; aber Niemand könne garantiren, daß die Einnahmen nicht noch mehr hinabgehen. Die Begeisterung für eine große principielle Reforin sei nur da, wo man keine Verantwortlichkeit übernehme; die Rammer theile anscheinend diese Begeisterung nicht. Wir sind im Jnnenverkehr frei, dagegen im Durchgangsverkehr an Verpflichtungen gebunden. Tie Ergebnisse das Zonentarifs in Oesterreich müssen zur Warnung dienen. Ter Kilometertarif habe seine Bortheile, aber auch seine Schattenseiten, die Einrichtung ist noch zu jung, man müsse Zusehen, ob die Einführung nützlich ist. Am Schlüsse sagte der Minister zu, die Regierung werde ihr Augenmerk auf die Hebung und Ver billigung des Nahverkehrs richten, soweit es möglich. * Stuttgart, 29. Mai. Wie man der „Nat.-Ztg." von hier schreibt, wird der bekannte Fall Pfizer durch die Kammerverhandlungeu in ein neues Stadium kommen. Pfizer, der jetzt in Ulm sich als Rechtsanwalt niedergelaffen, bat eine Eingabe an die Landstände gerichtet, worin er be tont, daß „Württemberg einen OberlandeögerichtSpräsidenten (v. Köstlin) besitzt, dem ungestraft öffentlich vorgeworfen worden, daß er ein mit ZuchtbauS bedrohtes Verbrechen be gangen habe, und einen Iustizminister (v. Faber), der der Anstiftung zu diesem Verbrechen bezüchtigt ist und der zu dem ihm und dem obersten Iustizbeamten des Landes ge machten Vorwurf schweigt." Pfizer richtete deshalb an die Kammer die Bitte, sie wolle „die geeigneten Schritte thun, um einem Zustand ein Ende zu machen, der Württemberg in den Augen des übrigen Deutschland zur Unehre gereicht." Der einstimmige Antrag der Commission geht nun auf Tagesordnung, da zu einer Beschwerde wegen Mißbrauchs in der Staatsverwaltung nichts vorliege und Pfizer Schritte gegen einen vom König angestellten und nur von diesem zu entlassenden Minister und gegen einen Richter, der nur durch richterliche Entscheidung seines Amtes enthoben werden könne, verlangt habe, die die Compelenz der Kammer überschreiten würden. In einer Commissionssitzung hat der Iustizminister v. Faber die Erklärung abgegeben, er sei der Ansicht, daß durch eine offene Darlegung der Gründe, auS welchen die Stellung eines Strafantrags gegen Pfizer unterlassen wurde, im Landtag jede Mißdeutung deS Unter- lassenS ausgeschlossen und den angegriffenen Richtern die der Sachlage am meisten entsprechende Genugthuung verschafft werde. Für die Angriffe Pfizer's gegen seine Person habe er nur das Gefühl der vollsten Gleichgiltigkeit. Wer ihn in seiner langen Dienstlaufbahn kennen gelernt habe, werde ihm wenigstens so viel Zutrauen, daß er nicht den Abend seines Lebens mit den ibm zugeschriebenen Schauerlichkeiten befleckt haben werde. Man werde eS verstehen, warum er die er neuten Angriffe Pfizer'S ignorirt und ignoriren zu dürfen geglaubt habe. — Es ist nicht daran ru zweifeln, daß sich Pfizer auch vor der letzten Instanz, der Volksvertretung, eine Absage holen wird. * Aus Elsaß - Lothringen, 30. Mai. In der Diöcese Straßburg herrscht ein fühlbarer Mangel an jungen Priestern zum Besetzen der Vicariate. ES erscheint als da» Natürlichste, diese Thatsache darauf zurückzuführen, daß die Neigung zum priesterlichen Berufe in der Bevölkerung zurückgebt. Der „Elsässer" behauptet, daS gerade Gegenthei sei der Fall, aber die jungen Elsässer, die Priester werden wollten, zögen eS vor, inS Ausland zu gehen, theilS weil die elsaß-lothringischen Schulen Simultanschulen seien, theilS wei auf denselben zuviel verlangt werde; man wolle sich nicht so „abschinden" lassen. Der Vaterlandsliebe wie dem Lerneifer dieser jungen Leute wird hiermit rin wenig schmeichelhaftes Zeugniß ausgestellt. Oesterreich-Ungar«. * Wien, 31. Mai. Sämmtliche Blätter besprachen die politische Brdeuturm der Auflösung de- Wiener Gemeinde rath eS. Die „N. Fr. Pr." schreibt, man habe die wilde Hetze mit Schonung und au- Furcht geduldet. Wenn die Regierung nicht umkehre, werde Lueger wühlen, bi- Wien da» traurige Geschick von Prag theilt. DaS jetzige politische System sei morsch und welk, jeder Tag könne eine Veränderung bringen. Da- officiöse „Fremden bl." versichert, da- Demagogenthum werde in der Residenz nicht triumvhiren, darüber möge man außer Sorge sein. Eine Parte,, welche die StaatSgruodgesetze verhöhnt, die Autorität herabwürdigt, eine SanScnlottensprache führt, mit Nationalen und Klerikalen zugleich Bündnisse sucht, werde hier nicht siegen. — Der fortschrittliche Parteiverband de» Gemeiude- rathe» beschloß, sich als Wahlcomitö zu bilden und die Leitung der Wahlbewegung zu übernehmen. * Pest, 31. Mai. (Telegramm.) Die Blätter spreche» sämmtlich in Ausdrücken tiefster Entrüstung über die Wiener Vorgänge. Sie sagen, daß die Dinge unmöglich so weit edeihen konnten ohne stille Mitschuld der Regierung. Die ungarische öffentliche Meinung solle erkennen, wohin da» lerikale Demagogenthum führt, wenn die FortschrittS- mrteien nicht einheitlich ihm entgegentreteu. * Pest, 31. Mai. (Telegramm.) Der „Budapester Korrespondenz" zufolge conferirte der Ministerpräsident Baron Bans fy, der jetzt hier wieder einaetroffe» ist, in Wien längere Zeit mit dem Minister de- Auswärtigen Grafen GoluchowSki. Auch der Ministerpräsident Fürst Windifch- rätz wohnte den Berathungen bei. Frankreich. * Paris, 31. Mai. (Telegramm.) Der „GauloiS" äßt sich von seinem in Kiel anwesenven Correspondenten telegraphiren, derselbe habe aus halbamtlicher Quelle er- ahren, Kaiser Wilhelm werde nunmehr doch da- ranzösische Admiralschiff besucht», wobei natürlich die kaiserstandarte, in der bekanntlich die Jahreszahl 1870 ich befindet, gehißt werden müßte.- Die französischen Schiffe würden nur 24 Stunden im Hafen von Kiel sieiben und dann mit der russischen Flotten-Abtheilung zu amrnen einen Besuch in Kopenhagen machen.— Nachdem die chauvinistischen Zeitungen nun am Ende ihrer Mittel, die Entsendung einer französischen Flotte nach Kiel zu Hinter treiben, angekommen sind, verbreiten sie beute die Nachricht, daß in Brest, wo die Kieler Flottendivision zusammengezogen wird, eine choleraverdächtige Krankheit auögebrochen 'ei. (B. L.-A.) * Paris, 31. Mai. (Telegramm.) Ueber die Südbahn Angelegenheit meldet der „Figaro": JuleS Roche bezog sechs Jahre lang, auch als Minister, jährlich 6000 Frcs. von der Süd bahn. Gebucht sei die Summe als Advokatrn-Honorar, während Roche gar nicht Advokat ist. Der Experte Flory fand in den Geschäfts büchern der Südbahn ungerechtfertigte Ausgaben im Betrage von 11VV OOV Frcs. Dies seien die von Reinach an die Mitglieder des Parlaments und den Gcneralrath des Departements Var bezahlten Bestechungsgelder. Man bemüht sich, die Sache zu vertuschen; Loch die äußerste Linke, in Erbitterung darüber, daß man Pelle- tan u. A. in dem Erpressungsprocesse Ferner compromittiren wollte, ist entschlossen, die Angelegenheit schon morgen in der Kammer zur Sprache zu bringen. Pellctan und Rouanet sollen zahlreiche Beweis- documente besitzen. * Paris, 3l. Mai. Der „GauloiS" theilt einen Auszug aus den am 10. Juni erscheinenven Denkwürdigkeiten des Generals Lebrun mit, der im Juni 1870 „ach Wien gereist war, um mit Erzherzog Albrecht das französisch-öster- reich ischeKriegsbündn iß gegen Preußen abzuschließen. Nicht ohne Heiterkeit liest man, daß Erzherzog Albrecht dem General Lebrun mit größter Genauigkeit den Beweis lieferte, Preußen werde zu seiner Mobilmachung genau sechs Wochen, Frankreich dagegen vierzehn Tage brauchen. (Telegramm.) * Paris, 30. Mai. Zwischen der deutschen und franzö sischen Regierung wurden auch nach der Annahme der Kieler Einladung lebhafte Verhandlungen geführt. * Wie die „F. Z." hört, traf in Paris ein Telegramm deS Präsidenten der neuen Rupublik Formosa ein, in dem das Wohlwollen der französischen Republik erbeten wird. * Paris, 30. Mai. Die Regierung hat, wie schon kurz erwähnt, beschlossen, den erste» Jahrestag der Ermordung des Präsidenten Car not (24. Juni) durch Trauerfeierlich keiten zu begehen. Da Frau Carnot einen Gottesdienst zu veranstalten gedenkt, werden sämmtliche Minister demselben beiwohnen. Die officielle Ceremonie wird in einem gemeinsamen Besuche des Präsidenten der Republik und aller Minister an der Gruft Carnol'S im Pantheon und in der Niederlegung von Kränzen bestehen. Des Weiteren wird eine fünftägige Landestrauer von der Regierung angeordnet worden, da diese Frist zwischen der Abreise deS unglücklichen Präsidenten nach Lyon und dessen Bestattung im Pantheon verflossen ist. Während dieser fünf Tage werden alle Ofsiciere des Land- und Seeheeres einen Flor am Säbel tragen und alle Flaggen auf Halbmast gehißt werden. Schweiz. * Vern, 3l. Mai. (Telegramm.) Die sechste inter parlamentarische Conferenz für schiedsrichterliche Schlichtung internationaler Streitigkeiten tritt am 12. August in Brüssel zusammen. Italien. * Nom, 30. Mai. DaS Urtheil der französischen Gerichte, das dem Papst die Erbschaft DuplessiS-Balliöre abspricht, bat den Vatican sehr verstimmt. Solchen Dank bat man für die Franzosenfreundschast offenbar nicht erwartet. (F. Z.) * Nom, 31. Mai. (Telegramm.) Im Mailänder Secolo" wiederholt Cavallotti im heftigsten Tone seine ehrenrührigen Anklagen gegen Crispi, den er zur gericht lichen Klage aufsordert. Schweden und Norwegen. * Ehrtsttania, 31. Mai. (Telegramm.) Sowohl das Morgenbladet", da- leitende Organ der Rechten, als auch „VerdenS Gang", das leitende Organ der Linken, begrüßen freudigst den Entwurf der Tagesordnung vom 30. d. Mts., dessen Annahme im Storthing als gesichert angesehen wird. DaS „Morgenbladet" hält die Mission des Ministerium- Slang für beendet. „VerdenS Gang" hofft, daß daS Gefühl der moralischen Bedeutung, welche dem Gesammtauftretrn der politischen Parteien Norwegens inne wohnt, stark genug sei, eine einstimmige Annahme zu sichern. Rußland. * Petersburg, 31. Mai. (Telegramm.) DerKatholikus aller Armenier trifft hier ein, um über die armenische Frage zu conferiren. (B. L.-A.) Orient. * Konstantinopel, 31. Mai. (Telegramm.) Die von auswärtigen Blättern gemeldete Zusammenriehung türkische* I Truppen an der bulgarischen Grenze beschränkt sich auf die DiSlocation einiger Bataillone. * Bukarest, 31. Mai. (Telegramm.) Der Thron- olger ist mit seiner Gemahlin und seinen Kindern nach 'armstadtabgereist und begiebt sich von dort nach der Insel Wight. Asien. * Nach den „Time-" wird auS Südchina eine Petition nach Peking gesandt werden, die den Kaiser bittet, eine VerfassungSresorm nach westlichem Vorbilve einzuführen, unfähige Beamte abzusetzen, das Zopftragen und Füßeein- schnüren abzuschaffen und Rede- und Preßfreiheit zu ge währen. * Englische Blätter tischen folgende ersichtlich ten denziös erfundene Geschichte auf: Der koreanisch^ Premierminister unterhandele mit dem russischen Gesandten über einen Vertrag, der Rußland verpflichte, Korea unbe- schadet seiner Unabhängigkeit Schutz in gewissen Nothfällen zu gewähren. Korea würde der Schutzbefohlene Rußland- Werden, ohne dessen Oberhoheit anzuerkennen. Der König von Korea habe den Vertrag noch nicht genehmigt. Japan drohe, seinen Vertreter au» Söul abzuberufrn, wenn er ge nehmigt werde. Amerika. * New-Pork, 31. Mai. (Telegramm.) Nach einem Telegramm au» Gnatzagutl fand auf dem Kanonenboot „Sucre" eine Explosion statt, durch welche der Eomman- ! daitt und 14 Manu -etödtet und 17 Mann verletzt wurden. Militairisches. Oesterreich-Ungarn. Die diesjährigen Truppenübungen im Lager zu Bruck an der Leitha, wrlch« in der Zeit vom 4. Mat bis zum 26. August abgehalten werden, sind tu vier Perioden getheilt. Während der ersten, welche am 31. Mai endet, beziehen das Lager 9 Bataillone Infanterie, 4 EscadronS und 1 Pionierzug Dragoner, 1 DivtsionS-Artillerie-Regiment und 1 Train-EScadron; während der zweiten, vom 4. bis zum 28. Juni, 6 Bataillone Infanterie, 3 EscadronS und 1 Pionirrzug Husaren, 1 CorpS-Artillerregiment und 1 Train-E-cadron; während der dritten, vom 1. bis zum 30. Juli, 6 Bataillone (darunter 4 bosnisch-herzegowinische) Infanterie, 2 EscadronS Dragoner, 1 DivisionS-Artillerieregiment und 1 Train-Escadron; während der vierten, vom 1. bis zum 26. August» 4 Bataillone Infan terie, 3 Bataillone vom Tiroler Kaiser-Jägerregiment, 1 Husaren- regiment, 1 Corps-Artillerirregiment» 1 reitende Batteriedivision und 1 Train-Escadron. Den Feld-Sanitätsdienst besorgen 3 Feld-Sanitäts- abtheilungen. — Zu freiwilliger Meldung behufs Verwendung als Radfahrer bei den Herbitübungen mit vereinigten Waffen hat das Reichskriegsministerium auch in diesem Jahre waffenübungs pflichtige Officiere und Mannschaften des Reservestandes aufgefordert. Die Bewerber haben ein eigenes leistungsfähiges Fahrrad mitzu bringen und erhalten eine Abnutzungsentschädigung von je 20 fl. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienffe. Departement des Eultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die 3. ständige Lehrernetle an der aüMaisigen Schule zu Claußnitz. Collator: die oberste Schulbehörde. Ein kommen: 1000 .XS Gehalt und Amtswohnung. Gesuche sind unter Beifügung sämmtlicher Zeugnisse bis in die neueste Zeit bis zum 13. Juni bei dem König!. Bczirksschulinspector Schulrath I)r. Böhme in Nochlitz einzureicheu. Zport. * Aus der „Sportwelt": Mit 60 Unterschriften schloß das Landgrafen.Rennen in Frankfurt a. M., während für das Wäldchens-Rennen 32 Unterschriften eingingen. — „Saragossa", welche gestern im Jnländer-Handicap zu Carls- Horst als leichte Siegerin von Romulns eingekommen war, mußte aus einen Protest seitens des Besitzers des Letzteren hin disqnalificirt werden, da die Stute ein Kilo zu wenig Gewicht getragen hatte. — Die technische Commission des Union-ClubS erklärt in Form eines Nachtrages zum Reglement für die Eintragung von Pferden, daß solche Pferde, welche im Auslande wegen betrügerischer Handlungen ihrer Besitzer disqualificirt worden sind, künftighin in Deutschland während der Zeit ihrer Disqualification nur zu Zuchtzwccken, aber nicht zu Rennzwecken in die Listen der Gestütbuch. Commission eingetragen werden dürfen. — Ballantine ritt gestern zum ersten Male wieder in der Arbeit, indem er „Statt halter" in einem Galopp steuerte, den der Hengst mit mehreren anderen Pferden aus dem Sear'jchen Stall erhielt. — Der Mecklenburgische Reiterverein wird auch in diesem Jahre wieder ein zweitägiges Meeting in Wittenburg abhalten, das auf den 3. und 4. Juli festgesetzt ist. — „Sixpence" ist von Mr. Gore an Herrn G. von Schierstädt verkauft worden. — Die Ställe des Herrn Haniel und des Lieutenant v. Eynard werden auf dem Borsteler Meeting nicht vertreten sein. — Das Düssel dorfer Sommer-Meeting umfaßt in diesem Jahre wieder zwei Tage, den 29. und 30. Juni. Tie Preise weisen eine zum Theil erhebliche Erhöhung auf. wird heute von einer großen Anzahl Universitäts-Kliniken, Spitälern, Heilanstalten und Aerztcn angewandt, was wohl der beste Beweis für die eigenartige und vorzügliche Wirkung der neuen Patent- Myrrholin-Seise auf die Haut ist. Das Stück (100 Gramm schwer) kostet 50 Psa. Erhältlich in den Apotheken, guten Trogen- und > Parfümeriegeschäften. HViN,«!»,'« anttarthritischer anttrheumatifcher VIuLrviiii8Mi88-'rLss von Apotheker zu Reunkirchen in Nieder-Oesterreich, ist durch alle Apotheken zum Preise von 2 per Packet zu beziehen. I» Leipzig: « I-m, Hofapotheke Zum weißen Adler. «eneral-Depot: Rhachitis (sog. engl. Krankheit). Herr vr. Merten »n Berlin schreibt: „vr. Hommel's Häma togen*) hat in einem Falle von hartnäckiger Rhachitis bei einem zweijährigen Kinde vortrefflich gewirkt. Das Kind, welches vor- dem nicht gehen konnte, begann schon nach Verbrauch einer Flasche zu laufen und fein Schwächezustand besserte sich während des Ge- brauche« der zweiten Flasche zusehends." *) ConcentrirteS gereinigtes Hämoglobin. Hämoglobin ist die natürliche organische Eisen-Manganverbindung der Nahrungs- mittel. Depots in allen Apotheken. Man verlange ausdrücklich „vr. weck. Hammel s Hämatogen". Rasender Kopfschmerz, ..UL,. 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