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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950605017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895060501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895060501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-06
- Tag1895-06-05
- Monat1895-06
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Plagwitz-Lindenau, auf der Lüyener Straße in Leipzig-Lindenau, von der Luther» Straße bis zum linksseitigen Auftreffen der Leipzig-Lindenau» Schönauer Flurgrenze, auf der Mcrsebnrger Straße in Leipzig-Lindenau, von der West« Straße bis kurz vor der Ueberführung genannter Straße über die Leipzig.Zeitzer Eisenbahn, aus der Bornaischen Straße in Leipzig-Connewitz, von der Eisen bahn-Straße bis an den Uebergang der sächsisch-bayerischen Staatseisenbahn, aus der Reitzenhainer Straße von der Straße zum Südsriedhose bis zum Hochbehälter des Wasserwerks, auf der Wurzcncr Straße in Leipzig-Sellerhausen bis zum lieber- gange der Eileuburger Bahn, auf der Torgaucr Straße in Lcipzig-Volkmarsdors bis zur Flur- grenze von Leipzig-Sellerhausen und Schönefeld und auf dem Anhthnrm-Grundstücke sollen Freitag, den 7. Jnni ds». Js., BornnttagS 10 Uhr in den früher als Meldeamt benutzten Räumen, ReichSstratze Nr. 3, I. Obergeschoß, unter den im Versteigerungstrrmin be kannt zu gebenden Bedingungen gegen sofort z» erlegende Baarzahlung an den Höchstbietenden verpachtet werden. Leipzig, den 27. Mai 1895. Ter Rath -er Stadt Leipzig. Io 2427. Dr. Georgi. Bekanntmachung. Tie Pflasterung der Haupt-Stratze in Leipzig-Anger- Erottendorf soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung, Rathhaus 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 aus und können dort eingefehen oder gegen Entrichtung von 50 die auch in Briefmarken cingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung derHanpt-Ttratze in Lei-zig-Anger-Erottendorf" versehen, in dem oben bezeichnten Geschäftszimmer bi» zum 10. Juni d. I., 5 Uhr Nachmittags, einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 28. Mai 1895. De» Rathe» der Stadt Leipzig Io. 2333. Straßenbaudeputatton. Bekanntmachung. Tie Asphaltirung der HoSpital-Stratze» von der Thal- bis zur Plato-Straße, soll an einen Unternehmer verdungen werden. Di« Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tief- bau-Vcrwaltung, Rathhaus 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 aus und können dort eingcsehen oder gegen Entrichtung von 50 die auch in Briefmarken eingefendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Asphaltirung der Hospital-Straße" versehen, in dem oben bezeichnten Geschäftszimmer bi» znm 10. Juni ds». I»., 5 Uhr Nachmittags, einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 29. Mai 1895. Des RatheS der Stadt Leipzig Io. 8421, Ttraßendaudeputation. Mittwoch den 5. Juni 1895. 89. Jahrgang! Kram-, Voß- und Viehmarkt zu Liebertwotkwih Mittwoch, den IS. Juni 18S5. Abgaben werden nicht erhoben. Der Gemeinderath. Dyck. „Brechen Sie dies rathseihaste Schweigen!" L2. Als die Beschuldigungen gegen den Chefredakteur der «Kreuzzeitung", Reichs- und Landtagsabgeordneten Freiherrn v. Hammerstein, laut wurden, verging geraume Zeit, ehe sich eine andere als die specinsche Scandalpreffe kritisch mit ihnen beschäftigte. Die Sache konnte auch zunächst nicht das öffent liche Interesse beanspruchen. Waren die Anklagen begründet, so bandelte es sich um einen der immer wiederkehrenden Fälle, daß im politischen Leben stehende Personen sich Verfehlungen zu Schulden kommen lasten, die ihnen ein weiteres öffentliches Wirken verbieten, und die darum regelmäßig damit enden, daß der Betreffende in einer Versenkung verschwindet. Politisch wurde die Angelegenheit erst, als die conservative Partei still schweigend der von Herrn v. Hammerstein aufgestellten Theorie zustimmte, der publicistische Vertreter einer großen Partei dürfe von unbescholtenen, die bürgerliche Achtung genießenden Personen erhobene Beschuldigungen, die, wenn sie gerechtfertigt sind, seine Ehre vernichten, einfach ignoriren. Dadurch wurde, worauf das «Leipziger Tage blatt" zuerst hiugewiesen hat, die Frage eine solche der öffentlichen Moral und de» Ansehen- der politischen Presse. Der Druck der öffentlichen Meinung bewirkte denn auch, daß Herr v. Hammerstein eine Beleidigungsklage anstrengte. Ob diese, wie da» verklagte Blatt ander,tet, in einer Weise «„geleitet ist, die die Versumpfung der Angelegenheit vorzu- bereiten scheint, ist unS nicht bekannt. Im klebrigen aber werden die «Kreurzeitung" und die konservative Partei durch di« Führung der Sache dem politischen Interesse sicherlich nicht gerecht. Die «Kreuzzeitung" versichert allwöchentlich mindestens dreimal, eine Klage sei nur nothwendig gewesen, weil der Verdacht bestehe, Mitglieder der konservativen Partei seien die Gewährsmänner des Frankfurter Ankläger-, das gerichtliche Vorgehen habe mithin lediglich den Zweck der Purgirung der eouservativen Partei von etwaigen verrätherischen Ele menten. Die „Kreuzztg." wird Wohl ihre Gründe haben, die Sache so zu „drehen", aber die konservativen Führer, so sollte man meinen, könnten nicht laut genug gegen die An schuldigung protestiren, sie gedächten Parteigenossen verfolgen zu lasten, welche die Aufhellung zweifelhafter und höchst bedenklicher Punkte innerhalb der Partei mit den Mitteln, die ihnen die denkwürdige Duldsamkeit der Parteileitung übrig ließ, zu fördern suchen. Nach der Auffassung der „Kreuzzeitung" ist nicht die Reinigung eines der hervorragendsten Parteimitglieder von dem Vorwürfe crasser Unredlich keit ein rum parteidiSciplinarischen Einschreiten ge eigneter Anlaß, sondern die Iungferlichkeit conservativer Ehrenmänner, die wissen wollen, mit wem sie die Füße unter einen Tisch strecken. Wenn Frhr v. Manteuffel, die Grafen Mirbach und Kanitz, die Herren v. Freae, v. Buchka weniger aufklärungsbedürftig sind oder ihre Neugier hinsichtlich des publicistischen VerlretungS- und Fractionsgenossen schon gestillt haben, so sollten sie das Elftere wenigstens nicht unausgesetzt verkünden und dabei versichern lassen, daß es ihnen nur um die Ermittelung der sonderbaren Schwärmer mit den Ehrbegriffen des Oberstlieutenants Scheibert und des Prof. vr. Kropatscheck zu thun sei. Von vr. Kropatscheck wird jetzt von mehreren Seiten (darunter von dem der «Kreuzzeitung" nicht ganz ferne stehenden klerikal-conservativen Wiener „Vaterland") behauptet, er scheide aus der Redaktion des konservativen Parteiorgans, da Herr v. Hammerstein — auch ohne eine für ihn glückliche Durchführung seiner Beleidigungsklage — bliebe. Ob das Letztere richtig sei, möchten wir noch nicht mit voller Bestimmt heit annebmen; zweifellos ist, daß vr. Kropatscheck unter den gegenwärtigenPersonalverhältnisscn der „Kreuzztg." sich au deren Redaction nicht länger, als seine vertragsmäßige Verpflichtung ihn dazu zwingt, betheiligen wird. Dieser ehemalige Schul meister ist eben weniger „Weltmann", als seine grvßgrund- besitzenden adeligen Parteigenossen, und handelt, wie im gleichen Falle die Führer einer jeder anderen von den alteren Parteien gehandelt hätten. Wir wiederholen die letztere Behauptung, weil die „Kreuzreitung" soeben schreibt: „Wenn wir (d. i. Frhr. v. Hammerstein) uns heute gegen den AntragKanitz und die Goldwährung erklärten.wenn wir Neigung zeigten, das Cartel wieder aufzurichten und nationalliberalen Candidaten bei den Wahlen beizuspringen, würde sich die jetzt so strenge Miene bald erhellen". Es verräth eine große, uns übrigens nichts weniger als sympathische Demuth des Freiherrn v. Hammerstein, zu vermuthen. man würde sein Verhalten gegenüber deu Frankfurter Anklagen entschuldigen, wenn man ihn gebrauchen könnte. Aber diese Vermuthung ist ebenso falsch, wie seine Diversion nach dem jüdischen Gebiete, der Versuch, sich als ein Opfer seiner antisemitischen Wirksamkeit hinzustellen, unglücklich ist. Die „Kreuzztg." stellt einen Vergleich an zwischen der Beurtheilung, die sein Thun, und derjenigen, die der vom Ehren rath der Berliner Anwaltskammer zu einer schweren Strafe verurtheilte bekannte Vertheidiger vr. Fritz Friedmann in der Berliner Presse findet. Der jüdische Anwalt werde geschont, Frhr. v. Hammerstein „als Vertreter des christ lichen Standpunktes" verfolgt. Diese Zusammenstellung paßt nicht. Wir bezweifeln zwar nicht, daß ein großer Theil der Berliner Zeitungen die Verfehlung des Herrn Friedmann nach Möglichkeit vertuschen würde, wenn sie ihr bekannt wäre. Dieses ist jedoch, da die Verhandlungen der Anwalts kammer geheim geführt wurden, nicht der Fall. Wenigstens schreibt uns eia Berliner Correspondent, der sich s. Z. mit Herrn Friedmann, als dieser bei der Vertheidigung des inter nationalen Gauners Hugo Loewy eine sehr sonderbare Ethik vorgetragen hatte, eingehend und auf eine dem Berliner Anwälte keineswegs willkommene Weise beschäftigt hat, vollkommen Zuverlässiges über die Verhandlung der Anwaltskammer sei nicht in Erfahrung zu bringen. Und diese Mittheilung finden wir durch den Umstand bestätigt, daß die „Kreuzzeitung" auch nichts weiter berichtet, als daS Maß der über ihn verhängten Strafe, das alle Zeitungen bekannt gegeben haben. Frhr. v. Hammerstein hätte sich hüten sollen, dieje Parallele zu ziehen, da doch Herrn Friedmann sein Recht geworden ist, während der Chef-Redacteur der „Kreuzzeitung" sich gesträubt hat, das seinige zu sucken. Im Uebrigen gehört Herr v. Hammerstein durch seinen Be ruf und seine doppelte Abgeordneteneigenschast der Oeffent- lichkeit in weit höherem Maße an, als ein der Politik gänz lich fernstehender Rechtsanwalt. Herr v. Hammerstein erinnert an die in der Mitte der siebziger Jahre angebrochene Verleumdungsaera und hat dazu insofern ein vorzüglich begründetes Recht, als di« „Kreuzztg." an der Einführung der Methode, den politischen Gegner zu Tode zu verdächtigen, selbst stark betheiligt war. Aber er gehört nicht zu den Opfern dieser schändlichen Kampfes methode, ihn sucht man nicht durch Verdächtigungen zu ruiniren, die ihrer Natur nach nicht zuwiderlegen sind, sondern ganz im Gegentheil macht man ihm eine zweideutige Haltung gegenüber Beschuldigungen, die örmlich nach einer gerichtlichen Beweis- oder Gegenbeweis- ührung schreien, zum Vorwurf. Wenn Herr v. Hammerstein ich unter die Gesellschaft der von Gehlsen, Ahlwardt u. s. w. Verleumdeten mischen will, muß er erst dir Eintritts karte gelöst haben. Die Ausgabestelle ist das Frankfurter Amtsgericht. Deutsche- Reich. ^ Berlin, 4. Juni. Die Zustimmung zum Br an nt- weinsteuergesrv scheint der Centrumsfraction in den jenigen süddeutschen Kreisen, in denen das Brennerei gewerbe sich im größten Maßstabe entwickelt hat, vielerlei Schwierigkeiten zu bereiten. Jene süddeutschen großaewerb- lichen Betriebe haben daS Empfinden, daß sie die Kosten des Compromisses, auf Grund dessen die Novelle im Reichstag erledigt wurde, ausschließlich bestreiten müssen. Sie sind aber auch in ihren Kreisen einflußreich genug, um sich Revanche verschaffen zu können. Ohne Zweifel ver spürt man dies bereits in empfindsamer Weise auf Seiten der ultramontanen MandalSinhaber, denn bereits läßt sich eine mehr als eifrige Vertheidigung des CompromiffeS in der klerikalen Presse beobachten. Herrn Eugen Richter dürste dies insofern von besonderem Interesse geringste Gebrauch von dem ' weisen sucht, kann, den er tagtäglich dem Eentru z ^ Zustanve- indcm er lediglich die ^iona lckera s ^ ^ kommen des Gesetzes verantwortlich macht. ^ ^ nicht einmal den Versuch bA-rN. " Branntweinsteuergesetz 1887 erinnert, un sch f ^ genommen, daS Reservatrecht also umsonst geopfert -me Diskussion unter der klerikal-part.cular.st,scheu Verwandt schaft im Süden, die an sich recht interessant st. * «erltn, 4. Juni. Die Angelegenheit des Pastor« Kock, der von seinem Patron v. Thadden wegen emes Vor- trags über Socialdemokratie und Landbevölkerung Kaiser verklagt worden ist, im „Volk nochmals er örtert. Es wird f-stgestellt, daß der Borrrag vom Vo stand des konservativen Vereins genehmigt war. haben, daß der (übrigen- schon 56 Jahre altt) Pa't°r d,e Bel spiele aus den, Verbaltniß zwischen semem Patron und dessen Tagelöhnern gewählt hatte. Es wird nachgewiesen, daß der Ausschluß deS Pastors aus dem corstervatwen Berem nicht m statutengemäßer Weise erfolgt ist, und dann worstich geiagt „Daß in solchen Sachen statt einfacher sachlicher Widerlegung bei allerhöchsten Personen und hohen Behörden Strafantrage gestellt werden, brurtheilt sich von selbst. Wie Pastor Kock in der Vorrede zu seinem gedruckten Bortrage mittheilt, hat ihm dieser Vortrag Strafanträge bei vier verschiedenen Be hörden eingetragen. Höchst eigenthümlich 'st ied«ffallS das Verfahren des Cpnsistoriums zu Stettin. In Abwesenheit des Generalsuperintendenten ertheilte diese Behörde nämlich dem Pastor Kock am 28. April 1894 einen Verweis, ohne ihn auch nur gehört zu haben. Daß gegen Pastor Kock wegen seiner Rede auch eine Strafanzeige an das Gericht — freilich vergeblich — gerichtet worden ist, ist unseres WisienS biSber noch nicht zur Sprache gekommen. Das Bedenklichste blerbt freilich der Versuch, eine kirchliche Cabinetsjustiz berbe.zu- führen. Er lag unzweifelhaft darin, daß sich Herr v. Thadden- Trieglaff (Ko/s Patron) am 18. Mai 1894 (laut Nr. 112 des „Greisenberger Kreisblattes") an den Kaiser gewandt hat. Aus dem Civileabinet des Kaisers ist ja auch der Bescheid an Herrn v. Normann ergangen, daß Pastor Kock von seiner Behörde schon einen Verweis bekommen habe. — DaS Stöcker'sche Organ hofft, daß die Angelegenheit noch vom Pommerschen konservativen Provinzialverein einer grundsätzlichen Erörterung werde unterzogen werden. --- Berlin, 4. Juni. (Telegramm.) Wir verlautet, wird sich der Kaiser bei dem Leichenbegängnis des ver storbenen Staatsministers Or. v. Kriedberg durch den General Adjutanten v. Mischte vertreten und einen Kranz am Sarge nieterlezen lassen. Der „Nat.-Ztg." zufolge hat sich der Verstorbene bis zum letzten Tage seines Lebens einer beneidenswert,en Rüstigkeit erfreut; man sab den 82 jährigen alten Herrn häufig in den Straßen des Berliner Westens; vor Kurzem hatte er sich noch mit gewohnter Frische in der parlamentarischen Gesellschaft bei dem Finanzminister be wegt. Er ist gestorben, ohne krank gewesen zu sein. Am Sonntag Morgen klagte er über Athembrschwerden und legte sich deshalb nieder; aber er befand sich besser, als seine Familie, die bis gegen 6 Ubr Abend- um ihn gewesen war, ihn verließ, da er schlafen wollte; kurz nachher, um 7^/« Uhr, ist er gestorben. ---Berlin, 4. Juni. (Telegramm.) Wie die „Kreuzztg." erfährt, hat der Kaiser die durch den Tod deS General obersten v. Pape erledigte Domherrnstelle zu Merse burg dem Admiral v. d. Goltz verliehen. Der Admiral werde mit seiner Familie nach Coburg übersiedeln. ^ Berlin, 4. Juni. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgem. Ztg." vernimmt aus guter Quelle im Auswärtigen Amte seien Personalveränderungen unter den LegativnS- secretairen in der Ausführung begriffen. DaS Blatt führt die eintretenden Veränderungen auf. D Berlin, 4. Juni. (Telegramm.) Der Landtags abgeordnete Lttcn«, seit 1870 naiionalliberaler Vertreter des Wahlbezirks Norderdithmarschen (Schleswig), ist gestern gestorben. L. Berlin, 4. Juni. (Privattelearamm.) In Folge eines Antrages aus Holtenau an da« Berliner Polizei-Pra- sidium hat dasselbe beim Magistrat die Genehmigung nach gesucht, daß ein Löschzug der Berliner Feuerwehr dorthin entsendet werde bebufs Bewachung der dortigen für die Eröffnung de« Nord-Ostsee-CanalS errichteten vielen Holzbauten, Tribünen rc. Die Kosten und die Garantie übernimmt daS Reich. Damit die Feuersicherheit der Stadt Berlin ungefährdet bleibt, wird der Zug nur aus Reserve mann,Lasten, Reservepserden und Reservewagen bestehen. Puttkamer-Plauth hat jüngst auf der ^jlnsschau deS Centralvereins westpreußischer Landwirthe ."'st" von Hammerstein-Loxten mit einer Rede be grüßt. ,n der e« heißt: ist ii, dem letzten Jahrzehnt bet uns geschehen. Die Vieh- jucht hat bedeutende Fortschritte gemacht, auch die Pferdezucht hat sich gehoben. Diese Fortschritte haben wir der Regierung zu verdanken, den« ohne die in dem Etat eingestellten Mittet waren wir nicht in der Lag. gewesen, di. Erfolge zu erreichen . Gute Gesetze wollen wohl vorbereitet sein, und da« ist nickt im Handumdrehm qethan. Wer da sagt, daß die StaatSregternno nichts thut, sagt etwa« Falsch«!, Hier in Wrstvrrusten Ae gute, tüchtige Bevölkerung zu verzagen droht, brtuaeu wir'dem Minister volle« «ertrourn entgegen und hoffen, daß er dein, und bei seinen College» Alle« thun werde, um un, »« belkn "" ^ D>. Az».»,.» «,m '-'«-sLdi,., Id es Deut schthums ,n den Ostmarke«" gegründet werdem — In der Wiener „Polit. Corresp." tauchen neuerdings wieder anscheinend officiöse Berliner Briefe auf, nachdem sie längere Zeit aus diesem officiösen Allerweits - Organ ver schwunden waren. Wir sehen nicht eiu, warum man es nicht hierbei bewenden läßt; es ist ein widersinniger Zustand, baß man auf dem Wege über Wien Berliner inspirirte Mit- tbeilungen beziehen muß; in der „Berl. Corr." und der „Nordd. Allg. Ztg." stehen der Regierung in Berlin ja die für solche Mittheilungcn erforderlichen Preßorgane zur Verfügung. * Niel, 4. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser trifft am Sonnabend, den 8. Juni, hier ein und wird am 9. Juni wieder nach Berlin zurückreisen, wo am 10. Juni Cavallerie- Besichtigungen stattsinden. * Rendsburg, 4. Juni. (Telegramm.) Die kaiserliche Jacht „Hohenzollern" passirte beute Vormittag, von Kiel kommend, die hiesigen Brücken und wird morgen in Begleitung der „Palatia", an deren Bord sich der Reichskanzler Fürst Hohenlohe, die Staatsminister v. Doetticher, v. Köller und §reiberr Marschall mit Gemahlinnen, Minister Thielen, Staatssecretair^ Admiral Hollmann, Rittmeister Graf v. Schönborn, Capitain z. S. v. Baudissin, Geh. Ober-Reg.» Rath v. Iouguires und Geh.-Reg.-Rath Günther befinden, nach Kiel zurllckkehren. * Pascwolk, 4. Juni. (Telegramm.) Das Kaiser paar ist zur Enthüllung des Kaiser-Friedrich-Denk- mals beute hier eingetroffen. Die Majestäten hielten um 1 Ubr zu Pferde unter Glockengeläut ihren Einzug in die Stadt bis zum Markt, wo das Kürassier-Regiment „Königin" PommerscheS Nr. 2 Parade-Aufstellung genommen batte. In Gegenwart des Kaiserpaares wurde vor der Front der Ehrenbrief verlesen, durch welchen Friedrich der Große sein Hohenfriedberger Regiment ausgezeichnet hat. Da rauf brachte der Commandeur Oberstlieulenank v. Vieting- hoff in einer kurzen Ansprache ein Hoch auf den Kaiser als obersten Kriegsherrn und auf die Kaiserin als Regi mentschef aus. Unmittelbar daran schloß sich die Festrede des Superinlendenten und die Enthüllung des Denkmals, an welchem Generaladjutant v. Plessen im Aufträge der Ma jestäten einen Kranz niederlegte. Ein Parademarsch des Regiments beschloß die Enthüllungsfeier. Darauf stiegen beide Majestäten in der Wobnung des Regimentskommandeurs ab und nahmen mehrere Vorstellungen entgegen. Posen. 3. Juni. Wie im vergangenen Jahre, so sollte auch dieses Jahr am zweiten Psingsttage in Inowrazlaw ein großes polnisches Kinderfest, mit einem Waldansfluge verbunden, stattfinden. Die polnische Bürgerschaft, welche sich dabei zahlreich betbeiligen wollte, hatte Sammlungen ver anstaltet, um die Mittel aufzubringen, damit den Kindern Prämien, Erfrischungen, Spielsachen rc. verabreicht werden könnten. Im vergangenen Jahre batten sich bei diesem Feste Tausende von Polen betheiligt. Die Kinder und Erwachsenen waren unter dem Gesänge polnischer Lieder und von einer Musikcapelle begleitet, ausmarsckirt und unter dem Gesänge polnischer Lieder zurückgekehrt. Dabei waren polnische Reden gehalten worden u. s. w. Dieses Jahr verbot die Polizei in Inowrazlaw den Ausflug. Aus diesem Grunde erschien am l. Juni bei der hiesigen Regierung, bezw. bei dem Ober präsidenten, eine Abordnung polnischer Bürger aus Inowrazlaw unter Führung des ReichStagsabgeordnelen vr. KrzyminSki und ersuchte um Aufhebung des Verbotes. Da jedoch die Aufhebung des Verbots nicht erfolgte, so telegraphirte die Deputation, welche inzwischen wieder nach Inowrazlaw zurück gekehrt ist, an den Minister. Auch der Minister beschied die Deputation abschlägig. * baffcl, 4. Juni. (Telegramm.) Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg ist hier eingetroffen und wurde vom Vorstande der hiesigen Colonialgesellschaft auf dem Bahnhofe begrüßt. * Darmstadt, 4. Juni. (Telegramm.) Unter dem Vorsitz des Gewerbeschuldirectors Cathiau aus Karlsruhe und in Anwesenheit des Staatsministers Finger wurde gestern die 7. Wanderversammlung des Verbandes Deutscher Ge werbeschul männer eröffnet. Nach der Eröffnungsfeier lichkeit fand die Besichtigung der Schülerarbeiten-Ausstelluug statt, später ein Festessen. * Stuttgart, 2. Juni. In einer Versammlung von 27 hiesigen und auswärtigen Sänger-Gesellschaften, die sich mit dem Boykott des Liederkranzes beschäftigte, wurde beschlossen, den Liederkranz zu bitten, in Anbetracht des bevor stehenden deutschen SängerfesteS den Boykott auf gütlichem Wege aus der Welt zu schaffen; da ein großer Theil der dem schwäbischen Sängerbund angehörenden Vereine aus Arbeitern zusammengesetzt sei, würde da- Fest unter dem Fortbestehen des Boykotts entschieden leiden. Abgelehnt wurde der Antrag auf Absendung einer Deputation an den Ausschuß deS Liedrr- kranzes, sowie der Vorschlag, an deu Liederkranz das Ansinnen zu stellen, künftig keiner politischen Partei mehr die Liederhalle zu ihren Versammlungen zu überlassen. * München, 3. Juni. Die soeben im Wahlkreise Aschaffenburg vollzogene Reichstagsrrsatzwabl hat aus« Neue daraethan, daß für einen großen Theil Bayern- nach wie vor Cent rum Trumpf ist. Allerdings ist dieser Kreis noch niemals in anderen als in ultramontanen Händen ge wesen, allein da rin nationalliberaler, ein socialdemokratischer und ein der süddeutschen VolkSpartei angehöriger Eandidat aufgestellt waren, so glaubte mau, falls auch der Bauern bund ringriff, diesmal immerhin auf eine Stichwahl rechnen zu dürfen. Daß aber der Bund, dessen oberster Häuptling, Freiherr von Tbünzen, noch dazu in nächster Nahe wohnt, die Flinte ins Korn werfen, sich sogar aus Seite de» am meisten gehaßten Gegner» stellen und die eigenen Leute ins klerikale Lager hinübercommandiren würde, konnteNiemand erwarten. So wuchs die Anzahl der CentrumS- stimmen gegen 1893 bedeutend an, und nur der demokratische Bewerber hatte auch seinerseits einen erheblichen Zuwachs von Stimmen zn verzeichnen. Der ganze Vorgang war wieder reckt belehrend sur den, der dir Herrschaft der Klerisei für eine leicht zu beseitigende ansieht. Diesmal schienen hierfür alle Bedingungen gegeben, und da» Resultat war «ioe ganz unrrwartele glatt« Wahl eines Mitgliedes der streitenden Kirche.
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