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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.06.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950618015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895061801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895061801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-06
- Tag1895-06-18
- Monat1895-06
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l. LeÜU zm Le'WM T«M«tt «S AMM K. M, AM««, 18. K«i M. (MW-AUte.) Aönigreich Sachsen. -8- Let-zt-, 17- Juni. In den Räumen des Johannis- hoSpitalS, das bekanntlich durch einen Neubau vergrößert werden soll, wohnen zur Zeit 316 Personen; in der Zweig anstalt in der Riebeckstraße befinden sich 100 Personen, so daß im Ganzen 416 Insaffen die Wohlthat des Stifts genießen. Sollte, woran wir nicht zweifeln, die Erbauung des neuen HauseS die Zustimmung des Stadtverordnetencollegiums er halten, so wurden nach Vollendung des Gebäudes im Jahre 1896 weitere 58 Personen untergebracht werden können, mit hin zusammen 474 Personen. Andererseits liegen augenblicklich 380 unerledigte Gesuche um Aufnahme vor und da erfahrungsgemäß nur etwa 40 Personen jährlich ausgenommen werden können, so vergehen mindestens vier bis fünf Jahre, ehe ein Gesuch berücksichtigt werden kann. -g- Leipzig, 17. Juni. An Stelle des verstorbenen Ober försters Herrn Schönherr wurde Herr Förster Zacharias zum Revierförster des Forstreviers Connewitz gewählt. — An Stelle des erkrankten Assessors Herrn Burlhardt ist Herr Referendar Queck zum juristischen Mitarbeiter des Nathes ernannt worden. * Leipzig, 17. Juni. In den letzten Tagen ist wieder eine Anzahl hiesiger Arbeiter mit einer Auszeichnung für treues Ausharren an ein und derselben Arbeitsstelle vom königlichen Ministerium des Innern und der königlichen Kreishauptmannschaft bedacht worden. Das am grünen Bande zu tragende Ehrenzeichen wurde folgenden Per sonen verliehen: den Obermarkthelfern Scharf und Schumann, dem Schlosser Wetzold, dem Maurerpolier Künicke, den Maurern Ruhland und Thier und Handarbeiter Lehmann. Eine Belobigungsurkunde erhielten: Formermeister Rud- loff, Schlosserei-Werkführer Ried, die Maurerpoliere Kegel und Zeidler, die Markthelfer Dreihaupt und Rölke, die Maurer Klose und Noack und der Schlosser Neidel. —r. Leipzig, 17. Juni. Wir erhalten soeben die Mit theilung, daß die königl. sächsische Staatseisenbahnverwaltung im Vereiu mit den betheiligten königl. preußischen Eisenbahn- Directionen, sowie der Oesterreichischen Nordwestbahn in viesem Sommer am Montag, den 15. Juli, einen Sonderzug mit außerordentlich ermäßigten Fahrpreisen von Leipzig beziehungsweise Berlin und Dresden nach Wien über Tetschen - Jglau verkehren lassen wird. Zu diesem Zuge werden auf den größeren Stationen der königlichen Eisenbahn - DirectionSbezirke Berlin, Halle, Erfurt, Magdeburg, Hannover und Altona, sowie auf allen übrigen sächsischen Stationen Anschlußkarten zu er mäßigten Preisen ausgegeben werden. Ferner wird die sächsische StaatSeisenbahnverwaltung zu Beginn der sächsischen Schulferien am Sonnabend, den 20. Juli einen weiteren Sonderzug von Leipzig und Dresden über Tetschen nach Wien verkehren lassen, zu welchem aus allen sächsischen Stationen ermäßigte Anschlußkarten verabfolgt werden. Die genauen Fahrzeiten und ermäßigten Fahrpreise, sowie die sonstigen Bestimmungen werden in einer demnächst erscheinen den Ueb erficht von der sächsischen Staatseisenbahn verwaltung bekannt gegeben. Die Uebersicht ist unentgeltlich von den Stationen der sächsischen Staatöbahnen, ferner von den Ausgabestellen für zusammenslellbare Fahrscheinhefte in Leipzig (Dresdner Bahnhof) und in Dresden-Altstadt (Carola straße Nr. 16) zu beziehen. Brieflichen Bestellungen sind 3 Porto in Marke beizufügen. — Heute wird die Platzmusik von 5—6 Uhr Nach mittags in dem Iohannapark unter Leitung des Herrn I. H. Matthey vom MusikcorpS des 106. Regiments ausgeführt. Folgendes Programm ist ausgestellt: 1) General-Parseval- Marsch von Högg. 2) Ouvertüre z. Op.: »Mignon" von Thomas. 3) k'antLsio äramatämw a. d. Op.: „Die Huge notten" von Meyerbeer. 4) Preislied a. d. Op.: „Die Meistersinger von Nürnberg" von Wagner. 5) „Am Wörther See'", Walzer von Koschat. 6) Bombardon-Marsch a. d. Op.: „DaS goldene Kreuz" (Brüll) von Saro. — Die Ausstellung der Baupläne für die Sächsisch-Thüringische Industrie- und Gewerbe - Ausstellung >u Leipzig 1897 ist nur noch heute and morgen geöffnet. Die weitesten Kreise unserer Stadt beschäftigen sich mit der Bebauungsfrage, und es wird daher gewiß für Jede» von Interesse sein, die ausgestellten Baupläne in Augenschein zu nehmen. Die Ausstellung findet rn der Turnhalle der 2. Bezirksschule, Lessingstraße 23/27, statt; die Besichtigung ist nickt mit Kosten verbunden. — — Wir nehmen von Neuem Veranlassung, auf die Vor führungen mit GaSfeuer-Geräthen hinzuweisen, welche jeden Mittwoch, Nachmittags zwischen 3 und 7 Uhr, in der Ausstellung der städtischen Gasanstalten im Markt- Hallen-Eckgebaude an der Brüderstraße stattsinden. Die Vor theile und Annehmlichkeiten der Verwendung von Leuchtgas zum Kochen und zu anderen hauSwirthschastlichen Ver richtungen, besonders in der wärmeren Jahreszeit, werden dort gezeigt, und unsere Hausfrauen können sich von der Schmackhaftigkeit der auf Gasfeuer hergestellte» Speisen dabei selbst überzeugen. — Der allgemeine deutsche Schulverein (studen- tischeOrtSgruppeLeipzig), dessen Zweck die Förderung des Deutschthums im Auslande ist, hält im Sommersemester 1895 im Coburger Hof, Windmühlenstraße, drei Vortragsabende ab, deren erster morgen, Mittwoch stattsindet. Den Vortrag bat Herr Privatdocent vr. Paul Barth übernommen: das Thema lautet: »Jean Päul, ein deutscher Pädagog". — Der nächste Vortrag wird am 18. Juli von Herrn Professor vr. Lamprecht über „Zur Lage der Deutschen in Oesterreich" gehalten. Schließlich wird Herr vr. Funke, Redacteur der Deutschen Zeitung in Leipa-Böhmen, am 3l. Juli über „Der Unterschied deS slawischen und deutschen Charakters" sprechen. H Leipzig, 17. Juni. Während des Schützenfestes war Tag und Nacht in einem Theile der Colonnade des Schützen hofes eine Sanitätswache stationirt. Wie wichtig und nothwendia bei dem außerordentlich starken Besuche des Fest platzes diese Einrichtung war, erhellt aus dem Umstande, daß die Hilfe der Wache während der achttägigen Dauer des Festes in 39 Fällen in Anspruch genommen wurde. Unter den vorgekommenen Erkrankungöfällen, zumeist Verletzungen, waren mehrere ziemlich schwerer Natur, so daß sofortige ärzt liche Behandlung eintreten mußte. H Leipzig, 17. Juni. Wie nunmehr fest bestimmt ist, findet der neunte VerbandStag des Verbands säch sischer Gastwirthe vom 2. bis 4. Juli dieses Jahres in Burgstädt bei Chemnitz statt. Mit dem sächsischen Gast- wirthStage ist eine Ausstellung verbunden, die sehr zahl reich beschickt werden dürfte. Die Verbandssitzung findet am 3. Juli im Schützenhause statt; ihr liegt eine reichhaltige und umfangreiche Tagesordnung zu Grunde. Unter Anderem kommen zur Berathung die Anträge zum Bundestage deutscher Gastwirthe, ferner Anträge auf Beschränkung der Zimmer vermiethungen und Kostgebereien von Privaten, auf Verbot des Schankbetriebes in Produkten- und Flaschenbiergeschäften. Eingehender Bericht wird über das StellenvermittelungS- bureau und die VerbandsprüfungScommission, sowie über die Hilfscasse erstattet werden. Im Laufe des VerbandstageS werden verschiedene Festlichkeiten veranstaltet. * Einer der volkSthümlichsten deutschen Künstler, der durch seine Bilder so unmittelbar, wie wenig andere, zum Herzen des deutschen Volkes spricht, selber eine Verkörperung deutschen christlichen GcmüthSlebens, ist Ludwig Richter. Ein Lebensbild desselben und zugleich einen Einblick in sein Schaffen und Wirken wird in der nächsten Monatsversamm lung des HauSväterverband eS der St. Nicolaizemeinde (3. Bezirk) Herr MuseumS-Assistent vr. Vogel darbieten. Die Versammlung findet statt morgen, Mittwoch, den 19. Juni, Abends pünktlich >^9 Uhr im Saale der Thieme- schen Brauerei, Tauchaer Straße 25. Eine Anzahl von Bildern des verewigten Meisters wird den Vortrag er läutern. Die Mitglieder des Verbandes seien auf diesen Bortrag hierdurch besonders aufmerksam gemacht. Auch Gäste sind zu den Versammlungen willkommen. — Die Monatsversammlung der kirchlichen Gemeinde pflege zu St. Petri, wozu Freunde und Freundinnen des Werkes irderzeit willkommen sind, findet diesmal ausnahms weise Dienstag, den 18. Juni, Nachmittag- 4 Uhr im östlichen Beichthause der Peterskirche statt. ** Leipzig, 17. Juni. In einer von 200 Personen be suchten Metallarbeiterversammlung, die im „Pan theon stattfand, Arach Herr Bösch über das Thema: „Wie stellen sich die Metallarbeiter zu den schwarzen Listen deS Arbeitgeberverbandes der Metallindustriellen Leipzigs?" An der Hand einer Broschüre, welche der „Verband der Berliner Metallindustriellen", an dessen Spitze der Commerzienrath Kühnemann steht, herausgegeben hat, ver- urtheilteder Rednerdas System der schwarzen Listen auf daS nach- dücklichste. Doch wurde sowohl dem genannten Referenten, als auch noch einem nachfolgenden Redner vom überwachenden Be amten daS Wort entzogen, weil sie in ihren Ausdrücken zu weit gingen. Mitgetheilt wurde weiter, daß auch die ausständigen Monteure der Grob'schen Motorenfabrik in Eutritzsch keine Arbeit erhalten könnten, weil man sie auf die schwarzen Listen gesetzt habe. Die Versammlung nahm eine Resolution an, in der das System der schwarzen Listen als verwerflich bezeichnet wurde, weil es die Arbeiter auf eine unmoralische Laufbahn bringe; zugleich forderte man die Fabrik- und Gewerbe-Jnspectiou zu Leipzig auf, gegen dieses System Stellung zu nehmen. ** Leipzig, 17. Juni. Die Steinsetzer hielten gestern Vormittag eine Versammlung ab, um sich den Bericht der früher gewählten Lohncommission erstatten zu lassen. Dieselbe hat einen neuen Lobntarif ausgearbeitet, in welchem ein Stundenlohn von 45—48 festgesetzt ist. Ueberstunden sollen mit 60 entlohnt werden. Bon verschiedenen Rednern wurde hierbei angeführt, daß der Stundenlohn schon früher 45 betragen habe, jetzt jedoch auf 35—44 gesunken sei. Die Versammlung beauftragte die Lohncommission, den vor geschlagenen neuen Tarif den Arbeitgebern zu unterbreiten und daS Ergebniß der Verhandlungen in einer demnächst zu berufenden Versammlung bekannt zu geben. Mitgetheilt wurde, daß von den hierorts beschäftigten 250 Steinsetzern etwa 120 der Organisation angehören. ** Leipzig, 17. Juni. Die Töpfer ließen sich in einer im „Universitätskeller" abgehaltenen Versammlung von Herrn Schwab über den Maurerstreik berichten. Vom Genannten wurde die gegenwärtige Zeit als geeignet erklärt, daß die Töpfer ebenfalls in eine Lohnbewegung eintreten. Die Meinungen darüber, ob die Zeit jetzt geeignet sei, gingen jedoch sehr auseinander, und die Versammlung sah deshalb davon ab, in dieser Angelegenheit einen Beschluß zu fassen. In einer Resolution wurde jedoch ausgesprochen, daß für den Fall einer Lohnbewegung jeder Töpfer sich derselben an schließen solle. Der Ueberschuß der Localcasse wurde den streikenden Maurern überwiesen. — Die Holzarbeiter beschlossen in einer Versammlung, die ebenfalls im „Uni- versitätskeller" stattfand, daß das Agitationscomite mehr als bisher für die Agitation in den Städten der Umgebung Leipzigs thun soll. —** Einen linksseitigen Oberarmbruch erlitt der Sohn eines in der Frankfurter Straße wohnhaften Kutschers. Derselbe versuchte im Nachbarhaus- einen Thorweg zu erklettern und kam hierbei zu Falle, so daß ihn die Mutter sogleich nach der Klinik bringen mußte. —Bei einem Schlachtviehtransporte von Liegnitz nach hier wurde während der Eisenbahnfahrt in einem Viehwagen der 1863 zu Reußendorf geborene Fleifchergeselle Hermann Paul Jahn von einem Stiere derartig getreten und gequetscht, daß derselbe alsbald nach seiner Ankunft in Leipzig ins Jacobshospital gebracht werden mußte. 8 Aus dem Bureau des Stadttheaters. Im Neuen Theater gehen heute die Oper» „Johann von Paris" und (vorher) „Bastien und Bastienne" in Scene. — Im Alten Theater schließt heute Herr William Büller sein Gastspiel, und zwar tritt er auf vielfachen Wunsch noch einmal als „Babberley" in „Charley's Tante" auf, eine Rolle, in welcher er auch hier die größte Heiterkeit entfesselte. Außerdem spielt Herr Büller noch den „Professor Faxini" in dem Einakter „lloouo poous", der am heutigen Abend die Vorstellung eröffnet. — Morgen, Mittwoch, wird im Neuen Theater Verdi's Oper „Rigoletto" gegeben. DaS Alte Theater bleibt morgen geschlossen. — Am 2. und A. Jult findet im Alten Theater rin Gastspiel des vollständigen Enfembles des Pariser Theaters „va oomöäie karisionuo" tatt, in dessen Verlauf der Schwank „Vo potlt I-orä" mit dem Einakter „I-os.jurons äs vnvillao" und „I,s Llargui» äe Villemor" gegeben werden. Der Leiter der Gastspiele ist der sehr bekannte Impresario der Eleonora Düse, Mr. Schürmann. 8 Im Sommertheater Hotel Stadt Nürnberg wird heute der englische Originalschwank Lethe wiederhol«. Dieser» geht „Ludwig Devrient" voraus. Sowohl das erstgenannte Stück wie das zweite erzielten am vorigen Sonntag einen vollen Ersolg. Morgen geht „Nervöse Frauen" von Franz Wall ner zum ersten Male in Scene. 8 Ein auSverkausteS Hau» in Battenberg erzielt« am Sonntag das Berliner Parodie-Ensemble und die Beifalls salven bewiesen am besten, wie gut man sich auch bei dieser paro- distischen Kost amüsirte. Die Verlängerung deS Gastspiels dürste jedenfalls willkommen geheißen werden, zumal da die Direktion durch ein abwcchselungsvolles Programm stets Neues bringt und somit auch denen das Wiederkommea erleichtert, die schon dagewesen. — Heute wird Charley's Tante gegeben, der originelle Schwank, von welchem man kaum eine Steigerung erwartet hätte. Außerdery gehen Wilhelm Teil und der Troubadour in Scene. 8 Im Etablissement Battenberg (kleiner Saal) findet heute Dienstag theatralischer Familienabend statt. Zur Aufführung kommt ein ganz neues Lustspiel „Eine vornehme Schwiegertochter" von Hugo Märker, einem jungen Leipziger, der sich der Bühne gewidmet hat und jetzt dem Ensemble angehört. Dem Lustspiel folgt der dreiactige Schwank „Wenn man im Dunkeln küßt". 8 Im Panorama-Garten findet heute Dienstag bei günstigen! Wetter Militair-Concert statt, ausgeführt von dem vollzählige» MusikcorpS des 106. Regiments unter Direktion Ides Herrn Jul. Herm. Matthey. * Colditz, 17. Juni. Vergangene Nacht brannten im naherz Dorfe Schönbach ein Wohn- und ein Seitengebäude und die Scheune des Gutsbesitzers Redner vollständig nieder. Ein neues Wohngebäude war zu diesem Gehöfte vor Knrzem bereits erbaut worden. — Gestern beging der hiesige Turn verein unter großer Theilnahme der Turnvereine der näheren und weiteren Umgebung und neunzig Festjungfrauen das fünfzigjährige Bestehen des Vereins und damit zugleich die Weihe einer neuen prächtigen Fahne. Außer drei werth- vollen Schleifen wurdem dem Jubelvereine 32 Nägel zur Fahne gestiftet. Das Fest verlief in heiterster Stimmung, und eS fanden auch die turnerischen Aufführungen des hiesigen und der auswärtigen Vereine vielen Anklang. * Frankenberg, 17. Juni. Die seltene Feier deS 60jäh- rigen Bürgerjubiläums beging am gestrigen Sonntag der Webermeister Karl Heinrich Fachmann hier, auS welchem Anlaß dem würdigen Jubilar durch eine Deputation des StadtratheS heute NamenS der Stadt herzliche Glückwünsche ausgesprochen wurden. Waldheim, 16. Juni. Der berüchtigte Einbrecher Anton Kretschmer aus Lautsche bei Friedland i. B.» welcher gelegentlich der Kögler-Suche im vorigen Jahre in Zittau erwischt wurde, ist bei dem Transport vom Zucht hause zu Waldhcim, wo er internirt war, nach Görlitz, woselbst er einen Termin vor der dortigen Strafkammer wahrzunehmen hatte, seinem Transporteur entsprungen. Werdau, 17. Juni. Für den hiesigen königl. sächsisches Militairverein 105/106. Regiments war der gestrige Tag eio Tag des Jubels und der Freude. Galt eS doch die von de« Frauen und Jungfrauen gestiftete Fahne zu weihen. Zu diesem Zweck fand bereits am Vorabend Zapfenstreich statk Unter Theilnahme von Ofsicieren und Unterofficiere» der gedachten Regimenter, des 133. Regiments, des hiesige« ReserveofficiercorpS und der erschienenen auswärtigen, sowie der hiesigen Vereine stellte sich der Festzug auf der Schsoßwiesr und bewegte sich nach dem Marktplatze, woselbst nach Gesang: „Die Himmel rühmen" und „Mr bleiben treu" die Weihe der Fahne durch Herrn DiakonuS Richter stattfand. IW Schützeuhause fand Cancert und Abends ein sehr belebter Commers statt, wobei Herr Lehrer Paul Walter die Fest rede hielt, in welcher er die Kameraden ermahnte, treu zu FenNletsn. Zum achtzigsten Jahrestage der Schlacht von Waterloo-Lelle-Alliance. (18. Juni L81S.) Königs Ludwig XVIII. zurückgehalten hatte, ohne sie zur I glauben dieses Corps schon auf den Höhen von St. Lambert Schlacht heranzuziehen. Strategisch war diese Nichtheran-> zu erkenne»." Um hierüber volle Gewißheit zu erhalten, ziehung von Reserven ein großer Fehler. Denn wurden die I sandte Napoleon seinen Generaladjutanten Beruard dorthin Bon vr. HanS Blum. II. Nachdruck verboten. Ein Schachbret bietet etwa den Gezuern nach beiden Seiten dieselbe vollkommene Freibeit zum Angriff wie das Schlacht feld von Waterloo-Belle-Alliance. Und wie beim Beginn deS Schachspiels Weiß und Schwarz nach Belieben Bauern oder Springer rühren kann, so bietet jene blutige Wahlstatt beiden Parteien freie» Schußfeld für die Geschütze, freies Angriffs gebiet für Reiterei, keinerlei Hinderniß für die gegenseitige Unterstützung der drei Waffengattungen. In der Mitte zwischen den Linien der Kämpfer befindet sich eine Thal> mulde, welche fast genau in der Hälfte unsere» SchachbreteS von der großen Straße durchschnitten wird, die von Charleroi im Süden nach Brüssel im Norden zieht. Diese Straße zertheilt in der Thaltiefe einen Feldcomplex von 4000 Schritt Breite. Nördlich wie südlich hebt sich daS Gelände aus der Thalmulde zu hügeligen Höhen, auf denen im Norden die Engländer, im Süden die Franzosen stehen. Die Stellungen beider Heere fassen wir genauer inS Auge. Zunächst die des britisch-niederländischen Heeres. Am Nordrande unseres Schlachtfeldes, rechts von der Brüsseler Straße, liegt Waterloo. Von hier an hebt sich daS Gelände sanft anste,gend südwärts nach Mont St. Jean und weiter nach der Farm La Haye Samte, die gleichfalls an der Brüsseler Straße liegen. Zur Rechten und Linken (also nach Westen und Osten) von La Haye Samte erhebt sich ein leichter Hügelkamm am Nordrand der bereits erwähnten Thalmulde. Ihn machte Wellington zur Frontlinie seiner Aufstellung. Ein von Süden her blickendes Auge konnte nickt erkennen, waS hinter diesem Hügelkamm vorging, da daS Gelände nach Norden, gegen Mont St. Jean und Waterloo bin, sich, wie bemerkt, wieder senkte. Vor der englischen Front liegen westlich, also vor dem englischen rechten Flügel, Schloß Hougomoat, östlich, also nach links hin, am Ohäin bache die Pachthöfe Papelotte, La Haye und daS Dorf Smo Hain. Etwa in der Mitte zwischen Papelotte und Hougomont befindet sich die bereits erwähnte Farm La Haye Sainte. Wellington hatte 67 600 Mann zur Verfügung. Darunter 49 600 Mann Fußvolk, 12 400 Reiter und 156 Geschütze mit 5600 Bedienungsmannschaften. Britische und fremdländische Truppen batte er durcheinandergemischt. Den rechten Flügel, dessen äußerster Punkt Brainr l'Alleud im Nordwesten von Hougomont war, befehligte Lord Hill: das Centrum Prin Wilhelm von Oranien; den linken Flügel General Picton. Dieser Flügel war nördlich von Smoham ohne Anlehnung, Aber von dort her, hoffte Wellington, werde Blücher Bei stand leisten. Vor dem linken Flügel hielt Prinz Bernhard von Weimar Papelotte, La Haye und Smohaiu besetzt Die Reitereimaffe stand hinter der Mitte. Eine Infanterie- rrserve fehlte, weil Wellington au» politischen Gründen, die später zu erwähnen sein werden, 14 800 Mann, die nur zwei Meilen von Mont St. Jean entfernt bei Hal und Tnbize staub», zum Schutze «ud Geleit de- in Gent weilenden untiefen englischen Linien durchbrochen, so mußten, statt frischer Reservebataillone, die selbst im Gefecht stehenden Truppen von rechts und links her eingreisen. Der 18. Juni war ein Sonntag. Nach 5 Uhr Morgens jörte der Regen auf, und die französischen Artillerie-Osficiere meinten, bis 9 Uhr würden in dem erweichten Boden Geschütz- >ewegungen auszuführen sein. Doch erst gegen 10 Uhr ließ Napoleon seine Corps in elf Colonnen rechts und links der Brüsseler Straße in voller Schlachtlinie aufmarschiren. Ihn erfreute daS glänzende Schauspiel unendlich, und dem Feind dachte er mit demselben Schrecken einzujagen, „v'eauemi ckut ou etrs trapps!" meinte er. Sein Heer zählte 72 000 Mann, darunter 48 900 Mann zu Fuß, 15 700 Reiter, 246 Geschütze mit über 7000 Mann Artilleristen. Es war also an Reiterei und Geschütz dem Gegner überlegen, und die Infanterie hatte den Bortheil einheitlicher Nationalität. Den Mittelpunkt der französischen Stellung bildete daS südwärts der Thalmulde gelegeneGasthauSLaBelle-Alliance. Von hier auS erstreckte sich der französische rechte Flügel auf der hügeligen Erhebung südlich der Thalmulde von Belle-Alliance bis ^richemont, das dem Pachthof La Haye gegenüberliegt. Diesen lüget befehligte Erlon. Den linken Flügel von Belle-Alliance bis zur Straße von NivelleS, Schloß Hougomont gegenüber, erhielt Reille. Die Divisions-Cavallerie Pir6 verlängerte jenen Flügel. Diese erste Schlachtlinie hatte eine Ausdehnung von 6000 Schritt. Hinter ihrem rechten Flügel rückte Milhaud'S Kürassiercorps auf, hinter dem linken die schwere Reiterei Kellermana'S, und zwischen den beiden CavalleriecorpS stand als erste Reserve da» CorpS Lobau. In dritter Linie hielt hinter Milhaud die leichte, hinter Kellermann die schwere Gardereiterei, und in zweiter Reserve stand endlich noch die gesammte Garde-Infanterie westlich von Plancenoit, rechts von der Brüsseler Chaussee am Südrande des Schlachtfeldes, im Hintergründe. chon halb elf Uhr Vormittags wären die französischen Truppen in diesen Stellungen kampfbereit gewesen. Aber Napoleon verlor abermals eine unschätzbare Stunde mit dem eiteln Gepränge von Parade-Honneurs längs der ganzen Front. „ES war die letzte Ehre, welche die Armee dem Kaiser erwies!" Diese Zeitvergeudung ist um so unbegreis licher, da Napoleon spätestens um 8 Uhr Morgen» die Meldung Grouchy'S erhalten haben mußte, daß ein Theil der Preußen sich mit den Engländern vereinigen zu wollen scheine. Aber auch nach Ablauf der nutzlosen Revue um halb zwölf Uhr ließ Napoleon zunächst nur den linken Flügel unter General Reille da« vorbereitende Kanonenfeuer gegen Schloß Hougomont beginnen, worauf die französische Infanterie bis gegen 1 Uhr daS Erlenwäldchen südlich des Schlosses nahm. DaS war die ganze Ausbeute der ersten TageShälftr, als auf den Höhen von St. Lambert im Nord osten de» Schlachtfeldes verdächtige Truppen sichtbar wurden, die offenbar weder Engländer noch Franzosen waren. Wer daS sein mochte, wurde dem Kaiser schon sehr klar au» einem zu eben dieser Stunde ausgefangenen Schreiben Bülow'S an den dem Stabe Wellington'» zugetheilten preußischen General-Major v. Müffling; denn hier sprach Bülow die preußischen Ab sichten offen au». Sofort schrieb Soult daher im Auftrag de» Kaiser» an Grouchy: dieser solle sich unverzüglich wieder mit den Truppen des Kaiser» vereinigen, »um Bülow zu vernichten, de« Sie auf frischer Thal ertappen werden. Wir ab. Bald kehrte dieser in größter Eile zurück. Der Kaiser ritt ihm entgegen, um die Meldung allein zu empfangen. »Majestät, eS sind die Preußen!" rief Bernard. „Dachte ich's doch (je m'eu äoutais)!" ent- gegnete Napoleon gedankenvoll. Dann kehrte er zu der zroßen Versammlung seines Stabes zurück und rief aveo un visags assure (man möchte übersetzen: „mit frecher Stirn", sagt JähnS treffend): „Meine Herren! Da zieht Grouchy zu uns heran!" — Man erkennt: Napoleon wollte die Armee täuschen; sie sollte von dem Anmarsch der Preußen nichts erfahren, bevor sie gegen die Engländer gesiegt. Endlich zwischen 1 und 2 Uhr wurde dieser Kampf nun nachdrücklich ausgenommen. Nur 1200 Schritte vor der britischen Front fuhren östlich von Belle-Alliance 74 Ge schütze auf und begannen auf die englischen Batterien zu feuern. Währenddessen zog Erlon seine vier Divisionen zu vier ungeheuren Angriffshaufen zusammen — ein Schauspiel, daS die Kriegsgeschichte seit den Gewalthaufen der Schweizer in den Burgunderkriegeu und seit den Hellen Haufen der Lands knechte nicht mehr erlebt hatte — aber dieser Massenangriff scheiterte an dem furchtbaren Feuer der englischen Brigaden Kempt und Pack, die sodann unterPicton'S persönlicher Führung in einem wuchtigen Gegenstoß die Division Donzelot in wilde Flucht jagten. Wellington ließ eine Cavalleriebrigade nachhauen, die bis in Napoleon'« große Batterie eindrang und hier an 30 Geschützen die Kanoniere niederhieb. Ein gleiches Schicksal hatte die Divisionen Marcognet und Durutte betroffen, und nur die letztere behielt ihre taktische Ordnung, da sie recht zeitig zurückwich. Endlich hatte von ErlowS vier Gewalt Haufen die Division Quiot zwar La Haye Saint« erobert, aber da» Zurückweichen der übrigen drei Divisionen zwang sie, die Farm wieder aufzugeben. Das ganze CorpS Erlon'S war für mehrere Stunden zum Angriff nicht mehr zu brauchen. ES hatte 4000 Mann, 2 Fahnen und 15 Geschütze verloren. Freilich schied auch aus englischer Seite die geschlagene Brigade Bylandt dauernd au» der Front des linken Flügels auS, und die tüchtigen Generale Picton und Ponsoby waren gefallen Ueber diesen Kämpfen war eS drei Uhr Nachmittags geworden. Die Höhen von St. Lambert und deren Vor terrain hatte Napoleon während dieser Stunden durch zwei Reiterdivisivuen beobachten lassen, und gegen drei Uhr ließ er auch die erste Reserve, da« CorpS Lobau, dorthin ab schwenken, doch obne dem General auch nur eine Ahnung von der Art und Größe der von dorther drohenden Gesayr zu geben. Nicht weniger als 10 000 Mann wurden gegen die heranziehenden Preußen gewendet und gingen der Reserve deS Kaiser» verloren, »so daß Blücher'» Unterstützung schon wirksam wurde, bevor er nur einen Kanonenschuß abgefeuert hatte" (JähnS). Napoleon besaß nun an Infanterie- Reserve nur noch seine Garde. Nur sie wäre möglicherweise im Stanve gewesen, die englische Schlachtlinie zu sprenge» Unbegreiflich, wie so manche andere Handlung de» KasserS an diesem Tage, war diese Unterlassung; noch unbegreiflicher, daß er von einem großartigen Massenanzriff der Cavallerie besseren Erfolg erwartete und daß er diesen Angriff von 10 000 Pferden obendrein «icht einmal ans den bereits geschwächten linken Flügel der Briten richtete, sondern aus ihr uner- schütterteS Centrum. Und doch war die Nothwendigkeit, den linken Flügel der Briten zu schlagen, beim Herannahen Bülow'S schon jetzt zwingend und unaufschiebbar. Verstärktes Kanonenfeuer, erneutes muthigeS Vordringen der letzten Division von Reille gegen Hougomont und ver Division Quiot gegen La Haye Sainte ging dem Mafsen- angriff der schweren Reiterei voran, die kein Geringerer als Marschall Ney selbst in der Stärke von 42 EScadronS regen Wellington's Mittelstellung jetzt heranfübrte. In stegimeotScolonue» mit EScadronSfront reiten Milhaud'S Kürassiere voraus. Der Angriff trifft auf die Kern- truppen de» Herzogs, die englischen Garden und die Division Uten (Hannoveraner und deutsche Legion). Wellington ;at di, Infanterie hohle Vierecke bilden lassen, und. nun empfangen diese lautlos den erderschütternden Anprall; daS erste Glied kniend, das zweite in Anschlag — so geben die CarreS auf 30 Schritt ihr vernichtendes Feuer ab. Angriff olgt aus Angriff — doch „die feindliche Infanterie schien in den Boden gewurzelt!" klagt der französische Schlachtbericht. In Escadronbreiten, wie sie herangeritten, liegen die franzö- ischen Reitermassen zu Boden. Da bemerkt Lord Uxbridge die wachsende Verwirrung der Angreifer, er haut mit der englischen Reserve-Cavauerie ein und eilig jagen die fran zösischen Kürassiere thalwärtö. Ja, wären jetzt" die Garden Napoleon s zur Stelle gewesen — so wären auch diese furcht baren Blutopfer nicht vergeblich gewesen. Denn eben jetzt drang die Division Quiot, nachdem sie La Haye Sainte abermals genommen, ln Sturmcolonnen gegen die englische Höhenstellung vor. Aber diesen Angriff wiesen die Braun schweiger und Hannoveraner unter Wellington's persönlicher Führung nachdrücklich ab. - Noch immer wollte Napoleon seine Garden nicht einsetzen. Mit zwölf frischen Reiterregimentern, 78 EScadronS, mußte Ney den Angriff auf das englische Centrum erneuern. „Der Stoß war furchtbar (le cdoc tut tsrridls)", sagt der französische Schlachtbericht befriedigt. „Die wenigen englischen Bataillone schienen in dieser Masse fast ganz zu verschwinden", bestätigt Jähns, „oft erlosch ihr Feuer; oft hatten sie nur daS Bajonett zur Wehr; aber auch jetzt konnten die CarreS nicht durch brochen, nicht gesprengt werden. Vergeblich sielen die Generale an der Spitze der Reitercolonnen, vergeblich schmolzen manchb Regimenter zu einer einzigen Schwadron zusammen — stundenlang, bis nach 6 Uhr Abends, währte dieser Kampf — ohne Entscheidung." Diese Entscheidung sollten weder eng. lische noch französische Truppen herbeisühren, sondern preußische, deren Kanonendonner sich von Frichemont her schon längst hatte vernehmen lassen. Nachmittags um 4 Ubr hatte sich die Vorhut von Bülow'S CorpS des Waldes von Frichemont bemächtigt, der im Osten daS Schlachtfeld teS 18. Juni abschließt. „Als die Truppen hier" — nach einem überaus beschwerlichen Marsch — „lautlos und in der gespanntesten Erwartung hielten", schreibt General v. Ollech, „waren sie seit 4 Uhr morgen», also seit 12 Stunden, ans den Beinen, hatten nicht abgekocht, besaßen wenig Lebensmittel und mußten nun in die Schlacht rücken. Die Anstrengung war groß; sie wurde noch größer durch de» Kamps — aber der Sieg ließ mit Freuden alle Strapaze« vergessen!" Da» zweite preußische CorpS (Pirch) wurde di» 3 Uhr Nachmittag» durch französische Cavallerie Grouchh'» an der Dyle zurückgehalten und konnte daher, trotz unsäg, licher Anstrengungen, nicht mehr rechtzeitig eintreffen. Da dritte CorpS (Thielmann) ließ Blücher bei Wavre gegen Grouchy stehen. Mit dem ersten CorpS (Zielen) aber erlt« l der Feldmarschall selbst, recht» von Bülow, in der Richtung von Ohaia und Mont St. Jean dem Schlachtfeld entgegen, j Als er um 11 Uhr Morgen» in Wavre zu Pferde stieg, sagt-
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