Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950619019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895061901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895061901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-06
- Tag1895-06-19
- Monat1895-06
- Jahr1895
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis s» der Hauptexpedition oder den im Stadt. -e»irk und deu Vororten errichtete» An«, aabestellen ob geholt: vierteljährlich ^>4.50. ket zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» ^il 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich . Dirccte tägliche Kreuzbandirndung in< Ausland: monatlich ^4 7.50. Die Morgen-AuSgabe erscheint täglich mitAuS- nähme «ach Sonn, und Festtagen '/,? Uhr, die Abeud-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. Ne-aclion und Lrpe-Mon: IohanneSgaffe 8. Die Ln>edition ist Wochentag- ununterbrochen gevffuet von früh 8 bi» Abend» 7 Uhr. Filialen: vtt« Memm's kortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 1, Louis Lösche, Katharinenstr. 14, pari, und KönigSvlatz 7. Morgen-Ausgabe (MM.TaMalt Anzeiger. Organ fiir Nalitik. Localaelcki»te, Säckels- undGcschäftsvcrW. Anzeigen-Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen «ntrr dem RedactilMSstrich (4 ge- spalten) 50^. vor den Aamiliennachrichteu (8 gespalten) 40-E- Größere Schritten laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellanjcher und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra «Beilagen (gefalzt), nur mii der Morgen-Ausgab«, ohne Potzbesördenmg 60.—, mit Postbesorderuug 70.- Annahmeschlnß für 2in)tigen: (nur Wochentag») ?lbenh.Ausgabe: Vormittag» 10 Uhr. Marge »»Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je ein« halbe Stunde früher. Anzeige« sind stet» an die Expedition zu richte«. Druck und Verlag von T. Polz ln Leipzig. ^°294. Mittwoch den 19. Juni 1895. 89. Jahrgang, Beisitzer. Vertrauensmänner. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Gemäß §. 68 des Gewerbegerichtsgejetzes bringen wir zur öffent. lichen Kenntniß, daß das zur Beilegung des Maurcrstreiks ange- rusene EinigungSamt des Gewerbegerichts Leipzig am IS. Juni 1895 folgenden Schiedsspruch: DaS Gewerbegericht Leipzig als Einigungsamt hält in der Er. Wägung, daß einerseits das bisherige Maurerstundenlohn von min. bestens 38 ^ als ein sehr niedriges zu bezeichnen ist, daß aber andererseits die Maurerarbeiten für 1895 unter Zugrundelegung dieses niedrigen Lohnsatzes bereits zum größten Theile vergeben sind, eine Steigerung dieses Lohnes zwar für geboten, ist aber der lieber» zeugung, daß diese Steigerung nur allmählich erfolgen darf. Im Hinblick auf das Ergebniß der heutigen Verhandlungen vor dem Einigungsamt halten wir folgende Lohnsätze für angemessen: von jetzt ab bis 28. September 1895 42 ^ Mindestlohn für die Stunde, von da ab bis 31. März 1896 43 . - ... vom1.April1896bisz.1.April1897 45 . - ... abgegeben hat und daß die Vertreter der Arbeitgeber und Arbeiter des Maurerhandwerks binnen der ihnen gestellten Frist die Er- klärung anher abgegeben haben, daß sie sich dem ergangenen Schieds sprüche unterwerfen. Leipzig, den 18. Juni 1895. Das EinigungSamt. Stadtrath Büttner, Vors. Theodor Schulze, Fuhrwerksbesitzer, Alfred Sperling, Buchbindereibesitzer, Carl Burkhardt, Schuhmacher, Robert Lommatzsch, Töpfer, Max Ehmig, Steinmetzobermeister, Franz Linke, Zimmermeister, Ernst Schwabe, Töpfer, Bruno Unger, Stuckateur, —- Kasselt, Ger.-Schrbr. Bekanntmachung. Das 6. Stück des diesjährigen Gesetz- und VerordnttttgS- olatteS für das Königreich Sachsen ist bei uns eingegangcn und wird bis znm 6. Juli d. I. ans dem Rathhausjaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 32. Verordnung, die Ausnahmebezirke der Landes-Heil- und Pfleganstalten für Geisteskranke . betreffend; vom 5. Juni 1895. Nr. 33. Verordnung, die öffentliche Ankündigung von Geheimmitteln betreffend; vom 29. Mai 1895. Leipzig, den 17. Juni 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgt. Krumbiegel. Bekanntmachung. Die Entschädigung für die in Leipzig-Altstadt vom S. bis mit 21. Mai dieses Jahres in der Dorotheen-Stratzc» am Torothecn-Platz» in der Elster-, Moritz- und Promcnadcn- Stratze einquartiert gewesenen Truppen vom Königl. 8. Infanterie- Regiment Nr. 107 kann in den nächsten acht Tagen bei unserem Quartier.Amte, Naschmarkt Nr. 2, im Erdgeschoß links, Zimmer Nr. 30, erhoben werden. Der das Quartierbillet Vorweisende gilt als zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 15. Juni 1895. , Der Rath der Stadt Leipzig. ufl x/dl. 12 728. vr. Georgi. Lamprecht Bekanntmachung. Die Entschädigung für die in Leipzig-GohliS vom ^ bis mit 15. Mat dieses Jahres in der Brau-, Brcitenfelder-, Unteren Georg-, Aentzeren Halle,chcn-, Haupt-, Langen-, Louisen-, Lindenthater-, Möckernschcn- und Schmicdcstratze einquartiert gewesenen Truppen vom Königlichen 1V. Infanterie- Regiment Nr. 134 kann in den nächsten acht Tagen bei unserem Quartteramte, Naschmarkt Nr. 2, im Erdgeschoß links, Zimmer Nr. 30, erhoben werden. Der das Quartierbillet Borweisende gilt als zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, den 15. Juni 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. kä x./lk. 12730. vr. Georgi. Lamprecht. Hoh-Äuction Im UniversitätS-Holze bei Licbertwolkwitz sollen Mittwoch, den 26. Juni d. A., vo» Bormittags S Uhr an ca. 250 eichene Klötzer von 10—65 cm Ober- bez. Mitten stärke und 2—10 m Länge auctionsweise verkauft werden. Kauflustige werden ersucht, zu der angegebenen Zeit ous dem Kahlschlage in Abtheilung 1 der Universitüts-Waidung sich einzufinden. Tie geordneten An zahlungen find sofort nach dem Zuschläge zu bewirten. Leipzig, am 14. Juni 1895. Universitäts-Rentamt. Gebhardt. Geschästsverkauf. ErbtheilungShalber soll das in hiesiger Stadt am Marktplatz» gelegene HanSgrnndstück. Nr. 24 des Brond-Kataster-, mit dem in demselben befindlichen unter der Firma „Gustav Jäppelt" be. triebenen kaufmännischen Geschäfte einschtietzltch aller Waaren- vorräthe und der am hiesigen Bahnhose gelegene» Niederlage nebst zwei ebendaselbst befindlichen, zu Baustellen sich eignenden Wiesengrnndstkcken, an« freier Hand verkauft werden. Da» Geschäft, welches seit einigen 20 Jahren in außerordentlich schwunghafter Weise betrieben worden ist, sich von Jahr zu Jahr vergrößert hat und noch mehr erweiterungsfähig ist, umfaßt neben der Handlung mit Colonial», Material», Glas- rc. Maaren, vor nehmlich die Eisen-Bauartikel- und Steinzrngbranche. Die Grundstücke allein sind auf »8 215 Mark, wovon 29 500 auf das Haus entfalle», gewürdert worden. Die Wiesrngrundstücke — 6130 gewürdert — werden eventuell be. sonder» veräußert. Käufer, welche über rkn Tavital von gegen 80 000 .4 verfügen, wollen ihre Angebote an da» Unterzeichnete König!. Amtsgericht, oder den bestellten Nachloßvcrtreter Herrn Kaufmann Oskar Räser hier richten. Jede gewünschte Auskunft wird bereitwilligst und kostenlos »rtheilt, auch ist Besichtigung der Grundstücke rc. jederzeit gestattet. Dippoldiswalde, am II. Juni ,895. Königliches Amtsgericht. Geuder. Ulbr. Bekanntmachung. Die Entschädigung für die in Leipzig-Entritzsch vom ^'/»p ^ mit 15 dieses Jahres in der Blücher-, Brau-, Delitzscher-, Garten-, Langen-, Marien-, Ost-, Quer-, Schöne- sclder-und Theresicn-Strasje einquartiert gewesenen Truppen vom ^ König«. 16. Infanterie-Regiment Rr. 1»4 kann in den nächsten ' ^ii verließ sich auf die frommen Bruder unv au acht Tagen bei unserem Quarticramte, Naschmarkt Nr. 2, im Erd- Di-, Cbantraine! Es ist geradezu geschah, Zimmer Nr. 30, erhoben werden. Ter das Quartierbillet Borweisende gilt als zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 15. Juni 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. aä x./ll. 12729. vr. Georgi. Lamprecht. Erledigt bat sich unsere Bekanntmachung vom 2. April a. o., den Schirrmeister Earl Ltto Moritz Rcinhold Zieger betreffend. Leipzig, den 13. Juni 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Armen-Amt» Abth. II. K. VII. 970. Hentjchcl. Gesucht wird der am 16. Mai 1859 in Peisterwitz geborene Handarbeiter Karl Ernst Salzborn, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 17. Juni 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig, 3505 Armciiamt. Abth. H. Kaniß. Revisionen der Behörde nur ein einzige, M K'r R--,--ru.««r-ch St-P.- ---- ^ - dir eine HauS lur zu schmal je,. ES wurde ihm iedoch bewiesen, daß seine Ausmessung falsch war. Eine Veranlassung, auf Vermehrung d-r Aerzte zu drmg n, nahm die Negierung nicht, auch dann noch nicht, als im Jahre 1869 eine Vergrößerung der Anstalt durch Umbauten voraenommen wurde. Als vor Jahresfrist d.e Provinz,al- Landesdircction in Düsseldorf das Verlangen stellt, daß noch ci!i Assistenzarzt angesiellt werde, lehnt dies der Generalobere M der Atexianerbrüder Bank ab, und eS bleibt vorläufig beim ;ü!.n c"w°h> di. §-s.--d.,° sch'-cklich F"d, »v jF„ -- k. II. I. Nr. 2650. Hentjchel. Was lehrt uns das Kloster Mariaberg? Rückblicke auf den Protest Mellage und Genoffen. V. Die Aufsicht über die Klöster, k. Leipzig, 18. Juni. Die Vorgänge in Kloster Maria- berg waren nicht möglich, wenn die frommen Brüder des AlexianerordenS von der Aufsichtsbehörde gehörig controlir» worden wären. Darüber ist man sich einig. Der Proceß hat gelehrt, wie notwendig eS ist, in katholischen Gegenden den Männern auf die Finger zu sehen, welche ein Ordens kleid tragen und Jesus, Maria und Joseph auf den Lippen, aber nicht im Herzen führen. Die ultramontane Presse wälzt, wie vorauszusehen war, die ganze Schuld auf die weltliche Aufsichtsbehörde ab. Die Regierung ist nach ihren Teductionen an Allem Schuld, während die geistliche Obrig keit der Alexianer nicht die geringste Verantwortung trifft. Wir werden sehen, inwieweit dies zutrifft. Daß die welt liche Aufsichtsbehörde ihre Pflicht nicht ausreichend getban bat, ist selbstverständlich, und es sind ja auck bereits die in Frage kommenden Persönlichkeiten von ihren Posten zurückgetreten. Die Regierung in Aachen und die rheinische Provinzialverwaltung sind eben auch durch die Thatsache, daß sie es mit einem katholischen Orden zu thun batten, bypnotisirt worden und haben sich durch die Scheinheiligkeit der Brüder bethören lassen. Das ist freilich um so unbegreiflicher, je besser die königliche Re gierung zu Aachen und die rheinische Provinzialverwaltung die Mißstände in der rheinischen Jrrenpflege schon aus dem Proceß Feldmann-Hemmerling kennen mußten. Damals setzte sich die Provinzialverwaltung über die hervorgeruscne Bewegung der öffentlichen Meinung vornehm hinweg. Dies mal wollte sie offenbar einen ähnlichen Weg emschlagen. Nach dem Erscheinen der Broschüre des Mellage sind zwar seitens der provinzialständiscken Verwaltung der Rbein- provinz und der Regierung zu Aachen in Mariaberg Er mittelungen angestellt und in Folge derselben den „Brüdern" Vorschriften für einen besseren Betrieb der Anstalt übersandt worden, aber die Brüder erwiderten, daß sie wegen des „eigenartigen Charakters der Anstalt" nickt darauf cingeben könnten I Und so etwas ließ sich die königl. Negierung ein fach bieten! Die Schließung der Anstalt mußte die Antwort auf eine solche Dreistigkeit sein, während die Negierung nur ein laisser faire, Iai88k>ri aller zur Antwort hatte. Wo bleibt da die gerühmte ^Schneidigkeit" der preußischen Behörden? Sie erlahmt vor den Organen der katholischen Kirche. Die ultramontane Geistlichkeit fascinirt die weltlichen Behörden. DaS ist heute der Fall wie zu den Tagen Gregors VII.! Ein ganzes Jahr ließ die Regierung die Alexianer arg Wirthschasten, obwohl sie auf die Mängel desBetriebeS bingewiesen worden war. Sie leistete damit passiv den Grausamkeiten der Alexianer Vorschub. Ja, aus den Aussagen des im Proceß vernommenen Landesraths BerndtS»Düsseldorf geht hervor, daß der Regierungspräsident an den LandeS- director der Rheinprvvinz berichtet, daß während der letzten Jahren ein durchaus befriedigendes Re sultat in der Anstalt sich ergeben habe und daß daher für die Provinzialvrrwaltung keine Ver anlassung vorliege, ihre Kranken aus demKloster Mari ab erg zurückzu ziehen! Wir stehen vor der er schreckenden Thatsacke, daß trotz aller behördlichen Reglements und gesetzlichen Bürgschaften, die auch in Preußen gegen Mißbräuche in der Jrrenpflege gegeben sind, trotz der strengen und eingehenven ministeriellen Verfügungen vom Jahre 1889 über die Beaufsichtigung der Privatirrenanstalten und den Schutz der Pfleglinge, die Rechtlosigkeit der Letzteren jahre lang andauern und zur gemeinen Willkür auSarten durste. Der geheime Medicinalrath vr. Trost, den als Regierungsbeamten dafür die Verantwortung mit trifft, bat au-gesagt, daß er die Benachrichtigung von dem Bevorstehen einer Revision für unmöglich balle. Aber der Wärter Nellesse» hat bekundet, daß er bis auf ein einziges Mal genau vorher gewußt hat, wann die Revision vor sich geben werde. Dann kam Leben und Bewegung unter die Brüder von Mariaberg! Es wird eine Generalwaschun; der Kranken vorgenommen. Die Wärter müssen saubere Wäsche anriehen. In den Räumlichkeiten ist „großes Reine machen". Die Kost wird bester und der fromme Bruder Ambrosius unterläßt es sogar, sich bei Tische die Nase mit dem Damnen zu schmutzen. Die Revisionen sind aber auch so ungeschickt eingerichtet worden, daß ein Kloster bequem Zeit hatte, daS andere von der Ankunft deS RevisionSbeamten zu ES find arge Mißstände, und zwar weit über das Kloster in Mariabcrg hinaus, im Ordenswesen und in dem Ultra montanismus überhaupt, nicht minder aber betreffs der Staatsaufsicht zu Tage gebracht und damit der erste Schritt ur Besserung wirklich ^verrotteter Zustände schon geschehen. Wir werden in einem Schlußartikel in nächster Nummer die Anforderungen beleuchten, welche aus Anlaß des Proccsses Mellage und Genossen an die Reform der Irren- und Kranken- fflege gestellt worden sind. Der Stein ist ins Rollen ge kommen. Es ist daher Sorge zu tragen, daß er in seinem jause nicht aufzehalten werde. SachveMndige vr. Vesser wundert, daß ForbeS in Maria- bcrq nickt tbatsächlich geisteskrank geworden 'st' obwohl man die Reformbedürftigkeit deS Betriebes kennt, schreitet man höheren Ortes nickt ein, lebnt alle executivficken Maßregeln ab, ja besckönigt sogar die Vorgänge im Klofier. Auck die Polizeibehörde ist nicht ohne Niederlage aus dein Proceß hervorgegangen. Hätte sie sich bereitwilliger ,n der Wahrung der Interessen Derer gezeigt, die. wie der un glückliche Caplan Sckröder. sich schutzsuchenv zu >br flüchteten. ,o würde jedenfalls, wie die „Bert. Neuesten Nachr. richtig bervorbeben, daS beillose Treiben der «Brüder" eher ruchbar geworden und abgestellt worden sein. DaS Verhalten de». PolireicommissarS Zimnievmann, aus daS schon an der tAe- richtsstälte die allerbedenklichsten Streiflichter fielen, wird ohne Zweifel noch seine Vorgesetzte Behörde beschäftigen. Die Vorgänge in Mariaberg können nur darauf zurück- geführl werden, daß die Unterwürfigkeit staatlicher Be hörden gegenüber den Organen der katholischen Kircke, die Furckr vor jedem Zusammenstoß mit diesen wieder so groß Morden .st, wie am Ende der sechziger Jahre, als daS Ueberinaß den Rückschlag der Falk'schcn Gesetzgebung herbei- übrte. Die Entbüllungen auS Mariaberg sind die schneidendste Kritik der beständigen Klagen des Centrnms über eine angeb. ich chikanöse Beaufsichtigung des Klosterwesens durch die weltlichen Behörden. Sie haben gezeigt, daß diese Beaufsich tigung in Zukunft eine noch viel schärfere werden muß. wenn wir uns gegen die Unthaten frommer Brüder schützen wollen. Wir haben schon erwähnt, daß die ultramontane Presse eifrig bemübt ist, alle Schuld für die Barbarei im Kloster Mariaberg auf die weltliche Regienmg aözuladen, da ihr allein und nickt den geistlicken Oberen die Aufsicht obgelegen >abe. Aber die geistlichen Behörden sind damit nicht entschuldigt. Der Alexianerorden trat im 14. Jahr- »indert, bei Gelegenheit des Ausbruches der Pest, des „schwarzen Todes", ins Leben. Ein gewisser Tobias stiftete eine Genossenschaft zur Krankenpflege und Todtenbestattung am Mittelrbein, deren Mitglieder sich „arme Brüder" oder „Celliten", später, als sie den heiligen Alexius zum Schutz patron wählten. Alexianer nannten. Ihre Statuten erhielte» sie von den Diöcesan-Bischösen. Ihre neuesten Satzungen wurden 1870 von PiuS IX. bestätigt unv daS Aachener Mutterbaus mit seinen Filialen unmittelbar dem päpstlichen Stuhl unterstellt. Die Genossenschaft wird von den General- oberen in Aachen, gemeinsam mit einem engeren Rath, geleitet. Daraus geht hervor, daß zunächst die Ordensleitung eine Schuld trifft, die offenbar wissen mußte, daß sie gänzlich ungebilveten Männern Kranke und Irrsinnige anvertraute, und trotzdem aus die möglichste Fernhaltung ärztlicher Kräfte Bedacht nahm und die mehrfach selbst von Capellmann be antragte Anstellung eines im Kloster selbst wohnenden Assistenz arztes ablebnte. Aber es ist auch hinlänglich erwiesen, daß die Bischöfe von den Unmenschlichkeiten, die in Mariaberg plan mäßig ausgeübt wurden, durch Mellage unterrichtet wurden und nichts zur Abhilfe thaten. Sie aber, die doch vom päpstlichen Stuhl als „Stellvertreter Christi" zur Leitung de« Klrchenwesens berufen werden, die sich als päpstliche Delegirte für die einzelnen Diversen kirckenrechtlich charaklerisiren, hatten nicht nur daS Recht, sondern sonach auch die Pflicht, einzuschreiten. Sie mußten zum Mindesten beim heiligen Vater in Rom vor stellig werden und ihm Aufklärung darüber geben, waS am grünen Rhein von seinen Schützlingen für eine Ärt Krankenpflege stückt wurde. Sie mußten sich aber auch darum kümmern, wie es Mariaberg um die gottesdienstlichen Handlungen bestellt war. W,e ist e« möglich, fragt man, daß die kirchliche Obrigkeit einem angeblich Irrsinnigen und thatsächlichTru nk- falligen das Heiligste anvertrauen kann, waö die katholischeKirche kennt,dasSacramrnt de« Altars? konnte dieser Mann, welcher wegen angrb- lichen Irrsinns eiogekerkert und mißhandelt wurde, des Morgens das Meßopfer darbringen? Der hinzu- gezogene Sachverständige au« dem erzbischöflichen Confict in Bonn hat sich angesichis dieser für die ganze Christenheit un- geheuerlichen Thatsache auf die lächerliche Ausrede geflüchtet, komme nur darauf an, daß der Geistliche die Bedeutung de« Metzopfers würdigen könne. Im Uebrigen ist es also gleichgutig, wie eS um seinen geistigen und moralischen Hu- ist. DaS läßt tief in die kirchliche» Zustände des KalholiciSmuS blicken und macht den Wunsch de« Forde S, daß wieder einmal eine Reformation kommen möge, begreiflich. Wir sind begierig, zu erfahren, was der heilige Vater im Vatikan zu solchen Grundsätzen «Kölnische VolkSzeitung" gicbt selbst zu, daß die Alex,anerbrüder persönlich in ihrer religiösen Eigenschaft bezüglich der Führung ihres gemeinsamen Leben« u. s. w. der geistlichen Behörde unterstehen. Nun, diese Lebensführung war eine so ungeheuerliche, daß nicht nur die königl. Behörde zu Aachen, sondern auch die geistliche Behörde einschreiten ÜÄ I' ""e. k4were Schuld auf sich laden vielleicht dem heiligen Vater in Rom Diversen seiner Bischöfe von Deutsches Reich. * Leipzig, 18. Juni. Auf die Revision deS Staats anwaltes hat daö Reichsgericht daS vom Berliner Ge richtshöfe am 13. März d. I. gefällte Urtheil aufgehoben, oweit durch dasselbe der Redacteur des „Bundschuh" von Mosch von der Anklage der Beschimpfung der jüdischen Religionsgemeinschaft freigesprochen wurde. Leipzig, 18. Juni. Es ist zur Kenntniß des preußischen Cultusministers gekommen, daß in verschiedenen, besonders >n den höheren Lehranstalken die Lietersammlungen: 1) Das „Rütli", Liederbuch für Männergesang (St. Gallen, bei Sonderegger) und 2) „Sammlung von Volksgesängen" von I- Heim (Zürich, bei P. I. Frise) beim Gesangunter richt gebraucht werden. Da beide Sammlungen sowohl durch die Auswahl der darin «('gedruckten Lieder, wie durch die willkürlichen Veränderungen im Texte der Lieder für den Schulgebrauch ungeeignet erscheinen, so hat der Cultusminister die königlichen Provinzial - Sckulcollegien und Regierungen beauftragt, festzustellen, ob in den Schul anstalten ihres Aufsichtsbezirkes die genannten beiden Lieder sammlungen benutzt werden und, wenn dies der Fall sein sollte, den ferneren Gebrauch derselben zu unter sagen. H. Leipzig, 18. Juni. Der Congreß für innere Mission wird in diesem Jabr vom 23. bis 26. September in Posen abgehalten werden. Die Tbemata der angekündtgten Vorträge lauten: „Der Christ im öffentlichen Leben" (Geb. Hofrath Prof. Vr. jur. et tirevl. Sohn,-Leipzig); „Das christliche Gemeinschaftswesen innerhalb der evangelischen Kirchengemcinde" (Pfarrer Kühn-Siegen); „Die seclsorgeriscke Behandlung der Trinker" (Pfarrer vic. vr. Dembowski- KarlShof); „Welche wirthschaftlich - socialen Mißstände und welche sittlich-religiösen Gefahren hat die Sachsen gängerei zur Folge und wie ist derselben ru be gegnen?" jRentner Henning-Berlin und Sup. Böhmer- Marieuwerder); „Die Raiffeisen'schen Darlehnscassenvereine und die innere Mission" (Pfarrer Sell-Stepfershausen); „Das Leben in den JünglingSvereinen" (Pastor Hötzel- Köln a. Rb.); „Tie Bcdeulung der inneren Mission für das Gemcindelebcn, besonders in der Diaspora" (General- SuperintciidentV.Nebe-Münster). In denHaupt- und Abend gottesdiensten predigen: General-Superintendent v. Hesekiel (23. September); General-Superintendent v. Dryander-Bcrlin und Hofprediger a. D Stöcker-Berlin (24. September); Hof- predigrr vr. Braun-Stuttgart und General-Superintendent v. Potter-Stettin (25. September); Consistorialrath Prof. V. Haupt-Halle a. S. (26. September). In den Freien Ver sammlungen der Congretztheilnehmer werden Ansprachen ge halten über: „Das evangelische HanSvateramt in Familie und Gemeinde", „Vereinsamte Kirche", „Heimathlose Frauen" u. A. Alle auf dem Grunde des kirchlichen Bekenntnisses stehenden Evangelischen, insbesondere alle Vorstände und Vertreter von Vereinen und Anstalten der inneren Mission, sind zur Theilnabme an dem Congreß aufs Angelegentlichste ringeladeii. Anmeldungen werden bis spätestens zu», 10. Sep tember an die Adresse des Herrn Kaufmanns und Stadt verordnen W. Tunmann, Posen, Friedrichstraße 28 erbeten. * Berlin, 18. Juni. Die „Nat.-Ztg." berichtet: Die Juristische Gesellschaft hielt am vorigen Sonnabend in der Flora zu Charlotlenburg ihre letzte Sitzung vor den Ferien ab. Den Vortrag hielt der sächsiicke königl. Geh. Hof- rath vr. Sohm, Mitglied der Commission für das bürger liche Gesetzbuch, über „den Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs für das Deutsche Reich in zweiter Lesung". Die Mitglieder dieser Commission waren aus Einladung der Gesellschaft fast vollzählig al« Gäste erschienen. Auch der Juslizminister Schönstedt war als Gast anwesend. Selten ist ein Vortragsabend der Gesellschaft derartig besucht gewesen wie der diesmalige, und selten hat ein Vortrag eine so allgemeine Theilnabme und einen so lebhaften Beifall gefunden wie der deS Herrn Professor Sohm. Der Vortragende gab zu, daß die Arbeit einer Commission vielleicht nie so auö einem Guß erscheinen werde, wie die Arbeit eines Einzelnen, die Arbeit dieser Commission müsse man aber als das Spiegelbild der Anschauungen des deutschen Juristenstandes anerkennen und als solches seinen Werth beurtheilen. Angesichts mancher dagegen erhobenen Vorwürfe erörterte der Vortragende in überaus lebendiger und ansprechender Weise, ob unv inwie weit der Entwurf Volks- oder Juristenrecht enthalte, ob er römisch oder deutsch sei, nahm den überwiegend deutschen Charakter für denselben in Anspruch und wies dies namentlich am Sachenrecht, Familien- und Erbrecht nach. Ob genug sociales Recht darin enthalten sei, darüber würden die Ansichten vielleicht auseinander gehen, von großem Werthe sei es indessen jedenfalls, daß die privatrcchtliche Stellung der Vereine darin regulirt sei, wobei zu billigen, daß man die politischen und religiösen Vereine von dieser Regulirung ausgeschlossen habe. Zur Debatte meldete sich "ur Grbeimrath Vr. Gierke zum Wort. Er erkannte die Voriüge de« Entwürfe« zweiter Lesung vor dem erste» Ent würfe bereitwillig an, glaubte aber doch, die« näher nach- wnsend, daß an manchen Stellen, insbesondere betreffend die Ehe und da« eheliche Güterrecht, der Entwurf nicht deutsch genug sei, auch sei e« lebhaft zu bedauern, wenn bezüglich de« VereinSrechtS die Regelung der Verhältnisse der socialpolilischrn Vereine aii-gescklossen sei. ? Berlin, 18. Juni. (Telegramm.) Der 8«1ser traf beute früh um 8 Uhr 15 Min- im besten Wohlsein »uf der W'ld- paikstation wieder ein und begab sich zu Wagen in daS Neue Palais. Von 9 Uhr ab bürte er die Vorträae
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite