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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189506239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950623
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950623
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-06
- Tag1895-06-23
- Monat1895-06
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.06.1895
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4464 unter gleicher Flagge ankernden TorpedobootSflotille, von wo —. >-!- - ^ ^ Kriegsschiffe „Kaiserin Augusta", hjof", „Hagen" und „Heimdall" «rsten Theil des Hafens fortsetzte. Am „Heimdall" landend, dampfte die „Hohenzollern" nordwärts an dem letzt genannten Schiffe vorüber, um jenseits des „VaSco de Gama" „Brandenburg", Backbordseite und den MI« zwischen „Blitz", „Wörth", „W . „Kurfürst Friedrich Wilhelm" auf Engländern „Repulse", „Resolution", „Empreß of India und „Royal Sovereign" auf Steuerbordfeite hindurch an ihren Ankerplatz zurückzukehren. 36 Schiffe und größere Fahr zeuge, darunter 23 Standarten- bezw. Flaggschiffe, hatte die „Hohenzollern" auf der Flottenparade passirt. Nachdem «die „Hohenzollern" an ihre Boje zurückgekehrt war, machten daS Preßschiff „Prinz Waldemar", sowie die Dampfer „KaiserWilhelm II., „Augusts Victoria", „Columbia", „Rhaetia", „Trave", „Habsburg", „Danzig" und „Cobra" dieselbe Tour. „Prinz Waldemar" wechselte unterweges mit Italienern und Oesterreichern lebhafte Hurrahrufe. Als der „Prinz Waldemar" der „Hohenzollern" begegnete, brachten die Journalisten dem Kaiser ein dreifaches „Hnrrah" Der Kaiser ließ durch dreimaliges Senken der Flagge danken. Um 5>/» Uhr kehrte der „Prinz Waldemar" an seine Halte stelle zurück. k. Kiel, 2l. Juni. Nachmittags 6 Uhr. Nachmittags empfing der französische Admiral Menard an Bord des PanzerthurmschiffS „Hoche" eine Anzahl französischer und deutscher Journalisten, darunter den Vertreter ihres Blattes. Die Aufnahme war sehr freundlich. Der Admiral sprach sich anerkennend über den den Franzosen gewordenen Empfang auS. Er meinte, dir Auslassungen einiger Chauvinisten in Frankreich hätten seine Stellung sehr erschwert. Er sei aber bestrebt gewesen, alle die seinem Geschwader erwiesenen Auf merksamkeiten zu erwidern. Eine Stunde nach seiner Ankunft sei Prinz Heinrich an Bord seines Schiffes gewesen und habe ihn zu einer Festlich keit im Schlosse cingeladen. Er habe die Einladung seiner gestörten Gesundheit wegen ablehne» müssen, jedoch am nächsten Tage den Besuch mit seinem Stabe erwidert. Morgen würden die französischen Schiffe, und inter nationalem Brauch gemäß, auch die anderen wegen der Gedächtnißseier für Carnot Halbmast flaggen müssen. Um die Feier nicht zu stören, werden aber die Franzosen um Mitternacht auSlaufen. Uebrigens fand heute an Bord der französischen Schiffe ein enthusiastisches Verbrüderungsfest mit den besuchenden russischen Unterofficieren statt. I'. kiel, 2l. Juni, Abends 10 Uhr. An Bord des Kriegs schiffes „Bayern" fand gegen Abend ein größeres Fest statt, dem der Prinzregent Luitpold von Bayern und Prinz Ludwig mit ihrem Gesolge beiwohnten. ES waren auch sonst zahlreiche Einladungen ergangen, so daß Officiere aller Waffengattungen versammelt waren. Unter den fremden Gästen befanden sich auch die sämmtlicheu Officiere des französischen Kriegsschiffes „Hoche". Der Admiral bewahrte sehr große Zurückhaltung, während, wie uns mitgetheilt wird, die übrigen Officiere — übrigens durchgehends Nordfranzosen — zwanglos unter die Gäste sich mischten. Nach dem Diner verließen der Prinz regent und Prinz Ludwig die „Bayern", während um 8 Uhr ein Ball an Bord begann, an dem säst alle anderen Ge ladenen bis zu vorgerückter Stunde theilnahmen. * Kiel, 22. Juni. (Telegramm.) Der Kaiser be suchte gestern außer dem russischen Panzerschiff „Ruryk" je ein englisches, italienisches und österreichisches Kriegsschiff und stattete heute an Bord je eines Schiffes der übrigen Mächte einen Besuch ab. (Da die französischen Schiffe heute Nacht 3 Uhr den Kieler Hafen verließen, hat der Kaiser ein französisches Schiff nicht besucht. Red.) * Mel, 22. Juni, 12'/» Mittags. (Telegramm.) Bei glänzendem Sonnenschein und ruhiger See ging schon am rühcn Morgen die Schulschiffdivision in See, um bei dem päteren Gefechtöbilde daS feindliche Geschwader darzustellen. Gegen 7 Uhr begab sich der Kaiser an Bord des Panzers „Kurfürst Friedrich Wilhelm". Alle deutschen und fremden fürstlichen Gäste waren an Bord der „Hohenzollern". Die Kaiserin wohnte dem Flottenmanöver nicht bei. Bald nach 7 Uhr liefen das Manövergeschmader und die Torpedobootflotille in Geschwaderlinie aus, im Kielwasser folgten mit etwa 1000 Meter Abstand die „Hohenzollern", darauf »Kaiser Wil helm II." und „Augusts Victoria". Aus beiden zuletzt genanntem Schiffe hatten die übrigen Gäste deS Reiches sich eingeschifft; dann folgten die anderen Postdampfer uud der Preßdampfer „Prinz Waldemar". Die Evolutionen begannen mit der Formirung der Geschwader in DwarS (ävars — quer) - Linie, waS dadurch geschah, daß die zweite Division backbordS neben der ersten auflief. Sodann wurde eine Wendung um 8 Strich nach Steuerbord vollzogen, darauf wieder die Geschwader kiellinie hergestellt und eine Schwenkung um 8 Strich nach Backbord ausgeführt. Nachdem die Evolutionen beendet waren, folgte ein groß artiges GefechtSbild, indem das Manövergeschwader an der Schulschiffbivision, beide in Kkdllinie, vorbeifuhr und ein sogenanntes Passivgcfecht lieferte. „Kurfürst Friedrich Wilhelm" gab den ersten Schuß ab, welcher alsbald vom Feinde erwidert wurde. Laut dröhnte der Kanonendonner über die See. Bald waren sämmtliche Schiffe in dichten Rauch gehüllt. Torpedo boote nahmen an dem Gefechte nicht Theil. Hierauf fuhren sämmtliche Schiffe, der „Kurfürst Friedrich Wilhelm" als erstes, in Kiellinie, mit der Mannschaft in Paradeaufstellung, an der „Hohenzollern" vorüber und kehrten um 10'/, Uhr in den Hafen zurück. Der Kaiser, welcher auf der Commando- brücke deS „Kurfürsten Friedrich Wilhelm" stand, wurde beim Vorbeifahren von den zahlreichen Dampfern auS mit drei fachem Hurrah begrüßt, ebenso Prinz Heinrich an Bord deS Panzerschiffs „Wörth". * Kiel, 22. Juni. (Telegramm.) Die bei der Kaiserin seit einiger Zeit vorhandenen Indispositionen haben sich vermehrt. Die Kaiserin verließ deshalb gestern Abend die „Hohenzollern" und kehrte in daS königliche Schloß in Kiel zurück, wo sie das Bett hütet. (Wiederholt.) * Kiel, 22. Juni. (Telegramm.) Bei dem gestrigen Besuche deö Kaisers auf dem russischen Dampfer „Ruryk" waren auch der österreichische Botschafter Graf Szögy6ny und sämmtliche hier anwesenden Botschaftsmitglieder an Bord. Als bei dem heutigen Flottenmanöver der Panzer „Wörth" den Schnelldampfer „Augusta Victoria", auf dem auch dieMitglieder deS Reichstages sich befanden, passirte, rief der Eommandeur der „Wörth", Prinz Heinrich, dem in Parade stehenden Matrosen zu: „Der Reichstag Hurrah!" worauf die Matrosen ein dreimaliges Hurrah ausbrachten. Die Paffagiere der „Augusta Victoria" er widerten mit einem dreifachen Hurrah auf den Prinzen Heinrich. Deutsches Reich. ^ Berlin» 22. Juni. Den wenigen Preßorganen, welche sich auS praktischen Erwägungen zustimmend zu dem die Ver- rufserklärung als groben Unfug strafenden Erkenntniß deS ReicbSgerichtS äußern, wird mit Recht cntgegengehalten, die Anwendung eines Paragraphen, welcher ein Höchsl- strafmaß von nur ILO ^ (oder Hast bis zu 6 Wochen) »»lasse, sei ungeeignet, gerade bedenkliche Fälle von Boycott hintanzubalten. Dem muß noch hinzugefügt werden, daß eS Mittel giebt, bei Verrufserklärungen die Handlung zu ver meiden, die daS Urtheil für strafbar erklärt. Reichsanwalt und Senat haben den groben Unfug in der Veröffentlichung der VerrufSerklärung (in einem Flugblatt) gefunden. In der Be gründung deS Erkenntnisses heißt eS ausdrücklich, die „öffentliche VerrufSerklärung" sei eine ungebührliche Handlung und „geeignet, unter Verletzung der öffentlichen Ordnung und Ruhe das Publicum in seiner Allgemeinheit zu gefährden". Unter solchen Veröffentlichungen können aber nur Handlungen ver standen werden, welche das Publicum direct mit einer VerrufSerklärung bekannt machen. Beim Berliner Bier- boycott ist dies in Versammlungen und durch ZeitungSinserate geschehen. ES unterliegt aber keinem Zweifel, daß dieser Verruf ebenso umfassend und wirkungsvoll, wie er ge worden, ohne jene Publikationen hätte gestaltet werden können. Bei der Organisation der Socialdemokratie, die ihr jeden „Genossen" als solchen kenntlich macht, läßt sich die VerrufSerklärung von Mund zu Mund bewerkstelligen und für wenig mehr als 1000 ^ können in Berlin durch private BriesbefördernngSanstalten hundert tausend verschlossene Briefe mit dem Ersuchen, dieses und jenes Bier nicht zu trinken, versandt werden. Dadurch wird nickt daS Publicum als solches, sondern nur eine Menge von einzelnen Personen auf dem privaten Wege des Briefverkehrs von der VerrufSerklärung verständigt, und wenn sich kein Adressat als belästigt oder geängstigt meldet, so ist es auch nach der Entscheidung des Reichsgerichts sehr fraglich, ob der Unfugparagraph anwendbar ist. Jedenfalls ist er eS nicht auf das mündliche und geheime Aus- und Weitergeben der Parole. Der praktische Nutzen der neuen Recklsprechung dürfte also kaum in einem Verbältniß zu den Nachtheilen stehen, die dem öffentlichen Leben daraus erwachsen müssen, daß Organe ein gerichtliches Urtheil, von dem sie nicht leugnen, daß es neues Recht schafft, billigen, ja sogar, wie die „Post" thut, das Strecken von Strafgesetzesparagraphen so lange, bis eine nicht verbotene Handlung hereinpaßt, als ein nobile ofkeium deS obersten Gerichtshofes bezeichnen. Der Hinweis dieses Blattes auf die englische Spruchpraxis hat keinen Werth. Nachdem deutschen Recht muß ein gesetzlicher Zustand, mag er noch so lästig sein, ertragen werde», bis ihn die Gesetz gebung ändert. Man sollte nun meinen, daß gerade in der Existenz der Socialdemokratie kein Anreiz gesunden werden dürfte, daS Gegentheil zu proclamiren. L. L. Berlin, 21. Juni. Die Criminalstatistik für das Jahr 1892 weist im ganzen Re icke die Verurtheilung von 524 L98 Personen wegen 643 117 strafbarer Handlungen nach. Gegen 1891 bedeutet dies eine Zunahme von 38 850 bestraften Personen wegen 44 517 strafbarer Hand lungen. Auf je 100 000 Personen der strafmündigen Civil- bevolkerung entfielen im Jahre 1892 1489 bestrafte Per sonen. Eine Abnahme der strafbaren Handlungen nach dem Durchschnitt der Jahre 1882/86 und 1887/91 findet sich nur in Posen. Stuttgart, Cassel und Karlsruhe. In allen übrigen Bezirken ist der Durchschnitt gestiegen. An der Spitze slehcu hier Hamburg und Kiel. Von den einzelnen DelictSgattungen sind bezüglich der Zunahme am stärksten vertreten: Diebstahl und Ünterfchlagung, Betrug und Untreue, Körperverletzung. In der Reihenfolge der DelictSgattungen stehe», obenan Diebstahl und Unterschlagung I (von 10 000 verurtheiltrn Personen 3 052,5), Körperverletzung (2087,4), Beleidigung (1198,8), Verbrechen und Vergehen wider die öffentliche Ordnung (1l82,5), Betrug und Untreue (457). Am geringsten vertreten sind Zweikampf (3), Ver brechen und Vergeben in Beziehung auf den Personenstand (2,9), Hochverrats und LandeSverrath (0,5). Nach Bezirken entfallen von 1000 strafmündigen Civilpersonen an Ver- urtheilten auf Marienwerder 18,2, Posen 18,1, Königsberg 17,6, Zweibrücken 16,2, München 14,2, Hamburg 13,6, Breslau 13,5, Berlin 11,2, Jena 9,9, Dresden 9,7, Frank furt 8,8, Celle 8,2, Köln 7,3, Oldenburg 6,9. Die Ver- hältnißzahlen der strafbaren Handlungen sind bei Diebstahl und Unterschlagung ain größten in Posen, am geringsten in Oldenburg, bei Körperverletzung: Zweibrücken—Rostock, Be leidigung: Zweibrücken—Kiel, Betrug: Hamburg—Marien werder, Widerstand gegen die Staatsgewalt: Hamburg- Colmar, Sachbeschädigung: Zweibrücken—Kiel, Urkunden fälschung: Hamburg—Celle—Colmar, Verbrechen und Ver gehen wider die Sittlichkeit: Berlin—Kiel, Bankerott: Braun schweig—München rc. DaS Verhältniß der in den einzelnen Staaten Verurtheilten stellt sich folgendermaßen: Preußen 249 900 Personen, Bayern 55 798, Wüttemberg 13 757, Baden 10 812, Elsaß-Lothringen 8226, Hessen 7000, Sachsen 23 838, die 8 thüringischen Staaten 9432, die kleineren nord deutschen Staaten und die freien Städte 24 376. * Berlin, 22. Juni. In wie hohem Grade die Deutschen in San Salvador die Wohlthat zu würdigen wissen, nach den traurigen Zeiten der AmtSperiode des dortigen deutschen Gesandten Herrn Peyer wieder einen energischen Schützer ihrer Interessen unter sich zu sehen, daS beweist der ehrenvolle Empfang, den die deutsche Colonie dem Nach folger deS Herrn Peyer, Herrn von Bergen, in der zweiten Hälfte deS vorigen Monats bereitet hat. v. Bergen wurde von den in Guatemala ansässigen Deutschen und Schweizern gemeinschaftlich im Hafen begrüßt und in feier lichem Zuge durch die Stadt geleitet. Da bereits der Tele graph die Wiederkehr des Herrn v. Bergen auf seinen früheren Posten angekündigt hatte, so herrschte unter den Deutschen schon vor seinem Eintreffen eine freudige Bewegung, die sich jetzt zu einem Grade von Begeisterung steigerte, der eineS- theils durch die frühere Beliebtheit deS genannten Diplomaten, anderntheilS auch durch die Unzufriedenheit mit seinem gegen die Interessen der Deutschen so wenig wohlwollenden Vorgänger erklärt wird. Gleichzeitig wollte man wohl auch die Gelegen heit dazu benutzen, uin den dortigen Machthabern einen Be weis von der Lebendigkeit deS nationalen Empfindens zu geben. Am 17. Mai wurde Herrn v. Bergen zu Ehren ein Festessen veranstaltet, an dem außer den Deutschen und den Schweizern auch der Präsident BarrioS und seine Minister theilnahmen. Man tauschte bei diesem Anlaß in den Tischreden freundschaftliche Versicherungen und den Aus druck der Hoffnung auf die Erhaltung guten Einvernehmens mit den amtlichen Instanzen auS. -Ir- Hamburg, 22. Juni. (Privattelegramm.) Dem „Hamb. Correspond." wird auS FriedrichSruh gemeldet, daß Major v. Wissmann ain 20. Juni zum Besuch deS Fürsten BiSmarck in FriedrichSruh einaetroffen und gestern wieder nach Berlin abgereist sei. Der Fürst habe mit Wiss mann eine mehrstündige Spazierfahrt im Sachsenwalde unter nommen, Graf Rantzau sei mit Gemahlin nacy dem Haag abgereist, um sich dort zu verabschieden, da er den dortigen Gesandtschaftsposten aufgegeben habe, um sich ganz dem Fürsten zu widmen. Das Be sin den deS Fürsten sei gut, er unternehme täglich Spazierfahrten. * Hamburg, 2l. Juni. Eine Reichscommission trifft zur Prüfung der Hamburger Zolleinrichtungen nächste Woche hier ein. Geplant ist namentlich eine Verminderung deS Hamburger ZollpersonalS, daS gegenwärtig 2209 Beamte zählt. * Äöttingen, 21. Juni. Der Ende vorigen JabreS ver storbene Göttinger Nationalökonom Georg Haussen war einer der besten Kenner und größten Freunde der Landwirth- schaft und unterrichtete sich fortlaufend durch eigene An schauung über die Ansichten in ländlichen Kreisen. Von um so größerem Interesse ist eS, seine Ansichten über agrarische Fragen kennen zu lernen. Eine Gedächtnißrede von Pro fessor Cohn in Güttingen in der dortigen Gesellschaft für Wissenschaften, die in einem Sonderabdruck der „Nachrichten" der Gesellschaft erschienen ist, berichtet darüber: „Er, der wie kaum ein Zweiter in der Liebe zur Landwirthfchaft und zum landwirthschastlichen Volke alt geworden war, fühlte sich abge stoßen durch die Wendung, welche dir Vertretung der agra rischen Interessen allmählich in seinen späteren Jahren genominen hatte. Hanssen blieb der Ueberzeugung, daß aus dem Wesen des privaten GrundeigenthumS auf- und absteigende Entwickelungen seiner Rente folgen. Wie die aufsteigende Entwickelung, welche in Deutschland, in den Ländern Europas überhaupt, ein halbe- Jahr hundert lang geherrscht, ihre unverdienten Gewinne den Grund- rigenthümern zngeworsen hat, so müssen die Verluste der ab- steigenden Entwickelung von den Grundeigenthümern mit Anstand getragen werden — in deni Bewußtsein, daß diese Kehrseite es ist, welche wesentlich dazu beiträgt, mit jener anderen Seite des pri vaten GrundeigenthumS, deren Ungerechtigkeit oft genug angeklagt worden ist, die Gesainmtheit auszusöhnen. Wogegen Derienige, welcher eine Bürgschaft der Staatsgesammtheit für die Grundrente des letzten Menschenalters fordert, mit Recht gefragt werden darf, warum denn gerade für die Rente aus der Zeit ihres höchsten Standes? warum nicht für die Rente eines Menschenalters weiter rückwärts? und ob etwa der Staat auS dem Zuwachs der Boden rente von den Grundeigenthümern einstmals die Mittel empfangen hat, um daraus den gegenwärtigen Ausfall zu decken?" * Lrefcld, 21. Juni. Bekanntlich hat daS BreSlauejr Cvnsistorium sechs schlesischen Geistlichen, darunter einem Breslauer, in einem längerem Schriftstück seine ernste Mißbilligung ausgesprochen, weil sie die öffentliche Er klärung von 47 liberalen Geistlichen über ihre abweichende Stellung zum Apostolikum im Gegensatz zu dem Stanvpunct der Generalsynode unterzeichnet hatten. Daß die Erklärung der 47 liberalen Geistlichen keine größere Betheiligung ge funden hat, so bemerkt das „Evang. Gemeindebl. für Rheinl. und Wests.", war lediglich durch die damalige Zeitlage und durch ein gewisses Ungeschick bei der Einsammlung der Unterschriften bedingt. So haben z. B. aus unser»» Westen auch nur einige wenige Pfarrer unterzeichnet. Wir dürfen aber annehmen, daß sämmtliche Unternehmer der Bonner Vertrauensadresse auf dem Boden der „Erklärung" stehen, ohne sich dabei irgend eines Widerspruches zu den Beschlüssen der Generalsynode bewußt zu sein. Holtzheuer, Stöcker und Genossen werden wohl oder übel zuzeben müssen, daß sie nicht die alleinigen berufenen Interpreten der General synodalbeschlüsse sind. Das schlesische Consistorium aber hätte besser gethan, die Schwierigkeiten unserer kirchlichen Lage nicht durch eine solche Stellungnahme zu erschweren. * Votha, 20. Juni. Die Großjährigkeitserklärung des Erb- Prinzen Alfred steht demnächst bevor. Bei dieser Gelegenheit soll die Frage der Stellvertretung deS Herzogs durch Gesetz geregelt werden. * LelS, 2l. Juni. Die Antisemiten beschlossen nach Erledigung deS Kardorff'schen Reichstagsmandats, gemein sam mit dein Bund der Landwirthe einen Candidaten aufzustellen. 1». Htrschberg, 22. Juni. (Privattelegramm.) Der Kaiser hat mit einem huldvollen Schreiben ein Oel- gemälde von Dittmann in kostbarein Goldrahmen, „Die Rückkehr auS der Stadt" darstellend, als Geschenk zu der Lotterie überwiesen, welche für die Errichtung eines Kaiserthurmes auf dem hiesigen Cavalierberge ver anstaltet wird. tl». Weimar, 22. Juni. In diesen Tagen fand hier die diesjährige Hauptversammlung deS Evangelischen Bundes für daS Großberzogthum statt. AuS dem Jahresberichte ist die erfreuliche Thatsache hervorznheben, daß das Vereinsleben in sehr günstiger Weise sich entwickelt hat; fast sämmtliche Zweigvereine haben im verflossenen Jahre die evangelische Sacke durch Versammlungen und Familienabende kräftig ge fördert Die Vereine zählen zur Zeit etwa 2685 Mitglieder und diese Zahl wird voraussichtlich schon in nächster Zeit durch Begründung neuer Vereine wachsen. Von den verfüg baren 500 ^ wurde eine Hälfte dem Bundes-Diakonissen- hauS in Freiburg i. B., die andere für die Gemeindepslege im Großherzogthum überwiesen. * Aachen, 21. Juni. Die Begründung des Urtheils im Proceß Mellage ist heute Nachmittag dem Vertreter der Nebenkläger, Oster, zugestellt worden. (Frkf. Ztg.) td. Meiningen, 22. Juni. Der Landtag ist auf den 1. Juli einberufen worden. * EmS, 22. Juni. (Privattelegramm.) Die Prin zessin Adolf von Schaumburg-Lippe ist nach dreiwöchiger Cur nach Detmold abgereist. * Stuttgart, 2l. Juni. Wie der „Schwab. Merk." berichtet, wurde der Ingenieur H. Bögli aus Bern, der sich schon seit etwa sechs Jahren hier aushält, wegen Majestätsbeleidigung zu acht Monaten Gefängniß verurthetit. Er hatte in etwas erregtem Zu stande ohne besondere Veranlassung nicht nur unehrerbietige, sondern beschimpfende Aeußerungen über König Wilhelm von Württemberg gethan. * München, 21. Juni. Die „Augsburger Abendzeitung" behauptet, der Prinzregent habe, als er die städtischen Collegien zur Tafel geladen, die Liberalen und die Klerikalen zu einer Verständigung in derSchulratbfrage ermahnt. — Die Regierung wird dem Landtag einen Gesetzentwurf über die Reform der directen Besteuerung vorlegen. * München» 21. Juni. Ueber die hiesige socialdemokratische Bereinsbäckerei, welche gewissermaßen ein Musterinstitut in Bezug auf Behandlung und Bezahlung der darin verwendeten Nr- beiter sein sollte, drangen schon mehrmals Gerüchte in die Oeffent- lichkeit, die dem Unternehmen wenig günstig schienen. In neuerer Zeit ist wieder rin Streit zwischen drin Leiter der Anstalt, Herrn Roth, und dem Mischer, Herrn Heilmaier, entbrannt, der in der öffentlichen Bäckerversammlung vom Mittwoch im „Kreuzbräu" mit einer eklatanten Nieder lage des Vereinslciters nebst Nufsichtsräthen endete. Die Versamm lung beschloß nahezu einstimmig, daß der auf Grund ungerechter Beschuldigungen entlassene Herr Heilmaier alSbald wieder in seine Stellung als Mischer einzusetzen sei, widrigenfalls die Gehilfen, schaft wisse, »vie sie sich der Bereinsbäckerei gegenüber zu verhalten habe. Eine für diesen Fall gebildete Commission hatte die Sache untersucht und zu Gunsten Heilmaier'S entschieden. Ein Ver- mittelungSvorschlag des Gewerkschaft-Vereins wurde mit erdrückender Majorität verworfen. (Fortsetzung in der I. Beilage.! Bon der Firma Moritz Mä-ler, Koffer- und Lederwaaren- fabrik mit Dainpfbetrieb in Leipzig, befindet sich bei den Exemplaren der Stadtauflage der vorliegenden Nummer eine Extrabeilage. Für die Reisezeit sei auf die großartigen Lager von Reise-Uten silien der renommirten Firma, welche Verkaufsstellen außer in Leipzig, Petersstraße Nr. 8, in Hamburg, Neuer Wall Nr. 84, und in Berlin, Leipziger Straße Nr. 101/102, hat, noch ganz besonder- aufmerksam gemacht. Zum Bier, Wein, Nachtisch sind Kronenkäsr, Cameinbert, Frühstückskäschen außerordentl. empfehlenSw., erhält!, in fast sämmtl. Drlicateß-, Butter- und Käse-Handlungen. MM'8 WMIVMl» KM. In der gut unterrichteten L««Ä«««r Leit««« „Ventl»" erschien unterm 20. Juni 1895 der folgende Brief eines Correspon- deuten aus »«rkcrte»«: — „Es mag für Sie von Interesse sein, zu hören, daß sich eine bedeutende Verbesserung in unserem Distrikte vollzog, welche beinahe unsere Erwarlungen übrrtrofsen bat. ltl«e»«1tc'» elektrische Ein richtung ist jetzt in den TlnttcS uuU ^««cn Itloclit» in vollein Schwung», und alle Vorbereitungen sind coniplet, die Elektro-Motoren in verschiedenen anderen Minen anzubringen. Las allerwichtigste Ereigniß jedoch, welches sich hier zu Lande vollzog, ist der Ankauf der für 2 75,000 durch Lletxxikr Vincent und die Herren l-enl» L ltl»rli«. Wie Ihnen wohl bekannt sein wird, ist diese Mine zwischen der der Cninpa»^ gehörenden Aintttnrxiinin und den ^Inlni« der Vnlteil I*1«neer t«u>i»»u> am In tteet situirt. Eine andere wichtige Neuigkeit ist die Amalgamation der Ht»I»«»tt SItne, vrent 8c«tt und I"erti»8l»1re, welche durch die nämlichen Ihrer Stadt ungehörigen Herren über nommen wurden, dir Eigenthümrr der „Pioneer" geworden sind. Wie ich höre, wurde auch die an diese Minen angrenzende AlvvÄlc'« Ltcscrv« erworben, so daß nun bereits 52 der neuen Compagnie angehören, deren Name, wie man mich versichert, die ,,^k»«tt 0»i»8»N«I»tc«t «cct»" lauten soll. Da alle diese Claims dicht aneinander grenzen, kann deren Ausbeutung mit Oekonomie betrieben werden und ist ohne Zweifel diese Compagnie momentan die bedeutendste in Die Minen befinden sich in unmittelbarer Nähe von S»rl»crt»n und etwa 100 oder 200 Meter von der Chaussee von Llardcr- 1«i» nach ltllvoMc'«, was natürlicherweise die Exploitation derselben ökonomischer und rascher gestalten muß. Auch habe ich vernommen, daß Mr. Ls Uro««, welcher jeden Zoll des Gebietes kennt, als hiesiger Agent sungiren wird und daß die Dienste eines coinpetenten hier ansässigen Herrn zum Leiter der Mine zugesichrrt sind. In früheren Zeiten enthielten die ^t»l»«tt U1S« ungewöhnlich reichhaltige Quarzmassen, durchschnittlich mehr wie 2 Unzen per Tonne ergebend, und es ist absolut kein Grund vorhanden, warum der Durchschnitts-Goldgehalt des Quarzes bei richtiger Behandlung jetzt nicht über 1 Unze per Tonne ergeben sollte. Die Compagnie besitzt, wie Sie wissen, eine Zehn-Stampfen« Batterie mit hinreichender Wasserbetriebskraft, doch bewirbt man sich bereits, meinem Berichterstatter zufolge, um genügende Pferdekraft, eine Fünfundzwanzig-Stampfen-Batterie in Betrieb setzen zu können. Die Eisenbahn naht sich jetzt auch ihrer Vollendung und die Mine befindet sich so unmittelbar an U»rl»ci-t««, daß Kohle ebenso vortheilhaft wie AloorU«'« Elektricität verwendet werden könnte. Die Arbeit hat bereits ihren Anfang genommen, und ich zweifle nicht, daß wir schon früh im Herbst eincin substantiellen Gewinn entgegensehen können. Uin Ihnen ein ferneres Beispiel der sich vollzogenen kolossalen Verbesserungen zu geben, erwähne ich noch, daß einer der Besitzer der aus zehn t1Ir»i«i» bestehenden Vortuuc, welche eine Fortsetzung der V»u8«ItÄ»tc«i LLccI« ist, für L 8000 ausgekauft wurde und daß die Compagnie für L 60 000 bis L 80000 in London an den Markt geworfen werden soll. Dieser Basis nach müßten die fünfzig Minen-Berechttgungen der 8 ^«nnolleliitcel Ilcctl» bedeutend mehr wie deren gegenwärtige Capitalisation werth sein." alvnl-, (iebi'»iieli8-llit8tei'- u. in ollen Ländern besorgt gut Iklltll IV"IIo^IlUlL und schnell das als streng reell und sehr leistungsfähig bekannte ?al6ntbureau 8aek, ölUÜ,3llU ist dis xetAbrlicdsts 2eit der AI«»»«», vo di« ausxewLeb- seoo Raupe ibr 2er- störuuxswerk dsdurcb bexiuut, dsss dieselbe Haare uud Voll« etc. vom Oruiide aller 6exeu»täu>le abkrisst uud so euoriueu Leliadeu auriobtet. stau sei iu kolae dessen aut der Hut uud verulebt« bei 2eiteu dureb wirksame Litte» die Lier, Laden, Raupen etc. Orosse Lliidel-Lutbewab- ruuxs-üsscbakto, '»aperierer uud krivat« wenden mit bestem Lrkoig an In kacketen L 60 -d, 1—1 X bei »ur »lor», oellrlecbÄned! 8oIi(IiÜtl»?fei!VÜkl1ly!kelj MMictitss IVorteilfirkfeilt kerugsguel!« fite Wieserverkauf u.kxport » t«»tt»t »I» eipeclatttiit: VwiKir«» lir lMtdetried -WZ sowie Kiemen tiie glmemüentiieiie kreMerleeWlieii Heäem Letrieb« sutimrevdevä saesixemLss derxestellt iu reiner lüiotiöiilodßruvallxsrduiiß nncli bewüdrlen Uetkoäen unter ösQutrunk aller neueren Hilksinittel. lM»»1rle »ttmliedlilllmiiXtti. llMirlMr-Mimli) kür louobtsn rrivb oder seucktes Klima. »Ittm«!«»». vMliulli- via reaivvrivvi» in bswitdrt «xaetester XusMbrnng. 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