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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189506240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-06
- Tag1895-06-24
- Monat1895-06
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.06.1895
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Oövii 3.50 S. brg. 1.-0. 1,— o. S,— S. S — » 6. 3.— S.. 3.35 6. 8. 8. 7.50 L. S.— d»3. O.H 6. t «ick iu 18S,«0 233,40 166^0 113.10 344»,« 808.— 150.10 160,60 68,60 155. — 156. — 136,60 171,70 s: Orsäit- imsr —. 136,70 173,— ISS.— 160,40 134.S0 8,63^2 168,60 237,SO 335,40 84,70 88,30 337 .SO 100,20 SS.3S 131,25 48,10 8,61 58,33-2 1,30-!» > its.— rv. SkQic- 74 58 25-« 88->2 wsr —,— 731,50 lll. 68,81 414.— «ll — ssea 83,80 36- 1°Is ;u orncuto s srrieitsv, iirkcnioosv 831,— 377,— 465,50 S02Z0 70.90 147,30 103,60 68,20 54.90 71.50 43.50 81.50 83,40 119,00 31,30 103,— 74,50 138,— 298.50 265.50 tk» rkr. tdr.) vnd tlio 0ll». 118,50 150,75 134 60 144,10 1V1.S0 203,75 173,- 84, - 66,75 166 — 133,— 350.10 131,— 318 — 85,40 171 — 136.10 167,30 318,25 317.10 318,20 Visa Ir. 88,40 100 — 287,35 148,10 160,50 73.— 13690 173.— 155.— 156,25 108,— 105 60 104.75 r»s: kest. Vsirsll pcr u»i 137.00 4. 0.10). 0.01). »6rsslt« »lll Ko». »r». iLwdllre »d- tll orlr: 25,. 26. 1 Olllt; llscd 3. Ollii; ll»ck '««lilläico: . Illli: o»ca rll: 28, Olllli: 20. uo6 Iteureu lv o S»rtl«i>ool, v»ek Löllix, »»cd Bezugs-Preis bl der Hauptexpeditton oder den im Stadt bezirk und den Vororte» errichteten Aus. aaorstellen abgeholt: vierteljährlich^I4.bO, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Haut >4 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland and Oesterreich: vierteljährlich S. Direct« tägliche »reuzbandsendung iwk Ausland: monatlich 7.50. Die Mvrgen-Autgabe erscheint täglich mit Au», nähme Nt» Sonn- und Festtagen '/,? Uhr, di, Abeud-Autgab« Wochentags 5 Uhr. Ledaction vnd Lrpe-ltio«: Aotzaunesgaffe 8. Die Er-editiou ist Wochentag- ununterbrochen gröffurt vou früh 8 bis Abend- 7 Uhr. Filialen: Ott» «e««'s Tortim. (Alfred Hatz«)» Uuiversitätsstraßr 1, Laut» Lösche. Katharinenstr. 14, part. und Aöuig-platz 7. tWlger Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. Arizeigerr-Prei- Ae b gespaltme Petitzeile SO Pfg. Reklamen uuter dem Rrdactionsstrich (4 ge spalten) bO^z, vor den Familirnnachrichlen (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Preis, drrzetchntß. Tabellarischer und ZiffernsaP »ach höherem Tarif. Extra-Bella »en (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbesSrdrrnng SO.—, mlt Postbeförderuug ?0.-. Auuahmeschluß für Anzeigen: lnur Docbrntaaßi Abeud-Ausgobe: vormittags 10 Uhr. Morgen»Au-gabe: Nachmittag» 4Uhr. vei deu Filialen und Annahmestellen je rin» halbe Stund« früher. A«reige« sind stets an die Expedition zu richten. Druck «nd Verlag von E. Holz in Sechzig. Montag den 24. Juni 1895. 8S. JahrgaG Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Mit Bezugnahme auf unsere Bekanntmachung zu Io 666/853 vom 16. Februar d. I. bringe» wir hiermit in Erinnerung, daß die Anmeldung leerstehender Wohnungen behufs Ermäßigung dr» Wasserzinses innerhalb der ersten acht Tage des betreffenden Kalender- Vierteljahres bei den Geschäftsstellen unserer Wasserwerksverwaltung erfolgen muh- Wird eine als leerstehend angemeldete Wohnung im Laufe des Vierteljahres wieder vermiethet ober bezogen, so ist der Wasser- werksverwaltung sofort Anzeige zu erstatten. Die Unterlassung zieht nicht nur den Verlust einer für da» betreffende Vierteljahr noch zu gewährenden Gutschrift nach sich, sondern kann auch den Ausschluß von der Vergünstigung der Gutschrift für die Zukunft zur Folge haben. Leipzig, den LI. März 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 11l5. Or. Georgt. CichoriuS. Vermiethungen. In den nachbezeichneten, der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Grundstücken sind folgende Miethräume gegen viertel, ober halb- jährige Kündigung zu vermiethen: 1) Alte Börse — Naschmarkt — BerkaufSgewölbe Rr. s, 2) Erinrmaische Straße Nr. S ein« große Wohnung im 3. Obergeschoß. 3) Neumarkt Nr. 11 a. eine Wohnung im 3. Obergeschoß, V.-G., I). - * * 5. - 4) Brühl Nr. 8V ein Meßstand in der Hausflur rechts, 5) GemcindeaiutSstratze Nr. 6 in L.-Ltnde»au eine Wohnung im 2. Obergeschoß, 6) Gcmeindeamtsstratzc Nr. 8 in L.-Lindenau eine Wohnung im 2. Obergeschoß, 7) Nettzenhatner Stratze Nr. 1S4 in L.-Thonberg eine Stube im 1. Obergeschoß, 8) «larastratze Nr. 1« in L.-Reuschönefeld 5 Keller, obtheilungen, S) Stünzer Weg Nr. 3 in L.-Sellerhausen das ganze Grundstück, oder auch getheilt. Die Miethräume unter 1, 2. 3», b, k, 6, 7/8 sind fpkort, di« unter 4 vom 16. September und die unter 9 vom 1. Oktober 1.1- ab zu vermiethe». Miethgesuche werde» auf dem Rathhause. Zimmer Nr. st, ent« gegengenommen. Leipzig, am 21. Juni 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Morche. Politische Tagesschau. * Leipzig. 24. Juni. Den glänzenden Berichten über die Festlichkeiten zur Eröffnung des Nor-oftsee-CanalS folgen in der deutschen Presse die Epiloge. Durchwehte die Elfteren das gleiche Gefühl stolzer Begeisterung, das durch das großartige Schau spiel geweckt wurde, so tritt in den Letzteren die Verschieden heit der subjektiven Auffassungen zu Tage. Der eingefleischte ParticulariSmuS erinnert sich jetzt, daß durch die Festlich, keit und das Werk, dem sie galten, daS deutsche National bewußtsein eine mächtige Stärkung und unsere nationale Rüstung eine bedeutsame Vermehrung erfahren hat; und diese Erinnerung genügt, um den Eprlogen der particulari- stischen Blätter denselben Charakter hämischer Nörgeleien aufzudrücken, der natürlich die Auslassungen der social demokratischen Presse kennzeichnet. Aber auch der weit überwiegende Theil der deutschen Presse, der in der Stärkung des Nationalbewußtseins und der nationalen Rüstung über einstimmend einen unschätzbaren Gewinn siebt und begrüßt, geht in seinem Schlußurtheil insofern auseinander, als rr den internationalen Gewinn der Festtage sehr verschieden veranschlagt. Glauben einige Blätter, diesen Gewinn kaum hoch genug schätzen zu dürfen, so meinen andere, nicht nur vor jeder Uebrrschätzung nachdrücklich warnen, sondern auch der Befürchtung Ausdruck geben zu müssen, daß wir statt eines Gewinnes einen Verlust zu verzeichnen havcn werden. Auck> unser Berliner A.Correspondent neigt dieser Auffassung zu; er schreibt: „DaS Jubeljahr deS Deutschen Reiches hat nun mehr eine erste, großartige nationale Feier gesehen. Wenn die Eröffnung deS Nord-Ostsee-Canal- nicht amtlich als ein ErinnerungSfest bezeichnet war, so war diese Unterlassung durch den Umstand geboten, daß man die anderen Staaten geladen batte. Sonst hätte sich diese Feier, wie keine andere, geeignet, in ausdrücklichen Zusammenhang gekrackt zu werden mit der Erinnerung an den Tag, da der erste Kaiser in Versailles gelobte, „allezeit Mehrer de- NeickeS zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben deS Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung." Für uns Deutsche hat aber die Anwesenheit von Gästen in Kiel den nationalen Charakter der Veranstaltung nicht verwischen können. Wir erblicken ihre Bedeutung darin, daß da» greinte Deutschland eine weltgeschichtliche Thal, die zur Zeit der Zwietracht kaum geträumt werden konnte, zu schaffen vermocht bat, daß die deutschen Fürsten, indem sie sich mit dem Reichstag um den Kaiser schaarten, als er dem Werke die Weihe gab, aufs Neue Zeugniß von der deutschen Einigkeit, derMutter de-Nord-Ostsee- CanalS.ablegtrn. E» war ei» deutsch e -Fest, zur Ehre deutscher Kühnheit, deutschen Geistes, deutscher Arbeit. Und aus diesem Charakter der Kieler Tage wird als Kräftigung deS deutschen SelbstbewußtseinS sein Segen quellen. DaS internationale Beiwerk vermag dem echten nationalen Stolze nicht zur Erhöhung zu dienen: der Befriedigung, die Wett zur Zeugin eines glänzenden Schauspiels gemacht zu haben, ist die deutsche Eigenart nicht zugänglich und irgendwelche wohlthätigr Folgen für die Beziehungen der europäischen Staaten unterernander hat die Feier nicht gehabt und konnte sie nicht haben. Dem Kaiser ist es in einer Weise, die ihm ein goldenes Blatt in der Geschichte sichert', gelungen, die Feier zu einer Kundgebung der deutschen Friedfertigkeit zu gestalten, den stärksten Widerhall be, den Nationen zu erwecken, die gleich uns ge sinnt sind; aber di« Empfindungen und die Politik, in der sie zum Ausdruck kommen, sind heute dieselben wie vor acht Tagen, das Friedensbedürfniß, das die Zeitumstände zu einem nahezu allgemeinen machen, ist die einzige Garantie für die zeitliche Erhaltung des Friedens ge blieben. Und diese Auffassung, daß die Flotten Zusammenkunft ein politisch indifferentes Ereigniß sei, istvielleicht emezu optimistische. Jedenfalls beobachtet das Berliner Blatt, welches unter Hinweis auf die Kieler Tage solchen Festlichkeiten die Fähigkeit zuschreibt, „Spitzen abzu stumpfen und Vorurtheile zu mildern, um erträgliche Zustnve zwischen Nachbarn herzustellen*, nicht richtig. DaS mag im Allgemeinen zutreffen, in dem besonderen Falle machten sich in Anzeichen einer entgegengesetzten Richtung bemerkbar. Und Politik verträgt nicht die Anwendung von Maximen sie ist die Kunst, mit den Besonderheiten zu rechnen. ES ist ein schöne-und häufig brauchbares Sprüchwort: „Der Tropfen höhlt den Stein", aber daS Glrichniß von dem Tropfen ans einen heißen Stein verdankt gleichfalls der Erfahrung seine Entstehung. Frankreich glüht vor Haß und Nachsucht. Die Einladung zur Canalfeier hat, wie ältere Beweise de- Entgegenkommens, ein Aufzischrn deS Chauvinismus zur Folge gehabt. DaS kann Deutschland gleickgiltig lassen, aber sehr empfindlich wäre e», wenn, wie deutsche Correspon denten aus Frankreich melden, man dort den Eindruck empfangen hätte, daß Deutschland um eine freundlichere Ge sinnung deö Nachbars buhle, „ihm nachlaufe". Diese- Mißver ständlich könnte nur auö der französischen Selbstüberschätzung, die vielleicht durch schiefe Darstellungen der Kieler Vorgänge neue Nahrung empfangen hat, erklärt werden. In Wahrheit verräth die Erinnerung an die vor fünfundzwanzig Jahren verrichteten Thaten Wilhelm'S I., die sich in der bei der Grundsteinlegung verlesenen Urkunde findet, alle- Andere eher, als das Bedürfiiiß, sich den Franzosen gegenüber klein zu machen. Aber in Frankreich ist der Schein allmächtig, und da die Franzosen nun einmal jeden über die vorgeschriebene internationale Höflichkeit hinausgehenden deutschen Act als das Zeichen einer Schwäche, die ihre Revanchehoffnungen belebt, anseben, so ist jeder Schritt bedenklich, der diese Grenze unbeachtet läßt. Am lk. Juni ließen sich die „Hambruger Nachrichten" in einer staatSmännische Klarheit verrathenden Beurtheilung de» Verhältnisses zwischen Deutschland und Frank reich also vernehmen: „Man muß sagen, daß in dem Augenblick wo Frankreich in Kiel erscheint, der Chauvinismus in Frank reich, und zwar der gegen Deutschland gerichtete, bedrohlicher auftritt, als seit langer Zeit. ES ist zwischen Deutschland und Frankreich keine Annäherung eingetreten oder zu er warten und bei unser«» Nachbar besitzt die Revancheidee noch ganz dieselbe Alle» beherrschende Macht, wie in den ersten Jahren nach dem Kriege." Diese Worte waren vor den Kieler Festlichkeilen geschrieben, inzwischen hat ihre Richtigkeit mehr als eine weitere Bestätigung erfahren.* Unbedingt wird man zugeben müssen, daß dir Politik als die Kunst, mit den Besonderheiten zu rechnen, die Anwendung von Maximen nicht verträgt; aber eben deshalb glauben wir auch, ebensowenig dem Sprüchwort: „Der Tropfen höhlt den Stein*, wie dem Gleichnisse vom Tropfen auf den heißen Stein einen Einfluß auf die Beurtheiluna der internationalen Folgen der Kieler Tage gestatten zu dürfen. Den nach unsrer Ueberzeugung allein richtigen Maßstab für diese Beurtheilung aiebt die sorgfältige Abschätzung der französischen „Gluth". Daß sie hauptsächlich in der französischen Presse glüht, behaupten alle Kenner der französischen Zustände. Aber dieselben Kenner versichern auch, daß der überwiegende Theil deS französischen Volke- au» dieser Gluth sich gern ei» vorübergehende» Räuschchen trinkt, daS sehr bald der nüchterne» Betrachtung der Dinge weicht. Und diese nüchterne Betrachtung führt zum Wunsche nach Erhaltung des Friedens. Daß die Beurtheilung Kaiser Wilhelm'S U. im französischen Volte eine weit günstigere als bei seiner Thronbesteigung geworden ist, seitdem er seine Friedensliebe wiederholt bekundet und betbätigt hat, ist eine unbestreitbare Thatsache. Seine bei den Eröffnungsfeierlich keilen gehaltenen Reden werden Theil deS französischen Volke» der Presse beruhigend wirken, reich nachlaufe und um seine man gern anhören, aber schwerlich glauben. Die deutschen Rüstungen beweisen daS Gegentheil in zu überzeugender Weise. Und wenn man wirklich glaubte, Deutschland suche einen Krieg zu vermeiden, würde man sich dadurch zur KriegSlust angestachelt fühlen? Wahrscheinlich, wenn man überdies glaubte, de- Zaren unbedingt sicher zu sein. Aber zu oft schon hat die Pariser Presse in Momenten des UnmutheS die sehr einleuchtende Vermuthung ausgesprochen, der jetzige Zar fühle da- Bedürfniß, sich selbst und seinem Volke zu beweisen, daß er von der deutschen Zarewna sich nicht leiten lasse, habe aber gar keine Neigung, von der republikanischen französischen „Jungfrau* sich weiter führen zu lassen, als es in seinen« eigene» Interesse liege. Was bei den Kieler Festlichkeiten sich ereignet hat, ist nicht dazu angethan, dem nüchternen Theile deS französischen Volkes eine andere Auffassung beizubringen. Um so weniger wird man annehmen müssen, daß die großartigen Feier lichkeiten zur Eröffnung eines die deutsche Machtposition daher auf den nüchternen trotz der Aufstachelungen Daß Deutschland Frank Freundschaft buhle, wird stärkenden Werke- und die eindringlichen Friedensmahnungen des deutschen Kaisers eine Stärkung der Revanchelust im französischen Volke zur Folge haben werden. Wäre es thörichl, die internationale Bedeutung und Folgen dieser Feierlich keiten zu überschätzen, so liegt doch unseres Erachtens anch kein Grund vor, irgend eine Einbuße von diesen Feierlich keiten zu besorgen und sich dadurch das erhebende Gefühl beeinträchtigen zu lassen, daS die Schilderungen Hervorrufe». Nachdem in Oesterreich die „großen* gewerblichen Kämpfe, welche durch die dehnsame Gewerbenovelle hervorgerufen wurden, alle schon ausgefochten sind, erstreckt sich nunmehr der gewerbliche Kampf auf kleine, mitunter auch kleinliche Gegenstände. Der neueste gewerbliche Krieg entstand zwischen Schlossern und Ubrmachern in der Frage des — Auf ziehens einer Ubr. Hat der Schlosser, der eine Thurm- ubr aufzog, einen Eingriff in di« gewerblichen Rechte des Uhrmachers gethan? Also fragte die BezirkShauptmann- sckaft Korneuburg, woselbst ein Schlosser sich an- aemaßt hatte, die Tburmubr aufzuziehen, amtlich an. Die Handels- und Gewerbekammer gab ihr Gutachten in verneinendem Sinne ab. Der Schlosser wird daher für seine Ueberhebung und seinen Eigendünkel nicht gestraft. Eine zweite gewerbliche Streitfrage von epochemachender Wichtig keit spitzle sich dahin zu, ob ein Gemischtwaarenverschleißer berechtigt sei, Kinder-Saugdüten zu verkaufen. Der Gemischk- waarenverschleißer darf so Vieles verkaufen, soll er auch noch Saugdüten verkaufen dürfen? Die Gewerbebehörde sagte „ja* und dabei bleibt eS von jetzt ab. — Dritten«: Darf der Zuckerbäcker Spritztüllen und blecherne Düten verkaufen oder ist daS nickt vielmehr ein separates handwerksmäßiges Ge werbe, in welches die Zuckerbäcker sich nickt zu mischen haben? Antwort: Jawohl, das gehört in die Sphäre deS Spänglcr- gewcrbeS und bedarf also eines Befähigungsnachweises. — Da wollte sich eineaanz neue gewerbliche Genossenschafk constituiren, welche die „Montirung, Reparatur und Ausfertigung von Apparaten für Kellerwirtbsckaft" als Beschäftigung angab. Dagegen erhoben Monteure, Schlosser und einige andere Ge werbe, welche solche Dinge erzeugen, Einspruch, und die Be hörde entschied auch, „daß eS nicht angehe, eine ganz un bestimmbare Anzahl von Gewerben durch die Wahl einer Collectivbezeichnüng in einer Gewerbeanmeldung zusammen- znfaffen*. Ferner wurde entschieden, daß Maurer keine Tbon» und Kachelöfen aufstellen dürfen (denn nur Hafner dürfen die»!), daß der Schlaffer keine Telephonapparate repariren darf (das muß er hübsch dem Monteur überlassen) und daß der Graveur, wenn Monogramme auf Buchbeschläge komme» sollen, dem Goldschmied nicht ins Handwerk pfuschen dürfe! Eine Meldung aus Bulgarien bestätigt, daß die Pforte wegen der makedonischen Bewegung in« Fürstenthume einen diplomatischen Schritt bei der bulgarischen Regierung unternommen hat. Der türkische Vakufcommissar, Nebil Bey, überreichte nämlich der Negierung eine Note, welche sich mit der Organisation und dem Programme des make donischen ComitS» beschäftigt, den Letzteren revolutionaire Ziele zuschreibt und ihre Auflösung verlangt. Zur Er härtung dieser Behauptung und Forderung wird unter Anderem anaeführt, daß eine Gruppe von vier Emissären, die aus Bulgarien ausgesendrt wurde, aufgeariffen worden sei. Hieraus bezüglich betont man nun in Sofia, daß e- ganz unbewiesen fei, ob diese vier Individuen von Bulgarien aus nach Macedonien gesendet wurden und ob sic überhaupt politische Emissäre sind, da eS sich auch um ganz gewöhnliche Räuber handeln könne, deren e« an der türkisch bulgarischen ebenso, wie an der rumänisch-bulgarischen Grenze viele giebt und die dies- und jenseits ihre Schlupfwinkel haben. Es wird ferner hervorgehoben, daß die Pforte schon ISj FenNletsn. Haus Hardenberg. Roman von Ernst von Waldow. ... . Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) XV. So wohl wie jetzt hatte Valeska sich noch nicht in ihrer neuen Heimath gefühlt, obwohl die letztvrrflossenrn Monate sie dem Gatten weit eher entfremdet als genähert hatten. Da» war freilich Wolfgang'S Schuld gewesen. Warum batte er auch so viele und zeitraubende Geschäfte. Die junge Frau wußte ja den Werth deS Geldes zu schätzen und begriff auch, daß der Durst, sich Reichthum zu erwerben, rin schwer zu stillender sei und alle» andere Empfinden in den Hinter grund dränge. Dagegen erschien eS ibr geradezu thöricht, statt sich in Ruhe deS Errungenen zu freuen, die Jagd nach dem Glücke mit derselben fieberhaften Unrast fortzusetzen — als ob das Gelderwerben nicht bloS ein Mittel zum Zwecke, sondern der Zweck selbst wäret Bald waren eS neue Gründungen, die Hardenberg in- Leben gerufen oder bei denen rr mindestens stark betheiligt war, bald ein Kauf- oder Tauschgeschäft, welche- die weuiaen Freistunden schmälerte, die der Familie gehören sollten. Oft sah ValeSka den Gatten nur bei deu gemeinschaftlichen Mahl zeiten. und dann waren die Töchter zugegen, zuweilen auch ein Gast, wie z. B. Helmreich, der erste Buchhalter, auch Viktor Saalfeldt. DaS Gespräch war ein allgemeine» und höchsten» wurden häusliche Angelegenheiten verhandelt, aber zu jenem vertrau lichen Austausch von Ideen und Ansichten kam r» nicht mehr, welcher in den ersten Tagen der jungen Ehe so genußreich für BaleSka gewesen. Sie war ein echte» Weib, de- Anschlüsse», der Ergänzung bedürftig, dankbar für jede Erweiterung ihre» Wissen» und ihres JdeenkreiseS. Wäre sie allein mit Hardenberg gewesen, hätte eine Ver ständigung dieser so grundverschiedenen Naturen sicher nicht lange auSbleiben können, aber — „die Geschäfte und die Familie nehmen meinen Gatten zu sehr in Beschlag*, so schrieb LalrSka an Onkel Dietrich, und daS war in der That der Fall. Glücklicherweise war die junge Frau viel zu vernünftig, um sich in der Rolle der unverstandenen zu gefallen, sie schickte sich in daS Unvermeidliche und erhoffte von der Zu kunft die Verbesserung manche» Uebelstande», unter dem sie zu leiden hatte. Der Umgang mit Klementine v. Strehlen machte e» BaleSka vergessen, daß e» ihr bisher noch nicht gelungen war, eine gleichgestimmte Seele, eine Freundin zu finden, die sie dafür hätte entschädigen können, daß man in der Familie de- Gatten ibr so wenig Sympathie rntaegenbrachte. Im Strehlen'schen Hause verkehrten nur Officiere mit ihren Frauen, und BaleSka fand sich da ganz heimisch, fühlte und dachte man dort doch ganz ebenso wie m ihrem Eltern hause, wie im Kreise ihrer Berliner Bekannten von einst. Hardenberg war gerade in der trüben Herbstzeit viel von Breslau abwesend. Er batte ein große- Hau» am Ringe, da» lange im Besitze der Familie gewesen, gegen ein Rittergut, bei Neiße gelegen, vertauscht und eine nicht unbedeutende Summe zugezahlt.! Jetzt stellte e» sich heraus, daß die» Geschäft nicht so vortheilhaft gewesen war, wie e» den Anschein gehabt, denn in der Regenzeit im November wurden ganze Landstrecken — guter Weizenvoden — total überschwemmt. Abhilfe that noth. Die Dammbauteu und Wegeverbeflerungeu dürften sehr kostspielig werden. Die Stimmung Hardenberg'» war oft getrübt, er ärgerte sich, daß man ihn überlistet, er hatte e» diesmal an der nöthigen Vorsicht fehlen lassen, beseelt von dem Wunsche, in der Herrschaft Tiefensee ein schöne- HrirathSgut für eine seiner Töchter zu erwerben. WaS er anfangs versäumt, wollt« er nun durch doppelte Sorgfalt rinbrmgen, vnd so begab rr sich oft selbst nach Tiefensre und weilte tagelang dort, Cvnfereozen mit den Beamten abbaltend nnd die Arbeiten besichtigend. Gern hätte BaleSka den Gatten begleitet und diesem würde die Gesellschaft seiner jungen Frau wahren Genuß bereitet haben. Aber r» ging nicht wohl an, die Töchter sich selbst zu überlassen, da keine Erzieherin mehr im Hause war, und so beschränkte sich Valeska darauf, ihrem Manne ziemlich umfangreiche Briefe nach Tiefensee zu schreibe», die er mit brrzlicher Freude la», wie er ihr sagte, und auch sogleich beantwortete. Am lodernden Kaminfeuer in dem großen Saal« de» schönen, alten Schlosse- sitzend, da» sich leider in ziemlich vernachlässigtem Zustande befand, regte sich in Hardenberg'» Herzen wieder daS Gefühl der Liebe, wie r» in Berlin al» Frühlingsahnen über den reichen Mann gekommen war. DaS chvne, begehrenSwerthe Mädchen war ja jetzt sein liebes Weib und die Sehnsucht nach ihr sprach sich in den Briefen auS, die er an Valeska richtete. Freilich waren das nur Momente, die schnell vorüber rauschten, denn daS GeschästSlebrn nahm den thätigen Mann bald wieder gänzlich in Beschlag. Die Zeit der Schwärmerei war ja für ihn überhaupt vorüber, und der Besitz, wenn rr auch beglückt, kühlt die Leidenschaft ab und g,ebt wohl- thuende Ruhe. Andererseits that auch DaleSka Alle», um dir Leere ihre» Daseins, die sie während de» Gatten Abwesenheit mehr noch empfand, durch eine fast fieberhafte Regsamkeit aus zufüllen. Sie hatte Hardenberg schriftlich gebeten, ihr gestatten zu wollen, mindesten» ihr Wohnaemach nack ihrem Geschmack einzurichten, „denn*, so schloß sie, „so schön auch die Aus stattung der Zimmer sein mag, ich habe immer die Vor stellung, daß darin noch der Geist der früheren Bewohnerinnen waltet. In dem Gemache aber, wo ich ein gut Theil de» Tage» verbringe» möchte ich wenigsten», daß mein Geist regiert, daß Alle», selbst da» geringste Einrichtungsstück mein individuelle» Gepräge trägt; Du wirst mich verstehe», Wolfgang, und meinen Wunsch erfüllen.* Er verstand sie zwar nicht, aber di« Erlaubniß zu der beabsichtigten Revolution ia den geheiligten Räumen de» grauen Hause» kam mit wendender Post, uad da» war die Hauptsache für ValeSka. Sie ging sogleich au» Werk und ließ vor allen Dingen den Möbelkram fornchasfen. Aber wohin? Kammern und Magazine waren überfüllt, die alte Friederike, widerwillig wie immer, zuckte dir Achseln und wußte nicht Rath oder wollte keinen geben. Da bat Frau Martha, die sich stet» bei der jungen Frau rinfand, wenn Hardenberg von Hause abwesend war» daß Dale»ka ibr die Möbel geben möge, sie habe Platz dafUr und daS Geschenk würde ihr gerade jetzt eine große Sorge abnrbmrn. Die Wittwe batte sich nämlich entschlossen, nm die Mehr auSgaben zu decken, welche die Anwesenheit de» liederliche» Sohne» ihrem kleinen Hautbalte aulbürdet». eine« il"..,- Zimmer, da» einen eigenen AuSgana besaß, zu vermiethen. Da kamen ihr denn die Möbel vortrefflich zu statten, und die noch wohl erhaltenen, dunkelrothen Plüschbezüge der Sessel und de» SophaS machten einen eleganten Eindruck und er möglichten es ihr, einen Mirther zu bekommen, der gut zu zahlen vermochte. BaleSka war ganz froh darüber, daß sie die Sorge für Unterbringung des alten Krams loS war und zugleich der guten Winterfeld eine Freude machen konnte. Da dies Ge- fchenk einer Verwandten zu Gute kam, würde Hardenberg nichts dagegen riozuwenden haben. Letzteres war aber nicht der Fall, als der Gatte beimkani und von Tante Rosamuude, welcher er einen schuldigen Besuch machte, hören mußte, daß Valeska die Möbel auS dem Hause schleppen lasse, um der SchlossermeisterSwitlwc die Wohnung recht elegant auSzustatten, und zwar lediglich u dem Zwecke, daß Frau Martha dem windigen Berliner Lieutenant Quartier geben könne, der sich nun schon seit Monaten in BreSlau müßig umhertrribe und dem Herrgott den Tag abstehle, um dafür da» Glück zu haben, bei den gemeinschaftlichen Ausritten der jungen Frau Hardenberg den Hof zu machen. Es kam zu der ersten, recht unerquicklichen ehelichen Scene, al« Hardenberg in schärferem Tone, als er selbst beabsichtigte, seine Frau fragte, ob eö seine Nichtigkeit babe mit der Schenkung der Möbel an Frau Martha zum Zwecke, den Lieutenant Saat feld» bei ihr einzumiethrn. Mehr erstaunt al» erzürnt über die Art der Fragestellung blickte Valeska auf. „Die Sachen aus der rothen Stuhe habe ich der Frau Winterfeld gegeben, weil die Dirnstleute so wenig guten Willen bewiese», das Zimmer zu räumen und mir die Möbel aus dem Wege zu schaffen, damit die Tapezierer mit dem Bekleiden der Wände beginnen konnten." „Du hättest mich erst fragen sollen, ob ich damit einver standen sei." „Wenn ich geahnt, daß ich so wenig Autorität besitze und nicht einmal über einige gebrauchte Möbelstücke frei ver fügen kann, würde ich schriftlich Deine Erlaubniß «ingeholt haben", erwiderte di« junge Frau mit blitzenden Augen. „Es ist nicht darum, obwohl ich nicht leugne, daß es mir wenig pietätvoll erscheint, die Möbel, welch« das Wohnzimmer meiner Mutter geschmückt, einer trivialen Bestimmung zu- aesührt zu sehen. Aber lassen wir daS ruhen, unsere An- 44^,4«»» Nt,»« - —'s:--E ^ *
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