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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.06.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950625010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895062501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895062501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-06
- Tag1895-06-25
- Monat1895-06
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4Ü12 Danzig, vr. msä. Goetz-Leipzlg-Lindenau und andere Mitglieder de« Ausschusses der deutschen Turverschast. * Atel» 24. Juni. (Telegramm.) Der günstige verlaus tu dem Befinden der Kaiserin hält au. — Die vier kaiserlichen Prinzen reiste» heute vormittag 11 Uhr tu Begleitung de« Obergooverneur« Oberst v. Deine« und de« Milttairerzieher« SecondeUrutenaut« v. Rauch mittel« Sonderzuge« »ach Wildpark zurück. — Die fremden Botschafter und Gesandte» waren bet der Tanalfeler mit dem StaatSsecretair v. Marschall auf der „Augufta Victoria" einquarttert. Di« Abschied««a-lzett am Eouuabeud gestaltete sich laut dem „B. B -V " zu eiaer amtliche» Feier. Der englisch« Botschafter Malet brachte «tuen Driukspruch ans v. Marschall au«. Frhr. v. Marschall feierte dt« Lage von Kiel al« eine neue Festigung der friedlichen und freundschaftlichen Beziehungen zwischea den Nationen und trank auf da« Wohl der Botschafter und Gesandten. Der französische Botschafter Herbett« sprach alSdanu über die glänzende Gastsreundschaft, die de» Vertretern der fremden Rationen bereitet worden sei, und betonte, er und seiue College» widmete» da» höchste Maß der Bewunderung den glänzeudeu Veranstaltungen, die an Bord der „Augusts Victoria" für sie getroffen worden seien ; r« sei nicht nur Pflicht der Dankbarkeit, foudero aufrichtige Freude, auf das Wohl de« Direktor« Ballin zu trinken. — Die ameri kanische Flotte wird, der „Kieler Ztg." zufolge, bi« Anfang Juli hier verbleiben. * Bnrgditmarschen, 24. Juni. (Telegramm.) Die „Augusts Victoria" hat heute früh 6 Uhr wohlbehalten Buig-Süderditmarschen passirt. * Bremerhaven, 24. Juni. (Telegramm.) UmlOi/.UHr trafen die Lloyddampfer „Kaiser Wilhelm II." und „Tr ave" hier ein, die etwa 250 Reichstag»- und Landtags abgeordnete, sowie 50 Mitglieder der inländischen und aus ländischen Presse an Bord hatten, welche auf Einladung des Lloyd die Fahrt Kiel-Bremen um Skagen gemacht haben. Bei dem Diner am Sonnabend Abend begrüßte Präsident Plate die Gäste auf dem „Kaiser Wilhelm". Der Abgeordnete Fritzen dankte im Namen deS Reichstag», Abgeordneter Alexander Meyer toastete auf das Glück, Lloydpassagier zu sein. Am Sonnabend war daS Wetter prächtig, gestern herrschte Regen und Sturm. DaS Lob der gastlichen Auf nahme und der prächtigen, trefflichen Einrichtung der Dampfer ist einstimmig. Nach der Landung in Bremerhaven fuhren die Gäste um 2 >/, Uhr mittel« eine» vom Lloyd gestellten ExtrazugeS nach Bremen, woselbst um 4>/» Uhr auf Einladung de« Senats eine Rundfahrt durch die Stadt und den Freihafen gemacht wurde. Am Abend findet eine Begrüßung im mathSkeller statt. —* Posen, 24. Juni. Nachdem von den 130 Ritter gütern, welche die AnsiedlungS-Commission in Posen und Westpreußen in der Zeit von 1886 bis 1894 angekauft hat, bereits 66 in deutsche Colonistendörfer umgewandelt worden sind, hat man angefangen, den neuen Ansiedelungen an Stelle der bisher geführten polnischen Namen deutsche Ortsnamen zu geben oder die slavischen Namen der deutschen Zunge wenigsten» anzupaffen. Bon den 66 neuen deutschen Dörfern sind nur 5 katholisch, alle übrigen An siedlungen sind evangelisch. Für alle Colonien wurden bis her 62 neue Schulen, 4 Kirchen, 17 Bethäuser und 5 Pfarreien neu errichtet. D Aus Thüringen, 23. Juni. Die thüringische Baugewerks, berufsgenossenschast hat eia Berzeichniß derjenigen Genossen schaftsmitglieder anfertigen lasten, die im Jahre 1894 bei Einziehung der Umlagebeiträge für 1893 von den Behörden als unpsändbar befunden worden. Die- Berzeichniß giebt verblüffende Kunde von der üblen Lage, in der sich »tue große Zahl thüringischer Bau» gewerksmeister — Maurer, Zimmerer, Tüncher, Dachdecker u. s. w. — befindet, und gewährt somit ein recht unerfreuliches Bild. In der Abtheilung I, Weimar, finden wir 43 solcher Grwerbtreibenden mit 572 im Rückstände, welch« Summe wegen Unpfändbarkeit nicht beizutreiben ist. In Abtheilung II, Altenburg, beträgt dir Summe 148 bei 17 Gewerbtreibendeu, iu der Abtheilung III, Gotha und Meiningen, 896 bei 54 Personen und in Abtheilung IV, Erfurt, 1206 die von 72 solcher Grwrrbtreibeoden der BrrufS- geuostenschaft allein geschuldet werden. * BreSlan, 21. Juni. Herr Paul Hennig» der frühere Redakteur der socialdemokratischen „BolkSwacht", behauptet in einem Schreiben, daS er an da» genannte Blatt richtet, e» seien unwahrer Weise Gerüchte verbreitet, er habe von der Partei 500 Unter stützung gefordert. Tatsächlich habe er nur 300 ^4 verlangt, die er zur ratenweisen Deckung der ihm erwachsenden Proceßkosten ver wenden wollte. Seine Forderung sei jedoch sowohl von den Breslauer BertrauenSleutru wie von der dann angrrufeuen Partei leitung in Berlin abgelehnt worden. Im Anschluß au diese Mit- theilung erklärt Herr Hennig dann seinen Au «tritt au« der social- demokratische» Partei, de» er mit dem Bedürfuiß begründet, alle Brücken zwischen sich uud seine» «hemaligeu „Genossen" abzubrechrn. * Mannheim, 23. Juni. Der LandtagSabgrordnete vr. Rüdt scheint von der socialdemokratischen Parteileitung dauernd in Acht und Bann erklärt zu sein, da nicht anzunehmen ist, daß der ReichStagSabgeordnete Karl Frohme aus Altona, welcher hier im Saalbau vor etwa 1500 Personen über die „Zersetzung der bürgerlichen Parteien" sprach und auch vie Streitigkeiten iu der badischen Social demokratie behandelte, sich iu einem Gegensatz zu der Leitung der Partei befindet. Ein hochmüthiger Narr, ein berechnender Schurke, der sich in die Partei ein geschlichen habe — so charakterisirte Frohme den Gegner DreeSbach'S. * Stuttgart, 23. Juni. Die „Allg. Ztg." berichtet: „Mehr fache Aeußerungen au« dem socialdemokratischen Laaer selbst haben erkennen lassen, daß besonnenere Mitglieder dieser Partei zur Erkenntniß gekommen sind, man habe über da« Ziel hinaus- eschossen, indem man wegen Verweigerung des Saales der Lieder alle zur Abhaltung einer Parteiversammluag nicht bloS den Liederkranz selbst, sondern auch die einzelnen Mitglieder desselben bo ycottirte. Ein so gewaltthätigeS Vorgehen mußte die Bürgerschaft der Stadt sehr beunruhigen uud sowohl den einzelnen Berufskreisen derselben, als auch den verschiedenen politischen Gruppen di« Gefahr als dringend erscheinen lasten, daß eine durch Zahl und DiSciplin starke politische Partei in einem Privatstreite mit einem Verein durch die geschäftliche Verrufserklärung des letzteren ihre Sache durchzusetzen suche. Vertreter der verschiedensten Berufskreise uud politischer Gruppen kamen denn in längeren Berathungrn überein, gegen derartige Vergewaltigungen Protest zu erheben und zur Abwehr ferneren ähnlichen Vorgehen- eine freie, aber dauernde „wirthschaftliche Vereinigung" zu gründen, die sachlich und leidenschaftslos alle Fragen, welche da- Wohl und Wehe de« Bürgerthum« berühren, behandeln und die Mittel erwägen soll, um den Mittelstand in allen seinen Interessen zu schützen, Angriffe gegen ihn wirksam abzuwehren und überhaupt Schäden zu bekämpfen, die ihn in seiner Entwickelung hemmen. In diesem Sinn ist, hauptsächlich auf Anregung de« Stuttgarter Gewerbeverein-, ein Aufruf an alle freien wirthschaftlichen Corporation!» der Stadt und an alle Berufskreis« de« Mittelstände« zum Beitritt erlaffen worden, dem, wir wir hören, bereit« etwa 30 Vereine gefolgt sind. So ist zu hoffen, daß durch diese „wirthschaftliche Vereinigung" da« unabhängige Bürgerthum eine Organisation erhalte, die es künftig befähigt, socialvemokratischea Uebergriffen gegenüber seine Stellung wirksam ru schützen. Die „wirthschaftliche Vereinigung" wird ihr Ziel jedenfalls um so sicherer er reichen, je treuer sie ihrem Programm bleibt, unter Aus schluß jeder Partripolitik ein fester und dauernder Bund aller bürgerlichen Kreise zur Wahrung und thatkräftiaen För derung der Interessen de« gesammtea Mittelstände« zu sein." — Durch NachtragSfordtrungen steigt der Fehlbetrag de« Budget« auf etwa 1400 000.4k Dem Vernehmen der Z. Z." nach ist beabsichtigt, die Deckung lediglich in der Art zu bewerkstelligen, daß di« vorhandenen Betriebsmittel heran- zeroaeu werden. E« wild also weder an eine Steuer- whöhung noch an eine Anleihe gedacht, da man hofft, daß die Steigerung der Einnahmen anbält. * Müuchen, 23. Juni. Zum Deutschen Katholiken tag wird, wie die „AugSb. Postzritung" meldet, ein eigene« Tagblatt erscheinen, da« die osficiellen Actenstücke ver öffentlicht, über dir Reden und Vorgänge eingehend Bericht erstattet rc. (Oesterreich.Ungar». * Wien, 23. Juni. Plener soll die Absicht haben, dir Leitung der liberalen Partei niederzulrgen und sich überhaupt vom politischen Leben zurückzuziehen. * Pest, 23. Juni. Hiesigen Blättern wird gemeldet, daß der Minister de» Aeußern Gras GolucbowSky dem jung- tschechischen Delegirtea Herold, nachdem dieser seine Rede in der österreichischen Delegation beendet halte, aratulirt habe. Der „Pester Lloyd" fragt höhnisch, wa« dem Minister an der Rede Herold'« so ausnehmend gefallen haben möge, und bezeichnet diesen Glückwunsch, falls er nicht von den Iungtschechen erfunden wurde, als den ersten controlirbaren Schnitzer de« neuen Minister« de« Aeußern. „Magyar Hirlap" beurtheilt diesen Glückwunsch noch abfälliger. (M. Z.) Frankreich. * Part«, 24. Juni. (Telegramm.) Anläßlich deS IahreStageSzdeS Tode» Carnot'« fand heute Vor mittag im „Pantheon" eine Gedächtnißfeier statt. Zu derselben begab sich der Präsident der Republik Felix Faure mit dem Präsidenten deS Senat- Challemel- Lacour und dem Präsidenten der Deputirtenkammer Brisson, welchen die Minister, die Vertreter der aus wärtigen Mächte, Senatoren und Deputirte folgten, in feier lichem Zuge zu dem Grabmale Carnot'S; hier traf der Zug um 10'/« Uhr ein. Präsident Faure legte «inen Kranz auf das Grabmal nieder mit den Worten: „Im Namen der Republik lege ich an dem Tage, welcher die Trauer deS Vaterlandes erneuert, diesen Kranz auf das Grab des Präsidenten Carnot nieder." Eine überaus zahlreiche Volksmenge hatte sich an den Eingängen deö „Pantheon" eingefunden. Um 11 Uhr fand in der Madelaine-Kirche eine Gedächtnißfeier statt, welcher der Präsident Faure, Casimir-Perier und zahl reiche Notabilitäten beiwohnten. — Alle Blätter widmen dem Jahrestage der Ermordung Carnot'S lange Be trachtungen, deren Grundgedanke die Befriedigung darüber ist, daß der blutige Zwischenfall keinerlei dauernde Störung in Frankreichs politischem Leben verursacht hat. Man wird den Bürgertugenden Carnot'S gerecht und rühmt seine Ver dienste um die Ueberwindung des BoulangiSmus, das Ge lingen der 1889 er Weltausstellung und die Anbahnung deS französisch-russischen Einvernehmens. „Figaro" benutzt den Anlaß, um Faure zu loben, der nicht der Präsident einer Secte, sondern ein Mann der Gesammtheit sei. Heute flaggen alle öffentlichen Gebäude Halbmast; daS Heer und die Flotte haben Trauer angelegt. * Der „Figaro" schreibt: „Der moralische Eindruck und die positiven Resultate der Kieler Feste deinentiren die pessimistischen Deklamationen der Professoren des Patriotismus." Auch die anderen gemäßigten Blätter drucken ihre Befriedigung aus. Unter den positiven Resultaten wird natürlich die französisch-russische Ver brüderung verstanden, die nach den „Döbats" einer osficiellen Notificirung der Allianz an alle in Kiel vereinigten Mächte gleichkommt, während der „Figaro" aus den Einfluß dieser Verbrüderung, welche die Kieler Feste beherrscht habe, die Mäßigung der Kaiserreden zurücksührt. Diese Reden ernten hohes Lob. Der „Figaro" schreibt, ihr vollendetes Gleichmaß habe Europa beruhigt, die „DSbats" nennen die Kaiserreden durchaus tadellos; sie athmen die friedlichsten Gesinnungen, die beredt auSdrücken, daß der junge Souverain Zurückhaltung bewiesen hat. Trotz des berechtigten Stolzes über die Vollendung des großen Werke- habe keines seiner Worte selbst für die reizbarsten Ohren einen zweifelhaften Ton gehabt. Der Kaiser habe sich gegenüber allen Gästen als Gentleman benommen. Dieselben Blätter tadeln scharf das alberne Gebahren der Chauvinisten, während die chauvinistischen Blätter fortfahren, von Frankreichs Demüthignng in Kiel zu sprechen. Der Kieler (Korrespondent des „Figaro" stellt verschiedene Sensationsmeldungen richtig. Der Kaiser habe auf dem Ball in der Marinrakademie nicht absichtlich den russischen und rauzüsischrn Admiral übergangen, sondern in Folge der Ber- pätungen bei der Eanaldurchfahrt mit keinem dieser zu spät ge kommenen Admirale sprechen können. Die Kaiserin habe bei der Unterhaltung mit Admiral Menard die größte Sympathie gezeigt. Nach dem Banket in Holtenau habe der Kaiser zwanzig Minuten mit Menard gesprochen. Die Unterhaltung sei herzlich, aber politisch farblos gewesen. Der Kaiser sprach nur von der Marine und rühmte besonders die Formen des „Dupuy de Lome". Der Cor» respondent deS „Figaro" erklärt, alle Seeleute seien von der guten militairischen Haltung der deutschen Mannschaften überrascht ge wesen. (Frkf. Ztg.) * Toulon, 23. Juni. Der Panzer „Redoutable", der estern früh beim Manövriren aufgelaufen war, ist wieder lott gemacht. Die Beschädigungen sind wenig bedeutend. Italic«. * Ueber die Aufnahme der Cavalotti'schen Enthüllungen liegen heute zwei widerstreitende Meldungen vor. Der„Berl. L.-Anz." läßt sich auS Rom berichten: „Alle Zeitungen sind voll Polemik über den BriefCaval- lottt'S. Die Vertheidigungen der „Riforma" des „Popolo Romano" und der „Opinioue" beweisen keineswegs die Unwahrheit der Behauptungen Tavallotti's. Die genannten Blätter verwickeln sich vielmehr iu unlösbare Widersprüche. Die„Riforma" publicirt einen Brief Weitl-Sch ott's an Rrinach, datirt aus Paris vom 21. März 1891, der eine Anweisung für die Bank von Neapel im Betrage von 50 000 Lire enthält und behauptet, daß dies die Summe ist, welche Rrinach an Erispi am 24. März übersandt hat, woraus folge, daß sie alS Advocatenhonorar für die gemeinsamen Geschäfte Weilt- Schott'S und Rrinach'» bezahlt worden ist. Aber abgesehen von dem Widerspruch dieser Behauptung zu den früheren der selben Riforma ist unverständlich, warum da» Geld den Um weg von Mailand über Paris machen mußte. Der Brief beweist nur, daß Weill-Lchott auf Ordre Reinach'S am 21. März eine Auweisung auf 50000 Lire nach Paris schickte. Man redet von nichts Anderem als von dem Brief Cavallotti's in den hiesigen EasöS und auf den Straßen. Er hat, obwohl die ministeriellen Blätter cs leugnen, großen Eindruck gemacht. „Don Lhisciotte" mußte seiue Auflage verzehnfachen. Es scheint kaum mehr zu vermeiden, daß die Frage im Parlament erörtert wird und wenn, wie verlautet, die Mehrheit heute Erispi in der Kammer eine Ovation bringen wird, so kann das nur die Opposition zu neuen Skandalen herausfordrrn." Der „Boss. Ztg." wird dagegen telrgraphirt: „Die ernsten und leidenschaftslosen Blätter verurtheilten Caval lotti's Anklageschrift als gehässig, ungerecht und voller Entstell onge». Die Hauptanklagen werden als falsch nach» gewieseio. Befremden erregt die Unterstützung Lavallotti's durch den früheren Han-minister Rattazzi, der gröbliche Indiskretionen beging, um Erispi zu schaden. Die Kammermehrheit wird sich nur fester um das Labinet und den Ministerpräsidenten schaaren und vielleicht in der heutigen Sitzung ihm eine Ehrung bereiten, dir Anlaß zu neuem Tumult und frühzeitiger Vertagung werden könnte." Großbritannien. * L«nd«n, 24. Juni. °(Te leg ramm.) Einer amtlichen Meldung zufolge wird sich Salisbury um 2 Uhr Nachmittags nach Windsor begeben. Er beräth inzwischen mit dem Herzog von Devonshire, Balfour und Chamberlain und übernimmt danach die CabinetSbildung, worauf die Auflösung de« Parlament« erfolgen wird. Norwegen. * Ltzrifttani«, 24. Juni. Wie verlautet, beantragte der betreffende Ausschuß die Bewilligung deS Budget- de« Con- sulat» und de- Aeußern, darunter die de« Betrage« für die Wiener Gesandtschaft und die von Schweden im letzten Jahr für da» Budget des Aeußeren gemachten Auslagen. Angeblich wird die Bewilligung an die Bedingung geknüpft, daß sammtliche Eonsular- und diplomatischen Aeckter durch Constitution besetzt werde» sollen. Orient. * Tost«, 22. Juni. Heute Nachmittag wurde hier ein Extrablatt vertheilt, demzufolge an drei Orten de- Vilajet» IrSküb «io Aufstand auSgebrochrn soi. Die Meldung sei durch einen besonderen Boten überbracht worden. Die Ge- echte mit den türkischen Truppen hätten zwei Tage gedauert. Lin türkisches Dorf sei verbrannt worden. DaS Extrablatt enthält die Aufforderung zur Hilfe Die Nachricht hat hier zroße Bewegung hervorgerufen. Da- makedonische ComitS cheint durch den Ausbruch de» Aufstande», der erst für spätere Zeit geplant war, überrascht worden zu sein. Andere Nach richten bestätigen die Kämpfe zwischen den macedo- «ischen Aufständischen und den türkischen Truppen. DaS Gebiet de» Aufstande« liegt zwischen der Eisenbahn, die von UeSküb nach Sakonich geht, und der bulgarischen Grenze. Di« Arnauten au» dem Sandschak Pristina schickten Balchi- bozuk-, welche die Dörfer überfallen. Die Bewohner bilden Banden und flüchten in die Berge, wo sie mit den Truppen und den BaschibozukS blutige Kämpfe bestehen. Waffen sind -irnügend vorhanden, da die OrtSbehörden seit einiger Zeit die Dorfpolizei bewaffneten. Eine Bande hält sich seit fünf Tagen beim Dorfe Germen siegreich im Mittelpunkte de« Gebiete». Zahlreiche verwundeteTürken wurden nach Egripalanka gebracht. In den Straßen von Egripalanka und Preschowo, westlich von der UeStüb-Wranja-Bahn, werden abgeschnittene Köpfe auf Pfählen herumgetragen. Eine Bande im Bezirk Kotphan soll mehrere hundert Mann stark und gut bewaffnet sein. DaS makedonische Comitö in Sofia wird heute eine Sitzung halten und nach Rücksprache mit den Führern aller Parteien seiue Haltung bestimmen. Die bulgarische Regierung sucht beruhigend zu wirken und giebt sich der Hoffnung hin, daß die Zusicherung der Reformen die Bewegung zum Still stand bringe» werde. * Sofia, 23. Juni. DaS hiesige türkische Commissariat giebt den Kampf zwischen türkischen Truppen und einer Bande gewöhnlicher Räuber in Melowitzi zu, bestreitet aber den revolutionairen Charakter des Vorgangs. Gerichtsverhandlungen. Königliches Landgericht. Strafkammer IV. v. Leipzig, 24. Juni. I. Ende April vorigen Jahres wurden an die Arbeiterinnen und Arbeiter der K.'fchen Maschinenfabrik in Anger-Crottendorf nach Beendigung der Arbeitszeit aus der Straße Flugblätter vertheilt, die in der Druckerei der diesigen „Volks- zeitung" hcrgestellt waren und für welche als Verleger Georg Reichel zeichnete. Letzterer war auch der Verbreiter der vor erwähnten Flugblätter und in verschiedenen öffentlichen Versanim- lungcn der Metallarbeiter als Redner ausgetreten. Gerade in damaliger Zeit waren mehrere Versammlungen der Metall arbeiter aufgelöst worden, weil Redner, denen das Wort entzogen worden war, das Gebot des überwachenden Beamten nicht beachtet hatten; eine andere war verboten worden, weil in ihr die Genossin Nohrlack, welcher Tags vorher das Wort entzogen worden war, hatte sprechen solle». Das von Reichel verbreitete Flugblatt war an die in der Metallindustrie beschäftigten Arbeiterinnen und Arbeiter gerichtet und enthielt die Aufforderung, sich dein Metallarbeiter-Verband als Einzclmitgliedcr anzuichließen und den 1. Mai als Arbeiterseiertag zu begehen. Wegen einer in drin Flugblatte enthaltenen Beleidigung der Polizeibehörde war seitens des Polizeidirectors Strafantrag gestellt worden und es hatte sich daher heute der am 3. April 1870 in Niederlamnitz in Bayern geborene, jetzt in Stuttgart wohnhafte Klempner Johann Georg Reichel wegen Beleidigung zu verantworten. Er gab an, daß er das in Frage kommende Flugblatt nicht selbst versaßt, sonder» an dem Mauuscripte desselben nur einige redaktionelle Aenderungcn vorgeiioinmen habe. Den Verfasser des Flugblattes verweigerte er, namhaft zu machen. Reichel nahm den Schutz des 8- 193 für sich in Anspruch, da in dem Flug- blatte nur seine und seiner Bernfsgenossen berechtigte Interesse» wahrgenoinmen seien, und bestritt die Absicht, daß er die Polizei- behörde Leipzigs habe beleihigen wollen. Der Gerichtshof nahm denn auch an, daß Reichel Nr Wahrung berechtigten Interessen gr- handelt habe, schloß aber aus der Form der incrüninirtrn Aeußeruug, daß dieselbe in beleidigender Absicht gebraucht worden sei. Es war daher Reichel wegen Beleidigung zu verurtheilen; die Strafe wurde mit Rücksicht auf die bisherige Unbescholtenheit des Angeklagten auf eine Woche Hast festgesetzt. Der beleidigten Behörde wurde die Publicationsbesugniß zugesprochen, die beschlagnahmten Flugblätter wurden eingezogen und die Vernichtung der zu ihrer Herstellung verwendete» Platten und Formen verfügt. II. Der Gutsbesitzer W. in Grethen bei Grimma beabsichtigte, sein an der Chaussee in Grethen gelegenes Gartengrundstück mit einem eisernen Zaun einzufriedigen. Derselbe sollte aus eine niedrige Bruchsteinmauer gestellt und in ans Chamottestemen auSgeführte Säulen eingelassen werden, die etwa V« m im Geviert und 1,30 m hoch werden sollten. Am 28. April waren die Säulen eben fertig gestellt worden; am Morgen des 29. April zeigte sich, daß eine der- selben um- und in den Garten geworfen morden war, wobei natürlich ein großer Theil der Chamottesteine in Trümmer ging. Die Urheber dieses Frevels wurde» in zwei in Grethen in Stellung befindlichen Klein knechten: dem am 3. September 1879 in Schleußig geborenen Otto Paul Richter uud dem am 8. September 1878 in Ruldolstadt geborenen Otto Paul Singer, ermittelt. Die beiden Uebelthäter wurde» aus Grund von 8. 305 des Reichsstrafgesctzbuches, da der zerstörte Stacketpfeiler als Bauwerk im Sinne jener Gesetzesbestimmung an- Zusehen war, wegen Sachbeschädigung zu je 2 Monaten Ge- sängniß verurtheilt. Zu ihre» Gunsten wurde berücksichtigt die Jugcad und bisherige Unbescholtenheit der Angeklagten, straf schärfend dagegen die große Rohheit derselben, sowie daß sie ohne jeden Anlaß aus reinem Uebermuth die Säule uingeworfen und so dem Gutbesitzer W. einen Schaden von 6—8 zugefügt haben. III. Ein Act unerlaubter Selbsthilfe brachte den bereits vor bestraften Handarbeiter Ludwig Franz Thiemc ans Zwocha wiederum mit dem Strafgesetze iu Conflict. Am 23. März hatte Tbieme mit einem Wagen Dünger nach Stötteritz gefahren. In Thonberg hatte man Halt gemacht und ein Glas Bier genehmigt. Währenddessen war vom Wagen die Peitsche gestohlen worden. Beim Zurücksahren sah nun Thieme vor einem Gasthos in Thonberg ein unbeaufsichtigtes Fleischergeschirr, aus dessen Kutjchbocke eine Peitsche stak, welche der gestohlenen außerordentlich ähnlich sah. Kurz entschlossen nahm Thieme beim Borübersahren die Peitsche weg und behielt sie, ob wohl er sah, daß es nicht die ihm gestohlene war. Der Eigenthümer der Peitsche, der Fleischerineister K-, lief dem Geschirr Thieme'S nach und forderte seine Peitsche zurück. Anfänglich verweigerte Thieme die Rückgabe, schließlich ließ er sich aber eines Besseren belehren und gab die Peitsche, welche einen Werth von 3 50 hatte, heraus. Nachmals wurde aber gegen Thieme Anklage wegen RückfallSdieb- slahls erhoben. Der Gerichtshof billigte dem Angeklagten mildernde Umstände zu und erkannte unter Anrechnung von L Wochen er littener Untersuchungshaft auf 4 Monate Gesangniß und 2Jahr« Ehrverlust. Entscheidungen des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) I-. Leipzig, 24.Juni. Vom Reichsgerichte freigefprochen wurde heute der Statlonsassislent Paul Vieler aus Bitterseld, der vom Landgerichte Hatie am 19. April wegen fahrlässiger Ge fährdung eines Eisenbahntransportes zu einem Tage Gefängniß ver« urtheilt worden ist. Am 4. November v. I. Abend» fand aus dem Bahnhofe in Bitterseld der Zusammenstoß eines abführende» Zuge- mit einer Anzahl von Wagen statt, die von einem anderen Zuge ab- gehängt worden waren. Der Hauptschuldige warder WeichenstellerUhde. der jetzt nicht mehr in Betracht kommt. Er hatte an jenem Abend, um eine Festlichkeit zu besuchen, seinen Posten verlassen und den selben dem Hilssweichenstellrr Leon Hardt übertragen, dessen Fähig keiten zur vollständigen Ausfüllung des Postens nicht ausrrtchten und der überdies bereits zwölf Stunden Dienst gehabt hatte. Dem Angeklagten Bieter machte da» Landgericht Pflichtvernachläjsigung zum Borwurf. Auf seine Revision hob das Reichsgericht (3. Strafsenat da- Urlhril aus und sprach ihn von Straf-und Kosten frei. Die Fahrlässigkeit, so wurde in der Urlheilsbrgründung auSgrfiihrt, fei nicht in ausreichender Weise begründet, insbesondere fei der Lausat- zusammenhang »wischen dem Verhalten deS Angeklagten mit dem eingetretenen Erfolge nicht erkennbar gemacht, da fcstgestellt sei, daß da» Ausfahrtssignal richtig gestanden habe, und nicht ersichtlich sei, wie der Angeklagte unter diesen Umständen ander- hätte bandeln sollen. """ Tuntwesen. ». Die Hebungen de» Wettturnra«, welche« am 4. J»lld.J lieim Sommer-Turnfest de« Leipziger Turnverein« — s frankfurter Thor — im Schützrahofe stattfindet, find ta folgender Weise festgestellt worden: 1) Sturmhochspringen bei 1,50 m Entfernung des Sprungbrett«. 2) Haatelstemmeu mit beiden Säude». Gewicht der Haatel 50 lcx; die Hautet ist vou der Senk- halte dt« zur Streckhalt« der Arme zu hebe», sonstige Beschränkuugrn iu der Körperhaltung treten nicht ei». 8) lloterschwüugr am prunghphen Reck, die Schnur ist 75 w von der Reckstange ent- rrnt. 4) Ringen in Gruppen nach Gewicht (hierbei gelten dir Bestimmungen der deutschen Wetttnraordnun^. — An diesen Hebungen können auch Mitglieder anderer Turnvereine, sowie Nicht- turarr thriluehmen. Der Sieger von jeder Eiuzel-Wettübung erhält einen Krauz. — Für die Jugendklasse, dir Damen- und Kinder- abtheiluugrn de» Verein» finden ebenfalls Wettübuugrn und Turn« viele statt, worüber Nähere» in den demnächst erfolgenden Anzeigen a diesem Blatte zu ersehen sein wird. MSimerturnverein zu L.-Neuschönefel-. L. L.-Neuschinesel«» 24. Juni. Selten ist r» wohl einem Zweige einer großen turnerischen Gemeinschaft beschieden gewesen, an- seinem Kreist so viele Jubilar« trotz der Sturm- und Drang- Periode, die auch ihm nicht erspart worden ist, hervorgrhen zu sehen, al» der „Freien Riege" de» MänurrtornvereiuS zu L.-Neuschsönefeld. Erneut beging die Letztere im großen Saale des „Bergschlößchen-" Hierselbst een Jubiläum, welche- eine» echt turnerischen Charakter trug. Es galt dem für die Turnsache und da- Wohl der Riege unermüdlich wirkenden Vorsitzenden Herrn Hermann fiödel, der nunmehr 25 Jahre derselben al» Oberhaupt anaehört. Vollzählig waren die Mitglieder mit ihteu Frauen, ebenso Ehren- gäste und Deputationen verschiedener Riegen erschienen, um den verehrten Jubilar zu begrüßen und theilzuuehmen au der schlichten, aber herzlichen Feier. Sie wurde eröffnet von Mitgliedern deS Turn- ,esangvereinS durch ein weihevolle- Lied, welches unter der Direktion >es Herrn Robert Schuhmann trefflich zur Ausführung kam. Ein sinniger Prolog, gesprochen von Frau Baumann, schloß sich unmittelbar an. Entrollte derselbe einerseits ein fesselndes Bild der Thätigkeit der Riege, so würdigte er andererseits die unbestreit baren Verdienste de- Jubilars um die erster«, sowie um die Turn» ache im Allgemeinen. Hieraus begrüßte Herr Adolf Schwarze als stellvertretender Vorsitzender den Jubilar in bewegten Worten und wie- auf die Bedeutung de» Lage- für die Riege hin, dabei betonend, daß sie stet» eine feste Stütze des Vereins gewesen und noch sei. Sie könne mit Stolz und hoher Freude auf einen Mann blicken, der trotz Sturmes und Dranges fest zur Sache gehalten. Mit einem dreifachen „Gut Heil!" auf die Riege und den Jubilar beendete der Redner seine mit großem Beifall aufgenommene Ansprache. Es folgte nunmehr die Ueberreichung der von den verschiedensten Seiten gewidmeten prächtigen Geschenke. Der Jubilar war sichtlich überrascht und gab seiner Freude und seinem Danke für die erhaltenen Geschenke durch die Versicherung treuen Fcsthaltens zum Verein und zur Riege beredten Ausdruck. Seine Rede klang in einem dreifachen Hoch aus den Verein und die Riege aus. Telegramme und Gratulationen waren in großer Zahl eingegangen und wurden begeistert ausgenommen. Bei dem nun folgenden Festessen, welches der Küche und dem Keller des Herrn Kotte das beste Zeuguiß ausstelltc, wechselten Toaste und Lieder in bunter Reihenfolge ab, die auch dem gut verlaufenen, echt turnerischen Familienfeste den Abschluß gaben. Vermischtes. ö. Hamburg, 24. Juni. (Privattelegramm.) Der Raubmörder Richard Erpel, welcher heute Nacht nach Berlin befördert werden sollte, ist in Hamburg seinem Trans porteur entsprungen. ----- Lübeck, 24. Juni. (Telegramm.) Der Buchhalter deö hiesigen Spar- und BorschußvereinS, Buschow, wurde wegen Unterschlagung von 37 000 .4k zu 4 Jahren Gefängniß verurtheilt. -- Kiel, 24. Juni. Unweit des Dorfes Rederstall bei Heide brach ein heftiges Gewitter ans. Ein Landmann mit seinem Schwiegersohn und ei» Tagelöhner flüchteten mit ihrem Pferde hinter eine aus Latten und Strohgeflecht bestehende Schutzvorrichtung. Plötzlich fuhr ein Blitz nieder, der die drei Männer und da« Pferd in einem Augenblick tödtete. ----- Die von Carl Stangen'S Reise-Bureau, Berlin ^V., Mohrenstr. 10, in das diesjährige Reiseprogramm aufgenoinmenen Sonderfahrten nach dem skauvinavischen Norden werden am 9. Juli bestimmt angetreten. ----- Ltegnitz, 24. Juni. Anläßlich des 22. deutschen GastwirthstageS sind Hunderte von Gastwirthen aus allen Theilen Deutschlands hier eingetroffen. Mit dem Gast- wirthstag ist auch, wie gemeldet, eine Ausstellung von Fach schularbeiten verbunden. ----- Böhmerwald-PasfionSsptel in Hörttz. Die nächsten Vorstellungen finden Sonnabend, den 29., uud Sonntag, den 30. Juni, statt. ----- Lemberg. 24. Juni. Die hiesigen polnischen Blätter melden: DaS PrzemySler Militairgericht verurtheilte von 26 Husaren, die ihren Wachtmeister bei Nzeszow über sielen und ermordeten, drei Unteroffiziere, sowie zehn durchs LooS bestimmte Mann zum Tode, die übrigen zu lebenslänglichem Kerker. Die zum Tode Verurtheilten wurden in PrzemySl erschossen. (Voss. Ztg.) ------ Srotoschtn, 24. Juni. In letzter Nacht wurde der taubstumme Bäckermeister Neustadt ermordet und dessen ebenfalls taubstumme Schwester durch Messerstiche tödtlich verletzt. Der Thäler ist verhaftet worden. — Wie auS Partenkirchen gemeldet wird, ist am Freitag eine Touristengesellschast, unter der sich zwei Ber liner Herren befanden, veim Abstieg von der Zugspitze verunglückt. Herr Dorn au» Berlin blieb sofort todt, der Führer Koser wurde schwer verletzt, während der andere Berliner Herr Simon und der Telegraphenbeamte Hieber auS München unverletzt blieben. Die „Münch. N. N." be- richten folgendes Nähere über den Unfall: Die genannte Gesellschaft brach am 21. Juni früh Morgen» von der Knorrhütte auf, um die Zugspitze zu ersteigen. Nebeliges Wetter mit Niederschlägen verhinderte die Erreichung der Spitze. Man begann den Abstieg zum Eibsee. Schon waren die schwierigen Felspartie» der eigentlichen Zugspitzwaud überwunden. Man war im unteren Geröllboden deS öster reichischen SchneekarS angelangt. Dieser Geröllboden stürzt nach Norden (Eibserseite) in einer jsehr steilen Schuttriane gegen Wände ab, zu deren'Füßen die „Ludergrube" liegt. An der Grenzlinie, wo Ver fast ebene Geröllboden und die steile Schuttrmne in einander übergehen, hat der Absteigende von Osten nach Westen da» Geröll zu queren, um zur Wiener- Neustädter Hütte und zum Eibseeweg zu gelangen. Hier nun kamen die Touristen im dichten Nebel zu weit nördlich in den Steilfall deS Geröllboden» hinein, der noch mit Schnee gefüllt ist. In dieser steilen Rinne kamen der Führer Anton Koser auS Garmisch und Herr Dorn in» Gleiten. Sie konnten sich nicht mehr halten und der Anprall au hervorstehende Gestein«. Partien kostete dem Berliner Touristen da» Leben, während Koser außer schweren Verletzungen eine Gehirnerschütterung davontrug. Die beiden etwa» zurückgebliebenen Gefährten kletterten nun vorsichtig zu den anderen hinunter, deren Sturz durch den Anprall gehemmt worden war. Herr Simon blieb nun bei dem Verunglückten, während H"r Hieber nach Eidsee um Hilfe eilte. Acht Führer brachen al-dann auf, um den verunglückten Führer hrrabzuholen. — L«»don, 24. Juni. Der Dampfer „Tantallon Castle", an dessen Bord sich Gladstone befindet, ist heute Vor mittag auf der Höhe von Gravesrnd eingetroffen.
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