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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189507012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-07
- Tag1895-07-01
- Monat1895-07
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.07.1895
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oder den Stad»« den Vororten «richteten «o«- bgrh°lt: V<«KWrÜch^4-ch. l« AgstAe» L»h»n«ng in» udch tzEPost d«,oa»n f»r Österreich: ReVeWffltch X -.—. Direct» Uigltche Kreuzbandiendung HA UM«ch» » 7.ÜÜ. L-hOtKo« und ErpedM»»r S. LieUtznMo» ist Wochentag« »nuatrrbrochr» vo» ftüh - b<Ud«,d« 7 Uh» Ftlialeu: VW» A««« » Lorti« <«ksretz H«tz»), vPiversttädistred« 1. Asch«. kkathaRnenste. 14. Part, und »chchBvlatz 7. ttMerTagtblalt Anzeiger. Drgan fSr Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschiistsverkehr. Nnzeigen.Preis die 6 gespaltene Prtitzeile 80 Pfg. Recl amen unter dem Redactionsstrich (4gv- spalten) 50^j, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unlerem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zissernjatz noch höherem Tarif. Extra'Veilagcn (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefördernng ^4 60.—, mlt Postdeförderitng 70.--. Annahmeschluß für Anzeigen: (nur Wochentags) Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morge n-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeige» sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^-3,5. Montag den 1. Juli 1895. 89. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Di« Ergebnisse unserer Stodtvennrssung sollen» soweit möglich, auch für Private nutzbar gemacht werden; insbesondere können zur Zeit vou der inneren Stadt Topien im Matzstabe von 1: 250 bez. 1: 500, von der Pütz - _ ^ ^ . . innere» Mord- und inneren Westvorstadt in Alt-Lrtpzig, sowie von den Feldflächen in Leipzig- Connewitz Cotzien theii« im Maßstabe von 1:1000, thetls von 1: 500, Lageplane in jeder anderen gewünschten Verjüngung und Fläch«nverechnungt« durch unser Stadtvermessuagsamt — Reud- nitzrr -iathhau-, 2. Obergeschoß — ongefertigt werden. Bon dem größeren Theile der vermessenen Flächen sind auch gedruckte Blätter, cheils im Maßstabe von 1:1000, theit- von 1: 500 in unserem Stadtvermessungsamte und der Hturichp'schen Buchhandlung, Grimmaische Straße 33, käuflich zu haben. Der Berkans-pret- beträgt für gestochen« Blätter tm Maßstabe von 1:1000 bei voller Bebauung 8 .H, für alle übrigen gestochenen oder aatographirten Blätter je 4 Ferner weisen wir wiederholt darauf bin, daß Neuaufnahmen durch« uns« Stadtvermessungspersonal in denjenigen bebauten Stadt- theilrn von Alt-Leipzig, wo zwar die Vermessung selbst noch nicht, jedoch di« Nrtzlegung bereit« erfolgt ist, auSgeführt werden können. Hierauf gerichtete Anträge sind ebenfalls bei unserem Stadtver- messungSamt« anzubrtngen. Die Vergütung hierfür wird im Allgemeinen nach den für Arbeiten geprüfter Feldmesser üblichen Sätzen berechnet, die Ber- messungSkosteo werden dem Antragsteller aber nur anthetlig an- gerechnet, wenn di» Vermessung für den Stadtptan bereit« erfolgt oder für diesen verwendbar ist. Zur Vermeidung von Mißverständnissen wird jedoch darauf hin es sich um die Anfertigung rin« genauen Lopie auf Leinwand- papirr handelt. Bei einfachen PauSzeichnungen dagegen wird dies« Zuschlag ermäßigt. Leipzig, am 26. Januar 1895. Ie. 354. Der Rath der Stadt Leipzig vr. Georgi. Ctz Bekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebenen Austwcgr«! arbet.e« in der Carl- und in d« Halomonstrad Wvrw» li»x, »»»»>»« grvltcvenenN durch an« ihren bezüal. Angeboten entlassen. Leipzig, am 21. Juni 1895. Der «atb der Stadt Leipzig. Io. 964. vr. Georgi. Etz Bekanntmachung. Die Herstellung vv» gepflasterten KutzwegnbergLngen im dritten Jngentevrbezirte soll an einen Unternehm« verdungen werden. Dt« Bedingungen und Unterlagen für diese Arbeite» liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau«, L. Obergeschoß, Zimmer Nr. 28 au« und können dvrt eiogesehrn oder gegen Entrichtung von 50 dt« auch tu Briefmarken rtugesendet werden können, ent nommen werden. Bezügliche Angebote sind »«siegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung »o« Kußwr^über^äugen tm S. Ingenieur versehe» in dem oben bezeichnet«» Geschäftszimmer di» znm 8. Luit d». ÄS, 5 Uhr Nachmittag« einzuretchen. Der Rath behält sich da- Recht vor, sännntlich« Angebote abzulehn««. Leipzig, den 27. Juni 1896. De» Ratbe» der Stadt Leipzig Io. 3108. Stratzeubaudeputation. SSil>-l. HWt«erkt«schlllt ;> 8ti»;ig. Der Unterricht beginnt Donnerstag, den s. Oktober, früh Id Uhr. Anmeldungen sind bt« zum 82. September Mittags ifnahmrprüfungrn und Nachprüfungen begtnneo DienS- 1. Oetober, früh 8 Ntzr. 18 Uhr im Schullocal oder beim Unterzeichneten mündlich oder christlich zu bewirken. Di« Aus ^ tag, deu Die Mi! jetzt an mit auf Zeichnen, neben deutscher Sprache und Rechnen, «strecken wird. Nähere Auskunft üb« di« sonstigen Aufnahmebedingungen ist im Dchultoeal oder vom Unterzeichneten kostenfrei zu erhalten. i»1v vtid tton. Baurath lVUü. tlex. Politische Lagesschau. * Leipzig, 1. Juli. Wir müssen in diesem Jahre unseren französischen Nachbarn Manches zu Gute halten. Wir schicken un« an, dieEr» n nerungS- tage an jene große Zeit zu feiern, die mit dem Frankfurter Frieden ihren Abschluß fand, und dieselbe Erinnerung, die uns erbebt und begeistert, erweckt in Frankreich eine Trauer, die nicht vermindert wird durch da« Bewußtsein, daß daS französische Volk eS war, das den Krieg wollt« und erzwang. Als groß artige Einleitung dieser Jubiläum-feierUchkeiten muß die Eröffnung des Kaiser-Wilhelm-Canal- gelten, der sranrösische Kriegsschiffe beizuwohnen gezwungen waren. Mußte schon die Fertigstellung deS Canals als imponirender Beweis der Schaffenskraft de- auf französischem Boden ge einten Deutschlands niederschlagende Empfindungen bei unseren westlichen Nachbarn erwecken, so kamen zu diesen Empfindungen noch andere nicht minder niederschlagenderArt durch den Zwang, der zur Theilnahme an diesen Feierlichkeiten nölhigte. Man wußte recht wohl, daß man die Einladung nicht ausschlagen konnte, ohne sich einer groben Unhöflichkeit schuldig zu machen, aber gerade das Bewußtsein, höflich sein zu müssen, ver schärfte den Groll, mit den, man da« große Schauspiel be trachtete. Nachdem eS vorüber war, mußte «an zu allem Ueberfluß sogar in französischen Blättern anerkennende Urtheile «5«» vw pentfch, Mema« stin Allgemeinen und über unsere Torpedoboote lesen. DaS Alle- geht über das Maß dessen hinaus, wa« der französische Nativnalstolz verwinden und in sich zu verschließen vermag. Man darf also mit den Aeußerungen dieses verwundeten Stolzes nicht allzustreng in« Gericht gehen. Aber eine bestimmte Grenze muffen diese Aeußerungen denn doch innehalten, wenn sie ianorirt werden sollen. Und diese Grenze hat der französische Krieg« minister, General Zur linden, überschritten, als er dieser Tage in dem HeereSauSschuß der Deputirtenkammer die Ein führung deS zweijährigen Dienstes mit der Erklärung bekämpfte, daß jeden Augenblick ein Weltkrieg auSbrechen könne. Auf die Frage, ob er diese Aeußerung im Namen deS Gesammtministeriums abgegeben habe, hatte der Krirgs- ministrr allerdings keine Antwort; auch gab er am Schluffe der Berathung zu verstehen, daß er bei seinen Worten an nichts Besonderes gedacht habe, aber er gestand doch zu, daß er die politischeWrltlage im Allgemeinen babe kennzeichnen wollen. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß die feierliche Versicherung Kaiser Wil helm'S II., sein ganzes Strebe« sei die Erhaltung de- Frieden» kaum verhallt »st, und wenn man ferner in Betracht zieht, daß dieser feierlichen Versicherung friedlicher Absichten gleiche Versicherungen von allen Großmächten gefolgt sind so kann man die Auslassung de- französischen Kriegsmlinsters nur at- beabsichtigte Kundgebung eines beleidigenden Miß trauens, oder aber als offenherziges Eingeständnis eigener Kriegs tust ansrhcn. Nun hatte der ministerielle »Tenip«' unmittelbar vor der Rede Zurlinden'S erklärt: „Vou verschiedenen Seilen wird angekündigt, daß alle oder ein Theit der Abmachungen, die zwischen Frankreich und Ruß- land bestehen können, veröffentlicht werden würden. Wir bitten unsere Leser, gegen solche Mitlheilungen auf der Hut zu sein. Wir wissen es seit lange und haben heute die Bestätigung von den bestauioristrten Personen, daß solche Mittheilnngen gar keine Gruno- >a e haben und der wichtigen Angelegenheit, auf welche sie sich beziehen, nuc schaden können." Bevor man von der Rede deS Ministers etwas wußte, glaubte man diese Erklärung deS „Temps" als einen Beweis dafür ansehen zu dürfen, daß schriftliche oder sonstige bestimmte Abmachungen zwischen Frankreich und Rußland nicht existirten und deshalb auch nicht mitgetbeilt werden sonnten. Durch die Worte des französischen KriegSminlsters ist aber eine andere Deutung möglich geworden, die nämlich: ES bestehen Abmachungen, aber sie müssen geheim gehalten 'werden, bis die Welt durch Thaten überrascht werden kann. Gesetzt aber auch, diese Deutung wäre falsch — und das ist daS Wahrscheinlichste —, so bleibt nur die andere Annahme ibrig, der französische Kriegsminister habe den FriedenSversiche- rungen des deutschen Kaiser«, wie der übrigen Regenten, die in gleichem Sinne sich geäußert haben, Zweifel entgegensetzen wollen. Daß er sich, wie die „Voss. Ztg." entschuldigend annimmt, nur „verhauen", daS heißt, ins Gelag hinein ge schwatzt habe, um dit Befürworter der Einführung des zwei jährigen Dienste« zum Schweigen zu bringen, ist deshalb nicht anzunehmen, weil Herr Zurlinden durch die an ihn gerichtete Anfrage Gelegenheit erhielt, ein leichtfertig herausgestoßenes Wort von so fchwerwiegender Bedeutung zurückzunehmen oder bis zur Bedeutungslosigkeit abzuschwächen. Herr Zurlinden hat daS nicht gethan, obgleich er nach der Meinung des Gesammt- ministeriumS gefragt und dadurch an seine Verantwortlichkeit erinnert wurde. Er hat erklärt, er habe die Weltlage kenn zeichnen wollen; erhatalsoentweder eigneKriegslusteingestehen oder seinen Zweifel au der Aufrichtigkeit fremder Friedfertig keit-Versicherungen bekunden wollen. Ein solche« Spielen mit dem Feuer überschreitet daS Maß dessen, was man unseren westlichen Nachbarn und besonders ihrem ..jener „rauen rvass .. ^ , Herren Pariser aus der Zeit Bismarck'« sich wohl noch erinnern werden, geradezu heraus. Leider fehlt uns BiSmarö hier wie an allen Enden, aber von dem jetzigen Reichskanzler wird man jedenfalls erwarten dürfen, daß ihm wenigstens eine nicht mißzuverstebende warnende Antwort auf die Rede Zurlinden'S nicht fehlen werde. Aus Anlaß deS Jahrestage« der Ermordung Carnot'S schreibt ein Berliner freisinniges Blatt über die Stim> mung, die die Thal in Frankreich erzeugt hatte, daS Folgende „Man wollte nicht einsehen, daß Caserio's Verbrechen die durchaus vereinzelte Handlung eine- unseligen Narren war. nicht aber das Ergebniß einer planmäßigen anarchistischen Verschwörung gegen die Staatseinrichlungen und die onen, die deren Träger sind Die Folge hat elehrt, daS Caserio's Mordthat wirklich nur ein inzelverbrechen gewesen ist, daS in der Hinrichtung des Verbrechers die ausreichende Ahndung gefunden hat." Hier wird also die Thal auf einen von außen unbeeinflußten Entschluß eines Verrückten zurückgeführt. In demselben Blatte war am 6. Juni dieses Jahre« über daS in Rimini verübte Attentat auf den italienischen Abgeordneten Ferra r Per zu lesen: „Der Mordanfall hat die öffentliche Meinung deS Landes aufs Höchste erschreckt und mit Erbitterung gegen die Partei des gesellschaftlichen Umsturzes ersüllr. Wenn selbst ein Mann von so vorgeschrittenen politischen Anschauungen, wie Sras Ferrari, vor der Mordwaffe der „rothen Brüder" nicht icher ist, dann ist es Niemand mehr, der irgendwie am olitischen Leben betheiligt ist. Die moralische Verant wortlichkeit der socialistischen Partei für den Mordanschlag ist außer Zweifel." Man sieht: die Verantwortlichkeit der revvlutioiiairen Agitation für auarchi tische Verbrechen, die dort geleugnet wird, erfährt hier eine starke Betonung, und die Erregung, die hier eine rechtfertigende Erklärung findet, wird dvrt als thöricht gekennzeichnet. Und dabei besieht zwischen den beiden Unthaten, abgesehen von der Verschiedenheit ihrer politischen Wirkungen, kein weiterer Interschied als der, daß die eine vor zwölf Monaten be gangen wurde, während die andere wenige Tage alt war, als das freisinnige Organ ihren Charakter und ihre Trag weite würdigte. Die hier gezeigte Abhängigkeit des Unheils von den Nerven verdient angesichts der Beharrlichkeit, mit der der Freisinn Einfluß aus die Politik zu erlangen sucht, immerhin bemerkt zu werden. DaS Lob, welches von französischen Blattern unseren »rutschen Schiffen in Kiel und ganz besonders unsren Torpedobooten gespendet worden ist, findet den interessan testen Ausdruck im „Journal deS DöbatS", dem ein Berichterstatter schreibt: Als die Panzer- und Schulschiffe in sehr guter Einhaltung des Abstandes von einander in den Hafen zurückkehrten, folgten ihnen zwei Torpedodivisionen. DaS war fürwahr ein ganz außer- ordentlicbes Schauspiel. Jede Division seht sich aus sieben Einheiten zusammen, die um das Divisionsboot, das Haupt der Gruppe, massirt sind. Sie bildet eine wunderbar compacte Masse. Die einzelnen Boote scheinen mit einander zusammengeschweißt zu sein. So nahe sind sie einander. Nur einige Meter Zwischenraum. Das Boot an der Spitze ist von zwei anderen so nahe flankirt, daß man sich die Hand hinüber und herüber reichen könnte, und so hält sich die ganze Gruppe. Auch die vier anderen folgen, die einen an die anderen geklebt. ES bedarf eines ganz außer ordentlichen Drills, um ein solches Resultat zu erreichen. Und man hatte keineswegs eine zufällige Uebung vor Augen, denn die Gruppen fornnrten sich und lösten sich stan.ienöw<rrhp> 'echneHigksuc, ^nnd P^wisiock. «S beweis daS, daß die Co.„ o^ri-danten Her Boote vollständig in diesem Manöver, im Znsastimenjegelii zu Hause sind, also teilen Zusammenstoß fürchten. Nichtsdestoweniger wird auch ein Zusammenstoß, ein« Havarie Vorkommen; aber aus einen: solchen Handwerk erwachsen die Officiere der Zukunft. Jeder kühne Torpcdocap/tain wird später ein ausgezeichneter Panzer- commandant sein. Das ist eine Schulung erster Ordnung. ES ist wahr, daS Meer war vollkommen ruhig. Bei stürmischer See würden solche Bewegungen nicht möglich sein und Wohl auch nicht versucht werden. Aber waS rhut daS? Sie beweisen trotzdem einen unbedingt überlegenen Drill, und daö verdient alle Beachtung. Man fühlt eS dabei sofort heran«, daß ein einziger Wille über die Gestaltung der kaiserlichen Marine gebietet und daß dieser in einer Weise vorgeht, der man Gerechtigkeit widerfahren lassen muß. Vor zehn Jahren gab eS noch keine deutsche Marine. Seitdem wächst sie unaufhörlich, und der Reichstag wird sich in Kiel, in Gegenwart der fremden Flotten überzeugt haben, daß seine Bewilligungen wohl angewandt sind. Es ist hier ein Werkzeug vorhanden, dem man sehr ernst hafte Rechnung tragen muß und das nnS nöthigt, an unseren Nordküsten andere Geschwader rn unterhalten, alö wir jetzt dort besitzen. Es ist sehr Schade, daß unsere Schiffe nicht noch einige Tage in Kiel bleiben konnten. Es FerrlUrtoir. Haus Hardenberg. Roman von Ernst von Waltzow. Nachdruck vervotm. (Fortsetzung.) imnr' keinen Augenblick, daß trotz de- gegebenen Versprechen- da- junge Mädchen geplaudert habe. ,Laben Sie mich verstanden?' fragte Siegfried, bebend vor Zorn. „Me sollen mir Rechenschaft geben und da- gleich, sonst könnte der Obrist, ihr Oheim^ da- Duell Ver bindern. Bestimmen Sie dir Waffen — wir brauchen nicht erst Secundanten —, drüben wobnt, wie ich weiß, ein Arzt, nur einer von unS Beiden wird lebend die- Zimmer ver- l Ihr Diener wird bald zurück sein, seine Hilfe genügt vo Hayp." schlage mich nicht mit Ihnen!" -jt ich'- doch, daß Sie ein Feigling sind, aber so entschluPnn Die mir nicht, ich werde Sie züchtigen, wie rin Bube gtjKbtiat zu werden verdient — mit der Reitpeitsche! Das brina?Jhr adlige- Blut doch vielleicht in Wallung." Der Kan.Merherr stieß einen Wuthschrei au- und macht« eine hastige Bewegung. al< wollte er sich auf seinen Gegner stürzen. Dana r^wang er sich, ein Blitz de- Haffe- zuckt« aus st,Neu kleinen Klugen, »in trmmphireude- Lächeln um sp'tut fein, schmalen L,pprn und er sagte mit eisiger Kalte: . »Ae tauschen sich schon wieder. Ich schlage mich nicht m«t Ihnen, weil ich leinen Muth besäße — sondern weil —»» t-r sati-factiLnsfShjg sind, Lwuteoaut v. Erbach chria ist seit dre, Tagen —* ^ > »r nicht. Mit einem einzigen Satz« stand Siegsn-tz Babeu »bm und hatte ihn an der Brust gepackt , ^ Ring« begann, keiner der beiden Männer ^ nur das Geräusch ihre» röchelnde» Atbem» UchAch ve«Ma«n. ' Siegfried, hoch und schlank gewachsen, war dem Kammer be-ff« vielleicht an physischer Märke überlegen, doch behinderte ihn der lang« Mantel in seinen Bewegungen, während Kurt, erade was derlei Leibesübungen betraf, sich früher auf dem 'ande geübt hatte. Während nun der junge Osficier von dem Streben ge leitet war, den Gegner kampfunfähig zu machen, hatte Kurt keine andere Absicht, al- so schnell al- möglich den Rückzug zu bewerkstelligen. Deshalb suchte er auch unbemerkt, immer zurückweichend, sich vor den Angriffen Siegfried'» zu schützen, ohne selbst an- zugreisen. Diese- VertheidigungSsystem war von Erfolg gekrönt. Schon war eS Kurt gelungen, die Tapetenthür in den Rücken zu bekommen, al- Siegfried seine Absicht durchschaute. Wild drang er auf ihn ein und faßte nnt der Rechten nach dem Halse des Gegner-, die seidene Cravatte desselben zusammendrrhrad und ihn würgend. Röchelnd taumelte der Angegriffene zurück, doch die Ber- »wriflung verdoppelte seine Kräfte, eS gelang ihm, sich von Siegfried'- Faust frei zu machen und den ÄuSganq zu ge winnen. .< Mit zwei Sprüngen war er in dem angrenreuden Schlaf zimmer und wollte eben au- diesem aus den Corridor eilen, als Siegfried ihm zuschrie: „Steh, Schurke, oder ich schieße Dich nieder wie emrn tollen Hund!" Von Scbreck gelähmt, wandte sich Kurt um und starrte den jungen Osficier an, der wirklich furchtbar erregend au-sab- Da- blaffe Gesicht durch rothe Flecke verunstaltet, mit verwirrtem Haar, die Augen förmlich herauSgeauollen, die Züge verzerrt, mit keuchender Brust, den Revolver in der Rechten voraestreckt halteud, so stand Siegfried da» wie ein Dämon der Rache. Zasammenschaudrrnd wendet« der Kammerherr den Blick ab und derselbe fiel auf die halb offen st-heude Thür de- Speisezimmer-, welch« ihm ganz nah« war. Gelang es ihm, dort hinein z» entkommen, dann war er auch gerettet vou diesem wahnsinnigen Menschen, der zu Allem fähig schie«. E- mußte gewagt werden. Noch einen scheuen Blick warf er zu Siegfried hinüber» der mit dem Revolver i» der Hand unbeweglich, wie au- Erz gegossen, da stand — dann sprang er z« der Thür. Doch im selben Augenblick kracht« em SAlß und ohne ei,«« Laut auSzustotzen brach der auf dem Tzppich zusammen. ; Siegfried ließ di« Hand mir der Waffe lanssam sinken. er hatte ein Gefühl, als überriesele ihn ein eisiger Strom vom Kopfe bi- ^zu den Füßen. Seine Beine waren wie ge lahmt, als er jetzt langsam über den Teppich schlich bis zu dem Verwundeten. Dieser lag mit nach rückwärts gebogenem Kopfe und geschlossenen Augen da. DaS Gesicht war wachsbleich, au« dem halb geöffneten Munde quoll blutiger, Heller Schaum, während ein Strom von Blut da« schneeige Leinen des HemveS roth gefärbt hatte. „Tobt", sagte Siegfried tonlos, „daS habe ich nicht ge wollt!" Der Verwundete regte sich — hatte er die leise gesprochenen Worte dock vernommen? Langsam öffnete er die Augen und stierte zu dem Anderen empor — eS war schauerlich, dieser Blick aus den verglasten Augen deS Sterbenden — und — ^Mörder!" stammelten die farblosen Lippen. Die Waffe entglitt Siegfried'« Hand und er stürzte hinaus, plantoS, gedankenlos — nur fort, fort! War eS ihm doch, als dröhnte das Wort des tovtwunden Mannes hinter ihm her: „Mörder — Mörder!" Aber laut, wie Posaunenton, damit alle es hören, ihn verfolgen, ibn kickten konnten: „Mörder — Mörder!" Scbweißgebadel stand Siegfried endlich auf der Straße still. Die kalte Luft brachte ihn einigermaßen zur Besinnung. Er fubr sich mit der Hand über die Stirn und murmelte: „Bin ich denn irrsinnig?" Was batte er denn gewollt — ja doch, jetzt siel eS ihm rin — die Glocke ziehen, drüben bei dem Arzte, Hilfe schaffen dem Verwundeten, wenn menschliche Hilfe überhaupt noch etwas fruchten konnte. Er eilte über den Straßendamm; der Einspänner deS DoctorS kielt vor der Thür — so war der Arzt daheim. Der Kutscher gab die Auskunft, daß sein Herr gleich Herabkommen werde. Da- kam Siegfried gelegen, er konnte dem zuverlässigen Mann seine Bestellung auSrichten und ihm die Sache sehr dringend machen. Dieser zwinkerte mit den Augen, zog die Brauru zu sammen und flüsterte dann: „Nicht wahr, eia Duell, Herr Lieutenant." Siegfried nickte stumm, da- konnte eine Bejahung oder ein Abschied sein — dann entfernte er sich hastig. An der nächsten Ecke stieß er ans den Kammerdiener Scholz, er würde den Alten nicht bemerkt haben, wenn dieser nicht grüßend den Hut gezogen hätte. Siegfried wendete sich hastig zu ihm. „Gut, daß Sie kommen, Scholz, eilen Sie heim, eö ist ein Unglück geschehen, der Arzt wird schon oben warten, ich weiß nicht einmal, ob ich die Entröetbür geschloffen habe." „Herr des Himmels, WaS hat eS denn gegeben?" stammelte der alte Mann, er war erblaßt und zitterte heftig. „Fragen Sie nicht lange, ich sagte eS ja, ein Unglück ist passirt — eilen Sie, die Augenblicke sind kostbar, Ihr Herr ist verwundet." Der Alte hörte schon nicht mehr, er lief, so schnell ihn seine Füße tragen konnten. Siegfried war Unter den Linden angelomnien, er batte bemerkt, daß einige der ihm begegnenden Kameraden ihm erstaunte Blicke zugeworfen. „Wie mag ich nur auSseben?" fragte er sich, „und wo will ich eigentlich hin? — Soll ich nach Potsdam zurück- sahren und mich beim Obristen melden? DaS wäre das Richtige, wäre meine Pflicht. Aber in ihr Haus geben, vor den alten Mann hintreten und ihm sagen: ich habe Ihren Neffen erschossen, den Sie wie einen Sohn lieben — sehen Sie ber, meine Hände sind gerötbet von seinem Blute — nein, Alles, nur daS nicht — aber was denn sonst — wahrbaftig, ich bin keines klaren Gedankens säkig und bedarf der Ruhe, damit ich vernüustig über meine Lage Nachdenken kann. Ja, das ist am besten, ich werde Soltendorff aufsuchen, er wohnt ja in der Nähe." V. Baron Soltendorff war erst spät in der Nacht aus dem Club heimgekommen. Er hatte gespielt und verloren, dann batten Graf Schadow und Lieutenant Brüllwitz einen Punsch gebraut, nach englischem Geschmack, der ihm zwar nicht übel gemundet, aber schließlich einen abscheulichen Katzenjammer verursacht hatte. Soltendorff wachte um 12 Ubr Mittags auf, weil die Sonnenstrahlen schräg auf sein Be^. sielen, er schalt den Diener einen Tölpel, daß er die Fenstprvorhqnge nicht besser geschloffen, fühlte an seinen heißen Kvp,. der ibn unerträglich lchmerzte, schimpfte auf den „heimtü^schen" Punsch und sandte einen wehmüthigen Blick zu drm Neinen Marmortisch hinüber, wo er ,N der Nackt bei der Heimkunft sein« golden« Ubr und die leere Brieftasche niedergriegt hatte.
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