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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.07.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950704016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895070401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895070401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-07
- Tag1895-07-04
- Monat1895-07
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4738 alles zu Seel und Leib gedeyende Wohlergehen mir aber da» Glück dereinst pörsönlich wiederumb zu zeigen, wir ich allezeit ausfrichttg sey meines sehr wehrten H Hofspredigers «°m d» ->. «°« -W». b»«'- Auf der Rückseite deS Briefes steht die Bemerkung: „Dieser Hertzop ist an. 1718 in der Leipziger Ostermeß zu Leipzig auch öffentlich päpstisch worden Zocknotus » frntro «u-lünule. 8eä rockiit uck socle8ium evangolicklm an. 1?l7 in nntamno." Hu dem andern am 10. Juni 1684 in Genf geschriebenen Briefe setzt der Herzog das Postscriptum: „Ich habe unser» H. Gott sonderlich Ubrsach zu dancken, daß Er mich in einer so gefährlichen reise und unter so vielen Päbstlichen Greueln an Leib und Seel gesund erhalten." Wie mögen die „übersüß klugen und gescheiten leute" diesen Prinzen bearbeitet haben, daß er die „vielen Päbstlichen Greuel" nicht mehr sab, sondern seine Kirche verleugnete! Aber eS gingen ihm wenigstens die Augen wieder auf und er hatte den Muth, zurückzutreten „8väaetas" ihn finden wird? Ob auch heute noch ein ^ Verltn, 3. Juli. Die Zeitungen berichten, daß der Pariser Baron Rothschild den bei BoSco Reale ge fundenen, in herrlichen Silberarbeiten bestehenden pompe- janischen Schatz für eine halbe Million Franken angekauft und dem Louvre geschenkt hat. Diese Mittheilung drängt einen schmerzlichen Vergleich auf. Vor etwa einem halben Jahre, nach dem Ableben der Wittwe eines Frankfurter Freiherrn von Rothschild, ist nämlich ein von diesem gesammelter, gleichfalls herrlicher Silberschatz aus Deutschland nach Paris und London gewandert. Der Verlust Deutschlands war größer, al- der Gewinn, den. Frankreich jetzt einem Rothschild zu danken hat, denn die Frankfurter Sammlung enthielt über wiegend heimische Erzeugnisse aus der besten Zeit der deutschen Edelschmiedekunst, darunter den unvergleichlichen Iamnitzer- p ocal, der, bis ihn Baron Rothschild in seinen Besitz brachte, im germanischen Museum zu Nürnberg gezeigt worden war. In der Presse wurde s. Z. das Verlangen laut, wenigstens dieses unersetzliche Stück durch Staatsankauf für Deutschland zu retten, aber keine deutsche Regierung gab ihm Folge, was durch den Umstand, daß schon der Frankfurter Erwerber für den Pocal die Summe von 800 000 bezahlt hatte, erklärt und wobl auch entschuldigt ist. Wenngleich eS sich bei dieser gar nicht genug zu beklagenden Schmälerung des deutschen Knnstbesitzes und jener neiderweckenden Bereicherung des französischen um Verfügungen über Privateigenthum handelt, so hat man doch das Recht, über die so grund verschiedene Berücksichtigung Deutschlands und Frankreichs durch Mitglieder einer und derselben, überdies auS Deutschland stammenden Familie nachzudenken, und unseres Erachtens sogar die Pflicht. Denn wir vermögen uns nicht deS Gedankens zu erwehren, daß in dem ungleichen Grad von Energie, mit dem die zwei Länder die nationale Polizei handhaben, die Erklärung für die Wanderungen der beiden Kunstsammlungen, jedenfalls für die Auswanderung der deutschen zu suchen ist. * Berlin, 3. Juli. In der „Germania" werden die deutschen Katholiken des Wahlkreises Meseritz - Bomst dringend aufgefordert, bei der bevorstehenden Reichstags- wabl für den polnischen Candidaten zu stimmen. Das Blatt schreibt u. A.: „Die Wahl unseres katholischen Candidaten (I), des Pfarrers Szymanski, ist unzweifelhaft, wenn alle Katholiken ihre Stimmen auf denselben vereinigen. Leider hat es in unserem Wahlkreise bisher traurig ausgesehen, da sich sehr viele katholische Wähler durch Beamte und Brodherren (?) haben beeinflussen lassen. Von nicht- katholischer Seite ist der sreiconservative Landrath a. D. v. Dziem- bowSki als Candidat aufgestellt worden. Können wir mit ruhigem Ge wissen für denselben stimmen? Nein, es hieße sich ins eigene Fleisch schneiden, wollten wir das thun. Ein Culturkämpfer — und ein solcher ist jeder Freiconservative im Allgemeinen und Herr v. Dziem- bowskt im Besonderen — darf keine katholische Stimme erhalten. .. Sollen wir freiconservativ wählen und freiconservativ unseren Herrn Erzbischof beschimpfen (II)? Sollen wir ihn ebenfalls als einen „Bock als Gärtner" onsehen? So tief sind wir noch nicht gesunken und wollen so viel Pflicht- und Ehrgefühl besitzen, daß wir lieber einen katholischen Priester alS einen Culturkämpfer wählen." Daß der „katholische Priester" der Candidat derpolnischen Partei ist, von der an vielen Orten die deutschen Katholiken auf das Schmählichste behandelt werden — man erinnere sich deS Graudenzer Meineids-Proceffes —, das wird mit keinem Worte erwähnt; es könnte vielleicht doch deutsche katholische Wähler irre machen. Auf derselben Seite aber, wo man derart die Geschäfte des PolenthumS besorgt, beklagt man sich, wenn die AnsiedlungScommission befürchtet, durch die Ansiedelung deutscher Katholiken in den gemischtsprachigen Landestheilen den nationalpolitischen Zweck nicht fördern zu können. L. Berlin, 3. Juli. (Privattelegramm.) DaS von dem Kaiser an den Polizeioberst Krause gerichtete Tele gramm lautet: „Mit Abscheu habe Ich von dem Anschlag vernommen, der gegen Sie geplant war. Durch Gottes Vorsehung ist Mir ein braver Officier und ein unermüdlich treuer Diener Meiner Vor fahren und Meiner Person erhalten. Möge Ihre bewährte Kraft noch lange zum Wöhle deS Gemeinwesens Meiner Residenz und ihrer braven Ihnen unterstehenden Schutzmannschaft uns Allen erhalten bleiben." Polizeioberst Krause hat folgenden Tagesbefehl an die Schutzmannschaft erlassen: „Aufs Tiefste bewegt durch die mir im Namen der Schutzmann schaft anläßlich des vereitelten Attentats gegen meine Person von Seiten des Herrn Polizeihauptmanns Baskow ausgesprochenen treuen Wünsche danke ich dem Corps von Herzen für diese erhebenden undwohl- thuenden Beweise der Thrilnahme. Möge uns dieser Anschlag einesWahn- witzigen bestärken in der Ueberzeugung von derNothwendigkeit des unent wegten Festhaltrns an der allbcwährten Königstreue uud Pflicht- liebe, durch welche sich die Berliner Schutzmannschaft von jeher ausgezeichnet hat. Meine besondere Anerkennung zolle ich den Polizetlieutenants Het sch ko und v. Moist» für die zur Sicherung gefährdeter Menschenleben und im Interesse der Untersuchung im vorliegenden Falle bewiesene Unerschrockenheit und Umsicht." L. Berlin, 3. Juli. (Privattelegramm.) Major v. Wiffmann wird, wie verlautet, nach seiner Ankunft in Tanga sich nicht sogleich nach Dar-eS-Salaam, sondern zuerst nach Pangani begeben, da die wirthschaftlichen Unter nehmungen, die dort vorbereitet werden, besonders die Anlage einer Zuckerfabrik, sein lebhaftes Interesse erregt haben, und man erhofft von seinem Eingreifen eine lebhafte Förde rung der auf die Entwickelung der Colonie gerichteten Be strebungen. ö. verltn, 3. Juli. (Privattelegramm.) Der obersten Postbehörde sind in den letzten Jahren durch die Bezirks behörden vielfach Klagen darüber zugegangen, daß es den Unterbeamten auf dem Lande nicht immer möglich sei, an ihrem Beschäftigungsorte eine Wohnung zu erlangen. Der StaatSsecretair des Reichspostamts hat diese Klagen nach eingehender Untersuchung als begründet anerkannt und an geordnet, daß überall, wo ein Mangel an Wohnungen für Unterbeamte auf dem Lande sich fühlbar macht, mit dem Bau retchSeigener Wohnhäuser vorgegangen werden soll. ES ist möglichst darauf Bedacht zu nehmen, daß zu den aus reichend großen Wohnungen je ein Stück Garten zugegeben werden kann. Unter keinen Umständen darf die von den Unterbeamten zu zahlende Miethe den Betrag des WohnungS- geldzuschuffeS für den betreffenden Ort übersteigen. — Der Kreuzer „Kaiserin Augusts" bat, wie die „Nordostsee-Ztg." meldet, Proviant für die Auslandsreise übernommen, am Montag feine Probefahrt ansgeführt und ist dann ioS Trockendock der kaiserlichen Werft gegangen. Die Ausreise ist auf Sonnabend verschoben. Der Kreuzer „Ersatz Leipzig" soll der kaiserlichen Werft zu Kiel, einer der Schwesterneubauten „X" oder „!/' der kaiserlichen Werft zu Danzig und der andere einer Privatwerft zum Bau über tragen werden. Ueber den Neubau „Ersatz Freya", der jedoch noch vor Schluß diese» Jahre- auf Stapel gelegt wird, sind endgiltige Bestimmungen noch nicht getroffen. — Die UnterrichtScom Mission deS Abgeordneten hauses beschäftigte sich am Montag Abend, wie schon erwähnt, mit dem Anträge deS Frl. Lange um Zulassung der Frauen rum Abiturientenexamen und zum Universitäts studium aller Fakultäten, ebenso mit dem Anträge der Frau Knauer um Zulassung zum m ediein ischeu Studium. Der Commissar der Regierung erklärte dabei: „Die StaatSregierung beschäftige sich sehr ernst und eingehend mit dieser Frage; indeß sei es in diesem Augenblick noch nicht möglich, aus diese nach allen Seiten hin eine klare und vollständig bestimmte Antwort zu geben. Aber so viel könne er schon jetzt sagen, daß die StaatSregierung dteAblegung derMatu- ritätsprüfung keineswegs von der Hand weisen wolle, wie sie denn auch der Zulassung der Frauen zu Universität-Vorlesungen principiell nicht entgegenstehe, zumal die in dieser Beziehung ge- machten Ersahrungen die früheren Bedenken dagegen nicht gerechtfertigt hätten. Sowohl in Berlin als in Göttingen seien Damen zu Vorlesungen zugelassen worden, nachdem die Professoren sich damit einverstanden erklärt hätten und die Universitätsbehörden entsprechende wissenschaftliche Prüfungen hätten vorhergehen lassen. Es sei natürlich und nöthig, daß man bei einer solchen Zulassung zu UniversitätSvorlejungen mit Vorsicht zu Werke gehe, wo die» aber geschehen, hätte sich Anlaß zu besonderen Bedenken nicht heraus- gestellt. Von besonderem Interesse war die Mittheilung des Re« gierungscommissars, daß der gegenwärtige Reichskanzler sich in dieser Frage der StaatSregierung gegenüber dahin ausgesprochen habe, daß von seiner Seite der Ertheilung weiterer Berechtigungen und der Zulassung der Frau zum medicinischen Studium und zur ärztliche» Approbation Bedenken durchaus nicht entaenständen." Danach scheint sich in dieser Frage bei der Regierung eine freiere Auffassung Bahn zu brechen. * Kiel, 2. Juli. Zu dem Unglück bei Friedrichsort erfährt der „Hamb. Corresp." aus authentischer Quelle, daß die Explosion nicht beim Seeminenlegen, sondern beim Sprengdienst mit scharfen Sprengpatronen erfolgte. Da das zur Beseitigung von Sperren benutzte Sprengmaterial bei den Hebungen und im Ernstfälle nicht explodirt ohne die in Thätigkeit gesetzte Zeitzündvorrichtung, so sei das Unglück nur auf ein Verschulden oder Versehen der Uebungömannschaft zurückzuführen, die nach dem ersten glücklichen Sprengversuch die zweite Zeitzündvorrichtung versehentlich frühzeitig auf der Pinasse in Thätigkeit setzte, statt sie auf der zu zerstörenden Sperre zu entzünden. * Kiel, 3. Juli. (Telegramm.) Nach der bisherigen Bestimmung gebt der Kaiser mit der „Hohenzollern" morgen Abend um 11 Uhr nach Stockholm und trifft daselbst am Sonnabend Mittag 12 Uhr ein. In Stockholm wird der Empfang durch den König von Schweden stattsinden. Der Kaiser verbleibt einige Tage inkognito in einem in der Nähe Stockholms belegenen königl. Schlosse und bezieht sich dann auf einige Zeit nach Tullgarn zum Kronprinzenpaare. Gestern Vormittag nahm der Kaiser den Vortrag deS Chefs des Geheimen Militaircabinets, von Hahnke, entgegen, der am Nachmittag nach Berlin zurückkehrte. ÄbendS be suchte der Kaiser die Kaiserin im Schlosse. Heute Vormittag hörte der Kaiser den Vortrag des Generalmajors v. Lippe und begab sich darauf an Bord deS „Gefion". Um 11'/i Uhr stattete der Kaiser einen Besuch im Schlosse ab. Nachmittags beabsichtigt der Kaiser trotz deS stürmischen Wetters eine Segelpartie nach Eckernförde zu unternehmen. — DaS Befinden der Kaiserin ist fortgesetzt ein recht günstiges. Die hohe Frau wird, wie nunmehr bestimmt feststeht, morgen Abend von hier abreisen und am Freitag früh auf der Wild parkstation eintreffen. Den gestrigen Tag konnte die Kaiserin bereits außerhalb deS Bettes verbringen. * Rendsburg, 3. Juli. (Telegramm.) Die Panzer schiffe „Frithjof" und „Hildebrand" sind heute Vor mittag, von Kiel kommend, hier passirt. (Wiederh.) * Bremen, 2. Juli. Herr vr. Scholz veröffentlicht folgende Erklärung: „Herr Pastor v. Bodelschwingh hat an eine Anzahl Zeitungen eine Erklärung versandt, die sich zum Tbeil gegen die von mir zuerst in einem, Briefe an Herrn Geheimrath vr. Zinn zu EberSwalde gemachte Mit theilung richtet, daß in dem Bremischen St. Jürgen-Asyle Mißhandlungen Geisteskranker durch das Biele felder Pflegerpersonal vorzekommen seien. In seiner Erklärung weist Herr Pastor v. Bodelschwingh darauf hin, daß ich selbst früher vielfach das Bielefelder Personal münd lich und schriftlich gepriesen habe. DaS ist wahr, ich habe zu den beredtesten Lobrednern dieser Art Pflege gehört. Aber ich bin enttäuscht und auf sehr harte Weise eines Anderen belehrt worden; zuerst im Iabre 1889, wo die schwere, gemeinschaftliche Mißhandlung einer Kranken zur Sprache kam. Bei dieser Gelegenheit und später, lange nach Weggang deS Bielefelder Personals, im Jahre 1893, sind mir dann noch eine ganze Reihe von Fällen bekannt ge worden von einwandfreien Männern und zum Tbeil vor Notar und Zeugen eidesstattlich erhärtet. Mehrfach und nicht zum mindesten in den letzten Tagen bin ich direct und indirekt aufgefordert worden, mein Material zu ver öffentlichen. Aber ich habe immer damit zurückgehalten und halte auch heute noch damit zurück, wenigstens vor der Oeffentlichkeit. Denn schon vor zwei Jahren habe ich die Beweise dem Vorstande deS „Vereins deutscher Irrenärzte" mündlich, und vor Kurzem auf Erfordern dem Ersten Herrn Staatsanwalt Hierselbst schriftlich und voll ständig übergeben. Mehr möchte ich nicht thun. Denn eS widerstrebt mir trotz alledem, einer Gesellschaft, mit der ich lange vor gemeinsamen Altären geopfert, ohne dringende Grunde der Nothwehr wehe zu thun." * Pose», 2. Juli. Der Propst Anderß (Slupia) hatte vor einiger Zeit, wie berichtet, von dem Lehrer Gapa (Sapowice) einen Brief erhalten, denselben jedoch, weil er in deutscher Sprache abgefaßt war, dem Absender zurück gesandt. Daraufhin hat die hiesige königliche Regierung dem Pfarrer mittelst folgenden, durchaus zutreffenden Schreibens die Leitung de» Religionsunterrichts entzogen: Regierung. Abtheilung für Kirchen- und Schulwesen zu Posen. Euer Hochwürden haben einen in deutscher Sprache an Sie ge richteten Brief eines Lehrers mit folgendem Bemerken an diesen uneröffnet zurückgesendet: „Ihren Brief, der nach seiner Form, soweit mir aus der Mittheilung bekannt, einen privaten Inhalt hat, sende ich Ihnen uneröffnet zurück, weil schon die Adresse, weil sie deutsch ist. für mich beleidigend ist; denn sie rührt von einem Polen her, für welchen Sie gelten, und ist an einen Polen, der ich bin, adressirt. Wenn schon jeder Eingepfarrte, als mein der geist lichen Obhut anvertrauter Sohn, mir, seinem geistlichen Obern, Achtung schuldig ist, so bin ich um so mehr berechtigt, diese Achtung voin Lehrer zu verlangen, denn dieser soll weder durch Wort noch durch sein Beispiel den Parochianen Arrgerniß geben, sondern denselben vielmehr voranleuchten." In diesem Verhalten und dieser Entgegnung bekunden Sie eine solche Abneigung gegen deutsches Wesen, daß wir Ihnen nicht länger die Leitung des Religionsunterrichts in deutschen Schulen belassen können, ohne befürchten zu müssen, daß Sie die Aufgaben dieser Anstalten schädigen. Wir entziehen Ihnen daher von diesem Tage ab die durch Ver fügung vom 6. December 1890 Nr. 10166, II. Gen. Ihnen anver traute Leitung dieses Unterricht» in den Schulen Ihrer Parochie. (gez.) Skladny. * vraunschWeiß, 2. Juli. Nach mehrmonatiger Dauer ist der Barbierboycott von den Socialdemokratrn auf gehoben worden, obwohl die Innungsmeister deren For derungen nicht bewilligt haben. — Der Brauereiboycott besteht zwar formell noch immer weiter — nachdem vor einiger Zeit die radikale Richtung der Socialdemokraten eS fertig gebracht hatte, den mit den Brauereien abgeschlossenen Vergleich wieder zum Scheitern zu bringen —, aber eS sind nur einzelne kleine Geschäftsleute, die durch den TerroriSmu» der Socialdemokraten leiden, die Brauereien haben flotten Absay und die meisten Arbeiter, denen eS doch endlich klar geworden ist, ru welchem Zweck und zu wessen Nutzen der Boykott aufrecht erhalten werden soll, kümmern sich nicht mehr um ihn. * Detmold, 1. Juli. DaS „Amtsblatt" veröffentlicht die Ernennung de» Landrath» v. Oertzen in Hanau zum CabinetSminister. -r-Altendurs, 3. Juli. (Privattelegramm.) Der Landtag genehmigte heute die StaatSverträge, betreffend den Uebergang der Weimar-Geraer Eisenbahn und der Saalbahn an Preußen. * Nürnberg, 2. Juli. DaS Schwurgericht verurtheilte den in Frankfurt vorbestraften Anarchisten Schlosser Müller wegen einer bei dem Marschütz'schen Streik be gangenen' Verrufserklärung und eine- Betrugsversuch- zu einer Gesammtgefängnißstrafe von acht Monaten und zu fünfjährigem Ehrverlust. Der Redakteur der socialistischen „Tagespost", Gärtner, erhielt wegen durch die Presse be gangener Beihilfe zu der Verrufserklärung eine einmonatige Gefangnißstrafe. * Metz, 2. Juli. Der sehr ehrrnwerthe „deutsche" ReichS- tagSabgeordnete Haas scheint nach der vorjährigen Ent täuschung darauf verzichtet zu haben, seinen Sohn als „Saint-Cyrien" in das französische Officiercorp« zu bringen. Wenigstens fehlt diese- Jahr der Name HaaS in dem soeben veröffentlichten Verzeichnisse der jungen Leute, die zur münd- lichen Aufnahmeprüfung für die Unterklasse der Special- militairschule zugelassen sind. * Ttrahburg i. Sls., 3. Juli. (Telegramm.) Der Erbgroßherzog von Baden ist heute Vormittag 11 Uhr zum Besuch der Ausstellung hier eingetroffen. Oesterreich-Ungarn. * Wien, 3. Juli. (Telegramm.) Die gesammte Presse bespricht den Rücktritt Plener'S. Die „N. fr. Pr." ver weist neulich auf den Mangel an Einfluß Plener'S im Coa- litionScabinet und behauptet, die Linke habe den Bruch mit der Coalition keineswegs obne Zustimmung Plener'S voll zogen. Plener habe aber gar keinen Grund, sein Mandat in das Grab der Coalition zu werfen und den falschen Schein hervorzurufen, als könnte die Linke außerhalb der Coalition gar nicht bestehen. DaS hieße die Linke zur bedingungslosen Waffenstrecknng vor den anderen Par teien verurtheilen. Plener hätte seinen Brief nicht schreiben sollen. Vertraute Freunde hätten ihm dringend abgerathen, sich von einer Wallung fortreißen zu lassen und sein Mandat niederzulegen; die Partei hätte insbesondere den größten Werth darauf gelegt, daß Plener, wie es voraus sichtlich auch Graf Wurmbrand thun werde, gegen Cilli stimme, um die weit verbreitete und ganz unbegründete Legende zu zerstören, daß die liberalen Minister in den Berathnngen des Cabinetts keinen Widerstand gegen diese Budgetpost geleistet hätten, Plener habe die heutige Linke geschaffen, er ziehe sich zurück, als ob ihn die weitere Entwickelung gar nicht zu kümmern hätte. Plener werde diesen Schritt einst bedauern, denn er habe zu viel Einsicht, um nicht in einer kühleren Stimmung zu er kennen, daß sein Abgang übereilt und kaum zu recht- fertigen sei. Er gehöre nach seinem ganzen Wesen inS Parlament. Oesterreich sei nicht so reich an Talenten, um bleibend ohne starken Verlust auf ihn verzichten zu können. — DaS ,N. W. Tgbl." hebt die Selbstlosigkeit Plener'S hervor. ES sei undenkbar, daß das deutsche Volk Oesterreichs seinen Rücktritt annehmen werde. Mit seiner MandatSniederlegung könne unmöglich das letzte Wort gesprochen sein; das wäre gegen das deutsche Empfinden und gegen das Interesse des Staates. Von den gegnerischen Blättern schreibt das klerikale „Vaterland": Plener handelte stet» nach bestem Wissen; er habe iinmer seine Pflicht gethan. DaS antisemitische „Deutsche Volksblatt" bezeichnet den Rücktritt Plener'S als unersetzlichen Verlust. * Pest, 3. Juli. Die auSchärtS verbreitete Nachricht, daß in Alföld bei Beginn der Erntearbeiten wiederum Unruhen ausgebrochen seien, bestätigt sichnicht. Die Erntearbeiten haben noch nicht begonnen, jedoch sind, da im vorigen Jahre Unruhen vorkamen, Vorsichtsmaßregeln getroffen. Frankreich. * Paris, 3. Juli. „Figaro" stellt über die franzö sisch-russischen Beziehungen lange Betrachtungen an, auS denen die Feststellung hervorzuheben ist, daß das Äündniß auf Grund der bestehenden Gebiet-Verhältnisse geschloffen ist und Rußland niemals eingewilligt hätte, eine Rückforderung Elsaß-LothringenS zu unter stützen. (Voss. Ztg.) Belgien. * Brüssel, 3. Juli. Die Socialisten kündigen republikanische Kundgebungen an anläßlich deS be vorstehenden Besuches deS König-in Lüttich. Die Regierung trifft Vorkehrungen, um die Kundgebungen zu verhindern. (M. Z.) Spanien. * Madrid, 3. Juli. (Telegramm.) MandaS ist zum Botschafter in Paris ernannt worden. Großbritannien. * London, 3. Juli. (Telegramm.) DaS Unterhaus hat heute die dritte Lesung der Fabriken- und Werk- stättenbill angenommen. * Der Generalsecretair der „unabhängigen Arbeiter partei", Tom Mann, hat jetzt auch sem Manifest an die Wähler von West-Riding in Aorkshire erlassen. Er stellt folgende Forderungen: 1) Arbeit für die Arbeitslosen; 2) Ermächtigung der Ortsbehörden zum zwangsweisen Land ankauf; 3) stetige Pachten; 4) gesetzlicher achtstündiger Arbeitstag; 5) Erhöhung der Altersgrenze, bi» zu welcher Knaben und Mädchen nur halbe Zeit in Fabriken arbeiten dürfen; 6) völlige Verstaatlichung deS Handels mit geistigen Getränken; 7) Staatspensionen für Alle über 50 Jahre; 8) strenge» Gesetz über die Haftpflicht der Arbeit geber. DaS sind die socialen Forderungen. Was die poli tischen anbetrifft, so ist Tom Mann für völlige Abschaffung de» Oberhauses, dreijährige Legislaturperiode und Diäten der Abgeordneten. Tom Mann ist so ehrlich, sich seinen Wählern als Ganzsocialisten vorzustellen: DaS hat Hohn BurnS bisher noch nicht gethan. Der Name Socialist hat für den gemeinen Mann in England noch immer einen fremden Klang, und da ist ja auch der Grund, weshalb neben der socialdemokratischen Föderation die „unabhängige Arbeiterpartei" sich aufgethan hat. Rußland. * Petersburg, 3. Juli. (Telegramm.) Dem „Grashdanin" zufolge soll, nachdem der russische Gesandte in Athen, Onou, hier eingetroffen ist, die Lösung der Frage de« Abschlusses des russisch-griechischen Handels vertrages beschleunigt werden. Orient. * Belgrad, 3. Juli. (Telegramm.) Die serbische Re gierung hat dem Grenzcommiffar Oberst Brankovich den Auftrag ertheilt, sich mit mehreren StabSofficieren nach Prischtina und UeSküb zu begeben, um im Einvernehmen mit der Türkei eventuelle Grenzvorkehrungen zu treffen. — Der Krondrputirte Stefan Tschurtchitsch wird in einer der ersten Sitzungen der Skupschtina eine Inter pellation betreffs der makedonischen Frage einbringen. — Die Einberufung der Skupschtina nach Belgrad statt nach Ni sch erfolgte auf dringenden Wunsch der Königin. Natalie bezeichnete eS als unwürdig, daß die Volksvertretung au» der Hauptstadt in den äußersten Winkel de- Lande» ver wiesen sei. Man hält eS für möglich, daß da- neue Finanzabkommen ebenso wie jene- von Wukaschin Petrowitsch gar nickt vor das Skuvschtinaplrnum gelangt, sondern schon im Finanzausschüsse fällt. Angesehene fortschrittliche Abgeordnete bedauern, daß die Skupschtina in der Hauptstadt tagt, wo die radikale Partei starken Anhang besitzt. Sie sagen: „Wenn wir für da» neue Finanzabkommen stimmen, werden uns die Radikalen steinigen. — DerKLnig empfing gestern Abend den Chef der radikalen Partei Nico- lau» Paschitsch in längerer Audienz. Der Wiener serbische Gesandte Simitsch verbandelte auf Wunsch deS Königs mit den Radikalen über Bildung eine- CoalitionScabinetS. Obwohl die Radikalen ihre früheren Forderungen ermäßigten, begegnet dieser Plan großen Schwierigkeiten. Die Pariser Obligationsbesitzer erhoben im Wege der Belgrader französischen Gesandtschaft Einspruch gegen die geplante Conversion. * Sofia, 3. Juli. (Telegramm.) Der rumänische Generalstabschef General Lahovary und die rumänischen Officiere sind am 17./29. Juni von Plewna abgereist, nachdem die dortige Municipalität denselben zu Ehren ein Diner veranstaltet batte. Am vorhergehenden Tag ließ Lahovary in der Capelle von Griwitza einen Tranergottes- dienst celebriren, dem sämmtliche Officiere und die Behörden von Plewna beiwohnten. Der Bürgermeister von Plewna richtete an den König Carol ein Telegramm, worin er dem selben für die zur Befreiung des bulgarischen Volke- von der rumänischen Nation gebrachten Opfer Dank ausspricht. König Earol erwiderte mit Worten deS Danke- für den herz lichen Empfang der rumänischen Officiere. Hassan Äli, der Riese, im Zoologischen Garten. Gestern nagelte der Zimmermann des Zoologischen Gartens einen ungeheuren Kasten zusammen, wohl an 3 Meter lang und über 1 Meter breit. Anfänglich hielten wir die merkwürdig groß eonstruirte Holzkiste für einen Krokodillkäfig, bis un» Herr Ernst Pinkert verständnißvoll belehrte, daß es die Schlafstelle seines eben ringetroffenen braunen Gastes Hassan Ali sei. Als wir dann diesen selbst sahen, da wurde uns sofort die Richtigkeit dieser Thatsache klar, denn der baumlange Egypter rechnet allerdings mit Dimen sionen, die ihm den normalen Menschen wieder Pygmäenhaft erscheinen lassen. Bon allen Riesen, die schon vor unseren Augen defilirten, — wir nennen den Chinesen Chang-yu-sing. den Russen Simenoff. den gewaltigen Drasal und zuletzt den Riesenknaben Carl Ullrich — hat noch keiner das Maß unseres Hassan Ali erreicht. Dieser schoß bis zur Höhe von 2,40 Meter empor, übertrumpfte also den Chinesen um 4 Centimeter, Drasal um 2 Centimeter, von dem 13jährigen Ullrich gar nicht zu reden, der seiner Zeit 1,90 Meter Länge hatte. Die Natur scheint also den hochemporgeschossenen Egypter, der die Oase Ammon in der libyschen Wüste seine Heimath nennt, in der That ganz nach den schlanken Palmen des Orients modellirt zu haben, ohne irgendwelche körperliche Absonderlichkeiten noch hinzuzu fügen. Hassan Ali zählt erst siebzehn Jahre, besitzt demnach immer noch eine gewisse Anwartschaft auf ein weiteres, wenn auch gemäßigteres Wachsthum. Eigentlich könnte er jetzt schon mit seiner Größe zufrieden sein. Erlaubt ihm doch letztere ganz bequem, seine Arme über jeden normal gewachsenen Mann auszustrecken, ohne daß der Kopf desselben irgendwie den Arm des Riesen berührt. Würde Hassan Ali als Merkwürdigkeit nicht so sehr gehütet, so stände gar nichts im Wege, wenn er sich beim Kirschenabnehmen, Laternenanzünden und Plafondpinseln nütz lich machte. Er ist nun aber einmal zum „Wunder" gestempelt und muß als solches in Begleitung des kleinen krausköpfigen Nubier- Osman Hamed im Zoologischen Garten herumspazieren. Recht oft hat er bei diesen Promenaden den Rücken zu krümmen, sobald er durch Thüren geht oder buschige, niedrige Bäume berührt. Den Eindruck, welchen der Beschauer von diesem gigantische» Egypter empfängt, ist der denkbar beste. Einmal zeigt das Aeußere des jungen, aber gewaltig langen Mannes durch die normalen Proportionen der Glieder ein harmonisches Verhältniß, dann aber ist auch daS geistige Wesen desselben ein ansprechendes. ES kommt in Harmlosigkeit und Vergnügtsein zum Ausdruck. Dabei erfreut sich der Riesenjohn guter Gesundheit und eine- Appetites, der ihn befähigt, für Drei zu essen. Darauf hin zählt jetzt die Dudlo ä'düts des Herrn Ernst Pinkert gleich drei Couverts mehr, eine Multiplikation, aus welche selbstverständlich auch beiden anderen Mahlzeiten gebührend Rücksicht genommen werden muß. Nicht allein das Gesammtmaß Hassan Ali's ist bemerkenswerth, auch andere Messungen weisen interessante Ziffern aus. So erreichen dir ausgestreckten Arme eine Länge von 2,38 m; der Fuß mißt 35 om die Hand vom Gelenk bis zur Mittelfingerspitze 27 cm. Der Kops' ist 28 cm hoch, der Schädel hat 58 cm Umfang. Mit der Hand vermag der braune Riesenjüngling 37 cm zu spannen. Unser Orientale tritt im langen Kastan eines arabischen Kadi auf; die wenigen deutschen Worte, die er gelernt hat, bringt er glücklich an Len Mann. Ernst, gravitätisch wandelt jetzt eine „menschliche Säule" durch den Garten; vor ihr schwinden alle „Erdengrößen". —m. . I2»Ii1nns NLod Lrprodnnxl -MW OdllvIltedllLlilll«, odisVorsusdsntdlllll^, sondern nor mrLnrlelil versenden wir an jede selbstständige Person unsere amerikanischen n".U',n- Kvimgolii-Kemoaloi!'ülipen. gold-Deikeln Dieselben find, vermäge einer gan, eigen« («orung- artigen und neuen vieialllegtrung von echt deLti- MgIWiID goldenen Uhren selbst von FuEuien nicht ,u vavonnelle) unterscheiden, sowohl wa» da» »»»sehen, al» >»28 auch die edle künstlerische «rbeil betrifft. ' 7;' Sir übernehmen die iveiigehendste Garantie, de»gl. bah die Farongold-Uhren sür immer ihre Damenuhr. »oldähnlichkeit behalten. Sie find deS- ^ halb nicht mit den tn allen Zeitungen tnserirten Soldin- und ähnlichen Uhren »u »er- wechseln, welch« nicht nur eine gan, schwach«. val» »»evodwlii- »«»»» Uedergoidung, sondern auch «in HSchst unsolide» Serk haben, weshalb sie von de» oetr. Händlern au» trtstigcn »ründen nur unter Nachnahme versandt werden. Dagegen ist da» Werk einer jeden tza?on gold-Uhr aus da» sorgfältigste regnltrt u. abaeiogen trrpassiri so doh wir für da» Werl en dreijährige und für dauernd« »oldähnlichkeit sogar eine >ehn- jährige »arantte übernehmen ^ und verlangen M»i> Zahlung erst nach Erprobung. E» genügt, un» folgend« Postkarte »u schreiben: Deutsche Reichipost. Postkarte. Herren Uer«. Knnnltr L vo. «bthetlung für Uhren. verltn 6. Slosterstrahe 4g». Unterieichneter bestellt eur Nodivbt ein« ffa^ongold - Remontotr-Uhr rum Preise von Mk. SS,— und verpfttchtet sich, entweder die Uhr innerhalb 8 Tagen nach deren «mofang franco ru retour- niren »der den oetrag ein,»senden. Erfüllungsort verltn. vt» »ur gän,. iichen Berahiung bleibt die Ubr Slge»- thum der Firma llvrw.Uarvlta äi Lo. Unterschrift und Stempel Stand n. ?. Ddompson, Zahnarzt in Antwerpen, schreibt tn seinen Untersuchungen und Erfahrungen über di« antiseptischen Eigen schaften de» OdolS: . . . Diese Resultate sind außerordentlich günstig. Odol ist eln Präparat, welche- bis heute ohne Gleichen dasteht; seine Un schädlichkeit ist absolut, und seine antiseptische Wirksamkeit ist eine beträchtlich lang andauernde und verhindert durchaus sicher die Entwickelung der Mikroben, welche in die Mundhöhle eintreten.
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