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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.07.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950706010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895070601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895070601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-07
- Tag1895-07-06
- Monat1895-07
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- . ..... , V- V. ' - ' - — . ' . 4790 politische Gegner nach Windthorst'S Tode an der Feier in der HedwigS-Kirche Tbeil genommen, hat ebensowenig irgendwo Anstoß erregt, wieWindthorst'S und andererCentrumSmitglieder Theilnahme an der Lasker-Feier in der Synagoge, und auch jetzt würde Niemand Anstoß genommen haben, wenn ein privates Comitö direct zu der Denkmals-Enthüllung eingeladen hätte. In der Angelegenheit des amerika nischen Nachrufes für LaSker hat man sich darüber be schwert, daß eine für den Reichstag bestimmte amtliche Mittheilung des amerikanischen Gesandten ihm nicht zugestellt wurde; jetzt steht ungefähr daS Gegentheil zur Erörterung: nämlich daß der Präsident in dieser seiner amtlichen Eigenschaft eine Mittheilung verbreitet, die von Privat personen ausgeht und seitens dieser eine Partei-Neclame bezweckt. Denn wenn eS sich nur um einen Act der Pietät bandelte, so wäre nicht abzusehen, warum das Denkmals- Comitö die Abgeordneten nicht unmittelbar eingeladen hat; daS Eingreifen deS Präsidenten sollte eine Fort setzung der „politischen Apotheose W i n d t h orst' S" ermöglichen. L. Berlin, 5. Juli. (Privattelegramm.) Der zum Nachfolger des in den Ruhestand tretenden Gesandten im Haag Grafen Rantzau in Aussicht genommene Freiherr v. d. Brincken war längere Zeit BotswaftSrath in London, wurde preußischer Gesandte bei den thüringischen Staaten, vertrat alsdann während der griechischen Wirren, die zur Blockade der griechischen Häfen seitens der Schiffe des Dreibundes und Englands im Mai 1886 führten, das deutsche Reich in Athen und hat vom Sommer 1887 an den Gesandtenposten in Kopenhagen bekleidet. Frhr. v. d. Brincken, der einer sächsischen Familie entstammt, ist etwa 60 Jahre alt und unvermählt. 8. Berlin, 5. Juli. (Privatte leg ramm.) Polizeilich aufgelöst wurde eine Anarchisten-Bersammlnng, die gestern im Saale der Königsbank, Große Frankfurlerstraße, tagte und von mehr als 300 Personen besucht war. Der Ein- beruser, Schlosser Wiese, versuchte zunächst bei den Ver sammelten für oie durch ihn gegründete Eonsumgenossen- schaft Stimmung zu machen, ohne jedoch besonderen An- tlang zu finden. Er meinte, daß weder Streiks noch Boykotts der Arbeiterschaft helfen können. Der einzige Weg der Rettung liege im praktischen Socialismus, d. h. der genossenschaftlichen Organisation. Als ein heftiger Gegner der Wiese'schen Idee entpuppte sich der folgende Redner, der als Führer der „localorganisirten" Schneider bekannte Wiese mann; dieser unterließ cs auch nicht bei dieser Gelegenheit, seine „centralorganisirten" College« anzugreifen. Als Wiese mann den Bersammeltcn klarzulegen suchte, daß Ravachol und Genossen „auch Menschen, vielleicht sogar edle Menschen" feien, löste der anwesende Polizeilieutenant die Bcrsammlung auf; der Saal lehrte sich in Ruhe. — Eine Klage des „Vorwärts" über die Veröffent- lichung „geheimer Aktenstücke" gehört zweifellos zu den Curiosilätcn. Freilich handelt es sich diesmal nicht um Erlasse von Behörden u. drHl., sondern um socialdemo kratische „Aktenstücke", nämlich um Mittheilungen über die Verhandlungen der socialdcmokratischen „Agrar-Com- mission", deren Mitglieder einstimmig Geheimhaltung der Ver handlungen beschlossen hatten. Der „Vorwärts" ist also nicht einmal der Verschwiegenheit der „Genossen" mehr sicher. — Im „Vorwärts" lesen wir: „Der preußische Cultusminister hat ungeordnet, daß bei Vermehrung der Assistenten stellen darauf Bedach: zu nehmen sei, Aerzle, die kein Honorar verlangen, zu gewinnen. Andern falls soll das Gehalt der älteren Assistenten in dem Maste gekürzt werden, daß davon der neue Assistent ohne Vergrößerung der Kosten entschädigt werden kann. Eine der ersten Stellen dieser neuen Gattung ist die jetzt bei der dritten medicinischen Klinik der Charils eingerichtete." Wäre diese Mittheilung richtig, so müßte der Herr Cultus- minister der Ansicht sein, daß der vermögende Arzt eo ipso der befähigte sei. Selbst wenn in Preußen, waS wir nicht wissen, solche Erfahrungen gemacht sein sollten, würde man trotzdem im Allgemeinen wohl der Ueberzeugung bleiben, daß billige Assistenten an und für sich nicht geeignet sind, die Wissenschaft zu fördern. — Ter dänische Gesandte v. Vind hat Berlin mit Urlaub verlassen. — Herr v. Kardorff erklärt jetzt selbst in den „Berl N. N.", wieder um ein Reichstagsmandat sich bewerben zu wollen. * Kolberg, 4. Juli. Die Reichstagöersatzwahl hat zu einem schon erwähnten Nachspiel geführt, das nur mit Bedauern erfüllen kann. Der Bürgermeister von Kolberg batte bekanntlich den Saal des im Besitze der Stadt befind lichen Strandschlosses für eine socialdemokratische Ver sammlung bergegeben. Deswegen ist er zunächst von dem Landrath v. Puttkamer, dann vom Regierungspräsidenten v. d. Reck zur Rede gestellt und schließlich in eine Ordnungs strafe von 90 ^ genommen worden. Der auf diesen Vorfall bezügliche Schriftwechsel ist in der Stadtverord netensitzung vom 1. dieses Monats zur Verlesung ge langt und somit ist auch für weitere Kreise das Recht- fertlgungsschreiben des Bürgermeisters von Kolberg be kannt geworden. Es darf als Beweis dafür angesehen werden, wie schlecht cS auch in den gebildeten Kreisen um die Erkenntniß des Wesens der Socialdemokratie bestellt ist. Was die Sache selbst betrifft, so würde der Bürgermeister das Dilemma, in das er gerathen, am leichtesten vermieden haben, wenn er das Strandschloß politischen Versammlungen überhaupt nicht zur Verfügung gestellt hätte. Damit würde die Gerechtigkeit nach allen Seiten hin gewahrt und keiner Partei Anlaß zu Beschwerden gegeben sein. Die Art aber, wie der Bürgermeister sein Vorgehen rechtfertigt, zeugt, so führt die „M. Z." zutreffend aus, von einer solchen Harm losigkeit in der Beurtheilung deS Wesens dieser Partei und ihrer Ziele, daß, läge nicht die Erklärung des Bürger meisters selbst vor, cs schwer fallen würde, anzunehmen, daß die Rechtfertigung wirklich so gelautet habe. Weil die Socialdemokratie fleißige und ordentliche Arbeiter zu ihren Anhängern zählt und weil sich unter ihnen auch noch be schränkte Köpfe finden. die Königstreue und christliches Be- tcnntniß mit den Zielen ihrer Partei für vereinbar halten, deshalb und weil die Socialdemokratie bereits in allen Kreisen Anhänger gefunden, hält der Herr Bürgermeister es für gerecht und christlich, so zu handeln, wie er gehandelt hat. Als ob die Ziele der Socialdemokratie selbst wegen der beschränkten An schauungen der Mitläufer, über die die Parteileitung bei jeder Gelegenheit spöttelt, auch nur um ein Haar verrückt würden! Diese Ziele aber sind: Umsturz der bestehenden Gesellschafts ordnung, nnd damit auch Beseitigung der Monarchie und sämmtlicher staatlicher und kirchlicher Einrichtungen. Nur den Bürgermeister von Kolberg werden Bildnisse von Christus und Königen, die er in der Wohnung eines Socialdemokraten gefunden, darüber beruhigen können, daß es mit diesen Zielen schließlich doch nicht so ernst gemeint sei. Die Socialvemo- kratie selbst verherrlicht nur allzu häufig das Vorbild, das die Commune 1871 in Paris geboten hat. * Magdeburg» 5. Juli. Eine beachtenswerthe An regung findet sich in einem Aufsatz der „Deutsch-Evangelischen Blätter", der betitelt ist: „Eine Klage um den Magde burger Dom". So herrlich nnd prächtig der Magdeburger Dom dasteht als einer unter den ersten deS nordöstlichen Deutschlands, so ist er doch noch immer unvollendet. Vollendet ist der gothische Dom nur, wenn er ganz auch die richtige Beleuchtung birgt, nnd wie herrlich würde im Magde burger Dom jener Capellenkranz um den Hochchor sein, wenn die kleinen Fenster sich in gebührendem Schmucke darstellten. Neben fertigen Fenstern finden sich aber unfertige und im Mittelschiff harrt beiderseits die ganze lange Reihe noch eines ersten Anfangs künstlerischer Herstellung. Mit Recht meint Militairoberpfarrer vr. HermenS, der auf diese Unvollkommen heiten deS Magdeburger DomS hinweist: „Spiegelte sich dieser Dom im Rhein, wäre er eine katholische Kirche, wie würde doch die ganze katholische Bevölkerung nicht rasten, bis seine Vollendung aufs Herrlichste durchgefüyrt wäre, und vielleicht, daß dann auch die evangelische Hilfe, wie dort am Dom zu Köln, nicht auSbliebe. Beim Kölner Dombauverein da tbun auch evangelische Lente immerdar Vorspann. Wenn kein Fürst sich fände und die Stadt Magdeburg keine Hand anlegte, sollte nicht ein Tombauverein da aiifaffen, wo FiScuS zu versagen scheint? Oder soll der Dom auch inS zwanzigste Jahrhundert hinein — soll er immerdar unvollendet bleiben? * Köln, 4. Juli. Der Stadtrath beschloß die Er richtung eines 400 Morgen großen StadtwalveS. (F.Z.) * Mainz, 4. Juli. Vor einiger Zeit war von der hier befindlichen Arb e i ter-S oldaten ab t Heilung ein Sträfling NamenS Seyffert entwichen und hatte im Walde bei HeideS- heim ein Mädchen zn vergewaltigen versucht. Der Hunger brachte es bei Seyffert dahin, daß er sich freiwillig der Militairbehörde stellte. DaS Kriegsgericht verurtbeilte ihn zu sechs Jahren Zuchthaus, Ausstoßung auS dem Militair- verbande und fünf Jahren Ehrverlust. DaS Urtheil hat die Bestätigung der höheren Instanz gefunden. ' * Ans Hessen, 4. Juli. Bei den GemeinderathS- Wah len in Mülheim in Hessen siegten, dem „Vorw." zufolge, die drei socialdcmokratischen Candidaten. In DieteSbeim in Hessen wurden die ausgeschiedencn beiden socialdemokratischen GemeinderathS-Mitglieder einstimmig wicdergewählt. * Nürnberg, 5. Juli. (Telegramm.) Der Chef redakteur des „Fränk. Kurier" vr. Eberhardt ist heute Vormittag 11 Uhr nach längerem Leiden gestorben. In ihm verliert die Freisinnige Volkspartei einen ihrer rührigsten und schärfsten publicistischen Vertreter. * Stratzburg t. 1?., 5. Juli. (Telegramm ) Der Reichskanzler besuchte gestern Abend noch den Ausstellungs park und verweilte dort zwei Stunden. Heute Vormittag erschien er abermals daselbst in Begleitung deS Statthalters und des Bezirkspräsidenten; er besuchte zunächst die Aus stellung für Kunst und Alterthum und unternahm sodann einen Rundgang durch die gesammte Ausstellung. Mittags fand in der Hauptrestauration ein Frühstück zu 30 Gedecken statt. Der Reichskanzler gedenkt heute Abend von hier adzureisen. Oesterreich-Ungarn. * Wie», 5. Juli (Telegramm.) Der Club der ver einigten deutschen Linken beschloß einstimmig, eine Adresse an vr. v. Plen er zu richten, worin demselben die höchste Anerkennung für seine bisherige Thätigkeit ausgedrückt und der Hoffnung auf seine Wiederkehr in den Club Ausdruck gegeben wird. Das öffentliche Leben in Oesterreich verfüge nicht über so viele vorzügliche Kräfte, daß auf die Mitwirkung von Plener's bei den großen staatlichen Arbeiten verzichtet werden könnte. Frankreich. * Paris, 5. Juli. (Telegramm.) Der deutsche Bot schafter Graf Münster gab gestern Abend ein Diner zu 24 Gedecken, an welchem außer anderen Persönlichkeiten der Senats-Präsident Challemel - Lacour, der Kammer- Präsident Brisson, der Kriegöminister General Znrlinden, der Marineminister Admiral Bernard und der Seine-Präfect Pou belle nebst ihren Gemahlinnen Theil nahmen. * Paris, 5. Juli. (Telegramm.) Eine Trahtmeldung des Generals Duchesne vom 4. d. Mts. berichtet, ein Zehntel des Effectivbestankes des Expeditionscorps in Madagaskar sei infolge Krankheit dienstunfähig. — Eine Drahtnachricht der „Agence Havas" aus Majunga vom 1. d. Mts. giebt neue Einzelheiten über die Kämpfe bei Tsarasoatra und Beritzoka: Bei dem Angriffe auf die Stellung bei Tsarasoatra hatten die HovaS« 31 Tobte; zahlreiche Verwundete wurden von ihnen mit fortgenommen. Auf französischer Seite sielen 1 Lieutenant und 1 Corporal, 5 Mann wurden verwundet. In dem Kampfe bei Beritzoka verloren die Hovas 200 Tobte, zahl reiche Officiere wurden gefangen genommen. Von den Franzosen wurden 1 Lieutenant und 7 Soldaten verwundet. General Metzinger setzt die Verfolgung fort. Italien. * Rom, 5. Juli. (Telegramm.) Heute Vormittag fand das Duell zwischen dem Unterstaatssecretair des Innern Galli und dem Deputaten MareScalchi statt, welche sich wegen der gestrigen Vorgänge in der Deputirten- kammer ihre Zeugen gesandt hatten. MareScalchi erhielt eine Wunde am Kopf, infolge deren die Aerzte erklärten, der Zweikampf könne nicht fortgesetzt werden. Galli wurde ganz leicht an der linken Hand verletzt. Die Nachricht, Galli habe seine Entlassung genommen, entbehrt der Begründung. * Rom, 4. Juli. Depntirtenkammer. Im weiteren Ver lause der Sitzung beantwortete der Minister des Auswärtigen Baron Blanc die Anfragen des Deputieren Bonin über die Veröffentlichung eines Schriftstückes in dem G r ü n b u ch e betreffs Venezuela's, Der Minister erklärte, das besagte Document sei ein Collectiv-Memorandum, das im Jahre 1893 von der Mehrzahl der europäischen Vertreter in Venezuela unterfertigt und in amtlicher Form ohne irgend einen Vorbehalt eines vertraulichen und geheimen Charakters dem italienischen Vertreter zu dem Zwecke mitgetheilt worden sei,die italienischeRegierung von dem Memorandum in Kenntniß zu fetzen. „Immerhin angenommen, aber nicht zugegeben", fuhr der Minister Blanc fort, „daß bei Veröffentlichung dieses Doku mentes ein Verfloß unterlaufen ist, kann ich sagen, daß einfach die Erklärung der Sache genügte, um ohne irgendwelche Schwierigkeit das angebliche Versehen oder Mißverständniß richtig zu stellen. Deshalb hat die Sache nicht nur keine bedauerliche, sondern viel mehr eine für alle Betheiligten gute Wirkung gehabt. Man ver suchte nämlich bei dieser Gelegenheit, uns als in Wider spruch mit der deutschen Regierung stehend hinzustellen, während doch die von der italienischen und der deutschen Re gierung zur Geltendmachung ihrer Ansprüche und zur Festigung ihres Ansehens im Auslande befolgten Principien die näm lichen sind, wie dies auch die beinahe ganz identischen Reden dar- gethan, die ich am 5. Mai 1894 in der italienischen Kammer und der Staatssecretair Freiherr Marschall von Bieberstein im deutschen Reichstage gehalten. Unsere Grünbücher über Venezuela und Brasilien illustriren vollständig diese Theorie und die Praxis unserer neuen Politik." Als einen greifbaren Beweis des guten Einvernehmens zwischen den Cabinetten von Rom und Berlin erwähnte der Minister bei diesem Anlasse die Thatsache, daß während der nur kurzen Vacanz der italienischen Gesandtschaft in Caracas die deutsche Vertretung die Wahrung der italienischen Angelegenheiten übernommen hat, gleichwie die italienische Gesandtschaft zeitweise damit betraut war, die deutschen Interessen i» Guatemala wahrzunehmen. „Diese Anpassung unserer nationalen Verhältnisse und Einrichtungen an die Verhältnisse und Einrich tungen anderer Staaten und die Achtung, die wir vor den Rechten und der Unabhängigkeit anderer Völker haben, hat in Nord- und S,d-Amerika eine Uebereinstimmung unserer Interessen mit den Interessen dieser Republiken zur Folge gehabt, und wir haben bereits begonnen, aus dieser neuen Politik besonders in Venezuela Früchte zu ziehen. Bisher haben dort nur die italienischen Reclamationen eine Berücksichtigung erfahren, aber auch den Reclamationen der anderen Regierungen scheint in Zukunft eine bessere Erledigung gesichert. „Ich bin glücklich", fuhr der Minister Blanc weiter fort, „daß Graf Magliano, der gestern auS Caracas hier eingetroffen ist, uns die Versicherung überbrachte, daß die erleuchtete Regierung deS Generals Crespo, wenn auch auf die Wahrung ihrer Rechte und ihrer Würde eifersüchtig bedacht, dennoch volles Ver- ständniß dafür hat, daß, gleichwie den italienischen Reclamationen die ihnen gebührende Genugthnung wurde, man auf gleiche Weise auf dem Wege einer freundschaftlichen Auseinander setzung die Meinungsverschiedenheiten mit anderen Regierungen regeln und in dieser Weise das Interesse deS örtlichen Frieden wahren inüsse, den wir mit unserem ganzen Einflüsse fördern, sowohl z»m Vortheile der befreundeten Regierungen, als auch zum Schutze i nserer nationalen Interessen in diesen Gegenden. So wie in Venezuela hat uns auch in anderen amerikanischen Republiken diese neue Haltung in unserer diplomatischen Actio» günstige Vor bedingungen geschaffen zur freundschaftlichen Beilegung der schweben den italienischen Reclamationen. Gerade kn den letzten Tagen sind die Verhandlungen wegen der italienischen Reclamationen gegenüber Brasilien und Chile bi» zu einem Puncte gediehen, von dem eine gedeihliche Lösung nicht mehr fern zu erachten ist. — Bei der hierauf folgenden Berathung deS Budget- für da- Ministerium der öffentlichen Arbeiten erklärte der Minister Saraeco, die italienische Regierung habe sich stet- vollständig bereit gezeigt, die Vorschläge der Schweiz betreff- de- Simplon-Durchstiche- zu hören; rin geschickter italienischer Ingenieur sei entsendet worden, um die Ange legenheit, die auf diplomatischem Wege gelöst werden müsse, vom technischen Standpunkte au- zu studiren; bi-her seien aber der italienischen Regierung noch keine Borschläge seiten- der Schweiz zugeganaen. Jedenfalls schätze er, der Minister, sich glücklich, von letzt ab sich für da- Project de- Simplon-Durchstiche- güüstig au-- sprechen zu können. Schweden und Norwegen. * Stockholm, 5. Juli. (Telegramm.) Nach vorläufiger Bestimmung wird der König von Schweden und Nor wegen den deutschen Kaiser am Tage ver Ankunft zum Diner im Stockholmer Schlöffe einladen und einen Besuch an Bord der „Hvhenzollern" abstatten. Am Sonntag Morgen soll ein Ausflug nach dem Schlöffe GripScholm folgen, wo ein Frühstück abgehalten und da-Schloß besichtigt wird, sodann wird der Ausflug zur See nach Schloß Drottningbolm fortgesetzt und hier da» Diner eingenommen werden. Montag soll ein Ausflug nach dem Skokloster unternommen werden. * Ehriftianta» 5. Juli. (Telegramm.) Storthing. Bei der Berathung des Budgets der Consulate und des Mini steriums des Aeußern erklärte Engelhardt (Linke), das Zu sammenarbeiten der Regierung mit dem Storthiug sei die Voraus setzung für die am 7. Juni angenommene Tagesordnung, betreffend die Einleitung von Verhandlungen mit Schweden über die Ordnung der Frage über die Consulate und des Ministeriums des Äußeren; eine andere Regierung sei nicht zu der Verhandlung berechtigt, wenn auch das Budget für die Consulate und das Ministerium des Aeußeren angenommen würde. Der Staatsminister Stang erklärte, die Nichtannahme dieses Budgets würde es der Regierung unmöglich machen, die Wahrnehmung der Geschäfte sortzusetzen; er stimme der Auffassung Engelhardt's und der Tagesordnung zu. Lindbo (radical) begründete Namens der Minderheit den Antrag, den bisher nicht bewilligten norwegischen Theil des Budgets des Ministeriums des Aeußeren für 1894/95 und des Consularbudgets für die letzte Hälfte des Jahres 1893 jetzt nachträglich zu bewilligen, im klebrigen aber die Entscheidung über die Bewilligungen für 1895/96 zu verschieben. Orient. * Belgrad, 5. Juli. (Telegramm.) Wie verlautet, hat Georg Simitsch den Auftrag der Cabinetsbildung zurück gegeben. — Die Gerüchte, daß König Milan auS Paris hier eingetroffen sei, bestätigen sich nicht. — Wie die „Pol. Corresp." meldet, stößt die Bildung eines CoalitionSministe- riums auf große Schwierigkeiten. Der König berief gestern Abend Nowakowitsch, um ihm die Bildung eines fort schrittlichen CabinetS zu übertragen. Trotz der allgemeinen Erklärung Nowakowitsch'S wird daS Zustandekommen eines fortschrittlichen Cabinets nicht als ausgeschlossen betrachtet; andererseits wird eine Reconstruirung deS Cabinets Christitsch ohne diesen für möglich gehalten. Dieses Cabinet wird das Finanz-Arrangement m der morgen zusammentretenden Skupschtina vertreten. Jedenfalls ist eine Lösung der Hegen- wärtigen Krisis nur in einer dieser drei Modalitäten möglich. Amerika. * Boston, 5. Juli. (Telegramm.) Bei einem Aufzuge der antikatholischen Vereinigung kam es gestern hier zu einem ernsthaften Zusammenstoß. Ein Abzeichen der Vereinigung erregte den Zorn der Zuschauer. Diese hielten einen Wagen an, in welchem Frauen saßen. Ein Milizsoldat zog seinen Säbel, um die Insassen zu schützen. Die Menge umringte Hhn, die Polizei befreite ihn jedoch schließlich. Beide Parteien machten nun von den Revolvern Gebrauch und warfen einander mit Steinen. Eine Person wurde getödtet, mehrere verwundet. Samoa. * Die Zustände in Samoa scheinen sich immer mehr der Anarchie zu nähern. König Malietoa entbehrt jeder Autorität, aber vielleicht gerade infolge dessen sind die Feind seligkeiten zwischen den Eingeborenen im Abnehmen begriffen. Anhänger deS Königs und Aufständische verkehren ganz ruhig miteinander; Tamasese will sogar demnächst nach Apia kommen, um Einkäufe zu machen. So ist eS nicht aus geschlossen, daß die Eingeborenen, von der Unhaltbarkeit des jetzigen Zustandes überzeugt, eines Tages gemein same Sache gegen die Europäer machen. Der Versuch, hier eine Regierung nach europäischem Muster zu bilden, ohne daß europäische Machtmittel hinter ihr stehen, muß als kläglich gescheitert betrachtet werden. Der von Apia in San Francisco eingetroffene Dampfer „Alameda" bringt nach der „Voss. Ztg." höchst beunruhigende Nachrichten. Die Eingeborenen hatten sich an verschiedenen Puncten zusammengerottet; sie verlangen stürmisch die Ab dankung Malietoa'S und die gänzliche Abschaffung der Monarchie. Die deutschen und britischen Consuln haben ihren Landsleuten officiell die Weisung zugehen lassen, den Eingeborenen keine Waffen zu liefern und schwere Strafen anaedroht, wenn sie sich irgendwie an der Bewegung betheiligen sollten. Mililair und Marine. * Kiel» 2. Juli. Die alte, an geschichtlichen Erinnerungen reiche Panzerfregatte „Friedrich Karl", welche seit Jahren unter der amtlichen Bezeichnung „Hafenschiff" ein beschauliches Dasein geführt hat, wird in nächster Zeit wieder in Dienst gestellt, um aufs Neue eine active Verwendung zu finden. „Friedrich Karl" stammt noch aus den Tagen der „Norddeutschen Bundesmarine" und zählt zu denjenigen alten Kriegsschiffen, welche noch auf einer ausländischen Werst erbaut sind, da es im Jahre 1867 in Seygne bei Toulon entstand. Vom Herbst 1867 bis zum Frühjahr 1868 weilte da- Schiff im Mittelmeer, war während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 mit dem „Kronprinz" und dem „König Wilhelm" in der Außenjade postirt und blieb dort, bis das vor der Jademündung liegende französische Geschwader nach Frank- reich zurückdampfte. Einen besonderen Ruhm erwarb sich „Friedrich Karl" unter Führung des Capitains Werner im Jahre 1873, als das Schiff nach Ausbruch des Jnsurgenten- ausstandeS zum Schutz der bedrohten deutschen Interessen nach Spanien beordert wurde. Im Ganzen hat „Friedrich Karl" sieben Reisen ins Ausland gemacht, und zwar war es fünf Mal Monate lang im Mittelmeer, außerdem ein Mal in Westindien statiolkirt. In der Denkschrift zum Marine-Etat 1883/84 wurde „Friedrich Karl" als dem heutigen Standpunct gegenüber nicht mehr für voll gezählt und nach Außerdienststellung am 30. September 1892 wurde es am 10. October aus der Liste der activen Panzerschiffe gestrichen. Seit jener Zeit liegt da- Schiff in Wilhelmshaven in Reserve und wird in der Liste der deutschen Kriegsschiffe al- Hafenschiff auf geführt. „Friedrich Karl" hat ein Deplacement von 6007 Tonnen, Maschinen, welche 3500 indicirte Pferdekräfte entwickeln, und einen Besatzungsetat von 538 Mann. Es hat eine Panzerstärke von 127 mm, 18 Geschütze und eine Geschwindigkeit von 13 Seemeilen in der Stunde. Die Baukosten beliefen sich aus 6 453 259 >l, die Reparaturkosten auf 5 314846 so daß da- Schiff einen Buch- werth von II'/. Millionen repräsentirt. * Danzig, 3. Juli. Auf Verfügung de- Oberkommando- der Marine wird, wie die „Danziger Zeitung" meldet, am 9. Juli in Wilhelm-haven der Kreuzer „Alerandrinr", um nach Danzig übergeführt zu werden, in Dienst gestellt. Zum Eommandanten ist der Corvetten-Capitain Fischer bestimmt. Dir „Alexandrine", die 1885 in Kiel vom Stapel gelaffen und neulich aus Ostasien zurück- gekehrt ist, hat viele Jahre in außerheimischen Gewässern gekreuzt und soll jetzt auf der kaiserlichen Werst in Danzig einer gründlichen Reparatur unterzogen werden. Kunst und Wissenschaft. IV. Posen, 5. Juli. (Privattelegramm.) Der bekannte hiesige Augenarzt und Inhaber einer Augenklinik, Professor SanitätSrath vr. Wicherkiewicz. hat einen Ruf an die Krakauer Universität al- ordentlicher Professor der Augenheilkunde erhalten und angenommen. * München, 5. Juli. (Telegramm.) Heute Vormittag wurde hier der 111. deutsche Elektrotechniker-Tag eröffnet und Namen» der bayerischen Regierung von dem Minister de- Innern reiheren v. Feilitzjch, Namens der Stadt München von dem Bürgermeister Borscht begrüßt. Pros. Slaby au» Berlin führte den Vorsitz. Nachdem der Geschäftsbericht erledigt war, begaben sich die Theilnehmer vor das Polytechnikum zur Enthüllung de» lebens großen Marmordenkmals de- Physiker- Ohm. An der DenkmalS- seier nahmen auch der Ministerpräsident Freiherr v. Crail-Heim, der Cultusminister v. Landmann und die Spitzen der Behörden Theil. Nachdem Prof. Sommel die Festrede gehalten hatte, über- nahm Cultusminister v. Landmann mit einer längeren Ansprache das Denkmal in den Schutz deS Staate-. Neunter sächsischer Gastwirthstag. (Schluß.) H Vnrgstädt» 5. Juli. Mit einer festlichen Zusammenkunft auf dem „Taurostein" und der Besteigung de- WettinthurmeS wurde heute der Reigen der Festlichkeiten geschloffen, die au» Veranlassung des neunten sächsischen GastwirthStageS vorgesehen waren. Gestern traf auf daS an König Albert im Auftrag de- BerbandStage» abgesandte Huldigungstelegramm die Antwort rin, welche folgenden Wortlaut hatte: „Den zum Gastwirthstag versammelt gewesenen Vertretern des GustwirthsgewerbeS nachträglich meinen herzlichsten Dank für den mir übersandten Gruß. Albert." Die Eröffnung der Ausstellung war in wahrhaft festlicher und glänzender Weise vollzogen worden; auch dir übrigen Festlichkeiten trugen einen glanzvollen Charakter. Neben dem von uv- bereit- erwähnten Empfaugscommers am Dienstag Abend war es besonders die am Mittwoch im Hotel „Deutsches HauS" veranstaltete Fest tafel, die äußerst fröhlich verlief. Nicht weniger als 400 Personen nahmen daran Theil. ,Bei Beginn der Tafel brachte der Vorsitzende Herr Facius ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Se. Maiestät den König Albert aus. Den schwungvollen Prolog sprach mit vor- trefflicher Betonung Frl. Ungar-Burgstädt. Eine Reihe weiterer Toaste folgte. So toastete Gastwirth Sommer-Jocketa auf die Ein wohner Burgstädts,Stadtverordnetenvorsteher Schiller auf den Ver band, Kunze-Plauen aus die Burgstädter College» und deren Frauen, KrebS-Glauchau auf den im Hohen Grade um die Entwicklung des Verbands verdienten Gesammtvorstand, Klingebeil-Leipzig auf den Vorstand des Leipziger Vereins, Ehrhardt.Burgstädt auf die treuen Mitarbeiter im Gewerbe u. s. f. Der Chemnitzer Gast- wirths-Gesangverein erfreute die Festversammluug durch den Bor- trag mehrerer Lieder. In Befolgung des Goethe'schen Wortes: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gur' veranstaltete Herr FaciuS eine Sammlung, deren reicher Ertrag der Verbands-Hilsscasse zu geführt wird. DaS Fest wird allen Theilnehmern in froher Er innerung bleiben. Einen ausgezeichneten Verlauf nahm auch die Festau-fahrt am Donnerstag durch Taura, Schweizerthal, das Chemnitzthal und Lunzenau, durch den Park deS Geh. Commerzienrath Vogel u. f. f. An der Fahrt nahmen 140 Wagen in drei Lolonnen Theil, die Ver bindung zwischen jeder Colonne wurde durch Berittene hergestellt. Daß auch die Besichtigung der Stadtbrauerri in Burgstädt und die überaus liebenswürdige Bewirthung dort zu den Glanz- puncten der Festlichkeit zählte, versteht sich von selbst. Der Schluß der Ausstellung erfolgt kommenden Freitag. Literatur. Die bekannten Hartleben'schen Pläne von Wien liegen abermals in erneuter und in jeder Hinsicht verbesserter Auslage vor. Die große, durch ihre treffliche Ausführung und Verläßlichkeit aus gezeichnete Ausgabe ist in der neuen Auslage durch ein vollständige- „Straßenverzeichniß" der 19 Bezirke von Wien und mit Berzeichntß der „Sammlungen und Sehenswürdigkeiten" bereichert und repräsentirt sich in ihrem eleganten Einbande recht würdig, während die billigere Ausgabe, ebenfalls mit einem kleinen Textanhange über alle Sehens würdigkeiten und Sammlungen in Wien und einem alphabetischen Straßenverzeichniffe versehen, bescheideneren Ansprüchen in erhöhtem Maße entspricht. Die Pläne sind in allen Buchhandlungen zum Preise von 75 und 50 ^ vorräthig. * * * DaS Stahlrad. Jllustrirtes Fachblatt deS Radfahrsports. Verlag von Willy Werner in Leipzig, Glockenstraße Nr. 13. X. Jahrgang. Nr. 26. Inhalt: DaS Fest des Bunde- Deutscher Radfahrer Oesterreichs in Wien. — Gesellschasts-Radreise nach Graz zum 12. Bundestage des Deutschen Radfahrer-Bundes. — Rund schau. — Technisches. — Vereinsnachrichten. — Ausschreibungen. — Rennergebniffe re. Einfach Morgen«, Mittag» und Abend» den Mund tüchtig mit Odol ausspülen und Zähne bürsten, dann hat man stet- einen wohl- riechenden Athem und einen fäulnißfreien Mund, die unerläßliche Vorbedingung für schöne, gesunde Zähne. Ln8knii1l8-voran „Vorslvdt" Gegr. 1869. I'. )V»vt,lk'., Gegr. 1869. Leipzig, Ritterstratze 8, I., Telephon-Amt I, 812. Ertheilt Auskünfte auf das In- und Ausland prompt u. gewissenhaft. Appetitlosigkeit. Herr vr. Jürgen» in Werl i. W. schreibt: „Von vr. Hommel's Hämatogeu*) habe ich sehr viele gute Wirkungen gesehen. Es wird selbst von Säuglingen gut vertragen und regt oft geradezu wunderbar den Appetit an." ') Eoncentrirte» gereinigte» Hämoglobin (D. R.-Pateot Nr. 81391). Hämoglobin ist die natürliche organische Eisen-Mangan- verbindung der Nahrungsmittel. Depot- in allen Apotheken. Man verlange ausdrücklich „vr. meck. 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