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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.07.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950717014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895071701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895071701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-07
- Tag1895-07-17
- Monat1895-07
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Zlnnahmeschluß fiir Anzeigen: (nur Wochentag») «b,nd.Au«gabe: vormittags 10 Uhr. Marge ».Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestelle» je ein« halb« Stunde früher. Anzeigen find stet» au di« Grpepilion VN, me»«'» e.rti«. (Mfre» Ha»«). Unlversitätsstraße 1, Laut» Lösche, Kattzartnenstr. 14. Part, und Könsgsvlatz 7. Lrgan fiir Politik, Localgeschichte, Handels - «nd Geschäftsverkehr. Druck und Verlaq von E. Polz ln Leipzig. ^ 342. Mittwoch den 17. Juli 1895. 8S. ZahrganK Bestellungen auf Nrijeabonnements nimmt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer aus älv Lxpeilltion ües I^eip/i^er laxtzdlattes, Johannisgasse 8. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Die Pflasterung der Aeriuan» Nhade-Ltrahe, von der Aoberl Schumann- bis zur Peftalozzi-Ttratze mit bossirten Steinen 1. Elaste soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau« Verwaltung, Rathhaus, 8. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 die auch tu Briefmarken eingejendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Ferdinand Nhode-Ltratze" versehen in dem oben bezeichneten Geschäftszimmer bi» zu» 24. df». MtS. 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Der Rach behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 1b. In» 1895. De- RatheS der Stadt Leipzig Io. 8455. Stratzriibaiideputation. Lekanntmachung. Die Granitschwellenlieferung und Verlegung in der Ferdinand Ahode-Stratze von der Robert Schumann, bi- zur Pestalozzi-Straße soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau« Verwaltung, Rathhau», 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23 aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 -H, die auch 1» Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Granitschwellenliefernng «nd Verlegung tu der Ferdinand Rdade-Stratze " versehen in dem obenbezeichneteu Geschäftszimmer di» UV» 24. diese» Monats 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, sämmtliche Angebote ab- zulehnen. Leipzig, den 1b. Juli 1895. Des Rathe« der Stadt Leipzig Io. 8455. Stratzciibaudeputatiou. Gesucht , wird der am 8. März 1846 in Schweidnitz geborene Geschirr, sichrer Larl Friedrich Engelman», welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 13. Juli 1895. Der Aattz der Stadt Leipzig. Armeuami, Abttz. II. A. L. VN. Nr. 183ä. Heutschel. M. Vermißt wird seit dem 13. Juni er. der Handarbeiter Friedrich Ernst Petersohn, aeb. am 26. August 1845 zu Görschlitz bei Eisleben. Derselbe hat sich am genannten Tage aus seiner Leipzig-Lindenau, Wettiner Straß« 64, gelegenen Wohnung entfernt und es fehlt seit« dem jede Spur von ihm. Rach feinen Aeußerungen ist anzunehmen, daß er sich da- Leben genommen hat. Petersohn ist von langer Stator, hat volle« Gesicht, graumelirte» Haar, Glatze «nd grauen Vollbart. Er war bekleidet mit dunklem Jacket, grauer Hose, ch Schaftstiefeln und dunklem Filzhut. Alle Wahrnehmungen über den Verblieb Petersohn's bitten wir ungesäumt zur Krnntniß unserer Criminal-Abtheilung — Wächter straße 5, Zimmer 68 — zu bringen. Leipzig, am 13. Juli 1895. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: VH. 2436. vr. Sch mit». Kr. Diebstahls-Lekannlmachnng. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) ein güldener Ring, gravirt „F. d>'.", am 3. Juli; 2) eine silberne Eyliuderuhr, alt, ohne Secundr, im Deckel eingeprägt: „ickeM" —..StrassburK", am 6. Juli; 3) eilte goldene Uhrkette mit Ring, am 30. Juni; 4) eine O, Flöte von Elfenbein, ca. */«m lang, in Holzfutteral mit braunem Sammet auSgeschiageo und schwarzer Glanzleinwand überzogen, am 87. Jani: 5) eine goldene Damenuhr mit der Nummer 3137, am 13. Mai; 6) »ine goldene Da«en-Ne«ontoir»hr mit Blumrnverzierung i« bunter Emaille, inwendig gravirt: Or^ieliua 1892" und kurzer goldener Kette mit Loralleustück. am 11. Juli; 7) et« Damen-Regcuschirm mit schwarzseidenem Bezug und geschnitztem Elsenbetngnff, am 13. Juli; 8) 1O00 Stück Cigaretten, in graubraunem Papier verpackt, in Tartons zu 50 und 100 Stück, theils mit der Bezeichnung .Hoatov" u»d.stöbert 8oi,mornrit»" dersehen, am IS. Juli; S) ein Pneumatik-Rover mit dem Stempel -Svmpvr ch Co." drfrctem Vorderrad uud Kugellager und mit dem Firmenschild „Emil Makler, Leipzig, Gerberstrahe 49", am 8. Juli; 10) ein Rockanzug von schwarzem Tuch, am 5. Juli. Etwaig« Wahrnehmung«» über den Verblieb der gestohlene« Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bei unser« Lriminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 15. Juki ,895. D« Polizeiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: vr Schmid. Ml. Loncursverfahren. In dem LoucurSversahren über da» Vermögen d«» Kürschner» Ferdinand Richer» zu rSettzensel» ist zur Abnahme der Schluß, rrchnung deS Verwalter«, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzrichniß der bet der Vertdeilung zu berücksichtigende» Forderungen und zur Beschkutzfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbare» Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 1«. «uguft 18VS vormittags II Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte dierfelbst, Zimmer Nr. 7, bestimmt. Da» Schluß»,rzeichniß und die Schlußrechnung liegen in der Gericht»schreibrret zur Einsicht der Betheiligien bereit. w»iß«ufel«, den 13. Juki 1895. Königliche» Amt»nericht. Asttbettn-- ' Obkvervachlnng. s Die diesjährige Nutzung von den fiskalischen Obstbänme» an den Silagen der nachgeiiannten Amtssiraßenmeisterbezirke soll gegen sofortige baarr Bezahlung und unter den sonstigen, bei Eröjjaung der Termine bekannt zu gebenden Bedingungen, im Wege des Me.stgebots öffentlich verpachtet werden und zwar: Freitag, den IS. Juli dss. JhrS., von vormittags 10 Uhr an im Gasthofe „zum Zimmerhos" in Borna die Nutzung der Obstalleen in den Bezirken der AmtSstrasteN- meister Hautzmann in Borna und Grimm in Lobjläot, 2. Sonnabend, den 20. Juli dsS. Ihr»., von Nachmittags ' ,4 Uhr an im Gatthofe „znm Kronurinz" in Groitzsch die Nutzung der Obstallee im Bezirke des AmtSstrancnmciftcrS Nenbert in Groitzsch and 3. Montag, den 22. Juki dsS JhrS., von Nachmittags ' .5 Uhr an im „Vöggek'schen Restanrant" am Bahnhof Frohbnrq die Nutzung der ObstaUeen in dem Bezirke des Alutsstratzen- meisterS Aehrmaun in Frohburg. Nähere Auskunft über die einzelnen Straßen und deren Unter« abtheilungen, sowie über die Anzahl der anstehenden Lbstbäume er« theilen die vorgenannten Amlsslraßenmeister und die Wärter der einzelnen Straßenabtheilungen. Kömgl. Strotzen- und Wasser- Königl. Banverwalterei Vautnspectiou Leipzig, Borna, am 9. Juli 1895. Michael. Bah mann. immer weiter zurückdränzende polnische PropaS-nda war ich eine der Ha-—B.smarck« in ». Tagen des Culiurkampses. Gelder aus Grundstücke bei vorzüglicher Sicherheit bez. größeren Lapiralien auch zu billigerem Zinsfüße leiht aus die städtische Sparkasse Kalkcnstein. Willdthork. Lr. Nichtultramontane Blätter hätten die Enthüllung deS Windthorst-Denkmals zu Meppen ohne näheres Eingehen auf Person und Leben beS verstorbenen CentrnmsfübrerS vorübergeben lasten können Heute ist das nicht mehr möglich. Der dem Centrum angehörige Reichstagsprasidcnt, der seine Wahl der Nichtehrung Bismarck'S durch den deutschen Reichstag verdankt, hat mit der dem llltramontanismus eigenen — Unerschrockenheit den Reichstag officiell zu der Denkmalsweibe für Windthvrst eingeladen! Als Or. Windtborst am 14. März 1891 verstorben war, als seine Leiche mit fürstlichen Ehren durch das Mittelportal des Brandenburger Thores binausbegleitet und im Fürsten zimmer deS Bahnhofes zu Hannover aufgebabrt wurde, da hat ein bedauernSwerth großer Bruchiheil deS deutschen Volkes sich an der Leichenfeier für den klugen und viel- gewandten Welfen- und Centrumsführer betheiligt, als wäre mit ihm der Baker des Vaterlandes dahingeschiecen. Heute liegt der Abschluß seiner politischen Tbätigkeit schon vier Jahre hinter uns, und da daS politische Ge- dächtniß der Gegenwart kurz ist, möchten wir für diejenigen national gesinnten Deutschen, welche in Gefabr und Ver suchung kommen, sich wiederum an den ultramontanen Triumphwagen spannen zu lasten, einige Erinnerungen wieder auffrischen und die Frage beantworten: wer war der Mann, dem vaS dankbare Centrum, die dankbare Welfenpartei in Meppen ein Denkmal errichtet bat? Windtborst war vor Allem Hannoveraner. Schon 1849 drängte er aufs Eifrigste in der zweiten hannover schen Kammer daS Ministerium zu einer preußenfeindlichen, particularistischen Politik. Nach dem Iabre 1866 ward er der Rechtsbeistand und parlamentarische Anwalt der han noverschen Dynastie. Er hat als Welfe die Wiederherstellung des Zustandes vor 1866, der alten Welkendynastie, als Ziel und Ideal nie auS den Augen gelasten. Nicht so leicht läßt sich anscheinend die »veite Frage beantworten: Wie stand Windthvrst zu seiner Kirche? Man hat seine Stellung im ultramontanen Centrum sich so erklären wollen, als batte er nur auS taktischen Gründen sich de« CentrnmS bedient, weil er in demselben die furchtbarste Waffe, den tödtlichen Keil erkannt batte, um daS Gefüge deS neuen Reiches zu sprengen oder soweit zu lockern, als für die Verwirklichung der welfiscken Hoffnungen notbwendig sein würde. Und allerdings bat Windtborst selbst sehr deutlich auf gewisse Notblagen des Reiches hingewiefen, welche die »freiwillige" Erfüllung jener welfischen Wünsche und Hoffnungen mit sich bringen könnten. Allein, wenn auch bei dem Meister der Satire und der diplomatischen Verstellung nicht immer leicht zu unterscheiden ist, welche- seine wirkliche AerzenSmeinung war; wenn er ferner auch an dem bekannten Laienconcil wider di« Unfehlbarkeit im Jahre 1869 zu Berlin theitgenommen bat und von dein drohenden UnfehlbarkeitSdogma für die katholische Kirche Unheil erwartete, so hat er andererseits schon viel früher sich in einer Weis« als Katholik bewiesen, daß an der Auf richtigkeit seiner Gesinnung nicht wohl gezweifelt werden kann. Er setzte als Iustizminister die Wiederherstellung deS BiSthumS O-nahrück und die Berufung katholischer Personen an den hannoverschen Hof durch. Als Welse und als Katholik bat Windthvrst in den kirchen politischen Kämpfen der 7Vrr und 80er Iabre bald die un beschränkte Führung der konfessionell-politischen CentrumS- partei übernommen. Der UltramontaniSmu», der im Jahr« 18K6 und 1870 auf die Vernichtung de» protestantischen Preußen gehofft, war mit der Errichtung eine» drutschen Reiche« untrr preußischer Führung äußerst unzufrieden. Habsburg dätt« sich, wie unS z. B. Majunke mit cynischer Offenheit belebrt, hierzu viel besser geeignrt. Daher die ultramontanr Mobilmachung bei den Wahlen vom 16 November 1870 und 3. Mär; I87l und die den Kamps beginnenden herausfordernden Anträge de» CentrumS im ersten deutschen Reichstag, welche zu jener di« staatlich, Abwehr vrganisirenven Maigejetzgebung, zum Cultur- kauivf, zur „diokletianischen Verfolgung" der katholischen Kirche geführt haben. Im Geiste dieser rbatsächlichen Urheber hat Windtborst den Culturkampf geführt. Er hat da» Centrum zum Mittelpunkt und Anwalt aller dem deutschen Reiche widerstrebenden und feindseligen Elemente, insbesondere der Welfe», seiner Gesinnungsgenossen, und der Polen gemacht, ^i' n ' r ,n ".>f ! >> . !'-n,-„ Kirche da» Deutichtbum katholische Fraktion RcichenSperger A ^ ^ Niego- lanveSverrätderiscken großpolmschen Antrag ^ lewSki .lodtgemach," batte, bat sich 0>'- W'nd'dorit uno untrr seiner Leitung da» Centrum, y)ti, auch der weitgebendsten poln„chen ^"'pru-be g-m -b. der Wandlungsfäbigkeit eines Protru» W'Nktborst s polnische Nolle durchgeführt. Heute erklärte regiert die Welt" und morgen redete er von pwt ^n, tischen Schwcsterkirche und ries d>e.„si'aub,gen Prolesiannn zum Kamps gegen den Umsturzes, um d.e^Co^ von den Mittelparteien, den .Culturkampsern . «ul rennen. Bald pricS er mit dithyrambischem Schwünge die Loteranz, die Parität, die Gleichberechtigung ^er Conselsionen und >m nächsten Augenblicke fordert- er d>e Entrechtung der A katlwliken. Eben hatte er e.n k,rchenpol,t.lcheS H-n de's geichäft gemacht, d. h. gegen »»> Lluck Maigeieygebuiigs abdruch der Regierung die Unterstützung des Cennums für politische Zwecke g-wäbrt, da erklärte er: R'llgwn und Politik baden gar nichts mit einander zu schassen, er proclam:rte den' gallikanischen. ketzerischen Grundsatz: dem Papst hat man nur in relsiziösen, nicht aber in politischen Fragen zu folgen — natürlich nur deshalb, um die Aufforderung deS Papstes zur Unterstützung der SeptennatS Vorlage der deutschen Rcichsregierung im Reichstag in der Tasche behalten und nicht befolgen zu dürfen. D-nUbe ultra- montane Particularist, der Bayern gern die Rolle einer „kalkotischen Vormacht" spielen sehen mochte, wäre, sobald man dem vertragswidrigen Antrag der ullramontanen Partei 187 l stattzegeben batte, bereit gewesen, durch Uebertragung der kirchlichen SelbstständigkeitSparagrapben der preußische» Ber- sassung in die Reichsveriafsuug in centralistlschem Smiie die Kirchenlwbeitsrechte der Einzelstaaten zu zerstören. Im Jahre 1869 war er erzürnt gewesen aus dir Jesuiten, denen man daS fatale vatikanische Concil mit seinem UnfeblbarkeitStogma ver danke, und hatte erklärt, er würde, falls sie vertrieben werden sollten, keinen Kiuger für sie krumm macken. Das hinderte ihn aber gar nicht, mit größtem Pathos die Zurückrufung ker Ver triebenen al- unveräußerliche- Recht der Katholiken zu fordern — sobald den Hauptbeschwerden der Katholiken adgeholfen war und dir Flamme de» CulturkanipfeS au» Mgngel au Brennmaterial zu erlösche« drobte. Denn, so sehr die „Herbeifübruvg de» kirchliche« Frieden»" zum Pbraseomaterial Windthorst'sLer Beredtsamkeit gehörte, in wirklich srirdensördernbem Geiste hat er die ungeheure parlamentarische Machtstellung, zu der er das Centrum, Dank der Zerrissenheit der übrigen Parteien, erhoben hat, nicht verwendet. Im Gegentbeil. In dem entscheidendsten Wendepunkte hat er die Versöhnung verhindert, den Kampf hinausgezögert. Papst Leo XIll. war am Anfang seiner Regierung geneigi, gegen die Wiederberstellung der poli tischen Gesandtschaft am Vatikan die Anzeigepsticht zu ge währen. Die Partei Windthorst's hat daS Meist« dazu bei gerragen, daß die Verhandlungen wieder abgebrochen und sabrelang unterbrochen wurden. Im Frühjahr 1878 war Windthvrst au» dem drohenden in den flehenden Ton über- gegangen und hatte sogar erklärt, sich mit Bismarck verständigen zu wollen; »ur dessen „Generalstab" hindere den Frieden. Später durch die Nachgiebigkeit der preußischen Regierung wieder niuthiger geworren, wollte sich Windtborst mit der von derselben ja zugestandenen und durckgeführten, doch so gründlichen „Revision" der Maigesetze nicht mehr zufrieden geben. Jetzt verlangte er nicht Revision, sondern Abbruch, völlige Ansdebung aller Maigesetze; Wiederherstellung des trüberen Stande-, wie er in der „unbewachten" Zeit von 1848 bi» 1872 der römischen Kirche so außerordentlich ein träglich gewesen war Nicht bloS die», er forderte, um ein möglichst weite» Feld neuer Ansprüche zu eröffnen, in seinen Wahlreden auch Garantien dafür, gesetzliche Garantien, daß ein Culturkampf in Preußen sich nicht mehr wiederbolen könne. Und als die kirchlichen Forderungen alle erfüllt waren, da drohte er mit dem Sch»lculturkanipf, der noch schärfer werden würde, als der kirchliche, und enlfefselte jenen Sturm neidischer und begehrlicher ParitätSsorderungen der Katholiken, der jetzt noch dir Hauptkosten der CentrumSagitation tragen muß, wahrend der erste unter Caprivi'scker Aegide unter nommene Cchulculturkampf glücklich abgeschlagen worden ist. Seit 25 Iabren waren eS katholisch-kirchliche Forderungen, welche immer im Vordergrund unseres politischen LebenS ge standen haben. Seit 25 Jahren wird daran gearbeitet, um das katholische Volk nicht auS seiner OppositionSstellung berauSkommen zu lassen. Die Wunde darf sich nicht schließen, darf nicht vernarben. Und die-, während die Lage der katholischen Kirche in jedem einzelnen deutschen Staate eine bessere ist, als in den meisten außerdeutschen Staaten, und selbst die preußischen Maigesetze nicht» waren al- eine Nach ahmung solcher Gesetze, die sich die katholische Kirche in andere» deutschen und außerdeutschen Staaten ruhig gefallen läßt! Denn die trübe Döllinzer'sche Prophezeidung, daß der UltramontaniSmu- den ^larnzmus ssnitks, das Siech- thum, bringen werde, zum guten Tdeil jetzt schon in Er füllung gegangen ist, so gebüdrt ei» Haupttheii de» Ver dienste» hierfür der „Perle von Meppen". Und wenn Polen. Welsen und Ultramontane den verstorbenen CentrumSsübrer ehren, so haben sie allen Grund. Gesell, sich ihnen die vaterland-lose Socialdemokralie bei, so wird sich auch hierüber Niemavd wundern. Verstand e» doch Win'Vborst. sich anzu- freunden bald bei den Radikalen durch volltönende Freiheiis- bei den Reaktionären als Vertreter unerbitt lichster Legitimität. Wenn aber auch Mitglieder jener Frak tionen de» Reichstag», die bei dem Antrag auf Beglück- wünzchung de» Fürstin Bismarck zu seinem 80 Geburts tage ,n der Minderheit blieben, die Windthorstfeier in Meppen »erb,erlichen Helsen sollten, so kann man nur wn schen, daß dies, Mitglieder von ihren Wählern energisch zur Rikderltgung ihre» Mandat» ausgejordrrt würde». Deutsches Reich. -g- Leipzig, lS. Juli. In Bezug auf die Angelegenheit deS ermordeten Kaufmann» Rockstroh von hier ver öffentlicht da» „Berliner Tageblatt" ein auS Fez vom 2. Juli datirtes Schreiben eines Berliner Exporteurs, worin unter Andern, gr,agt ist. daß der deutsche Dragoman Mansur Melhamek von der marokkanischen Regierung volle Genugtbuung sowohl für die Angehörigen als auch für die deutsche Regierung erhalten habe. — Im Gegensätze zu dieser Nachricht erfahren wir von betheiligter Seite, daß die Entschädigungsfrage für die Angehörigen Rockstroh'S noch in keiner Weise geregelt ist; die Frist, bis zu welcher eine Regelung hätte eintreten müssen, ist längst verstrichen, und bis zur Stunde weiß man hier an der Stelle, die mit der Regelung de» Nachlasses Rockstroh S betraut ist und die sofort Informationen von jeder wichtigen Wendung der Dinge erhält, nichts. * Zwickau, l6. Juli. Der Vorstand de- vom hiesigen Amtsgericht aufgelösten Verbandes sächsischer Berg- u»d Hüttenarbeiter zu Zwickau beabsichtigte nach der Auflösung eine außerordentliche VerbandS-Versam in- lung abznhalten, um noch rechtzeitig, wäbrend der Beschwerde- erledigung, die Sterdecasse des Verbandes von diesem zn trennen und derselben das Verbandsvermögen zu überweisen. Der hiesige Rath verbot aber diese Versammlung als uuslatl- daft. Der gegen dieses Verbot eingelegte Rekurs wurde von der b>esigen KreiSkauplmaiinschast verworfen und jetzt auch vom königl. Ministerium des Innern die erhobene Nichtig- keilsb e> chwerde zurückgewiesen. * Berlin, 16. Juli. Ein schweizerische» Blatt, die „Neue Zürcher Zeitung", beschäftigt sich in ihrem gestrigen Leitartikel mit unserer Feier der Erinnerungslage oe« deutsch-französischen Krieges. Das Blatt weist darauf hin, daß auch andere Völker ihre Siege zu feiern pflegen, und bemerkt u. A.: „Wir glauben, das deutsche Bolk hätte sich um des lieben Frieden- willeu l>erbe»gelasjcn, aus dir verschiedenen Feierlichkeiten zu verzichten, wenn es damit den Nachbar vollständig hätte ver- iüdneii können. Aber da die jüngsten Vorgänge, namentlich die Kieler Festlichkeiten znr Genüge bewiese» haben, daß die Franzosen sich nicht versöhnen lassen, daß sie Haß und Erbitterung gegen Deutsch land bewahren wolle» und daß sie nur auf die günsiige Gelegen heit warten, vm den Revanchekrieg zu beginnen, so hätte es keinen Hweck gehabt, wenn Deutschland sein gutes Recht, die Siege zn ,eiern, die e» vor einem Bierleljahrhundert mit so ungeheuren Opfern erfochten, dahin gegeben hätte. Ob gefeiert wird oder nicht, Frankreich haßt Deutschland doch. Anläßlich eines Vorschlages, ein Schiedsgericht für alle Streitfälle zwischen Len Bereinigten Staaten und Frankreich einzusetzen, jagte ein großes Pariser Blatt: Wn können uns mit allen Staaten der Welt über alle Streilpunct» verständigen, nur mit Deutschland können wir nie Frieden schließen." Die „R. Zürck. Ztg." erörtert bann, wen die Schuld am Kriege treffe, und kommt zu folgendem Ergebnisse: „Am Kriege Schuld waren jene Franzosen, weiche in dem glänzenden Siege Preußens über die Oesterreicher bei Königgrätz (Sadowa) eine Beleidigung für Frankreich taben, welche von 1866 an ebenso Rache für Sadowa verlangten, n»e seit 1870 Rache für Sedan, welche die Einigung Deutschlands als eine Be einträchtigung Frankreich- ansahen und darum nicht ge statten, welche keinen andern mächtigen Staat neben sich dullen und keinen andern KriegSruhm als den französischen gelten lassen wollten. Dieser Theil des französischen Volkes, obschon im Verhältnisse zur großen friedliebenden Masse nicht beträchtlich, beherrschte eben Pari», und Pari» beherrscht Frankreich, er beherrscht die Presse und das müßige Volk in Pari», das bei jeder Staats action sein gewichtiges Wort glaubt mitsprcchen zu müssen. Zum Kriege getrieben hat ferner die altbonapartistische Partei, welche nur in neuem Kriegsruhm eine Befestigung und Fortdauer deS napolevnischen Throne- sah, und die Hauptwühler waren die Minister Herzog von Gramonl und Leboeuf, denen sich dann auch noch Emile Ollivier beigesrllte. Der Herzog von Graniont war ein eitler, anmaßender Mensch, rin unklarer Kopf, der sich an Bismarck racken wollte, weil dieser einmal von ihm gesagt, er sei rin absolut unfähiger Staatsmann. Leboeuf war der kurzsichtige fra»zösi)ch« Marschall, der außer der französischen Armee nichts kannte und diese nicht einmal gründlich, und der sich im Wahne wiegte, diesrtde sei jedem Gegner wett überlegen. Ollivier war sonst ein kluger, friedliebender Staats mann, der eine große Vorliebe für Deutschland hegte. Aber auch er ließ sich vom Taumel hinrrißen, daß er in der Kammer am 15. Juli sagen konnte, er übernehme leichten Herzens die Beraniwortlichkeit für diese» Krieg. In der Kammer aber hatte die Kriegspartei die übergroße Mehrheit, die desonnenrren Männer kamen nicht mehr zum Wort und wurden übersckrien. Es war, wie wenn der gesunde Menschenverstand die Franzosen verlassen hätte. Und rer nämlich« Tumult und das thörichte Knegsgrschrei verpflanzte sich auf die Straße von Paris. Die Preise aber Halle die Bevölkerung bis zur Sinnlosigkeit gereizt und verhetzt. Man kann sagen, Paris, d. h. Frankreich, taumette wie ein Be trunkener in de« Krieg hinein." * Berit», 16. Juli. Verschiedener, Blättern de- Wahl kreise» Waldeck-Pqrmoni ist rin Schreiben zugegangen, dem wir Folgende» entnehmen: „Da» national-liberale Parteiprogramm von l881 besagt: „Alle Bestrebungen, gleichviel von welcher Seit« sie komme», welche auf die «ckmalerung der verfassungsmäßigen Rechte der Volksvertretung gerichtet sind, ipird dir Partei mit Ent- sckiedenheit bekämpfen." Da» Heidelberger Programm von >884 fügt ausdrücklich hinzu: .Für dieAusrrchterhaltung des geheimen Stimmrecht» wrrden sie (die National-Liberalen) ««treten." Der Wahl - Ausruf der national » liberalen Parte, von 1893 wiederholt diese Bekräftigung mit den "die die national-liberale Parte» an der Schaffung der Verfassung entscheidend mitgewirkt hat, so ""sd sie auch jetzt an deren Bestimmungen, an den ver fassungsmäßigen Reckten der Volksvertretung, an dem ver- lassungSmäßigen Wahlrechte f^ftballen." Bel der Abfassung
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