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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950815029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895081502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895081502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-15
- Monat1895-08
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Loottsport 7,30. lun). voUmtsr «ocll kxpl, 3,18. 2,12 (krsmium). rilliLllt 16 » 3 ä. iläsr k. p. 3,00, Ol. 4,81, üo. c>o. »krikLnieclis Soläüslä, 13^7. >,37, liLuxlouxts ross 8,00, Ls»r n, koot«ui 13,00, Mä 2^7. L. I. Lw. ». 11.8m. isv.lldl. vom. S. i 101,. 1,d.8t.-L Vloxä c, Lisrbr. L^lolltLll 2nok«rk. !p(8oldr.) (U»rtm.) r. Srk.-V L LcllüllL >ss«r «rt iir. Solln, ez-, coll». all« rur« kn. . ie- 0»ll karr I 750 483M 834 556 108,20 103.70 88,60 61.30 84.60 71,40 41.— 80.60 83,80 82.30 84,30 82 50 147,73 143,30 100.— 126.70 83,80 137.70 103.80 118.25 161.25 128.80 83.— 105,10 207.25 174,75 85.10 104 25 182 75 121.25 243,40 140,— 222.— 83,75 160,— 167,40 218,10 217.20 218.20 isr I» illtts vvu -7°!. Iilo^ä . 3proc. 8. 1,p.S.I8S4 cdsXotvll ctis1,oo»« pr. cioldr. cikLll.alts USUS 163,80 167,75 13810 148,10 105,70 88,00 87,10 218,25 138,90 103.00 83,70 80,30 res: kost, lilnes.) 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Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Slnzeigen.Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem RedactionSstrich (4g«> spalten) 50vor den Familiennachrichtea (6 gespülte») 40 Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Ertra»Veilagen (gefalzt), »ur mit de« Morgen - Ausgabe, ohne Postbesördenmg 60.^-, mit Postbesörderuug ^ ?U--. Annahmeschluß sür Anzeigen: (nur Wochentag») Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Vei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigr» sind stets an die Gxpetztri«» zn richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 3S3. Donnerstag den 15. August 1895. 89. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig. 15. August. Der offene Brief des Reichstagsabgeordneten für Dessau- Zerbst, des Herrn Commerzienraths Roesicke, an das Kreis- wahlcomitö der nationalltbcralen Partei in Dessau ist nun vom letzteren folgendermaßen beantwortet worden: „Infolge Ihrer Erklärung an das nationalliberale Wahlcomits des ersten anhaltischen Wahlkreises vom 1. Juli d. I., wonach Sie sich wegen wesentlicher Abweichungen von dem Standpunkte der nationalliberalen Fraction des Reichstags nicht mehr als geeigneten Vertreter unserer Partei im Reichstage betrachten zu können glauben, erklären wir Ihnen, daß in einer heute stattgefundenen Zusammenkunft des nationalliberalen Wahlcomitös und von Ver trauensmännern der Partei allseitig die Ueberzeugung aus gesprochen ist. daß Sie das Vertrauen der nationalliberalen Wählerschaft unseres Wahlkreises nach wie vor in vollem Maße besitzen. Die nationalliberale Partei hat Sie seinerzeit gewählt, ohne Ihren Eintritt in die Partei und ohne von Ihnen bindende Erklärungen über Ihre etwaigen Abstimmungen zu verlangen, in der Ueberzeugung, daß Sie in allen nationalen Fragen mit uns auf gemeinsamem Boden stehen, und im Uebrigen Ihnen volle Freiheit gelassen, nach Ihrem besten Ermessen das Wohl der Ge- jammtheit wahrzunehmen. Auf diesem Standpunkt steht die hiesige Partei noch heute und richtet daher an Sie das Ersuchen, Ihre Absicht, das Mandat niederzulegen, auszugeben oder die Ausführung dieser Absicht wenigstens so lange zu verschieben, bis wir Gelegenheit haben, in einer größeren Versammlung von Parteigenossen Ihnen die Bestätigung unserer heute ausgesprochenen Ansichten zu ver schaffen." Daß diese Antwort unstatthafte Auslegungen erfahren würde, ließ sich voraussehen. Wenn der nationallibe ralen Partei „Eins auszuwischen" ist, heiligt eben der Zweck das Mittel, und linksliberale Blätter beeilen sich denn auch, in dem Vertrauensvotum des anhaltischen Wahlcvmitss ein Mißtrauensvotum gegen die nationallibcrale Politik im Reichstage zu erblicken. Hierauf entgegnet die „Nat.-Lib. Corr.": Die Erklärung des nationalliberalen Wahlcomites in Dessau besagt mit anderen Worten nur, was wir sofort nach dem Erscheinen des Roesicke'schen Briefes bemerkten. Erstens wird betont, daß Herr Roesicke von den Nationalliberalen nicht einmal mit der Verpflichtung auf die allgemeinen Punkte des nationalliberalen Programms, geschweige mit Verpflichtungen im Sinne eines imperativen Mandats gewählt wurde. Die Nationalliberalen in Dessau-Zerbst haben lediglich deshalb gleich im ersten Wahlgang für ihn ge stimmt, weil er ihnen in nationaler Beziehung mindestens ebenso zuverlässig erschien, wie der vom Bund der Land- wirthe aufgestellte Eonseryative, und weil sie Werth daraus legten, einen Liberalen, nicht den Conservativen durch die Stichwahl mit den Socialdemokraten in den Reichstag zu befördern. Nun erklärt das Dessauer Comitv dem Herrn Roesicke. daß es in Bezug auf alle nationalen Fragen heute noch dasselbe Vertrauen zu ihm hege, wie vorher. Dies und nichts weiter bescheinigt die Dessauer Erklärung in posi tiver Beziehung. Und nicht ohne tatsächliche Unterlage. Beispielsweise hat Herr Roesicke am 23. März für die Beglückwünschung des Altreichskanzlers gestimmt und dabei den fundamentalen Unterschied zwischen sich und der radical-klerikal-socialistischen Mehrheit scharf genug be kundet. Unsererseits hätten wir allerdings gewünscht, daß er drei Wochen vorher, bei der Abstimmung über die Ergänzung der Kreuzerflotte, von der radical-socialistischen Opposition sich ferngehalten, oder daß er dieses verneinende Votum in dem offenen Briefe nach Dessau wenigstens mit erwähnt hätte. Doch mag es Wohl sein, daß sich das Dessauer Evmitö gerade über diesen Punkt leicht hinwegsetzen konnte. Der Hochagrarisch-Conservative, der bei der Wahl von 1893 nur noch in Frage stand, hätte eS ohne Zweifel mit der Gruppe Ploetz-Langen gehalten, die betreffs der Marineforderungen einfach Aergerniß erregte. So viel in Bezug auf die positive Seite der Deffauer Antwort. Was weiterhin erklärt wird, ist nichts weniger als eine Zustimmung zu der Kritik, welche Herr Roesicke am Verhalten der national liberalen ReichStagsfraction geübt hat, sondern eine in der Form überaus verbindliche Zurückweisung des von Herrn Roesicke unternommenen Versuchs, die Deffauer National- liberalen zu einer kritischen Erklärung über die einzelnen Abstimmungen der nationalliberalen Reichstagsfraction in dem verflossenen Winterhalbjahr Hinzureißen. Das Dessauer Comitv bestätigt ihm lediglich, daß vie Nationalliberalen in Dessau-Zerbst nach wie vor das Vertrauen hegen, daß ihr Abgeordneter nach seinem besten Wissen und Gewissen handelte und handeln wird, wenn er die ihm unbeschränkt gebliebene Freiheit der Entschließung betreffs aller wirthschafls- politischen und sonstigen offenen Tagessragen von Fall zu Fall gebrauchte und ferner gebraucht. Wir möchten doch wissen, wie man aus diesem zweiten Theil der Erklärung herauslesen kann, daß die Nationalliberalen in Dessau-Zerbst den Standpunkt überall im Einzelnen theilen, welchen Herr Roesicke in seinem Sendschreiben zur Frage der Zucker- und Branntwein besteuerung, der gesetzlichen Organisation der Arbeiter, der Abwehr socialrevolutionairer Umtriebe u. s. w. gekennzeichnet hat. Absichtlich stellen wir hier die Zuckersteuer voraus, um zu zeigen, wie ganz undenkbar eS ist, eine solche Zustimmung in Einzelpuncten anzunehmen, geschweige in allen Einzel- puncten. Nein, hier ist weiter nichts gesagt, als was bei der Wahl von 1893 als selbstverständlich vereinbart war und die ganze Zeit hindurch für selbstverständlich ge golten hatte, so daß nur Eins schließlich nicht recht zu ver stehen war: wie nämlich bei Herrn Roesicke die Vorstellung erwachen konnte, als sei er dem nationalliberalen Theile seiner Wählerschaft den Rücktritt vom Mandate schuldig, weil er in Fragen der Wirtschaftspolitik und der Sociat- politik nicht mit der Mehrheit, sondern nur mit einer Minderheit der nationalliberalen Fraction sich in Uebereiw stimmung befand. Hat denn die Fraction über diese Minder heit ein Ketzergericht abzuhalten? Wie viel weniger konnte sich ein Abgeordneter da bedrückt fühlen, der von vornherein seinen Platz links von der Fraction genommen hat." Nachdem der katholische Feldpropst der Armee vr. Aßmann aus engherzigen confessionellen Gründen sich geweigert hat, der Erinnerungsseier der Berliner Kriegervereine, die am 19. August in Gegenwart de» Kaisers stattsindet, beizu- wohnen, hält die „Germania" den Augenblick für gekommen, um nach Vermögen die Feier der Grundsteinlegung zum Kaiser- Wilhelm - Denkmal zu beeinträchtigen. Das ultramontane Blatt schreibt u. A.; „Die Grundsteinlegung wird sich ähnlich vollziehen, wie die Schlußsteinlegungen in Holtenau und bei dem neuen Reichstags gebäude. Wir haben beide» Cereinonien beigewohnt und müssen gestehen, sie haben uns nichts weniger als imponirt. Sie haben trotz aller Uniformen nichts Feierliches und Erhebendes, sondern mit ihrer Hammerklopferei «venuckniu oräinom etwas recht Triviales. Diesmal soll noch ein protestantischer Prediger den Segensact vollziehen und einen Weiheact halten. Dadurch wird der Ceremouie etwas Protestantisch-Äirchliches ausgeprägt, Las Katholiken die Betheiligung erschwert." Man wird ja bald erfahren, ob Freiherr von Buol, der klerikale Präsident des Reichstages, der nach dem Pro gramm dem Kaiser den Hammer zu der „Hammerklopfrrei" reichen soll» diese Empfindungen theilt und der Feier fern bleibt. Es würde in der That „zum Ganzen passen", wenn der Vertrauensmann derjenigen Parteien, die dem ersten Gehilfen de« Heldenkaisers den Glückwunsch zum 80. Geburts tage verweigerten, bei der Denkmalsweihe für eben diesen Kaiser abwesend wäre, weil der protestantische Träger der deutschen Kaiserkrone nicht einen katholischen Geistlichen zur Feier heranzog! Und Niemand wäre so berechtigt, dem nationalen Heroen Wilhelm I. die Huldigung zu ver sagen, wie Freiherr von Buol, der die Vertreter des deutschen Volkes puffordcrte, der Partei große Windthorst bei der Denkmalsenthüllung in Meppen zu huldigen. Das Luxemburger Amtsblatt veröffentlicht ein Gesetz, wonach die Löhne der Arbeiter und Bediensteten, die 0 Franken den Tag nicht übersteigen, nur bis zu abgetreten und bis zu i/io gepfändet werden dürfen. Uebersteigen sie en Betrag, so können höchstens 2/5 abgetreten und Vs ge pfändet werden. Nach demselben Gesetze können die den Be trag von 1500 Franken nicht übersteigenden JahreSgehälter der Staats- und Privalbeamten gleichfalls nur bis zu l/z abgetreten und bis zu 1/10 gepfändet werden. Ein zweites Gesetz ver bietet den Arbeitgebern den Arbeitnehmern geistige Getränke unter Anrechnung auf die Löhne zu liefern, sowie die Aus zahlung der Löhne in den Wirtbshäusern vorzunehmen. Ferner muß die Lohnzahlung wenigstens zweimal im Monat und in Zwischenräumen von höchstens 16 Tagen erfolgen. Diese Gesetze stellen den Beginn der socialen Gesetzgebung in Luxemburg dar. Im Uebrigen befinden sich die Arbeiter Verhältnisse, wenn man von einigen Schutzmaßregeln absieht, in Luxemburg noch im selben Zustande wie im Anfänge dieses Jahrhunderts. Immerhin ist mit den bezeichnet«» Gesetzen ein, wenn auch bescheidener, Anfang zum Bessern gemacht. Die Aussichten der soctaldcinokratischen Ltreikfanatiker in tzarmaux stehen schlecht. Ein Mitarbeiter des Pariser „Journal" hat den Delegirten des VerwaltungSraths der Glas Hütten von Carmaux und Le Bousquet d'Or, Herrn Messegüter, über seine Absichten ausgeholt und von ihm die kategorischsten Erklärungen erhalten. Herr Resseguier wiederholte, er habe seinen Arbeitern wesentlich höhere Löhne als die aller anderen französischen Glashütten bezahlt, um wenigstens von ihnen in Ruhe gelassen zu werden. Die Arbeiter beschränkten selbst ihren Taaelohn auf 10 FrcS., indem sie bestimmten, daß sie jeden Mehrverdienst in die Syndikats casse abzuführen hätten. Neben diesen schon sehr erheblichen Opfern brachte die Gesellschaft noch eine Reihe anderer, wie die Errichtung einer Schule für die Arbeiterkinder, die Schaffung eines Oekonomats, dessen Gewinn ganz und gar den Arbeitern, die die Verwaltung desselben in Händen haben, zu Gute kommt. Aber alle die guten Absichten der Leitung der Glashütten wurden von den Arbeitern verkannt, und deshalb ist Herr Ressvguier fest entschlossen, «ich nachzugeben. Er will sich nicht der Gefahr aussetzen in drei Monaten einen neuen Streik durchzumachen zu haben, und sieht sich durch die Haltung der Arbeiter veranlaßt, die früher bezahlten Löhne in der Weise herabzusetzen, daß die Arbeiter selbst den Tarif irgend einer Glasfabrik zur Annahme Vorschlägen können. Herr Ressöguier will ebenso viel bezahlen, wie die anderen Glas Hütten, aber nicht mehr. Noch kategorischer klingen seine Erklärungen in Betreff der Wiederaufnahme der Arbeiter Nächsten Sonntag werden, wie schon telegraphisch gemeldet wurde, alle Arbeitsbücher mit dem Lohne sür die zweite Juli- hälste an die Arbeiter vertheilt werden, und dann behält sich die Direction das Recht vor, unter den Entlassenen diejenigen zu wählen, die ihr passen. Alle Agitatoren werden rücksichts los ausgeschlossen und nicht mehr in die Glashütten zugelassen. weil die Gesellschaft endlich Ende machen will. mit den ewigen Hetzereien ein Am 2. September tritt in Cardiff der 28. englische Gewerkschaftskongreß zusammen, von dem man eine Rechtsschwenkung der gewerkschaftlich organisirten Arbeiter erwartet. Die alten Trade-Unions gedenken sowohl den neuen Gewerkschaften der ungelernten Arbeiter, wie der unabhängigen Arbeiterpartei das Uebergewicht bemerklich ,u machen, wie schon aus der neuen, vom parlamen tarischen Comitö festgestellten Geschäftsordnung erhellt. Die Bestimmung, daß als Delegirte nur wirkliche Lohn arbeiter oder Beamte von Gewerkschaften zugelassen werden ollen, schließt die Hauptführer der unabhängigen Arbeiter partei, Keir Hardie, Tom Mann rc., von dem Congreß aus, da diese längst nicht mehr in ihrem Gewerbe thätig ind, aber auch keine gewerkschaftlichen Beamtenstellungen ,aben. Die Abstimmungen sollen nicht mehr nach der Kopfzahl stattfinden, sondern jeder Delegirte hat so viel Stimmen, wie er Tausende von Mitgliedern vertritt. Die Tradescouncils, die localen Gewerkschaftsverbände, ollen keine Vertreter entsenden dürfen. So ist die parlamentarische Leitung der englischen Gewerkschaften bemüht, die unruhigen Elemente nach Möglichkeit auS- ruschließen. Besonders beachtenswerth ist der von den Berg leuten von Durham ausgehende Antrag, den Beschluß des vorjährigen Tages in Nvrwich auf Einführung des gesetzlichen Achtstundentages zu widerrufen. Bekanntlich sind die englischen Bergarbeiter in dieser Frage nicht« weniger als einig, und namentlich sind die socialistischen Elemente durchaus nicht so stark, wie man nach den Ereignissen deS Congresses von Norwich erwartet hatte. Schon wird die Frage erwogen, ob mau nicht auch den collectivistischen Beschluß des vorigen Tages über die Verstaatlichung der Productions- mittel, des Güteraustausches und der Vertheilung wieder rückgängig machen soll. Dann hätten die englischen Gewerk schaften die socialdemokratischen Anwandlungen, von denen sie doch keine praktischen Erfolge erwarten, überwunden. Von einer socialdemokratischen Bewegung nach festländischem Muster kann in England, wie die „Köln. Volkszeitg." betont, in absehbarer Zeit überhaupt nicht die Rede sein, da der briti sche Arbeiter nur für das Nächstliegende Interesse und Opfer Willigkeit habe und die ZuknnftSstaat-Schwärmerei einfach nicht begreife, und da das, was man in England Socialismus nenne, ganz etwas Anderes sei, als bei uns. Der Ausfall der letzten britischen Parlamentswahlen, bei denen kein einziger Candidat der unabhängigen Arbeiterpartei und der social demokratischen Föderation gewählt wurde, die Arbeiter massen haft conservativ stimmten und die wenigen Arbeiter- bezw. Gewerkschafts-Führer, selbst John Burns, nur als liberale Candidaten gewählt wurden, hat diese Ansicht bestätigt, und der bevorstehende Congreß in Cardiff dürfte noch deutlicher zeigen, wie richtig John BurnS seine Landsleute taxirte, als er gelegentlich einer Berichterstattung über den Norwicher Congreß vor seinen Londoner Wählern erklärte: „Der gegen wärtige Trade-Union-Sperling in der Hand sei unendlich besser, als der socialistische Schwan der Zukunft." Was hat die bulgarische Deputation aus Petersburg an Versprechungen und Zusicherungen mitgebracht? Das ist die Frage, die heute Jedermann aufwirft, aber Niemand mit absoluter Sicherheit beantworten kann. Soviel scheint jedoch, wie wir wiederholt hervorhoben, festzustehen, daß die An erkennung des Fürsten Ferdinand nach Erfüllung weitgehender russischer Bedingungen nicht mehr in den Bereich der Un möglichkeiten gehört; die russische Regierung konnte das Fenillatsii. 7j Der sechste Sinn. Novelle von Woldemar Urban. Nachdruck vkrboten. (Fortsetzung.) Bevor wir in der Erzählung sortfahren, müssen wir noch mals in den Kreis der Jagdgäste zurückkebren, wo Professor Dirrlapp dem Fräulein von Fahlen seine Mittheilungen über Max Horn machte, und wo sich der Vorgang abspielte, welcher die Veranlassung zu dem bekannten Briefe des Jnnungs- obermeisters Horn an seinen Sohn war. Fräulein von Fahlen war nach Dem was ihr von Pro fessor Dirrlapp mitgetheilt worden war, etwas bleicher ge worden und hatte alle ihre Energie nöthig.um wenigstens äußerlich Rnbe und Gemessenheit zu bewahren. Jm Jnnern war es ihr zum Weinen traurig, als ob ein süßer Traum ihres Herzens ein siibes Ende gefunden hätte, eine träumerisch wohlig klingende Taite zerrissen wäre. Erschöpft ließ sie sich in einen Sessel fallen. Sie war nicht im Stande, auch nur ein Wort zu äußern. Herr Horn genior hatte sich mit etwas lustiger Galanterie freie Bahn bis zur Herrin von Doberan gemacht. „— Nun — mein gnädiges Fräulein", begann er mit seinem bekannten Nednertalent, „Sie hatten bei meiner Ankunft die hochherzige Güte, mir zu versichern, daß Sie mir in einer bestimmten Angelegenheit ins Gewissen zu rede» hätten Mein sehr geehrtes Fräulein, Sie sehen mich zu Ihrer Ver sügung, ganz zu Ihrer Verfügung." Dabei strahlte das leicht erregte Gesicht deS Herrn Ober meisters vor Freude und Gemüthlichkeit. Fräulein von Fahlen erhob sich langsam und ernst. „Die Sache hat sich erledigt, Herr Horn", sagte sie küh und ging davon. Herr Horn war wie versteinert! Was sollte denn das beißen? Erst die schalkhaft drohende Einladung, sich von Fräulein von Fahlen in einer bestimmten Angelegenheit ins Gewissen reden zu lassen und dann hat sich die Sache au einmal erledigt? Indessen wurde gerade jetzt zum Aufbruck zur Jagd gerufen und somit Herrn Horn keine Zeit gelassen, über die Rätselhaftigkeit der menschlichen Ansichten und Geschicke nachzusinnen. Die ganze Jagdgesellschaft — einige dreißig Personen, und zwar die Honoratioren deS Kreises Doberan — trat nun aus dem Warmhause heraus und die Dienerschaft brachte die in die bekannten gelben Lederfutterale verschlossenen Gewehre und sonstige Jagdutensilien herbei. In einer Gruppe von Jägern sprach man von einer neuen Art von Sicherheits vorrichtung, die erst kürzlich patentirt worden war. „Wenn Sie gestatten, meine Herren", sagte Herr Horn senior, „so werde ich Ihnen das neue System sogleich in nuturri zeigen. Sie werden sehen, wie ausgezeichnet dasselbe functionirt. Robert, mein Gewehr! rasch, her damit." Man war auf das neue System gespannt und Herr Horn selbstverständlich begierig, mit seiner nagelneuen Errungen schaft zn paradiren. Frohlockend nahm er das Futteral in die Hand und öffnete es vorsichtig. „Wie leicht", sagte er dabei, „wie wunderbar leicht ein dicker Doppelläufer!" Plötzlich verlangsamten sich seine Glieder, wie vor Schreck gelähmt, seine Augen wurden starr, seine Kehle trocken, sein Gesicht blaß — und zur ungeheuren, tollsten Heiterkeit der Umstehenden zog er aus dem Futteral einen — Essenkehrer besen! Einen schäbigen, schmierigen, vollständig schwarzge rußten langen Essenkehrerbesen I „Ha, das ist Tell'S Geschoß!" rief der alte Seehausen mit gellendem Lachen und ein dicker Gutsbesitzer der Umgegend äußerte mit einer gutmüthigen Schadenfreude; „Schuster, bleib bei deinem Leisten!" „Nun, meine Herren" sagte endlich auch Herr Professor Dirrlapp mit seinem hämischen, stets sprungbereiten Haß gegen Alles was Horn Hieß, „was ist da zu lachen? Das ist, wenn ich mich nicht irre, ein Besen, wie er in der Hand eines Essen kehrers recht gute Dienste leisten kann, ein höchst achtbares Instrument, das nur leider zur Jagd wenig geeignet ist. Mein verehrtestcr Herr Jnnuugsobermeister, ich glaube Ihnen versichern zu dürfen, daß diese» neue System dem Wildstand von Doberan wenig Schaden zufügen wird." Da« war zuviel sür deu alten Herrn. In seiner so emvfindlichen Eigenliebe war er auf» Bitterste gekränkt, sein Ruf als Jäger war dahin, er war vor der ganzen Üaute vvles des Doberaner Kreises blamirt sür sein ganzes Leben Zitternd ließ er den verruchten Besen fallen und wäre wohl selbst zu Boden gestürzt, wenn nicht in diesem Augenblick Herr Amtmann Lassen zugesprungen wäre und ihn in seinen Armen aufgefangen hätte. Max war gar nicht da, er war noch bei den Treibern beschäftigt, statt dessen kam aber Herr Saegebühl eiligst gelaufen Horn, daS neue System. und brachte das Gewehr des Herrn „Hier ist Ihr Gewehr, Herr Horn", rief er, „ich fand es Unter dem großen Birnbaum. Lassen Sie sich den gottlosen Bubenstreich nicht zu nahe gehen. Frisch, Herr Obermeister, rum fröhlichen Waidwerk. Nur Muth, wie Alle« in der Welt, wird auch dieser Streich seine Strafe finden. Nur Einer kann ihn begangen haben und wir werden diesen Einen finden. Nur Muth!" Aber Herr Obermeister Horn hatte keinen Muth mehr; der Schreck war zu jäh gewesen. Anspannen", murmelte er mühsam, „nach Hause, nach Hause." Auch Fräulein von Fahlen kehrte noch einmal zur Jagd gesellschaft zurück und erkundigte sich nach dem Vorfall. „Da sehen Sie, meine Gnädigste, wie die Streiche deS errn Horn junior beschaffen sind", sagte Herr Professor irrlapp zu ihr, „ich denke der Schlag trifft den alten Herrn, so ist ihm der Schreck in die Glieder gefahren. Er konnte ihn tödten, mein gnädiges Fräulein! Und das that der Sohn dem Vater." „Sie meinen, daß wirklich der junge Herr Horn sich eine solche Rohheit erlaubt habe?" „Ich bin davon überzeugt wie vom hellichten Tag. Wer hätte sonst auf eine so niederträchtige Idee verfallen können? Sie sehen, er ist nicht da! Er hat sich aus dem Staube gemacht." Indessen redete man Herrn Horn senior von allen Seiten zu; man müsse Spaß verstehen und wenn er auch ein bischen derb wäre, so müsse man ihn eben gelegentlich derb zurück geben u. s. w. Herr Horn erholte sich auch rascb, und als er endlich sein neues System den Herren doch zeigen konnte, war er bald wieder ganz der Alte. »» ES war keine Rede mehr vom nach Hause fah^ß nnd bald nach diesem Zwischenfall begaben sich die Herren nun wirklich zu Jagd. Herr Horn und Herr Saegebühl gingen zusammen nach ihrem Stand. „Ich wette mein Leben, sie sind e» Beide gewesen", sagte Herr Saegebühl. „Beide? Wer Beide!" „Lassen und Max." „W-Shalb?" „Schon der Streich an und für sich siebt ganz darnach au». Derselbe Urbermuth» derselbe Frevel spricht au- ihm, wie aus den Studentenstreichen Ihres Sohne». Dann aber ommen noch die dringendsten Verdachtsmomente hinzu. Sie besinnen sich, daß Fräulein Doris am Sonntag in Doberan war?" „Ja, was hat das damit zu thun?" „Ihre Frau Gemahlin hat Lassen durch Fräulein Doris bitten lassen, doch ja AlleS zu thun, was in seinen Kräften stünde, um zu verhüten, daß Ihnen bei der Jagd ein Unglück widerfahre. „Ist das wahr?" „Herr Obermeister, ich stand dabei, als Doris davon sprach. Im Uebrigen brauchen Sie nur Doris oder Ihre Frau Gemahlin zu fragen. Sehen Sie, das ist wahrscheinlich die erste Anregung zu dem Plan gewesen. In ihrem Ucber- muth haben sich die jungen Leute gesagt, daß Sie mit einem Besen wohl schwerlich ein Unglück anrichten." „Ich will sie Beide nicht mehr sehen." „Hören Sie nur zu, Herr Obermeister, das ist noch nickt Alles. Haben Sie bemerkt, wie Max Sie aufforderte, Ihr Gewehr im Wagen zn lassen, wie Lassen und Max kurz vor Aufbruch zur Jagd aus dem Warmhause verschwanden? Zu dieser Zeit geschah der Coup, oder ich will nicht gesund vor Ihnen stehen. Haben Sie bemerkt, daß Max in dem Augen blick, wo Sie den Besen finden mußten, nirgends zu sehe» war ?" „Genug, genug, Herr Actuar. Oh, man merkt's, Sie sind ein tüchtiger Jurist. Sie wissen die Momente herauSzusinden. Die Sache ist klar. Aber nur Geduld, nun komme ich au die Reihe, Herr Actuar. Nur Geduld, die Burschen sollen sich wundern; ich werde ihnen aufspielen, daß ihnen Hören und Sehen vergeht. Ich werde ihnen die Niedertracht und Rohheit schon auStreiben." Dann begann die Hatz wirklich, aber das Wild, auf daS eS eigentlich ankam>, war schon erlegt; todt, mausetodt lag es auf der Strecke und konnte sich nicht mehr rühren. Noch zwei Tage waren eS bis Neumond, und Herr Actuar Saegebühl jubelte schon im Innern: Sieg auf der ganzen Linie! Würde er wirklich siegen? VIII. „Geh' nicht zu Fuß, Max", sagte Amtmann Lassen, „Du weißt, wir dürfen jetzt auch die kleinen Mittel nicht ver schmähen, um das verlorene Prestige in Dinalingen znrück- zuerobern. Laß Dir den Soliman satteln. Er geht ruhig, ist ein kluges Thier und sieht nobel au»." „Gut. Wo hast Du den Brief." „Hier. Ich brauche ihn Dir nicht noch einmal besonders ^ zu empfehlen."
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