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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950817015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895081701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895081701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-17
- Monat1895-08
- Jahr1895
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Bezugs-Preis 1» der Hauptexpedition oder den im Stadt» bezirk und den Bororten errichteten Au-« oaoeflrllen ab geholt: vierteljährlich^ 4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in< Hau- 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich > 6.—. Direkte tägliche Krruzbandseudung iu» Ausland: monatlich 7L0. Dir Morgen-Au-gabe erscheint täglich mit Aus- nahm» nach Sonn» und Festtagen '/,? Uhr^ dt« Abend-AuSgabr Wochentag- b Uhr. Redaktion und Expedition: JohanneSgaff« 8. Die Expedition ist Wochentag- anonterbrochrN gröffurt von früh 8 bi- Abend- 7 Uhr. Filialen: vtts Me««'- S-rttm. (Alfred Hahn)- UniversitätSstraß« 1, voni» Lösche» Nothartuen str. 14, part. und König-Platz V. Morgen-Ausgabe aWM.TLMlllt Anzeiger. Lrgan fiir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. ^» 398, Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Au- Anlatz der 25jährigen Erinnerungsfeier an den Feldzug Von 1870/71 findet auf Allerhöchsten Befehl Tonntag, den 18. August d. I., Bormittags 9 Uhr auf dem Gohliser Exercir- platz (Barackenseite) ein Danksel-gotteS-ienst der hiesigen Garnison und Militairvereine statt. Zur Vermeidung von Störungen dieser kirchlichen Handlung muß am gedachten Tag» in der Zeit von 9 bi- °/«10 Uhr Vor» mittags der am Sxercirplatz entlang führende Theil der Gohliser Straße für allen Fährverkehr einschließlich des Pferdr- bahnverkehrs gesperrt bleiben. Nach Beendigung de- FeldgotteSdiensteS werden die Militair» Vereine nach dem Markt marschiren und hier vor dem Siegesdenkmal noch eine kurze Gedächtnißfeier abhalten. Während derselben bleiben die den Marktplatz umschließen-en Straßen ebenfalls sür den Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 12. August 1895. Der Rath und das Polizetamt der Stadt Leipzig. O. R. 3645. vr. Tröndlin. Bretschneider. Sonnabend den 17. August 1895. Bekanntmachung. Die Herstellung einer ca. 950 m langen Wölbschleuße 3. Classe und einer ca. 520 w langen Wölbschleuße 2. Classe in der Carl-Heine- Straße und Elisabeth-Allee in Leipzig-Plagwitz und Leipzig-Klein zschocher, eines Dückers unter dem Canal, sowie einer 40 ein weiten Thonrohrschleuße in der Carl-Heine-Straße in Leipzig-Plagwitz und einer 45 cm weiten Thonrohrschleuße im Schloßwege in Leipzig- Kleinzschocher soll an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau- Verwaltung. Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 23, aus und können dort eingesehen oder gegen Entrichtung von 50 /H. die auch in Briefmarken eingesendet werden können, entnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Msschrift: „Borfluthschleutze für Kleinzschocher und Plagwitz" versehen, in dem oben bezeichneten Geschäftszimmer bis zum 31. -. M. 5 Uhr Nachmittags einzureichen. Der Rath behält sich das Recht vor, alle Angebote abzulehnen, sowie die ausgeschriebenen Arbeiten in mehrere Loose zu theilen. Leipzig, den 16. August 1895. Des Raths der Stadt Leipzig I°- 4017. Bekanntmachung. Vergeben worden sind folgende öffentlich ausgeschriebene Arbeite«: 1) die Lieferung von 250 Schleußensteinen, 2) die Pflasterung der Ferdinand Rhode-Straße, 8) die Herstellung eines Zufuhrwege» nach den Lagerplätzen hinter der Gasanstalt I. Die nicht berücksichtigten Bewerber werden au- ihren bezüglichen Angeboten hiermit entlassen. Leipzig, am 12. August 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Io. 3769. vr. Tröndlin. Qu. Werk- und Laqerplahverpachtung. Das zeither vom Königl. Sächs. 10. Infanterie-Regiment Nr. 134 zu Exercir- und Schießübungen benutzte, der Stadtgemeinde Leipzig gehörige Areal hinter der Gasanstalt I soll von jetzt an zur Be- Nutzung zu Werk- und Lagerplatzzwecken anderweit verpachtet werden. Eia Theil davon ist noch verfügbar und Pachtlustige werden hiermit aufgefordert, ihre Pachtgebote mündlich oder schriftlich auf dem Rathhause, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, woselbst auch über die näheren Pachtbedtngungen Auskunft ertheilt wird, abzugeben. Leipzig, den 12. August 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 3160. vr. Tröndlin. Krumbiegel. Gesucht wird der am 4. März 1849 in Lindenau geborene Tischler Earl Gustav Neuwert, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 13. August 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. A r m e n a m t« 8. VII. Nr. 1093a. Hentschel. Ender Gesucht wird der am 28. Tecember 1852 in Neidenburg geborene Tischler Wilhelm Johann Julius Jahn, welcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhaltrn ist. Leipzig, den 10. August 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Armenamt. L. V. Nr. 5971.Hentschel. Gesunden oder als herrenlos angemeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit vom 1. bi- 15. August 1895 folgend« Gegenständ«: Portemonnaie- mit S7 44 ^1, S 99 ^ und mit geringere» Beträgen, Briefmarken im Werthe von 4 und bezw. s 59 />z, zwei silberne Lamen- Remontoir - Uhren (eine mit Lederarmband), 3 ältere silberne Herren - Schlüffeluhren, theil- mit Kette, 4 goldene Ringe, darunter ein gravirter Trauring, ver schieden» Armbänder, darunter »in silberne- und ein goldene- Kettenarmband, ein Glaserdiamant, ein Rasirmesser, 3 Klemmer, darunter ein goldener, eine Brille «ine Damenuhrkette, ein Pelzfutter» An brauner Pelzmuf mit Schachtel, ein Packet Rerzschwänze, ein grauwollrne« Tuch, ein schwarzsetdenes Nmschlagetuch, rin Kinder- Mäntelchen, eine rothe Plüschtasche mit Inhalt, eine Anzahl Schlüssel, ein Spazierslock, mehrere Schirme, ein Korb Birnen und ein Sack Aepfel, ein« Büchse Honig, ein größere« Firmenschild eines Tapezierer», 2 verschiedene Messingwagrn. kapseln, eine größer« Geschirrlaterne, eine Schrotleiter, ca V, Centner Nägel und Schrauben, ein 4räVertger UN- gestrtchener Letter-Handwagen Zur Ermittelung der Eigenthümer wird dies hierdurch bekannt gemacht. Leipzig, den 16. August 1895. Da» Poltzet-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Ml Der städtische Lagerhos in Leipzig lagert Waaren aller Art zu billigen Tarifsätze». Di« Lag«r> jch«iue werden von den meisten Bankinstituten beliehen. Leipzig, den 26. April 1894. Die Deputatia« zu« Lagerhof«. Geld hat auszuleihen 8p»rv»a»« b. Vnrgftädt. Das Bürgerliche Gesetzbuch. i. (Nachdruck verholen.) Einundzwanzig Jahre nahezu sind verflossen, seit am 17. September l874 die vom BundeSrath berufenen elf Rechtsgelehrten, mit dem damaligen Präsidenten deS Reichs- oberhandelsgerichts vr. Pape an der Spitze, zusammentraten, um die Ausarbeitung eines Bürgerlichen Gesetzbuchs sür das deutsche Reich zu beginnen. Die Commission bestand außer dem Vorsitzenden aus drei preußischen, je zwei bayerischen und sächsischen, und je einem württembergischen, badischen und elsaß-lothringischen Juristen. Dreizehn Jahre haben die Herren, unterstützt von neun Hilfsarbeitern, gebraucht, um den Entwurf fertig zu stellen. Anfang des Jahres 1888 wurde er veröffentlicht, um die Urtheile und Vorschläge aller Berufenen zu hören. Sehr lebhaft und vielseitig ist die öffentliche Besprechung des Entwurfs gewesen, aber über wiegend ungünstig. Von der Kritik einzelner Bestimmungen abgesehen, waren eS besonders drei allgemeine Gesichtspunkte, aus denen der Entwurf im Ganzen verworfen wurde. Es wurde getadelt: derselbe enthalte ausgeklügeltes Juristenrecht und nicht dem lebendigen Rechtsbewußtsein entsprungenes Volksrecht, er sei zu sehr römischrechtlich, zu wenig deutsch, und schließlich berücksichtige er nicht genügend das Recht der Arbeit. Alle drei Vorwürfe waren im Allgemeinen begründet und sind als solche auch von der Revisions-Commission in der soeben beendeten zweiten Lesung des Entwurfs in vielen Puncten anerkannt worden. Nicht nur nach seinem Inhalte, sondern auch durch klarere Sprache zeichnet der zweite sich erheblich vor dem ersten Entwürfe aus. Da er das gesummte bürgerliche Recht umfaßt, wird Jedermann in seinen Rechts verhältnissen durch die neuen Bestimmungen berührt, wenn nicht in geschäftlicher Beziehung, so doch im Familien- und Erhrecht. In einer Reihe von Artikeln, die in erster Linie für den gebildeten Laien bestimmt sind, sollen deshalb die wichtigeren Neuerungen des Entwurfs besprochen werden. Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß meine Aufsätze auch manchem vielbeschäftigten Richter und Anwalt zur bequemen Orientirung willkommen sind, lieber vermeintliche Mängel des Entwurfs werde ich meine Ansicht klar aber kurz äußern. Den Lesern, welche Bedenken gegen die Bestimmungen des Entwurfs haben, kann ich nur rathen, eine Aussprache und Verständigung hierüber in Vereinen oder Versammlungen zu versuchen und, wenn die Bedenken für schwerwiegend genug erachtet werden, demnächst eine Eingabe an den Reichstag zu richten. Je weitere Kreise die Bedeutung der Rechtsordnung für das Wohlergehen des Einzelnen, wie der Gesammtheit erkennen, und je lebhafter die Sorge um die selbe ist, um so sicherer kann man hoffen, daß wir ein gutes, d. h. dem Rechtsgefühl« deS deutschen Volkes wirklich entsprechendes Bürgerliches Gesetzbuch erhalten. Es ist auch Zeit, daß wir die Worte Goethe's: „ES erben sich Gesetz' und Rechte wie eine ew'ge Krankheit fort" und: „Vom Rechte, das mit uns geboren ist, von dem ist leider nie die Frage" mit Stolz als eine veraltete Kritik bezeichnen können. Einige Materien, die in den verschiedenen Gebieten des deutschen Reich« eine verschiedenartige, den dortigen An schauungen und Bedürfnissen entsprechende Entwickelung genommen haben, hat der Entwurf mit Recht von der ein heitlichen Regelung ausgeschlossen, so das Recht der Bauern güter, das Forst- und Jagdrecht, daS Wasser-, Deich- und Baurecht. — Sehen wir nunmehr, was ver Entwurf Neues bringt. Da- Recht -er Person und -er Vereine. Der Entwurf verleiht einen Rechtsschutz dem Familien namen. Gegenwärtig ist nur die Firma eines Kaufmannes geschützt. Aber darüber hinaus bat sich ein Schutzbedürfniß ergeben. Es wird ein klagbare- Recht zur Untersagung der Fortführung des angenommenen Namens gegen denjenigen verliehen, der sich unbefugt deS Namens eines anderen bedient, z. B. bei der obrigkeitlichen Namensänderung oder c Pseudonym. Unlauterer Wettbewerb oder Taktlosigkeit werden in der Regel das Motiv sein, den Namen eines Anderen anzunehmen. Hat der Entwurf durch den Schutz des Namenrechts das Recht der Person erweitert, so erleichtert er aber auch die Entziehung der Persönlichkeitsrechte. Bisher war eine Ent mündigung nur wegen Geisteskrankheit und Verschwendung zulässig, fortan soll dieselbe auch wegen Geistesschwäche und Trunksucht stattfinden können. Die Angehörigen solcher Un glücklichen werden diese neue Bestimmung mit Freuden be grüßen. Zu beachten ist aber, daß. wenn schon jetzt Klage über allzubäufige Entmündigung erhoben wird, die Gefahr eines Mißbrauchs großer wird. Man muß deshalb fordern, daß das Entmündigungsverfahren gleichzeitig mit besseren Garantien — wie: Gutachten mindestens zweier Aerzte, persönliche Vernehmung des zu Entmündigenden, Zn ständigkeit de- Landgerichts — umgeben wird. Erleichtert wird auch die Todeserklärung Ver sch ollen er. Sie kann erfolgen, wenn seit »ehn Jahren oder wenn der Verschollene schon 70 Jahre alt war, seii fünf Jahren keine Nachricht von dessen Leben eingegangen ist. Für die während eines Kriege- oder seit dem Untergange eine- See-FahrzeugeS vermißten Personen genügt eine Frist von 1—3 Jahren. Eine alte juristische Streitfrage ist durch die Bestimmung beigelegt, daß auch da« Fortleben des Verschollenen bis zu dem im Urtheile festgesetzten Tage ver mnthet werden soll, er also bis zu diesem Tage ihm ange fallene Erbschaften und Vermächtnisse erwerben konnte. Weit eingreifender in daS praktische Leben als die er wähnten Bestimmungen über die natürlichen Personen sind diejenigen über dir juristischen Personen. Nach dem Vorbilde d«r sächsischen Gesetzgebung giebt der Entwurf einer groben Zahl von Be reinen da- langersehnte und kaum entbehrliche Recht einer juristischen Person, oder wie er sich kurz ausdrückt, die „Rechtsfähigkeit", nämlich allen Vereinen, welche nicht auf einen wirtschaftlichen G« schäst-brtrieb gerichtet sind, also allen Vergnügung« Turn-, Gesang-, gemeinnützigen oder wohlthätigen u. s. w Vereinen. Diese Vereine mit einem idealen, im Gegen satz zum geschäftlichen Zwecke, haben nur nöthig, fall» Mi.gll-d-- ,,M». I>« « Ei"'E"S sie sieben Mitglieder zayien, „„zumelden in das Vereinsregister be. Nz-ichn-n. und demnächst sich werden hat das Damit die politischen Rücksichten g der Ver- Amtsgericht vor der Eintragung d,e A"Edung waltnngsbebörde mitzuthe.l.n, welche PZ; ^ nach dem Vereinsrecht deS Landes zu - Zweck v-rs°>g>. Sn di-I-n F-ll-n - g tragung ins Vereinsregister Einspruch - im Wege deS Verwaltungsstre.tversahrenS endgiltig ^Es"ist"M befürchten, daß diese Neuregelung zum Zank apfel bei der Berathung d-S Gesetzbuchs werden wird Von der einen Seite wird man vielleicht eine größere Ausrech »Haltung des Co„cessi°nSsyst-mS fordern, w-lchks g-aenwart.g sowohl nach preußischen, wie nach bayerischem Landrecht, sowoy nach den, 6oäs civil wie nach der vorherrschenden Praxis in den Gebieten dcS gemeinen Rechts Äffchen Seite wird man wahrscheinlich sorderii daß d>e Po >' und religiösen Vereine den übrigen nicht wirthschaftlichen Ber seien. — Den auf einen wirthschaslUchen GeschaslSbetritb g richteten Vereinen verleiht grvßenth-ils schon das Genossen- sck-aftsgesetz und das neue Gesetz »ber Gesellschaften m t be schränkter Haftung Rechtsfähigkeit. Ob s^r bw D"lelhung von CorporationSrechten an Rel.gionsgesellschaften, sowie geistliche Gesellschaften bei den einzelnen Landesrechten ver bleiben soll, hat die Commission dem Einführungsgesetze Vor behalten. Für das Entsteben einer rechtsfähigen Stiftung ist daS Erforderniß staatlicher Genehmigung beidehalten. Vr. inr. W. Lrsnäis, Amtsrichter a. D. Deutsches Reich. * Leipzig, 16. August. Friedrich E » gels hat, wie wir mittheilten, testamentarisch verfügt, daß die Urne mrt seiner Asche ins Meer versenkt werde. Dem Testament zum Trotz soll aber, wie die „Leipziger Volkszeitung" aus sicherer Quelle erfährt, die Absicht bestehen, Engel«' klar auSaedruckten Willen zu durchbrechen und die Urne nicht ins Meer zu versenken. Das genannte Blatt bemerkt deshalb: „Wenn nicht einmal dieser Wille beachtet werden soll, welche Gewähr giebt es dann dafür, daß je ein Wille beachtet wird, wenn nicht die Thatkraft de» L«b«nden ihr Geltung verschafft? Wollte man das Vermächtniß von Marx verletzen, wie würde da der lebende Engels dafür gekämpft und gerungen haben! Aber Marx ist todt, ihm ins Nichts folgend, hinterläßt Engels keinen mehr, der ihn selbst mit gleicher Stärke vertheidigen könnte! Kleingeist und Philislerduselei dürfen hier nicht den Ausschlag geben. Dann aber ist es die Pflicht, vor Allem der deutschen Arbeiterklasse, dafür zu sorgen, daß der Wille ihres Vorkämpfers, ihres Heersührers bis in die kleinsten Einzelheiten vollzogen werde! Hände weg! dieser Ruf wird, dessen sind wir überzeugt, einen mächtigen Widerhall finden in der deutschen Socialdemokratie." Das Gezänk der „Genossen" um die Asche ihres Führers wird nicht verfehlen, Mitleid zu erregen. * Berlin, 16. August. Der „Reichsbote" hat mit seinem Widerspruch gegen den Antrag Kanitz, den Be fähigungsnachweis und den Bimetallismus daS Blatt des Bundes der Landwirthwirthe in Zorn versetzt. „Sollen wir schweigen?"^ fragt die „D. TageSztg.". Natürlich schweigt sie nicht. Sie beginnt ibre gereizte Entgegnung damit, daß sie die Ehrlichkeit des „Reichsb." in folgender, den Jesuiten abgelauschter Form anzweifelt: „Wir gehören nicht zu denen, die an der Ehrlichkeit des „Reichs boten" zweifeln, aber wir können verstehen, daß der Meinungs Wechsel — und ein solcher liegt ohne Zweifel vor — manchem ehemaligen Freunde des Blattes unbegreiflich erschienen ist. Die häßliche Nachrede, die man in Folge dessen hier und da aus gesprochen oder angedeutet hat, haben wir nie wirdergegeben. Die menschliche Jrrthumsfähigkrit ist immer in Rechnung zu ziehen und eS ist Thorheit oder Gehässigkeit» wenn man jede Meinungsänderung durch äußere Einflüsse erklären will." Dann marschirt wieder der allmählich berühmt gewordene Brief auf. in dem ein namenloser Bauer versichert, daß die Landwirtye socialdemokratisch wählen wurden: „So ist die Stimmung, wie wir wissen, vielfach. Wir bemühen uns mit allem Ernste, mit aller Entschiedenheit, dieser verbitterten Stimmung Herr zu werden. Durch Wort und Schrift — das müssen uns unsere Gegner bezeuge« — mahnen wir tagtäglich, festzuhalten an der Gottesfurcht und König-treue, und lassen keine Gelegenheit vorübergehen zur Wiederholung der alten unumstößlichen Wahrheit, daß der Bauer der geschworene Gegner der Socialdemo, kratie bleiben müsse. Dabei bleiben wir, darin lassen wir un« nicht irre machen I Aber wenn wir den herzbewegenden Nothrufen die Ohren verschließen und keine Worte leihen wollten, dann würden wir das Vertrauen verlieren und die Wirkung un erer Worte be- einträchtigen." Die „Deutsche Tagesztg." sollte, anstatt heuchlerische all gemeine Versicherungen zu geben, mittheilen, wo die Bauern sich mit dem Gedanken tragen, bei der nächsten Wahl soc,aldemokratisch zu wählen; dann könnten Andere versuchen wirksamer als der Bund der Landwirthe diesen Bauern au-elnanderzusetzen, was für sie bei der Befolgung der längst bekannten Parole des Herrn Ruprrcht-Ransrrn herauskommen Wurde. * Berlin, 16. August. Das „Volk" Schreiben. daS sich mit der vielbesprochenes Lage der Passagierdampfern beschäftigt. Es w,rd dann aus geführt: „Aus dem Schiff de- Norddeutschen Lloyd „Kaiser Wilkelm New-Uork nach Gibraltor-Genua ungefähr Anfang März 1895, am dritten Tage nach der Abfahrt ei« Kohlenziehrr. Man soll um 4 Uhr srub einen Kckie-i di- R,.tnnoa V.Ü °uf Sonnendeck, wo Maschinisten ausgefordert, an die Arbeit „w. veröffentlicht ein von dem dritten ist^wnst" ew." «Ä^nl°llü!^^«°g"nrcht'gsii'ch zugestimmt Arrzeigen.Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter d«M RedactionSstrich (4g» spalten) bO^j, vor den Famlliennachrichttn (6 gespalten) 40-4- Größer« Schriften laut unserem Prei» »rrzeichaiß. Tabellarischer und Ziffrrnsatz »ach höherem Tarif. Extra,Beilagen (gefalzt), nur mit d«, Morgen-Ausgabe, ohne Postb«fördenn»a 60.—, mit Postbeförderung ^ 70.--. A«riilhmesch!uß fix Anzeige«: (nur Wochentags) Abend-AuSgab«: Vormittag- 10 Uhr. Morge n-Au-gab«: Nachmittags 4 Uhr. Bet d«n Filialen und Annahmestellen je ein halb« Stunde früher. Anzeige» sind stets an di« Expe-ittan z« richten. Lrnck und Verlag von E. Polz ku Leipzig. 89. Jahrgang. Kranke in den Heizraum kam, warf er ihn auf die heißen 'statten und begoß ihn, als er ohnmächtig geworden war und in ! en Kohlenbunker gebracht werden mußte, mit einem Strahl kalten SalzseewasserS. Einige Stunden darauf war der Miß handelte eine Leiche. Diese wurde um 5 Uhr Morgens in der Nähe der Azoren, während der dritte Maschinist von 4—8 Uhr Wache hatte, in das Meer versenkt. Es wurde ein Heizer, der in gerechter Entrüstung den dritten Maschinisten als Mörder darstellte, indem er ihm die Worte zurief: „Wenn der jetzt stirbt, sind Sie der Mörder", in Ketten, die Hände auf dem Rücken, geschlossen und in das Waschhaus für Männer gebracht. Dies geschah ohne die vorgeschriebene Bewachung. Der Geschlossene wurde von einem Zwijchendeckssteward gefragt, was er gethan hatte. Da konnte der Geschlossene nicht antworten, weil er («och erregt war. Auf der dritten Reise, wieder zwei bis drei Wochen später, sprang Robert Neuner aus Nürnberg bei Gibraltar bei der Ansfahrt auS der Bucht über Bord. Wie inan mir erzählte, ist dieser Fall in das Tagebuch gar nicht eingetragen. An deniselben Tage, wo Neuner in das Wasser sprang, suchte ein junger Mann von 17 Jahren auf einem Kohlenlichter an das Land zu entkommen. Er hatte sich schwarz gemacht und unter einem Kleidungsstücke versteckt. Als die Spanier auf der Rückfahrt ihn fast schon am Lande entdeckten und zurückbrachten, mußte er so lange auf dem „Kaiser Wilhelm" sich einjchließen lassen, bis das Schiff in See ging. Er war ein Freund des Neuner und wollte sich aus Furcht vor Mißhandlung vom Schiffe entfernen. Als die Heizer, die bei der Mißhandlung deS verbrühten und nachher vom Schlag getroffenen Genossen zugegen waren und n Genua auf dem Seemannsamte Zeugniß ablegen mußten, bei ihrer Entlassung unterschreiben sollten, zur Anerkenntniß dessen, daß das Schiff nunmehr keine Verpflichtungen mehr gegen sie hätte, weigerten sie sich, wie verlautet, solches zu thun, indem sie er klärten, es sei das Vorkommniß mit dem verbrannten Kohlenzieher, der nachher so grausam seinen Tod gefunden hatte, »och nicht auf geklärt und es hätte der Schuldige seine Strafe noch nicht bekommen. Es wurde ihnen allerdings erwidert, die Angelegenheit sei der deutschen Staatsanwaltschaft überwiesen. Man kann sich über diese Auskunft nicht beruhigen, denn man hat in den deutschen Tages- blätlern nicht gelesen, daß die deutsche Staatsanwaltschaft dieser traurigen Sache dem verletzten Rechte Geltung ver- chafft hätte." Eine amtliche Aufklärung über diese Vorgänge erscheint unumgänglich notbwendig. V. Berlin, 16. August. (Telegramm.) Zur Grund steinlegung für daS Kaiser-Mlhelm-Tenkmal werden morgen und Sonntag früh in Berlin eintreffen: Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig, der Großlierzoz und der Erbgroßherzost von Baden, sowie der Fürst von Hohen- zollern; ferner die erbprinzlich meiningeoschen Herrschaften und Prinz Friedrich Carl von Hessen. V. Berlin, 16. August. (Telegramm.) Die beiden Gar-e-Tragoner-Rcgtmc»ter feierten beute den Gedenktag von MarS-la-Tour durch einen großen Regimentsappell unter Theilnahme der Veteranen. 8. Berlin, 16. August. (Privattelegramm.) Be treffs der Neubesetzung der Stelle deS Direktors -er preu ßischen Staatsarchive geht der „Nat.-Ztg." von sachkundiger Seite aus der Provinz eine Darlegung zu, die zu folgendem Schluß kommt: Es erscheint in hohem Maße im Interesse einer ersprießlichen Archivverwaltung wünschenswerth, ernst lich in Erwägung zu ziehen, daß bei der Neubesetzung der erledigten Stelle weniger der wissenschaft liche Name als die Kenntniß und Bewährtheit im Verwaltungsdienste in Rücksicht gezogen werde. Und an Beamten, welche mit diesem Haupterforderniß amt licher technischer Befähigung zugleich auch den Vorzug an erkannter wissenschaftlicher Leistungen vereinigen, ist in der Archivverwaltung selbst kein Mangel. Es wäre also, von allem Andern abgesehen, auch nur eine Forderung der Gerechtigkeit, daß einer von diesen zur Leitung der Archivverwaltung be rufen würde, wenn nicht die Wahl auf einen höheren Staatsbeamten mit wirklichem warmen Interesse für die Archivverwaltung und freiem Blicke sür die Bedürfnisse der Wissenschaft gelenkt werden sollte. Unter allen Umständen aber dürfte es sich empfehlen, vor der Besetzung deS Postens erfahrene Persönlichkeiten über das, was dem Archivwesen Noch thut, zu Rache zu ziehen. ö. Berlin, 16. August. (Privattrlegramm.) Die „Bert. Börs.-Ztg." fragt, warum die Socialdemokraten die jenigen „Genossen", die an der Sevanseter sich betheiligen, aus ihren Vereinen ausstoßen, und antwortet hierauf: „Weil man sich in den Augen der Franzosen den Anschein geben will, als habe man keinen Antheil an der Freude über die Besiegung des Erbfeindes. DaS ist die Vater landslosigkeit in ihrer abscheulichsten Form, denn Hand in Hand mit ihr geht daS Wettkriechen um die gute Meinuna desselben Erbfeindes. Wenn die Franzosen es nicht mit Dank gegen das Schicksal quittirten, daß Deutschland im Innern Feinde seine« Bestandes hat, sie müßten solche Leute verachten und in ihrer Gemeinschaft keinen Augenblick verweilen wollen." 8. Berlin, 16. August. (Privattrlegramm.) Zum Besuch der Schlachtfelder und Kriegergräber sind verschiedene Arbeiter der Spandauer Milttairwertftätten, die an dem Feldzug Theil genommen haben, nach dem Elsaß abgereist. Jeder hat von seiner Direction dazu eine Unterstützung von 75 oder 100 erhalten. Für die gleiche Reise ist dem Stadtförster von Spandau au- der Privatschatulle des Kaisers, der Pächter der Jagd in der Stadtforst ist, ein Geschenk von 200 zugewendet worden. — In einer Polemik gegen die „Nat.-Ztg." sagt die „Kreuzztg.": „So wett sie dabei di» Person unsere- früheren Chef redakteur- streift, müssen wir au- begreiflichen Gründen e- ab- lehnen, in di« Discussio» »inzutreten." AuS dem, wie er selbst sagte, in die Ferien gegangenen, wie aber Graf Fmckenstem erklärte, „susprndirten" Freiherrn von Hammerstein ist demnach ein endgiltig dimittirtrr geworden. * Posen, 15. August. DaS Gut Mileszewo ist vor ewiger Zeit ,n den Besitz der AnsiedelungScommission uberaegangrn; der Kauf ging durch mehrere Hände. Von den Erben kaufte eS ein Herr ParuszewSki, dieser verkaufte es an einen Herrn Stark und von diesem übernahm e- die «nßedelung-commisston. Darüber ist nun die polnische Presse m nationale Entrüstung gerathen, namentlich über Herrn Paruszew-ki, der bei dem Geschäft nicht nur seinen Patrio tismus hintangrsetzt, sondern sogar 30 000 -4k verdient habe.
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