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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.08.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950820023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895082002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895082002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-20
- Monat1895-08
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Ledartion und Erpedition: Johannes,affe 8. Die Expedition ist Wochentag« annnterbroche» geöffnet von früh 8 bi« Abrad» 7 Uhr. Filialen: Otto »ke«« « kortiui. (Alfred Hahn)» UniversitätSstraß« l, LoniS Lösche. Eatharinenstr. 1«, Part, und König-Platz 7. Abend-Ausgabe amuer Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Dl. Dienstag den 20. August 1895. Politische Tagesschau. * Leipzig, 20. August. Ueber die Ansprache, die gestern der Kaiser vor den auf dem Tempelhofer Felde versammelten 14 000 Mitgliedern der Berliner «riegervereine gehalten hat, berichten die uns vor- liegenden Berliner Zeitungen anders als der Telegraph. Der „Reichsanz.", der den schon mitgetheilten Wortlaut der an das Officiercorps der 1. Garde-Jnfanterie-Brigade gerichteten kaiserlichen Ansprache enthält, erwähnt bisher nur kurz, daß der Kaiser eine Ansprache gehalten. Nach der „Nordd. Allg, Z." hatte sie folgenden Wortlaut: „Dem Beispiele Meines glorreichen Großvaters folgend, haben wir die Erinnerung an den großen Tag von St. Privat mit dem Dank gegen Gott angefangen, daß er mit unfern Waffen gewesen und der gerechten Sache zum Siege verholfen. Ohne jedes Gefühl der Selbstüberhebung, in voller Anerkennung der Tapferkeit und Ausdauer, mit der unser Gegner sich schlug, sind wir stolz darauf, daß durch den Sieg unser Vaterland wieder geeinigt worden, und es freut Mich, so viele altbewährte Kämpfer Meines Großvaters hier in Euch zu begrüßen. Möge der heutige Tag für Euch ein neuer Ausgangspunkt sein, um wiederum in friedlicher Weise, Eurem alten Fahneneid getreu, den Ihr Eurem König geschworen, für unser Vaterland zu arbei ten in der Pflege des Respects vor dem Gesetz, in der Pflege der Religion und in der Pflege der Liebe zum königlichen Hause, jedweden Tendenzen, die zum Umsturz führen, entgegen zu arbeiten, in echt soldatischer Manier Euch um Euren König zu schnarr n. In besonderer Anerkennung für die Leistungen der Armee vor 25 Jahren habe Ich unter dem gestrigen Tag eine Verordnung erlassen, in der be sohlen wird, daß sämmtliche Ritter des Eisernen Kreuzes silbernes Eichenlaub mit der Zahl 25 über dem Kreuz zu tragen haben und daß sämmtliche Besitzer der Kriegsdenkmünze für Schlachten und Gefechte silberne Riegel auf dem Ordensband erhalten, auf denen die Schlachten und Gefechte, die der Einzelne mitgemacht, verzeichnet sind, damit Der, der Euch begegnet, erkennen kann, an welchem Ort Ihr Euch bervorgethan. Aus diesem Be- weise mögt Ihr entnehmen, wie dankbar Mein Herz für Euch schlägt. Ich glaube hierbei voll im Sinne Meines Großvaters zu handeln. Und nun geht hin und thut Eure Arbeit, wie Ich Euch befohlen." Gegenüber den cynischen, das patriotische Gefühl schamlos verletzenden Hetzartikeln der socialdemolratischen Presse und gegenüber dem widerwärtigen Aufpasser- und Denuncianten- dienst, der von socialdemokratischer Seite zur Verhütung von „Stegmüllereien" eingerichtet ist, ist die ernste Mahnung deS Kaisers, gegen den Umsturz, „sür unser Vaterland zu arbeiten in der Pflege des Respects vor dem Gesetz, in der Pflege der Religion und in der Pflege der Liebe zum königlichen Hause", — durchaus am Platze. Beschäftigt sich doch die Socialdemokratie dauernd, wenn auch weniger offen als in früheren Jahren, sehr eingehend mit der Frage, wie sie Einfluß in den Kriegervereinen gewinnen könne. In Magdeburg haben auf einer socialdemolratischen Eonferenz vor mehreren Jahren etliche Redner direct zum Eintritt in die Kriegervereine aufgefordert, um hier dann die Wühlarbeit zu beginnen. Es hat eine Kriegervereinigung in einer rheinischen Stadt gegeben, die so sehr von socialdemo kratischen Tendenzen durchsetzt war, daß sie allen Ernstes daran dachte, Herrn Bebel das Ehrenpräsidium anzubieten. Die Vereinigung ist dann aufgelöst worden. Wiederholt haben sich ja auch die socialdemolratischen Führer gerühmt, Tausende von Anhängern in den Kriegervereinen zu haben. Das ist selbstverständlich eine Aufschneiderei. Bis jetzt haben sich die Kriegervereine als ein festes Bollwerk gegen die Svcialdcmokratie gezeigt; wenn hier und da ein Mitglied aus dem Verein entfernt werden mußte, weit eS entgegen den Statuten für die Socialdemokratie zu werben suchte, so fällt das nicht ins Gewicht angesichts der Tbatsache, daß mit ganz verschwindenden Ausnahmen sowohl die Mitkämpfer, die für das Vaterland gestritten und geblutet, als auch das jüngere Geschlecht der gedienten Soldaten von der Socialdcmokratie nichts wissen wollen. In den persönlichen Erinnerungen an den Krieg von 1870/71, die der ehemalige Kriegsminister General v. Verdy, damals Abtheilungschef im großen Generalstabe im Haupt quartier, im Augusthefte der „Deutschen Rundschau" ver öffentlicht, befindet sich auch eine Aeußerung über daS Bom bardement von Paris. Es wird u. A. gesagt, „die Heran ziehung des Belagerungsparkes mit ausreichender Munition habe seine großen Schwierigkeiten gehabt; man habe in erster Linie doch die Verpflegung der Truppen sicher stellen müssen." Die „Hambg. Nachr." bemerken hierzu: „Wir glauben, daß die Schwierigkeiten nicht ausschließlich durch das Bedürfniß unserer Truppen-Verpflegung erzeugt waren und daß sie dadurch künstlich gesteigert wurden, daß ein großer Theil der Eisenbahnfahrzeuge, 1500 bis 1800 Achsen oder Wagen — wir glauben der Erinnerung nach das Letztere an- nehmen zu sollen — in Beschlag genommen war, um die Lebensmittel zu verladen, die sür Paris im Moment der Uebergabe bestimmt waren, weil mau meinte, daß alsdann eine große Nothlage zu Tage treten werde, deren Linderung aus allgemein menschlichem Interesse, wie es in der anglikanischen Auffassung üblich ist, sür wichtiger gehalten wurde als die schnelle Einnahme der Hauptstadt und die Beendigung des Kampfes. Wir zweifeln mit dem General Verdy auch nicht daran, daß König Wilhelm in seiner praktischen und militairischen Auffassung schon damals, wie heute die urtheilende Nachwelt, erkannt haben wird, was das Richtige war; wir glauben nur nicht, daß er auf militairischem Gebiete die Bescheidenheit so weit getrieben hat, um, wie ein Berliner Blatt schreibt, „in seiner großartigen Selbstlosigkeit Demjenigen die Entscheidung zu überlassen, dem sie geschäftsmäßig zustand". Wohl aber haben wir gehört, daß Einflüsse, die von englischen hoch gestellten Damen ausgingen, bei der Königin August« Anklang und bei den englischen Damen im Hauptquartier Sympathie fanden. Diese Einflüsse wußten sich in dem Sinne Geltung zu verschaffen, daß Paris das „Mekka der Civilisation" und die Zufuhr von Lebensmitteln sür seine eventuell hungernden Einwohner für ven Fall der Capi- tulation zunächst wichtiger sei als die Heranbringung von Ge schützen zur Erzwingung der Capitulation. Wer allen diesen nach außen hin wenig bemerklichen Einflüssen schließlich mit Erfolg die Spitze geboten und die Heranführung der Be lagerungsgeschütze noch rechtzeitig möglich gemacht hat, bevor die Intervention der Neutralen amtlichen Ausdruck gewann, war Niemand anders als der Kriegsminister von Rovn, der sich durch die Kämpfe, die er als Minorität bei den militairischen Berathungen — schließlich vermöge der Annahme seiner Ansicht durch den König Wilhelm siegreich — durchfocht, eine schwere Nervenkrankheit zuzog, so daß der Ausfall seiner Mitwirkung in ven militairischen Fragen sowohl wie in den politischen über die Ein richtung und Gestaltung des deutschen MilitairwesenS als sehr nachtheilig empfunden wurde. — Uebrigens hat die sür die Franzosen aufgespeicherte, von ihnen aber später znrück- gewiesenc Verproviantirung nach dem Waffenstillstände schädlich auf die Verpflegung unserer Streitkräfte eingewirkt." In LI»»-» wird di- b--°rst-b-»d- K^b-gnn, ^d-S wird. «° dir,-- Stellung daselbst darstellt, svudern /.nsäsliaen Fremden völlige HandeiSsrelhtil . außerdem die für irgend Jemand. Frankreich gewährleistete auy ^ Aufrechterbaltung der bestehenden vertrage Italien die Zugeständnisse nochmals, als im 2ahr ^ williate in dm Llh-bnng, der R-ch.I»--chu»g -- ,f° LguM de« Augenscheinlich ist Frankreichs Ziel die Tunis leben- blühenden wirthschastlichen Lebens der ^.000 m TumS leve den Italiener. Die halbamtliche E°l,ana gtaum zu wissen, daß andere Großmächte nicht dulden werden, daß Italien von der Wohlthat der CaP.^lat.onen deren Deutsch land, Oesterreich, Belgien und d.e Schweiz sich m TumS tt freuen, ausgeschlossen w^d. Die Blatter rathe R ^ runa rur Festigkeit und Vorsicht, da die Respectsrist zur mLn'ng d "B-„r-,-. -in s-h- b.,,-g>. D>° Regierung selbst scheint zu der Angelegenheit «ww ke'iie Stellung genommen zu haben. Wenigstens schrieb die Er, Pi ch „Ris-emn" n»ch -m S-nn-b-nd- An, autorisirten Meldungen glaubt eine Zeitung sich als msormirt Zeichnen zu können über die Absichten, welche d.e ' a .-n. cke Regierung für den Fall einer Aufkündigung des 'tal.en.sch- tunesischen Handelsvertrages hegte. Wrr wissen, daß alle dieses der Begründung entbehrt. Die energischen Worte, welche' der englische Premier minister Lord Salisbury bei der Adreßdebatte wegen Armeniens an die Pforte gerichtet hat, haben überall großes Aufsehen hervorgerufen, namentlich in Oesterreich. Die Wiener Blätter heben hervor, daß Lord Salisbury der Türkei das Existenzrecht abgesprochen habe und ihr nur ein Leben durch die Gnade der Mächte zugestehe, das sie verwirke, wenn sie sich noch länger den Forderungen Eng lands widersetze. Dabei wird auch auf den Widerspruch hm- gewiesen, der darin bestehe, daß Lord Salisbury an einer Stelle von Europa spreche, an der andern Stelle aber nur vom englisch-französisch-russischen Dreibund, und eS wird gefragt, woher Lord Salisbury bas Recht herleite, im Namen Europas der Türkei in dieser Weise zu drohen. Formell sei Lord Salisbury allerdings berechtigt, eine energische Sprache zu führen, denn Art. 6l des Berliner Vertrags lautet: „Die Hohe Pforte verpflichtet sich, ohne Zeitverlust alle Ameliora- tionen und Reformen einzuführen, die die localen Bedürfnisse in den von Armeniern bewohnten Provinzen erfordern, und ihre Sicherheit gegen die Tscherkessen und die Kurden zu ga- rantiren. Sie wird in bestimmten Zeiträumen den Mächten Kenntniß von den zu diesem Zwecke getroffenen Maßregeln unreria-reioe, gclvip iriir England könne sein Recht doch nur geltend machen in Gemein schaft mit den übrigen Mächten; bis jetzt habe es jedoch nur Frankreich und Rußland hinter sick, und auch von diesen wisse man nicht, bis zu welchem Puncle sie mit England gehen werden. Interessant ist, waS die „N. Fr. Pr." mit theilt: England habe sich anfänglich bemüht, auch Oesterreich- Ungarn zum Vorgehen bezüglich Armeniens zu gewinnen, Graf Kalnoky habe aber abgelehnt, da die armenische Frage für Oesterreich-Ungarn nur ein secundaireS Interesse habe. Fürst Hohenlohe habe darauf ebenfalls abgelehnt, mit Rücksicht darauf, daß die Leitung der Politik des Dreibundes gegenüber der Türkei nothwendiger Weise Oesterreich-Ungarn Slnzeigen'PreiS die 6 gespaltene Petitzeil; 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4 ge spalten) bO^j, vor den Familieunachrichten (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra »Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbefürdernna 60.—» mit Postbrsürderung ^ 7ll.-x Aunatjmeschluß sür Anzeigen: (nur Wochentag«) Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-NuSgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Ertzetziti«» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 8S. Jahrgang. rufalle. Um aber nicht ganz indifferent zu erscheinen, hätten die Dreibundsmächte ihren Botschaftern in Konstantinopel die Weisung ertheilt, die Schritte Englands und seiner Ver bündeten zu unterstützen. Ist dies richtig, so hätte Lord Salisbury immerhin das Recht, in gewissem Sinne von Europa zu sprechen. Freilich ist dieses Europa zum Handeln im Sinne Englands schwerlich zu gebrauchen, denn es liegt auf der Hand^ daß nicht jede Macht so weit gehen will, wie die andere, und eS ist sehr wahrscheinlich, daß, wenn die eine Macht recht weit gehen will, die andere sie daran zu ver hindern versuchen wird. Die Hoffnung auf eine solche Even tualität wird denn wohl auch das Motiv für den hartnäckigen Widerstand des Sultans sein. Das entscheidende Wort hat in dieser Angelegenheit Rußland zu sprechen, ohne reffen Willen England sicher nicht allein vorzugehen sich getrauen wird. Rußland aber hat guten Grund, Englands Schritte in Armenien mit Mißtrauen zu beobachten. Am 14. Juni fand dieEinweihung deSGesellschaftö- hauses des deutschen Vereins zu Pretoria im Transvaal statt und zwar in Gegenwart des deutschen Eonsuls von Herff in Pretoria, des deutschen Eonsuls Graf Pfeil aus Lorenzo Marguez und der Officiere des deutschen Kreuzers „Condor". Die bei Gelegenheit des Festcommcrses gehaltenen Reden sind so bezeichnend für die Lage, daß wir wenigstens einige Stellen derselben nach der „Südafrikanischen Zeitung" hier wiedergeben wollen. In seinem Toaste auf den Präsidenten der Transvaalrepublik Krüger betonte Consul von Herff, daß das Ge fühl der Nationalitätsgleichheit ein gemeinsames Band um alle deutschen Brüder in der Ferne schlinge. Dank dem Wohlwollen der Transvaalregierung, welche den Deutschen im Großen wie im Kleinen freundlich gesinnt sei, dürften diese ihre deutsche Eigenart hier zu Lande in vollem Umfange pflegen. Präsident Krüger habe, nach eigener Aussage, ein warmes Herz für die Deutschen, welche dieses Gefühl er widern. Der Vorsitzende des Vereins, Herr Karl F. Wolfs, führte in seiner Rede aus, daß die Marine den deutschen Geist im Auslande belebe und somit eine hochbedeutsame Aufgabe, neben Ausübung der Wehrkraft, besitze. Er be dauerte, daß dies in der Heimath noch lange nicht hin reichend erkannt werde. DiedentschenSchiffe in derDelagoabncht seien ein „ganz gewichtiger Factor" zur Erhaltung des süd afrikanischen Gleichgewichts. Wie sehr Deutschland erkennt, daß die Delagoabucht der Hafen für Transvaal sei, gehe unter Anderm auch daraus hervor, daß es neuerdings ein BerufS- consulat dort errichtet und mit einem Vertreter aus der „Bismarckischen Schule" besetzt habe. (Hurrab!) Der Redner schloß mit einem Hoch auf die Marine und den Eonsul von der Delagoabucht, den Grafen Pfeil. In seiner Erwiderung sagte Graf Pfeil unter Anderm, daß er es als Consul für seine Aufgabe halte, deutsche Ideen, Ge wohnheiten und deutsches Nationalgefühl im Aus lande zu pflegen. Hierauf ginger auf die Bedeutung der Delagoabuchtbahn über, welche sich in gewissen! Sinne mit den Werken des Suezcanals und des Nordostseecanals messen könne, indem sie den Seeverkehr einzelner Länder in neue Bahnen lenke. Durch sie werde der Transvaal noch mehr als bisher dem Interesse Europas, vor Allem des festländischen Europas, nahe gebracht, und besonders trete Deutschland durch seine OstafrikcvLinie in stetig wachsende Beziehung zu dem Transvaal. Ein mächtiges Streben und Ringen finde zur Zeit in dem jungen, reichen Lande statt. An diesem Streben betheiligen sich die Deutschen mit besonderer Energie und großen Mitteln, und dankbar empfinden sie cS, daß ihnen dieses unter Krügers zielbewußter und kräftiger Regierung ermöglicht werde. Krüger handele unter vollkommen richtiger und staats- FeuiUetsn. ui Der sechste Sinn. Novelle von Woldemar Urban. Nachdruck vtrbolen. ' (Fortsetzung.) XII. Fräulein von Fahlen hatte für ihre Gäste nicht im Herrenhause, sondern in dem noch vom letzten Jagdfrühstück her zum Wintergarten umgewandelten Warmhause decken lassen. Unter einer riesigen, Wohl mehr als hundertjährigen Palme war der Tisch mit den vier Couverts aufgestellt. Zahlreiche Topfpflanzen schmückten ihn, so daß sich die Herr schaften mit größter Bequemlichkeit vor einander verstecken tonnten, wenn sie daran hätten Gefallen finden sollen. Auf Fräulein von Fahlen'S ausdrückliche Anordnung saß rechts von ihr der Gast auf Doberan, Herr Actuar Saegebühl, links von ihr stand eine etwa meterhohe, prächtig entwickelte Laims, tiliteia, hinter dieser — in respektabler Entfernung von der Herrin — saß Max, neben ihm Lasten, und zwischen Lasten und Saegebühl stand daö Gegenstück zu obiger Palme. Fräulein von Fahlen war ein Muster guter gesellschaft licher Erziehung; deshalb verstand sie die Kunst deS Zu hörens vorzüglich, und als Herr Saegebühl, daS große Wort führend, von seinen Reisen erzählte, war fle ganz Auge und Ohr. Endlich seufzte sie etwas schwermüthig auf und sagte: „Ach. wer doch auch wie Sie, Herr Actuar, im Stande wäre, so schöne Reisen zu machen, solche Erlebniste zu haben, überhaupt sein Leben so angenehm zu gestalten." „Und WaS hindert sic denn, Ihr Leben in gleicher Weise angenehm zu gestalten, gnädigste» Fräulein?" „Aber, Herr Actqarl Hier in Doberan Wohl?" fragte sie spöttisch. „Gehen Sie doch wieder auf Reisen." „Ach, ich weiß nur zu gut, WaS das ist! eine Dame allein auf Reisen. Nie wieder!" „Nun —" begann der Actuar, fuhr dann aber nicht fort, sondern lächelte geistreich und sah Fräulein von Fahlen ziemlich frech an. Fräulein von Fahlen schlug die Augen nieder und e« entstand eine kleine Pause. „So sind Sie nicht gern in Doberan, meine Gnädigste?" fragte der Actuar wieder in der festen Ueberzeugung, einen günstigen Eindruck gemacht zu haben. „Wer ist wohl gern in Doberan", seufzte Fräulein von Fahlen. „Langweilig, he?" flüsterte der Actuar mit eigenthümlicher Vertraulichkeit. Fräulein von Fahlen, die in ihrer ruhigen, vornehmen Freundlichkeit von einer hinreißenden Liebenswürdigkeit sein konnte, mochte jetzt glauben, daß er — reis sei. Sie hustete leise und Max begann mit größter Besorgniß und ziemlichem Eifer dem Amtmann auseinander zu setzen, daß die auf dem Hinterschuppen aufgespeicherten Kleienvorrälhe ansingen dumpfig zu werden und daß es die höchste Zeit Ware sie umzustechen, um eine nachtheilige Einwirkung auf die Milch der Kühe, welche sie als Futter erhielten, zu verhüten. „Wie können Sie etwas Anderes voraussetzen?" fuhr dann Fräulein von Fahlen liebenswürdig fort. „Wenn Jemand so wie sie an Welt und Gesellschaft gewöhnt ist und sieht sich dann plötzlich auf ein in öder Leere gähnendes Schloß versetzt, so kann das wohl nicht anderS*alS in höchster Potenz langweilig sein. Mein einziges Vergnügen in dieser ganzen Zeit war neulich die Jagd. Ich habe seit Jahren nicht so herzlich gelacht, als wie der Herr Jnnungsobermeister seinen Besen aus dem Futteral zog. Der Streick zeigt von einemZso glücklichen Humor, von einer so geistreichen Erfindung, daß ich den Urheber, wenn ich ihn wüßte, hätte küssen mögen." Der Actuar war plötzlich wie elektrifirt. Das Monocle wurde aufgesetzt, die Manschetten zurechtgeschoben und ein rascher Blick auf die beiden Bauern geworfen, die glücklicher Weise gerade jetzt in ihre dämlichen Klrienvorräthe ganz ver sunken zu sein schienen. „Ha, meine Gnädigste", sagte er leise und mit trinm- phirendem Lächeln, „wenn Sie mich nicht verrathen. —" „Wie, Herr Actuar? Sie wissen davon?" „Bst, um Gotteswillen, meine Gnädigste, nicht so laut. Ich weiß nicht nur davon, sondern ich mache auf die geistige Urheberschaft voll und ganz Anspruch." Eine Secunde lang war Todtenstille, dann ein leichtsinniger ErleichterungS-Seufzer von Seiten des Herrn Lassen, gleich darauf ein ziemlich derber aber ganz unsichtbarer Stoß von Seiten Max' in Lassen'« Rücken Am meisten Gegenwart behielt wieder Fräulein von Fahlen. Sie faßte sich zuerst. „Nicht möglich, Herr Actuar", sagte sie, und versuchte ein Lächeln, das ihr ganz reizend gelang. „Wenn Sie mir versprechen, mich nicht zu verrathen." „Aber Herr Actuar, wo werde ich denn! Nicht um eine Million!" „Am Besten ist es", sagte Max ziemlich aufgeregt, „wir füllen einen Theil der Kleie wieder m die Säcke und stellen sie an einen luftigeren Ort. Es liegt zu viel auf dem Schuppen." „Ich bin in der glücklichen Lage, meine Gnädigste", flüsterte der Actuar, „Ihnen meine Urheberschaft beweisen zu können. Mein Kutscher, den ich damals mit von Dinglingen gebracht habe, wird Ihnen nöthigenfalls bestätigen, daß er nach meiner Instruction handelte, als er das Gewehr mit dem Besen vertauschte." „Das ist ja reizend, Herr Actuar." „Aber nun, meine Gnädige, die Belohnung? Sie haben mir gesagt, daß Sie den Urheber hätten küssen mögen. Wollen Sie nun Ihr Wort brechen?" „Oh, Oh, Herr Actuar " „Gnädiges Fräulein, dem Verdienste seine Krone!" bat Herr Saegebühl weiter. ^ 77 -7 aber —" lispelte Fräulein von Fahlen, als Max plötzlich mit zitternder Aufregung rief: »Da«'st Uebertreibung. das ist nicht nöthig, da« ist gegen die Verabredung." " Lasten kniff ihm gehörig in« Bein. Aber auch Fräulein von Fahlen verlor diesmal ihre Geistes gegenwart. Stumm und ergeben in ihr Schicksal senkte sie d,e Augen , mit einem glücklichen und bezaubernven Lächeln um d.e feinen Lippen schien sie zu denken: Nun kann cS meiurthalben werden wie eS will. Und eS wäre gewiß auch so geworden wenn nicht Herr Lassen mit beispielloser Bravour hätte'* gesprungen wäre und die Situation gerettet „Ts ist wohl nöthig, Max", rief er rbrnfalls beftia und durchaus keme Uebertreibung, wenn ich sage, daß wir die »nd^a^d n Wenn ich früher cL ." k°."' " daher, daß ich den Zustand der Kleie nicht so genau kannte. Jetzt wäre es enisch eden die ganze Milchwirthschaft geschehen, wenn wir so weitrrfüttern * ", unheimliche Pause rin. Die drei Ver- schworen«, saßen da wie etwa die armen Seelen vor dem Scha.tenrichter MinoS in der Unterwelt Herr Saegebühl schüttelte mit einer verblüfften Miene das Monocle aus dem Auge und richtete die scharfen, forschenden Blicke nach den hitzigen Kleicngelehrten. „Die Herren scheinen ja eine wahre Vorsehung für ihre Milchkühe zu sein", sagte er endlich mehr spöttisch und verächtlich, al« ob er schon durch den Ton seiner Aeußerung kennzeichnen wolle, wie abgeschmackt er ihre laute und stöhnende Unterhaltung flnde. „Ich beareife nicht, wie man sich dabei aufregen kann", sagte Herr Lassen noch immer in ziemlicher Hitze. Wenn ich sage, die Fütterung ist nicht richtig, so ist sie eben nicht richtig. Ich muß eS doch schließlich wissen, — besser als Einer." „Begreifen Sie daS, meine Gnädigste?" wandte sich Herr Saegebühl wieder zu seiner Nachbarin. Fräulein von Fahlen zuckte lächelnd die Achseln. „Tie Herren machen mir den Eindruck", sagte sie halblaut, „wie seiner Zeit Herr Professor Dirrlapp, der mich eine geschlagene Stunde nach der Thnrmuhr von Doberan über vie Auslegung der Genesis unterhielt. — WaS ist mir Hecuba. Ich hätte nicht gedacht, daß eS Menschen gäbe, die, sozusagen, nur ein Rad im Kopfe habe». Wenn dieses still steht, steht Alle« still." Herr Saegebühl hielt es für zeitgemäß, dem Fräulein von Fahlen für diese scharfsinnige Bemerkung ein möglichst gescheideS Compliment zu machen, was ihn so beschäftigte, daß er keine Zeit mehr fand, über diese doch immerhin auf fallende Kleienaffaire nachzudcnken. „Aber", fuhr er fort, „Sie müssen nicht glauben, meine Schönste, daß dies bei allen Menschen so ist. Bei mir znm Beispiel vermag diese Zwischenbemerkung nicht unser vorheriges Thema zu verdrängen, und ich möchte Sie deshalb bitten, in Ihrem angefangenen Satze fortzufahren. Sir werden be greifen, von welchem weittragenden Interesse Ihre Antwort für mich ist." Fräulein von Fahlen war sehr verschämt und flüsterte: „Herr Actuar " „Nein, so war'S nicht, meine Gnädigste", unterbrach sie dieser, „Sie sagten vielmehr: Nun gut — aber — und brachen ab. WaS wollten Sie noch sagen?" „Ich wollte noch sagen, aber Sie sind doch, wenn ich nicht ,rre — verlobt. WaS würde Ihre Braut sagen, Herr Actuar, wenn ich — — wenn Sie — — oder habe ich mich geirrt?" Herr Saegebühl hatte etwas Derartiges kommen sehen; aber er war entschlossen, sich einer — Uebereilnng wegen, wie er seine Verlobung mit Fräulein Doris Horn unter den
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