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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189509151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18950915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18950915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-09
- Tag1895-09-15
- Monat1895-09
- Jahr1895
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1895
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Bezugs-Preis t» der Hauptexpedition oder de« im Stadt, bezirk und den Bororten errichteten Au«, oabestellen abgeholt: vierteljährlich ^14.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in« HauS 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^ ü.—. Dirrctr tägliche Kreuzbaadsendung tu- Ausland: monatlich ?H0. Die Morgen-AuSgab« erscheint täglich mit Au«, nähme nach Sonn, und Festtagen '/»? Uh»^ di» Abend-Au-gabe Wochentag« 5 Uhr. Vedaclion und Lr-editiou: JohanneSgaffe 8. DIe Lrpedition ist Wochentag« ununterbroche» geöffnet von früh 8 bi« Abends ? Uhr. Filialen: Ott- «le»»'- «ortim. («lfre» UnivrrsitätSstrab» 1, Lösche. Katharinenstr. 14, part. und KünigSplatz?. aMM Ta-Malt Anzeiger. Drgan für Politik, Localgeschichte, Handels- unHeschiiftMlkehr. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reclam»« unter dem NedactionSstrich («ge spalten) 50/4, vor den Familiennachrichtea (6 gespalten) 40-4- Größere Schriften laut unserem Preis« verzeichmß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Crtra »Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbefördernna 60.—, mlt Postbeförderuug ^il ?o.-i> ' Äunahmeschlnß für Anzeigen: (nur Wochentag«) Abend.Ausgabe: Bormittag« 10 Uhr. Margen-Au-gabe: Nachmittag« «Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund» früher. Anzeige» find stets an di« Expe-trian zu richten. Druck und Verlag von E. Polz kn Leipzig. ^-446. SonntaH den 15. September 1895. 89. Jahrgang. Anzeige Die nächste Nummer erscheint am Montag Abend. n für diese Nummer, welche in erweitertem Umfange ausgegeben wird, werden biS wton g Amtliche Bekanntmachungen. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den 18. September 1895, Abends «V. Uhr, im Sitzungssaale am Naschmarkte. Tagesordnung: I. ». Bericht des Löschausschusses über Nachverwilliguna zu Conto 11 Pos. 8 und 9 des Haushaltplanes aus das Jahr 1895; d. Antrag de« Löschausschnsses wegen Anbringung eines öffentlichen Feuermelders im Concerthausviertel. H. Bericht des Oekonomieausjchusses über: n. eine Eingabe der betheiligten Gemeinden wegen Abführung der Schleusten- Wässer; d. anderweite Verpachtung der Eisbahn am Frank- surter Thore nach Ablauf des jetzigen Pachtvertrages; o. die Vorlage, betr. den Rathsbeschlnß: „bis auf Weiteres von der Einführung der Wasserleitung in das Gntsgehüfle Thonberg abzusehen"; ll. Nachvermilligung wegen Ausfüllung von Lachen im Connewitzer Forstrevier zu Conto 24 Pos. 43 außer- ordentlich; s. die Eingabe des Deutschen Vereins zu Leipzig in Sachen des Verkaufs der Pferdebahn an die Gesellschaft für elektrische Unternehmungen in Berlin und die Firma Becker L Co. hier; I. Rückäusterung des Rathes auf den Antrag des Collegiums, betr. die Erhöhung des Scherbel- berges im Rosenthale; Erneuerung der Lehrwandpfosten am Gerinne längs des Mühlengebäudes zu Gundorf; d. Aufforstung in Stötterktzer Flur — Conto 24 Pos. 72 des diesjährigen .Haushaltplanes; i. Erneuerung des an der Hauptstraße gelegenen Thores in der Einsriedigungs« mauer des Rittergutes Lößnig; k. Rückäußerung des Rathes auf den Antrag des Collegiums, die Kosten der Unterhaltung und Ergänzung der Fahrbahnen mit Bruch- und Feldsteinen — Conto 38, Poj. 67— betr.; I. Gewährung der üblichen Ent schädigung für Granitplattenbelag vor dem Grundstück Reitzen» hainer Straße Nr. 40 in Leipzig-Thonberg. III. Berickt des SttftungSausschnsses über: a. Ankauf eines - Pferdes für den Krankentransport; d. unentgeltlich« Ueber- lassung der im Jahre l892 angeschafften 300 Strohmatratzen und 300 Keilkissen an die Calamito en in Brotterode. IV. Bericht des Schul- und Baüausschusscs über: a. Vermehrung der Gasbeleuchtungseiitrichtung in dem ncnen Gebäude der XIII. Bürgerschule in Leipzig-Plagwitz; d. Rückäußerungen des Rathes auf die Anträge des Collegiums zu der Vorlage, betr. die Errichtung eines Eckgebäudes rc. für die 13. Bezirks- schule in Leipzig-Liiidenau. Bekanntmachung, die Anmeldung zum cvangelifch lnthcrifchen Confirmandcn- Nnterricht in Alt-Leipzig betreffend. Die Eltern derjenigen Kinder, welche in dem kommenden Winter Confirmandeii-Uuterricht bei einer der evaiigelisch-lutherischen Kirchen Alt-Leipzigs empfangen sollen, bez. deren Stellvertreter werden hiermit ersucht, die Anmeldung der Confirmanden bei den zum Confirmanden-Unterricht berechtigte» Geistlichen, soweit es nicht schon vorher geschehen, in der Zeit vom 7. bis 11. Oktober d. I., Nachmittags zwischen 4 nnd <1 Uhr und zwar, wenn möglich, persönlich unter Zuführung des Kindes, andernfalls schriftlich bewirken zu wollen. Die Wahl des Geistlichen steht den Eltern frei. Wo nicht be sondere seelsorgerliche Beziehungen vorhanden sind, ist es wünschens werth, daß die Anmeldung bei einem Geistlichen desjenigen Kirch spiels geschehe, innerhalb dessen die Eltern wohnen. Bei der Aiimelduiig ist ei» Nachweis der Taufe des Kindes, durch ein Taufzeugniß oder eine Bescheinigung im Familienbuch beizubringen. Die Geistlichen sind gebunden, bei der Annahme von Confir manden die zulässige Zahl nicht zu überschreiten. Diejenigen Confirmanden, welche bei keinem bestimmten Geist lichen angcmeldet nnd zur Annahme gelangt sind, werden dem Pfarrer des Kirchspiels, in welchem sie wohnen, mit dem Ersuchen zugewiesen werden, für ihre Aufnahme bei einem Geistlichen des Kirchspiels Sorge zu tragen. . . Söhne und Töchter, welche außerhalb Alt-Leipzigs wohnen, be dürfen zur Aufnahme in den Confirmanden-Unterricht in Alt-Leipzig einer von den Eltern zuvor einzuholenden Genehmigungs-Be scheinigung des zuständigen Ortspfarrers. Zur Entgegennahme von Consirmanden-Anmeldungen sind bereit und berechtigt: I. bei St. Thomii: (Superintendent und Pfarrer 0. Pank ertheilt erst im nächsten Jahre wieder Confirmanden-Unterricht? 1) ArchidiakonuS Ino. vr. Suppe, Bnrgstraßc 1. 2) Erster Diakonus und Divisionsprediger Ino. Vr. v. Ertegern» Gottschedstraße 5, III. 3) Zweiter Diakonus vr. Krämer, Burgstraßr 3. II. bet St. Nicolai: 1) Pfarrer v. Hölscher, Nicolaikirchhof 4, Erdgeschoß. 2) ArchidiakonuS vr. Binkan, Nicolaikirchhof 3, II. 3) Erster Diakonus Schuck, Nicolaikirchhof 3, III. 4) Zweiter Diakonus Ebcling, Nicolaikirchhos 3, II. III. bet St. Matthäi: 1) Pfarrer v. Kaiser, im Sprechzimmer der Matthäikirche (Kirchenexpedition). 2) ArchiLiakonus Peschcck, Pfarrhaus, Lessingstraße 5, II. 3) Erster Diakonus V. Buchwald, Pfarrhaus, Lessingstr. 5, III. 4) Zweiter Diakonus Friizsche, Pfarrhaus, Lessingstraße 5, part. IV. bei St. Petri: 1) Pfarrer v. Hartung, Albertstraße 38, I. 2) ArchidiakonuS Sell, Albertstraße 38, II. 3) Erster Diakonus Thtemc, Albertstraße 38, HI. 4) Zweiter Diakonu« Vckardt, Bayersche Straße 6, IH. V. bei der Lutherkirche: 1) Pfarrer H. von Schdcwitz, in der Küsterei, Hauptmann- straße 3, part. 2) Diakonus vr. A. Jeremia«, Hauptmannstroße 3, II. VI. bet St. Andreä: 1) Pfarrer vr. Schumann, Pfarrhaus, Scharnhorststraße. 2) Erster Diakonus Tcichgräber, Pfarrhaus, Scharnhorststraße. 3) Zweiter Diakonus Schmidt, Arndtstraße 38, III. VII. bei St. Johannis. 1) Pfarrer Tranzschrl» im Kirchenvorstand-zimmer, Johanni«« platz 8, I. 2) Diakonus Via. vr. Rüling, in der Kirchenexpedition, Johannis- platz 8, I. Leipzig, den 14. September 1895. Königliche Snperintcndentnr I. I. B.: v. Hölscher. Bekanntmachung. Nachdem der Plan betreffend die Straßenzüge und Fluchtlinien des zwischen der Thüringischen Verbindungsbahn, der Thereslenstrabe, der verlängerten Langen Straße (Straße L) und der Berliner Straße gelegenen Areals, zufolge unserer Bekannt machung le. 3326 vom I. August 1895 vorschriftsmäßig und zwar vom 6. August bis einschließlich 3. September 1895 öffentlich aus« gelegen und Widersprüche nicht erfahren hat, so hat derselbe nunmehr "ach. 8- 22 des Regulativs vom 15. November 1867, die neuen städtischen Anbaue und die Regulirung der Straßen betreffend, für rechtskräftig festgestellt zu gelten. Ter laut unserer Bekanntmachung le. 459 vom 5. Februar 1894 festgestcllte Bebauungsplan für den zwischen der Berliner und Theresienstraße einerseits und der Thüringischen Ber« bindungsbahn und einschließlich der Straße X andererseits gelegene Theil der Flur Leipzig ist heute von uns aufgehoben worden. Leipzig, den 10. September 1895. , ^ Ter Rath -er Stadt Leipzig. Io. 4325. Vr. Georgi. Aff. BtS Bekanntmachung. Wegen Herstellung der Wasserleitungsanlagen bez. Asphaltirung wird die Reichsstrasze in ihrer Ausdehnung vom Schahmachrrgäßchen bis zur Grimmaischen Straße Pom 16. dieses Monats ab und in ihrer Ausdehnung vom Brüht bis zum Böttchcrgäßchen vom 17. dieses Monats ab auf die Dauer der Arbeiten für allen Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 14. September 1895. ^ Ter Rath der Stadt Leipzig. IX. 4989. vr. Georgi. Stahl. in der Art und Weise zu Tatze, ^ Besuche ^ wärtiaer Fürsten auffassen. In D-utschl ^ von Wesenheit deS Kaisers von ) ruhiger Freude Turin von Kaiser. Fürsten und Volk »nt ruhiger n ^ gesehen worden, in Frankreich hat man sich » halt des — Lord Mayorö von London heran,cht, um Bekanntmachung. Hierdurch bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß wir die Vrauftratze in Leipzig-Plagwitz von der Kreuzung mit der Gießcrstraße ab bi- zur Einfahrt in den Plagwitzer Bahnhof in daS Eigenthum und — ausschließlich der Fußwege — in die Unterhaltung der Stadtgemeinde Leipzig übernommen haben. Leipzig, Len 10. September 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. o. 4385. vr. Georgi. Bts. Bekanntmachung. Für Michaelis dieses Jahres sind 4AttöstattnngSspenden im Betrage von 77 25 .4, 67 58 40 64 ,4 und 40 ./L 5» an hiesige, arme, unbescholtene Frauen, welche sich in der Zeit zwischen Michaelis vorigen und Michaelis d. Jahres verheirathet haben, von uns zu vergebe». Die Spende von 40 64 ^ kann nur an ehelich Geborene, die von 40 .^! 55 nur an hiesige Bürgertöchter vergeben werden. Gesuche sind unter Bei fügung der Eheschließungsbescheinigung, eines von zwei hiesigen Bürgern bei Büraerspslicht ausgestellten Zeugnisses über die Un bescholtenheit und Bedürftigkeit der Bewerberin und einer Geburts- bescheinigung, bis zum 5. Oktober lfd. IS. auf dem Nachhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 11, elnzureichen. Leipzig, den 14. August 1895. Ter Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Morche. Die städtische Sparcaste beleiht Werthpapicre unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Tie Sbareassen-Tebutation. M>«l. MilMcknWe z« Mzi». Der Unterricht beginnt TonnerStag. den Z. Oktober, früh 10 Uhr. Aniiieldungen sind bis zum 22. September Mittags 12 Uhr im Schullocal oder beim Unterzeichneten mündlich oder schriftlich zu bewirken. Die Aufnahmeprüfungen und Nachprüfungen beginnen Diens tag. de» 1. Oktober, früh 8 Uhr. Hoher Verfügung zu Folge haben sich alle Schüler, auch Diejenigen, welche den Berechtigungsschein zum einjährig-sreiwilligen Militairdienst besitzen, dieser Prüfung zu unterziehen, ole sich von jetzt an mit auf Zeichnen, neben deutscher Sprache und Rechnen, erstrecken wird. Nähere Auskunft über die sonstigen Aufnahmebedingungen ist Im Schullocal oder vom Unterzeichneten kostenfrei zu erhalten. Vtv Virvoll«»!». Baurath 1VUI,. Ilv^. Bekanntmachung. Die weitere Ausgabe der Synagogenkarten findet Sonntag, den 1». September 1805, Bormittags 10—12 Uhr, und Montag, den 16. September 1895, Nachmittags S—4 Uhr, im Synagogengebäude, eine Treppe hoch, statt. Wir bitte» bei Empfangnahme der Karten die bisherigen Karten und die diesjährigen «emeindeftenerqnittungen mitznbringc». Leipzig, 13. September 1895. Ter Vorstand der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig Äug der Woche. sr. Die Aufmerksamkeit für die alljährlichen großen Waffenübungen ist in Deutschland anderer Art, als in Frankreich, wo man in diesen Veranstaltungen eine Befriedigung der nationalen Selbstliebe sucht und ihnen gern eine politische Bedeutung beilegt, gelegentlich auch, wie bei den bevorstehenden Manövern an der interessanten Ost grenze, durch die Bevorzugung eine« Angehörigen der russischen Armee, einen politischen Inhalt zu geben sucht. So viel „Spannung" haben wir für unsere Manöver nicht übrig, dafür aber eine echt soldatische Theilnahme. Der Unle. sch ed zwischen dem Sein und Wollen der beiden Nationen tritt auch, und, wie wir meinen, nicht unvortheilhaft für die deutsche, Wunsch wenigstens theilweise erfüllt werden soll. Der Dziennik Posnanöki" beklagt sich nämlich, wie man deul- chen Blättern schreibt, darüber, daß in den jüngst ver öffentlichten Fragebogen für die Ostmarken auch eine Rubrik vorgesehen ist, in welche die zweier Sprachen undige Bevölkerung eingetragen werden soll. Des gleichen ist eS ihm nicht genehm, daß die Kass üben und ' ' :n als solche gezählt und nicht als Polen bezeichnet T^"Vnefattg1!egenhe!t des Herrn S töck er. die so rasch "sollen. ' „Es gilbt - h^ißt es im „Dz. P." ,keine aus die Entlarvung des Freiherrn von Hammerstem g s g ist beschäftigt die politische Welt in immer stierem Maß - Wir denken ^dabei nicht an die >,n>val>rhaft,ge und una>lttand g Ausnutzung beider Vorgänge gegen das conservatt^ durch die Presse der Demokratie, die dadurch nur Wieder em mal rcsiat daß sie für demokratische Grundsatz- ohne Der- stLduiß, dafK aber um so gelehriger ist,, schlechte demokra tische Manieren sich anzueignen. Aber die Bloßlegung tief gebender Schäden innerhalb der conservaliven Partei drangt ru der Annabme, daß sich innerhalb derselben eine KrisiS iorbereitet. Und wehe den Konservativen und unserem P°^ litii'cken Leben, wenn dies nicht der Fall ist- ^ BieleS auszuscheiden und abzuschütteln, waS sich nut dem Wesen einer positiven Partei nicht vertragt. Es 'st nicht nur aus innere« Gründen glaubwürdig, sondern auch gcsch'chN ch ,u erweisen, wenn die „Cons. Eorr." versichert, ihre Parte, Le mi! der in dem' Stocker'schen Briefe -mp °h-n-n Taktik nie etwas zu thun gehabt. ?lber daß dle s.artei nicht davon gewußt habe, daß b'sse Taktik von An gehörigen befolgt werde, ist ausgeschlossen. Annoch 'st Herr " Stöcker trotz des fundamentalen Gegensatzes, in den er sich einmal durch den Versuch, die Person des Monarchen zu mißbrauchen, sodann durch die Feindseligkeit gegen den Fürsten Bismarck, zu der Fraction gesetzt hatte, ihr häufig und gern vorgeschicktes Mitglied gewesen. Eme Partei ist kein Mönchsorden, in dem Jeder glaubt und thut, was die Anderen glauben und. thun, aber solche an die Wurzeln gebende Differenzen duldet man m einem und dem selben politischen Hause nur aus Schwäche oder weil man nicht frei von Hintergedanken ist. Nichts wäre thonchter als Recriminationen wegen des Bergangenen, aber wenn der Versuch gemacht wurde, durch so kleinliche Diversionen wie den Vorhalt : „Wenn Herr vr. von Bennigsen solche Briefe wie Stöcker geschrieben haben sollte, so wäre ihm die Veröffent lichung auch unangenehm", so ist cs nicht unbescheiden, wenn frühere Kampfgenossen der Eonservativen den Wunsch äußern, der streng conservalive „Reichsbote" möge mit der Auf forderung zu einem strengen sittlichen Selbstgcricht nicht ein Prediger ,n der Wüste bleiben. Zu der Mahnung, einen Wandel eintretcn zu lassen, erachten wir uns legitimirt durch einen Vergleich zwischen dem Gang der deutschen Dinge in der Zeit von 1888 bis 1890 und dem von diesem Jahre ab -iS auf den heutigen Tag. Die weitere Entwickelung der konservativen Partei wird, wie alle anderen großen Angelegenheiten, auch schließlich entscheidend sein für die Beantwortung der Frage, ob die vom Kaiserwegender socialrevolutionairenGefahr gegebenen Anregungen Folgen haben werden oder nicht. Jedenfalls wird diese Frage nicht deshalb für die Dauer von der Tages ordnung verschwinden, weil die socialdemokratische Partei leitung eS jetzt für räthlich findet, sich der Mäßigung zu be- leißigen. Der Rede deS Herrn Auer sind Auslassungen im „Vorwärts" gefolgt, zahm wie Hofhühner und offenbar bestimmt, der freisinnigen Albernheit von der „in der Bildung begriffenen gemäßigten Neformpartei" weitere Kreise zu erschließen. Der„Vorwärts" kann gar nicht begreifen, wie man sich wegen ein paar starker, von vielleicht nicht genügend urtheils- ähigen, deS „Feingefühls" und des „Geschmacks" entbehrenden Ikedacteuren gebrauchter Ausdrücke auch nur einen Augen blick ereifern konnte. Von den bodenlosen Niederträchtigkeiten, durch die gerade er den Kaiser, die Krieger von 1870 und das ganze Bolk beschimpft hat, und — worauf eS ankommt — von den Absichten, denen seine Schmähungen dienen sollten, weiß das Blatt absolut nichts mehr. Aber Unglück licherweise kommt Herr Liebknecht durch seine Braun> schweizer Rede dem Gedächtniß des Parteiorgans zur Hilfe. In ihr findet sich Alles wieder, was der „Vor wärts" bis zum 2. September täglich gesagt und — bezweckt hat, nur etwas moderirt — durch die Rücksicht auf den Staatsanwalt, dafür aber noch lügnerischer und hinter- listiger. Der Edle errölhet z. B. nicht, seinen Zuhörern als historisches Factum nntzutheilen, Preußen habe mit NapolconIII. und Rußland Bündnisse gegen Oesterreich geschlossen l Der Erkenntnlß, daß abaewiegelt werden muß, ,st übrigens auch Liebknecht S Rede entflossen, nur daß er sich nicht so fest in der Gewalt hat, wie der ob der deutschen Erregung erstaunt thuende Artikel,chreiber deS „Vorwärts". Immerhin ließ auch er heuchlerische Worte der Beschwichtigung einsließen. So sagte er u. A.: Wenn man wenigstens das Fest gefeiert batte an dem Tage, wo Frieden gemacht wurde! Den Frieden kann Jeder feiern, jeder Humandenkende hätte sich daran bethe.l.gt." Wie gütigs Aber wenn eS geschehen wäre, hatten die Vertreter deS Gedankens der internationalen Ver brüderung unter denselben Schmähungen Deutschlands, die sie zur Sedanfeier ausstießen, die Zumuthung zurückgewiesen, an einer Feier theilzunehmen, die an die Früchte von Sedan erinnert. Die „humandenkende" Socialdemokratie hält von den Erinnerungen an die Jahre 1870 und 71 bekanntlich würdig" ^^^reien der Commune der Erinnerung Deutsches Reich» -. Leipzig. 14. September. Im Leitartikel der Nr. 394 des -Lcipz. Tagebl. war der Wunsch ausgesprochen worden, es mochten bei der Volkszählung auch die Sprach en» n werden, weil derartige statistische sür die deutschen^ Lstmarken von Wichtigkeit seren. Es scheint nun, daß dieser Deutsch-Polen" oder „polnische Deutsche", sondern nur Polen öder Deutsche, auch kein kaffubischeö oder masurisches Volk, denn Kassuben und Masuren gehören dem polnischen Volks- thum an und ihre Sprache ist ein Dialect der polnischen." Noch hat der Minister des Innern Zeit, diese Rubriken zu beseitigen, denn dieselben sind sinnlos." Nach dieser freund- ichen Belehrung deS Ministers folgt, offenbar in der richtigen Annahme, daß sie ergebnißlos sein werbe, eine Mahnung an die polnische Bevölkerung, sie möge es nicht gestatten, daß man sie in die Rubrik der „Zweisprachigen" eintrage oder als kassubisch bezeichne: „Wir müsse» darauf achten, Laß kein Pole ungezählt bleibe, damit sich die Regierung davon überzeuge, daß die Zahl der in Preußen lebenden Polen eine zu große sei, um sie als guantilv iw8li«6a.b1s zu behandeln." Hoffentlich achtet der Verein zur Forderung des Deutsch thums in den Ostmarken darauf, daß kein Deutscher un- zezählt bleibt. Die beklagenöwerthe Neigung der deutschen Katholiken, sich als „Polen" in die Fragebogen eiliziit.agen, dürfte durch die jüngst gemeldeten Vorgänge in Oberschlesien ohnehin etwas schwächer geworden sein. tm- Chemnitz, 14. September. Eine gestern Abend ab gehaltene socialdemokratische Volksversammlung -eschäftigte sich mit der Angelegenheit des Neichstags- abgeordneten Seifert-Zwickau. Seifert erklärte/ er hübe bie Läden des Consumvereins in Schedewitz nicht deS Sedanfestes, sondern des im Belvedere stattsindenden Schießens wegen schließen lasten und erkannte an, einen ta krischen Fehler begangen, aber nicht gegen das Princip verstoßen zu haben. Ein Antrag, Seifert möge von der Candidatur im zweiten Chemnitzer Wahlkreise znriick- treten, wurde ab ge lehnt, dagegen eine Resolution an genommen, welche besagt, Seifert'S Verhalten am Sedantage sei ein taktischer Fehler gewesen, der eine Rüge verdiene. Seifert hat also eine Rüge bekommen, die Candidatur bleibt aber noch nach wie vor bestehen. (Wir bitten, im Anschlüsse hieran, den an anderer Stelle abgedruckten Artikel über das in Leipzig gestern gehaltene sociald emo trat ischeSch erb en gericht zu lesen. Red. v. „L. T-") 6. II. Berlin, 14. September. Die wenigen weiblichen socialdemokrcttischen Agitatoren haben eine ganz außergewöhn liche Zähigkeit und Ausdauer. Obgleich bis jetzt all' ihr Werben bei ihren Schwestern umsonst gewesen und die socialdemokratische Frauenbewegung genau wie vor 15 Jahren nur vegctirt, lassen sie dock in ihrer Agitation nicht nach. Die General-Streikcommission in Hamburg hat kürzlich mit ganz besonderem Eifer einen neuen Actionsplan zur Gewinnung der Frauen für die Socialdemokratie aufgestellt. Man war der Ansicht, daß nur eine Agitation im größten Stile Erfolg haben könne, und daß eS noth- wendig sei, bei der großen Atzitationstour nur Frauen zu verwenden. Sieben solcher Agitatoren hat man ausfindig gemacht, e« sind die „Genossinnen" Ihrer, Blohm, Löwen herz, Steinbach, Schneider, Kähler und Rohrlack; jetzt befinden sie sich auf der Reise, jede hat einen Agitationsbezirk erhalten. Im Ganzen sind 162 Frauenversammlungen festgesetzt. Natürlich kostet die Tour auch ein ganz hübsches Stück Geld, und da die wenigen dahinsiechenden socialdemo kratischen Frauenvereinigunaen noch nicht 50 .ie aufbringen können, so hat die General-Streikcommission mit der nöthigen „Munition" ausgeholfen. * Berlin, 14. September. Herr Stöcker ist, wie sein Organ, das „Volk", ankündiat, gegenüber dem Artikel der „Cons. Corr." über seinen Brief vom August 1888, „als Mitglied des Parteivorstandes schon im Interesse der Sache gezwungen, eine Klärung herbeizuführen", denn: „Selbst wenn kein Abschüttelungsversuch vorlicgen würde, so bleibt mit der Thatsache zu rechnen, daß eine Parteileitung, welche ihrer Stellung und ihrem Ursprünge nach in einem Gegensatz zur Helldorff'jchen Politik steht, um Stöcker desavouiren zu können, Deckung — hinter Herrn v. Helldorff gesucht hat." Gegenüber dem „AbschüttelungSversuch" beruft daß Stöcker'sche Organ sich darauf, daß die Blätter der süd deutschen Conservaliven „kräftig und entschieden für Stöcker eintretcn". Die „Conservativen" in Sllddeutschland bedeuten aber bekanntlich gar nichts! — Die „Franks. Ztg." sagt über die gestrige Schutzrede des „Volk" für Herrn Stöcker: „Wie weit er um die sittlichen und strafrechtlichen Vergehen seines Freundes Hammerstein gewußt und ob er aus Freund schaft zur Verheimlichung derselben beigetragen bat, werden wohl gerichtliche Verhandlungen ergeben". Dasselbe, wegen seiner Verbindung mit der Frankfurter „Kl. Presse" in diesen Dingen ohne Zweifel genau unterrichtete Blatt bemerkt zu der Aufforderung deS „Reichsboten" an die konservative Partei, ein „Selbstgericht" zu halten: „Wieviel Ver anlassung zu ihr vorliegt, wird die Oeffentlichkeit in der nächsten Zeit erst staunend erfahren. Die „Köln. Zt g." schreibt: Eine große Anzahl in maßgebenden Stellungen befindlichen konservativer Politiker kannte die Vergehungen Hammer- stein's seit einem Jahre ganz genau, hat aber keinen Grund gesehen, gegen ihn einzuschreiten; im Gegentheil, Viele be- schützten ,hn mit Nachdruck, trotz dem, was sie wußten. Das könne und werde bewiesen werden. Das Blatt sordert die Staatsanwaltschaft auf, gegen Hammerstein die Bor untersuchung einzuleiten; wenn sie nicht freiwillig eingreife, werde man sie zwingen, sich mit der Geschäftögebahrung Hammerstein's zu befassen. — Auch die „Nat.-Ztg." glaubt,
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