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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.09.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950919021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895091902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895091902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-09
- Tag1895-09-19
- Monat1895-09
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Es ist daher eine gröbliche Ungeschicklichkeit, wenn einzelne nationalliberale preußische Blätter an ihre Be sprechungen der „Af faire Ha mm erste in" a» die Eonser- vativen die Aufforderung zum Abschluß eines neuen (Kartells richten. Aber die Form, in welche die „Conservat. Eorr." ihre sehr begreifliche Absage kleidet, ist nicht minder unge schickt. Nachdem dieses Organ sich gegen die Ausnutzung des Falles Hammerstein verwahrt hat, erklärt es nämlich: „Das Ziel des erbitterten Kampfes gegen die Com'ervativcn ist nämlich die Vernichtung der Selbstständigkeit unserer Partei, die Beugung der Conservativen unter das Joch der Nationalliberalen, Carteil genannt. Dieses Ziel aber wird auch mit Len allerverwerflichstcn Mitteln nicht erreicht werden. In der conservativen Partei denkt Niemand daran, die politische Selbstständigkeit auszugeben und sich durch ein Cartell die Hände binden zu lasse«. Vor Allem fehlt zum Eintreten in ein Cartell, selbst in ein Cartell all bon, das Vertrauen. Das Vertrauen läßt sich bekanntlich ebensowenig erzwingen wie die Liebe, und wo — fragen wir — soll Vertrauen zu den Nationalliberalen Herkommen, wenn von ihnen in so un glaublich illoyaler Weise gerade gegen unsere Partei verfahren wird? Der „Vorw." hat die Waffen für den Feldzug gegen die Con- servativcn geliefert; alle!» wir täuschen uns gewiß nicht, wenn wir annehmen, daß das svcialdemokratische Centralorgan nur das Werk zeug anderer Leute gewesen sei. Die Einfädelung der „aus das persönliche Gebiet hinübergetragenen Campagne" (so drückte die „Köln. Ztg." sich aus) hat jedenfalls nicht der „Vorw.", sondern ein anderes „Weltblatt" auf dem Gewissen. Daran aber. Laß lediglich die Socialdemokratie bei dieser „Buschkleppercampagne" gewinnen wird, ist wohl nicht zu zweifeln." Das geht über eine Abwehr eines unzeitgemäßen Vor schlages weit hinaus und übertrifft die Ungeschicklichkeit des Letzteren bedeutend. Auf nationalliberaler Seile denkt kein Mensch daran, die Selbstständigkeit der conservativen Partei oder gar diese selbst vernichten zu wollen. Gerade der Vor schlag, das alte Cartell, das ja in Sachsen noch besteht, zu erneuern und also ein Verhältniß wieder herzustellen, baS den Cartell-Parteien nicht nur den bisherigen Besitzstand, sondern auch noch einen Zuwachs sichert, beweist, daß hinter dem Vorschläge die verratherische Absicht einer Vernichtung der conservativen Partei oder ihrer Selbstständigkeit nicht lauert. Auch in der „Ausnutzung" des Falles Hammerstein liegt eine solche Absicht nicht. Wer einer Partei räth, sich von unsauberen Elementen zu befreien, und wer dazu beiträgt, diesen Elementen die conservative Maske vom Gesichte zu reißen, ist wahrlich auf das wahre Wohl dieser Partei mehr bedacht, als Derjenige, der mit dem Mantel der „christlichen Liebe" das Treiben solcher Elemente zu bedecken und sie selbst für die Partei zu erhalten sucht. Glückt das Letztere, so ist eS mit dem „Vertrauen", das die Partei bedarf, vorbei, am sichersten dann, wenn sie sür eine ganz absonderlich christliche sich ausgiebt und dem Antisemitismus ihre Arme öffnet. Das Vertrauen braucht also die conservative Partei den Nationalliberalen und Frei- conservativen nicht zu versagen,weil diese LenHerren v. Hammer slein und Herrn Stöcker scharf ins Gesicht leuchten, denn diese Beleuchtung hat keinen andern Zweck, als der conservativen Partei wieder zu dem Vertrauen zu verhelfen, das diese beiden Männer nicht nur bei den Nationalliberalen und Freiconservativen erschüttert haben. Liebe verlangt gar kein Mensch: sie ist für ein Cartell-Verhältniß auch nicht nöthig. Dieses gründet sich hauptsächlich auf ge meinsame Feindschaft gegen andere Elemente. Aus dieser gemeinsamen Feindschaft ist das alte Cartell entstanden, und sie genügt für patriotische Männer, denen das Wohl des Vaterlandes höher steht, als der Vortbeil der Partei, vollständig ^uni Zusammengehen mit anveren Parteien bei den Wahlen. Ein olches Zusammengehen jetzt zu verabrede» und festzusetzen, ist allerdings nicht thunlich, aber es sür immer zu verreden, geziemt sich am allerwenigsten für die conservative Partei, die den Schutz von Thron und Altar als ihr erste Psticht bezeichnet. Es geziemt sich am wenigsten gerade angesichts der Sedanrede des Kaisers, die scharf genug sagt, wohin es kommen muß, wenn die beordncte» Elemente mit ihrer Selbstzerfleischung sortfahren und in thörichter Partei verblendung den Elementen des Umsturzes zu immer neuen Siegen verhelfen. Der von Herrn Stöcker in der „Deutsch-evangel. Kirchen zeitung" unternonimene Versuch, seine eingcstandcne „Taktik", zwischen dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck Zwietracht zu säen, ohne daß der Kaiser cs merke, zu niotiviren nnd gewissermaßen als berechtigte Nothwebr erscheinen zu lassen, scheint selbst seine Parteigenossen peinlich berührt zu haben, denn sie beobachten diesem Rechtfertigungsversuche gegenüber ein verlegenes Schweigen. Jedenfalls ist eS ihnen, die ja jene „Taktik" in ihrem Parteiorgane haben vernrtheilen lassen, ein gar zu starkes Stück, den Fürsten Bismarck be schuldigt zu sehen, er habe es wenigstens geduldet, daß dem jetzigen Kaiser eine „widerchristliche Ucberzeugung" aufgedrängt werden sollte, und nicht minder empfindlich muß es ibnen sein, daß Herr Stöcker das Cartell, zu dessen Vätern ja Herr v. Haminerstei» gehörte, als „Deutschlands Verhängniß" und als „aus Jntrigue und Schwachheit geboren" bezeichnet. Die Urtheile der liberalen Presse stimmen im Wesentlichen mit dem überein, was die „Nat.-Lib. Corr." über die „historisch genaue" Darstellung des früheren Hofpredigcrs sagt: „Die Geschichte unserer Tage läßt sich bis zum Jahre 1884, allenfalls auch 1885 in ihren entscheidenden Umrissen leidlich sicher erkennen. Bon da ab fehlt dem vorsichtigen Urtheil zu manchem wichtigen Ereigniß der Schlüssel, und es wird wohl auch noch da- eine oder andere Jahrzehnt darüber hingehen, bis ein klares Licht in jene Zeit zurücksällt, in welcher das deutsche Reich seine» Be gründer, dessen Sohn und Nachfolger und die bedeutendste» Männer verlieren sollte, die bei der Reichsbegründung thätigen Antheil ge nommen hatten. Der Historiker aber wird in der Zwischenzeit dankbar sein für jeden Beitrag zur Geschichte dieser letzten zehn Jahre; er wird auch sorgfältig jeder vermutheten Quelle nachgrhen, um die Dinge in ihrem Zusammenhang v- "tehen zu lernen. Sollte indessen Herr Stöcker sich dem Glauben hingegeben haben, daß er mit seiner jüngsten Veröffentlichung über das Jahr 1887 „urkundlich und geschichtlich" irgend etwas geleistet habe, was für den Historiker der Mühe des Ausbewahrens wcrth sei, so steht ihm eine bittere Enttäuschung bevor. Es ist in der Thal nur eine Bestätigung dafür, daß Herr Stöcker über den Horizont seiner Streit- und Schreibseligkeit hinaus gar nichts mehr zu sehen vermag, wenn er die spaltenlange ^Veröffentlichung in der „Deutsch-evangelischen Kirchenzcitung" mit der Bemerkung einleitet, „er möchte urkundlich und geschichtlich festlegen, was damals wirklich geschehe» ist". Es genügt, diese so anspruchsvoll eingeleitete Darlegung alles hetzerischen Beiwerkes zu entkleiden und auf die beiden thatsächlichen Angaben zurückzuführen, die dahinter sich verbergen. Dann sieht die urkund liche und geschichtliche Feststellung folgendermaßen auS: Tie seit dem Jahre 1884 beobachtete erweiterte Thättgkeit der Berliner Stadt Mission ist in allen Stücken „frei und selbstständig aus den freundlichen Entschlüssen desPrinzen Wilhelm und seiner erlauchten Gemahlin hervorgegangen": und wie derFöhn im hohen Gebirge hat Fürst Bismarck diese Bewegung gerade in dem Augenblicke um ihren Erfolg ebracht, als „eine Belebung der kirchlichen Freigebig, eit und Opferfreudigkeit, der christlichen Rettungs- arbeit und Hilfsthäligkeit in allen wohlgesinnten Kreisen unseres Volkes" unbedingt gesichert erschien. Wer in dieser Weise geschichtliche Aufschlüsse zu geben vermeint, muß mehr als naiv sein, oder er rangirt hinsichtlich seiner Fähigkeiten mit begabten Bediensteten im Vorzimmer. Herr Stöcker ist immer derselbe. Er glaubt zu schieben, nno er wird ge>chove». I» dem Briese, Len der „Vorwärts" veröffentlicht hat, nimmt er die Miene eines Mannes an, derAndere politisch belehren unddirigiren könnte. In seiner neuesten Veröffentlichung vcrräth er aber zu deutlich, wie er selbst nur Direc- tiven zu geben vermag, die ein Anderer vorher ihm gegeben hat, in deren Ausführung er auch schon vollständig untergegange» ist. Man braucht ihm nur das Nothe-Tuchrartell zu zeigen und kann sicher sein, sofort eine vollendete Kapuzinerpredigt über Lug und Trug, List und Gewallthat zu vernehme». Da ist ihm dann Alles „schlechteste, verlogenste Jntrigue" und er scheut sich gar nicht, dem Fürsten Bismarck aus den Kopf zuz»sagcn, daß diese Jntrigue auf sein Commaiido ge^eii eine» Fürsten ausgespielt lei. Jedes Wort gegen die Stadtmission erscheint ihm lediglich als Merkzeichen eines Feldzuges, der wiederum nur voin Fürste» Bismarck unter nommen worden sei, um den Prinzen Wilhelm rechtzeitig dem Bismarck'schen falschen CartellgeLaiilen und der Herrschast der Mittelparteien z» unterwerfen. Spricht man dagegen von der Stadtmission und den Bestrebungen hochkirchlicher Kreise, unter die sem Vorwände eines christlichen Liebeswcrkes Verbindungen mit dem Hofe zu knüpfen, so besudelt man »ach Ansicht des Herrn Stöcker die Reinheit des christlich-socialc» Gedankens. Derartige „urkundlich und geschichtlich" sein sollende Darlegungen werden, wie gesagt, vom Historiker lächelnd bei Seite geschoben werden. Dem Politiker, der es mit Herrn Stöcker als Gegner zu thnn hat, zeigen sie keine neue Seite dieses Mannes. Was die wenigen übrig gebliebenen Freunde des Herrn Stöcker dazu sagen werden, bleibt abzuwartc». Die conservative Parteileitung aber dürste als solche veranlaßt sein, mit dem ersten Satze der Stöcker'schcn Darlegung sich zu beschäftigen. Dort heißt es, der falsche Cartell- gedanke, aus Jntrigue» und Schwachheit geboren, habe die innere Reichspolitik von Niederlage zu Niederlage geführt, den Reichstag verwüstet, das Cenlruin demvkralisirt, den Umsturz gestärkt, die Regierung geschwächt. Ob damit nun den Conser vativen der Vorwurf der Jntrigue nnd den National- liberalen der Borwurf der Schwachheit gemacht wird oder umgekehrt, aus jeden Fall trifft doch die Conservative» als die verantwortiichen Miturheber des Cartclls der hier erhobene Vorwurf am schwerste», weit er von einem Borstandsmitgliede der Partei herrührt. Ob sie das ruhig auf sich sitzen lassen?" Seit zehn Jahren verfolgen die Tscheche» in Mähren und Schlesien den Plan, die zahlreichen an der Sprachgrenze oder mitten im tschechischen Sprachgebiete gelegenen rein deutschen oder überwiegend deutschen Städte allmählich da durch zu slawistren, daß man tschechische Gymnasien oder Realschulen in ihnen errichtet. So gründete der tschechische Schulverein sowohl in Troppau, wo neben 18562 Deutschen nur 212!) Tschechen und 377 Polen leben, als auch in Ungarisch-Hradisch, wo vor 15 Jahren die Deutsche» noch das Uebergewicht hatten, tschechische Gymuasien, die wohl gediehen, da ihnen durch den tschechischen Klerus Schüler genug zugeführt wurden. Beide Orte haben sich nach Kräften gegen die tschechischen Mittelschulen gewehrt; es ist nickt gelungen, sie fernzuhallen. Bor Jahresfrist wurde das deutsche Göding mit einer tschechischen Realschule beglückt, und jetzt setzt man Alles daran, um in Hohenstadt, das von 2119 Deutschen und 82 l tschechischen Proletariern bewohnt wird, ein achtclassiges tschechisches Gymnasium zu errichten. DieStadt- vertretung wehrte sich ebenso wie Troppau und Ungarisch- Hradisch gegen die geplante Gründung, weil sie weiß, daß durch das tschechische Lehrerkollegium das niedere Volk Führer und der zweite Wahlkörper einen bedenklichen tschechischen Zuwachs erhält, der unter Umständen die deutsche Verwaltung gefährden kann. Da die Regierung allen Schulpläneu der Tschechen zustimmt, für den Bau eines Gymnasialgebäudes bereits 25 000 Fl. gesammelt sind und aus ganz Mähren fortwährend noch bedeutende Beiträge eingehen, da der tschechische Sckmlverein auch eine jäbrliche Unterstützung von 4000 Fl. zugestchert bat, so wird selbstverständlich das tsche chische Gymnasium in Hohenstadt zu Stande kommen und wiederum eine kleine deutsche Sprachinsel aufs Aeußerste ge fährdet sein. Sckwn regt sich aber die tschechische Agitation aufs Nene, um auch in Kremsier, Prerau, Proßnitz und Brünn weitere tschechische Gymnasien und Realschulen zu errichten. Es ist hckkagenswcrlh, daß die deutschen Gemeinden kein Mittel habe», die Gründung tschechischer Mittelschulen, für die gar kein Bedürfnis; vorliegt, zu verhindern. Trotz der Vertuschungsversuche der spanischen Regierung ist es zweifellos, daß der Aufstand auf Cuba täalich au Stärke und Ausdehnung zunimmt. Seit der Landung Noleff's und Sanchez' ist auch die „Las Billas" genannte Landschaft von der Jusurrection ergriffen, und die Aufständischen ver fügen bereits über l t 000 bewaffnete Streiter, denen sich eine Reserve von 12 000 Mann anschließen wird, sobald nur die nöthigeu Waffen und Munition eingetroffen sein werden. Das Hauptquartier der Insurgenten befindet sich in Vagra- n a l, einem in einer Gebirgsgegend gelegenen Puncte, von wo aus man die Städte Gaimaro, Piierto-Principe, Guayabal und Nuevitaö in je einem Marsche von vierzehn Linucs erreichen kann. In Vagranal befindet sich der Führer des Aufstandes, Mapimo Gomez, umgeben von ihm ergebenen Truppen, und unterhält Verbindungen mit Maceo, der mit seinem aus Negern und Mulatten bestehenden Corps den östlichen Theil der Insel besetzt hält, und mit Rolosi und Sanchez, die sich in „Las Villas" befinden. Josü Maceo soll in Folge einer Erkrankung gestorben sein, doch wurde er schon wiederholt todtgesagt, ohne daß sich die Nachricht bestätigt Kälte. Im klebrigen beobachten die Insurgenten ihre vom Beginne der Bewegung angenommene Taktik: sie weichen jedem entscheidenden Kampfe aus und beunruhigen die königlichen Truppen durch Uebersälle und sonstige kleine llnteriiekiiiungcn. Mit den 25 000 Mann, welche der spanische Kriegsminister Azcarragua zu Ende Oktober nach der Havana senden will, wird Marschall Martine; Eampos auf der Insel 100 000 Mann vereinigt haben und dann Ende October die Operationen beginnen. Man schreibt ihm die Absicht zu, daß er sich zuerst gegen Noloff und Sanchez in „LaS Villas" und Sancta Clara an der Nordküste der Insel wenden und nach Vernichtung derselben die Opera tionen gegen Maceo im Osten beginnen werde. Diese Cam pagne, die zwei bis drei Monate dauern dürfte, erfordert große Vorbereitungen, insbesondere waS die Ansammlung von Truppenmassen und von bedeutenden Vorratben betrifft, um zu einem glücklichen Ende geführt zu werden. Vom Kriegsschauplatz auf Madagaskar erhält das „Berl. Tagebl." folgendes vom 16. September tatirtes Kabel-Telegramm seines Berichterstatters Eugen Wolf: Die Situation ist folgende: Am 30. August bat bei Andriba ein kleineres Gefecht stattgesunden. Bei der Ankunft der französischen Avantgarde in Stärke von 2000 Mann flohen die Hovas, die 7000 Mann stark waren und unter der Führung von vier Engländern standen. Tie französischen Colonialtrupven er- beuteten ein aus englischen Fabriken stammendes Geschütz, eine Menge Munition, tausend Centner Reis und viele andere Lebens mittel. Die Hovas zerstörten auf ihrem Rückzuge alle Ortschaften durch F e u e r s b r u n st. Das französische Hauptquartier ist am 10. September von Andriba aufgebrochcn und wird voraussichtlich am 30. September in der Haupt stadt des Landes, in Antananarivo ankommcn. Ter Gesundheitszustand der Truppen ist jetzt ein besserer, da aus dem Hochplateau größere Kälte herrscht. Folgende Nachrichten sind noch mit Vorsicht aufzunehmen: Danach soll der Premierminister der Hovas, Rainilairivony, unter der Anklage, daß sie Franzosen- freunde seien, seine drei Secretaire haben ermorden lassen Ter Premierminister beschuldigt sämmtliche noch bei den Hovas weilenden Europäer in gleicher Weise. Dieselben verlassen daher zum großen Theil die Hauptstadt Antananarivo. Die Meldung Eugen Wolfs, daß der GesundbeitSzustand der Truppen jetzt ein besserer sei, nachdem dieselben aus das Feuilleton. 16, Schwere Kämpfe. Slsman aus dem gratzen -rtege. Von Carl Tanera. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. „Nein, wahrhaftig nicht. Wir können unfern Leuten aber keinen Vorwurf macken, denn wir selber geben ihnen nicht viel nach. Einen solchen Duft habe ich doch noch nie erlebt. Dagegen riecht ja ein Schafstall noch wie eau cks millv lleurss." „Das ist eben heute auch ein ganz besonderer Geruch. Weißt Du wie man ihn nennen konnte?" „Na wie denn?" ,,I)LU cks Mills cllLSLLUI'S" Sie wollten noch weiterscherzen, als man um einen Berg rücken hcrumzog und das Dorf Keffenach vor sich sah. Das hätte daS Plaudern nicht gestört. Ueber dir Anhöhe herab sprengte aber ein Ordonnanzofsicier in einem Tempo, daß man meinte, er müffr jeden Augenblick stürzen und den Hals brechen. Er kam jedoch ungefährdet zu dem an der Spitze der Jäger reitenden Oberstlieutenant Schmidt und rief ihm so laut, daß eS die ganze folgende Compagnie verstand, zu: „Ausschreiten so stark als möglich. Eilmarsch, schnellster Eil marsch nach Preuschdorf, Befehl von Excellenz von der Tann." Fort war er wieder, jagte der Eolonne entlang, daß der Schmutz aus den Pferdehufen faustdick einzelnen Jägern ins Gesicht und auf die Uniform flog, und brachte den nachfolgenden Abtheilungen den gleichen Befehl. Kein Mensch wußte, um was eS sich handelte. Aber im Nu wurde das ganze Bataillon von einer hochgradigen Er regung erfaßt. Von Section zu Sektion rief c« zurück: „Schnellster Eilmarsch nach Preuschdorf, Epcellenz von der Tann hat cS selbst befohlen." Hei, wie da diese Jäger auSgriffenI DaS muß man ge sehen haben, um zu verstehen, wie Menschen, freilich Alpen jäger, trotz deS kriegsmäßig gepackten Tornister-, trotz der vollen Patrontaschen, der Brodbeutel, der Gewehre u. s. w. marschieren können, wenn sie wollen. Und wie wollten sie, diese braven Kerls, dies« urwüchsigen Burschen. Und dazu hatte sie bis jetzt nichts veranlaßt al- der erhaltene Befehl. Kaum aber laugten sie auf der Höh« von Keffenach selbst an, da bekam Alle- noch ein ganz anderes Gesicht. Mit einem Male vernahm man wieder Kanonendonner und zwar weit mächtiger, als man ihn vor zwei Tagen bei Langenkandel gehört. Jetzt war Alles klar. „Da vorn' geht's Wieda loS. Buah'n laft's, was lasen könnts, daß ma' heit nit Wieda bint' dran sann." So meinte der Oberjäger Renner und gab mit der ersten Section das Beispiel. DaS war kein Ausschreiten mehr. Das war schon ein wahrer Laufschritt. Menschenlungen sind aber keine Dampfmaschinen. Die Officiere erkannten deutlich, daß die meisten Leute eine solche Hetzerei einfach nicht auS- halten konnten. Der Oberstlieutenant, der aus seinem Schimmel immer traben mußte, wollte er mit seinen Jägern Schritt halten, erkannte eS ebenfalls nnd befahl, nachdem man schon einen Vorsprung von fast 1000 Schritten vor den nachfolgenden Infanterie-Regimentern erlangt hatte: 1. Com pagnie links schwenken und in Colvnne ausmarschierenl Die anderen Compagnien folgen!" Alles wurde im Laufschritt auSgeführt. „Tornister ab? Kochgeschirre an die Mäntel hängen!" DaS war wahrhaftig ein vorzüglicher Befehl. In einer Secunde lagen die Tornister geordnet auf einer Wiese. „Von jeder Compagnie ein Unterofsicier und vier Jäger Zurück bleiben und unter Befehl des Bataillonsschreibers die Tornister bewachen!" Schnell bestimmte jeder Hauptmann den betreffenden Unterofsicier, jeder Lieutenant von seinem Zug (Die bayerische Compagnie batte damals vier Züge. Der Verfasser.) einen Jäger. Oberlirutenant Horn rief kurz: „Jäger Niederer. Sie wären neulich so wie so fast dem Hiyschlag erlegen." Wie ein wahrer BerzweiflungSschrei klang e«, als daraufhin der Niederer vortrat und rief: „Herr Oberlieutenant, i' bitt' Ehana um Gottswill'n, nehama S' mi' mit. Wann S' mi' dolass'n, schieß i' mi' tobt." In diesem Augenblick meldete der Unterofsicier Heeg: „Herr Oberlieutenant, der Jäger Sattler hält nit aus. Der hat jetzt scho' so Seitenstech n, daß er fast nimmer mit- komm« is'." „Gut. Der Sattler bleibt da. Der Niederer kann mit." „Jub, juh. Herr Oberlientenant, vergeltS Ehana Gott." Damit sprang der Jäger Niederer wieder inS Glied. ES war ja recht undienstlich, daß der Mann «ine solche Bitte in solchem Ton vorbrachte und sich dann bedankte. Aber die Erregung de- Augenblicke« und di« ganz ander« Art, mit der damal- die bayerischen Officiere mit ihren Leuten verkehrten, besonders bei de» Alpenjägern, entschuldigten sein Verhalten. Horn fand auch nichts dabei und freute sich im Stillen über den schneidigen Kerl. Er hätte auch keine Zeit zu einem Verweise gehabt. Der Nus des Commandeurs erscholl nun über das ganze Bataillon. „Auf der Straße in gleicher Marschkolonne wie vorher antreten. So schnell als möglich." So geschwind waren die Jäger noch bei keinem Exerciren wieder in der Marschformation angetreten. Einige Tornister flogen zur Seite. Schadet nicht. Die kann das Wach- commando wieder zusammcnsuchen. „Bataillon! Laufschritt! Vorwärts — marsch!" (So lautete das damalige dem jetzigen verschiedene bayerische Commando. Der Verfasser.) Jetzt ging ein Getrabe, ein Rappeln und Klappern der freihängenden Feldkessel, ein Laufen, Rennen, Hetzen los, wie man eS wohl selten erleben kann. Bon Minute zu Minute wurde der vorwärts von der Gegend von Wörth beschallende Kanonendonner vernehmlicher. Das eiferte die Jäger immer mehr an. Fast eine Stunde waren sie so fort gelaufen. Da mußte der Bataillonöcommandeur dämmen und befehlen: „Im Schritt." Die meisten der Leute hatten Köpfe wie mit Zinnober bestrichen, manche erschienen ganz blauroth. Etwa einen Kilometer weit wurde im Schritt marschiert. Dadurch batten sich die Lunge» wieder etwas erholt. Jetzt hieß eS abermals: „Laufschritt! Vorwärts marsch!" Von Neuem begann das Rennen. Einzelnen älteren Landwchrjägcrn gingen die Kräfte aus. Sie mußten zur Seite treten um etwa- zu verschnaufen. Heute blieb kein Mann bei ihnen zurück. Die kamen doch von selbst nach. Und wenn nicht, wenn sie der schwarze Maini holte, dann mußte ihnen Gott gnädig sein. Helfen konnte man ihnen doch nicht. Vorne kam «S aber auf jeden Mann an. Allo: „Wer nickt milkann, bleibt zurück. Alle Anderen weiter. Es gilt am Kampfe der Kameraden tbeilzunehnien, vielleicht drn Sieg mit zu erring»» Helsen." Nach einer balbcn Stunde stieß man auf Munitions- colonnen des ll. bayerische» EorpS. Nun mußkc man die Straße verlassen unv im Schritt — ein Lausen war auf drin weichen Boden absolut unmögtich — querfeldein weiter marschieren. Warum verspürte der ganz de- praktischen Dienste- ent- wöbnte, seit zwei Jahren nur im Studirrsaal beschäftigt gewesene Oberlieutenant Horn ebenso wie seine durch die vorzügliche, strenge, aber gerechte praktische Schule des Oberst lieutenants Schmidt gegangenen Kameraden keine Spur von Müdigkeit? Weil auch ihn die volle Begeisterung des braven Soldaten gepackt, weil auch ihn wie jeden einzelnen Jäger die kolossale seelische Erregung des Schlachtenvorgefühls ergriffen batte, weil er endlich frei von den unseligen egoistischen Todes- gedanken, dagegen voll von dem Ernste seiner Pflicht als Ossicier und deutscher Krieger erfüllt war und an nichts dachte als daran, seine Jäger zum Siege zu führen. Sehr viel hatten dazu die Worte des preußischen OfficicrS von gestern beigetragen; mehr noch aber war eS der Anblick der im wahrsten Sinne des Wortes ihre letzte Kraft anstrengenden Jäger. DaS war der echte, wirkliche turor teutnnicu? Ter hatte auch ihn ergriffen, der mußte auch zum Siege führen. Vorne hatte sich wirklich eine große Schlackt eniwickel:. DaS II. bayerische Armeecorps War bei seinem Vormarsch gegen Westen bei Langensulzback auf starke 'kindliche K. äste gestoßen, warf sie über den Sauerbach und das Tulzbachel zurück, stieß dann aber auf solche Uebernracht. daß es nun nicht mebr weiter Vordringen konnte. „Denen wollen wir etwas Lust venLa--:»!" In dieser Absicht griff nun das V reeußstche Eerps südlich der Bayern die auf den H. . west, ar von Wortb siebenden Franzosen an. Sie waren ade: stärker, als man vermuthetc, und somit konn:e man d e: eden'all« im Anfang keine großen Erfolge erzielen. So stand der Kamp'. als de: Oderdesth shaber der lll. deutschciiArinee, der Kronrr n; ooaP..-?e i. au' dem Schlacht feld erschien. Er da::e . a m. r a: d . läge von einer Schlacht noch gar nid:« w wa-e:r A.« er aber erkannte, wie schneidig fcme Bayern des I! und seine Nrederschlesier de« V. Eorvs deren« auaebi'stn darren, ka beschloß er den Kamps durch,usudren unb b>e zegenuderstehend« Armee Mac Mabon « gänzlich zu schlagen. ..Das XI. Eorp« gegen die rechte Flanke der Franzosen, unterstützt durch die Leärttembrrzer, vor, da- I. bayerische Corps rasch beran. um die Lücke zwischen dem II. bayerischen »nd dem V. preußischen EorpS a»-zufüllen." In diesem Sinne griffen die deutschen Truppen an, unv daraus entstand die eigentliche Schlacht bei Wörth. Unglücklicherweise sür die ersten Jäger war an diesem Tage die erste bayerische Division an der Spitz« marschiert, die zweite, ru der die Jäger gehörten, bildete die letzte Reserve der Armee. Freilich besanden sich die Jäger an der Spitze dieser Division. Aber mau war doch so weit zurück, daß man schließlich einseben mußte, trotz alle- Rennens und
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