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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.09.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950924020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895092402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895092402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-09
- Tag1895-09-24
- Monat1895-09
- Jahr1895
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Allgem. Ztg", deren Kundgebungen nicht durchweg ofsiciösen Charakters sind, jener Meldung entgegensetzte, im Falle seines ofsiciösen Ursprungs eine ossicielle Bekräftigung zu geben. Aber der „Neichsanzeiger" schweigt heute. Dafür ist uns das folgende, bereits im Volkswirthsckaftlichcn Theile unserer heutigen Morgenausgabe mitgetheilte Telegramm aus Karlsruhe zugegangen: „Die „Karlsruher Zeitung" bestätigt, daß in den Unter redungen des Reichsjchatzsecretairs Grasen v. Posadowsky- Wehner mit den Mitgliedern des badischen Staalsministeriums die Frage einer Wiedereinbringung der Tabaksteuer-Borlage in keiner Weise erörtert worden ist." DaS ist allerdings kein formelles Dementi der Meldung der „Post", aber wenn die amtliche „Karlsr. Ztg." bündig erklärt, daß zwischen dem Neichsschatzsecretair und dem badischen Staatsministerium die Frage der Wiedereinbringung der Tabaksteuer-Vorlage in keiner Weise erörtert worden ist, so darf man daraus bei der eminenten Bedeutung, welche diese Vorlage gerade für Baden hat, mit Sicherheit schließen, daß in den maßgebenden Kreisen ein Beschluß über die Wiedereinbringung dieser Vorlage noch nicht gefaßt worden ist. Warum zögert nun der „Rcichsanzciger", eine der artige Erklärung abzugeben? Warum überläßt er es der badischen Regierung, die Grundlage zu zerstören, auf der die Absicht einer abermaligen Einbringung der Tabaksteuer-Vorlage sich aufbanen könnte? Jedenfalls könnte es nicht befremden, wenn infolge einer solchen Unter lassung die Behauptung des „Figaro"-Correspontenteu, der Reichskanzler Fürst Hohenlohe habe ihn ermächtigt, den umlaufenden Krisengerüchten ein Dementi entgegen zu setzen und Aufklärungen über die vielbesprochene «Ledan- redc des Kaisers zu geben, Glauben fände. Wir hoffen daher, daß der „Reichßanz." nicht länger säumt, auch seiner seits vie Tabaksteuer-Meldung der „Post" zu dementiren, und gleichzeitig den Reichskanzler von dem Vorwurfe entlastet, einem ebenso unzuverlässigen wie deutschfeindlichen französischen Blatte authentische Aufklärungen gegeben zu haben, auf welche die deutsche Presse bisher vergebens gewartet hat. Daß trotz der gegeutheiligen Versicherungen der ultra- montanen Presse Kattzölicismus und Ultrninoiitanismns nicht identisch sind und daß eS sogar unter den OrdenS- geistlichen noch Männer giebt, die sich ihre deutsche Ge sinnung vom Ultramontanismus nicht rauben lassen, beweist eine Rede, die der Franziskanerpater Emanuel Münch am heurigen Sedan tage in der Pfarrkirche zu Eppen- felden in Bayern vor* den Officieren und Fähnrichen der Kriegsschule gehalten hat. Der Pater führte nach der „Augsb. Abenvztg." Folgendes aus: „Vor 25 Jahren, im Anfang des Monats August, standen zwei große Völker zu blutigem Streite gerüstet an oe» Ufern eines Stromes sich gegenüber. Trüben ein intelligentes, aber von sich selbst eingenommenes Volk, das seit der großen, blutigen Revolution eigentlich nie recht zur Ruhe gekommen war; ein Volk, dessen Fntzslapfen in unserer heimathlichen Erde unverwischbare Spuren von Blut und Zerstörung hinterlassen hatten; ein Volk, das in seiner maßlosen Eitelkeit auch fortan den gebietenden Ton in Europa angeben wollte; — herüben ein hochbegabtes, aber trotz seiner ruhmreichen Vergangenheit in sich selbst zerfahrenes Volk, Las seit Jahrhunderte» in schmachvoller Zerrissenheit gelebt; nun aber ein Volk von Brüdern, die einmüthig entschlossen waren, Gut und Leben einznsetzen für die Ehre des bedrohten Vaterlandes; — und — „Gott war mit uns: Ihm sei die Ehre." Redner führte aus, daß wir den Krieg nicht gewollt, das; er uns übermüthig aufgezwungen wurde und daß alle noch jetzt zeitweilig austauchenden Verdächtigungen diese geschicht- liche Thatjache nicht wankend machen, und jnhr dann fort: „Ver gessen waren die alten Zwistigkeiten, vergeben die kaum noch ver narbten Wunden des Bruderkrieges; es erhob sich ein Patriotismus, ein Sturnl der Begeisterung, wie ehemals sechs Jahrzehnte vorher, deutsche Erde, deutsche Ehre zu schirmen gegen den anmaßenden Feind, — deutsche Erde, deutsche Ehre, welchem Stamm sie auch gehöre; denn mochten der Stämme auch viele sein, sie fühlten sich endlich als eine Natio n. Bewundernswerthe Züge von Opserwilligkeit, Hingebung und Heldenmuth enthüllten der deutschen Volksseele ganze Kraft und Tiefe; ein unerhörter Siegeslauf entfesselte das Staunen der Völker — und keine Grausamkeit, keine schmutzige Raubsucht, keine un menschliche Gewaltthätigkeit befleckte den Lorbeer der Sieger; schrecklich über Frankreich war Gottes Gericht, aber milde das Gericht seiner Besieger; als Barbaren verschrien, zeigten sie einen (Aelsinn, der den der „edelsten Nation" — die aller Civilisation zum Hohne sogar wilde Horden auf uns hetzte — weit überragte; herrlicher noch als ihrer Waffen Sieg war der Sieg ihrer selbstbeherrschenden Mäßigung, ihrer Gesittung und Menschlichkeit; glänzend erstrahlte die Ehre des deutschen Namens." Mit glühendem Patriotismus pries dann der geistliche Redner den Preis des Kampfes: „die er sehnte Einigkeit der deutschen Stämme in ehrlichem Zusammenschluß zum deutschen Reich, Las nun in achtunggebietender Stellung die Werke des Friedens übt und den Frieden der Völker schützt; — denn besser als Krieg ist der Friede; und ist auch jener manchmal eine harte Nothwendigkeit wie Ungewitter in der Natur, so ist der Friede dagegen ein unaussprechlich hohes Gut, — wohlgemerkt, wenn er nicht höhere Güter: Ehre, Recht, Freiheit, gefährdet. In diesem ehrlichen Zu sammenschluß, in dieser Mission des Friedens krästige, schütze und erhalte das Reich und unser engeres Vaterland der all mächtige Gott für und für und verleihe ihm — wenn ehrlicher Kamps »oth thut — auf's Neue den Sieg!" — In einer prächtigen Ausführung legte der Pater dann dar, daß wir siegten, weil Gott mit uns war, und daß Gott mit uns war, weil wir, „mit demüthigem Danke wagen wir es zu sagen", es verdienten. Hierfür trat Redner dann einen um- fassenden Beweis an, indem er die Zustände „Drüben" und „Herüben" einander in prägnanten Ausführungen gegenüber stellte. Hier ist besonders folgender PassuS bemcrkenSwcrth: „Drüben — trotz der Einheit des Bekenntnisses Glaubenskälte von oben bis unten, Gleichgiltigkeit in den niederen, maskirter oder offener Unglaube in den höheren Schichten der Gesellschaft; — herüben: — trotz der beklagenswerthcn Spaltung im Bekennt nisse innige Glaubenswärme und lverkthätige Religiousübung in allen Kreisen des Volkes" Der Redner schloß mit dem Wunsche: „Gott schütze unser bayerisches und deutsches Vaterland! — und unser Vaterland — verdiene es l Aus der westlichen Seite zu Nachbarn die Freigeisterei und die Sittenlosigkeit, auf der östlichen die Geistesknechtschaft und die Despotie — erhalte es sich den Ruhm seiner Gottesfurcht und Gesittung! Dann wird sich erproben die Wahrheit des alten Spruches: „Gott verläßt die Deutschen nicht! — nein, niemals! wenn sie Ihn nicht verlassen!" „Wenn aber Gott für uns ist — wer kann gegen uns sein?!" Deutschland mit dem all mächtigen Gotte — und der allmächtige Gott mit Deutschland!" Wie vortheilhaft stechen diese herrlichen Worte des ein fachen FranziStanerpaters ab von dem Verhalten so manches Kirchenfürsten und eines großen Theils des weltlichen Klerus am Sedantage! Gestern haben zum zweiten Mal bei den Wiener (tzemciiidc- rathsw,Ihlen die Liberalen und die Antisemiten mit ibrem klerikalen Anhang dir Kräfte gemessen. Noch in einem Theil der Auflage des heutigen Morgenblattes konnten wir daS folgende, uns durch Privattelegramm übermittelte, für den Liberalismus in Wien beschämende Resultat melden: 8. Wie», 23. September. Die 40 Wahlen aus dem zweiten WahIIörpcr schlossen gleichfalls mit einer Niederlage der libe ralen Partei, welche acht Mandate verlor; die Antisemiten hatten bisher 24 Mandate in diesem Wahlkvrpcr und brachten es heute auf 32 Mandate. Blos die innere Stadt, Leopoldsstadt und Alservorstadt wählten liberal. Mit den 46 Mandaten vom dritten Wahlkörper, wo die antisemitische Partei ganz durchdrang, verfügt die selbe über 78 Mandate. Nächsten Freitag ist die Wahl von sieben weiteren Antisemiten gesichert, so daß dieselben von l 38 Man daten mindestens 85 und die Liberalen 53 Stimmen erhalten. Die Verwaltung der Reichshauptstadt ist nun definitiv zum Schaden der Sache des Fortschritts, der Aufklärung und ches Deutschthums in antisemitische Hände übergegangen. Sollten sich die Hoffnungen der Antisemiten erfüllen und ihnen am Freitag statt sieben vierzehn Mandate zufallen, was aber kaum zu erwarten ist, so würden sie über 02 Mandate verfügen, und dann wäre die regelmäßige Fortführung der Geschäfte gesichert. Das neue Wiener Gemeindestatut bestimmt nämlich, daß zur Beschlußfassung über Veräußerungen von Gemeindebesitz und die Aufnahme von Gemeindeanlehen die Anwesenheit von 92 Gemeinde- räthen erforderlich ist. Erreichen dagegen die antisemitischen Mandate nicht die Zahl 92, und führen die Liberalen ihre bereits angekündigte Absicht, bei erstbester Gelegenheit ihre Mandate niederzulegen, aus, so können Beschlüsse über Rechtsgeschäfte, wie die eben erwähnten, überhaupt nicht ge faßt werden. Bemerkt muß hierzu werden, daß nach der bisherigen Auslegung des Statuts die Ergänzungswahlen im Kalle von Manratsuiederlegungen nicht sofort, sondern immer nur aller zwei Iabre ausgeschrieben worden sind. Gehen also die deutsch-liberalen Gemeinderäthe wirklich in die Abstinenz und lassen in der Ralhsstube weniger als 92 Antisemiten zurück, dann wird die geregelte Fortführung der communalen Geschäfte im Wesentlichen von der Negierung abhängen. Entscheidet sie sich dafür, daß die Ersatzwahlen für die von den Liberalen niedergelegten Man date erst in zwei Jahren ftattzuf-nden habe», dann ist der im Gemeinderäthe verbliebenen Mehrheit die Verwaltung der Gemeinde unmöglich gemacht; die sofortige Ausschreibung von Ersatzwahlen wäre jedenfalls daS Nächstliegende; ein Drittes, das möglich wäre, ist die nochmalige Auflösung des Gemeinde- rathes. Die Liberalen streben sie zwar — zu ihrem eigenen Schaden — an, die Regierung dürfte indessen ihnen diesen Wunsch kaum erfüllen, da sie die abermalige Entfesselung eines die Bevölkerung Wiens tief aufwühlenden Wahlkampfes nicht wünschen wird. Wie man in deutschliberalen Kreisen die Lage auffaßt, läßt folgende uns heute zugehende telegra phische Privatmeldung erkennen: 8. Wie«, 24. September. Für die innerpolitischen Verhältnisse, besonders für die nächsten Reichsrathswahlen, wird der gestrige Sieg der Antisemiten, die nun die unbestrittene Majorität im neuen Gemeinderäthe besitzen, von besonderer Tragweite sein. Man besorgt liberalcrseits nicht nur das antisemitische Uebergcwicht in allen Zweigen der hauptstädtischen Verwaltung, sondern auch das stärkere Hervortrcten ultramontaner und rückschrittlicher Tendenzen. Viel zum gestrigen Sieg trugen nebst der klerikalen und der riesigen antisemitischen Agitation die Stimmen der Beamtenschaft bei, welche geschlossen für die antisemitischen Candidaten votirten, und zwar ungeachtet des jede ostentative Betheiligung perhorrescirenden Regierungserlasses Kielmansegg's. Die Beamten erschienen in directem Widerspruch mit dem Erlaß meist in Uniform bei der Wahlurne. Excesse kamen nicht vor. Das sanitäre Mißgeschick der Madagaskar expedition hat in Frankreich dem Plane der Organi st rung einer Colonialarmee erhöhte Volksthümlichkeit verliehen. Die Besürworter dieses Planes in den öffentlichen Blättern erklären einmal über das andere, nur einsolches Special cvrps könne unter den Tropen nützlichen Militairdienst ohne die ganz unverhältnißmäßige» Opfer an Menschen und an Geld leisten, welche mit dem jetzigen System der Zusammensetzung überseeischer Expeditionscorps aus den jungen Mannschaften der heimathlichen Armee unzertrennbar verbunden seien. Die Körperverfassung des jungen französischen Soldaten ist durchschnittlich keine so kräftige, um den Strapazen fremder Länder und den Unbilden fremder Klimate widerstehen zu können, wie es die meist um einige Jahre älteren und besser akklimatisirten Troupiers der Fremdenlegion z. B. zur Zufriedenheit im Stande sind. In fachmilitairischen Kreisen steht man dem Gedanken einer Colonialarmee weit zurück haltender gegenüber. Viele Fachmilitairs sind ihm direct abhold, weil sie besorge», eine solche Colonialtruppe werde eine unwiderstehliche Anziebungskraft gerade auf die tüchtigsten Elemente der Armee ausüben und letztere zahlreicher Elemente berauben, auf welche im Interesse des Dienstes, der Solidität der Cadres und der technischen wie moralischen Erziehung des Recrutcnmaterials zu brauchbaren Soldaten nicht verzichtet werden dürfe. Die ganze Frage wird jedenfalls noch reif licher Erwägungen bedürfen, che sie als spruchreif angesehen werden kann. Die jüngst veröffentlichten statistischen Mittbeilungen über die B evöl kerungsverhältnissc in Dänemark enthalten verschiedene Daten von allgemeinerem Interesse. Aus den selben ersieht man unter Anderem, daß die Bevölkerung des Landes rund 2>/2 Millionen Köpfe beträgt, oder mit anderen Worten jetzt wieder ebenso groß ist, wie damals, als noch Nor wegen und die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg zur dänischen Monarchie gehörten. In Kopen hagen mir Vorstädten wohnen ungefähr 410 000 Menschen, somit annähernd 18 Procenl der ganzen Bevölkerung Däne marks. Von der Bevölkerung werden 98,5 Procent der Staalskirche zugezählt. Die Zahl der Katholiken ist in stetem Wachsthum begriffe», beträgt jedoch noch immer blos 1,69 per Mille der Bevölkerung; die der Israeliten ist da gegen in Abnahme begriffen (im Jahre 1860 2,63 per Mille, jetzt nur 1,88 per Mille). Der bedeutende Fortschritt des Katholicismus in Dänemark erhellt daraus, daß es noch im Jahre 1860 nur 800 Katholiken in Dänemark gab mit fünf Priestern und zwei Kirchen; jetzt ist die Zahl der Katho liken rund 6000, und in den katholischen schulen werden nicht weniger als 1000 Kinder unterrichtet. Die Zahl der Kirchen und Capellen ist auf 18 herangewachsen, und der Bau zweier neuer ivird bald begonnen werden. Die Zahl der Priester beträgt dreißig, wovon fünfzehn Jesuiten, und in Klöstern leben 170 Nonnen, welche sich theilweise mit Unterricht, theilweise mit Krankenpflege beschäftigen. Man rechnet, daß durchschnittlich 200 dänische Protestanten jährlich zur katholischen Kirche übertreten. Die armen Classen der Bevölkerung liefern das größte Coiitingent zur katholischen Kirche, welche den Convertitcn nicht unbe deutende ökonomische Vortheile bietet; eS muß jedoch hervor gehoben werden, daß auch einige Mitglieder der höchsten Aristokratie sich zum Katholicismus gewendet haben. Die mittleren Classen der Bevölkerung müssen als in religiöser Hinsicht ziemlich indifferent bezeichnet werden; während sie angeblich an der lutherischen Kirche keine Befriedigung finden, Feuilletsn. Schwere Kämpfe. Nachdruck verboten. Hornau aus den» graften Kriege. 20) Von Carl Tanera. * (Fortsetzung.) „DaS ist Alle« recht und gut. Aber ich wünsche doch nicht, daß Ihr zu energische Andeutungen macht. Ihr be kommt ja reichliche Menage geliefert." „Na, na, Herr Oberleitnant! Wir Hamm nur am An- fang so a biserl 'rum'deut', damit wir sehg'n, ob die Leit willig san. Jetzt Wer n s' nimmer viel von unS z' hörn un' z' sehg'n krieg'n." Aehnlich war eS auch in den anderen Quartieren. Wenn einerseits die Jäger sich so zufrieden äußerten, so schienen auch die Bewohner des Städtchens mit ihrer Einquartierung ganz einverstanden. Sie bemerkten es mit großer Freude, daß bei allen deutschen Truppen die Hauptleute und Lieute- nantS sofort nach dem Beziehen der Quartiere von HauS zu HauS gingen, Alles genau nachsahen, hier als Dolmetscher Schwierigkeiten zwischen den Quarliergebern und ihren Gästen ordneten, dort den Bewohnern der Stadt klar machten, was sie eigentlich zu leisten hatten, an anderer Stelle ebenso ihre Leute zurecht wiesen, wenn sie ungebührliche Verlangen stellten, und überall Ordnung schufen. In kurzer Zeit gmg ibre Angst vor den deutschen Barbaren in das beruhigende Gefühl über, daß sie eS mit sehr gesitteten und vorzüglich diSciplinirten Feinden zu thun hatten. Als sie überdies er fuhren, daß die Osficiere Alle«, was sie beanspruchten, baar zahlten, konnten sie nicht umhin, einzugestehen, daß man ihnen vorher von den Deutschen ein ganz anderes Bild gemacht habe^ als sie eS jetzt selbst sahen. Sie zeigten sich daher gar nicht besonders betrübt, als sie am Abend erfuhren, ihre Einquartierung werde hier noch zwei, vielleicht sogar drei Rasttage halten. Darüber waren dir Jäger selbst viel mehr erstaunt, denn sie wußten nicht recht, was daS zu bedeuten babe. „Du", meinte der Niederer zum Compagnieschreiber Huber, .am End' san' die BerpflegungScolonne' nicht nachkemma, un' wir hält'» nix z' efs'n, wann wir alleweil so fort marschier'n thät'u. Drum müff'n wir wart'n." „O mein, Niederer, Du bist do' a' groß Rindviech. Moanst denn, daß unsere Generäl, wann s' uns vormarschier'n lass«, nil a' gnua für d' Verpflegung sorg'n that'n. Do kennst Di' do' schleckt aus. Na, daran licgt's nit. Wahrscheinlich happert'S bei der erst'n un' zwoat'n Armee a bisserl, un' wir müff'n halt abwart'n, wiea dort d' G'schicht auSgeht. Wir kenna do' nit alloa als fort renna un' schließlich d' ganz seindli' Nheinarmee im Rück'n b'halt'n." „Kann sein, kann sein aa nit. Aba sell is' woahr, decs geht »ns nixn an, dees is' d' Sach' von die Generäl. Der Tann wird's scho recht mach'»." „Sell moan i aa. Wann er aber nimmer auSwoaß, na muß er halt Di' froag'n." „O mein, trotz Deiner Schreiberg'scheidheit hast Du 'S Pulver aa nit erfund'n. Kannst ja nit emal van Ochs n todt schlag'»." „An solch'» wie Di' freili nit. So a schwari Axt, daß Dein' Dickschädel durchschlaget, gibt'S goar nit." Das Signal zum Antreten beendete die Neckerei der beiden Kameraden. ES wurde der Compagnie einfach mitgetheilt, daß man hier drei Tage warten muffe, bi« die Ereignisse um Metz eine entscheidende Wendung genommen hätten. Dann folgten dienstliche Bestimmungen. Als die Leute wieder entlasten waren und in ihre Quartiere zurückkehrten, konnte Huber eS nicht unterlassen, den Niederer durch einen ordentlichen Rippenstoß auf sich aufmerksam zu machen, und ihn lachend zu fragen: „Na, waS sagst denn jetzt?" ,,I'? I' verwunder' mi bloS." „Weil i' 'S so schön verrath'a Hab?" „Na. Da drüber nit." „Ueber wa« denn?" „Daß Di' no' nit an d' Stell vom Moltke »um General- stabschef ernannt Hamm. Na wär'n wir jetzt scho' in Pari«." „Kann scho' sein aa. Un' wann Du der Höchst vom BrrpflegSwesn wärst, na' wär'n wir jetzt scho' all' dick- g'füttert wie d' Mastsäu." — Dir Bewohner von St. Lubio erlebten in den nächsten Tagen auch ungeahnte Uebrrraschungen. Zogen doch die bayerischen Bataillone jeden Morgen vor die Stadt und exercirten, während jeden Nachmittag Besichtigungen sämmt- licher Waffen und AuSrüstungSgegrnstandr stattfaaden. Da« war den Franzosen freilich ungewohnt. Im Kriege, und Exerciren! Sie konnten daS nicht begreifen. Dafür vrr» standen sie auch nichts von deutscher DiSciplin und deutscher MannSzucht. Am dritten Tage Mittags fand eine große durch Ordonnanzen zusammenqerufenc Officierversammlung statt. Der Ärigadcgcneral theilte dort den Herren mit: „In zwei blutigen aber siegreichen Scklachten ist die ganze Armee des französischen Marschalls Bazaine nach Metz binein- aeworfen worden. Sie wird dorlselbst durch den Prinzen Friedrich Karl belagert, und somit ist der Weg gegen ChalonS für die III. deutsche Armee frei. Die Trümmer der bei Wcißenburg und Wörth geschlagenen Armee Mac Mahon's sollen sich »n Lager von Chalons gesammelt haben und dort durch Zuzüge von Paris und auS dem Süden verstärkt worden sein. Diese neue Armee abermals zu schlagen, ist unser nächstes Ziel. Morgen wird der Marsch in westlicher Richtung fortgesetzt." DaS waren vorzügliche Nachrichten. Die Bewohner von St. Aubin wollten sie gar nicht glauben. Man bemühte sich auch nicht, sie zu überzeugen; sie würden die Nachricht später schon erfahren. Am nächsten Morgen wurde weiter marschirt. Wetter und Gegend unterstützten die Truppenbewegungen vorzüglich. Man lernte eine sehr reiche, schöne, mit großen Dörfern und stattlichen Schlössern besäte Landschaft kennen, die nach allen Richtungen hin von den besten Straßen durchkreuzt war. In dieser zog man 6 Tage westwärts und kam bis durch das Städtchen Bar-le>Duc hindurck. Wiederholt waren die Jäger in den letzten Tagen an der Spitze des Corps marschirt und hatten daher auch Nachts auf Vorposten ziehen müssen. Der Sicherungsdienst brachte aber nicht die geringsten Schwierigkeiten, weil ja große Cavalleriemassen der Armee vorausmarschirten und daher die ganze Gegend nach feindlichen Abtheilungen durchforscht hatten. Die Einwohner hielten sich in jener Zeit auch noch an da« allgemeine Völkerrecht und mischten sich nicht in Dinge, welche nur die Angehörigen der beiden gegnerischen Heere, nicht aber die friedlichen Bürger und Bauern an gingen. Daher verliefen auch die Vorposten der Jäger ohne jedes Ereigniß. Am 25. August war man nach einem nicht zu an strengenden Marsch in dem idyllisch gelegene» Dorfe Char- dogne, nordwestlich von Bar-le-Duc, angekomme«. Vor dem Wegtreten der Leute theilte der Eompaanircbef der Mannschaft mit, daß für den nächsten Tag ein Rasttag angesagt fei. Hocherfreut, wieder einmal au-ruhrn zu können, steuerten die Jäger ihren verschiedenen Quartieren zu. Am nächsten Tag wurden die defect gewordenen Stiefel und Uniformen in Stand gesetzt, die Gewehre geputzt und nach- geseben, und auf solche Weise die Kricgsbrauchbarkeit der Waffen und Ausrüstungsstücke wieder ergänzt. Nach dem Nachmittagsappell hatten die Compagniechess ihre Leute freigclassen, damit sie sich einmal gründlich erholen konnten. Mit einem Male schmetterte durch das ganze Dorf das Signal: „Alarm". Wie da die Jäger, Osficiere und Leute rannten. Wie da die Corporalschaften im Nu versammelt waren und im Laufschritt den Saminelplätzen der Compagnie zueilten, wie da die Compagnien schnell vor das Dorf rannten, weil! dort daS Bataillon antrelen sollte! In 8 Minuten war auch die am entferntesten gelegene 4. Compagnie eingetroffen. Bis sie kam, durften die schon anwesenden Compagnien mit „Rührt Euch" stehen. Bei den Leuten der 3. Compagnie waren wieder Niederer und Huber in eine lebhafte Debatte gerathen: „Dees is' oanfach a Uebungsalarm. I' Hab aa deSzweg'n mei' zwoati Hos'n in mei'm Quartier g'lafs'n, weil s' no' nit ganz trock'n is'. I' Hab s' putzt." „Schreiber, Du bist zwoar a groß' Schlaucherl, aber diesmal gehst ein, denk an mi'." „Was Werst denn Du wissn, Niederer! Hast ebber beim Stab Adjutantendienst g'macht?" DaS Commando: „Achtung! Hochs Gewehr! Vorwärts marsch," zwang beide still zu sein. Nach einiger Zeit ertönte das weitere Commando: „Rührt Euch!" Nun durfte wieder geplaudert werden. Der Marsch wandte sich zuerst südlich, dann östlich genau auf dem gleichen Wege, auf dem man tagsvorher gekommen war, zurück. Niederer begann sofort: „Na Huber, was sagst kenn jetzt? I' glab alleweil, Dei' Hos'n is' futsck Die kannst hol'n, wann der Fried'» g'schloss'n is' und Deini HauSleit s' nit unterdessen sell aftrag'n Hamm." „Was Du Dir nit einbildst, Niederer. Dees siebgt do a kloan« Kind, scho' eh daß af d' Welt kimmt, daß deeS oan UebungSmarsch is'. Wir wer'» do' nit zaruckmarschirn. 's handelt sie woahrscheinlich um oan Alarm der ganzen Brigad!" „Kann sein, kann sein aa nit." Da der Schreiber sonst immer recht gehabt batte, wagte Niederer nicht« mehr zu be haupten und schwieg still. Der Marsch girm immer weiter zurück. Nun kam man wirklich wieder in Bar-le-Duc an. DaS Städtchen sah aber
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