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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.09.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950926017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895092601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895092601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-09
- Tag1895-09-26
- Monat1895-09
- Jahr1895
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VezugS.Prei» I» d« tzauptexpeditton oder den tm Stad^ bezirk mld de» Bororten errichteten Au», aavestellen «bgeholt: vierteljährlich^! 4.50. bei tweimaliger täglicher Zustellung ins hnu« ^l 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^ti S.—. Direkte tägliche Areuzbandienvuug t>Nk Lusland: monatlich 7.S0. Lt« Morgen-Ausgabe erschein« täglich mit Aus nahme nach Sonn- und Festtagen '/,? Uhr, die Adend-AuSgabe Wochentags 5 Uhr. Nedartion und Lrveditio»; AohanneSgafie 8. Die Spedition ist Wochentags ununterbrochen geWnrt von früh 8 bis Lbeuds 7 Uhr. Filialen: Ott» Memm's kortii». lLlfre» Hahak Universitätsslratzr 1» Louis Lösche. Latharinenstr. 14, part. uud Küuigsplatz 7. Morgen-Ausgabe. «MM und TaMllÜ Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, szaildclsUcschaftsverreh^ Donnerstag den ^6. September 1895. An-rtgen PrstA die «gespaltene Petttzeile LO Pfg. Reklame« unter dem Redactionsstrich (4 ge spalten) 50^, vor den Familiennachrichtru (6gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut «asere« Preis- verzeichiiib. Tabellarischer und Zifsernjatz nach höherem Tarif. Extra »Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausaabe, ohne Postbefärderimg SO.-, mit Postbeförderuug 7<>.-x Jinnahmeschluß für Jinzeize»; (Nur Wochentags) Nbend-AuSgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgrn-Ausgabe: Nachmittags 4UH^- Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher, «Nt«i«r» sind stets an di» Gr»r»Ms» zu richten. Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die An- und Abfahrt für die am 38. und 20. September dieses Jahres stattfindenden Nennen betr. 1) An vorgenannten Tagen ist Nachmittags von V-1 Uhr ab bis zum Schluß der Rennen die Carl-Tauchnitz-Straße von der Schwägrichen- bis zur Pestalozzi-Straße und der Rennbadn- weg von der Carl-Tauchnitz-Straße bis zum Kettensteg für den öffentlichen Reit-, Fahr- und Fußverkehr gesperrt. L) Die Anfahrt durch das Scheibenholz ist verboten. 3) Auf dem Rennbahnweg haben sämmtliche Wagen in der Reihe zu fahren. Ausbiegen und Vorfahren wird ausdrück lich untersagt. 4) Tämmtltche Wagen, auch diejenigen, für welche Wagen karten gelöst sind, haben links von der vor der Tribüne errichteten Einfriedigung hintereinander vorzusahren. 5) Bis zum Schluß der Rennen haben alle Wagen durch das Scheibenholz abzufahren. S) Auf dem hinter der Tribüne befindlichen, neu ange legten Wagenplatz dürfen nur zur Rückfahrt bestellte Wagen ansahren. Die Kutscher haben sich von dem an der Lasse poslirten Polizeibeamten eine Platzkarte geben zu lassen und dieselbe sichtbar am Hute zu tragen. Die Platzkarte wird kostenfrei verabfolgt. Ter an der selben befindliche Abschnitt ist für die Herrschaft bestimmt und dient zum leichten Auffinden des Wagens. Die Wagen dürfen nur in die Reihe einfahren, welche die Nummer der Platzkarte trägt. Wagen ohne Platzkarte werden auf dem bezeichnet«« Wagenplatz unter keinen Umständen zugelassen. 7) Da» Einsteigen in die mit Platzkarten versehenen Wagen darf nur ans dem Wagcnplatz selbst erfolgen. Kein Wagen darf, bevor er seine Passagiere auf- genommen, von dem Wagenplatz abfahren. Die Abfahrt von den Wagenplätzen hat ausschließlich auf der an dem Damm entlang führenden AbiahrtS- straße zu erfolgen. Auf derselben ist in einer Reihe zu fahren. Die die Wagenplähe verlassenden Wagen haben auf der Strecke des Rennbohnweges von der Tribüne bi» zu den großen Eichen links zu fahren und sodann durch das Tcheibenhol; abzusahren. 8) Das Vorfahren vor der Front der Tribüne, sowie daS Aufstellen von Wagen auf dem Rennbahnweg zwischen der Tribüne und den großen Eichen ist untersagt. 18 Alle nicht im Voraus zur Rückfahrt bestellten und daher nicht mit Platzkarte versehenen Wagen haben auf der Carl-Tauchnitz-Straße anzusahren. Nach Beginn des vorletzten Rennens dürfen diese Wagen auf dem Rennbahnweg bis an die großen Eichen vorrücken, um alsdann nach der tkarl-Tanchnttz-Straße zu at>- znfahrcn. 10) Während der Rennen dürfen Wagen auf dem Schleußiger Weg nicht halten bleiben. 11) Nach Beginn des vorletzten Rennens darf der Rennbahnweg in der Richtung nach der Tribüne von den großen Eichen an nicht mehr befahren werden. Herrschaften, welche stch Wagen zum Abholen be stellen, wollen mit Rücksicht auf vorstehende Bestim mung ihre Kutscher wegen rechtzeitigen Anfahrens mit entsprechender Weisung versehen. 12) Für Fahrten nach der Rennbahn haben sich die Droschken kutscher das Fahrgeld tm Voraus bezahlen zu lassen. 13) Für Benutzung der auf dem Rennbahnweg vom Scheiben- holzwrg bis zur Carl-Tauchnitz-Straße und auf der Carl- Tauchnitz-Straße von der Rennbahn bis zur Haydn-Straße haltenden Droschken ist der in Fahrtaxe II des Droschkcn- tarifs für den Rennplatz festgesetzte Fahrpreis zu entrichten. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 30 oder entsprechender Haft bestraft. Leipzig, am 24. September 1895. Der Rath und das Polizeiamt der Stadt Leipzig. V.R. 4472. vr. Georgi. Bretschneider. Bekanntmachung. Bei der am heutigen Tage erfolgten planmäßigen Leipziger Stadtschnldichetne der Anleihe de» Jahres 188 Serie II (ck. ck. st. März 1800) sind gezogen worden: je 5000 Int. ä. Nr. 1059 1142. je 1000 Int. L Nr. 5341 5378 5460 5651 5897 6006 6008 6035 6100 7500 7867 8005 9040 9072 10296. je 500 >4 Int. 0 Nr. 10891 I096I 11276 11468 11617 11636 11689 11698 11706 11857 11865 11977 13280 13495 13857 13971 13990 15409 15435 15482 15830 16388 16526 18254 18332 18453 19774 19963. je 100 Int. v Nr. 16329 16343 16929 17179 1 8389 18643 18677 18781 19237 19290 19745 20419 20502 20749 20893 21250 21803 21986 22114 22150 22403 23346 23965 23975 24051 24200 24244 84625 24912 25542. Der Nominalbetrag dieser Schuldscheine gelangt gegen Rückgabe derselben nebst den dazu gehörenden ZtnSlristen und Znisschetnen vom 31. März 1806 ad, mit welchem Tage die Berzinsung der Capitale aufhört, bei unserer Stadtcasse zur Auszahlung. Die Inhaber der Leipziger Stadtschuldscheine Rr. 14025 und 10027 des Jahres 1864, welche zum Umtausch in S' ,proe. Leipziger Stadtanlethe de» Jahres 1887 Serie I anacmeldet und mit bezüglichem Stempel versehen wurden, werden hiermit wiederholt aufgefordert, diesen Umtausch bet unserer Stadtraffe daldigst zu bewirken. Wegen der Leipziger Stadtschuldscheine des Jahre» 1850 Int. 6 Serie 36 Nr. 716, Serie 99 Nr. 1966 Über je 150 .6, deS Jahre« 1884 Int. 0 Nr. 5528, 5529, 5530 über je 500 ^!, des Jahre» 1887 Serie I Int. 8 Nr. 4576 über 1000 , Int. 6 Nr. 1055 über 500 >4 und de« Jahre« 1887 Serie II ck. ck. 31. März 1890 Int. 6 Nr. 10893 über 500 MH 8it. v Nr. 16228, 18543, 18544, 18545 und 21280 über je 100 Ml ist daS Ausgebotsversahren behufs KraftloSerNärung derselben beim Königlichen Amtsgericht Leipzig anhängig. Leipzig, am 24. September 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. T. Schulze. 30-40000 Mark hat gegen müudelmäßig« Hypothek auszuleihen Sparkasse Leutzsch Bekanntmachung. Am 19. dieses Monats, früh 6 Uhr, wurde in der städtischen Waldung bei Leipzig - Connewitz (Nevierort Langes Feld) ein un bekannter Mann erhängt ausgefunden und polizeilich aufgehoben. Bekleidet war der Tobte mit einem dunklen Rockjoquet, einer Hose aus englischem Leder, Lederschuhen, einem Barchentheinde, braunen baumwollenen Strümpfen, einem schwarz und weiß carrirten Shawltuche, sowie einer schwarzseidenen Mütze. In den Taschen and sich ein Taschentuch vor. Eine Personenbeschreibung kann mit Rücksicht auf die bereits vorgeschrittene Verwesung des Leichnams nicht beigesllgt werden. Wir bitte» uin schleunige Mittheilung, falls Jemand über die Persönlichkeit des Tobten Ausschluß zu geben im Stande sein sollte. Leipzig, den 20. September 1895 Das Polizeiamt der Stadt Leipzig. IV. 5609. Bretschneider. H. Concursverfahren. Ueber das Vermögen des Schuhfabrikanten Wilhelm Albrecht in Weißenfels ist heute Mittags 12^/. Uhr Las Concursversahren eröffnet und der offene Arrest er'assen. Concursverwalter: Rechtsanwult Günther hier. Anmelde- und Anzeigefrtst bis zum 20. November 1895. Erste Gläubigerversammlung am 25. Oktober 1805, Vormittags 9 Uhr. Prüfungstermin am 13. Tecember 1895, Vormittags 0 Uhr. Weißenfels, den 23. September 1895. Königliches Amtsgericht, Abthcilung l. Bandwirthschaftliche Verkaufsvereinigungen. ^ Die Erörterung der die Phantasie anregenden, aber an Undurchführbarkeit leidenden „großen" Projekte ur Behebung des Nothstanves der Landwirth- chaft dauert zwar in der dazu eingesetzten Presse fort, aber eS ist unverkennbar, daß die Landwirthe selbst mehr und mehr wieder auf dem festen Boden der realen Thatsachen Fuß fassen. Der Glaube an die Möglichkeit einer künstlichen Hebung der Getreidepreise ist im Erlöschen und macht dem lhatkräftigen Bestreben Platz, die Unrentabilität des Kvrner- baues aus dem natürlichen Wege der Verbesserung deS ProductionS- und namentlich des Absatzwesens zu be seitigen. Bon diesem Wandel wird die Auffassung, daß Staat und Gesetzgebung der Landwirtbschaft, wenn sie die schwere Krisis überstehen soll, ibren Arm zu leihen haben, selbstverständlich nicht berührt. Hierüber besteht und bestand indeß seit langer Zeit eine Uebereinstimmung zwischen den Regierungen und den Interessenten, die in nahezu allen deutschen Staaten praktisch zum Ausdruck gekommen ist. In mehr als einer Hinsicht ist das Eingreifen der Gesetzgebung nölhig, um auch nur die Voraussetzungen einer Behebung des Nothstandes zu schaffen. Dann gehören beispielsweise Maß nahmen, die, ohne die Ueberproduction zu begünstigen, es verhindern, daß die heimische Zuckerindustrie und mit ihr der Rübenbau der durch hohe Ausfuhrprämien übermächtig gewordenen ausländischen Concurrenz waffenlos auf dem Weltmarkt gegenübersteht; ferner eine die Auswüchse des Verkehrs in Produkten beschneidende Börsenreform und die Sicherung der Buttererzeuger gegen einen be trügerischen Wettbewerb. In der eigentlichen, gewerbetechnischen Reformaction kann die Landwirtbschaft, wie die Entwickelung sich nun einmal gestaltet, gleichfalls der staatlichen Unter stützung nicht entbehren. Liegt hier selbstverständlich der Schwerpunkt bei der Selbsthilfe, so darf der Begriff derselben nicht mit der Beschränktheit, wie sie die derzeitige Leitung des Genossenschaftswesens nach Schultze-Delitzsch be kundet, aufgefaßt werden. Die Losung hat vielmehr zu lauten: Selbsthilfe unter staatlicher Förderung. Auch hierüber besteht zwischen Regierungen und Landwirth- schasl keine Meinungsverschiedenheit, wie die Begründung der preußischen CentralgenossenschaftScasse, die Sub- ventionirung von Kleinbahnbauten, die Fracht ermäßigung für gewisse landwirhschaftliche Bedarfs artikel und Erzeugnisse und namentlich auch die moralische und gelegentlich materielle Unterstützung des genossen schaftlichen Verkaufswesens durch eine Reibe von Bundesregierungen beweist. Dieses letztgenannte „kleine Mittel" erlangt allmählich Aussicht, ein höchst bedeutungsvoller Apparat zu werden. In Bayern werden demnächst drei genossenschaftliche Lagerhäuser in Betrieb stehen, in Baden ist eine Absatzgeuossenschaft ins Leben getreten und die Be gründung einer zweiten in Aussicht genommen, in jeder der drei Provinzen des GroßherzogthumS Hessen ist eine Lager hausgenossenschaft in der Bildung begriffen, für die Provinz Hessen scheint die Errichtung einer Getreideverkaufsgemein schaft so gut wie gesichert und ein westfälisch.land- wirtbschaftlicher Kreisverein hat soeben beschlossen, ein Lagerhaus auf genossenschaftlicher Grundlage zu erbauen. Die Statuten dieser Genossenschaften sind nicht überall dieselben, hinsichtlich der Lombardirung des einzu lagernden Getreides, der Art deS kaufmännischen Gebühren« und anderer Dinge bestehen Verschieden heiten; alle aber verfolgen den Zweck, den Getreide producenten dem Brodconsumenten möglichst nahe zu bringen und die auS dem nach der Ernte regelmäßig vorhandenen Geldbedarf des LandwirthS entstehende preisdrückende Ueber- füllung des Marktes hintanzuhalten. Nach dem gegenwärtigen Brauch drängen sich, zumal in den Gebieten de- üoerwiegendenKleingrundbesitzes, zwischen den Ge treideproducenten und den Müller, also den letzten, unverarbeitetes Getreide verbrauchenden Gewerbtreibenden, derZwischrnhandel in einer oft gar nicht controllirbaren Reihe von Abstufungen, sodann, für den größeren Bedarf, die Börse. Das Verkaufs geschäft deS Bauern mit dem ersten Händler trägt sehr häufig einen wucherischen Charakter an sich und wo dies auch nicht der Fall ist, wird der Gewinn de- ersten Käufers und seiner Nachfolger im Besitze der Waarr regelmäßig von dem in der Zwangslage der Geldbedürstigkeit befindlichen Producenten zu tragen sein. Diesen Gewinn oder wenigsten« einen beträchtlichen Theil desselben sickern die Lager- genossenschaften ihren Mitgliedern, indem sie an den Müller direct oder doch an in der Börse heraiitreleii. Die Genoss abzuwarten, Lage, einen annehmbaren Preis ^ ^ n -wischen zwei Ernten sich nicht bilden Getreide eine Weile und der letzten Ernte wurde beka 'nN ^ ^geschlagen auskömmlich, jedoch nicht, den -a ' ssenschaften doch ver bauen. bezahlt -, 'o können d.e Ge. hindern, daß Massengebote nach . .. . an sich nicht gereckt- dnrch die Meng- der vorhandenes fertigte Weise entwerthen. ^ndem die La» ^ ^ der VerkausSvereinigungen unnnttelbare B b Theil der Müllerei anknupft, entzieht sie - e^ulation des ,n, Inland- erzeugten G-tre-d-s und wirkt dadurch corrigirenv deg DörscnwesenS Für wie dringend immer man eine Reform des I . Henne NflichLn müssender Begründung einer Lagerhaiisgenoffenschast im w , «,>> »i. «..--i.-l-g--«.- - ..»>w. Reiche allgemein eingesübrt sein werden. ES ist AuSs W vorbanden daß die Lanvwirthschaft wenigstens energisch ken Weg zu diesem Ziele betritt, und dann w.rd .br das A>we/e Ungemach, unter dem si- M M lewen bat schließlich zum Segen ausgeschlagen sein. Der Trieb, sich zu helfen? r?gt sich, wie gesagt, überall m,t erfreulich, er Lebendigkeit und es tritt dabei die nicht überraschende, al der Aufzeichnung wertbe Erscheinung zu Lage, baß >» den vordersten Reihen der Ralbenven und Handelnden Männer erblickt werden, die wegen ibrer ablehnenden Haltung zum Anträge Kanitz und verwandten Abenteuern m den letzten Jahren als Verräther an der Landwirtbschaft von der gewerbsmäßigen Agitation gebrandmarkl worden ,md. Man darf nickt bezweifeln, daß die Regierungen da« wieder kehrende Vertrauen in die eigene Kraft bei den Landwnlhen ausdauernd nähren werden und daß insbesondere auch der preußische Staat den bereits getroffenen oder in Aussicht genommenen Nothstandsmaßrcaeln die directe Forderung deS genossenschaftlichen VerkaufSwesenS beigescllen wird. Deutsches Reich. -8-Leipzig, 25. September. Zu der in Köln a. Rh. erfolgten Verhaftung eines franzos,scheu Paares wegen Spionage und Landesverratbs erfahren wir, daß zwar noch weitere Verhaftungen in derselben Angelegen heit in den Städten Magdeburg und Essen stattgcfunden haben, nicht aber in Braunschweig, und daß sonnt die hierauf bezügliche Mittheilung auswärtiger Blatter irrig ist. Die ganze Sache ist bis jetzt noch nicht vor daS Reichs gericht gekommen; man erwartet jedoch, daß dies bald geschehen werde, da die Voruntersuchung, die in Berlin geführt wird, voraussichtlich binnen Kurzem abgeschlossen wird. Ob diesem jüngsten Spionenfang wirklich die große Bedeutung innewohnt, die ihm von auswärtigen Blättern beigemessen wird, bleibt abzuwarten. * Leipzig, 25. September. Aus Thüringen wurde uns von unserem *X*-Eorrespondenten in einem in Nr. 447 des „Leipz. Tagebl." vom t6. d. M. abgedruckten Berichte gemeldet, daß aus dem Fürsientbume Neuß ä. L. „unter Betheiligung ver schiedener einflußreicher Personen unter den Staatsbeamten und Geistlichen des LändchenS anläßlich der Feier deS 20. September eine Adresse an den Cardinal-Staats- secretair des Papstes gerichtet werden wird, in der die Unterzeichner die Occupation Roms für einen völker rechtswidrigen Act erklären und versichern, daß die „deutsche Rechtspartei" solidarisch sei mit den Bestrebungen der „wahren Patrioten Italiens"." Wie uns jetzt auS Greiz von zuverlcffsiger Seite geschrieben wird, ist dort eine der artige Adresse nicht abgesendet und auch nicht unterschrieben worden. K. Berlin, 25. September. Unter der Überschrift „DaS Bürgerliche Gesetzbuch und das Deutsche Reich" giebt die „Germania" einer Betrachtung Raum, die, wenn sie die Auffassung der CentrumSpartei widerspiegeln sollte, eine freudige Ueberraschung Hervorrufen müßte. Während der Richter'sche Freisinn bei Gelegenheit der Verhandlung des Juristentags über den Entwurf, ohne für die nationale Bedeutung deS Werkes ein Wort zu haben, in beinahe ge- bassi^er Form die Zerpflückung deS Entwurfs ankündigte, schreibt daS CentrumSorgan über das Gesetzbuch als Ganzes: „Wo sind Wahrheit und Recht, daß wir sie suchen? Ganz und immer nirgends, fragt und antwortet Johanne« von Müller. Auch dem neuen Bürgerlichen Gesetzbuch gegenüber werden wir uns bescheiden müssen, mag derselbe nach Inhalt, Form und Sprache die deutschen und außerdeutschen Gesetzeswerke noch so sehr überragen. Vollkommenes ist nicht zu er reichen, das liegt in den menschlichen Verhältnissen. Aber damit ist die Hoffnung nicht ausgeschlossen, sondern gerechtfertigt, daß durch das Bürgerliche Gesetzbuch das deutsche Volk mit seinem Reckte vertraut und in seinem eigenen Hause heimisch werde." Noch bedeutsamer als dieses allgemeine Urtheil er scheinen uns die Aeußerungen des Blattes über die Einver leibung des persönlichen EberechteS in den Entwurf. Da die katholische Kirche die Ehe als unauflöslich ansiebt — sie kennt nur eine Trennung der Gatten, aber keine Scheidung —, so 'I* von dieser Seite her geltend gemacht worden, da« Eentrum könne nicht für da« Gesetz stimmen, daS die Ehe- scheidung unter gewissen Voraussetzungen zuläßt. Als der Abgeordnete Spahn sich », der vorigen ReichStagtzsesüon in diesem Smne äußerte, glaubte der Abgeordnete EnoecceruS ihn im Interesse de« Zustandekommen« de- Ganzen insoweit unterstützen zu sollen, al« er die Ausscheidung de« persön- ichen Eberechtes aus dem Entwürfe und seine gesonderte Rege- lung anhe,n,stellte. E« scheint aber dies Bedenken «'§"2 »» sem, daß es den Entwurf gefährden könnte. Be, dem Verfasser des Artikels in der Ge" c" Nicht. Er zieht in Erwägung Lesung gegen den ursprünglich?« — we7che rie ^^^^?""^ - Milderungen enthält, welche die Gefahren der GrwissenSconflictr der katholischen Ehegatten mindern, und er erkennt an, daß andererseits das Ebescheidungsiecht des Entwurfs strenger sei, als das des preußischen Landrechts, also im katholischen Sinne einen Fort schritt bedeute. Schließlich berücksichtigt der Verfasser, daß die staatliche Ehescheidung ohnehin geltendes Recht sei, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in Staaten mit über wiegend katholischer Bevölkerung, und kommt zu dem Schlüsse, daß das Cenlrum den Weg finden werde, „der die Katholiken vor Conflicteii mit der Gesetzgebung bewahrt und zum Heile unseres Vaterlandes führt". Die eherechtlichen Bestimmungen des Ent wurfs wird das Centrum danach wahrscheinlich ablebnen, dem Gesetzbuch im Ganzen aber, auch wenn das Eherechl Auf nahme gefunden hat, seine Zustimmung geben. Eine ell-dloo-Annabme verbietet sich bei diesem Vorhaben von selbst, der Verfasser wendet sich auch gegen eine solche und verlangt für die das Kirchenrecht, sowie das öffentliche und sociale Recht berührenden Bestimmungen CommisstonSberathung. Wenn aber mit dem Geiste, wie er den Artikel durchweht, in die Conimissionsberathung eingetreten wird, dann ist halb ge wonnen Spiel. Es steht zu hoffen, daß hier ein Wortführer des CentrumS und nicht ein Jurist gesprochen hat, dem das Technische deS Entwurfs Bewunderung und Sympathie ab ringt. H Berlin, 24. September. Ganz so groß wie bei der Unfallversicherung ist die Steigerung der jährlichen Rentenzahlungen bei der Jnvaliditäts- und Altersversicherung nicht, immerhin beträchtlich genug. Nach den vorliegenden amtlichen Zahlen sind für Jnvaliditäts- unv Altersversicherung in den vier Jahren seit Jnkrastbestehen des Gesetzes vom 22. Juni 1889, in den Jahren 1891 bis 1894, nicht weniger als 100,4 Millionen Renten gezahlt worden. Davon entfielen 83,6 auf die Alters- und 16,8 Millionen auf die Invalidenrente. Das Verhältnis zwischen beiden Rentenarten nimmt von Jahr zu Jahr einen anderen Charakter an. Wäh rend im Jahre 189 t für Invalidenrenten nur ein ganz winziger Betrag ausgezahlt wurde, belief sich derselbe 1892 auf 1,3 Millionen, 1893 auf 5,3 und 1894 auf 10,2 Millionen. Diese Steigerung ist also ganz außerordentlich. Bei den Alters renten beliefen sich die entsprechenden Beträge auf 15,3, 21,1, 22,7 und 24,5 Millionen. Die Procentzahlen geben von dem Verhältniß zwischen Invaliden- und Altersrenten das beste Bild. Von 100 Rentenzahlung entfiel noch im Jahre 1891 der gesammte Betrag auf die Altersrente, im Jahre 1892 auf diese 96 und auf die Invalidenrente 4 im Jahre 1893 81 und 19 und im Jahre 1894 71 und 29 Die Gesammtsumme der Rentenauszablungen betrug in den genannten vier Jabren 15,3, 22,4, 28,1 und 34,6 Millionen. Von Interesse ist es, die Theile festzuslellen, welche von den gezahlten Renten auf das Reich und auf die Versicherungsanstalten entfielen. Von der Gesammtsumme der vier Jahre in Höbe von 100,4 Millionen wurden 40,1 Millionen vom Reich und 60,3 Millionen von den Versicherungsanstalten entrichtet. In den einzelnen Jabren stellte sich das Verhältniß so, daß >891 ans daS Reich 6,0 Millionen, auf die Versicherungsanstalten 9,3 Millionen, 1892 auf das Reich 9,0 auf die Anstalten 13,4, 1893 11,2 und 16,8 und 1894 13,8 und 20,8 Millionen kamen. Wenn man den Betrag berechnet, der von den Renten zahlungen auf den einzelnen Kopf der Bevölkerung entfällt, so stellt sich für daS ganze Reich heraus, daß derselbe im Jahre 1891 sich auf 31 der Antheil am ReichSzusckuß auf 12 belief, im Jahre 1892 auf 45,3 und 18,1 ^s, im Jahre 1893 auf 56,8 und 22,8 und im Jahre 1894 auf 70,1 unv 28,0 ^s. Auf den Kopf der versicherungspflichtigen Bevölkerung kamen 1891 von den Rentenzahlungen 136 ^s, vom Neickszuschuß 54, im Jahre 1892 198,7 und 79,5 1893 246,3 und 98,9 und 1894 302,8 und 121,1 Berlin, 25. September. (Telegramm.) Die „Nord deutsche Allgem. Ztg." ist zu der Erklärung ermächtigt, daß die vom „Figaro" veröffentlichte angebliche Unter redung eines seiner Corresvvndenten mit dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe überhaupt nickt stattgesun d en habe. Demgemäß sei die ganze Erzählung deS „Figaro" von Anfang bis zu Ende erfunden. (-) Berlin, 25. September. (Telegramm.) Einem den Blättern zuaehenden Bericht zufolge will der unter dem Verdachte deS LandeSverrathS hier verhaftete Ingenieur Ludwig Pfeiffer Angestellter der Waffen- und Munitions fabrik von Skola in Pilsen sein, welcke hier eine Zweig anlage errichten soll. Es verlautet, Pfeiffer sei in den K ö ln er Landesverrathsfall verwickelt. (S. -g-Leipzig. D.Ned.) 8. Berlin, 25. September. (Privattelegramm.) Eine sehr interessante Erklärung des Dr. Majunke publicirl die „Germania". Bekanntlich veröffentlichten unlängst die „Hist. pol. Blätter" einen Artikel mit der Ueberschrift „Centrum und Jnteressenpolitik". Gefordert wurde darin, daß zur Erreichung ihrer idealen Aiele die CentrumSfraction auch in nichtkirchlichen Fragen möglichst einheitlich vorgehe, daß Einzelne die materiellen Interessen nicht in den Vordergrund stellen und sich auf einer Mittellinie einigen möchten. Der Artikel machte Aufsehen, da daraus hervor- ging, daß innerhalb der CentrumSfraction schwere Conslicte, ja unüberbrückbare Gegensätze vorhanden sind. Herr Majunke sagt nun in Bestätigung dieser Annahme: „Wer die Stim mung unter den „katholischen Agrariern" aus eigener An schauung kennt, der weiß, daß sie sich gerade darüber be klagen, durch diese Mittellinie bisher im Centruni „zu kurz" gekommen zu sein, und daß sie stärkere Berücksichtigung der agrarischen Forderungen durch da« „ganze Centrum" wünschen. Da indeß die CentrumSpartei im Staate auch aus nicht- agranschen Elementen sich zusammensetzt, so hielt ich eS im Interesse de- weiteren Bestandes der parla- mentarischen Fraktion für geboten, in einer in den „Historischen politischen Blättern" vom 1k. September er- Replik den Vorschlag zu machen, daß man wirth- schaftliche Fragen im Centrum al« offene behandeln möge, daß man Agrarier und Nicht - Agrarier in- Centrum — je nachdem die Wahlkreise entschieden hätten — aufnehmen und abwarten möge, ob und wie sie sich innerhalb der Fraction einrichten. Trenne man sich bisweilen, so geschehe die« doch nur von Fall zu Fall, da« einigende Band bleih«
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